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leseratte1310
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Niederrhein
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Bewertungen

Insgesamt 3660 Bewertungen
Bewertung vom 31.10.2023
Im Herzen so kalt / Maya Topelius Bd.1
Åslund, Sandra

Im Herzen so kalt / Maya Topelius Bd.1


sehr gut

Die neunjährige Frida Nordström nutzt auf dem Nachhauseweg von der Schule eine Abkürzung durch den verschneiten Wald. Dort entdeckt sie die Leiche eines Mannes. Da die Polizei von Östersund personell gerade nicht gut besetzt ist, werden Kriminalinspektorin Maya Topelius und ihr Partner Pär Stenqvist von Stockholm in den Norden geschickt, um den Fall aufzuklären. Bei dem Toten handelt es sich um den bekannten Umweltaktivisten Mats Anderberg. In Östersund ist man nicht besonders erfreut über die Ermittler aus der Hauptstadt. Verdächtige gibt es besonders bei den Forstwirten, aber niemand will reden.
Dies ist der Auftaktband der dreiteiligen Reihe „Ein Fall für Maya Topelius“. Ich mag die etwas düstere Atmosphäre von Skandinavien-Krimis sehr gerne und auch dieses Buch hat mir gefallen.
Maya Topelius ist eine gute Polizistin, die bei ihren Fällen aber ihre Emotionen nicht immer unterdrücken kann. Zum Glück hat sie gute Freundinnen. Aber ihre Freundin Sanna hat eigene Probleme.
Maya ergänzt sich sehr gut mit ihrem Partner Pär Stenqvist. Er hat viel Erfahrung und geht die Ermittlungen abgeklärter an, während Maya schon mal auf eigene Faust recht unkonventionell ermittelt. Der Tote war ein charismatischer Umweltaktivist, der aber auch eine andere Seite hatte. Mit seiner Überzeugung kam er bei den Forstwirten nicht gut an. Doch hat sich einer von denen die Finger schmutzig gemacht?
Frida lebt mit ihrer Mutter Annika sehr zurückgezogen im Wald. Der Fund des Toten beschäftigt sie sehr, so sehr, dass sie versucht mit ihrer Freundin eigene Nachforschungen anzustellen. Doch das bleibt nicht unbemerkt und dann ist Frida verschwunden.
Polizeihauptmeister Hilding Elofsson und Sonny Lindberg aus Östersund sind anfangs skeptisch, dass ihnen Stockholmer Kollegen vor die Nase gesetzt werden, doch dann arbeiten sie gut zusammen.
In diesem Krimi kommt auch einiges Private aus dem Leben von Maya zum Tragen, dennoch ist es ein spannender Roman mit viel skandinavischer Winter-Atmosphäre und sympathischen Ermittlern.

Bewertung vom 30.10.2023
Solange wir schwimmen (eBook, ePUB)
Otsuka, Julie

Solange wir schwimmen (eBook, ePUB)


gut

Die Menschen, die regelmäßig ins Schwimmbad unter der Erde kommen, könnten unterschiedlicher nicht sein. Doch hier ist es unwichtig, wer sie sind. Wichtig ist, dass sie ihre Sorgen und Probleme hinter sich lassen können. Zu den Schwimmern gehört auch die demente Alice. Doch dann erscheint ein Riss im Becken. Da man die Ursache nicht finden kann, wird das Bad geschlossen. Damit verschlechtert sich auch der Zustand von Alice.
Die Autorin Julie Otsuka erzählt aus unterschiedlichen Perspektiven und in sehr verschiedenen Erzählweisen. Ich fand es anstrengend, diese Art des Erzählens zu lesen.
Das Leben ist nicht berechenbar und es kann vorkommen, dass uns etwas aus der Bahn wirft, das für sich betrachtet kein großes Problem ist. Für Alice bedeutet das, dass ein Stück Verlässlichkeit weggebrochen ist und ihr damit Halt fehlt. Auch in ihrem Zustand entsteht ein Riss und sie muss in ein Pflegeheim ziehen. Alices Tochter hat ein schlechtes Gewissen, weil sie nicht weiß, ob sie im Kontakt zu ihrer Mutter wirklich alles richtig gemacht hat. Sie versucht zu ergründen, warum ihre Mutter mit der Krankheit geschlagen wurde.
Das Leben in dem Heim ist strengen Regeln unterworfen. Die Pflegebedürftigen mit ihren individuellen Bedürfnissen können nicht adäquat betreut werden. Es ist deprimierend, das mitzuerleben, aber in Zeiten des Pflegenotstandes wohl nicht ungewöhnlich.
Es ist eine emotionale und bedrückende Geschichte, die mich aber aufgrund der distanzierten Erzählweise nicht wirklich abgeholt hat.

