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holdesschaf

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Insgesamt 588 Bewertungen
Bewertung vom 28.12.2022
Den Geist aufgeben gibt's nicht! / SpooKI Bd.1
Rahlff, Ruth

Den Geist aufgeben gibt's nicht! / SpooKI Bd.1


ausgezeichnet

Witziges bis schräges Geisterabenteuer
Robert hat es nicht leicht. Er lebt in einer Familie von Geistern, was auf keinen Fall jemand erfahren darf. Weil er sich so seltsam verhält, wenn er mit seinem Geisterhund spricht, gilt er in der Schule als Freak und dem neuen Nachbarn fällt auch schnell auf, dass man Roberts Eltern nie zu Gesicht bekommt. Und als wäre das nicht schlimm genug, passieren auch noch jede Menge seltsame Dinge, seit Opa für ihn in einem Preisausschreiben ein Smartphone gewonnen hat. Irgendjemand spioniert die Geisterfamilie aus und Robert droht aufzufliegen. Zum Glück ist Isabella, die Neue in der Klasse, nicht nur total nett sondern auch ein Computergenie und so machen sie sich mit Hilfe von Geister-Cousin Lorenzo auf die Suche nach "Big Brother".

Das Cover dieses ideenreichen Kinderbuchs ist etwas ganz Besonderes, denn die Geistergestalten darauf leuchten im Dunkeln. Auch wird durch den kreativen Titel SpooKI und die elektronischen Geräte schon angedeutet, dass es hier nicht nur um Geister, sondern auch um Technik geht. Dies ist eine Mischung, die sowohl Jungs als auch Mädchen anspricht. Zudem bilden Isabella und Robert hier ein gutes Team. Während Robert von Computern wenig Ahnung hat, weil seine Geistereltern solch neumodisches Zeug eigentlich nicht mögen, Ist Isabella ein Ass im Programmieren und Hacken, was ihnen ein ums andere Mal aus der Patsche hilft.

In der Geschichte spielt ebenfall noch der schräge und sehr sehr neugierige Nachbar mit, der seine Nase zu oft in die Angelegenheiten seiner Nachbarn steckt. Besonders gechillt ist der Geisteropa, der am liebsten im Keller hockt und auf dem Videorekorder seine Lieblingsfilme glotzt. Und auch die Eltern haben so ihre Macken. Zusammen bilden sie einen lustigen und schrägen Reigen aus unterschiedlichsten Charakteren, die dafür sorgen, dass es bei der Familie nie langweilig wird. Auch die Spannung kommt nicht zu kurz, denn für Robert stehen ein paar echte Herausforderungen an, die es zu meistern gilt. Der Ideenreichtum der Autorin konnte mich wirklich beGEISTERn. Dazu gibt es witzige Illustrationen von Timo Grubing, die die Geschichte nochmal aufwerten. Aus dem Text ist immer eine leichte Kritik an bestimmten Techniken herauszulesen, gar nicht schlecht eigentlich, auch wenn sie differenzierter sein könnte. Einen halben Stern ziehe ich ab, weil es mir dann am Ende doch zu viele lose Fäden sind, die wohl erst im zweiten Band beantwortet werden. Ist man etwas neugierig, kommt man um diesen also nicht herum. Macht aber nichts, schließlich kann man wieder auf ein unterhaltsames Abenteuer hoffen. 4,5 Sterne

Bewertung vom 27.12.2022
Ein Sturm zieht auf / Feather & Rose Bd.1
Siegmann, Claudia

Ein Sturm zieht auf / Feather & Rose Bd.1


sehr gut

Nett, aber etwas wenig Handlung
Feather scheint ein ganz normales Mädchen zu sein. Sie lebt allein mit ihrem Vater in London. Er ist Lehrer an ihrer Schule. Ihre Mutter starb bei ihrer Geburt. Viel Anschluss hat Feather nicht, wird stattdessen oft gehänselt. Als sie wieder einmal ein gemeines Gespräch von Mitschülerinnen mitanhört, wirbelt plötzlich ein Sturm über diese hinweg. Feather erfährt, dass sie eine Elementverbundene ist. Um zu lernen, mit ihrem Element Wind umzugehen, wechselt sie mit ihrem Vater an die Wingdale Academy. Dort trifft sie nicht nur auf die nette Rose, mit der sie sich gut versteht, sondern auch auf den attraktiven, aber etwas abweisenden Silver, der sie sofort in ihren Bann schlägt. Dann gibt es Diebstähle an der Schule und ausgerechnet Feather gerät unter Verdacht.

