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Benutzername: 
Waterlilly
Wohnort: 
Bayern

Bewertungen

Insgesamt 104 Bewertungen
Bewertung vom 05.04.2024
Was die Dünen verheißen / Die St.-Peter-Ording-Saga Bd.2
Janz, Tanja

Was die Dünen verheißen / Die St.-Peter-Ording-Saga Bd.2


gut

„Was die Dünen verheißen“ ist der zweite Band der Sankt-Peter-Ording Reihe von Tanja Janz. Die Bücher sind unabhängig von einander lesbar, da sie in unterschiedlichen Jahrzehnten spielen und andere Familienmitglieder im Zentrum stehen.Trotzdem trifft man auf bekannte Charaktere. Ich habe Teil eins auch gelesen und fand es deswegen witzig, Sabine und Tom als seriöse Erwachsene mit 17-jährigen Zwillingen zu sehen. Insbesondere Tom, der als Jugendlicher selbst allerhand wilde Träume hatte, ist ein richtiger Spießer geworden. Seine Tochter Julia muss unbedingt Abitur machen und eine Bewerbung bei der Lufthansa kommt schon gleich gar nicht in Frage.

Das Buch wird hauptsächlich aus der Sicht von Julia erzählt. Obwohl sie erst 17 ist, hilft sie pflichtbewusst ihren Eltern im Strandcafé. Wenn es nach ihrem Vater ginge, soll sie schon bald die Leitung übernehmen.
Julia träumt allerdings davon, Sankt-Peter-Ording zu verlassen und die große weite Welt zu bereisen. Eine Ausbildung zur Flugbegleiterin klingt für sie sehr verlockend. Zunächst einmal verschlägt es sie jedoch nach Gelsenkirchen, wo sie ein Praktikum im Reisebüro ihrer Tante macht.

Tanja Janz gelingt auch diesmal gut die Grätsche zwischen Strand und Ruhrgebiet. Sie fängt die jeweilige Stimmung authentisch ein und stellt die Beschaulichkeit der Küste mit dem Gewusel der Stadt gegenüber. Das Buch spielt Ende der 70er Jahre, kurz, bevor ich geboren wurde, und es ist lustig, daran erinnert zu werden, wie umständlich es war, ohne Google Maps einen Weg von A nach B zu finden oder an die Adresse eines Menschen zu kommen. In meiner Kindheit war es auch nicht anders und so fand ich es nostalgisch, über Telefonbücher, Kaufhausnamen und Kirmes zu lesen.

Insgesamt hat mir „Was die Dünen verheißen“ meistens ganz gut gefallen. Ich fühlte mich gut unterhalten, auch wenn es mir negativ aufgefallen ist, dass es öfters in aufeinander folgenden Sätzen Wortwiederholungen gibt und dass die Dialoge oft recht hölzern wirken. Auch hieß der Eurovision Songcontest damals noch nicht so.

Julia ist eine sympathische Protagonistin. Natürlich ist sie aufgrund ihres jungen Alters noch sehr flatterhaft und begeistert sich heute für dies und morgen für das.
Eigentlich wollte ich dem Roman 4 Sterne geben. Gegen Ende entwickelt sich die Geschichte allerdings äußert sonderbar, so dass ich letztendlich doch nur 3 Sterne gebe. Wir haben Julia als modernes Mädchen voller Träume kennengelernt. Sie hat so viele Optionen, was sie mit anfangen könnte und es enttäuscht mich, dass sich die Autorin entschieden hat, Julias Leben vor die Wand zu fahren. Es ist traurig, was mit ihr passiert und das Verrückteste ist, ihre Familie feiert sie dafür total und ist glücklich, dass aus ihrer Tochter nun quasi nichts wird. Die Eltern Tom und Sabine finde ich ohnehin äußerst sonderbar. Tom begegnet Julia mit relativ viel Strenge aber auf der anderen Seite ist es völlig in Ordnung für ihn, dass sein ebenfalls erst 17-jähriger Sohn bereits eine schwangere Verlobte hat. Kinderkriegen scheint in dieser Familie einfach das Größte zu sein. Ob dies Ende der 70er noch so zeitgemäß war, sei dahingestellt.
Es ging mir auch tierisch auf die Nerven, dass sowohl Julias beste Freundin als auch ihre Mutter immer wieder betonen müssen, sie würden sich die Dinge, die Julia macht, nicht trauen. Dabei geht es um Sachen wie einen Brief schreiben oder eine Bewerbung.
Es fiel mir oft schwer, mich in das hier gezeichnete Frauenbild hineinzudenken.

