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anette1809 - katzemitbuch.de
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Sulzheim
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Mein Blog: https://katzemitbuch.de/

Bewertungen

Insgesamt 1032 Bewertungen
Bewertung vom 20.08.2018
Lennart Malmkvist und der ganz und gar wunderliche Gast aus Trindemossen / Lennart Malmkvist Bd.2
Simon, Lars

Lennart Malmkvist und der ganz und gar wunderliche Gast aus Trindemossen / Lennart Malmkvist Bd.2


ausgezeichnet

Seit Lennart Malmkvist den Zauberladen seines Nachbarn Buri Bolmen geerbt hat, ist sein Leben wie er es kannte, völlig aus dem Ruder gelaufen. Zum Glück hat er neben dem sprechenden Mops Bölthorn Freunde wie Frederik oder Nachbarn wie Maria an seiner Seite, denen er nur leider nichts von den magischen Dingen anvertrauen kann, die sein Leben nun bestimmen. Dumm nur, wenn der beste Freund dadurch einen vermeintlich guten Kauf abschließt und ein in einer Keksdose lebendes Orakel so in fremde Hände gerät. Ob Lennart sich das Orakel wiederbeschaffen kann?
Er könnte jede erdenkliche Hilfe gebrauchen, nicht nur im Kampf gegen seinen Widersacher Olav Krähenbein, der versucht seine in vier dunkle Pergamente gebannte Magie wiederzuerlangen. Auf der Seite der Gegner steht auch ein abtrünnig gewordener Kommissar und neuerdings ein seltsamer, unsichtbarer Gast, der des Nachts die Küche des Professors des naturhistorischen Museums verwüstet… Nach und nach entwirren sich die Fäden, die Lars Simon so kunstvoll spinnt, und Zusammenhänge werden sichtbar zwischen all den in die Geschichte involvierten Figuren.

Der zweite Band um Lennart Malmkvist ist ungleich turbulenter als der Auftaktband “Lennart Malmkvist und der ziemlich seltsame Mops des Buri Bolmen”, dennoch verliert Lars Simon nie die Figurenentwicklung aus den Augen und beschert dem Leser neben aller Magie und aktionreicher Szenen wieder skurrile Charaktere und zahlreiche mit Humor gespickte Momente.
Ich habe mich bereits im ersten Band besonders über das Keksdosenorakel amüsiert, einer meiner Favoriten im zweiten Band war sicherlich die Szene, als Lennart Malmkvist auf die “feegane” Frau des fleischliebenden Kobolds trifft, der in der Küche des Professors sein Unwesen treibt.
Neben seinen skurrilen Figuren und seinem Sinn für Humor punktet Lars Simon ein weiteres Mal mit Lokalkolorit. Beim Lesen seiner Bücher wird die Lust geweckt, die vorgestellten schwedischen Orte auf eigene Faust zu entdecken.

Die Lennart Malmkvist Reihe ist ein unheimlich humorvoller Mix aus Krimielementen und urbaner Fantasy, die einfach Spaß macht!
Leider findet auch der zweite Band irgendwann ein Ende. Wie gerne würde man Lennarts Geschichte in einem Rutsch verschlingen, zumal Lars Simon seine Leser mit einem gemeinen Cliffhanger aus seinem zweiten Abenteuer entlässt, die es einem unmöglich macht den dritten Band nicht lesen zu wollen.

Bewertung vom 20.08.2018
Scarlett Bd.1
Remington, Laurel

Scarlett Bd.1


ausgezeichnet

Seit Scarlett der heimliche Star auf dem Blog ihrer Mutter ist, fühlt sie sich in ihrer Haut - und ihrer Schule - nicht mehr wohl. Gefühlt jeder kennt ihre peinlichsten Erlebnisse. Jedes Wort von ihr wird von ihrer Mutter auf Tauglichkeit für einen neuen Blogeintrag analysiert, so dass Scarlett keine Lust mehr auf Hobbys oder Aktivitäten seitens der Schule hat und sich kaum noch traut zum Unterricht beizutragen. Sogar ihre ehemals beste Freundin hat sie verloren, nachdem diese ungefragt ebenfalls zum Inhalt eines Blogpostings wurde.

Scarletts Mutter sieht die Probleme ihrer Tochter nicht. Sie nutzt den Blog und die entstandene Popularität dazu, sich ein stabiles finanzielles Standbein aufzubauen, um ihre Familie zu ernähren. Zumal sie denkt, dass es für ihre beiden Töchter schöner ist, dass die Mutter von Zuhause arbeiten kann im Gegensatz zu ihren eigenen Eltern, die immer unterwegs und außer Haus waren.
Tatsächlich erliegt sie sogar dem Irrglauben, dass keiner die Identität hinter dem Blog und damit Scarlett als den Teenager erkennt, von dem die Beiträge zu deren Leidwesen nur zu oft handeln.