Bewertung vom 28.10.2023
Wie Sterben geht
Pflüger, Andreas

Wie Sterben geht


ausgezeichnet

Es ist die Zeit des Kalten Krieges. Die Staaten misstrauen einander. Daher ist es auch die Zeit der Agenten und Spionagetätigkeit. Jeder will dem anderen einen Schritt voraus sein.
Zu dieser Zeit wird Nina Winter, Analystin beim BND, in Russland eingesetzt. Rem Kukura - Deckname Pilger, ein Top-Agent in Moskau, will sie als Führungsoffizier, um weiterhin Information zu liefern. Nina will sich die einmalige Gelegenheit natürlich nicht entgehen lassen. Doch dafür muss sie eine Metamorphose durchleben, sie muss in kürzester Zeit zu einer Frau werden, die alle Schwierigkeiten meistern und auf feindlichem Gebiet überleben kann. Alles läuft auch nach Plan, doch dann kommen ihr Gefühle in die Quere. Sie verliebt sich in Rems Sohn.
Auch mit diesem Buch konnte mich Andreas Pflüger wieder packen. Er führt uns zurück in eine Zeit, die noch gar nicht so lange zurückliegt und dennoch weit weg erscheint. Allerdings sind die jetzigen politischen Verhältnisse leider wieder sehr ähnlich.
Nina Winter ist eher unscheinbar, bis sie in Moskau Pilger führen soll. In ganz kurzer Zeit bekommt sie eine Ausbildung, die sie dafür befähigen soll. Sie entwickelt sich zu einer toughen Frau, die unter den unterschiedlichsten Namen operiert. Aber sie hat auch einen Feind beim KGB, der sie tot sehen möchte. Ich finde die Entwicklung von Nina und wie sie als Anfängerin im Job agiert nicht so ganz glaubwürdig. Aber trotzdem ist sie mir sympathisch. Mit den anderen Personen konnte ich eher keine Beziehung aufbauen.
Als im Winter 1983 ein Agentenaustausch ansteht, bei dem Kukura gegen den Sohn eines Politbüromitglieds ausgetauscht werden soll, muss Nina die Identität Pilgers bestätigen. Es kommt zu einem Inferno auf der Glienicker Brücke, bei der Nina schwer verletzt wird.
Es ist ein sehr spannender Spionage-Thriller, der mich von Anfang an gefesselt hat.

Bewertung vom 28.10.2023
Norderneyer Mordgeständnis. Ostfrieslandkrimi (eBook, ePUB)
Bekker, Alfred

