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mimitatis_buecherkiste
Wohnort: 
Krefeld

Bewertungen

Insgesamt 717 Bewertungen
Bewertung vom 17.10.2023
So weit der Fluss uns trägt
Read, Shelley

So weit der Fluss uns trägt


gut

Victoria ist siebzehn Jahre alt, als sie Wilson Moon begegnet, einem indigenen jungen Mann, welcher auf der Suche nach Arbeit in die Kleinstadt Iola in Colorado gekommen ist. Von Anfang an fühlen sich beide voneinander angezogen, was aufgrund der Herkunft von Wil problematisch ist. Besonders Victorias gewalttätiger Bruder Seth hat mit Wil ein großes Problem und tut alles dafür, ihn loszuwerden. Als Wil unter dramatischen Umständen ums Leben kommt, sieht die schwangere Victoria keine andere Möglichkeit, als in die Wälder zu fliehen, um dort ihr Kind zu bekommen.

Ich hatte leider große Probleme damit, ins Buch zu kommen, die ausschweifende Erzählweise hat mich nicht so begeistert, wie gewünscht. Wo die Landschaften überschwänglich und ausführlich beschrieben wurden, blieben die meisten Menschen für mich farblos und blass. Erst nach gut einem Drittel konnte ich mich ein wenig auf Victoria einlassen, verfolgte ihren Werdegang und ihr Erwachsenwerden, wollte mich so gerne mitreißen lassen von ihrer Stärke und ihrem Mut. Dennoch blieben für mich die großen Emotionen aus, bis zuletzt war Victoria mir fremd.

Dieser Roman blieb weit hinter meinen Erwartungen zurück und auch die Ich-Erzählerin hinterlässt kaum Eindruck bei mir. Manchmal passt es zwischen Buch und Leser nicht und dies scheint hier bedauerlicherweise der Fall zu sein. Ich bin aber sicher, dass das Buch seine LeserInnen findet. Ich entscheide mich es die goldene Mitte und vergebe solide drei Sterne.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.10.2023
Der Trip - Du hast dich frei gefühlt. Bis er dich fand.
Strobel, Arno

Der Trip - Du hast dich frei gefühlt. Bis er dich fand.


gut

Die Medien haben ihn den Camper genannt, ihn, den Unbekannten, der im norddeutschen Raum wahllos tötet, und zwar unschuldige Menschen auf verschiedenen Campingplätzen. Als es ein Phantombild gibt, kann die forensische Psychologin Evelyn Jancke es kaum glauben, denn der Täter sieht ihrem jüngeren Bruder Fabian zum verwechseln ähnlich. Ihrem Bruder, der vor zwei Jahren mit seiner Frau nach Spanien aufgebrochen ist, unterwegs mit einem Wohnmobil, und von dem seitdem jede Spur fehlt.

Das Buch fing dramatisch an, der Prolog war herzzerreißend und das erste Kapitel mit der Vorgeschichte fesselte mich ungemein. Leider ging es aber so nicht weiter, denn mit der Einführung der forensischen Psychologin Evelyn ging es mit der Geschichte immer weiter bergab. Die Story drehte sich im Kreis, richtige Spannung kam einfach nicht auf, da halfen auch die Zwischentöne seitens des Täters nicht, die im Gegenteil dazu führten, dass ich bereits im ersten Drittel ahnte, nein, tatsächlich wusste, wer der Täter war und warum. Hinzukam, dass Evelyn ihrem Berufsstand keine Ehre gemacht hat, denn mehr Inkompetenz und Unfähigkeit geht fast kaum. Gleiches gilt für Kollegen und Vorgesetzte, die diesem Treiben kein Ende bereitet haben, sondern sich daran beteiligten. Dies fand ich mehr als unrealistisch und auch wenn die Story fiktiv war, hätte ich mir ein wenig mehr Realitätsnähe gewünscht.

Als Fazit kann ich sagen, dass es für mich ein Roman mit leichten Spannungselementen war, dem Tempo, Abwechslung und ein wenig Action gutgetan hätten. Die Ereignisse überschlugen sich zum Schluss zwar, etwas wirklich überraschend Neues kam dabei allerdings nicht heraus. Für Fans des Autors ist das vorliegende Buch natürlich nichtsdestotrotz ein Muss.