Bewertung vom 01.04.2024
Ostseefinsternis / Pia Korittki Bd.19
Almstädt, Eva

Ostseefinsternis / Pia Korittki Bd.19


gut

„Ostseefinsternis“ von Eva Almstädt begann sehr vielversprechend.
Im beschaulichen Kaltenbrode kommt es gleich zu zwei schweren Verbrechen. Eine junge Frau wird auf dem Heimweg von der Arbeit brutal überfallen. Kurz darauf wird die Leiche ihres Exfreunds gefunden, der unter merkwürdigen Umständen ums Leben kam. Hängen diese beiden Fälle zusammen?
Pia Korittki hatte sich eigentlich auf einen gemütlichen Urlaub gefreut, doch da dieser in der Nähe von Kaltenbrode stattfinden sollte, macht ihr Chef ihr einen Strich durch die Rechnung.

Die anfängliche Spannung verpuffte leider ziemlich schnell wieder und ich empfand den Krimi als sehr langatmig. Wie im richtigen Polizeileben gab es eine Menge Verhöre, die meistens ohne große Ergebnisse verliefen. Im Mittelpunkt der Ermittlungen stehen die beiden verfeindeten Familien Böttcher und Hagendorf. Die Anzahl der Charaktere ist enorm und ich war sehr dankbar für den Stammbaum am Anfang des Buches. Ich musste immer wieder dorthin zurückblättern und mir einen Überblick verschaffen, wer nun Tochter, Nichte, Onkel... ist. Eins haben die Mitglieder beider Familien allerdings gemein, sie sind allesamt ausgesprochen unsympathisch und versnobt. Ansonsten wirkten sie recht austauschbar und es fiel mir mehr etwas schwer, mir die Namen und Personenbeschreibungen zu merken.
Die jahrzehntelange Fede ist ein fester Bestandteil der beiden Familien und es wird immer wieder betont, wie sehr man doch die andere Partei hasst, obwohl gerade die jüngeren Generationen eigentlich gar nicht wissen, was die Ursache dieser Feindschaft ist und im Grunde gar nichts damit zu tun haben.

Es gab mehrere Verdächtige und ich hatte nicht wirklich eine Theorie, wer der Täter sein könnte. Die Auflösung konnte mich dann auch überraschen, denn diese Person hatte ich überhaupt nicht auf dem Schirm. Am Ende gab es zu meiner Freude auch einen Show-down, der mich fesseln konnte.
Zusammengefasst fand ich ca. die ersten 30 Seiten und die letzten 50 spannend. Alles was dazwischen kam, empfand ich leider als extrem zäh und es fiel mir auch schwer, mich auf die Geschichte zu konzentrieren. Da so wenig passiert ist, wollten meine Gedanken immer wieder abschweifen.
Meine Highlights waren die Kapitel, wenn es um Pias Privatleben ging. Ihr Sohn Felix ist putzig und es war schön zu sehen, wie sich seine Beziehung zu Marten festigt.

Ich habe mit großer Vorfreude zu „Ostseefinsternis“ gegriffen und deswegen tut es mir auch sehr leid, zu sagen, dass mir der Krimi leider nicht so gut gefallen hat.

Bewertung vom 16.03.2024
Tränenschwur / Sacramento Bd.3
Rose, Karen

Tränenschwur / Sacramento Bd.3


sehr gut

„Tränenschwur“ ist das große Finale um die Serie über die Sekte Church of second Eden. Da ich die ersten beiden Bände der Reihe erst vor ein paar Monaten gelesen hatte, war ich sofort wieder mitten drin und es fühlte sich ein wenig wie Heimkommen an, so viele liebgewonnen Charaktere wiederzutreffen. Ich empfehle auf jeden Fall, mit Band 1 anzufangen. Es gibt zwar in jedem Buch ein anderes Liebespaar, dass im Zentrum steht, aber die Geschichte um Eden baut sich nach und nach auf und jeder Teil bringt mehr Hintergrundinformationen.