Nach einem Vorfall in der Nachbarschaft, bei dem Scarletts alte und alleinlebende Nachbarin Rosemary Simpson ins Krankenhaus eingeliefert werden muss, geht Scarletts in deren Haus und findet in der riesigen und wundervoll eingerichteten Küche der alten Dame ein handgeschriebenes Kochbuch.
Wie von Zauberhand scheinen immer die passenden Zutaten bereit zu stehen und die Vorratsschränke aufgefüllt zu werden. Ob Scarlett sich ein geheimes Hobby zulegen kann, von dem ihre Mutter nichts weiß?

Im Gegensatz zu Scarletts Schule und ihrem Zuhause, wo die sozialen Medien an vorderer Stelle stehen, scheint in der Küche von Rosemary Simpson die Zeit stehen geblieben zu sein. Die handgeschriebenen Rezepte für eine mysteriöse "kleine Köchin" und die Ruhe dort wirken magisch und erdend. Scarlett bleibt dort jedoch nicht lange alleine. Durch Zufall gerät ihre neue Mitschülerin Violet ebenfalls in das Haus von Rosemary Simpson und die beiden freunden sich über das gemeinsame Backen an und verteilen ihr "Zaubergebäck" anschließend anonym in der Schule.
Der geheime Kochclub scheint Scarletts Leben nicht nur zu bereichern, sondern komplett umkrempeln zu können. Aber reicht er aus, um dauerhafte Freundschaften zu gründen, das Verhältnis mit ihrer Mutter zu kitten und vor allem zu verhindern, dass Rosemary Simpson aus ihrem Zuhause in ein Pflegeheim ziehen muss? Scarlett lernt, dass dank einer geheimen Zutat fast alles möglich ist, was man sich in den Kopf gesetzt hat...

Laurel Remington setzt sich mit einem Augenzwinkern mit der heutigen Problematik der allgegenwärtigen sozialen Medien im Alltag auseinander. Wie schnell private Dinge im Netz landen können, die dort nichts zu suchen haben, und wie schwer man dieses Stigmata wieder los wird. Ein ruhiger Gegenpol dagegen ist die Küche von Rosemary Simpson, wo Scarlett schalten und walten kann, ohne dass ihr dabei jemand - in echt oder virtuell - über die Schulter guckt.
Dass die sozialen Medien, die uns heutzutage zur Verfügung stehen, aber auch von Vorteil sind, zeigt die Autorin gegen Ende der Geschichte jedoch auch auf.
Darüber hinaus hat sie mit diesem Buch eine wirklich süße Freundschafts- und Familiengeschichte geschrieben, bei der man nicht nur Einsicht in Scarletts Leben und Sichtweise bekommt. Auch das Handeln und die Beweggründe der Mutter werden gut dargestellt und in das Leben von Scarletts Nachbarin sowie ihren neuen Schulfreunden erhält man ebenfalls Einblicke.

"Scarlett" ist eine Wohlfühlgeschichte, die an manchen Stellen traurig macht, aber auch verdeutlicht, dass man trotz Schicksalsschlägen niemals aufgeben sollte, da es so viele Dinge gibt, die einen glücklich machen können!

Bewertung vom 20.08.2018
Die Wächter des Dschungels / Caldera Bd.1
Schrefer, Eliot

Die Wächter des Dschungels / Caldera Bd.1


ausgezeichnet

Im Dschungel gibt es tag- und nachtaktive Tiere, im Auftakt von Caldera “Die Wächter des Dschungels” sind dies die Tag- beziehungsweise Nachtwandler. Doch das Panthermädchen Mali kann seit einigen Tagen nicht mehr schlafen. Sie muss dies unter allen Umständen geheim halten, denn dies ist wider die Natur und solche Tiere werden von ihrer Familie verstoßen.
Die einzigen Tiere, die sowohl am Tag als auch in der Nacht durch den Dschungel wandeln sind die Ameisenvölker, und diese sind verpönt. In der Vergangenheit herrschte die böse Ameisenkönigin über den Dschungel und brachte Tod und Verderben über Mensch und Tier. Nun fristet sie seit vielen Jahren in einem unterirdischen Gefängnis ihr Dasein, doch Malis unnatürlicher Schlafrhythmus scheint das erste Anzeichen dafür zu sein, dass sich die Zeiten ändern und neue Gefahr droht…

Im Laufe der Geschichte erfahren wir, dass Mali und einige andere Tiere des Dschungels während einer Sonnenfinsternis geboren wurden und damit auserkoren sind als Schattenwandler den Dschungel vor einer erneuten Herrschaft der Ameisenkönigin zu bewahren.

