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clematis

Bewertungen

Insgesamt 242 Bewertungen
Bewertung vom 06.05.2025
Kreidemord / Romy Beccare Bd.14 (eBook, ePUB)
Peters, Katharina

Kreidemord / Romy Beccare Bd.14 (eBook, ePUB)


gut

Fall 14

Im Kreidemuseum auf Rügen liegt eine Tote, qualvoll erstickt im weißen Staub. Dieser vierzehnte Fall für Romy Beccare führt nicht nur zu einem weit zurückliegenden Korruptionsfall in Polizistenkreisen, sondern auch dazu, dass ihr Ehemann Jan Riechter unter Verdacht gerät.

Während der Klappentext Neugierde in mir weckt, denke ich beim Lesen immer wieder, dass ein Quereinstieg bei Fall 14 doch nicht ganz klug war. Zu viele Namen und Figuren begegnen mir beim Lesen, sei es im Team der Ermittler, sei es unter den Verdächtigen, sei es bei Verwandten vom Opfer. Die Kriminalisten werden recht gut charakterisiert, sodass man sich bei den Aktiven doch bald gut auskennt, allerdings reicht das Ganze ja auch etwa zwölf Jahre zurück, wodurch auch pensionierte Polizisten wieder ins Spiel kommen. Die unterschiedlichsten Spuren tauchen auf und werden akribisch verfolgt, ein Netz aus teils unübersichtlichen Handlungssträngen zieht sich nun durchs Geschehen, das zu allem Überfluss im Pandemiejahr 2020 abläuft und Hamsterkäufe, Abstandsregeln und sonstige Maßnahmen zur Sprache bringt. Möglicherweise bin ich die einzige Leserin, die 2025 nicht immer noch daran erinnert werden möchte, aber diese nicht unwesentliche Information hätte ich gerne vorab (z.B. im Klappentext) gehabt. Nun denn, es geht munter weiter mit einem hochmotivierten Team, bis schlussendlich eine fragwürdige Lösung als Treffer herhalten muss.

Alles in allem hat mich der Kreidemord auf Rügen nicht ganz überzeugt, was aber unter Umständen daran liegt, dass ich erst hier auf den Kahn aufgesprungen bin und frühere Zusammenhänge und Einzelheiten nicht kenne. Für treue Serienbegleiter bietet das Buch wohl eher das erwartete Lesevergnügen.

Bewertung vom 05.05.2025
Im Wind der Freiheit (eBook, ePUB)
Kinkel, Tanja

Im Wind der Freiheit (eBook, ePUB)


gut

Freiheit in Ketten

Susanne und Louise könnten unterschiedlicher nicht sein, die eine Schriftstellerin, die andere einfache Fabrikarbeiterin, als sich ihre Wege im Winter 1945/46 erstmals unerwartet kreuzen. Das Schicksal führt sie auch im Jahre 1848 zusammen, lässt beide kämpfen für Freiheit, Gleichberechtigung und Demokratie, der Erfolg bleibt diesmal jedoch aus. „Mag sein, dass die Sache der Freiheit derzeit wieder in Ketten liegt. Aber die Schlüssel zu diesen Ketten halten wir Frauen.“ [kindle, Pos. 5328]