In „Tränenschwur“ wird FBI Agent Tom Hunter darauf angesetzt, endlich die Köpfe der Sekte zu fassen und den geheimen Standort zu finden. Die Chancen stehen so gut wie nie, denn Pastor musste aufgrund einer Verletzung sein Versteck verlassen und wird in einer privaten Rehaklinik behandelt. Außerdem ist auch DJ Belmont noch immer auf freiem Fuß und fest entschlossen, Mercy, Gideon und alle die ihnen nahe stehen zu ermorden.

Wie nicht anders erwartet, schreibt Karen Rose wieder sehr flüssig, so dass man mühelos durch die 800 Seiten kommt. Insgesamt kommt Band 3 aber nicht an die beiden grandiosen Vorgänger heran. An manchen Stellen wiederholt sich die Geschichte nun doch langsam. In „Tränenfluch“ war es Ephraim, der unschuldige Menschen abschießt, weil sie ihm die Quere kommen und diesmal ist es DJ, der sich auf diese Art den Weg frei räumt. Die vielen Leichen und die Kaltblütigkeit konnten mich deswegen diesmal weniger schocken.

Auch mit Tom Hunter hatte ich meine Probleme. Book-boyfriend Material war er für mich nicht. Es war zwar schön, zu erfahren, was aus Tom geworden ist, denn zuletzt trafen wir ihn in „Eiskalt ist die Zärtlichkeit“, als er noch ein Junge war und er ist auf jeden Fall ein guter und engagierter Agent aber du meine Güte, in Liebesdingen stellt er sich extrem umständlich an. Das war wirklich der slowste Slow-burn. Vor 9 Jahren sind sich Tom und Liza begegnet und es war Anziehung auf den ersten Blick. Da Liza damals erst 17 Jahre war und Tom 20 wehrte er sich aus nachvollziehbaren Gründen gegen seine Gefühle. Mittlerweile ist Liza aber schon lange keine 17 mehr. Beide wollen einander doch Tom redet sich ein, dass nur Freundschaft möglich ist. Dabei verhält er sich teilweise wie die Axt im Walde. Dieses Herumeiern zog sich ewig, wirkte teilweise schon fast kindisch und ging mir mit der Zeit nur noch auf die Nerven, so dass ich jegliches Interesse an dieser Liebesgeschichte verloren habe.
Umso mehr habe ich mich gefreut, wenn sich die Kapitel auf die Jagd nach Eden konzentriert haben. Nach und nach werden immer weitere Details bekannt und insbesondere gegen Ende wird es nochmal ordentlich rasant und spannend.
Eden selbst besuchen wir in kurzen Kapiteln, die besonders eindringlich sind, da sie aus Sicht von zwei Teenagern erzählt werden, die gegen ihren Willen verschleppt wurden.

Alles in allem war dies ein runder Abschluss, wenn auch nicht ganz so gut, wie erwartet.

Bewertung vom 09.03.2024
Wir greifen nach den Sternen / Himmelsstürmerinnen Bd.1
Lark, Sarah

Wir greifen nach den Sternen / Himmelsstürmerinnen Bd.1


ausgezeichnet

In „Himmelsstürmerinnen“ von Sarah Lark musste ich mich zunächst ein wenig einlesen. Zu Beginn sind die Protagonistinnen nämlich wirklich sehr jung. Erst 4 Jahre, dann 7 und 11. Zum Glück vergehen die Jahre zunächst in großen Sprüngen, so dass es nicht all zu lange dauerte, bis die Mädels in ein „vernünftiges“ Alter kamen. Ehe ich es mich versah, hat mich die Handlung völlig in den Bann gezogen und komplett begeistert. War ich bei den ersten Seiten noch skeptisch, kristallisierte sich mit der Zeit immer mehr heraus, dass „Himmelsstürmerinnen“ auf meine Jahreshighlights Liste kommt.