7 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.10.2023
Hell
Burr, Shelley

Hell


sehr gut

Vor neunzehn Jahren verschwand die neunjährige Mina McCreery aus ihrem Zuhause, bis heute gibt es keine Spur von ihr. Ihre Zwillingsschwester Mina kämpft immer noch mit den Auswirkungen der mutmaßlichen Entführung, ihre traurige Berühmtheit hat stellenweise sogar dazu geführt, dass sie verdächtigt wurde, etwas mit dem Verschwinden ihrer Schwester zu tun zu haben. Als der Privatdetektiv Lane Holland Mina seine Hilfe anbietet, winkt diese ab, was sich ändert, als Lane eine neue Spur findet.

Das Buch fing gemächlich an und anfangs war unklar, was genau vor neunzehn Jahren passiert ist, denn außer Andeutungen und kleinen Hinweisen gab es keine ausführliche Erklärung dazu. Den ungefähren Hergang konnte ich im Laufe der Ereignisse selbst rekonstruieren, was mich allerdings nicht störte, denn zumindest gab es so etwas Nervenkitzel, wenn schon zu Beginn über lange Strecken hinweg die Spannung fehlte, was an vielen unnötigen Ereignissen lag, die für mich fehl am Platz waren. Dazu empfand ich die Erzählweise manchmal etwas anstrengend, denn statt sich auf einen Augenblick zu konzentrieren, wurden oft mehrere Aktionen zusammengeführt, was höchste Konzentration gefordert hat. Zum Beispiel kann ich eine Situation nennen, als eine Figur eine bestimmte Handlung durchgeführt, gleichzeitig mit einem Familienmitglied telefoniert, dabei Vermutungen angestellt und zusätzlich in der Vergangenheit geschwelgt hat. Es war zu diesem Zeitpunkt mühevoll, alle Informationen zu behalten, zumal ich nicht wusste, welche davon für die restliche Story wichtig sein würden. Ich fürchte, dass mir dadurch einige relevante Einzelheiten entgangen sein könnten.

Als mir in der Mitte des Buches genug Informationen vorlagen, um mir ein besseres Bild machen zu können, und langsam etwas Bewegung in den Cold Case kam, fand ich mich besser in die Geschichte ein. Eine zusätzliche Komponente sorgte zudem für die von mir vermisste Spannung, lediglich die ungekennzeichneten Zeitsprünge empfand ich immer noch als gewöhnungsbedürftig, denn nicht immer war sofort klar, dass es solche waren. Die kommenden Ereignisse hatte ich nicht erwartet, war mehr als erstaunt darüber, welche Wendung die Geschichte nahm. Umso überraschter war ich über das, was folgte, denn damit hat die Autorin einen weiteren Treffer erzielt. Der folgende Verlauf verblüffte mich erneut, ich konnte kaum glauben, was passierte. Anmerken möchte ich in diesem Zusammenhang, dass das letzte Drittel es in sich hatte; plötzlich überschlugen sich die Ereignisse und es passierte noch so viel, dass ich vollkommen gefesselt war von der Handlung und hibbelig darauf wartete, Antworten auf meine Fragen zu bekommen, die mich danach das Buch zufrieden zuklappen ließen.

Nach einem schwierigen Einstieg wurde die Geschichte immer raffinierter und besonders die vielen unerwarteten Wendungen trugen dazu bei, dass meine Wertung erheblich besser ausfällt, als anfangs gedacht, nämlich vier Sterne und natürlich eine Leseempfehlung.

7 von 8 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.10.2023
1989 - Wahrheit oder Tod
Mcdermid, Val

1989 - Wahrheit oder Tod


sehr gut

Mehr als zehn Jahre sind vergangenen seit dem letzten Buch, Allie ist zwischenzeitlich von Glasgow nach Manchester gezogen und lebt mit ihrer Lebensgefährtin Rona sowie dem gemeinsamen Hund in einem schönen Haus. Es ist 1989, die Welt verändert sich und im Osten brodelt es überall. Eine Seuche hat sich ausgebreitet, die Gesunden verteufeln und verurteilen die Kranken. Allie beginnt investigative Recherchen zur ungerechten Behandlung von homosexuellen und HIV-kranken Menschen sowie zu dubiosen Medikamentenstudien, dabei führt eine Spur nach Ost-Berlin, das kurz vor einem Umbruch steht.

