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Elchi130
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Essen

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Insgesamt 435 Bewertungen
Bewertung vom 08.09.2021
Schach mit dem Tod
Jacobsen, Steffen

Schach mit dem Tod


sehr gut

Ein Spionageroman der leisen Töne

David Adler ist als einziger Zivilist im 2. Weltkrieg auf einem Konvoischiff unter amerikanischer Flagge unterwegs, als dieses torpediert wird und sinkt. David überlebt schwer verletzt und wird in einem englischen Hospital gepflegt, bis der englische Geheimdienst ihn als Privatsekretär seines Vetters Niels Bohr rekrutiert. Bohr arbeitet mit vielen namhaften Wissenschaftlern in Los Alamos an der Entwicklung der Atombombe. Doch auch andere Mächte haben von der Arbeit in Los Alamos erfahren und wollen wissen, was dort geforscht wird…

Der Autor Steffen Jacobsen hatte mich bereits zu Beginn des Buches „Schach mit dem Tod“ gewonnen. Ich fand es sehr spannend, zu erfahren, wie David Adler nach Los Alamos gekommen ist. Ich hatte damit gerechnet, dass das Buch direkt in Los Alamos startet und war positiv überrascht, dass die Geschichte auf hoher See startet und wir erst eine Einführung in die Lebensumstände unserer Hauptfigur erhalten.

Sehr gut gefallen hat mir auch, dass der Autor uns den Unterschied in der Denkweise von Politikern und Wissenschaftlern aufzeigt. Die Wissenschaft forscht unabhängig von politischen Zielen und Einschränkungen. Sie möchte, dass ihre Forschungsergebnisse allen Ländern gleichermaßen zugänglich sind. Genauso kommt regelmäßig die Frage auf, ob Wissenschaft Ungeheuer erschaffen darf, nur weil sie es kann oder ob es auch von ihrer Seite eine Verantwortung der Welt gegenüber gibt. Diese Gedankengänge habe ich äußerst spannend, wichtig und interessant gefunden.

Ein wenig überfordert haben mich die Unterrichtseinheiten in Physik. Der Autor bringt uns viele physikalische und technische Details rund um den Bau der Atombombe nahe. Mir war das zu viel Theorie. Allerdings kann ich mir vorstellen, dass Menschen mit einem höheren Interesse an diesen wissenschaftlichen Ausführungen, sich sehr freuen werden, dass diese Teil des Romans sind.

Verkehrt ist hier, wer eine knallharte und actionreiche Spionagegeschichte lesen will. In diesem Buch geht es mehr um die stillen, heimlichen Spionageakte inmitten einer relativ geschlossenen Gemeinschaft. Das Flair der Zeit ist gut eingefangen, angefangen beim allgegenwärtigen Rauchen und dem erhöhten Alkoholkonsum der damaligen Zeit. Genauso gut geschildert wird die selbstständige, unabhängige Femme fatale, die Hosen trägt, raucht, trinkt und sich den Raum nimmt, der sonst eher den Männern vorbehalten ist.

Das Ende des Buches hat mich dann, genauso wie der Beginn, positiv überrascht. Der Autor überzeugt mit einer guten Lösung. Nicht für den Bau der Atombombe, denn diese wurde ja wirklich gebaut, sondern für die Spione und ihre Tätigkeit für die Sowjetunion.

Fazit: Ein Buch mit einem starken Anfang und starkem Ende. Im Mittelteil gab es mir zu viel Physikunterricht und Alltäglichkeiten.

Bewertung vom 01.09.2021
Falkenreiter - Flucht aus Luma
Sage, Angie

Falkenreiter - Flucht aus Luma


ausgezeichnet

Fantasievoller Auftakt

Als ihre Eltern verhaftet werden, geben sie Alex in die Hände einer Frau, die sich zufällig neben ihnen befindet. Das Einzige, was Alex von ihnen bleibt, sind ein paar Spielkarten. Zehn Jahre später sagt Alex Menschen mit Hilfe dieser Karten die Zukunft voraus. Doch Magie ist in der Stadt Luma, in der sie lebt, verboten. Als sie deswegen verraten wird, muss sie fliehen und findet auf ihrem Weg wahre Freunde…

Schon seit der Reihe um Septimus Heap liebe ich die Bücher der Schriftstellerin Angie Sage. Bereits vor zwei Jahren habe ich mich sehr gefreut, als von ihr das Buch Silberdrache erschienen ist. Doch jetzt meldet sie sich mit Falkenreiter zurück, von dem bereits ein weiterer Teil angekündigt wurde und wenn es nach mir geht, gerne noch viel viel mehr folgen dürfen.