Norderneyer Mordgeständnis. Ostfrieslandkrimi (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Bei der Polizei in Norden taucht ein Mann auf und behauptet, dass er am Strand von Norderney eine Frau getötet hat, die zu einer Verbrecherbande gehörte. Er hat auch ein Foto der Frau. Obwohl der Mann seinen Namen nicht nennen will, findet die Polizei schnell heraus, um wen es sich handelt. Tobias Kortmann ist eigentlich in einer geschlossenen Anstalt untergebracht, aber entwischt. Außerdem ist er bekannt dafür, dass er Morde gesteht, die nie stattgefunden haben. Trotzdem lässt die Sache Kommissar Manno Lewert keine Ruhe. Er fährt nach Norderney und bittet den Super-Recogniser Wieland von Bröking um Unterstützung. Der erkennt die junge Frau.
Dies ist das fünfte Buch aus der Reihe „Die Inselermittler“, aber ich kannte Kommissar Manno Lewert noch nicht. Dieser Krimi lässt sich gut und flüssig lesen.
Manno Lewert ist ein guter Polizist, der sich auch schon mal auf sein Bauchgefühl verlässt. Wenn ein Mord auf Norderney geschieht, ermittelt er dort. Doch dieses Mal gibt es keine Leiche und so muss er die Kommentare seiner Kollegen aushalten, die behaupten, dass er nur Urlaub machen will. Manno aber lässt sich nicht beirren. Auch Inselpolizist Tjark Drönkemeier ist skeptisch, ganz im Gegensatz zu dem exzentrischen Wieland von Bröking, der auch gleich einen Namen zu der Frau vom Foto hat. Mir gefällt Manno Lewert als Ermittler gut, aber von Bröking toppt ihn. Ich mag solch eigenwillige Typen und die Gespräche zwischen ihm und Manno sind sehr unterhaltsam. Natürlich kommt nicht jeder mit Wielands direkter Art und seinem Ego zurecht, aber Manno ist ein geduldiger Mensch.
So zeigt sich schnell ein erster Erfolg, doch die Sache ist viel verzwickter und auch sehr kriminell. Aber dank guter Zusammenarbeit lässt sich auch diese Sache und zusätzlich noch ein alter Fall aufklären.
Es hat viel Spaß gemacht, dieses ungewöhnliche Ermittlerpaar bei der Klärung dieses spannenden Falles zu begleiten.

Bewertung vom 24.10.2023
Memoria
Beck, Zoë

Memoria


sehr gut

Dieser Thriller spielt in einer nicht so fernen Zukunft. Der Klimawandel und seine Auswirkungen zeigen sich in allen Lebensbereichen.
Harriet ist mit dem Zug unterwegs, als der wegen eines Waldbrandes stoppen muss. Sie rettet eine Frau aus deren brennendem Haus. Bevor die Frau das Bewusstsein verliert, sagt sie noch „Wie hast du mich gefunden? Du darfst gar nicht hier sein." Das lässt Harriet keine Ruhe. Dann tauchen immer wieder Erinnerungsschnipsel auf, die für Harriet sehr verstörend sind. Sie beginnt an ihrem Verstand zu zweifeln. Als sie ihre Vergangenheit erkunden will, gerät alles außer Kontrolle.
Dies ist mein erstes Buch der Autorin Zoё Beck, aber sicherlich nicht das letzte. Der Thriller hat mir gut gefallen und der Schreibstil lässt sich gut und flüssig lesen.
Harriet ist eine Frau, die es nicht leicht hat. Ich konnte gut mit ihr fühlen, ganz besonders, als sie an ihren Erinnerungen zu zweifeln beginnt. Es muss sehr traumatisch sein, was sie erlebt. Doch sie möchte wissen, was sie und ihr Leben ausmacht. Dabei bringt sie sich auch noch in Gefahr.
Welche Erinnerungen sind wirklich Harriets? Und wie zuverlässig sind diese Erinnerungen?
Was zunächst so verwirrend erschien, löst sich am Ende doch schlüssig auf.
Ein spannender Thriller, der in einer erschreckenden Zukunft spielt.

