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Lesezauber_Zeilenreise
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Eggenstein-Leopoldshafen
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Buchnerd durch und durch

Bewertungen

Insgesamt 758 Bewertungen
Bewertung vom 09.08.2023
Skandar und der Zorn der Einhörner / Skandar Bd.1
Steadman, A. F.

Skandar und der Zorn der Einhörner / Skandar Bd.1


ausgezeichnet

Magisches Action-Fantasy-Abenteuer mit Einhörnern, wie ihr sie sicher noch nicht kennt

Ein Einhornreiter zu werden ist das Beste, was man erreichen kann! Jedes Kind, das seinen 13. Geburtstag hatte, muss eine Prüfung ablegen, um zu beweisen, dass es das Zeug zu einem Einhonreiter hat und auf der Insel zum Einhornreiter ausgebildet wird. Dazu muss man ein frisch geschlüpftes Einhorn an sich binden. Findet sich für ein Einhornei kein Reiter, wird das Einhorn wild aufwachsen und zur Gefahr für die Menschheit werden. Skandar wird die Teilnahme an der Prüfung grundlos untersagt, was ihm den Boden unter den Füßen wegzieht. Doch dann schleust ihn eine geheimnisvolle Reiterin auf einem wilden Einhorn zur Brutstätte. Skandar schafft es, sein Einhorn zu finden und an sich zu binden. Doch dieses ist kein normales Einhorn, sondern eins mit dem verbotenen Element Spirit. Das bedeutet, Skandar ist ein Spiritreiter, was er zwingend geheimhalten muss, um nicht gefangen genommen oder gar getötet zu werden. Gerade jetzt, in einer Zeit des Aufbruchs, in der der sog. Weber, ein Spiritreiter, bereits gebundene Einhörner stiehlt, Nicht-Reitermenschen entführt und die Insel immer wieder angreift. Doch Skandar ist sich sicher: er ist nicht böse! Er will ganz im Gegenteil das Böse besiegen. Doch allein geht das nicht, er braucht dringend die Hilfe seiner Freunde.

Wie spannend ist bitte diese Story? Keine netten, lieben, glitzernden Einhörner, sondern brutale, aggressive, blutliebende Bestien, die zusammen mit ihren Reitern, mit denen sie ein Band verbindet, welches erst noch wachsen muss, zu wahren Kampfmaschinen ausgebildet werden. Und zwar auf einer Insel, die in die vier Elemente Feuer, Erde, Wasser, Luft eingeteilt ist, welches jeweils das Haupt-Magieelement von Reiter und Einhorn darstellt (das Fünfte Element Spirit wurde von der Insel verbannt). Das alles, die Ausbildung, das Annähern der Kinder untereinander, die Bildung von Freund- und Feindschaften, der Zusammenhalt, die Prüfungen, das Zusammenwachsen von Einhorn und Reiter ist von der Autorin bildhaft und lebendig erzählt, so dass ich mittendrin dabei war und es mir sehr schwerfiel, das Buch zwischendurch zur Seite zu legen. Die Charaktere sind vielschichtig und herrlich detailliert beschrieben. Der Schreibstil macht es möglich, einfach über die Seiten zu fliegen und dennoch alles in sich aufzusaugen und mitzuerleben. Ganz große Klasse. Ich bin an die großartige KOTLC-Reihe erinnert, auch wenn die Handlung eine ganz andere ist. Mir gefallen Charaktere, Story, Schreibstil, die zusammen absolut fesselnd sind, ganz genauso gut. Neben all der Action und Spannung kommen auch ernste Themen wie Mobbing, Klassenunterschiede, Tod und nicht ganz so einfache Eltern-Kind-Beziehungen, aber auch Freundschaft, (Selbst-)Vertrauen, Akzeptanz, Loyalität und Zusammenhalt nicht zu kurz.

Eine Mischung, die einfach passt und die dieses Buch zu einem echten Erlebnis macht. Ganz großes Kino und ich freue mich mega auf die Fortsetzung! 5/5 Sterne.