Die Inhaltsbeschreibung auf dem Buch klingt für mich aufregender und vor allem kurzweiliger, als das Buch dann tatsächlich beim Lesen war. Ich hatte jede Menge Elemente-Action erwartet, wenn es um Jugendliche Hitzköpfe geht, die trainieren, Feuer, Wasser, Erde und Wind unter Kontrolle zu halten und diese Elemente für sich nutzen können. Doch zunächst geht es vorwiegend um das Kennenlernen einer neuen Freundin, um erste romantische Gefühle, um die Beziehung zum Vater, der als Rektor kaum Zeit für Feather hat. Dann ist da noch eine verletzte Möwe, die mir allerdings sehr gut gefallen hat, nur etwas viel Raum einnimmt und die typischen, etwas klischeehaften bösen Mädchen, die Feather rausekeln wollen. Also nichts wirklich Neues und vor allem viel weniger fantastische Handlung, als zunächst angenommen. Das Geschehen plätschert so dahin, bis ein Wettbewerb ansteht. Von da an nimmt die Geschichte etwas Fahrt auf. Der Showdown ist recht kurz geraten.

Vom Schreibstil her ist das Buch schon für junge Mädchen geeignet, da es sich locker-leicht lesen lässt und keine komplizierten Zusammenhänge zu verstehen sind. Vieles spielt sich in Feathers Gedanken ab, die manchmal ziemlich unsicher ist, wie sie sich verhalten soll. Die zarte Romantik dürfte einige Leserinnen ansprechen. Für mich hätten gern die Elementarkräfte eine größere Rolle spielen dürfen, dann wäre vielleicht etwas mehr Handlung und Spannung möglich gewesen. Die Kapitellängen sind gut gewählt. Auch die Gestaltung im Buchinneren mit dem Wingdale-Wappen über den Kapitelanfängen und den in Rosen eingefassten Seiten ist sehr ansprechend. Trotzdem hat man insgesamt das Potential der Geschichte nicht wirklich ausgeschöpft. Eine Geschichte für Mädchen, die gern romantische Bücher, Freundschafts- oder Internatsgeschichten mögen oder als Lesefutter für Vielleser. 3,5 Sterne

Bewertung vom 27.12.2022
Gequält / Rachejagd Bd.1
Stevens, Nica;Suchanek, Andreas

Gequält / Rachejagd Bd.1


ausgezeichnet

Atemlose Spannung
Vor drei Jahren wurde Anna Jones von ihrem Stalker Edwart Harris entführt, ebenso wie ihre beste Freundin Natalie, die zur falschen Zeit am falschen Ort war. Nach Tagen, in denen Harris beide bis aufs Blut quälte, konnte Anna fliehen. Die Hilfe, die sie holte, kam jedoch leider zu spät für Natalie und Harris blieb verschwunden. Jetzt bekommt Anna Post, vermutlich von Harris, der sich an ihr rächen will. Verzweifelt ruft Anna ihren ehemaligen Freund und FBI-Agenten Nick Coleman zu Hilfe. Dieser arbeitet mit einer Profilerin zusammen, um Harris zu schnappen. Und auch Annas Kollege Zane als Computerspezialist hilft, wo er kann. Trotzdem kommt Harris immer näher und spielt ein perfides Rachespiel. Doch arbeitet er wirklich allein?

Der Klappentext verspricht atemlose Spannung, das Cover einen blutigen Thriller. Ich verrate nicht zuviel, wenn ich sage: Es sind keine leeren Versprechungen. Schon im Prolog, aber spätestens mit den ersten Seiten hat mich die rasante Handlung in ihren Bann geschlagen und sogartig Seite für Seite umblättern lassen, um hier endlich hinter das Geheimnis des Täters und des Rachefeldzuges zu gelangen. Der Thriller ist perfekt für alle, die gerne Hinweise sammeln und mitraten wollen, wer hinter all dem Bösen, das passiert, stecken könnte. Verdächtige gibt es auf jeden Fall genug. Manchmal geht die Handlung so flott voran, dass das Setting ein bisschen zu kurz kommt. Doch aufgrund der Spannung und der unerwarteten Wendungen verzeiht man diesen kleinen Mangel gern.