Der erste Band „Falkenreiter – Flucht aus Luma“ hat mich sofort begeistert. Der Schreibstil ist, wie es für ein Buch „ab 11 Jahren“ zu erwarten war, einfach gehalten. Die Geschichte wird jedoch an keiner Stelle langweilig, sondern nimmt sofort Tempo auf und überzeugt mit unerwarteten Wendungen. Durch den humorvollen Erzählstil macht das Lesen riesengroßen Spaß. Dazu kommt, dass es der Autorin wieder gelingt, tolle Figuren zu erschaffen und zu entwickeln. Den Großteil der Menschen, Magier und Tiere habe ich als Leserin schnell ins Herz geschlossen. Fast alle zeichnet großer Mut, Humor, Stärke und Einfallsreichtum aus. Die wenigen Figuren, die keine Sympathieträger sind, bekommen immer mal wieder ihr Fett weg und sorgen so ebenfalls für den einen oder anderen Lacher.

Das Buch endet mit einem gemeinen Cliffhanger, sodass ich mir sicher bin, dass alle Lesenden, auch die etwas Älteren, es kaum erwarten können, bis Band 2 erscheint, damit wir alle endlich erfahren können, wie es weitergeht.

Fazit: ein fantasiereicher, humorvoller Lesespaß nicht nur für junge Lesende.

Bewertung vom 29.08.2021
Frau Maier macht Dampf
Kremser, Jessica

Frau Maier macht Dampf


gut

Nette Urlaubslektüre

Elfriede, die Freundin von Frau Maier hat einen Wellness-Urlaub gewonnen. Doch leider kann sie den Gewinn aus gesundheitlichen Gründen nicht antreten. Damit dieser nicht verfällt, begibt sich Frau Maier in das Hotel „Steirische Oase“ in der Steiermark…

Schon auf den ersten Seiten wurde deutlich, dass das Buch „Frau Maier macht Dampf“ dem Untergenre des Cosy Crime zuzuordnen ist. Die Geschichte wird im Plauderton erzählt und schnell entsteht vor meinem inneren Auge das Bild einer modernen Miss Marple. Stets wachsam und von Neugierde getrieben, erkundet Frau Maier das Wellnesshotel. Dabei stolpert Frau Maier wie zufällig in Ungereimtheiten und Verbrechen. Aufgrund ihres Mutes und ihrer Beharrlichkeit werden die Verbrechen dann mit ihrer Hilfe gelöst.

Das Buch war nett zu lesen und entspannend. Durch den gefälligen Plauderton kam jedoch leider selten Spannung auf. Einen richtigen Spannungsbogen im Sinne einer dramaturgischen Zuspitzung konnte ich auch nicht ausmachen. Das lag daran, dass die Geschichte vor sich hinplätscherte und sich auch die Verbrechen und ihre Lösung unaufgeregt in die Handlung einpassten.

Fazit: Das Buch ist nett, lässt sich schnell lesen und ist entspannend. Mir war das für einen spannenden Krimi jedoch zu wenig.

Bewertung vom 28.08.2021
Die verschwundenen Studentinnen
Michaelides, Alex

Die verschwundenen Studentinnen


gut

Psychothriller mit Schwächen

Mariana Andros ist Psychotherapeutin. Als in Cambridge die Leiche einer jungen Frau gefunden wird, erhält sie einen Hilferuf von ihrer Ziehtochter und Nichte Zoe. Die Ermordete war Zoes beste Freundin. Sofort macht Mariana sich auf den Weg, um zu helfen…

Das Buch „Die verschwundenen Studentinnen“ startet mit einer sehr ausführlichen Einführung der Person Mariana Andros. Wir erfahren viel über ihr bisheriges Leben und ihr Befinden in der Gegenwart. Immer wieder jedoch, schweifen Marianas Gedanken in die Vergangenheit, zu ihrer großen Liebe, die bei einem Unglück ums Leben gekommen ist. Ich habe mich immer wieder gefragt, warum wir so viele Details aus dem Leben der Psychotherapeutin erfahren. Warum nimmt ihr Leben den Großteil des Buches für sich in Anspruch, anstelle der Ermordung der Studentin und der Ermittlungen dazu.