Der Einstieg ins Buch mit einer siebzehnjährigen trotzigen Louise vor dem Notar und Susanne im Lehrerhaushalt und in einer Oederaner Tuchfabrik ist bestens gelungen. Beider Mädchen Geschichte weckt Neugierde, stellt doch jede von ihnen bildlich dar, welchen Stellenwert ein junges, minderjähriges Ding im 19. Jahrhundert einnimmt, nämlich gar keinen. Trotz aller Widrigkeiten nehmen aber Louise und Susanne ihr Leben in die eigene Hand und finden sich nach ihrem erstmaligen Aufeinandertreffen wenige Jahre später in der 48er-Revolution gemeinsam auf der Straße wieder. Was überaus einladend und fesselnd beginnt, verändert sich aber plötzlich schlagartig in eine Ansammlung an politischen Reden und Straßenkämpfen. Männer, welche Brandreden halten und Soldaten mit Schusswaffen beherrschen die Bühne, drängen die anfangs recht nahe gehende Handlung immer mehr an den Rand. Wiewohl dem Buch eine detaillierte Recherche zugrunde liegt und historisch belegte Figuren (u.a. Louise Otto) in die erdachte Geschichte eingebunden werden, so verliert sich das Ganze leider zunehmend in eine eher sachliche Darstellung der Geschehnisse im Jahre 1848, was ermüdend wirkt beim Lesen und den Drang zum Weiterblättern nicht gerade anfacht. Mehr Details wie „Was bedeutet Freiheit für dich?“ und Antworten aus unterschiedlichen Blickwinkeln hätten aus meiner Sicht spannender gewirkt, ebenso wie die anfangs so lebendig dargestellten Beweggründe von Louise und Susanne für ihr jeweiliges Tun.

Ein fundierter historischer Roman mit vielen realitätsgetreuen Details, der aber streckenweise aufgrund seiner sachlichen Darstellungsweise an Lebendigkeit einbüßt. Was ist da nach den ersten 25 Prozent passiert? Es scheint, als wären zwei unterschiedliche Textteile zusammengesetzt worden.

Bewertung vom 05.05.2025
Sturm über dem roten Land: Die Australien-Saga - Spin-Off (eBook, ePUB)
Zinßmeister, Deana

Sturm über dem roten Land: Die Australien-Saga - Spin-Off (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Kluft in Australien

Farm Second Chance, Australien, 1817: Die siebzehnjährige Grace ist ein rechter Wildfang und genießt ihr unbeschwertes Leben auf der Farm ihrer Eltern. Mit Pferd Bumerang erkundet sie nicht nur die nähere Umgebung ihres Zuhauses, sondern streift auch gerne ins Outback, um die Einsamkeit der Natur bis in ihr Innerstes zu spüren. Als ihr Vater, selbst Arzt, von Grace´ Interesse für Medizin erfährt, verbietet er ihr jegliche weitere Beschäftigung mit dem Thema, da sich dies für ein junges Mädchen nicht geziemt, sondern verpflichtet sie im Gegenteil zu gesellschaftlichem Engagement im örtlichen Bibelkreis. Als wäre das nicht schon schlimm genug, verspricht er seine jüngste Tochter dann auch noch dem selbstgefälligen Arthur Bellamy zur Frau, während diese allerdings schon ihr Herz an einen Aborigine verloren hat.

Unlösbare Probleme an der Kluft zwischen Weiß und Schwarz, zwischen Zuwanderern und Eingeborenen, aber auch innerhalb der Familie Fairbanks bilden die Grundlage dieses schönen und stimmungsvollen Romans, der auch etliche wahre Begebenheiten zwischen den fiktiven Szenen bereithält. Deana Zinßmeister versteht es wahrhaft, Phantasie und Realität zu einem stimmigen Ganzen zu verknüpfen, sodass den Leser eine Geschichte mit bezaubernder Atmosphäre erreicht. Der Schreibstil fließt angenehm dahin und beschreibt die Zustände im 19. Jahrhundert bildlich, lediglich das Verwenden von „um was“ statt „worum“, „auf was“ anstelle von „worauf“ oder „von was“ (wovon) in der Erzählung - nicht in der direkten Rede, wo ich das ja noch verstehen kann - ist mir eher unangenehm aufgefallen. Die Figuren hingegen sind gut vorstellbar, ihr jeweiliges Dilemma ebenso. Welches lösbar ist, welches weiter bestehen bleibt, das schildert die Autorin höchst lebendig in diesem Roman.

Ein lesenswertes Buch im Rahmen von Deana Zinßmeisters „Australien“-Saga, das viel verrät über den fernen Kontinent und darüber hinaus noch wahre Episoden und geschichtlich verbürgte Persönlichkeiten in die Handlung einflicht, wie im interessanten Nachwort zu erfahren ist. Leseempfehlung!

