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Lilli33
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 560 Bewertungen
Bewertung vom 14.03.2022
Die Kinder sind Könige
Vigan, Delphine

Die Kinder sind Könige


ausgezeichnet

Sehr aktuell und wichtig

Inhalt:
Mélanie ist eine der erfolgreichsten YouTuberinnen. Auf ihrem Kanal „Happy Récré“ und auf Instagram zeigt sie Videos und Fotos ihrer Kinder beim Unboxing, beim Spielen, beim Essen, eigentlich bei allem. Ihre fünf Millionen Fans wissen stets darüber Bescheid, wo sie sich gerade befinden und was sie tun. Die Familie verdient damit ein Heidengeld. Doch als eines Tages ihre sechsjährige Tochter Kimmy spurlos verschwindet, bricht Mélanies Welt zusammen. Hat sie selbst mit ihren Veröffentlichungen im Internet ihre Tochter in den Fokus eines Entführers gerückt?

Meine Meinung:
Zuerst hatte ich das Gefühl, einen Krimi zu lesen, aber im Verlauf des Buches überwiegt dann doch immer mehr die Gesellschaftskritik, was auch besser zu Delphine de Vigan passt.

In ihrem wunderschönen Schreibstil prangert die Autorin den sorglosen Umgang vieler Eltern mit dem Internet an. Etliche missbrauchen ihre Kinder als unfreiwillige Videostars, um damit die große Kohle zu machen. Die Kinder verbringen täglich viele Stunden vor der Kamera - Freizeit und Freundschaften mit anderen Kindern bleiben auf der Strecke. Was zählt, ist vor allem Konsum. Dies lernen auch Kinder, die mit oder ohne Wissen ihrer Eltern diese Kanäle auf YouTube verfolgen.

De Vigan stellt sehr schön heraus, wie Mélanie und ihre Kinder in diese Rolle gekommen sind, aber auch, was es mit ihnen macht. Für die Mutter ist es wie eine Sucht, den Kindern wird ihre Kindheit genommen.

Als Gegenpol fungiert die Polizistin Clara, die mit dem Internet so gar nichts am Hut hat.

Mir hat der Aufbau der Story gut gefallen: die Perspektiven von Mélanie und Clara, dazwischen Auszüge aus Vernehmungsprotokollen im Jahr 2019 und schließlich noch der Ausblick in das Jahr 2031, wo Mélanies inzwischen erwachsene Kinder versuchen, mit ihrem Leben zurechtzukommen.

Fazit:
Sehr schön geschrieben, hoch aktuelle Gesellschaftskritik und daher ein sehr wichtiges und lesenswertes Buch!

Bewertung vom 09.03.2022
Die Macht des Täters / Max Bischoff - Mörderfinder Bd.2
Strobel, Arno

Die Macht des Täters / Max Bischoff - Mörderfinder Bd.2


sehr gut

Gute, spannende Unterhaltung

Inhalt:
Der Ex-Kriminalbeamte und Hochschuldozent Max Bischoff wird um Unterstützung gebeten. Der Neffe seiner früheren Kollegin Katharina Baumann soll eine Frau bestialisch ermordet haben. Alle Indizien und Zeugenaussagen sprechen dafür, aber seine Tante kann sich das einfach nicht vorstellen. Ist der Selbstmord des Neffen als Schuldeingeständnis zu werten? Doch dann gibt es zwei weitere Morde, die offensichtlich eine Verbindung zu dem ersten haben. Die Polizei und Max
stochern lange im Dunkeln …

Meine Meinung:
Die Handlung braucht ein wenig, um richtig in Fahrt zu kommen, doch dann wird es super spannend. Max Bischoff ist mal wieder mehr in den Fall verstrickt, als ihm lieb sein kann. Mit seinem analytischen Verstand kommt er bei diesen verzwickten Mordfällen fast nicht weiter, denn sie scheinen keiner Logik zu folgen. Seine Überlegungen sind trotzdem toll zu lesen und man fiebert und rätselt unweigerlich mit, wer hier ein so perfides Spiel treibt.