Mali wird von ihrer Ziehmutter verbannt und von der Hundskopfboa Auriel aufgespürt, die im Dschungel unterwegs ist, um sämtliche Schattenwandler zusammen zu trommeln und sie für ihre bevorstehende Aufgabe anzuleiten. Auf dem Weg durch den Dschungel lernt Mali weitere Schattenwandler kennen und findet unter ihnen neue Freunde. So macht sich bald ein ungleiches Quartett bestehend aus einem Panther, einer Fledermaus, einem Pfeilgiftfrosch und einem Kapuzineräffchen auf den Weg Caldera vor einem erneuten Übergriff durch die Ameisenkönigin zu retten.
Dabei sehen sie sich vielen offensichtlichen Gefahren ausgesetzt, denn sowohl die Tag- als auch die Nachtwandler sehen die Schattenwandler als Unheil und nicht als Rettung für Caldera an. Aber neben den direkten Gefahren lauern noch viel schlimmere und unvorhersehbare Dinge auf Mali, Lima, Rumi und Gogi – ob sie trotz aller Widrigkeiten gegen die Ameisenkönigin und ihr Volk bestehen können?

Eliot Schrefer hat mit Caldera einen abenteuerlichen und fremdartigen Reihenauftakt geschaffen, der jungen Lesern das Leben im Regenwald näherbringt. Es ist sehr interessant und lehrreich von den vielen Tierarten zu lesen, die dieses geheimnisvolle Reich bevölkern. Man merkt dem Buch die Recherche des Autors vor Ort an. Der Dschungel und seine Bewohner sind so detailliert und realistisch beschrieben, dass man beim Lesen fast meint die Geräuschkulisse des Regenwalds im Ohr zu haben.

Die Tiere ergänzen sich durch ihre verschiedenen Charaktereigenschaften, so dass man neben aller Spannung auch viel zu lachen hat, denn die ewig quasselnde Lima und der unsichere Gogi sorgen gewollt oder ungewollt für viele lustige Situationen.
Dennoch ist der Stoff stellenweise sehr harter Tobak. Nicht nur ein Tier kommt bei den unzähligen Kämpfen in der Geschichte zu Tode, so dass ich Schrefers Roman keinen zartbesaiteten Zehnjährigen empfehlen würde.

Anhand des ungleichen Freunde-Quartetts zeigt Eliot Schrefer auf, wie unwichtig Äußerlichkeiten sind, und dass nur die inneren Werte zählen bei Freundschaften, dabei können diese stärker sein als Familienbande.
Zudem wird gerade auf der Gegenseite gut dargestellt, das auch kleine Wesen große Dinge bewirken können. Denn so winzig die feindlichen Ameisen auch sind, in einer Gruppe von tausenden und abertausenden bewirken sie großes.

Caldera ist eine berauschende Tierfantasy mit einer Vielfalt von Flora und Fauna, wie sie wohl nur der Regenwald zu bieten hat!
Hier kann man die eine oder andere lehrreiche Moral ziehen, oder sich einfach nur auf ein großes Abenteuer begeben.
Wie auch immer – ich habe es genossen mich von der Kulisse und den großartigen Charakteren verzaubern zu lassen, was darüber hinaus wunderschön untermalt wird von den Kapitelvignetten sowie einigen großflächigen Bildern der Illustratorin Emilia Dziubak.

Reihen-Info:
Die Wächter des Dschungels

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.08.2018
Warum ich trotzdem an Happy Ends glaube
Gazzola, Alessia

Warum ich trotzdem an Happy Ends glaube


sehr gut

Emma ist trotz jahrelanger Berufserfahrung und exzellenter Uni-Abschlüsse in der Film-Produktionsgesellschaft, in der sie angestellt ist, die ewige Praktikantin. In der Branche stehen unzählige Firmen auf Grund finanzieller Engpässe mit dem Rücken zur Wand, und so trifft es ausgerechnet die ambitionierte und trotz mieser Bezahlung mit Herzblut arbeitende Emma, als auch in ihrer Firma das Personal heruntergefahren wird.
Schon bald erhält sie auf Grund von Beziehungen die Chance in einer anderen Filmproduktionsfirma ihr Glück zu finden, doch das Bewerbungsgespräch läuft denkbar schlecht und ,sei es dem Zufall oder dem Glück verschuldet, landet Emma kurze Zeit später in einer zauberhaften Kinderboutique, in der eine Aushilfe gesucht wird… Ob dieser Job für Emma auf Umwegen zum Glück führt? Wer weiß…