Bewertung vom 19.10.2023
Der Kartograf des Vergessens
Couto, Mia

Der Kartograf des Vergessens


ausgezeichnet

Der Dichter Diogo Santiago leidet unter einer Depression und kehrt auf Anraten seines Arztes in seine Heimatstadt Beira zurück. Dort begegnet er der jungen Liana Campos, die ihm Unterlagen zukommen lässt, die ihm darüber Aufschluss geben sollen, was sich in den siebziger Jahren in Mosambik abgespielt hat und welche Rolle sein Vater Adriano, der auch ein Dichter war, dabei gespielt hat. Liana selbst möchte herausfinden, was mit ihrer verschwundenen Mutter geschehen ist. Gemeinsamen machen sie sich auf, die Vergangenheit zu ergründen.
Es hat eine wenig gedauert, bis ich mich in die Geschichte hineingefunden habe. Dann aber hat sie mich doch gepackt. Der Autor Mia Couto erzählt diese Geschichte, die auf unterschiedlichen Zeitebenen spielt, auf ungewöhnliche Weise. Es ist eine Sammlung der unterschiedlichsten Quellen wie Tagebucheinträge, Aussagen von Zeitzeuge, amtlichen Dokumenten, Briefen und anderem, das verbunden ist durch die Suche von Diogo und Liana. Besonders gefallen haben mir die Kapitelüberschriften (wie zum Beispiel „Mit den Schatten sprechen“, „Das Schicksal austricksen“, „Ein Wundmal auf der Haut der Zeit“…) Trotz dieser vielen Quellen ergibt sich ein subjektives Bild, dass sich mit jedem neuen Dokument oder Zeugenaussage wieder verändert. Jeder hat halt seine eigene Betrachtungsweise auf das Geschehene und so manches mutet ein wenig mystisch an.
Wir erfahren, wie es damals in Mosambik zugegangen ist. Es war eine Atmosphäre des Misstrauens und schreckliche Grausamkeiten sind geschehen. Um das Massaker von Inhaminga ranken sich die Schicksale von sehr unterschiedlichen Personen, die aber miteinander verknüpft sind. Diogos Vater lebte als Dichter in seiner eigenen Welt. Er war zwar politisch interessiert, spielte aber nicht die Rolle, die Inspektor Oskar Campos vermutet, der Adriano unbedingt überführen will. Auf Veranlassung seiner Frau Virginia versucht Adriano in Inhaminga herauszufinden, ob Sandro noch lebt, der als Soldat in den Krieg gezogen ist. Dabei sieht Adriano all die Grausamkeit, die dort geschieht. Aber auch bei den Nachbarn der Santiagos gibt es Tragisches. Am Ende zeigen sich die Verbindungen zwischen diesen und weiteren Menschen und bringen einige Überraschungen ans Licht. Keiner der Personen hat unbeschadet aus dem damaligen Geschehen herausgefunden. Doch sie wollten vergessen, um weiter leben zu können.
In der Zeit der Befreiungskriege in Mosambik geht es sehr grausam zu. Nachdem man das Land ausgebeutet hat, traut keine Gruppierung der anderen. Bespitzelung, willkürliche Verhaftungen und Folter sind an der Tagesordnung und wieder einmal mischt auch die Kirche in diesem bösen Spiel mit. Manches ist nur schwer zu ertragen.
Es ist ein atmosphärisch dichter, vielschichtiger Roman über das Vergessen und Erinnern.

Bewertung vom 16.10.2023
Ein Fluss so rot und schwarz
Ryan, Anthony

Ein Fluss so rot und schwarz


gut

Ein Mann kommt auf einem Schiff zu sich. Er weiß nicht, warum er dort ist und wer er überhaupt ist. Dass er Huxley heißt, lässt ihn eine Tätowierung auf dem Arm annehmen. Er ist nicht alleine, es gibt weitere fünf Lebende und ein Toter. Keiner von ihnen hat eine Erinnerung. Das Schiff ist ferngesteuert und sie erhalten über ein Satellitentelefon Anweisungen. Im dichten Nebel hören sie schreckliche Schreie. Sie finden heraus, dass sie auf dem Weg in ein zerstörtes und ausgestorbenes London sind. Doch auf der Themse wird es immer gefährlicher, denn überall lauern schreckliche Wesen. Was ist geschehen?
Ich kannte den Autor Anthony Ryan bisher nur von Fantasy-Büchern, doch er kann auch Thriller, jedenfalls wenn man solch blutrünstige Horrorgeschichten mag. Meine Sache sind sie nicht. Der Schreibstil allerdings lässt sich gut und flüssig lesen sofern man nicht immer wieder pausieren muss, weil man das Gemetzel nicht mehr ertragen kann.
Es ist eine verstörende und sehr bedrohliche Welt, in der sich die sechs Überlebenden bewegen. Sie versuchen herauszufinden, was mit ihnen geschehen ist und ihre Vermutungen scheinen sich zu bestätigen. Sie geraten von einer gefährlichen Situation in die nächste und können sich keinen Fehler erlauben, denn sonst erwartet sie der Tod. Ihre Aufgabe ist es, die Welt zu retten, was sich aber erst so peu à peu ergibt. Doch nicht alle werden am Ende dabei helfen können.
Die Charaktere kamen mir nicht wirklich nahe, sie sind auch nicht besonders vielschichtig ausgearbeitet. Sie wurden in eine Ausnahmesituation hineingeworfen und ihre besonderen Fähigkeiten sollen ihnen dabei helfen, die Schwierigkeiten zu meistern. Vielleicht gehen sie deshalb nicht besonders empathisch miteinander um.
Für mich war diese zwar spannende, aber blutige und grausame Geschichte nicht das Richtige.