Die beiden Autoren preschen bei den Ermittlungen und den Spielchen des Täters richtig flott vorwärts. Sie verstehen ihr Handwerk und kreieren eine Mischung aus perfiden Spielchen, in denen der Täter immer einen Schritt voraus zu sein scheint und den persönlichen Schuldgefühlen und Ängsten der vor 3 Jahren geflohenen Anna, die sich immer noch nicht verziehen hat, dass sie ihre Freundin nicht retten konnte. Auch spürt man eine gewisse Anziehung zwischen Nick und Anna. Doch wo Gefühle sind, passieren auch Fehler. Man ahnt, dass hier mehr hinter der Rache steckt, als die Autoren anfangs verraten. Am Ende laufen einige Handlungsstränge zusammen, einiges bleibt aber noch völlig offen, so dass zumindest ich nicht umhin komme, auch die beiden Folgebände zu lesen. Der zweite Band erscheint schon im Dezember. Insgesamt hat dieser Thriller auf jeden Fall gute 4,5 Sterne verdient, die ich auf 5 aufrunde, wo nicht anders möglich.

Bewertung vom 26.12.2022
We Are Like the Sea / Like Us Bd.1
Niebler, Marie

We Are Like the Sea / Like Us Bd.1


ausgezeichnet

Schatten der Vergangenheit
Nach dem Tod ihres Onkels kehrt Levander widerwillig auf die Insel Malcolm Island zurück. Nach einem Unfall vor 12 Jahren hatte sie diese verlassen, um nie mehr zurückzukehren. Doch nach dem Abbruch ihres Studiums hat sie keinen andere Möglichkeit als vorläufig in dem Haus, das sie von ihrem Onkel geerbt hat zu wohnen, bis sie es gewinnbringen verkaufen kann. Noch nicht mal angekommen, trifft sie auf einen freundlichen jungen Mann, Jonne, dessen Augen ein Lichtblick in ihrem trostlosen Dasein bilden. Auch er ist sofort in ihren Bann geschlagen... bis er merkt, wen er da kennengelernt hat. Für ihn ist Levander die Frau, die Schuld ist an den Dingen, die ihm widerfahren sind und deshalb hasst er sie. Doch die Insel ist klein und so laufen sich die beiden öfter über den Weg, als ihnen lieb ist. Und auch wenn beide es nicht wollen, lässt sie ihre erste Begegnung nicht los.

Mir gefiel auf Anhieb das Cover, das im Nachhinein sehr gut zu dem Roman passt, da hier die Gefühle genauso aufgewühlt sind, wie das rauhe Meer. Nicht nur die Beziehung der beiden Protagonisten untereinander ist schwierig. Jeder der beiden hat seine ganz eigenen Dämonen zu bekämpfen. Levander hat unglaublich große Schuldgefühle, weil sie nach einem Unfall ihren Onkel im Stich gelassen hat, weil sie nicht mal zu seiner Beerdigung gekommen war. Zudem steckt sie an einem Punkt in ihrem Leben fest, an dem sie nicht weiß, wie es weitergehen soll. Man spürt, dass mehr hinter ihrer vorsichtigen, unsicheren Art steckt. Jonne hingegen ist voller Hass auf jemanden, den er gar nicht persönlich kennt. Er glaubt sie sei Schuld daran, dass ein Freund leiden musste. Mit sich selbst schon nicht im Reinen, ist jede Begegnung der beiden sehr emotional beschrieben. Fast greifbar sind die inneren und äußeren Konflikte. Abwechselnd wird aus Levanders und Jonnes Perspektive erzählt. Neben den Protagonisten gibt es allerdings auch viele andere, tolle Charaktere. Inselbewohner, die das Flair einer solchen Gemeinschaft einfach toll transportieren und als Vermittler zwischen den Fronten dienen.