Emma ist eine Protagonistin, in die man sich einfach verlieben muss. Ich denke, gerade Liebhaber der Literatur werden in dieser Heldin einer lockerleichten Sommerromanze eine verwandte Seele finden. Sie träumt von der wahren Liebe, einer verlassenen Glyzinienvilla, in deren Garten sie sich flüchtet, wenn es ihr schlecht geht, und der Verfilmung ihres Lieblingsromans des weltabgewandten Schriftstellers Tessai. Mit diesem trifft sie sich in unregelmäßigen Abständen, auch wenn Emma wohl nie der große Coup gelingen wird ihm die Rechte seines Romans abzukaufen, steht er doch der Filmbranche sehr abweisend gegenüber, seitdem die erste Verfilmung eines seiner Bücher ein totaler Flop wurde.

So verflechten sich in Gazzolas Roman mehrere Handlungsstränge ineinander, die jedoch alle eng mit Emma verbunden sind. Am interessanten empfand ich die Story mit dem Schriftsteller Tessai, und das Geheimnis, warum er sich Emma so verbunden fühlt, sowie generell die Überlegungen der Leute aus der Filmbranche gegenüber Literaturverfilmungen. Es ist für mich als Vielleser einfach ein unheimlich reizvolles Thema. Ich denke jeder Leser kennt mehr als eine verunglückte Filmadaption einer Romanvorlage, und sicher hat dennoch jeder das ein oder andere Buch im Hinterkopf, das er gerne verfilmt sehen würde.
Eher belanglos war die Nebenstory mit Emmas Schwester und dem “schrecklichen Schwager”, und das Ende kam mir etwas plötzlich und abrupt. Dies sind jedoch die einzigen kleinen Wermutstropfen in diesem sonnigen Roman, der zudem eine wunderbare Atmosphäre mit sich bringt. Neben Emma ist es eindeutig Rom, beziehungsweise Italien, das hier eine tragende und sehr vereinnahmende Rolle spielt.

Die Sprache von Alessia Gazzola ist schön und zauberhaft, der leicht theatralische Touch, den sie ihrer Figur ab und an verpasst, steht der Jane-Austen-liebenden Emma gut zu Gesicht.

'In diesem Moment höre ich den Klang des Weltuntergangs. Ich kann dies ohne Übertreibung sagen, denn seine Träume zu verlieren ist tausendmal schlimmer als der Verlust von etwas, das es wirklich gibt.' (S. 45)

Wer nach einer leichten Unterhaltung für den Sommer sucht, die jedoch mehr zu bieten hat als eine in das italienische Flair passende Liebesgeschichte, der findet in “Warum ich trotzdem an Happy Ends glaube” eine sehr schön komponierte Geschichte, die durchaus selbst Stoff für eine Bestsellerverfilmung liefern würde.

Bewertung vom 14.08.2018
In der großen Stadt / Die Wüsten Tiere Bd.1
Brause, Katalina

In der großen Stadt / Die Wüsten Tiere Bd.1


ausgezeichnet

Timmy, die kampflustige Termite, Finnek, der clevere Wüstenfuchs, Dumdidum, das flauschige Dromedar und Sandiago, das grantige Chamäleon, sind die Wüstentiere aus der Wüste Sandara.
Die vier wohnen als Wohngemeinschaft bei ihrem Freund Timmy im Termitenbau. Außer den Vieren lebt in der Wüste auch Karl, ein Pillendreherkäfer, der ab und an eine Kack-Kugel an ihnen vorüber rollt.

Das Leben in der Wüste ist ruhig und besinnlich, bis eines Tages des verträumte und schusselige Dromedar Dumdidum einen Bericht in der Zeitung über das Große Rennen in Turboland liest, welches jedes Jahr von den Gemeinen Drei gewonnen wird. Zunächst ist es nicht einmal das Rennen, das Dumdidums Aufmerksamkeit erregt, ein roter Regenschirm ist es, der ihm aus den Zuschauerrängen entgegenleuchtet.

'Das Dach leuchtete wie eine rote Blume. Ein Rot-Rot war das. Direkt ins Herz ging Dumdidum das Rot-Rot.' (S. 17)

Völlig verzückt von dem Regenschirm bricht Dumdidum auf nach Turboland. Zum Glück bemerken seine Freunde schnell sein Verschwinden und folgen ihm.
Dort wird dann die Idee geboren, den Gemeinen Drei den Sieg beim Rennen streitig zu machen. Und wer weiß, vielleicht winkt als Siegesprämie ja ein rot-roter Regenschirm?

