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[insomnia]

Bewertungen

Insgesamt 40 Bewertungen
Bewertung vom 18.09.2024
Dorf ohne Franz
Dolovai, Verena

Dorf ohne Franz


ausgezeichnet

hervorragendes Debüt

Der Debütroman von Verena Dolovai "Dorf ohne Franz" hat mich von der ersten Seite an gefesselt. Zum Teil recht nüchtern wird das Aufwachsen und Schicksale mehrerer Dorfbewohner erzählt. Wobei "nüchtern" hier nicht negativ zu sehen ist, das Landleben in den 1960ern ist nunmal auch ein wenig nüchtern, geprägt von Rollenklischees, Zuschreibungen und auch brutaler Rauheit. Die Lektüre hat mich sehr schnell über meine Eltern und Großeltern nachdenken lassen, die auch in so einem Dorf aufgewachsen und gelebt haben.
Das Ausbrechen aus den Dorfmustern, das Loslösen von zugeschriebenen Rollen, all dies beschäftigt(e) viele Menschen am Land. Die Autorin schafft es mit klarer Sprache dieses Leben, insbesondere das Leben der Protagonistin Maria realitätsnah zu beschreiben. Vielleicht macht genau die Nüchternheit und das raue Dorflebenden Reiz aus, der mich von Anfang an gefesselt hat. Ein wirklich hervorragendes Debüt, die Lektüre kann ich wirklich nur empfehlen.

Bewertung vom 16.09.2024
Nachwasser
Paris, Frieda

Nachwasser


sehr gut

In diesem Debüt-Langgedicht von Frieda Paris erleben die Leserinnen und Leser hautnah die Entstehung des Textes selbst: das Finden und beschreiben von Themen, das Strukturieren (oder auch nicht?), das Referenzieren und die Entscheidung für einen Buchtitel.
Zentral ist die Frage, was ein Gedicht denn alles darf? Aus der Schulzeit kennen wir wohl noch das eine oder andere Gedicht, das wir auswendig lernen "durften", aber ein Langgedicht darf mehr und soll auch mehr dürfen.
Das Buch ist auch eine Collage von Texten, die auf verschiedensten Rückseiten von Zetteln geschrieben wurde, im speziellen von Zetteln aus dem Nachlass von Friederike Mayröcker. Durch die Arbeit mit diesen Zetteln und der Verbindung des darauf geschriebenen Textschnipsels mit der Rückseite ergibt sich eine dynamische Beschreibung der Erarbeitung dieses Langgedichtes. Wir erleben im Laufe wie der Text zusammengestellt wird, was sich die Autorin denkt, sind quasi beim Schreibprozess selbst dabei. Das Lesen des Buches wird dabei zu einer interessanten Erfahrung.

Bewertung vom 12.09.2024
Fischgrätentage
Laznia, Elke

Fischgrätentage


ausgezeichnet

Sprachgewaltig!

Ich hatte schon lange keinen Lyrikband mehr in Händen, aber allein der Titel „Fischgrätentage“ hat mich sofort angesprochen. Abgesehen davon wusste ich nichts über den Inhalt des Buches. Doch schon nach der ersten Seite konnte ich es nicht mehr weglegen. Die sprachgewaltigen Konstruktionen und Bilder, die beim Lesen im Kopf entstehen, haben mich sofort in ihren Bann gezogen. Die Autorin zeichnet meisterhaft Bilder, die eindringlich im Gedächtnis bleiben.
Es geht um Verlust, das Ende des Lebens und Erinnerungen. Viele Passagen habe ich mehrmals gelesen, weil sie mich an eigene Erfahrungen erinnerten und Gedanken zurückbrachten.
Ich kann der Autorin nur danken: für dieses Buch, für diese Erinnerungen und für diese Verse auf höchstem Niveau. Eine sehr große Leseempfehlung von mir.

Bewertung vom 10.09.2024
Winterwölfe
Jones, Dan

Winterwölfe


sehr gut

der Hundertjährige Krieg hautnah

Nach “Essex Dogs” liegt nun der zweite Teil “Winterwölfe” der Trilogie von Dan Jones vor. Der Hundertjährige Krieg und insbesondere das Mittelalter haben mich schon immer interessiert und fasziniert. Erst sehr spät bin ich auf diese Trilogie gestoßen. Nachdem im ersten Teil die Charaktere eingeführt wurden und die Schlacht von Crécy geschlagen wurde, geht es im zweiten Band um die Belagerung von Calais in den Jahren 1346/47.