Die Zahl der Verdächtigen ist recht überschaubar, aber die ein oder andere falsche Spur wird auf jeden Fall gelegt und führt die Lesenden in die Irre.

„Mörderfinder. Die Macht des Täters“ ist gute Unterhaltung mit einer unglaublichen Auflösung des Falles. Ich fand es fast ein wenig zu dick aufgetragen, aber okay.

Da der Fall in sich abgeschlossen ist, kann das Buch problemlos ohne Vorkenntnisse gelesen werden. Was man zu den wiederkehrenden Personen der Reihe wissen muss, wird hier noch einmal kurz erwähnt.

Die Mörderfinder-Reihe:
1. Die Spur der Mädchen
2. Die Macht des Täters

Bewertung vom 07.03.2022
Wisting und die Stunde der Wahrheit / William Wisting - Cold Cases Bd.0
Horst, Jørn Lier

Wisting und die Stunde der Wahrheit / William Wisting - Cold Cases Bd.0


sehr gut

Lesenswerte Vorgeschichte zur Cold-Case-Reihe

Inhalt:
Gerade als William Wisting die neuen Nachwuchsermittler begrüßen will, erreicht ihn ein Brief, der ihn 33 Jahre in die Vergangenheit zurück katapultiert zu seiner Zeit als Streifenpolizist. Er hatte es damals mit einem Fund in einer alten, unbenutzten Scheune zu tun: Ein Oldtimer war darin seit sechzig Jahren versteckt, mit Einschusslöchern in der Karosserie. Das Mysterium: Die Scheune war sowohl von innen als auch von außen verriegelt.

Meine Meinung:
Ich habe alle vier Bände der Cold-Case-Reihe um den sympathischen und akribischen Ermittler William Wisting gelesen und für gut befunden. So war natürlich klar, dass ich auch gerne die Vorgeschichte dazu lesen möchte. In „Wisting und die Stunde der Wahrheit“ erleben wir, wie Wisting vom Streifendienst zur Kripo kommt.

Mir gefiel auch dieses Buch recht gut. Der Fall ist nicht leicht zu durchschauen und entblättert sich erst nach und nach. Wie immer erzählt Jørn Lier Horst ganz unaufgeregt, aber doch fesselnd, sodass man gerne immer weiter lesen möchte, um dem Täter auf die Spur zu kommen. Dabei kann man auch selbst ganz gut miträtseln und die verschiedenen Spuren verfolgen. Noch ein bisschen mehr Spannung und ein paar Seiten mehr hätten aber nicht geschadet.

Gut gefallen hat mir auch der kleine Teil an Privatem, in dem man von Wistings Familie lesen kann. Seine Tochter Line, die in den späteren Fällen immer fleißig mitmischt, spielte für Wisting auch als Baby schon eine große Rolle.

Dieses Reihen-Prequel eignet sich für Neueinsteiger, aber auch für Fans. Das Buch kann ohne Vorkenntnisse und für sich allein gelesen werden.

Die Reihe:
1. Wisting und der Tag der Vermissten
2. Wisting und der fensterlose Raum
3. Wisting und der Atem der Angst
4. Wisting und der See des Vergessens
0. Wisting und die Stunde der Wahrheit

Bewertung vom 04.03.2022
Null gleich eins / Berger & Blom Bd.5
Dahl, Arne

Null gleich eins / Berger & Blom Bd.5


sehr gut

Spannend und sehr komplex

Inhalt:
Kriminalkommissarin Desiré Rosenkvist, genannt Deer, scheint die Einzige zu sein, die einen Zusammenhang zwischen verschiedenen Morden sieht, bei denen die Leichen jeweils am 5. eines Monats an einem Strand gefunden werden. Ihr Chef untersagt ihr, in dieser Richtung zu ermitteln und betraut sie mit anderen Fällen. Doch Deer bittet ihre Freunde, die ehemaligen Polizisten Sam Berger und Molly Blom, sich des Strandmörders anzunehmen …