Bewertung vom 01.05.2025
Zeit der Hoffnung / Die Trümmerschule Bd.1 (eBook, ePUB)
Maly, Beate

Zeit der Hoffnung / Die Trümmerschule Bd.1 (eBook, ePUB)


sehr gut

Frau Professor Herzig

Die Jüdin Stella Herzig muss während des Zweiten Weltkriegs Wien verlassen, sehnt sich aber ständig nach ihrer Heimat, weshalb sie 1945 aus London zurückkehrt. Erschrocken stellt sie auf der Zugfahrt zum Westbahnhof fest, wie sehr sich die Stadt verändert hat, Ruinen ragen in den Himmel, Schutt und Trümmer müssen weggeschaufelt werden. Glücklicherweise findet die junge Lehrerin rasch eine Anstellung am renommierten Lindengymnasium, schafft sich mit ihren modernen und aufgeschlossenen Methoden aber nicht bei allen Kollegen Freunde, ganz im Gegenteil, so mancher Nazi tummelt sich noch in den Reihen der Lehrer.

Bildreich und mit einem geschulten Blick fürs Detail erzählt Beate Maly die Geschichte der jungen Frau Professor Herzig, die in der Wiener Lehrerin und Politikerin Stella Klein-Löw in groben Zügen eine Vorlage findet. Die überwiegende Handlung ist fiktiv, zeigt aber sehr eindrücklich, wie Wien in den Nachkriegsjahren ausgesehen hat und wie verbreitet antisemitisches Gedankengut immer noch war. Sehr deutlich zum Tragen kommen Traumata, mit welchen Erwachsene zu kämpfen haben, aber auch Stellas Schüler werden oft dazu gedrängt, Erlebtes totzuschweigen, zu gehorchen und die Wünsche und Erwartungen ihrer Eltern zu erfüllen. So verwundert es einen nicht, dass die Atmosphäre häufig angespannt ist, man nach wie vor nicht weiß, wem gegenüber man sich öffnen oder gar anvertrauen kann. Sowohl die Welt des gestrengen Gymnasiums als auch des Lebens unter unterschiedlichen Besatzern wird eindrucksvoll wiedergegeben, sodass die Geschichte vor den Augen des Lesers recht lebendig wird. Nicht überaus dramatisch, eher ruhig und einfühlsam schildert Maly die einzelnen Szenen, die Stella Herzig als Hauptfigur mutig und entschlossen darstellen. Da noch nicht alles auserzählt ist, Fragen offen bleiben, wird man sich bis zur Fortsetzung im Jänner 2026 gedulden müssen.

Ein leiser, realitätsnaher Roman, der erinnern möchte und zum Nachdenken mahnt. Empfehlenswert!

Bewertung vom 01.05.2025
Die Lektorin - Ich schreibe dein Ende! (eBook, ePUB)
Hammann, T. J.

Die Lektorin - Ich schreibe dein Ende! (eBook, ePUB)


sehr gut

Fortsetzungsroman

Bei Lektorin Lilli Ziegler wird ein Manuskript abgegeben, das das Blut in ihren Adern gefrieren lässt. Verblüffend sind die Parallelen zu ihrem eigenen Leben, aber die einzelnen Teile, welche nach und nach - einem Fortsetzungsroman gleich - bei Lilli ankommen, werden immer bedrohlicher, denn ihre Familie ist laut den Ankündigungen im Text in akuter Lebensgefahr.

Raffiniert legt Tim J. Hammann diese Geschichte an und vermag dadurch die Leser in seinen Bann zu ziehen. Einer ganzen Reihe an Fragen muss sich Lilli stellen. Wer könnte hinter den Manuskripten stecken? Wie gut kennt sie ihre Familie, ihren Ex-Mann und ihre beiden erwachsenen Kinder wirklich? Was bezweckt der Täter? Wem kann sie noch vertrauen? Die Spannung ist greifbar, Lillis Dilemma, der Polizei und auch ihren Weggefährten nicht alles zu erzählen, was ihr widerfährt, wird von Tag zu Tag größer. Das Augenmerk liegt weniger auf den einzelnen Figuren als vielmehr auf der Gesamtkomposition aus Lillis Leben, das mittels der Manuskriptteile dargestellt und des Weiteren vorgezeichnet wird und den Überschneidungen mit der Wirklichkeit, die gleichzeitig stattfindet. Dergestalt bildet jedes recht große Kapitel einen Abschnitt der Dramaturgie ab, wobei man sich immer weiter verstrickt in einen Strudel aus verblüffenden und überraschenden Neuigkeiten und der Fähigkeit des Schreibers, Lilli stets auf den Fersen zu sein. Die Auflösung kommt dann fast zu turbulent daher mit spektakulären Szenen, bei denen sich die Ereignisse regelrecht überstürzen und noch schnell etliche Informationen geballt zusammengefasst werden.