Bewertung vom 05.08.2023
Peanut Jones und die Stadt der Bilder / Peanut Jones Bd.1
Biddulph, Rob

Peanut Jones und die Stadt der Bilder / Peanut Jones Bd.1


ausgezeichnet

Eine Augenweide, dieses Buch! Genial gestaltet und eine fesselnde Story!

Peanut ist traurig, seit ihr Vater die Familie verlassen hat. Sie kann nicht glauben, dass er freiwillig gegangen ist. Eines Tages findet sie in einem Geheimfach ihres Kästchens, das sie von ihrem Vater bekommen hat, einen seltsamen Bleistift. Durch Zufall findet sie heraus, dass er magische Kräfte hat! Alles, was man mit ihm zeichnet, kann man nehmen und verwenden. Peanut malt eine Tür und tatsächlich: diese lässt sich öffnen und führt in die Stadt Chroma, die Stadt der Farben und der Vielfalt. Eine ehemals bunte, fröhliche Stadt. Dort herrscht jetzt Mr. White, der alle Farben und damit auch die Wesen von Chroma vernichten möchte. Peanut ist sich sicher, dass ihr Vater irgendwo hier in Chroma ist und begibt sich mit ihrer kleinen Schwester Little Bit und ihrem Klassenkameraden Rockwell auf die Suche. Dabei treffen sie auch auf den gezeichneten Hund Klecks, der sie fortan begleitet. Sie lernen Mitglieder des Widerstands kennen, die sich gegen Mr White zur Wehr setzen wollen und erleben viele gefährliche, aber auch magische Abenteuer. Ob die Kinder Papa Jones finden? Und was hat es mit diesem Bleistift namens Plumbum auf sich?

Ich habe bisher glaube ich noch nie ein Buch gelesen, das so wundervoll gestaltet ist, wie dieses hier! Nahezu jede Seite ist aufwändig illustriert, mal in klein, dann wieder seitenfüllend und ausschließlich in den Farben schwarz, grau, weiß und orange. Die Zeichnungen sind absolut genial und machen die Story, die auch so schon eine echt fesselnde Sache ist, noch mal so toll. Der Schreibstil ist grandios, voller Humor und ohne Längen. Ich konnte das Buch schlicht nicht aus der Hand legen, weil ich so gefangen war davon und unbedingt wissen musste, wie es weitergeht. Die Figuren sind herrlich beschrieben und man muss sie einfach alle liebhaben (bis auf diesen fiesen Mr. White). Peanut (eigentlich Pernilla) ist die künstlerisch Begabte, ihre kleine Schwester Little Bit (eigentlich Elizabeth May) ist super intelligent und sehr warmherzig, Rockwell ist ein kleines bisschen ein Nerd, aber super sympathisch. Nicht zu vergessen: Alligator Jonathan Higginbottom, der einfach großartig ist sowie der gezeichnete Hund Klecks, der sich sofort in mein Herz getatzelt hat. Beide sind übrigens auch auf dem wunderschönen Cover zu sehen. Die Ideen in dem Buch strotzen nur so vor Fantasie, es ist abenteuerlich, rasant, magisch, fesselnd, mitreißend, humorvoll und schlicht liebenswert und wundervoll. Ihr merkt schon: ich bin begeistert! Teil 2 MUSS ich auf jeden Fall lesen, zumal das Buch mit einem Cliffhanger endet, der echt neugierig macht. Ganz klar 5/5 Sterne und ja, ein Lese-Highlight! Schon rein optisch echt ein Knaller. Hier stimmt einfach alles. Ich liebs!