Meine Meinung:
Dies ist bereits der 5. Teil der Reihe um das Ermittlerduo Sam Berger und Molly Blom. Es ist sicher besser, wenn man die Vorgängerbände kennt, da die Rahmenhandlung, die von Band zu Band fortgeführt wird, hier eine große Rolle spielt. In diesem Zusammenhang war mir aber die immer wiederkehrende Beschreibung von Deers Handicap und der mangelnden Beziehung zwischen Sam und Molly etwas zu ausufernd.

Die Kriminalfälle erweisen sich als sehr verzwickt und nebulös, und zwar sowohl Deers Axtmörder-Fälle als auch die Strandleichen, zu denen Sam Berger und Molly Blom ermitteln. Die Erzählperspektive wechselt häufig, was die Handlung noch mehr zerreißt. Man muss sich schon sehr konzentrieren, um die einzelnen Fäden richtig zu verfolgen.

Doch Arne Dahl erzählt ohne Zweifel sehr spannend. Man möchte das Buch am liebsten gar nicht aus der Hand legen, bis alle Rätsel gelöst sind - und das werden sie am Ende, sogar das allerletzte, das mich dann sogar noch zum Schmunzeln brachte.

Die Reihe:
1. Sieben minus eins
2. Sechs mal zwei
3. Fünf plus drei
4. Vier durch vier
5. Null gleich eins

Bewertung vom 02.03.2022
In die Arme der Flut
Donovan, Gerard

In die Arme der Flut


ausgezeichnet

und Sterben in einer Kleinstadt

Inhalt:
Luke Roy, Mitte dreißig, lebt in Ross Point, einer in der Bedeutungslosigkeit versunkenen Kleinstadt in Maine. Seit frühester Kindheit empfindet er eine Todessehnsucht, hat schon mehrfach seinen Suizid geprobt, aber dann doch nicht konsequent durchgezogen.
An einem nebligen Tag steht er auf einer nahegelegenen Brücke, 35 Meter über einem Fluss mit todbringenden spitzen Felsen. Stundenlang sinniert er, ob er springen soll oder nicht.

Doch dann sieht Luke, dass ein Ausflugsboot gekentert ist und ein Junge hilflos im Wasser treibt. Ohne zu zögern, wirft Luke sich ins Wasser und rettet Paul. Die Medien machen einen Helden aus ihm, Politiker missbrauchen ihn für ihren Wahlkampf. Die Menschen lieben ihn - bis sie ihn hassen …

Meine Meinung:
Auf mich übte dieser Roman einen ungemeinen Sog aus. Lukes Überlegungen zu Leben und Tod im ersten Teil der Handlung erschienen mir absolut nachvollziehbar. Wer in dieser Hinsicht psychisch vorbelastet ist, sollte lieber die Finger von dem Buch lassen!

Mit eindringlichen Worten und leicht poetischen Bildern zeichnet Gerard Donovan seinen Protagonisten Luke. Der Charakter ist tiefgründig und plastisch angelegt, er wirkt authentisch und realitätsnah, dabei auch sehr sympathisch. Ich habe mit ihm gelitten und gebangt, gehofft und mich mit ihm gefreut. Es war eine Achterbahn der Gefühle.

Die Medien und die Politik bekommen in diesem Buch ihr Fett weg. Sie stilisieren einen Mann, der etwas Selbstverständliches tut, zu einem Helden wider Willen hoch. Luke wird von einer üblen Maschinerie vereinnahmt, was sein Leben nicht leichter macht - stets zum Nutzen der Medien oder der Politiker. Und er wird gnadenlos fallengelassen, wenn es den anderen in den Kram passt.