Die Geschichte spielt Ende des 19. Jahrhunderts und beginnt in Schottland. Drei adlige junge Mädchen und ihre bürgerliche Spielgefährtin bekommen die Chance, ein innovatives Internat zu besuchen. Die Lehrerinnen sind Visionärinnen, die ihre Schüler weit mehr fördern, als es zur damaligen Zeit üblich war. Die Mädchen genießen gerade im mathematisch-technischen Bereich eine umfassende Ausbildung und wachsen in dem Glauben auf, dass ihnen alle Türen offen stehen, nur um später zu realisieren, dass die Welt außerhalb des Schulgeländes nicht bereit für sie ist.
Sarah Lark beschreibt sehr anschaulich die Normen und Zwänge der damaligen Gesellschaft und die klare Rollenverteilung von der die meisten Menschen nicht abweichen wollten.
So muss Ailis die Schule vorzeitig abbrechen und wird zwangsverheiratet, Emily erhält trotz Hochbegabung von sämtlichen Universitäten nur Absagen und Donella muss sich als Mann verkleidet als Gasthörerin in die Vorlesungen über Mechanik und Flugzeugbau einschleichen. Die vierte im Bunde – Haily – hat zwar in Sachen Bildung weniger hochtrabende Pläne, aber sie träumt von einer Karriere als Schauspielerin, auch wenn sie dafür mit ihrer adligen Familie brechen muss.

Es sind starke Frauenfiguren, die die Autorin hier gezeichnet hat. Insbesondere Ailis, Donna und Emily beeindruckten mich mit ihrem Ehrgeiz und ihren außergewöhnlichen Talenten. Obwohl sie immer wieder mit Rückschlägen konfrontiert werden, geben sie niemals auf. Ailis brennt für Astronomie, Donna für die Luftfahrt und und Emily für die Erforschung von Wildgänsen und Psychologie.
„Himmelsstürmerinnen“ ist eine thematisch sehr vielfältige Geschichte, die dadurch niemals langweilig wird. Auch in Liebesdingen geht es drunter und drüber. Außerdem sorgt die intrigante Haily dafür, dass es zu keiner Zeit zu harmonisch wird. Der Charakter Haily ist der Gegenpart zu den drei anderen, sehr sympathischen Frauen. Man kann nicht anders, als sie zu hassen und doch bedauert man manches Mal diese einsame Seele, die alle Menschen von sich stößt.

Der Roman hat mich nicht nur völlig gefesselt, sondern an einigen Stellen auch sehr bewegt. Insbesondere die Szenen über die Wildgänse haben mich teilweise zu Tränen berührt. Sarah Lark schreibt so bildhaft, dass ich meinte, dieses Naturschauspiel mit eigenen Augen sehen zu können.
Gegen Ende schockt die Autorin mit unerwarteter Brutalität und lies mich ein wenig fassungslos zurück.
Für mich war „Himmelsstürmerinnen“ ein großartiger Unterhaltungsroman und ich wünschte, es gäbe schon eine Vorschau, worum es in Band 2 geht. Ich rechne mit einem großen Zeitsprung.

2 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.02.2024
Die Hafenärztin. Ein Leben für die Hoffnung der Menschen
Engel, Henrike

Die Hafenärztin. Ein Leben für die Hoffnung der Menschen


gut

3,5 Sterne.
„Ein Leben für die Hoffnung der Menschen“ ist der finale Band von Henrike Engels „Hafenärztin Saga“. Da ich Teil 1 bis 3 gerne gelesen habe und es noch ein paar lose Enden gab, habe ich gespannt zu diesem Buch gegriffen.
Leider hat es diesmal sehr lange gedauert, bis der Funke übergesprungen ist.
Die Autorin greift zwar die offenen Fragen auf, aber die erste Hälfte des Buches ist sehr zäh, da alles sehr langsam vorangeht und es mir manchmal wie künstlich aufgebauschtes Drama vorkam.
Manche Sachen wurden für meinen Geschmack auch zu oft wiederholt wie zum Beispiel Bertholds Unbehagen beim Durchqueren des Elbtunnels.