Bewertung vom 30.07.2023
Ablage Mord
Wasner, Simon

Ablage Mord


ausgezeichnet

Auftragskiller ist auch nur ein Job

Theo lebt im Wohnmobil auf dem Grundstück seiner Eltern, ist überzeugter Arbeitsloser, zockt am liebsten den ganzen Tag und lässt sich sein faules Leben von Amt und Eltern finanzieren. Als er eines Tages herausfindet, dass er enterbt werden soll, wenn er es nicht schafft, einen anständigen Job nicht wenigstens 6 Monate durchzuziehen, ist klar: er braucht einen Job! Sein Kumpel Dave bringt in bei Columbus Solutions unter, einer Firma die ihr Geld mit Apps macht. Theo weiß zwar nicht so genau, was er da macht, aber egal, Job ist Job. Doch irgendwann platzt er mitten in eine recht prekäre Situation und wird Zeuge, wie ein angeblicher Geldhinterzieher für eine mafiöse Beseitigung vorbereitet wird. Bevor er selbst getötet wird, packt er lieber mit an und begeht seinen ersten Mord (ich sage nur: Schrottpresse). Schon ist er Teil der Gruppe C, die für den Geldwäschering, was sein Arbeitgeber eigentlich ist, die Drecksarbeit macht. Und was soll man sagen: es gefällt ihm! Er muss zwar morden und foltern, aber hey, er hat nette Kollegen und die Eltern sind jetzt auch zufrieden. Würde da nur nicht permanent sein eigenes Ableben zur Disposition stehen, nur weil irgendjemand ein falsches Spiel spielt und Theo zwischen die Fronten der Firmenführung geraten ist.

Wer mal wieder einen sehr schwarzhumorigen und zum Brüllen lustigen Krimi lesen will, dem kann ich Ablage Mord ans Herz legen. Hier wird gemordet, gefoltert, verstümmelt und sogar unfreiwilliger Kannibalismus kommt vor. Doch Simon Wasner bringt all das in einer lockerflockigen frechen und flapsigen Art rüber, dass es eine Freude ist. Die Figuren, allen voran natürlich Theo und seine neuen Kollegen Michel, Klopper-Sven, Herzinfarkt-Ali und Kippi, sind herrlich skurril und wunderbar liebenswert mit all ihren Macken und trotz ihres Berufs. Man muss sie einfach mögen, ich verspreche es! Anfangs war mir nicht ganz klar, wo die Geschichte hinführt. Doch was mich dann erwartete war ein Feuerwerk an rabenschwarzem Humor und urkomischen Situationen und ein echt kurzweiliges, bauchmuskelanstrengendes Lesevergnügen. Kleines, ganz besonderes I-Tüpfelchen für mich zudem: das ganze spielt sich in Karlsruhe, meiner Heimatstadt ab.

Fazit: wer verrückte, schwarzhumorige und ein wenig durchgeknallte Storys mit herrlich ausgearbeiteten einmaligen Figuren mag, wird Ablage Mord feiern. Ich tus, daher natürlich 5/5 Sterne.

Bewertung vom 30.07.2023
Die Erde und du
Stickley, Frances

Die Erde und du


sehr gut

Künstlerisch und poetisch – Brief der Erde an ein Menschenkind

Die Erde schreibt einen Brief an ein Mädchen. In diesem Brief verspricht sie ihr, all ihre Schätze, die Berge, Bäume, Meere, Tiere, all die zu erlebenden Abenteuer und Wunder mit ihr zu teilen. Sie verspricht dem Mädchen, immer für es da zu sein, sie zu begleiten und zu beschützen und fragt, ob das Kind für die Erde dasselbe tun will. Denn auch die Erde braucht Schutz und Engagement, damit Umweltverschmutzung und Klimakatastrophe nicht überhandnehmen.

Das ist mal ein ganz außergewöhnliches Kinderbuch. Die großformatigen, ganze Seiten einnehmenden Zeichnungen sind sehr künstlerisch gestaltet, wie gezeichnete Collagen über mehrere Schichten. Dabei ist dass Gesicht der Erde immer wieder zu sehen, mal glücklich, mal traurig und besorgt. Je nachdem, um was sie dem Kind gerade erzählt. Im Text steht jedoch nichts Negatives, keine Anklage an die Menschen, kein erhobener Finger. Vielmehr erkennt man nur an den Bildern (weggeworfene Plastikflaschen und Müll, qualmende Fabrikschlote, Smog und Dürren), was die Erde gerade umtreibt. Sie bittet das kleine Mädchen einfach, auf sie Acht zu geben, sich für sie einzusetzen und sie zu schützen. Im Gegenzug bietet die Erde all ihre Schönheit, ihre Wunder und Schätze an. Das ist in sehr kurzen Texten versinnbildlicht, die in meinen Augen jedoch nicht wirklich kindgerecht sind. Die Zeichnungen schon eher, wenn auch nicht so richtig. Dafür ist das Buch zu künstlerisch, zu poetisch, zu erwachsen. Für Kinder ab 3 Jahren ist es angedacht, das erscheint mir jedoch viel zu jung. Ich sehe es eher ab 5 oder sogar 6 Jahren.