Der erste Band der Wüsten Tiere ist eine wunderschöne und kurzweilige Vorlesegeschichte für Kinder ab 4 oder 5 Jahren, aber auch für Erstleser ist die Erzählung durch das große Schriftbild und die zahlreichen niedlichen und bunten Illustrationen sehr gut geeignet.
Besonders gut gefallen mir zudem die bildhaften Kapitelüberschriften, in denen man einen Vorgeschmack darauf bekommt, was als nächstes in der Geschichte passieren wird, zum Beispiel “Erstes Kapitel, in dem Dumdidum einen verrückten Plan fasst”.

Katalina Brause vermittelt sehr witzig klare Botschaften, wie beispielsweise, dass die Großen nicht immer die Besten sein müssen. Mit Mut und Einfällen können auch die Kleinen gewinnen, insbesondere, wenn sie wie die wüsten Freunde in diesem Buch zusammenhalten und Hand in Hand arbeiten.
Zudem zeigt die Autorin auf, dass man als Freunde nicht zwingend den gleichen Hintergrund haben muss. Unterschiede sind überwindbar und können eine Freundschaft sogar bereichern, da jeder seine Stärken woanders liegen hat.

Besonders spannend wird die Geschichte während des Rennens in Turboland. Hier meint man fast den Stadionsprecher hören zu können, der die einzelnen Rennteams ankündigt und den Verlauf des Rennens durchsagt.
Wer gewinnt, wird an dieser Stelle natürlich nicht verraten. Nur so viel: es kommt einiges anders, als es zu Beginn den Anschein hat!

>Neben den vier Hauptcharakteren spielen weitere Tiere in dem Buch eine Rolle, wie die Gemeinen Drei, auf die sie beim Rennen in Turboland treffen, ein fieses Wiesel, welches die wüsten Tiere über den Tisch ziehen will, oder die mutige Kängurumaus Briosch, die den vieren eine sehr gute Freundin wird.

Wer nach dem Abenteuer der wüsten Tiere in der großen Stadt Turboland noch nicht genug von den vier ungleichen Freunden hat, kann sich auf das Frühjahr 2019 freuen, denn dann soll eine weitere Geschichte rund um Timmy, Fennek, Dumdidum und Sandiago erscheinen.

Reihen-Info:
In der großen Stadt
Pitschnasse Pfötchen! (Frühjahr 2019)

Bewertung vom 14.08.2018
Mein wildes blaues Wunder
Sorosiak, Carlie

Mein wildes blaues Wunder


ausgezeichnet

Quinn lebt mit ihrer Familie in Maine. Ihre Eltern betreiben ein Ferienlager, welches von den Großeltern gegründet würde. Es ist alles so zauberhaft. Das enge familiäre Verhältnis zwischen ihrer Nana, den Eltern, Quinn und ihren beiden Geschwistern Reed und Fern. Die Geschwister sind jeweils nicht einmal zwei Jahre auseinander vom Alter, so dass es mehr eine Freundschaft zwischen ihnen ist als reine Familienbande. Alles wirkt magisch und verwunschen. Quinns Hippiemutter, das wunderschöne Anwesen The Hundreds, die Wünsche der Gäste, die von der Decke hängen, der immerblühende und Früchte tragende Blaubeerstrauch vor dem Haus. Doch leider ist das nur eine Seite der Medaille, nur ein Teil, von dem Carlie Sorosiak in ihrem Buch erzählt. Das war Quinns Zuhause im Sommer, bevor eine schlimme Tragödie einen Keil in ihre Familie getrieben hat, woran nun sie und ihre Geschwister zu zerbrechen drohen.

Carlie Sorosiak erzählt Quinns Geschichte im Wechsel zweier Zeitebenen. Zum einen spielt die Geschichte im Sommer, als The Hundreds noch das entzückende und unbeschwerte Zuhause Quinns war bis sich ein Unglück ereignete, welches der Leser zwar früh erahnen kann, was die Autorin jedoch erst recht spät im Buch schwarz auf weiß benennt.
Die zweite Zeitebene spielt in der Gegenwart im Winter nach dem Unglück, auf Grund dessen Quinn und ihre Geschwister kaum noch ein Wort miteinander wechseln. Man spürt Quinns innere Zerrissenheit, aber auch Ferns und Reeds Schmerz wird in den Rückblenden immer greifbarer, auch wenn diese beiden im Gegensatz zu Quinn nicht als Ich-Erzähler fungieren.