Doch nicht nur durch die Figuren erhält man einen guten Einblick in das Leben auf der kleinen kanadischen Insel, es sind auch die Beschreibungen von Wind und Wetter, von Meer und Natur, die das Geschehen authentisch machen und die Zerrissenheit der Protagonisten perfekt transportieren. Stellenweise nehmen die trüben Gedanken, vor allem die von Levander, sehr ein, so dass man wirklich aufpassen muss, dass man davon nicht mit runtergezogen wird. Ein entsprechender Trigger-Hinweis ist vorhanden. Natürlich bietet das Buch neben allem Tiefgang auch Romantik und sogar einige lustige Begebenheiten, über die ich schmunzeln konnte. Der Schreibstil sorgte dafür, dass ich mir die ein oder andere unfreiwillig fast bildlich vorstellen konnte. Ein tolles, einfühlsames, manchmal bedrückendes Buch, das ich gern allen empfehle, die düstere Gedanken ertragen können und gerne Lesen, wie aus Feinden Freunde werden. Oder mehr. 4,5 Sterne

PS: Das dazugehörige Hörbuch finde ich leider furchtbar, da ich mir die Stimme und Intonation der Sprecherin einfach nicht anhören konnte. Ständig wurde hier die letzte Silbe beim Lesen unendlich lang gezogen, was bei der ohnehin geringen Lesegeschwindigkeit nervtötend war und ich auf 2-fache Geschwindigkeit hören musste. Zudem haben mir hier komplett die Emotionen gefehlt. Die männliche Stimme war ok, da aber immer gewechselt wird, ist für mich das Selberlesen die einzige Alternative.

Bewertung vom 18.12.2022
Schülerin, Gamerin, Weltenretterin / Lina Knut Bd.1
Zwerschina, Franz

Schülerin, Gamerin, Weltenretterin / Lina Knut Bd.1


sehr gut

Echte Probleme und fantastische Spielwelt
Lina Knut bestreitet gerade die erste Woche in der 5. Klasse zusammen mit ihrer besten Freundin Mia. Die beiden sind unzertrennlich. Ein paar Stunden in der Woche taucht Lina jedoch in die virtuelle Fantasiewelt von Onitrea ein, wo sie als Lina_Furiosa Aarona zockt und mit ihrer kleine Community aus Let's Playern herumdaddelt. Als die Entwickler von Aarona Lina zum spielen der Beta-Version eines Ad-ons einladen, ist sie Feuer und Flamme. Doch wie soll sie ihre Mama davon überzeugen, jeden Tag spielen zu dürfen? Warum ist Mia plötzlich sauer auf sie? Wer ist der geheimnisvolle Busfahrer, der nie Kommentare schreibt? Und wird Lina_Furiosa die fantastische Welt von Onitrea retten können?

Das Cover ist sehr modern gestaltet und passt sehr gut zu einem modernen Comic-Roman. Beim ersten Durchblättern fällt schon auf, dass die Comic-Elemente im Inneren sich eigentlich auf einige Illustrationen am Textrand beschränken. Richtige Comicstrips gibt es nicht. Der Text überwiegt auf den schwarz auf weiß gedruckten Seiten, in denen es um Linas analoges Leben in der realen Welt geht. Hier überwiegen Themen wie Familie, Freundschaft und Schule, vor allem die Probleme von Lina, wenn sie vor der Klasse sprechen soll. Hier erzählt Lina wie in einem Tagebuch, was sie beschäftigt.

Auf den schwarzen Seiten taucht Lina in die Spielewelt von Aarona ein. Man erfährt die Handlung des Spieles und welche Rätsel und Kämpfe Lina dort bestehen muss. Zudem wird in Sprechblasen der Chat mit ihrer Community lesbar, die ihr beim Spielen zusieht und sie unterstützt, vor allem als es gilt, das Ad-on innerhalb einer Woche durchzuspielen. Sehr gut hat uns gefallen, dass Lina hier ebenfalls Freunde hat, die ihr am Ende sogar zu einer Weiterentwicklung verhelfen, nicht nur im Spiel. So ist es toll zu lesen, wie sich reale und virtuelle Welt verbinden.

Ein bisschen zu streng war uns Linas Mutter, die mit PC-Spielen nichts anfangen kann und sie somit für Quatsch hält. Hier hätte es uns besser gefallen, wenn sie das Spiel wenigstens mal ausprobiert hätte, bevor sie mit dem erhobenen Zeigefinger wegen zu langer Spielzeiten mahnt. Denn eine Kommunikation mit Kindern über Medien funktioniert nur, wenn auch die Eltern wissen, worüber sie urteilen. Dafür hat Linas Papa umso mehr Verständnis. Das Spiel an sich war gut beschrieben, allerdings war das Gameplay doch etwas zäh und die Rätsel nicht so fesselnd, wie erhofft.