Nachdem Mariana in Cambridge angekommen ist und sich endlich auf die Suche nach dem Täter macht, kommt schließlich Spannung und Tempo in die Geschichte. Es gibt ein paar atmosphärisch sehr dichte Szenen, die mir aufgrund der unheimlichen Stimmung sehr gut gefallen haben. Der Autor Alex Michaelides baut mehrere Verdächtige auf, die abwechselnd in unseren Fokus geraten. Die Raterei hat mir sehr viel Freude bereitet und der Autor hat mich gekonnt hinters Licht geführt. Die Auflösung hat mir zwar nicht unbedingt gefallen, aber ich fand sie sehr schlüssig.

Genervt hat mich jedoch immer wieder die endlose Selbstbetrachtung der Psychotherapeutin Mariana Andros. Sie steckt so voller Probleme, dass sie in meinen Augen keine Menschen therapieren kann. Zudem versucht sie nicht den Täter zu ermitteln. Vielmehr entscheidet sie sich für einen Täter aus dem Umfeld der Verdächtigen und versucht nun, die Realität dieser Entscheidung anzupassen. Dabei verliert sie jedoch den Blick für die objektiven Fakten.

Fazit: Ich fand das Buch zu Beginn langatmig, dann sehr spannend und aufgrund der guten Beschreibungen in Cambridge atmosphärisch sehr dicht. Leider konnte ich die Hauptfigur nicht sonderlich leiden und auch die anderen Personen waren mir nicht sympathisch. Die Auflösung hat mich jedoch kalt erwischt und völlig überrascht. So soll das Ende eines Thrillers sein.

Bewertung vom 22.08.2021
Tod in Weißen Nächten / Natalja Iwanowa Bd.1 (2 MP3-CDs)
Abson, G. D.

Tod in Weißen Nächten / Natalja Iwanowa Bd.1 (2 MP3-CDs)


sehr gut

Wenn Korruption das ganze Land durchzieht

In Sankt Petersburg verschwindet eine reiche, schwedische Studentin. Hauptmann Natalja Iwanowa bekommt die Ermittlungen in diesem Fall übertragen.

Zu Beginn ist es mir sehr schwer gefallen, einen Zugang zu dem Krimi zu finden. Die russische Denk- und Lebensweise unterscheidet sich doch sehr von meinem Leben in Deutschland. Die Hierarchien sind sehr ausgeprägt. Bestechung ist in allen Bereichen des Lebens an der Tagesordnung. Egal, ob es um den Kauf von Parmesankäse zum Abendessen oder um den Studienplatz des Sohnes geht. Ohne ein wenig Schmiergeld geht gar nichts. Ausländerfeindlichkeit scheint ein fester Bestandteil des Denkens der Bevölkerung zu sein. Und natürlich kann auch nicht einfach ohne Probleme ermittelt werden. Oft sind Tricks und Taktieren gefragt, um überhaupt in der Fallbearbeitung weiterzukommen. Immer wieder soll Natalja Iwanowa ihre Untersuchungen einstellen – mal wird ihr Bestechungsgeld angeboten, dann erfährt sie rohe Gewalt und dann wieder wird sie eingeschüchtert.

Die Figuren wirken auf mich alle sehr kühl und distanziert. Warme, lebensfrohe Personen habe ich vergeblich gesucht. Doch die Darstellung der Figuren passt sehr gut in das Setting des Buches. Denn das Leben in Sankt Petersburg wirkt hart und grau und nichts ist, wie es auf den ersten Blick erscheint. Trotzdem wächst mir die Ermittlerin im Laufe der Geschichte ans Herz und ihr Mann Michail, der Ermittler in derselben Abteilung wie Natalja ist, ebenfalls.

Bereits der Prolog des Buches ist spannend und endet mit einem Cliffhanger. Ebenfalls mit einem Cliffhanger endet die Szene, in der die Studentin Zena Dahl verschwindet. Die Auflösung des Falles bietet für mich als versierte Krimileserin nur wenige Überraschungen. Trotzdem wollte ich wissen, was genau nach dem Prolog passiert ist und was der Entführer mit Zena angestellt hat. Zudem ist die Schilderung, wie das Land und die Leute funktionieren und die Ermittlungen von allen Seiten behindert werden, sehr unterhaltsam und spannend. Die Kriminalermittlerin Hauptmann Natalja Iwanowa gerät zwischen alle Fronten und muss zum Teil erhebliche Gewalt ertragen. Insgesamt sind der Staat und die Staatsgewalt ebenso gewalttätig und korrupt wie die Verbrecher. Der Unterschied ist, dass die Staatsbediensteten mit ihren Machenschaften davonkommen, die Verbrecher nicht unbedingt.