Mir gefällt es sehr gut. Ich mag die Bilder, auf denen es viel zu entdecken gibt und die so ganz anders sind, als ich es aus anderen Kinderbüchern kenne. Ich mag vor allem auch die Botschaft in der Geschichte und die sanfte, liebenswerte und nachsichtige Art, wie sie rübergebracht wird. Ein Bilderbuch, das sicher auch Erwachsene direkt anspricht und zum Nachdenken bringt. 4/5 Sterne.

Bewertung vom 29.07.2023
Tochter des Marschlands
Hartman, Virginia

Tochter des Marschlands


gut

Familiendrama in naturgewaltiger Kulisse

Loni liebt ihr zurückgezogenes Leben in Washington, wo sie für das renommierte Smithonian Museum Naturzeichnungen von Vögeln anfertigt. Als ihr jüngerer Bruder Phil sie zurück nach Hause ruft, weil die Mutter krank ist und im Heim untergebracht werden muss, sagt sie zwar zu, aber eher unwillig. Denn ihr Verhältnis zur Familie ist eher unterkühlt. Seit ihr Vater Boyd bei einem Bootsunfall in den Marschen ertrunken ist, als Loni gerade einmal 12 Jahre alt war, ist nichts mehr, wie es vorher war. Loni hat das alles verdrängt, doch ein Brief, denn eine gewisse Henrietta ihrer Mutter geschrieben hat, holt alles wieder ans Licht und gibt vor allem Hinweise darauf, dass Boyds Tod vielleicht doch kein Unfall war. Loni geht den Spuren nach und sticht offensichtlich in ein Wespennest, denn sie wird bedroht. Als sie den Kanuverleiher Adlai kennenlernt, findet sie bei ihm ein bisschen Ablenkung. Sie macht Kanutouren, um ihre geliebten Vögel zu finden und zu malen. Ganz nebenbei verlieben Adlai und Loni sich ineinander. Doch irgendjemand setzt alles daran, Loni daran zu hindern, weitere Fragen zum Tod ihres Vaters zu stellen. Loni ist in Gefahr.

Anfangs wurden in den Medien Vergleiche zwischen diesem Buch und Der Gesang der Flusskrebse gemacht. Doch letztlich hinkt der Vergleich. Ja, es geht um Marschland, um Natur und Vögel, es geht um den Verlust des Vaters bzw. um ein Familienschicksal, doch das war es auch schon. Während die eine Story kraftvoll, mitreißend und fesselnd daherkommt, plätschert die Marschkönigin, wie Loni von ihrem Dad früher genannt wurde, eher seicht vor sich hin. Immer, wenn es spannend wurde, weil es um die Sache mit Lonis Dad ging, war es auch schon wieder vorbei und ich durfte wieder über das Smithonian bzw. Naturbeschreibungen lesen. Oder darüber, wie Loni weiter das Haus ihrer Mutter ausmistet bzw. deren gepackte Kisten sichtet. Das hat sich für mich einfach sehr gezogen genau so wie die sehr vorhersehbare Liebesgeschichte zwischen ihr und Adlai. Schön waren die Rückblicke in Lonis Kindheit und zum Ende hin wurde es dann richtig spannend. Doch letztlich blieben die Charaktere für mich farblos, es kam mir ein bisschen so vor, als hätte die Autorin lieber mit ihrem Wissen zu Vögeln, Natur, Museumsgepflogenheiten geglänzt, als einen berührenden Roman zu schreiben. Es ist nicht schlecht, gewiss nicht, doch war es für mich über weite Strecken viel zu langatmig, wodurch ich einfach nicht von der Story gepackt wurde. Auch die Zerrissenheit von Loni ihrer Familie, vor allem ihrer Mutter gegenüber, gegründet darauf, dass die beiden offensichtlich ein Kommunikationsproblem miteinander hatten und haben, war zwar interessant, aber mehr auch nicht. Wer leise Storys über Familienschicksale mag und für Floridas Marschlandschaften und deren Vogelwelt schwärmt, der wird das Buch mögen. Wer ein Highlight analog Flusskrebse erwartet, wird vielleicht eher enttäuscht sein. Von mir gibt es durchaus gute 3/5 Sterne.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.07.2023
Der Marmeladenwolf
Röndigs, Nicole