Insgesamt gefällt uns aber die Botschaft am Ende des Buches, die zeigt, dass niemand perfekt ist, aber jeder einzigartig und dass Freundschaft einfach wichtig ist. Daher gibt es 4 Sterne für Linas erstes Abenteuer.

Bewertung vom 18.12.2022
Der Sturm (MP3-Download)
Harper, Jane

Der Sturm (MP3-Download)


sehr gut

Spannungsroman über ein Geheimnis in der Vergangenheit
Kieran kehrt nach Jahren mit seiner Freundin Mia und seiner 3 Monate alten Tochter Audrey in seinen Heimatort auf Tasmanien zurück. Dieser liegt direkt an der See und ist vor allem im Sommer bei Touristen beliebt. Kieran möchte seiner Mutter und seinem dementen Vater beim Umzug helfen. Er trifft sowohl seine besten Freunde Ash und Shaun wieder, als auch auch Liv und deren Mitbewohnerin Bronte. Doch nicht jeder ist erfreut, Kieran wieder im Ort zu sehen. Vor allem Liam macht ihn für den Tod seines Vaters und Kierans Bruder Finn verantwortlich. Vor 12 Jahren bei einem Sturm passierten schreckliche Dinge, die Kieran bis heute zu vergessen versucht. Im Sturm verschwand auch ein Mädchen, dessen Verbleib bis heute ein Rätsel ist. Als eine junge Frau zu Tode kommt und alles wieder aufgewirbelt iwird, muss Kieran sich wohl oder übel seiner Vergangenheit stellen.

Ich dachte bei der Inhaltsbeschreibung an einen typischen, atemlosen Thriller mit Cold Case Elementen, in dem ein alter Fall ans Licht kommt oder ein Mörder gejagt wird. Doch Jane Harper schlägt hier etwas vorsichtigere und auch leisere Töne an. Sie zeichnet ein ausgefeiltes Bild der Personen und ihren Beziehungen zueinander - damals und heute. Die Vielzahl an Beteiligten dürfte auf einige Hörer dann auch erstmal etwas verwirrend sein, da man nirgendwo nachlesen kann, wenn man sich einzelne Personen nicht gemerkt hat. Hier ist eine eigene Liste keine schlechte Idee. Es dauert auch recht lange, bis alle Charaktere eingeführt sind. Doch immer ist da eine sehr hintergründige Spannung, die sich aber noch nicht greifen lässt, auch nach dem neuerlichen Mord nicht. Es dauert lange, bis erste Details zum 12 Jahre zurückliegenden Sturm preisgegeben werden.

Die Charaktere selbst finde ich recht gut beschrieben. Man weiß nicht so recht, wem man hier vertrauen kann. Ist die überbordende Art von Ash nur gespielt, was hat der demente Vater mit der Sache zu tun und ist der junge Liam wirklich verdächtig? Im Kopf habe ich dauernd versucht, die Möglichkeiten auszuloten und dem Geheimnis von vor 12 Jahren auf die Spur zu kommen. Das hat auch für mich den Reiz der Geschichte ausgemacht, denn ein typischer Thriller mit geschilderten Ermittlungen und spannenden Verfolgungsjagden ist dieses Hörbuch definitiv nicht. Und auch die Auflösung kommt nicht mit Pauken und Trompeten, d.h. mit aufgemöbeltem Showdown daher. Sie lässt mich aber sehr nachdenklich und fassungslos zurück.

Der Hörbuchsprecher hat es nicht leicht, aus diesem Porträt eines Ortes und seiner Bewohner eine spannungsgeladene Hörbucheinspielung zu machen. Dafür gibt es einfach zu wenige hitzige Dialoge, zu wenig Bewegung oder Action. Da die Stimme und der Vortrag auch eher ruhig sind, entsteht teilweise der Eindruck von Langatmigkeit. Da ich aber meist eh die Geschwindigkeit beim Abspielen immer erhöhe, fiel dies für mich nicht ganz so ins Gewicht. Man braucht dennoch etwas Konzentration beim Hören. Also eher perfekt zu hören im Auto oder bei Tätigkeiten, die für den Kopf wenig anstrengend sind. Nicht so gut fand ich die Stimme des Sprechers bei den weiblichen Charakteren. Diese wirkten durch die verstellten Stimmen auf mich etwas naiv, aber ich denke, das ist Geschmackssache.