Die Sprecherin Sabine Swoboda ist für das Buch sehr gut gewählt worden. Die Stimme und ihre Art zu lesen passen perfekt zum Inhalt. Sie bringt die Atmosphäre der Stadt und des Lebens der Bevölkerung sehr gut rüber. Außerdem verkörpert sie mit ihrer Stimme hervorragend die Ermittlerin Natalja Iwanowa. Sie haucht ihr Leben ein und bringt sie uns nahe.

Fazit: ein spannender Krimi, der das Lebensgefühl von Sankt Petersburg super vermittelt, gelesen von einer perfekt passenden Sprecherin. Mehr kann man nicht von einem Krimi verlangen.

Bewertung vom 17.08.2021
Arkas Reise / Die Stadt ohne Wind Band Bd.1
Devillepoix, Éléonore

Arkas Reise / Die Stadt ohne Wind Band Bd.1


sehr gut

Spannendes Fantasyabenteuer

Die 13-jährige Arka hat sich ganz alleine auf den Weg in die Stadt Hyperborea begeben. Dies ist die einzige Stadt, die es noch gibt, in der Magie gebraucht werden darf. Geführt wird die Stadt von einem König und seinem Rat aus Magiern. Und genau zu diesen Magiern möchte Arka, denn sie will ihren Vater finden, einen Magier, der sich vor ihrer Geburt von ihrer Mutter getrennt hat…

Die Schriftstellerin Eleonore Devillepoix nimmt sich zu Beginn ihres Buches „Die Stadt ohne Wind – Arkas Reise“ sehr viel Zeit, um uns ausführlich die beiden Hauptfiguren, das Mädchen Arka und den Magier Lastyanax, vorzustellen. Ebenso ausführlich führt sie die Stadt Hyperborea ein. Daher ist das Tempo am Anfang der Geschichte eher gemächlich. Das störte mich aber nicht sonderlich, da ich so Gelegenheit bekommen habe, in diese neue Welt einzutauchen. Der Aufbau der Stadt ist sehr bildhaft dargestellt und zudem sehr einleuchtend. Die Autorin hat zum Teil wirklich tolle Ideen, was den Aufbau, die Transportwege und Fortbewegungsmittel angeht.

Im Mittelpunkt des Geschehens stehen jedoch viele Geheimnisse und Intrigen am Hof des Königs, im Umfeld der Magier und rund um Arka, die dem Buch Spannung verleihen. Als Leserin habe ich so zum einen Gelegenheit mitzurätseln, wer hinter den Ränkespielen steckt und zum anderen, wie die einzelnen Ereignisse miteinander verknüpft sind und was Ziel und Zweck der Machenschaften ist.

Die Protagonisten Arka und Lastyanax sind ein interessantes Gespann. Der Magier ist ein Eigenbrötler, sehr pedantisch und stets mürrisch. Arka dagegen ist ein Wirbelwind. Sie ist sehr quirlig, impulsiv, wagemutig, frech und hat ihren eigenen Kopf. Die beiden wachsen nur langsam zu einem Team zusammen. Aber gerade das Gefühl, dass die beiden nie eine Einheit werden, macht einen Teil der Unterhaltung des Buches für mich aus. Ich mag beide, auch wenn Arka mir viel schneller ans Herz gewachsen ist als der unnahbare Lastyanax.

Es hat mir sehr gut gefallen, einmal wieder ein Buch über Magier und ihre Zaubertricks zu lesen. Zum Ende wurden zwar ein paar Rätsel gelöst, doch der Beginn des zweiten Teils wurde bereits vorbereitet. Ich freue mich schon darauf, wenn es weitergeht. Sehr gespannt bin ich sowohl auf die Welt außerhalb von Hyperborea als auch darauf, wie es mit der Stadt weitergeht.

Fazit: „Die Stadt ohne Wind – Arkas Reise“ liefert uns eine ereignisreiche Geschichte, die in einer ganz eigenen Welt mit einer starken und mutigen Heldin spielt.