Ein flüssiger Schreibstil und eine überaus ungewöhnliche Handlungslinie lassen dieses Thrillerdebüt zu einem kurzweiligen Zeitvertreib werden.

Bewertung vom 01.05.2025
Altenstein
von Kessel, Julie

Altenstein


weniger gut

Von Kolberg

Familie von Kolberg muss 1945 kriegsbedingt endgültig ihr Gut verlassen und nach dem Tod des Grafen im Westen neu anfangen. Konrad, der Jüngste in der großen Kinderschar, will Jahrzehnte später das Land seines Vaters in Ostpreußen zurückbekommen, eine Restitution wird allerdings ausgeschlossen. Schwester Bobby hat genug Geld zur Verfügung, aber nun entfacht sich unter den Geschwistern ein Streit, ob eine Rückkehr das Richtige sei.

Mit einem beklemmenden Prolog rund um eine Fluchtszene aus Ostpreußen beginnt dieser umfangreiche Roman und fesselt damit seine Leser. Allerdings flacht die Spannung bald deutlich ab, da im weiteren Handlungsverlauf jeweils die Sicht eines anderen Familienmitglieds eingenommen wird und wild in unterschiedlichsten Zeitebenen umhergesprungen wird. So fehlt jegliche Chronologie und jedwede Möglichkeit, sich in die einzelnen Personen hineinzuversetzen und eine gewisse Nähe zu ihnen aufzubauen. Die Geschichte selbst wirkt grundsätzlich durchaus interessant, die Sichtweise der Figuren aufgrund ihres Abwechslungsreichtums ansprechend. Allerdings hat man mitunter das Gefühl, dass manche Erzählstränge irgendwo beginnen aber nirgendwo weiterführen. Daher konnte mich dieser Roman nicht wirklich in seinen Bann ziehen.

Ein vielversprechender Klappentext und ein überaus hübsches Titelbild wecken Neugierde, diese wird dann – für mich – allerdings nur teilweise gestillt, zu unruhig und sprunghaft verläuft die Handlung. 2 von 5 Sternen.

Bewertung vom 28.04.2025
Teufel von Potsdam
Hagedorn, Frank

Teufel von Potsdam


ausgezeichnet

Giftmord und mehr

Unabhängig voneinander werden zwei etwa dreißigjährige Frauen tot aufgefunden, die Rechtsmedizin entdeckt Gift in den Leichen. Als ein weiterer Mordanschlag auf eine Frau in ähnlichem Alter verübt wird, schrillen bei der Mordkommission Potsdam alle Alarmglocken. Paula Osterholz und Henry Wullitzer geraten an die Grenzen ihrer Belastbarkeit, denn beide Ermittler tragen Probleme aus der Vergangenheit mit sich.

Spannend und lebendig erstreckt sich die Handlung mit interessanten Themen vom ersten bis zum letzten Kapitel. Schön, wenn man Paula bereits von früher kennt, aber auch kein Problem, wenn dies nicht der Fall ist, denn Frank Hagedorn flicht wissenswerte Querverbindungen geschickt in diesen zweiten Band der Krimireihe ein, sodass man den Geschehnissen problemlos folgen kann. Seine Figuren wirken überaus authentisch mit allen Sorgen und Schwierigkeiten, die einen Polizisten sowohl im Dienst als auch im Privaten betreffen können. So passen die eingestreuten Familienepisoden gut ins Bild und runden die Thematik des Krimis entsprechend ab. Gut gelungen sind auch die Abschnitte aus Tätersicht, wobei man als Leser den Ermittlern zwar eine Naselang voraus ist, aber noch nicht einordnen kann, welche Beweggründe hier zugrunde liegen. Die Fahndungen führen in eine bereits vor mehreren Jahren geschlossene Klinik, treiben Paula zu Höchstleistungen am Steuer des Dienstwagens an und zeigen den immensen Zusammenhalt im Team, sodass das Lesen Spannung und Freude beim Miträtseln bietet.