Insgesamt habe ich das Hörbuch gern gehört, auch wenn es sich etwas gezogen hat. Dafür war die rätselhafte Atmosphäre in dem von Wellen umtosten Küstenort sehr dicht beschrieben. 4 Sterne

Bewertung vom 11.12.2022
Die Dreitagemordgesellschaft / Phyllida Bright Bd.1
Cambridge, Colleen

Die Dreitagemordgesellschaft / Phyllida Bright Bd.1


ausgezeichnet

Highlight unter den klassischen Krimis
Mallowan Hall, das Anwesen der berühmten Schriftstellerin Agatha Christie und ihres zweiten Ehemanns, beherbergt gerade einige Gäste, als einer von ihnen tot in der Bibliothek aufgefunden wird. Gefunden wird Mr Waring, ein Journalist, von Phyllida Bright. Sie ist die Haushälterin, eine Vertraute Agathas und zugleich eine Anhängeri von Hercule Poirots Fällen. Da die örtliche Polizei eher zögerlich und reichlich ahnungslos an die Ermittlungen geht, will Phyllida Aufsehen unbedingt vermeiden und tritt in die Fußstapfen ihres Krimi-Vorbildes. Doch das ist gar nicht so einfach, wenn man nebenbei noch einen Haushalt führen muss und der Mörder jederzeit wieder zuschlagen könnte.

Ein Mord in Agatha Christies Haus und eine Haushälterin, die diesen Mord aufklären will. Wenn das mal keine vielversprechende Idee ist. Zunächst könnte man meinen, die Krimi-Schriftstellerin sorgt selbst für die Enttarnung des Täters, doch über einen Mord zu schreiben ist nicht das gleich wie in einem echten Mordfall zu ermitteln. Diese Erklärung ihrer Chefin leuchtet Phyllida Bright sofort ein und so wagt sie, eine Liebhaberin der Hercule Poirot Romane, sich selbst an die Aufklärung. Colleen Cambridge hat sich mit ihrem ersten Band der Reihe um Haushälterin und Hobbyermittlerin Phyllida Bright selbst übertroffen. Wie selbstverständlich trifft sie den Ton der gehobenen Klasse Englands in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts und beschreibt ein Haushaltsgefüge aus Butler, Dienern, Köchin, Haus- und Küchenmädchen, das wie Zahnräder ineinander greift. Auch die Gäste erscheinen vor dem geistigen Auge und mit der Handlung fügt sich das ganze zu einem wahren Kopfkino a la Miss Marple zusammen. Vor allem die Protagonistin Mrs Bright ist eine einmalige Figur, ehrlich, manchmal spitzzüngig und penibel. Dennoch birgt sie ein Geheimnis. Sehr amüsant sind ihre Wortwechsel mit dem Butler Mr Dobble, dem die Gute wegen ihrer roten Haare nicht geheuer ist. Aber auch die Unfähigkeit der ermittelnden Beamten bringt das typische Agatha Christie Feeling.

Neben vielen humorvollen Details sorgt der klassische Krimiaufbau aber auch für Spannung. Nicht nur einmal geraten Personen in brenzlige Situationen und man weiß nie, wem man trauen kann. Es ist schon gruselig, wenn man den Mörder irgendwo im Haus weiß. Phyllida riskiert oft sehr viel, um an Hinweise zu gelangen, manchmal ist sie fast zu risikobereit und zielstrebig, ständig erwartet man böse Folgen für sie. Zwar versucht man automatisch, besonders aufmerksam zu sein und den Mörder selbst aufzudecken, doch mir ist es bis zum Schluss nicht gelungen. Dieser kam nach 300 fesselnden Seiten genauso wie Phyllidas Gewissheit über den Mörder etwas abrupt. Sehr klassisch erfolgt die Auflösung im Detail vor versammelter Gäste- und Belegschaft und lässt keine Fragen offen. Klingt nach einem typischen "Whodunit", doch die Autorin macht uns das Mitraten nicht so leicht und überrascht mit der ein oder anderen späten Wendung. Auf diese Weise fesselt der Krimi bis zum Schluss.