Bewertung vom 16.08.2021
Sag mir, wer ich bin
Ward, Felicity

Sag mir, wer ich bin


weniger gut

Wenn Traumata nicht bearbeitet werden

Als 16-jährige gerät Sally in Paris in die Gewalt eines unbekannten Mannes, der sie fast umbringt. Dieses Trauma wird sie nie wieder loslassen und bestimmt ihr weiteres Leben. Obwohl sie heiratet und versucht, sich anzupassen, sucht sie doch immer nach dem Mann, der ihr Leben zerstörte.

Zu Beginn war ich begeistert von „Sag mir, wer ich bin“. Die Autorin Felicity Ward beginnt ihr Buch mit einer Einleitung, um uns über die Besonderheiten ihrer Heimat Montreal zu informieren. Zurecht vermutet sie, dass ich mich noch nie mit der Geschichte von Kanada und Montreal auseinandergesetzt habe und ohne ihre Erläuterungen die Konflikte zwischen den englisch- und den französischsprachigen Bewohnern nicht hätte einordnen können.

Der nüchterne, emotionslose Schreibstil der Autorin macht es mir als Leserin schwer, einen Zugang zu den Figuren, insbesondere auch zu Sally zu erhalten. Sally will ihr Trauma verdrängen, sich nicht damit auseinandersetzen. Sie verweigert jedes Gespräch über die Ereignisse in Paris. Dadurch fällt auch ihren Eltern und dem sonstigen Umfeld der Umgang mit Sally schwer. Lediglich ihr Patenonkel findet einen Zugang zu ihr. Das Verhältnis der beiden zueinander entfacht mein Interesse und ich bin neugierig geworden, wie sich das weitere Leben von Sally und Carson entwickelt.

Auf einer Party glaubt Sally, in dem Franzosen Philippe Marignac ihren Peiniger von einst zu erkennen. Und hier setzt für mich ein Bruch in der Geschichte ein. Was nun folgt, sorgt bei mir für Verwirrung, Abscheu und Unverständnis. Gerade aufgrund von Sallys Vergangenheit, ihren Ängsten, ihrem zerbrechlichen Wesen, verstehe ich ihr weiteres Verhalten in keiner Weise. Sie wird von Seite zu Seite immer irrationaler und sprunghafter. Doch auch Philippe Marignac empfinde ich als hochgradig gestört. Die Gedanken und Handlungsweisen beider Figuren lassen in meinem Kopf jede Menge Fragezeichen aufleuchten. Sallys Ehemann und auch ihr sonstiges Umfeld tragen nicht zur Entspannung der Situation bei. Gerne möchte ich glauben, dass viele für mich unverständliche Verhaltensweisen der Figuren dem Zeitgeist der 60er bis 80er Jahre des letzten Jahrhunderts geschuldet sind, in denen das Buch spielt. Da ich selbst jedoch nie sexualisierter Gewalt ausgesetzt war, kann ich mir kein Urteil anmaßen, was dieses Erlebnis in den Personen auslöst. Ich denke jedoch, dass eine Bearbeitung der Traumata wünschenswert und hilfreich gewesen wäre.

Gegen Ende des Buches ist mir endlich bewusst geworden, was mich an dem Buch und den Figuren am meisten stört. Keine Person verfügt über Empathie. Jeder sieht nur sich selbst, bezieht alles für oder gegen sich und ist für die Sorgen, Nöte, Persönlichkeit des Gegenübers vollkommen unempfänglich.

Auf ein Katz-und-Maus-Spiel, wie im Kurzinhalt angegeben, habe ich übrigens vergeblich gewartet.

Fazit: Sowohl der Schreibstil als auch der Inhalt des Buches waren für mich gewöhnungsbedürftig. Leider kann ich keine Empfehlung aussprechen.

Bewertung vom 14.08.2021
Flüsterwald - Durch das Portal der Zeit: Ausgezeichnet mit dem LovelyBooks-Leserpreis 2021: Kategorie Kinderbuch (Flüsterwald, Staffel I, Bd. 3)
Suchanek, Andreas

Flüsterwald - Durch das Portal der Zeit: Ausgezeichnet mit dem LovelyBooks-Leserpreis 2021: Kategorie Kinderbuch (Flüsterwald, Staffel I, Bd. 3)


ausgezeichnet

Auch der dritte Teil ist wieder toll

Lukas, Ella und ihre Freunde aus dem Flüsterwald haben sich vorgenommen, Ellas Großvater, den Professor, zu befreien. Dafür müssen sie in die Vergangenheit reisen, dem Professor etwas Blut abnehmen und sich sofort wieder zurück in die Gegenwart begeben. Doch ganz so einfach ist auch dieses Abenteuer nicht…