Neben der kompletten Familie Saywer spielen Dylan, der mit der ganzen Familie sehr eng befreundet ist, Quinns beste Freundin Hana, und der neue Mitschüler Alexander große Rollen in der Geschichte. Obwohl Carlie Sorosiaks somit ein recht umfangreiches Personal in der Geschichte spielen lässt, überzeugt jede einzelne Figur mit ihrem ausgeprägt gezeichneten Charakter. Zugleich baut die Autorin reichlich Diversität ein, durch Figuren mit Migrationshintergrund, die in Maine eine verschwindend geringe Minderheit repräsentieren, sowie einen homosexuellen Charakter. Sie spielt mit Klischees, ohne selbst welche zu benutzen, um ohne erhobenen Zeigefinger auf die Vielfalt der Menschheit aufmerksam zu machen und aufzuzeigen, dass es keine Unterschiede sind, weswegen wir Menschen in Schubladen stecken sollten.

Das Unglück und der Verlust, den Quinn und ihre Geschwister im Sommer erleiden müssen, droht vieles zu zerstören. Durch die Ankunft ihres neuen Mitschülers Alexanders kann vielleicht wieder Glück in Quinns Leben ziehen. Doch darf sie überhaupt wieder glücklich sein?
Über die Details, warum das Unglück die drei Saywer Geschwister alle dermaßen hart trifft und die Familienbande unwiderruflich zu zerstören droht, möchte ich keine Worte verlieren, da sonst zu viel vom Plot verraten würde. Die Handlung ist zwar nicht unbedingt als spannend zu bezeichnen, aber wartet dennoch mit einigen Geheimnissen auf, die die einzelnen Familienmitglieder betreffen. Auf mich hat die Erzählweise auf jeden Fall einen derartigen Sog ausgeübt, dass ich das Buch nur ungern zwischendurch aus der Hand gelegt habe.

Die Autorin hat ein wundervolles Buch über Freundschaft, Familie, Liebe und Verlust geschrieben, welches nebenbei Fernweh auf den Bundesstaat Maine weckt, welcher dank seiner Landschaftsbeschreibungen und vor allem dem ungezähmten Meer mit all seinen Geheimnissen neben den menschlichen Figuren einen weiteren Charakter dieses Buches bildet.

Die Idee hinter der Geschichte würde ich nicht als neu bezeichnen, aber selten habe ich so ein wunderbares Buch gelesen, welches Schmerzen bereitet und glücklich macht im gleichen Atemzug.
Quinns Nana sagt, dass sich Realität und Magie nicht gegenseitig ausschließen müssen, und genau das trifft auf dieses Wohlfühlbuch zu: es ist real und dennoch voller Magie!

Bewertung vom 08.08.2018
Hier sind wir
Jeffers, Oliver

Hier sind wir


ausgezeichnet

“Hier sind wir” ist wohl bislang Oliver Jeffers persönlichstes Werk. Er hat es in den ersten beiden Monaten des Lebens seines Sohnes Harland geschrieben, um das Wunder des Lebens zu begreifen.
So ist “Hier sind wir” ein Buch geworden, dass das Leben und die Erde, auf der wir dieses verbringen dürfen, feiert.

Jeffers startet seine Reise aus dem All. Zunächst sieht man unser Sonnensystem, eines von vielen Billionen. Einer der Planeten in unserem Sonnensystem ist die Erde. Der Planet, auf dem wir leben.
In wunderschönen, farbenfrohen und ruhigen Bildern beschreibt Jeffers den kleinen Lesern nun unseren Planet.

Er weist Gegensätze auf wie Land und Meer, nasse und trockene Gebiete, flaches Land und Berge.
Nun geht der Blick immer mehr ins Detail. Zunächst geht er mit uns ans und ins Meer, danach führt der Blick gen Himmel.
Einige Bilder haben beinahe Wimmelbuchcharakter, andere bieten eine fast wissenschaftliche Sicht auf die Dinge, wie beispielsweise der Halbschnitt durch den menschlichen Körper, der unser Skelett und die Organe offenbart.

Neben der Sicht auf den Planet Erde und all den Lebewesen, die ihn bevölkern, ist “Hier sind wir” aber auch ein Sprachrohr für ein friedliches Miteinander.

'Wir sehen zwar alle unterschiedlich aus, verhalten uns anders und klingen verschieden…
…aber lass dich nicht täuschen:
Wir alle sind Menschen.'

Gerade auf der Doppelseite, auf der sich dieses Zitat befindet, gibt es so viel zu entdecken. Kleine Menschen, große Menschen, Menschen mit unterschiedlichen Hautfarben, junge und alte Menschen, Sportler, Musiker und Menschen, die verschiedene Berufe ausüben.
Wer bereits andere Bücher von Oliver Jeffers kennt, kann hier alte Bekannte finden. Zum Beispiel den kleinen Jungen aus “Pinguin gesucht”, oder einen Elch wie aus “Dieser Elch gehört mir”, auf der nächsten Doppelseite, auf der es Tiere aller Formen, Größen und Farben zu entdecken gibt.