Fazit: Wer Agatha Christies Werk mag, wird dieses Krimi-Highlight lieben, denn es kommt wirkich sehr nahe an das Original heran und unterhält den Leser grandios mit skurrilen Figuren, der fein gezeichneten britischen Gesellschaft, sprachlicher Brillanz und einem guten Quäntchen britschem Humor. Der zweite Band landet definitiv auf meiner Leseliste! 5 Sterne

Bewertung vom 05.12.2022
LEGO® Jurassic World(TM) - Chaos im Camp

LEGO® Jurassic World(TM) - Chaos im Camp


ausgezeichnet

Dino-Überlebenstraining mit Action und Witz
Dinoverhaltensforscher Owen Grady soll vertetungsweise mit sechs jugendlichen Dinosaurierfans aus dem Camp Kreidezeit nur ein paar Tage zelten. Doch die Kinder allein sorgen bei Owen schon für Kopfschmerzen. Dann flieht auch noch ein gefährlicher, fleischfressender Carnotaurus aus dem Park und löst Chaos im Camp aus. Zusammen muss es die Gruppe zumindest heil zum rettenden Baumhaus schaffen. Dazu muss Owen nicht nur all seine Nerven aufbieten, sondern auch all seine Überlebenskünste. Denn der Carnotaurus ist nicht der einzige Dino in der Gegend.

Das Cover zeigt schon, worauf wir uns bei dieser Geschichte eingelassen haben. Während unser Liebling Owen Grady kein Problem hat, Raptoren zu bändigen, fällt es ihm bei den 6 völlig unterschiedlichen Jugendlichen im Camp sichtlich schwer. Schon am Anfang mussten wir ziemlich lachen, weil Owen leicht überfordert wirkt beim Zeltaufbau. Die Campbewohner und alle sonstigen Beteiligten werden übrigens schon vor dem Beginn der Geschichte vorgestellt und charakterisiert, so dass es nachher leicht ist, dem Geschehen im Einzelnen zu folgen. Mit dabei sind auch wieder Leiterin des Parkbetriebs Claire Dearing und der tollpatschige Sicherheitschef Vic Hoskins, der in diesem Band einiges abbekommt. Wer Lego Jurassic World nicht kennt, kann die Geschichte trotzdem problemlos lesen.

Nach dem Ausbruch des Carnotaurus ist ziemlich viel Action geboten, da die Gruppe immer wieder aus brenzligen Situationen entkommen muss. Dino-Fans kommen hier voll auf ihre Kosten, denn es spielen noch viele andere Arten eine Rolle, z.B. eine Herde Triceratops und zwei wenig freundliche Baryonyx. Aufgrund der vielen witzigen Situationen und Dialoge ist das Buch nicht ansatzweise so gruselig, wie die Filme für Erwachsene, so dass schon geübte Erstleser die Geschichte ohne großen Schrecken lesen können. Besonders gut gefallen haben uns wieder die typischen, bunten, lustigen und sehr lebendigen Illustrationen, die den Text stützen. Vor allem die Dinos sind richtig toll. Die angenehmen Kapitellängen machen Lesepausen problemlos möglich. So bleiben die Kinder beim Lesen motiviert und können beim Geschehen gut mitfiebern. Insgesamt eine spannende Geschichte, die so einige Eigenheiten von Jugendlichen, aber auch der anderen Parkangehörigen durch den Kakao zieht und den Leser zum Schmunzeln bringt. Nicht nur, aber besonders für Dino und Legofans toll. 5 Sterne

Bewertung vom 29.11.2022
Winterzauber im Ferienhaus Talblick
Friedrich, Janka

Winterzauber im Ferienhaus Talblick


sehr gut

Kurzweilige Vorweihnachtsromanze
Sophies Mutter ist vor kurzem verstorben und hat ihr das Ferienhaus Talblick vererbt. Sophies Herz hängt an dem Haus mit dem tollen Ausblick, in dem so viel sie an ihre Mutter erinnert. Leider gibt es kaum noch Buchungen doch obwohl täglich Anfragen großer Hotelkonzerne eingehen, die das Grundstück kaufen wollen, kann Sophie sich einen Verkauf nicht vorstellen. Auch die Firma von Lennarts Schwiegervater Konrad möchte das Grundstück um jeden Preis, daher wird Lennart als Gast eingeschleust. Er soll Sophie zum Verkauf überreden, bevor er die Firma zusammen mit Konrads Tochter, die seine Verlobte ist, übernimmt. Doch leider hat der Geschäftsmann Lennart nicht mit der herzlichen Art seiner Gastgeberin gerechnet. Bald kann er seine Gefühle für sie nicht mehr verleugnen.