Die Protagonisten Anne, Helene und Berthold verbindet die zentrale Frage, wie es im Leben (privat und beruflich) weitergehen soll. Während Berthold seine Beförderung am liebsten ablehnen würde, sehnen sich die beiden Frauen nach beruflichem Fortkommen. Für Anne ergibt sich die Möglichkeit in der Suchthilfe aktiv zu werden und Helene möchte Psychologie studieren.

Helene war bisher immer meine Lieblingsperson der Reihe, aber in „Ein Leben für die Hoffnung der Menschen“ entwickelte sie sich teilweise zur Nervensäge. Obwohl sie mit Berthold einen sehr modernen Mann an der Seite hat, der ihr jegliche Freiheiten bietet, kann sie es nicht lassen, aus ungelegten Eiern Probleme zu schaffen und macht dem armen Berthold das Leben manchmal ganz schön schwer.

In der zweiten Hälfte nimmt die Handlung glücklicherweise ordentlich an Fahrt auf und endlich gelang es mir, in die Geschichte einzutauchen. An mehreren Fronten geht es um Leben und Tod, plötzlich ist mal wieder jeder in Verbrechen verwickelt und es wurde zum großen Finale nochmal richtig spannend und blutig. Berthold bekam ein paar unerwartet sarkastische / humorige Züge und ich stellte fest, dass ich ihn irgendwie doch liebgewonnen habe.
Interessant und belustigend fand ich auch die Erklärungen, dass sowohl Heroin als auch Strychnin früher von Ärzten als Medikamente verschrieben wurden.

Am Schluss ist dann alles Friede-Freude-Eierkuchen, wodurch das Ende der Reihe einen runden, positiven Abschluss bekommt. Man hat eine ungefähre Ahnung, wie es für die Charaktere weitergehen könnte und hofft, dass ihr Leben nun etwas ruhiger wird und sie nicht mehr so oft von Verbrechern heimgesucht werden.

Bewertung vom 18.02.2024
Die Burg
Poznanski, Ursula

Die Burg


ausgezeichnet

„Die Burg“ von Ursula Poznanski fand ich mega spannend und konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Dieser Thriller ist mal was komplett anderes und genau deshalb war es für mich so fesselnd.

In einer alten Burganlage soll eine KI Escape-Room Welt eröffnet werden, die ganz neue Maßstäbe setzt. Eine Gruppe von exklusiven Testpersonen wurde eingeladen, noch vor Eröffnung die Räume zu prüfen. Die Spieler sind bunt gemischt. Hier haben wir z. B. Maxim, der selbst Escape-Rooms betreibt, Influencerin Yvonne, Geschichtsprofessor Lothar Malerski oder Profischwimmer Emil.

Zunächst einmal fand ich die Idee, dass die KI realistisch andere Welten entstehen lassen kann, sehr faszinierend. Das Spielerlebnis stellte ich mir besonders intensiv und unterhaltsam vor, am Anfang hatte ich sogar selbst Lust, so einen Escape-Room zu besuchen. Ein Wunsch, der sich im Verlauf der Geschichte immer mehr in Luft auflöste. Ursula Poznanski kreiert hier ein wahres Horrorszenario. Was wenn, die KI nicht die Welten vorspielt, die man sich vorgestellt hat, sondern viel Schrecklichere? Wenn die Rätsel nicht mehr der Unterhaltung dienen sondern dem nackten Überleben und wenn der Computer keinen Zugriff mehr erlaubt?