Auch der zweite Band zieht den Leser bzw. die Leserin sofort ins Mittelalter. Hautnah erlebt man diese brutale Zeit. Der Autor versteht es meisterhaft, die Atmosphäre des Mittelalters einzufangen und zu beschreiben. Für Geschichtsinteressierte bietet das Buch einen wunderbaren Einblick in den bedrückenden Alltag jener Zeit.

Mir persönlich hat das Buch sehr gut gefallen. Von der ersten Seite an war ich geistig mitten im Mittelalter gefangen. Eine klare Empfehlung für alle, die sich für Geschichte und das Mittelalter interessieren!

Bewertung vom 10.09.2024
Über Leben und Tod
Klenk, Florian

Über Leben und Tod


ausgezeichnet

Spannende Gerichtsmedizin

Ich bin schon seit einiger Zeit Fan des Podcasts von Klenk und Reiter, und umso mehr hat es mich gefreut, dass es nun auch ein Buch dazu gibt. Florian Klenk beschreibt anhand der Biographie von Christian Reiter und einigen interessanten österreichischen Fällen die Gegebenheiten und die aktuelle Situation der Gerichtsmedizin in Österreich.

Einige Fälle des Buches kennt man natürlich aus den Medien, wie den tragischen Tod von Marcus Omofuma bei seiner Abschiebung oder die Morde von Elfriede Blauensteiner. Die gerichtsmedizinischen Hintergründe sind teils erschreckend, teils faszinierend. Besonders interessant ist, wie aus Informationen wie Madenbefall oder Mageninhalt Rückschlüsse auf die letzten Lebensstunden und die Todesumstände gezogen werden können.

Das Buch lässt sich sehr leicht lesen und ist äußerst kurzweilig. Es bietet spannende Einblicke in die Gerichtsmedizin. Klare Leseempfehlung von mir!

Bewertung vom 27.08.2024
Der Ire
Mann, Peter

Der Ire


sehr gut

spannender Spionagethriller

Spionagethriller gibt es viele, doch Peter Mann beschreitet mit seinem Roman “Der Ire” neue Wege. Anhand von zwei verschiedenen Manuskripten erzählt er die Geschichte eines irischen Spions – doch welche Version entspricht der Wahrheit?

Von der ersten Seite an hat mich das Buch gefesselt und ich konnte es nicht aus der Hand legen. Peter Mann versteht es meisterhaft, die Spannung kontinuierlich zu steigern. Die beiden Handlungsstränge erfordern einiges an Mitdenken, und es ist hilfreich, sich ein wenig in der Geschichte auszukennen, um der Erzählung - ohne ständig Google und Co zu befragen - folgen zu können. Gelegentlich werden Nebenschauplätzen für meinen Geschmack zu viel Raum gegeben, was jedoch den insgesamt positiven Eindruck nicht schmälert.

“Der Ire” ist ein hervorragend geschriebener Spionagethriller, der durch die doppelte Perspektive erfrischend und neu wirkt. Ich empfehle dieses Buch wärmstens!

Bewertung vom 12.08.2024
Die Legenden der Albae - Dunkles Erbe
Heitz, Markus

Die Legenden der Albae - Dunkles Erbe


ausgezeichnet

endlich wieder im Geborgenen Land

Im Bereich Fantasy kommt man an Markus Heitz nicht vorbei; zumindest von seiner Zwergen-Saga haben die meisten schon einmal gehört. Nun liegt endlich der fünfte Band der Albae-Reihe vor, auf den lange gewartet wurde. Und gleich vorweg: Mit dem Ende dieses Buches wird klar, dass bald ein nächstes folgen muss. Schon wieder warten.

Grundsätzlich folgen wir hier in drei Abschnitten den drei Albae Amânoras, Sajùtoria und Telìnâs. In gewohnter Heitz-Manier wird die Geschichte sehr bildhaft und detailreich Stück für Stück vorangetrieben. Die Charaktere und deren Umgebung sind hervorragend gezeichnet. Auch wenn man sich im Geborgenen Land noch nicht so gut auskennt, findet man sich schnell zurecht. Fans und Kenner werden sich natürlich schneller orientieren, aber auch Neulinge können problemlos in die Geschichte eintauchen – ich empfehle jedoch, auch die anderen Bücher von Heitz nicht zu verpassen!