"Winterzauber im Ferienhaus Talblick" ist ein vom Umfang her eher kurzer Roman und eignet sich so wunderbar, um in der stressigen Vorweihnachtszeit mal für ein paar Stündchen zu entspannen und ein bisschen romantische Stimmung zu genießen. Die Geschichte selbst ist nichts ganz Neues, jedoch weiß die Autorin sehr gut die Gefühle ihrer Protagonisten zu ergründen. Abwechselnd erzählen Lennart und Sophie ihre Sicht der Dinge. Es knistert ganz gewaltig zwischen den beiden, aber da ist auch immer die Angst, dass Lennarts Tarnung auffliegt.

Ansonsten beschreibt die Autorin auch das dörfliche Leben, typischen Bräuche der Dorfgemeinschaft in der Vorweihnachtszeit und die Dankbarkeit und Hilfsbereitschaft untereinander, die Lennart aus seinem Großkonzern so gar nicht kennt. So wird ihm mehr und mehr klar, dass das Leben, das er führt, vielleicht gar nicht das ist, was er wirklich will. Auch die Beziehung zu seiner Verlobten wird etwas beleuchtet. Insgesamt eine kurzweilige, zugegeben etwas kitschige und sehr romantische Geschichte, die wegen ihrer Botschaft und der Stimmung aber sehr gut in die Vorweihnachtszeit passt. Für alle, die gerne Geschichten lesen, die zu Herzen gehen ohne zu sehr zu bedrücken gern empfohlen. 4 Sterne

Bewertung vom 29.11.2022
Mehr Nervennahrung
Lugert, Verena

Mehr Nervennahrung


ausgezeichnet

Rezepte aus aller Welt und kurzweilige Geschichten
Die Autorin Verena Lugert versteht es schon zu Beginn des Buches mit ihrem interessanten Werdegang zu fesseln. Bei so viel hochkarätiger Kocherfahrung kann man auch im Rezeptteil einiges erwarten. Aus ihrer Spiegelkolumne "Nervennahrung" entstand mit "Mehr Nervennahrung" schon das zweite Werk der Reihe und man merkt der Autorin an, dass sie mit Herzblut bei der Sache ist.

Vor jedem Rezept findet sich eine kurzweilige mal informative, mal persönliche Geschichte zu verwendeten Zutaten, zur vorgestellten Speise, zur Entstehung des Rezepts oder zu Besuchen in dem Land, aus dem das jeweilige Gericht stammt. Hier hab ich immer gern wieder geschmökert und viel Neues erfahren. Manche Zutat kannte ich gar nicht und auch die Hintergründe bestimmter Gerichte waren mir neu. Interessant sind die Erzählungen allemal.

Viel wichtiger aber, sind die vielen bunten und abwechslungsreichen Rezepte, die zum Nachkochen einladen. Für jeden und zu jeder Mahlzeit ist etwas dabei. Ich möchte fast sagen es sind durchweg Wohlfühlgerichte bei denen bei mir schon beim Lesen und Fotos anschauen die Stimmung stieg. Vermutlich die Vorfreude auf den Genuss. Neben heimischen Gerichten finden sich asiatische und orientalische Köstlichkeiten ebenso wie viele andere Beispiele aus den Landesküchen der Welt. Diese Abwechslung gefällt mir. Geordnet sind die Rezepte nur nach den Jahreszeiten, allerding gibt es am Ende des Buches natürlich ein alphbetisches Rezeptverzeichnis. Besonders gefreut hat mich in einem solchen Kochbuch auch ein traditionelles Gericht aus meiner fränkischen Heimat zu finden, aber auch andere "Nationalgerichte" finden hier ihren Platz.

Die Rezeptseiten bestehen immer aus Portionsangabe, Zutatenliste, Zubereitungsanleitung, ggf. noch Zusatzinformationen und einer Fotografie der schmackhaft angerichteten Speise. So kann man sich etwas orientieren, wie das Endergebnis aussehen soll und natürlich machen die Bilder wahnsinnig große Lust aufs Nachkochen. Ich konnte schon einiges ausprobieren und meine Familiemitglieder waren als Testesser voll des Lobes. Vor allem die Süßspeisen haben es uns angetan. Das Buch enthält von der Suppe bis zum Nachtisch jede Menge genussvolle Rezepte und bietet gleichzeitig abwechslungsreiche Leseunterhaltung. 5 Sterne