Ein durchwegs fesselnder Krimi, der mit Abwechslungsreichtum und Kurzweil überzeugt. Natürlich bleiben auch diesmal noch offene Fragen, weshalb man neugierig auf die Fortsetzung wartet.

Bewertung vom 27.04.2025
Junikinder (eBook, ePUB)
Jarl, Marcus

Junikinder (eBook, ePUB)


sehr gut

Immer für dich da

Julia und ihre ältere Schwester Liv sind im Juni geboren, mit fünf Jahren minus zwei Tagen Abstand, Geburtstag gefeiert wird stets am Tag dazwischen. Einst geben sie einander das Versprechen, immer füreinander da zu sein, aber können sie das tatsächlich für den Rest des Lebens so einhalten? Einschneidende Geschehnisse stellen Julia und Liv auf eine schwierige Probe.

Julia hat es nicht leicht. Als Säuglingsschwester ist sie permanent sehr fordernden Situationen ausgeliefert, privat teilt sie sich mit einem manipulativen Charakter das Sorgerecht für Sohn Truls, zusätzlich hat sich das Verhältnis zu ihrer Schwester Liv distanziert und abgekühlt. Da passiert das schier Unglaubliche an ihrem Arbeitsplatz.

In eher ruhigem Stil beschreibt Marcus Jarl seine Charaktere und Szenen. Dabei blickt er ganz genau aufs Detail und lässt so den Leser tiefe Einblicke nehmen in den Alltag einer Frühgeborenenstation. Eine wenig erfreuliche Überraschung überschattet alsbald Julias Alltag und bringt die junge Frau in ein unlösbares Dilemma. Auf diesen ersten Abschnitt, der im Juni 2022 spielt, folgen zwei weitere große Teile, welche mittels Rückblenden aus Julias und Livs früherem Dasein erzählen und Zusammenhänge begreifbar werden lassen. Im abschließenden vierten Teil kehren wir ins Jahr 2022 zurück, spitzt sich die Lage naturgemäß zu und wartet auch mit einer ganz passablen Lösung auf. Trotz der zeitweise empfundenen Kühle im Schreibstil wird das Drama in der Geschichte gut transportiert – nicht jede Einzelheit muss erwähnt werden, um alles zu verstehen – da und dort hätte ich aber doch noch gerne mehr teilhaben wollen an den Gefühlen der Betroffenen. Nach außen hin gehen sie mit ihrem Schicksal fast zu gelassen um, wie es in ihrem Inneren aussieht, könnte vielleicht noch eindringlicher vermittelt werden.

Alles in allem hat mir der Roman Junikinder sehr gut gefallen, im Vordergrund stehen tapfere und selbstständige Frauen, für die ich mir auch künftig schöne gemeinsame Stunden vorstellen kann. Wer eine ruhige Lesezeit sucht mit wegweisenden Momenten, der ist bei den Schwestern Julia und Liv gewiss gut aufgehoben.

Bewertung vom 24.04.2025
Bad Tourists (eBook, ePUB)
Carver, Caro

Bad Tourists (eBook, ePUB)


sehr gut

Trio auf Scheidungsreie

Drei Frauen um die Fünfzig – die sonst recht unterschiedlichen Damen Darcy, Kate und Camilla haben sich aufgrund einer einzigen Gemeinsamkeit zusammengefunden und treten anlässlich Darcys Scheidung eine Reise auf die Malediven an. Aber statt erholsam wird es im Ferienresort ziemlich schnell turbulent und aufregend. Unerwartete Überraschungen lassen Zweifel an Freundschaft und Vertrauen aufkommen.