Wie immer bei Andreas Suchanek, ist auch der dritte Teil „Flüsterwald – Durch das Portal der Zeit“ wieder unglaublich spannend und sprüht vor tollen Einfällen. Zudem gibt es jede Menge unvorhergesehene Wendungen und auch der Humor kommt nicht zu kurz – halt typisch Andreas Suchanek. Ich kann bei ihm einfach nicht vorhersehen, wohin die ganze Geschichte steuert. Deshalb ist es mir auch nicht möglich, beim Lesen eine Pause einzulegen. Der Autor schafft es sehr gut, mich als Leserin mehrfach in die Irre zu führen, bei meinem Rätseln, wer der böse Magier ist. Wiederholt habe ich eine Idee und ebenso oft habe ich sie wieder verworfen.

Lukas, Ella und ihre Freunde aus dem Flüsterwald sind mir mittlerweile ungemein ans Herz gewachsen. Ich fiebere, freue und leide mit ihnen. Besonders die Katze Punchy, die in diesem Teil auch mehr Raum einnimmt als in den ersten beiden Bänden, hat es mir angetan.

Einige Fragen aus den ersten beiden Bänden werden beantwortet, doch natürlich tauchen stattdessen noch viel mehr neue Fragen auf. Nun hoffe ich, dass im vierten Teil meine Fragen beantwortet werden und freue mich schon sehr darauf.

Bewertung vom 14.08.2021
Narbenherz / Heloise Kaldan Bd.2
Hancock, Anne Mette

Narbenherz / Heloise Kaldan Bd.2


ausgezeichnet

Die Autorin konnte mich wieder überzeugen

In Kopenhagen verschwindet ein zehnjähriger Junge am helllichten Tag. Kommissar Erich Schäfer und seine Kollegen tappen bei der Aufklärung des Verbrechens völlig im Dunkeln. Die Journalistin Heloise Kaldan möchte einen Artikel über traumatisierte dänische Soldaten schreiben. Doch ihre Vorgesetzten geben ihr den Auftrag, sich um die Berichterstattung des verschwundenen Kindes zu kümmern, da sie gut mit Kommissar Erich Schäfer befreundet ist.

Das Buch startet mit einem spannenden Prolog, der mich während des weiteren Buches immer wieder beschäftigt hat. Standen in Band 1 „Leichenblume“ die Journalistin Heloise Kaldan und ihre Recherchen im Vordergrund der Handlung, so konzentriert sich der 2. Teil stärker auf ihr Privatleben und ihre persönlichen Schwierigkeiten. Konnte ich sie in Band 1 gut leiden, so wurde sie mir aufgrund ihrer Persönlichkeit in diesem Buch zunehmend unsympathisch. Sie zeichnet sich dadurch aus, dass sie mit zweierlei Maß misst. Sie stellt hohe Anforderungen an andere Menschen, hält diesen Anforderungen jedoch selbst nicht stand. Gegen Ende des Buches wurden die persönlichen Konflikte von Heloise aufgelöst und ich hoffe, dass ich ihr im dritten Teil wieder näher komme.

Im Mittelpunkt der Ermittlungen steht Kommissar Erich Schäfer. Er hinterfragt das Verhalten der Verdächtigen und Angehörigen immer wieder. Leider bleibt die Krimihandlung lange im Hintergrund, da Heloise und ihre Dramen erst einmal im Zentrum der Geschehnisse des Buches stehen. Wenn endlich das Verschwinden und die Ereignisse rund um den Fall im Vordergrund stehen, wird das Buch richtig spannend. Die Autorin Anne Mette Hancock überrascht mit unvorhersehbaren Wendungen und originellen Ideen. Zudem baut sie Verdächtige auf, auf die ich mich als Leserin gestürzt habe, nur um meine Vorstellungen im nächsten Moment wieder zunichte zu machen. Bis zum Schluss habe ich nicht erraten, wie die vielen Ereignisse des Buches miteinander verknüpft sind. Mein besonderes Highlight war die letzte Seite des Buches. Hier lässt die Autorin uns an ihrem tiefschwarzen Humor teilhaben.

Auf jeden Fall möchte ich weitere Fälle mit Kommissar Schäfer und Journalistin Kaldan lesen. Ich freue mich schon sehr auf Band 3 „Grabesstern“.