Bewertung vom 14.10.2023
Lichtspiel
Kehlmann, Daniel

Lichtspiel


ausgezeichnet

Als die Nazis in Deutschland an die Macht kommen, dreht G. W. Pabst gerade in Frankreich. Da an eine Rückkehr nicht zu denken ist, macht er sich auf nach Hollywood, wo er auch eine Chance bekommt. Aber er kann seine Vorstellungen nicht durchsetzen und so wird der Film ein Flop. Damit ist er in dem Filmparadies gescheitert und kann auf keine Hilfe hoffen. Als er ein Telegramm von seiner kranken Mutter erhält, reist er nach Österreich, jetzt Ostmark genannt. Die Machthaber wollen ihn für neue Filme gewinnen. Zunächst lässt er sich auf die Angebote nicht ein, doch dann ist Krieg de und die Grenzen sind geschlossen. So kommt es, dass er sich doch auf die Anfragen einlässt. Für Propagandafilme steht er zwar nicht zur Verfügung, aber für ihn ist wichtig, dass er wieder drehen kann.
Eingerahmt wird die Geschichte des berühmten Regisseurs G. W. Pabst durch die fiktive Figur des Franz Wilzek, der mit Pabst beim verschollenen Film "Der Fall Molander" zusammengearbeitet hat.
Erzählt wird diese Geschichte aus unterschiedlichen Perspektiven und so lernte ich Georg Wilhelm Pabst kennen, der mir aber dennoch immer ein bisschen fremd blieb. Er hat schon früh erkannt, wie er Menschen dazu bringt, das Beste vor der Kamera aus sich herauszuholen. Obwohl er in der Weimarer Republik sehr berühmt war, so blieb er beim Filmen selbst stets im Dunkeln. Mir kam Pabst oft ein wenig naiv vor. Das ging los mit seinen Verhandlungen in Hollywood, wo er aufgrund fehlender Sprachkenntnisse sich nicht durchsetzen kann. Dann reist er zurück, weil seine kranke Mutter einen Hilferuf losgeschickt hat, was ihn ehrt. Doch er hätte erkennen müssen, dass er wahrscheinlich nicht mehr ohne Weiteres ausreisen kann. Aber ganz besonders hätte er sehen müssen, dass man nicht für die Nazis Filme drehen kann ohne sich zu korrumpieren. Man spürt, wie zerrrissen er ist, aber für ihn geht das Filmemachen über alles. Seine Familie tat mir oft leid. Trude hat es nicht leicht mit ihm und seiner Besessenheit. Sie sieht, dass er in Gedanken ständig bei einer anderen - Louise Brooks – ist. Aber auch für seinen Sohn Jakob ist es nicht leicht und so wird er ein begeisterter Anhänger des Regimes und zieht sogar in den Krieg.
Daniel Kehlmann ist ein meisterhafter Erzähler, der kein Urteil über seine Figuren fällt. Er überlässt es dem Leser, sich selbst seine Gedanken darüber zu machen, was Pabst für ein Mensch war und was man im Namen der Kunst tun darf.
Ein tiefgründiger und lesenswerter Roman.