Der Marmeladenwolf


ausgezeichnet

Wenn der böse Wolf plötzlich zum liebenswerten Süßschnabel wird

Carlo trifft auf dem Weg zur Schule im Wald auf den hungrigen Wolf, der ihn natürlich prompt fressen wollte. Doch Carlo ist gewitzt und erzählt dem Wolf ein Lüge, warum er auf keinen Fall gefressen werden sollte. Zum Ausgleich bietet er dem Wolf sein Pausenbrot an, eins mit Marmelade. Der Wolf ist hingerissen und will fortan nur noch Marmeladenbrote futtern. Also zwingt er alle Kinder dazu, ihm auf ihrem täglichen Schulweg eins mitzubringen. Irgendwann hat Carlos Oma genug davon, immer mehr und mehr Marmelade einzukochen, damit der Wolf zufrieden ist und die Kinder in Ruhe lässt. Sie fasst einen Plan! Nämlich den, dem Wolf beizubringen, selbst Marmelade einzukochen. Das wiederum führt beim Wolf zu einer Entwicklung, die schöner nicht sein könnte.

Es ist so eine witzige Geschichte! Völlig skurril und dadurch einfach nur lustig. Der Text ist kindgerecht und fröhlich, die großen bunten Zeichnungen passen perfekt und sind einfach super. Ich musste echt oft lachen, weil ich es so verrücklustig fand – Text und Zeichnungen. Natürlich kann man jetzt anfangen, hinter der Geschichte eine Botschaft zu entdecken. Das wäre dann vielleicht die, dass man offen für Veränderungen sein sollte oder dass vermeintlich böse Gesellen sich durch Aufmerksamkeit und Zuwendung ändern können oder das Hilfe zur Selbsthilfe sinnvoll ist. Man kann das Buch aber auch einfach genießen und sich marmeladeköstlich darüber amüsieren. Es ist einfach witzig!

Perfekt zum Vorlesen, zum gemeinsamen Lesen oder für Leseanfänger. Gerne auch immer wieder, weil (ich wiederhole mich): es ist echt lustig. Von mir gibt´s dafür ausgezeichnete 5/5 Sterne.

Bewertung vom 25.07.2023
Der frühe Vogel / Rosa Fink Bd.4
Sanne, Manuela

Der frühe Vogel / Rosa Fink Bd.4


sehr gut

Möwe, Grünkohl, Friesengeist und ein Mord – Rosa Fink in ihrem Element

Grünkohl, immer nur Grünkohl. Rosa und Sebi sind heilfroh, wenn die Grünkohlsaison, die mit dem Volkssport Boßeln, verbunden mit dem Vernichten von amtlichen Mengen hochprozentigem Friesengeist einhergeht, bald vorbei ist. Sie bereiten gerade das vorerst letzte Grünkohlessen zu und Rosa beschließt, den überzähligen Kohl Heidrun Paulsen vorbeizubringen, die einen kleinen Foodsharing-Stand vor ihrer Wohnung hat, der nicht nur von einigen Menschen, sondern auch von Möwe Erna rege besucht wird. Doch Heidrun liegt mit eingeschlagenem Schädel vor der Haustüre. Ist sie gestürzt? War es ein Unfall? Die Fakten verdichten sich, dass es keineswegs eine harmlose Erklärung für Heidruns Ableben gibt. Hobbydetektivin Rosa ist in ihrem Element und begibt sich auf Tätersuche. Sehr zum Verdruss von Sebi, der es gar nicht mag, wenn Rosa gefährliche Alleingänge unternimmt. Nebenbei will auch noch die flügelverletzte Möwe Erna gesundgepflegt, ein Restaurantkritiker besänftigt, die Kohlkönigspaarwahl wiederholt und die Pension in Schuss gehalten werden. Es wird nicht langweilig, am Jadebusen.