Dies ist der zweite Teil der fünfteiligen Reihe mit der Journalistin Allie Burns. Wie bereits im ersten Buch hat die Autorin so lückenlos und akribisch recherchiert, dass ich begeistert bin. Vorab weise ich explizit darauf hin, dass es sich zwar um einem Kriminalroman handelt, allerdings mit Schwerpunkt Historie, der somit überwiegend nur mäßig ausgebaut ist, was den kriminalistischen Teil angeht. Die größte Spannung erzeugen tatsächlich die faszinierenden historischen Fakten, besonders für mich, die ich in diesen Zeiten aufgewachsen bin. Dies waren auffrischende Geschichtsstunden hinsichtlich der politischen Situation auf der Welt im Jahr 1989 sowie ein Blick hinter die Kulissen der Medienlandschaft, was ich äußerst interessant fand.

Der Prolog schürte meine Neugier, die geschilderten Abläufe blieben eine lange Zeit in meinem Hinterkopf, ohne dass etwas geschah, sodass sie irgendwann durch die folgenden Ereignisse ein wenig verdrängt wurden. Ich erfuhr danach sehr ausführlich, was in den letzten Jahren bei Allie alles passiert war, und kam damit fast nahtlos in der Geschichte an. Diese hatte es in sich und ehe ich mich versah, wurde aus dem Kriminalroman fast schon ein Spionagethriller, der in der Mitte etwa die unterschwellige Spannung fast explodieren ließ. Eine Wendung gab der Geschichte neuen Antrieb, plötzlich fand ich mich in einer spannenden Jagd nach der Wahrheit wieder. Als ich verstand, wie der Prolog in das Geschehen passt, ging es noch einmal turbomäßig los und ich flog nur noch über die Seiten auf der Suche nach Antworten, die mich entsetzten, als ich diese fand. Ich konnte kaum glauben, welche Ungeheuerlichkeiten ans Licht kamen, war bestürzt und angewidert. Diese Auflösung hatte ich nicht erwartet! Ich war mir nicht sicher, wie die Autorin es schaffen würde, diesen Ausgang zum Ende zu führen, allerdings hat sie dieses Problem mit Bravour gemeistert.

Die Vielfalt der Themen kombiniert mit einer fiktiven Geschichte hat auch in diesem Teil vorzüglich geklappt. Eine geschichtliche Reise in die Vergangenheit, die anscheinend doch nicht so viel besser war, als es heute manchmal rückblickend scheint. Ich freue mich auf weitere Abenteuer mit Allie Burns, die mir nun endgültig ans Herz gewachsen ist. Dafür vergebe ich sehr gerne vier Sterne und eine Leseempfehlung.

6 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.10.2023
Paradise Garden
Fischer, Elena

Paradise Garden


ausgezeichnet

Die vierzehnjährige Billie lebt mit ihrer Mutter Marika im siebzehnten Stock in einer Hochhaussiedlung. Mutter und Tochter machen das Beste aus ihrem Leben, auch wenn regelmäßig weit vor dem Monatsende das Geld mehr als knapp wird und es an vielem fehlt. Als Billies kranke Großmutter aus Ungarn anreist, ändert sich erst die Stimmung, dann eskaliert die Situation und nichts ist mehr so, wie es vorher war. Für Billie folgt eine Reise ins Ungewisse.

Dieses Buch war schön und traurig, lustig und tragisch, ich hätte anfangs nicht gedacht, wie sehr ich mit Billie fühlen würde. Das Wesen der Vierzehnjährigen hat die Autorin dabei so großartig eingefangen, dass ich in Erinnerungen schwelgte, wie es bei mir damals so war. Kein Kind mehr, aber auch noch lange keine Frau; klugen Gedanken folgten kindliche, naive Sichtweisen, die so bezaubernd waren, dass es fast wehgetan hat, als diese rein und unschuldig mein Herz trafen in einem fort. Während ich die Erzählung von Billie genoss, geschah plötzlich etwas, das mich vollkommen rausgerissen hat; ein so einschneidendes Ereignis habe ich nicht erwartet, obwohl es im Klappentext bereits einen Hinweis dazu gab. Da kam dann eine große Traurigkeit in mir auf, ich lief über vor Mitgefühl und Anteilnahme und wusste nicht, wohin mit meinem Schmerz. Ich hätte Billie am liebsten in den Arm genommen und sie getröstet, ihr etwas abgenommen von ihrer Trauer und der Wut.