Aus unterschiedlichen Blickwinkeln lässt Caro Carver diese Geschichte aufleben. Neben den bereits genannten Figuren nimmt auch Jade eine wesentliche Rolle ein. Sie verbringt zur selben Zeit wie die drei Freundinnen ihre Flitterwochen auf den Malediven, vor dem malerischen Hintergrund einer phantastischen Ferienidylle braut sich allerdings Schreckliches zusammen. Mit einer verblüffenden Ruhe und Gelassenheit werden aktuelle Geschehnisse geschildert, wird auf ein grausames Massaker im Jahre 2001 zurückgeblickt. Wer meint, sehr schnell den Überblick zu haben und alle Zusammenhänge zu erfassen, wird sich vielleicht im Laufe der Kapitel doch noch wundern und eines Besseren belehren lassen, denn die Autorin hält einige Wendungen und Neuigkeiten bereit, mit denen ich jedenfalls nicht gerechnet hätte. So verläuft die gesamte Handlung fesselnd, bleibt die Spannung auf einem konstant guten Niveau, um des Lesers Neugierde nicht schwinden zu lassen. Lediglich zum Ende hin wird es etwas zu drastisch, was eigentlich nicht nötig gewesen wäre.

Caro Carver wählt verschiedene Themenbereiche rund um das Leben einer Frau und verpackt diese gekonnt in ihrem vorliegenden Thriller. Insbesondere die Wut und ihre Ausdrucksmöglichkeiten finden Raum in der Handlung und zeigen, welche Folgen ein Trauma haben kann. Mir hat´s gut gefallen, ich spreche gerne eine Empfehlung aus.

Bewertung vom 22.04.2025
Wut und Liebe (eBook, ePUB)
Suter, Martin

Wut und Liebe (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Kunst leidet

Camilla liebt Noah, aber sie liebt nicht das Leben mit ihm, denn Noah ist ein Künstler ohne Einkommen, sodass Camillas Geld für beide reichen muss. Anfang dreißig trifft sie eine weitreichende Entscheidung: sie trennt sich von Noah, um ihre eigenen Träume zu verfolgen. In seiner Trauer lernt Noah alsbald eine ältere Witwe kennen, mit der er einen zweifelhaften Pakt schließt, um Camilla zurückzugewinnen.

Mit seinem großartigen Schreibstil zieht Martin Suter seine Leser sofort in einen Bann, der durchgängig anhält von der ersten bis zur letzten Seite. Perfekte Portraits lassen die Figuren bis hin zur kleinsten Nebenrolle lebendig werden, jede einzelne Person zu einer bestens vorstellbaren Persönlichkeit heranreifen. Durch die Liebe zum Detail gelingt es sogar, Menschen zu verstehen, die einem im wahren Leben vielleicht nicht besonders sympathisch wären. Die drei größeren Abschnitte im Roman widmen sich unterschiedlichen Gesichtspunkten und lösen nicht nur aufgeworfene Fragen, sondern geben stets neuerliche Rätsel auf. So bleibt die gesamte Handlung extrem kurzweilig und Suter gelingt es immer wieder, Verblüffung in die Gesichter der Leser zu zaubern.

Was erwarten wir vom Leben, von der Liebe, von uns selbst? Was sind wir bereit zu geben, wo ziehen wir Grenzen? Raffiniert verpackt Martin Suter eine Menge Philosophisches in eine banal anmutende Szenerie, überlegt Alltägliches unter verschiedenen Blickwinkeln und sorgt gleichzeitig für Witz und Humor.

Ein weiteres erstklassiges Buch aus der Feder eines gewandten Schriftstellers, ein unterhaltsamer Roman trotz ernster Umstände. Wie auch andere Suter-Geschichten habe ich alles in einem Schwung gelesen und mich erfreut an vielfältigen Überlegungen, die nicht nur einmal für eine Überraschung gut waren. Aus voller Überzeugung empfehle ich auch „Wut und Liebe“ sehr gerne weiter.