Gewohnt humorvoll und mit einer wohltuenden Leichtigkeit kommt auch Rosa Finks 4. Fall daher. Ein schönes Wiedersehen mit alten Bekannten und auch der eine oder andere Neuling ist am Start. Ich erfahre ein bisschen was zum Boßeln, einer Art Volkssport, der mit Kugeln und Bollerwagen, mit Grünkohl und viel hochprozentigem Friesengeist einhergeht. Überhaupt mag ich die Nordsee-Atmosphäre, die von der Autorin lebensecht und sehr anschaulich rübergebracht wird. Der Krimifall selbst ist spannend und zunächst undurchschaubar für mich. Irgendwann war ich mir dann sicher, wer es war, konnte aber nicht sagen, warum. Die Auflösung gefiel mir daher sehr gut. Rosa und Sebi sind einfach ein tolles Team, ich mag ihre ungezwungene, heitere Art und ihr Normalsein. Ein CosyCrime, der diese Genre-Einordnung verdient, weil ich mich durchweg wohlgefühlt habe, immer mit einem Lächeln im Gesicht am Lesen war und einfach supergut unterhalten wurde. Schön finde ich zudem, dass immer Tiere vorkommen und eine Rolle spielen. Ich mag das einfach. Insgeheim hoffe ich ja, dass Rosa Fink noch in einige Fälle hineinschliddert und zu lösen hat, bei denen ich sie, Sebi & Co (nicht zu vergessen die beiden Katzen Ruby und Rudi) begleiten darf. Am Ende des Buchs gibt es wie immer ein Rezept aus der Geschichte. Zum Glück keins mit Grünkohl, sondern ein Erdbeer-Sahne-Törtchen ohne Backen.

Ich mag diese CosyCrime-Reihe sehr und vergebe daher sehr gute 4/5 Sterne. Lockerleichte, herzliche, humorvolle Unterhaltung, die Spaß macht.

Bewertung vom 23.07.2023
Die Hackebarts räumen ab / Crazy Family Bd.1
Orths, Markus

Die Hackebarts räumen ab / Crazy Family Bd.1


sehr gut

Eine ganz normale Familie? Jein! Die Hackebarts sind einmalig!

Die Hackebarts, das sind Vater Walter, 42 (Hausmann und passionierter Klobürstensammler), Mutter Adrijana, 39 (Truckerfahrerin und Konzertpianistin), Brooklyn, 13 (die vernünftigste Älteste, die Hausarbeit liebt und manchmal für 5 Minuten austickt), Zosch 11 (der Sport und Zocken über alles liebt), Mönkemeyer 8 (ein Künstler, der die nichtgegenständliche Malerei ausübt), Lulu, 6 (die jüngste Hackebart und ein absolut hochintelligentes Wunderkind) und schließlich Opa Hackebart, 75 (grummeliger Umweltaktivist). Als Mönkemeyer in einem Museum ein wertvolles Kunstwerk übermalt, ist die Not groß! Woher nur das Geld für die Restaurierung des Gemäldes nehmen? Brooklyn hat die Idee! Sie meldet die Hackebarts kurzerhand beim Großfamilien-Special von Wer wird Millionär an. Ob die Familie es schafft, die 1-Millionen-Frage zu knacken?