Ein Buch über das Erwachsenwerden, Verlust, Trauer, Suche nach Identität und Liebe. Ein Buch, das mir schöne Lesestunden, aber auch viele Tränen geschenkt und mich trotzdem glücklich gemacht hat. Ein Buch, das mir lange im Gedächtnis bleiben wird und ein weiteres Highlight für mich. Dafür vergebe ich gerne fünf Sterne mit Sternchen und eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 04.10.2023
Ich hätte da ein paar Fragen an Sie
Makkai, Rebecca

Ich hätte da ein paar Fragen an Sie


gut

Vor mehr als zwei Jahrzehnten wurde Thalia Keith ermordet, der Täter sitzt seitdem in Haft. Bodie Kane, die die Tragödie hautnah miterlebt hat, kehrt als Dozentin ans Granby College zurück, eine ihrer Schülerinnen will das Verbrechen von damals neu aufrollen und beweisen, dass der inhaftierte Omar ihrer Meinung nach unschuldig ist. Im Laufe der Recherchen kommen selbst Bodie immer mehr Zweifel am Hergang des Verbrechens.

Bodie Kane ist ein interessanter Charakter, ihre Vergangenheit voller Auf und Abs und sie schwadroniert gerne. Als Ich-Erzählerin ist dies sicherlich von Vorteil, allerdings kann dies auch schiefgehen, wenn der Fokus dadurch auf vieles gleichzeitig gelenkt wird und ich als Leserin dadurch unaufmerksam werde. Die Autorin verstand es zwar meisterhaft, wiederholt eine Spannung aufzubauen, die mich sofort zurück ins Buch gezogen hat, immer wieder gab es aber auch langatmige Stellen, die durchkauten und rekapitulierten, was ich bereits wusste. Hier hätte man einiges streichen können, eine Straffung hätte wahrscheinlich Wunder gewirkt.

Die über zwanzig Jahre zurückliegenden Ereignisse setzten sich aus Erinnerungen, Gesprächen und Gedankengängen der Protagonistin zusammen, erst spät gab es ein Gesamtbild, das die Klärung herbeiführte. Das fand ich sinnvoll, hielt mich die Aufklärung des Cold Case doch meistens davon ab, das Buch an die Seite zu legen. Durch die ungewöhnliche Erzählweise, Bodie wandte sich persönlich an eine Person in ihrer Vergangenheit und richtete ihre Sätze an sie, ging leider viel Atmosphäre verloren, einen Zugang fand ich zu keinem Charakter im Buch, leider auch zu Bodie nicht. Bis zuletzt gab es Namen, die ich durchgehend nicht zuordnen konnte, was ebenfalls dazu führte, dass meine Aufmerksamkeit schwand. Nach einem tollen Start ging es mit der Geschichte ein wenig abwärts, zum Ende hin war mir der Ausgang dadurch auch nicht mehr so wichtig. Zwar wurde ich zum Abschluss überrascht, gerettet hat dies das Gesamtbild aber leider nicht. Ein angenehm zu lesender Roman mit Luft nach oben, von der Sogwirkung von Die Optimisten ist das Buch allerdings weit entfernt.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.10.2023
UNTEN
Moser, Rebekka

UNTEN


ausgezeichnet

Der Kommissar Richard Heinzle hat schwere Zeiten hinter sich und fühlt sich noch nicht richtig hergestellt, als er wieder auf die Dienststelle zurückkehrt, aber die Pflicht ruft. Ein Unbekannter entführt Frauen, dringt in ihre Privatsphäre ein, hinterlässt rechte Parolen als Zeichen, aber keine Spuren, die zu ihm führen könnten. Die Stimmung ist aufgeheizt, die Presse hetzt in beide Richtungen und als eine weitere Frau verschwindet, droht die Situation zu eskalieren.

Bei diesem unschuldigen Cover hätte ich vieles vermutet, einen so großartigen und spannenden Thriller aber im Leben nicht. Zu Beginn tat ich mich zwar etwas schwer, weil ich die unterschiedlichen Handlungsstränge aus der Sicht verschiedener Beteiligter erst sortieren und für mich zusammenfassen musste, als aber einigermaßen klar war, wer, warum und mit wem, stand einem ungestörten Lesevergnügen nichts mehr im Wege; im Gegenteil konnte und wollte ich das Buch ab da nicht mehr aus der Hand legen.