Mich haben die Bilder, die Gerard Donovan in meinem Kopf erzeugte, beeindruckt und bedrückt, aber nicht heruntergezogen. Diese Lektüre wird mir sicher noch lange in Erinnerung bleiben und nachhallen.

Bewertung vom 25.02.2022
Nebelopfer / Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn Bd.5
Fölck, Romy

Nebelopfer / Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn Bd.5


sehr gut

Atmosphärisch wie gewohnt

Inhalt:
Nicht nur ein erhängter Zeuge in einem längst vergangenen Prozess macht Kommissarin Frida Paulsen von der Kripo Itzehoe zu schaffen, sondern auch der neue Kollege Leonard Bootz. Auch privat läuft es nicht rund, in der Beziehung zu Torben kriselt es …

Meine Meinung:
Dies ist bereits der 5. Band der Reihe um die Itzehoer Kriminalkommissare Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn. Der Kriminalfall ist in sich abgeschlossen. Insofern könnte man das Buch auch gut ohne Vorkenntnisse lesen. Aber das Privatleben, die Entwicklung der Figuren spielt doch eine enorme Rolle, sodass es schöner ist, diese von Anfang an zu verfolgen. Ich freue mich immer wieder, lieb gewonnene Charaktere wieder zu treffen und sie wieder ein Stück ihres Wegs begleiten zu dürfen.

Aber ehrlich gesagt, war es mir in diesem Band für einen Krimi auch ein wenig zu viel des Privaten bzw. der Liebesgeschichten, die sich an allen Ecken anbahnen oder Probleme machen. Hier wäre weniger mehr gewesen.

Der Kriminalfall an sich ist jedoch sehr spannend aufgebaut und entwickelt sich nachvollziehbar. Die Hintergründe lassen sich nicht zu schnell durchschauen, sodass man schnell weiterlesen will, um dem Täter auf die Spur zu kommen.

Mit ihrem flotten, lockeren Schreibstil konnte Romy Fölck mich wieder kopfkinomäßig in die Elbmarsch versetzen, die sehr atmosphärisch beschrieben wird - für mich immer ein bisschen wir Urlaub.

Die Reihe:
1. Totenweg
2. Bluthaus
3. Sterbekammer
4. Mordsand
5. Nebelopfer

Bewertung vom 24.02.2022
Violas Versteck / Tom Babylon Bd.4
Raabe, Marc

Violas Versteck / Tom Babylon Bd.4


ausgezeichnet

Spannend und bedrückend

Inhalt:
23 Jahre nach dem Verschwinden seiner kleinen Schwester Viola sucht Tom Babylon noch immer nach ihr. Dass sie tot ist, kann er einfach nicht glauben. Er setzt alles aufs Spiel: seinen Job, seine Ehe, sein Leben.

Als er mit einer Kopfverletzung in einem Londoner Krankenhaus aufwacht, klafft ein Loch in seinen Erinnerungen. Wie kommt er nach London? Warum ist er verletzt? Mit Hilfe der Ärztin Dr. Jillian Harris versucht Tom, Licht in das Dunkel zu bringen.

Seine Kollegin und Freundin Dr. Sita Johanns ermittelt inzwischen in einer psychiatrischen Klinik an der österreichischen Grenze, wo sie selbst in größte Gefahr gerät.

Meine Meinung:
Dies ist der vierte Band der Reihe um den Berliner LKA-Ermittler Tom Babylon. Während man die ersten drei Bände auch gut für sich allein lesen kann, sollte man hier besser Vorkenntnisse haben, wenn sie auch nicht zwingend notwendig sind. Das Verständnis erleichtern sie aber enorm. Wie der Titel schon sagt, dreht es sich hier um Viola, deren Geschichte in den Vorgängerbänden eher die Rahmenhandlung bildete.