Ich habe das Buch auf einer sehr kurzweiligen Lesung des Autors in unserer örtlichen Buchhandlung kennengelernt und direkt gekauft. Die Schrift ist groß, die Kapitel schön kurz und es gibt sehr viele lustige s/w-Zeichnungen, die das Gelesene herrlich begleiten und unterstreichen. Somit das perfekte Buch gerade auch für Lesemuffel. Der Schreibstil ist lockerflocker, die Story superlustig. Diese Familie ist so herrlich liebenswertverrücktdurchgeknalltbesonders, es macht einfach Spaß, sie durch die Story zu begleiten. Ganz nebenbei kann man dann sogar noch ein bisschen was lernen, sind doch einige Quizfragen analog Wer wird Millionär enthalten. Mir gefällt, dass die Familie eben nicht die übliche 08/15-Familie in den typischen Rollen ist, sondern hier alles ein bisschen anders zugeht. Und neben all dem Klamauk und der Verrücktheit blitzt dann auch noch der Umwelt- und Klimaschutz durch. Da passiert so einiges und Langeweile kommt garantiert nicht auf. Die Geschichte endet mit einem gemeinen Cliffhanger, der eine spannende Fortsetzung verspricht.

Für mich eine sehr kurzweilige, sehr lustige Lektüre und schon allein wegen der Reaktion der Kinder während der Lesung bin ich überzeugt, dass auch eure Kids dieses Buch lieben werden. Perfekt für Leseanfänger, Lesemuffel und geübte Buchverschlinger. Von mir sehr gute 4/5 Sterne.

Bewertung vom 22.07.2023
Romy. Mädchen, die pfeifen / Mütter-Trilogie Bd.3
Fuchs, Felicitas

Romy. Mädchen, die pfeifen / Mütter-Trilogie Bd.3


ausgezeichnet

Wie das Leben so spielt – bewegend, fesselnd, interessant. Eine kleine Zeitreise

Romy geht schnell ihren eigenen Weg, denn zu Hause fühlt sie sich nicht verstanden und kommt mit ihrer Familie auch nicht wirklich zurecht. Sie will ihr eigenes Leben leben, ohne Vorschriften und Einengungen. Das das nicht immer leicht ist, erfährt sie bald. Doch irgendwann trifft sie Falco und mit ihm ist das Leben irgendwie leichter, lockerer. Sie wollen heiraten und sieht im Familienstammbuch, dass gar nicht Otto ihr Vater ist, sondern ein ihr völlig fremder Name da drinsteht. Sie fällt aus allen Wolken und stellt Nachforschungen an. Wer ist dieser Mann, der ihr leiblicher Vater ist und warum hat ihre Mutter und auch sonst niemand je ein Wort darüber verloren? Ist ihr Leben eine einzige Lüge? Romy kämpft hart, ihr Leben mit Falco und später den Kindern auf die Reihe zu bekommen, stellt dabei aber bald fest, dass Liebe tatsächlich oft blind macht. Sie muss Entscheidungen treffen, immer und immer wieder. Sie fällt und steht auf, gewinnt und verliert und stellt sich immer wieder die Frage: wer bin ich eigentlich?

Ich habe so gewartet auf diesen 3. Band, da die ersten beiden Bücher der Reihe mich restlos begeistert haben. Und auch Romy bekommt von mir wieder das Prädikat Pageturner. Die Autorin hat so einen fesselnden, mitreißenden Schreibstil, dass ich gar nicht anders konnte als die Seiten wegzusuchten. Dabei erlebte ich eine Achterbahn der Gefühle. Nicht nur, weil Romys Schicksal echt unter die Haut geht und ich die eine oder andere Person in dem Buch öfter mal verflucht habe. Sondern auch, weil die Zeit, in der diese Geschichte spielt (1978 – 2019) meine Zeit ist und sich beim Lesen sehr viele Erinnerungen eingestellt haben. Das war wie eine kleine Zeitreise. Es handelt sich ja um die wahre Familiengeschichte der Autorin, was das Gelesene noch viel eindrücklicher macht und von viel Mut zeugt. Denn hier ist nicht eitel Sonnenschein an der Tagesordnung. Alkoholprobleme, schwere Erkrankungen, Vertrauensverlust, Lüge und Verdrängung spielen wichtige Rollen und dies wird alles recht deutlich und wie ich vermute ungeschönt aufs Tapet gebracht. Das geht unter die Haut, das berührt und das nimmt mit. Umso glücklicher bin ich, dass Romy am Ende ihr Glück gefunden zu haben scheint.