Das Buch hat es geschafft, mich sehr gut zu unterhalten. Es ist nur schade, dass ich jetzt wieder warten muss, bis hoffentlich das nächste Buch erscheint. Klare Empfehlung!

Bewertung vom 30.07.2024
Die Unvollkommenheit des Glücks
Bagus, Clara Maria

Die Unvollkommenheit des Glücks


ausgezeichnet

Buch voller Weisheiten

Clara Maria Bagus hat ihr neues Buch “Die Unvollkommenheit des Glücks” vorgelegt. Wer die ersten Bücher der Autorin kennt, wird erwarten, dass ihr hier wieder ein Bestseller gelungen ist.

Bagus widmet sich dem Glück und verwebt zwei verschiedene Lebensgeschichten mit der Suche nach diesem Glück. Dies gelingt der Autorin auf beeindruckende Art und Weise. Sie beschreibt die beiden Protagonisten Ana und Lew in ihrer inneren Gefühlswelt so detailreich, dass man meinen könnte, es handele sich um Beschreibungen von real existierenden Menschen. Lew, der freiwillig in den - nicht näher ausgeführten - Krieg zieht, und Ana, die am Ende einer belastenden Beziehung steht und ihre eigene Persönlichkeit wiederfinden und ihren Platz im Leben und in der Gesellschaft neu definieren muss.

Neben der eigentlichen Erzählung über Ana und Lew ist das Buch gespickt mit (Lebens-)Weisheiten. Aufgrund der Fülle überliest man einige vielleicht einfach. Über andere stolpert man, liest sie noch einmal und beginnt darüber nachzudenken. Gleich in einem der ersten Kapitel findet man eine Aussage von Lews Mutter, die auf den Punkt bringt, was viele Soldaten und deren Angehörige denken müssen: “Niemand kehrt lebend aus einem Krieg zurück. Entweder man ist äußerlich tot oder innerlich.” Diese Gedanken verursachen bei mir Gänsehaut.

Eine klare Empfehlung für dieses Buch, das zwei Lebensgeschichten vor Augen führt und mit Weisheiten gespickt ist, die man nicht so schnell vergisst.

Bewertung vom 16.07.2024
Nach uns der Sturm
Chan, Vanessa

Nach uns der Sturm


sehr gut

Starkes Debüt

Ich muss zugeben, dass ich mich zuvor noch nie intensiv mit der Geschichte Malaysias beschäftigt hatte. Das Land schien mir zu fern, um es gedanklich zu erfassen. Durch das Buch habe ich jedoch viel über die Geschichte gelernt.

Vanessa Chan präsentiert hier einen beeindruckenden Debütroman. Mit eindringlicher Sprache erzählt sie die Geschichte aus verschiedenen Blickwinkeln: Cecily Alcantaras, eine Hausfrau, Mutter und Spionin, sowie ihre drei Kinder Jujube, Abel und Jasmin. Auf zwei Zeitebenen entfaltet sich die Erzählung von der britischen Kolonialisierung Malayas bis zur Besatzung durch die Japaner. Man kann sich kaum vorstellen, wie das Leben zu dieser Zeit gewesen sein muss.

Die japanische Kolonialisierung war eine brutale Ära, und dieses Buch vermittelt uns ein kleines Stück davon. Ich empfehle es wärmstens als Lektüre!

Bewertung vom 08.07.2024
Das falsche Blut / Ishikli Caner Bd.2
Gravenbach, Philipp

Das falsche Blut / Ishikli Caner Bd.2


sehr gut

Rasanter Thriller Ein schlichtes Cover in Schwarz und Rot, eine Spritze, das falsche Blut - mit einem Blick ist klar, dass wir es hier mit einem Thriller zu tun haben. Philipp Gravenbach liefert nach "Der 8. Kreis" mit "Das falsche Blut" den zweiten Teil seiner Ishikli-Caner-Serie ab.
Die Geschichte wird durch kurze Kapitel schnell vorangetrieben, und die Schauplätze wechseln recht rasch. Dieses Tempo kann einerseits spannend sein, andererseits geht es möglicherweise zu Lasten der Tiefe. Auf jeder Seite passiert etwas, fast schon zu viel, sodass die Charaktere und Hintergründe nicht ausreichend ausgearbeitet werden. Hier ist für mich noch viel Potential vorhanden, da die Grundidee ganz interessant ist.

Das Buch ist dennoch ein klarer Pageturner, ideal für laue Sommerabende, wenn man sich von Seite zu Seite von spannender Thriller-Action mitreißen lassen möchte.