Der Schreibstil ist sehr bildhaft. Ich fühlte mich, als wäre ich selbst in diesen engen Gängen und dunklen Räumen und müsste Gestank, Kälte und Unwettersimulationen über mich ergehen lassen. Natürlich ist alles sehr überspannt dargestellt, aber in einem Zeitalter, in dem künstliche Intelligenzen immer mehr an Bedeutung gewinnen und Deepfakes existieren, ist das hier Beschriebene wiederum gar nicht so unvorstellbar.
Auch die Szenen, wie schnell Situationen kippen und zu was Menschen in Extremsituationen fähig sind, fand ich als denkbar dargestellt.
Mir hat gut gefallen, wie die Autorin nicht nur mit den Charakteren, sondern auch mit dem Leser spielt. Was ist hier los? Hat sich die KI selber umprogrammiert und dreht durch oder gibt es einen Drahtzieher, der hinter allem steckt und wen ja, wer? Diese Frage hat mich den ganzen Thriller über beschäftigt. Ich hatte mehre Verdächtige und musste meine Theorien immer wieder fallen lassen. Der Schluss konnte mich gleichermaßen schocken und überraschen. Bis auf eine kleine Verwirrung wurde für mich alles nachvollziehbar und im Rückblick logisch aufgeklärt.
Mich hat „Die Burg“ sehr begeistert und hat mir ein paar spannende Lesestunden beschert. Ich empfehle den Thriller Lesern, die Lust haben, sich auf eine andere Art von Verbrechen einzulassen gerne weiter.

Bewertung vom 10.02.2024
Verborgen / Mörderisches Island Bd.3
Ægisdóttir, Eva Björg

Verborgen / Mörderisches Island Bd.3


sehr gut

„Verborgen“ ist bereits der dritte Fall für die isländische Kommissarin Elma. Ich bin von dieser Reihe wirklich sehr begeistert und finde sie ausgesprochen lesenswert. Mir gefällt, wie die Autorin Familientragödien kreiert und wie Momente des Affekts zu ungeplanten Straftaten führen, über die sich die Betreffenden ein ganzes Leben lang ärgern werden.

Der neue Fall beginnt ausgesprochen seltsam. Im Zimmer eines jungen Manns bricht ein Feuer aus. Die Obduktion ergibt, dass er zum Zeitpunkt des Brands bereits an einer Überdosis Medikamente verstorben war. Die Polizei und auch die Familie steht vor einem Rätsel. Was könnte der Grund für diesen Todesfall sein? Als dann noch im Schuppen die Leiche eines Au-Pair Mädchens gefunden wird, wird es noch verzwickter.

In den ersten zwei Dritteln des Krimis fand ich die Handlung extrem mysteriös und konnte mir gar keinen Täter vorstellen. Auf den letzten hundert Seiten meinte ich, dass ich hinter den Tathergang gekommen bin und meine Theorien schienen sich zu bestätigen, wodurch die Spannung für mich ein wenig verloren ging.
Am Ende gab es dann zwar tatsächlich noch einen Twist, denn ich nicht kommen gesehen habe, der mir allerdings zu konstruiert und überflüssig erschien.

Im Verlauf der Handlung treffen wir auf sehr viele Personen und mir ist es manchmal schwer gefallen, denn Überblick zu behalten, wer zu wem gehört oder wo wir uns auf der Timeline gerade befinden. Auch haben sich manche Details im Nachhinein als irrelevant herausgestellt.

Obwohl ich „Verborgen“ gerne gelesen habe, fand ich den Krimi im Vergleich zu Band 1 und 2 etwas schwächer. Es war mir einfach zu verwirrend und vielleicht auch etwas zu übertrieben.
Die Eltern des ermordeten jungen Manns haben wir unterwegs komplett verloren. Haben sie jemals erfahren, wer ihren Sohn umgebracht hat oder müssen sie dazu auch dieses Buch lesen?

In Elmas Leben gibt es Entwicklungen, die auf die Folgebände große Auswirkungen haben werden. Ich bin gespannt, wie sie alles unter einen Hut bekommt.
Ihr Partner war mir zu blass dargestellt. Ich kann mich nicht entscheiden, wie ich ihn finden soll. Irgendwas zwischen schweigsam, langweilig und liebevoll.
Man hatte auch den Eindruck, dass Elma komplett alleine den Fall löst und die Kollegen zur Mitarbeit motivieren muss. Saevar ist ein träger Mitläufer, von dem wenig Input kommt und Chef Hördur ist mit privaten Problemen beschäftigt und interessiert sich nur am Rande für die Arbeit.