Fazit: der Abschluss der Mütter-Trilogie ist schlicht mega fesselnd und ich bin von der gesamten Reihe total begeistert! Auch jetzt daher wieder 5/5 Sterne und eine Leseempfehlung für alle, die (historische) Familiengeschichten lieben.

Bewertung vom 21.07.2023
Billy und der geheimnisvolle Riese Bd.1
Oliver, Jamie

Billy und der geheimnisvolle Riese Bd.1


ausgezeichnet

Magisches Abenteuer – rasant, lustig und spannend


Im verbotenen Wald entdecken die Freunde Billy, Anna, Jimmy und Andy einen geheimen Zugang zu einer anderen Welt, einer Parallelwelt. Auf dieser Seite des Waldes leben die magischsten Geschöpfe, u.a. Elfen. Die Freunde begegnen den Elfen, die sie um Hilfe bitten, weil irgendetwas nicht stimmt. Die Natur stirbt, das Wasser scheint vergiftet und wenn es so weitergeht, sind die beiden Welten in Gefahr. Klar wollen die Kids helfen und so machen sie sich auf beiden Seiten der Welt auf Spurensuche. Dabei kommen ihnen die Boonas in die Quere. Diese sind, seit der natürliche Rhythmus des Waldes gestört ist, aggressiv und wollen die Elfen fressen. Auf ihrer Reise entdecken die Kinder eine verlassene Stadt und einen ummauerten Garten. In diesem Garten treffen Sie auf einen freundlichen Riesen und erfahren dessen Geschichte und auch die Hintergründe darüber, weshalb es den Kindern von ihren Eltern verboten wurde, den Wald zu betreten. Gemeinsam setzen sie alles daran, den Elfen, dem Riesen und der Natur, dem Rhythmus zu helfen. Vor allem Billy wächst dabei über sich selbst hinaus.

Ich habe mich gefragt, ob Jamie Oliver außer Kochbüchern auch anderes kann. Und ja, er kann! Und wie! Diese Abenteuergeschichte ist absolut fesselnd, sehr fantasievoll, super lustig und voller wichtiger Botschaften. Billy leidet unter seiner Lese-Rechtschreib-Schwäche und wird auch noch von dem Schul-Bösewicht gemobbt. Seine Freunde halten aber fest zu Billy. Sie zeigen ihm, dass er auch dann, wenn er nicht so gut lesen oder schreiben kann, ein toller Kerl ist, was ihn dazu bringt, an sich selbst zu glauben und seinen eigenen Weg zu finden. Daneben haben Natur- und Umweltschutz eine zentrale Bedeutung, was Jamie Oliver auf sehr unterhaltsame und spannende Art und Weise rüberbringt. Überhaupt ist sein Schreibstil super zu lesen, sehr frisch und locker und perfekt für ein Kinderbuch. Natürlich darf auch Essen und Kochen nicht fehlen, doch das passt einfach super dazu. Sogar ein paar Rezepte findet man hinten im Buch. Begleitet wird die Geschichte von sehr vielen s/w-Zeichnungen. Ein bisschen schade finde ich, dass diese recht dunkel geworden sind. So gehen einige Details ein wenig unter. Dennoch gefallen sie mir sehr gut. Die Schrift ist schön groß, die Kapitel mit angenehmen 20 bis recht langen 60 Seiten teilweise sicher herausfordernd für Erstleser. Nichtsdestotrotz ein tolles Buch zum Vorlesen, gemeinsamen Lesen oder selber Lesen ab ca. 8 Jahren. Nach oben keine Grenze, auch ich mit meinen 50 Jahren fand es super unterhaltsam. Und so toll bildhaft beschrieben, dass ich permanent schönstes Kopfkino genießen konnte. Das Buch endet mit dem Versprechen einer Fortsetzung. Und ich freu mich drauf! Großartige 4,5/5 Sterne (in Ermangelung halber Sterne aufgerundet auf die vollen 5).