Bewertung vom 12.10.2023
So tödlich der Wald   Ein fesselnder Finnland-Krimi (eBook, ePUB)
Seinsche, David

So tödlich der Wald Ein fesselnder Finnland-Krimi (eBook, ePUB)


gut

Kommissar Johannes Burgmeister wurde aufgrund eines missglückten Einsatzes vom Dienst suspendiert und verbringt nun seinen Urlaub in Finnland. Bei einer Jagd wird ein Toter gefunden. Was zunächst wie ein Unfall aussieht, entpuppt sich aber als Mord. Burgmeister Burmester wird zu den Ermittlungen herangezogen. Da er aber kein Finnisch spricht, bekommt er einen Polizisten mit deutschen Sprachkenntnissen an die Seite gestellt.
Ich mag die düstere Atmosphäre von Skandinavien-Krimis, die auch in diesem Buch zum Tragen kommt. Dass ein deutscher Kommissar aber von der finnischen Polizei um Hilfe gebeten wird, erscheint mir nicht logisch. Der Schreibstil ist flüssig zu lesen. Es dauert allerdings etwas, bis sich die Spannung aufgebaut hat.
Die Charaktere sind lebendig und gut beschrieben. Johannes Burgmeister ist kein sympathischer Mensch. Er präsentiert sich als echter Stinkstiefel. Kein Wunder ist es da, dass es auch in seinem Privatleben nicht besonders gut gelaufen ist. Seine Ehe ist gescheitert und zu seiner Tochter hat er auch keine Beziehung. Aber er ist ein fähiger Polizist, der nicht aufgibt, wenn er erst einmal Witterung aufgenommen hat. Dabei sind seine Methoden allerdings nicht immer ganz astrein. Der junge Polizist Matti Halonen ist so ganz anders als Burgmeister, nämlich angenehm und höflich. Obwohl er ein Anfänger ist, macht er seine Sache gut. Die Zusammenarbeit scheint beiden gut zu tun. Johannes wirkt am Ende zugänglicher und Matt wirkt selbstbewusster.
Der Fall ist nicht einfach und die Bewohner des Ortes Nurmes mauern, denn es gibt etwas, dass unter keinen Umständen an die Öffentlichkeit dringen darf. Für Johannes Burgmeister ist es nicht ganz ungefährlich, diese Ermittlungen zu führen.
Als nach einer Weile Informationen auftauchen, klärt sich die Sache dann zügig und schlüssig auf.
Ein spannender, wenn auch nicht ganz logischer Krimi.

Bewertung vom 11.10.2023
Ich bin Frida / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.23 (eBook, ePUB)
Bernard, Caroline

Ich bin Frida / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.23 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Frida Kahlo liebt ihren Mann Diego, aber sie ist finanziell von ihm abhängig und steht künstlerisch in seinem Schatten. Doch sie sieht sich anders und will sich nur der Malerei widmen. Dann hat sie 1938 ihre erste Einzelausstellung in der Galerie Levy in New York. Es wird ein großer Erfolg und die Kunstwelt von Manhattan feiert sie. Es folgt eine Ausstellung in Paris. Frida trifft den Fotografen Nickolas Muray und erlebt mit ihm eine leidenschaftliche Affäre. Sie genießt das Leben und entwickelt sich auch künstlerisch weiter. Ihre Bilder sind gefragt.
Dieser Roman befasst sich mit ungefähr einem Jahr des Lebens dieser besonderen Frau. Schon das Buch „Frida Kahlo und die Farben des Lebens“ der Autorin Caroline Bernard hat mir sehr gut gefallen und auch dieser Band konnte mich wieder überzeugen. Sie erzählt die Geschichte lebendig und emotional, so dass die Gedanken und Wünsche von Frida Kahlo greifbar werden.
Frida ist eine auffallende Frau, auch wenn sie nicht unbedingt eine Schönheit ist. Sie hat sich seinerzeit in Diego verliebt und steht zu ihm, auch wenn sie sich eingeengt fühlt. Das Hausfrauendasein liegt ihr überhaupt nicht. Sie will nur eins und das ist malen. Nach ihrer ersten Einzelausstellung befreit sie sich aus dem künstlerischen Einfluss ihres Mannes. Sie wird umschwärmt und trifft andere Künstler. Diese Eindrücke aus New York und Paris nimmt sie in sich auf und setzt alles in ihren Bildern um. Ich kann nicht sagen, dass sie eine sympathische Person ist, dafür nimmt sie sich recht egoistisch ihre Freiheiten. Aber ganz eindeutig ist sie eine beeindruckende und vielschichtige Persönlichkeit.
Ein lesenswerter Roman über eine außergewöhnliche Künstlerin.