Obwohl das Buch nur wenig Text enthält, schafft Oliver Jeffers es immer wieder einen lustigen Witz einzubauen.

Seine Bilder beeindrucken zum einen durch Klarheit, andererseits gibt es aber auch viel zu entdecken, durch die unzähligen Farbnuancen, denen sich Jeffers bedient, und die vielen unterschiedlichen Formen, die Lebewesen nun einmal zu eigen sind.
Sehr gut gefällt mir die Tag-Nacht-Seite, wo die Illustrationen zum einen in Sonnenlicht getaucht sind, zum anderen nur vom Licht des Mondes leicht ausgeleuchtet werden. Eine wunderbares Exempel dafür, wie großartig Jeffers mit Farben erzählen kann. Damit schafft er eine ganz besondere Atmosphäre in diesem Buch.

Danach gibt er seinem Sohn und allen Lesern noch wirklich wichtige Weisheiten mit auf den Weg. Dass man seine Lebenszeit gut nutzen, seine Erfahrungen an andere weitergeben und immer zu anderen nett sein soll, denn es gibt so unvorstellbar viele von uns auf der Welt und nur durch gegenseitige Achtsamkeit ist ein friedliches Miteinander möglich.
Jeffers braucht so wenig Worte, um das Wesentliche auf den Punkt zu bringen. Ich wünsche dem Buch nicht nur kleine Leser und Betrachter, sondern auch zahlreiche Erwachsene, die sich seinen Blick auf unsere kleine Existenz im weiten All zu Gemüte führen.

'So, das ist sie also, die Erde.
Pass gut auf sie auf.
Sie ist alles, was wir haben.'

Das Ende der Geschichte greift zwar einen Gedanken auf, den Jeffers bereits auf den vorhergehenden Seiten angeschnitten hat, aber es ist einfach so wunderschön und ergreifend, wie er diesen zum Abschluss mit seinem Sohn in Einklang bringt.

“Hier sind wir” ist ein kleiner Bilderbuchschatz, den ich nicht nur Eltern ans Herz legen möchte. Jeder sollte einen Blick hineinwerfen und sich Gedanken machen über das, was Jeffers schreibt und vor allem visualisiert.
Vielleicht gehen wir dann besser mit unserem kleinen, einmaligen Wohnraum im gigantisch großen All um und sehen die Umwelt, unsere Mitmenschen, die Tiere und Pflanzen wieder mit mehr Wertschätzung und Umsicht an.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 31.07.2018
Hyde
Wagner, Antje

Hyde


ausgezeichnet

Antje Wagners neues Buch beginnt damit, dass der Leser die gerade volljährig gewordene Katrina beim Trampen kennenlernt. Bei schlechtem Wetter mit einer schweren Erkältung geschlagen, befindet sie sich auf der Walz.
Kurze Zeit später wird sie von Josefine aufgegabelt, die als Wahrsagerin beim Radio arbeitet. Diese fährt Katrina zu einem Wirtshaus, wo sie Arbeit finden kann, um Geld für die nächste Wegstrecke zu verdienen. Dort gerät sie jedoch an einen sehr unsympathischen Wirt. Er nutzt ihre Situation aus und behandelt seine Angestellten generell schlecht.
Als die Situation eskaliert, stiehlt Katrina dessen Transporter und haut ab. Auf ihrer Flucht gelangt sie zu einem leerstehenden Haus im Wald, dass scheinbar nur auf ihre Ankunft gewartet hat. Sie findet dort einen Aushang, dass die Gemeinde einen Verwalter für das seit Jahren unbewohnte Haus sucht, das schon deutliche bessere Tage gesehen hat.

"Hyde" umfasst zwei Handlungsstränge, zum einen die aktuelle Handlung, in der Katrina ins Haus Waldkauz verschlagen wird, wo sich einige seltsame Dinge ereignen, zum anderen führt Antje Wagner uns immer wieder in Rückblenden in Katrinas Vergangenheit.
Sie wuchs gemeinsam mit ihrer Zwillingsschwester Zoe abgeschieden im Wald bei ihrem Vater auf. Obwohl Katrinas Erinnerungen voll Liebe zu ihrem früheren Zuhause Hyde, ihrem Vater und ihrer Schwester sind, stimmt irgendetwas an der Situation nicht...
Warum ist Hyde verschwunden, wo sind ihr Vater und ihre Schwester jetzt? Warum kann sie sich nicht mehr an alles erinnern, und was hat dazu geführt, dass sie auf einem Rachefeldzug unterwegs ist?