Von mir gibt es diesmal nur 4 Sterne. Ich hoffe, die Reihe wird weiter übersetzt, denn ich bin gespannt, wie es mit Elma weitergeht.

Bewertung vom 03.02.2024
Zeit der Hoffnung / Die Töchter der Ärztin Bd.2
Sommerfeld, Helene

Zeit der Hoffnung / Die Töchter der Ärztin Bd.2


sehr gut

Mit „Die Töchter der Ärztin – Zeit der Hoffnung“ treffen wir erneut auf die weit verzweigte Familie Thomasius und erleben die Irrungen und Wirrungen der einzelnen Familienmitglieder hautnah mit. Nachdem die jüngere Schwester Toni im ersten Band aufregende Abenteuer in Afrika erlebt hat, ist sie nun zurück in Deutschland. Hier ist es allerdings keineswegs ruhiger als auf dem fernen Kontinent.
Nicht nur bei Toni überschlagen sich die Ereignisse. Auch bei ihrer Schwester Henny, Cousine Frieda, Bruder Georg und sämtlichen anderen Charakteren geht es drunter und drüber. Gesundheitliche Probleme, gescheiterte Beziehungen und politischer Wandel wechseln sich ab. Dadurch, dass immer etwas los ist, ist das Buch von Anfang bis Ende abwechslungsreich und unterhaltsam. Die Charaktere sind klar unterteilt in gut und böse, wobei die Guten durchweg sympathisch und hilfsbereit auftreten. Insbesondere Toni und Celia konnte ich ausgesprochen gut leiden. Henny ist mir teilweise ein wenig zu distanziert und kühl. Ihre Erlebnisse in Amerika waren der einzige Handlungsstrang, den ich nicht ganz so interessant fand.
Für Leser der „Magda Fuchs“ Reihe gibt es auch wieder das ein oder andere Wiedersehen. Neben Celia hat auch das Fräulein Doris einen kurzen Auftritt.
Bis auf ein paar Längen hat mir das Buch wieder sehr gut gefallen und ich fände es schön, wenn es noch einen dritten Band geben würde.
Optisch passt die Fortsetzung gut zu Teil 1, wirkt durch die glänzende Oberfläche für mich allerdings ein wenig low-budget.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.01.2024
Sturmmädchen
Bernstein, Lilly

Sturmmädchen


ausgezeichnet

Nach „Trümmermädchen“ und „Findelmädchen“ veröffentlicht Lilly Bernstein mit „Sturmmädchen“ ihren dritten historischen Roman. Von mir gibt es zum dritten Mal 5 Sterne!

Elli, Käthe und Margot wachsen zusammen auf und sind beste Freundinnen. Während Elli und Käthe aus sehr ärmlichen Verhältnissen stammen, sind Margots Eltern finanziell besser gestellt und besitzen sogar ein eigenes Ferienhaus.
Als aus den Mädchen junge Frauen werden, wird die Freundschaft auf die Probe gestellt. Käthe geht in der Nazi-Ideologie auf und distanziert sich von der Jüdin Margot.

Die Geschichte wird hauptsächlich aus der Sicht von Elli erzählt. Sie lebt mit ihrer Mutter in einer kleinen Kate. Aufgrund ihres verkrüppelten Fußes und der damit verbundenen Scham lebt sie sehr zurückgezogen. Ihre Mutter unterstützt dies zusätzlich, in dem sie ihre Tochter vor allem abschirmt.
Elli war wirklich eine interessante Hauptfigur, die eine beeindruckende Entwicklung durchläuft. Vom unsicheren jungen Mädchen wächst sie zu einer mutigen jungen Frau heran, deren Hilfsbereitschaft keine Grenzen kennt. Sie möchte ihrer Freundin Margot um jeden Preis helfen auch wenn sie dafür hungern und Schmerzen erleiden muss. Ihre Selbstlosigkeit war wirklich bewundernswert.