Ich fand auch diesen vierten Band - wie schon die ersten drei - super spannend, zum Teil atemberaubend. Ich habe mit Tom gelitten, der sein Gedächtnis verloren hat, und mit Sita, der ganz übel mitgespielt wird. Zusammen mit den beiden können die Lesenden nach und nach das Geschehene aufdecken und dem Showdown entgegenfiebern. Ich konnte das Buch fast nicht zur Seite legen und habe die gut 600 Seiten innerhalb von zwei Tagen verschlungen.

Ein kleines Manko sind die Zeitsprünge, die etwas verwirrend sind, wenn man nicht genau liest und mitdenkt. Da befindet man sich „Sechs Wochen später“, „28 Tage vorher“, „11 Tage später“ usw. Es ist ein wildes Hin- und Herspringen in der Zeit, aber trotzdem logisch.

Die Reihe:
1. Schlüssel 17
2. Zimmer 19
3. Die Hornisse
4. Violas Versteck

Bewertung vom 23.02.2022
Boom Town Blues
Dunne, Ellen

Boom Town Blues


sehr gut

Wieder ein spannender Fall für Patsy Logan

Inhalt:
Eigentlich wollte sich Patsy Logan von der Kripo München eine berufliche und eheliche Auszeit nehmen und ihre Cousine in Dublin besuchen. Doch als in der österreichischen Botschaft in Dublin eine junge Deutsche ermordet wird, soll Patsy die irischen Kollegen unterstützen, zusammen mit dem Österreicher Sam Feuerstein. Klar, dass Patsy sich nicht unbedingt an die ihr ans Herz gelegten Auflagen hält …

Meine Meinung:
Ellen Dunne war vor einigen Jahren für mich DIE Neuentdeckung unter den Autoren. Seither fiebere ich jedem ihrer Bücher entgegen. „Boom Town Blues“ ist nun schon der dritte Band in der Reihe um die deutsch-irische Kriminalkommissarin Patsy Logan, kann aber problemlos ohne Vorkenntnisse gelesen werden. Der Fall ist in sich abgeschlossen, wichtige Details zum Privatleben werden hier noch einmal kurz angerissen.

Ellen Dunne begeistert mich immer wieder mit ihrem mitreißenden und fesselnden Schreibstil. Dazu kommt eine interessante und in der Regel gesellschaftskritische Handlung. Hierbei kann ich immer noch etwas dazulernen, was ich klasse finde.

Die Protagonistin Patsy Logan ist mir mittlerweile schon sehr ans Herz gewachsen. Zwar ist mir ihr zuweilen stark negatives Denken manchmal etwas zu viel (Ehekrise, unerfüllter Kinderwunsch, Selbstmord des Vaters), dafür kann sie mich aber mit ihren selbstironischen Einlagen auch wieder zum Schmunzeln bringen.

Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, dabei gibt es auch immer wieder Rückblenden in vergangene Jahre. Die Kapitel sind entsprechend gekennzeichnet, sodass man immer genau weiß, wo man sich gerade befindet.

Spannung ist durchweg vorhanden. Es gibt etliche (falsche) Spuren, und die Auflösung konnte mich überraschen. Als Leser*in kann man allerdings nicht selbst drauf kommen, was ich schade finde - vielleicht habe ich den entsprechenden Hinweis aber auch überlesen.

Alles in Allem ein sehr lesenswerter Kriminalroman, der mich wieder mal dem nächsten Band der Reihe um Patsy Logan entgegen fiebern lässt.

Die Patsy-Logan-Reihe:
1. Harte Landung
2. Schwarze Seele
3. Boom Town Blues

Bewertung vom 13.02.2022
Lieblingsplätze mit Hund - Nordseeküste Niedersachsen
Heins, Stefanie

Lieblingsplätze mit Hund - Nordseeküste Niedersachsen


gut

Vielfältige Tipps für Urlaub bzw. Ausflüge mit Hund

Stefanie Heins hat in diesem Reiseführer für Mensch und Hund 79 Plätze (Sehenswürdigkeiten, Parks, Hundespielplätze, Restaurants, Ferienwohnungen usw.) ausgewählt, die sie für besuchenswert hält. Jedem dieser Plätze ist ein kurzer Artikel gewidmet, in dem man nähere Informationen bekommt, was das Besondere ist, oder auch mal historische Details. Meist wird auch erwähnt, ob zum Beispiel Leinenpflicht für Hunde besteht oder ob Kotbeutel vorhanden sind. Am Ende jeder Beschreibung findet man ein Foto, das nicht immer wirklich aussagekräftig ist und irgendwo aufgenommen sein könnte, aber im Großen und Ganzen fand ich den Aufbau der einzelnen Kapitel für einen ersten Überblick ganz nützlich.