Die Charaktere im Buch waren tiefgründig und trotz des Umstandes, dass Kommissar Heinzle nicht ganz unbelastet war, wie so viele seiner Kolleginnen und Kollegen in letzter Zeit, empfand ich diesen Umstand nicht als störend, weil er zur Figur passte und sich umstandslos in die Geschichte eingefügt hat. Die Passagen aus Opfersicht waren verstörend, die aus der Sicht des Täters aber fast schon genial, ich konnte die Boshaftigkeit beim lesen förmlich spüren.

Die Jagd nach dem Täter hat mir sehr viel Spaß gemacht, obwohl die Verbrechen der unbekannten Person alles andere als spaßig waren. Dennoch verlor sich die Autorin nicht in ausführlichen Beschreibungen der Taten, die Einblicke in die Psyche des Täters, aber auch in die des Kommissars, standen mehr im Vordergrund, was ich super fand. Die Auflösung war stimmig, der Abschluss gelungen und ich wünschte mir, es gäbe eine Fortsetzung, so gefallen hat mir das Buch. Von mir gibt es dafür fünf Sterne mit Sternchen und eine Leseempfehlung dazu.

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.09.2023
Refugium / Stormland Bd.1
Lindqvist, John Ajvide

Refugium / Stormland Bd.1


sehr gut

Auf der Mittsommerparty von Olof Helander und seiner Frau herrscht ausgelassene Stimmung, die Gastgeber und ihre Gäste, zwei befreundete Ehepaare, amüsieren sich prächtig, als zwei schwerbewaffnete Männer auftauchen und innerhalb von Sekunden hunderte von Schüssen auf die Gesellschaft abgeben. Die Autorin und ehemalige Polizistin Julia Malmros versteckt sich, nachdem sie kürzlich einen handfesten Skandal verursacht hat, in ihrem Ferienhaus in der Nähe der Luxusvilla der Helanders, sodass sie mit ihrem Begleiter Kim Ribbing zuerst am Tatort ankommt. Dort entdecken die beiden die vierzehnjährige Tochter des Gastgebers, die sich unter dem Steg im eiskalten Wasser an einen Pfeiler geklammert und damit als einzige überlebt hat. Der ermordete Olof war ein Jugendfreund Julias, die zusammen mit Kim private Nachforschungen beginnt, was ihrem Ex-Mann Jonny nicht passt, der als Polizist die Ermittlungen leitet.

Beim vorliegenden Buch handelt es sich um den ersten Teil der sogenannten Stormland-Trilogie. Hintergrund dieser Trilogie ist der Umstand, dass John Ajvide Lindqvist ursprünglich einer der Autoren sein wollte, die die berühmte Millennium-Reihe von Stieg Larsson fortführen, allerdings wurde sein Manuskript abgelehnt. Diese Ablehnung führte zur Umarbeitung seines Werkes, sodass die vorliegende Trilogie entstanden ist. Witzig fand ich dabei, dass Julia Malmros im Buch das gleiche Schicksal ereilt, John Ajvide Lindqvist also seine Schmach literarisch verarbeitet und dies großartig umgesetzt hat.

Das Buch startet fulminant mit der Ermordung der drei Paare und dieser Prolog hat es wirklich in sich, denn die Situation wird dermaßen plastisch geschildert, dass ich die grausame Szene förmlich vor Augen habe. Danach folgt die Vorstellung der beiden Charaktere Julia und Kim, wobei Kims Hintergrund vorerst sehr vage bleibt. In wiederkehrenden Rückblenden erfahre ich, wie Kim zu dem wurde, der er ist, was erst allmählich zu einem besseren Verständnis führt, da er ein sehr besonderer Mensch ist und anfangs nicht sonderlich sympathisch.

Die Ermittlungen aus der Sicht von Julia und Kim einerseits sowie den ermittelnden Beamten andererseits ergänzen sich, wie ein Puzzle müssen die Teile mühsam zusammengesucht und dann angepasst werden, was sehr aufregend ist, da die privaten Nachforschungen auf Möglichkeiten zurückgreifen können, die der Polizei verständlicherweise nicht zur Verfügung stehen. Zwischendurch habe ich befürchtet, dass die Story thematisch eine Richtung nimmt, die ich anstrengend und für mich nicht interessant sowie verständlich genug finde, insbesondere wenn es um Klimakompensationen, CO2-Zertifikate, Handel mit Emissionsrechten und anderen Begriffen rund ums Klima und die Wirtschaft geht. Zum Glück für mich hat der Autor diese Passagen nicht zu ausführlich und für mich als Laie deutlich klar genug zusammengefasst.