Wer die Bücher von Lilly Bernstein kennt weiß, dass die Autorin nichts beschönigt. Auch „Sturmmädchen“ ist eine sehr, sehr düstere Geschichte, ohne dabei reißerisch zu sein. Obwohl ich schon wirklich viel über diese Zeit gelesen habe, machte mich das hier beschriebene Grauen wirklich sehr betroffen. Margot und ihre Familie müssen in ein Judenhaus ziehen. Ihr Leben, wie sie es gewohnt waren und Margots junge Ehe werden zerstört, einfach aus dem Grund, weil sie Juden sind. Es ist so unfassbar schwer zu begreifen, dass Menschen so grausam sein können und die Geschichte hat mich manches Mal schwer schlucken lassen.

Der Roman macht auch demütig. Demütig, dass man genug zu essen hat, nicht frieren muss und seine Meinung frei äußern kann.

Trotz der permanenten Tragödien, die sich in „Sturmmädchen“ abspielen, gibt es auch Momente der Hoffnung. Elli findet Verbündete und verliebt sich sogar. Dies wird ohne überflüssigen Schmalz beschrieben sondern spiegelt ebenfalls realistisch die Problematiken der damaligen Zeit wieder.

Das Buch endet mitten im 2. Weltkrieg und bietet theoretisch die Möglichkeit auf eine Fortsetzung. Ich würde mich auf jeden Fall über ein Wiedersehen freuen, vielleicht mit Fokus auf Käthe und wie es für sie nach dem Krieg weitergeht.

Bewertung vom 20.01.2024
Grenzfall - In den Tiefen der Schuld / Jahn und Krammer ermitteln Bd.4
Schneider, Anna

Grenzfall - In den Tiefen der Schuld / Jahn und Krammer ermitteln Bd.4


ausgezeichnet

Der vierte „Grenzfall“ ist der bisher persönlichste Fall, denn Roza Szabo, die Kollegin von Bernhard Krammer, ist auf mysteriöse Weise verschwunden. In seiner Not kontaktiert Krammer seine Tochter Alexa, die gemeinsam mit ihrem Partner Huber ebenfalls zu ermitteln beginnt.
Ich habe das Buch aufgeschlagen und fand schon die ersten Seiten so spannend, dass meine ohnehin große Vorfreude auf den neuen Grenzfall noch weiter gestiegen ist.

Anna Schneider gelingt es, die Spannungskurve konstant hochzuhalten und überrascht immer wieder mit neuen Enthüllungen. Ab einem gewissen Punkt konnte ich mir zwar ungefähr zusammenreimen, wieso die Polizistin verschwunden ist (kurze Rückblicke in die Vergangenheit vermitteln eine ganz gute Ahnung), aber durch die vielen kleinen Details, die man unmöglich vorhersehen kann, bringt die die Handlung immer wieder neue Überraschungen.

Trotz überwiegend physischer Abwesenheit lernen wir so viel über Roza Szabo wie in noch keinem Band und sie wächst dem Leser sehr ans Herz. Man hofft so sehr, dass sich alles zum Guten wendet, denn natürlich hat man Restzweifel, ob sie vielleicht doch die Seiten gewechselt haben könnte.

Auch sehr gut gefallen hat mir, dass sich die Beziehung von Alexa und Krammer deutlich weiterentwickelt hat. In den letzten beiden Büchern hatte mir die Interaktion zwischen den beiden gefehlt, deswegen war es nun umso schöner zu beobachten, wie sich die beiden Gedanken machen, wie sie mit ihrer neu entdeckten Vater-Tochter-Beziehung umgehen wollen.

„Grenzfall – In den Tiefen der Schuld“ ist besonders für Fans der Reihe ein sehr gelungenes Buch. Als Einsteigerband finde ich es nicht passend, da man viel intensiver mitfiebert, wenn man bereits eine Verbindung zu den Charakteren hat und diese durch die vorherigen Fälle bereits kennenlernen konnte.

Dieser Krimi hat mich sehr gut unterhalten und lässt mich auch ein wenig schockiert und traurig zurück aufgrund der Tragödien, die sich insbesondere auf den letzten Seiten ereignen.