Leider werden auch einige Ausflugsziele beschrieben, die nicht für Hunde geeignet sind, weil der Weg über pfotenuntaugliche Gitter führt oder Hunde einfach nicht rein dürfen. Bei dem Titel „Lieblingsplätze mit Hund“ hätte ich dies nicht erwartet. Diese Plätze muss ich leider von vornherein für mich ausschließen, denn wenn ich schon mit meinem tierischen Freund in Urlaub fahre, dann will ich ihn nicht in der dortigen Tierpension abgeben.

Die beschriebenen Lieblingsplätze erstrecken sich über ein breites Gebiet, von Cuxhaven im Osten bis Borkum im Westen, von Wangerooge im Norden bis Papenburg im Süden. Etliche Orte liegen dabei leider zig Kilometer vom Meer weg.

Hinten im Buch gibt es dann noch Listen nach Themen geordnet, was ich sehr praktisch finde:
- Hundefreundliche Unterkünfte
- Hundefreundliche Gastronomie
- Geschäfte für Hundenahrung und -ausstattung
- Freilaufflächen
- Tierarztpraxen und Tierphysiotherapeuten
- Hundepensionen
- Hundesalons

Andere Leser mögen eine andere Erwartung an dieses Buch haben und mehr Nutzen daraus ziehen können. Daher eine eingeschränkte Leseempfehlung von mir.

Bewertung vom 11.02.2022
Meine kleine Welt
Arenz, Ewald

Meine kleine Welt


sehr gut

Amüsante Szenen aus dem Familienalltag

Vater Heinrich, Mutter Juliane, der siebzehnjährige Sohn Theo, die dreizehnjährige Philly und der dreijährige Otto - eine ungewöhnliche Familie, und doch auch wieder nicht. Ich zumindest bin immer wieder über Ereignisse oder Verhaltensweisen gestolpert, bei denen ich mir dachte, das ist bzw. war doch bei uns genau so.

Alle drei Kinder sind in einem schwierigen Alter. Theo fühlt sich schon ziemlich erwachsen und will nicht über sich bestimmen lassen. Die krass pubertierende Philly fühlt sich generell unverstanden, und der kleine Otto hat die ein oder andere ziemlich abstruse Idee, die er selbst natürlich gar nicht so abstrus findet.

Auf in der Regel zwei bis drei Seiten schildert Ewald Arenz kleine Episoden aus dem Alltag der fünfköpfigen Familie seines Alter Egos Heinrich. Mit viel Ironie und Humor lässt der Autor uns an speziellen Vorkommnissen teilhaben, an schönen und peinlichen, an Streit und Versöhnung. Mit einem Augenzwinkern zeigt er uns auch, wie man sich aus festgefahrenen Situationen heraus manövrieren kann, indem man einfach mal fünf gerade sein lässt und zu unkonventionellen Mitteln greift.

Durch die Kürze der einzelnen Geschichten, die zwar chronologisch fortlaufen, aber problemlos unabhängig voneinander gelesen werden können, eignen sie sich hervorragend, um sie abends im Bett dem Partner vorzulesen und gemeinsam schmunzelnd den Tag ausklingen zu lassen.

Fazit:
Recht witzig und manchmal nachdenkenswert, aber nicht so gehaltvoll wie Arenz’ Romane. Daher gebe ich gern vier sehr gute Sterne.