Eine aufregende Zeit mit Julia, Kim und anderen Beteiligten ist zu Ende, ein Abschluss der Ermittlung geschafft und meine Neugier auf die Fortsetzung groß. Ich freue mich auf weitere Abenteuer des ungleichen Duos und bin glücklich, dass ich kein ganzes Jahr auf den zweiten Teil warten muss. Ich freue mich sehr darauf!

9 von 9 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.09.2023
Eingewiesen
Billingham, Mark

Eingewiesen


sehr gut

Detective Constable Alice Frances Armitage wurde zwangsweise in die Psychiatrie eingewiesen, da sie an PTBS leidet, seit ein Einsatz schrecklich schiefgegangen ist, bei dem ihr Kollege erstochen wurde. Nach einigen unschönen Vorfällen und dem Missbrauch verbotener Substanzen, ist ihre Karriere zu Ende, was sie jedoch in der Anstalt nicht davon abhält, Ermittlungen anzustellen, als einer ihrer Mitpatienten ermordet wird. Natürlich werden diese Ermittlungen dadurch erschwert, dass sie als Patientin nicht nur unter Beobachtung, sondern auch die meiste Zeit unter Medikamenteneinfluss steht.

Als ich gesehen habe, dass Mark Billingham ein neues Buch geschrieben hat, war meine Freude groß, da ich die Bücher des Autors seit Jahren mit Begeisterung lese. Bereits nach den ersten Seiten war mir klar, dass dieses Buch anders ist, denn die Ich-Erzählerin Alice ist nicht nur ein außergewöhnlicher Charakter, sondern zudem eine unglaublich unzuverlässige Erzählerin, was verständlich ist, wenn man bedenkt, in welcher Einrichtung sie sich befindet. Dies war oft sehr komisch, denn sie brachte sich immer wieder in Situationen, die von Außen betrachtet schlicht und ergreifend absurd waren. Aus meinem Schmunzeln wurde oft ein Lachen, es war eine herrliche Story, die neben vielen Krimielementen die menschliche Seite nicht außer Acht gelassen hat.

Die Auflösung war mehr als überraschend, damit hätte ich nicht gerechnet und war wirklich für kurze Zeit sprachlos! Wer schwarzen Humor mag, wird dieses Buch lieben. Von mir gibt es vier Sterne und eine Leseempfehlung.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.09.2023
Die Buchverliebten
Baumheier, Anja

Die Buchverliebten


gut

Gesa hat Bücher aus ihrem Leben verbannt, seit sie vor zwanzig Jahren ein traumatisches Erlebnis hatte. Der Buchhändler Ole hingegen hat nach einem Schicksalsschlag seine Liebe zur Literatur gefunden und führt eine Buchhandlung, die seit geraumer Zeit mehr schlecht als recht läuft. Durch Zufall lernen beide sich kennen und finden Gefallen aneinander. Gerade als sich alles augenscheinlich zum Guten wendet, passiert ein Unglück und überschattet das kleine Glück.

Ein Buch über Bücher und die Liebe zur Literatur, da war mir sofort klar, dass ich dies lesen möchte. Der Anfang war auch ganz zauberhaft und ich dachte, dies könnte der Beginn einer wunderbaren Lesereise sein, allerdings flachte die Geschichte sehr schnell ab und dümpelte ein wenig vor sich hin. Die fast sechzigjährige Gesa war für mich als Charakter bedauerlicherweise sehr unglaubwürdig; unreif, kindisch und wenig lebenserfahren kam sie mir vor, was mich persönlich sehr gestört hat bei einer Frau ihres Alters. Ihre Vorliebe für eine bestimmte Süßigkeit hatte fast schon manische Züge, so viel Engagement in anderen Bereichen hätte der Figur sicherlich gutgetan. Wie anders dagegen der Buchhändler Ole, der mich mit seiner Persönlichkeit sofort für sich eingenommen hat. Seine Vorliebe für Buchzitate fand ich sehr schön und hätte am liebsten das ganze Buch in seiner Gegenwart verbracht.

Leider konnte mich die Geschichte rund um die Buchhandlung sowie Gesa und Ole nicht so richtig begeistern, das Buch war zwar angenehm zu lesen, aber meine Erwartungen wurden dabei nicht erfüllt. Eine nette Story, bei der ich mir etwas mehr Handlung gewünscht hätte. Vielleicht war es einfach der falsche Zeitpunkt für das Buch und mich.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.