Antje Wagners neues Buch "Hyde" ist das Psychogramm einer geschundenen Seele, auf der Suche nach Wahrheit und dem richtigen Weg in eine glücklichere Zukunft. Ob diese in der Erfüllung ihrer Rachepläne liegt?

Katrina wirkt sehr sperrig, manchmal unsympathisch. In Ausübung ihrer Rache empfand ich sie sogar beinahe als übertrieben kindisch. Im Laufe der Geschichte erklärt sich jedoch vieles und das Verständnis des Lesers gegenüber Katrina wächst.
Auf Grund eines Unfalls trägt Katrina ein Tuch vor ihrem Gesicht. Im übertragenen Sinne könnte man sagen, dass sich dieses Tuch sinnbildlich immer mehr lüftet und man nicht nur Katrinas entstelltes Gesicht, sondern auch ihr Innerstes zu sehen bekommt, ihre Seele, und schlussendlich nicht nur ihre.
Die zwei Erzählebenen jagen den Leser durchs Katrinas Erlebnisse. Antje Wagner hält vieles lange Zeit im Dunklen verborgen und springt an den spannensten Stellen hin und her zwischen Vergangenheit und Gegenwart.

Ich schätze an Antje Wagners Büchern, dass so vieles undurchschaubar und unerklärlich bleibt, bis man auf den letzten Seiten ihrer Romane von der Wahrheit aus dem Hinterhalt angesprungen wird.
Wobei man sich gerade bei diesem Buch fragen muss, was die Wahrheit ist? Hat jeder eine andere Wahrheit? Besteht Wahrheit aus mehreren Ebenen? Kann man die Wahrheit unterschiedlich auslegen?
"Hyde" verbirgt viele Geheimnisse, die erkundet werden wollen, sowohl in Katrinas Kindheit als auch in ihrer gegenwärtigen Situation. Die Autorin behandelt Themen, die man nicht totschweigen sollte. Einiges spricht sie direkt an, anderes auf metaphorischer Ebene, was einigen Lesern möglicherweise nicht liegen mag, aber diese Interpretation regt meines Erachtens verstärkt zum Nachdenken an.
Die Auflösung der vergangenen Probleme erfolgt in klarem Schwarz und Weiß, die Erkenntnis Katrinas in der Gegenwart verschwimmt dagegen in viele Schattierungen. Gerade Leser, die alles erklärt wissen wollen, sollten während des Handlungsverlaufs auf die feinen Töne und die Bildersprache achten, damit sie vom Ende nicht vor den Kopf gestoßen werden.
Ich für meinen Teil halte das Ende, das eigentlich ein Neuanfang ist, für eines der mutigsten von Antje Wagner seit "Unland".

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.07.2018
Mein Weg aus unsichtbarer Tinte
Yeh, Kat

Mein Weg aus unsichtbarer Tinte


ausgezeichnet

Beatrix ist in meinen Augen eine sehr beeindruckende 11jährige. Ihre Eltern sind beide Künstler und sie selbst nicht minder ein kreativer Kopf, der es liebt seine Gefühle in Gedichten, bevorzugt Haikus, auszudrücken. Sie verliert nie ein Wort zu viel, trägt aber dennoch ihr Inneres nach Außen, indem sie beim Erspinnen ihrer Gedichte die Worte mit dem Finger in die Luft malt, bevor sie sie zu Papier bringt, ihre Stimmung tanzt und ihre Gefühle am liebsten mit einer Playlist untermalt. Sie ist spontan und lebensfroh, doch leider ist das eine Art, die kurz vor oder während der Pubertät nicht gut ankommt.
Man wirkt “komisch” und “anders”, wenn man sich nicht der Masse anschließt, und so kommt es, wie es kommen muss: ihre beste Freundin S und L und L, die zwei anderen Mädels aus ihrer Clique lassen Beatrix links liegen, verleugnen sie sogar gegenüber ihrer neuen Freundin A, weil sie ihnen peinlich ist.

Nun ist es schwierig für Beatrix weiter zu sich selbst zu stehen, da nicht mal ihre Eltern Zeit für sie haben, kurz vor der Entbindung ihrer kleinen Schwester. Zum Glück findet sie in der Schulredaktion neue Bekannte, die wie sie Freigeister sind und nicht in der Masse der anderen Schüler untergehen.
Lange hatte ich mich gefragt, warum Kat Yeh Beatrix früheren Freundeskreis nur mit den Anfangsbuchstaben betitelt und man die Namen erst am Ende des Buches erfährt. Im Nachhinein denke ich, weil S und L und L und A einfach keine Individuen waren, sie sind in der Masse untergegangen und wären beliebig austauschbar gewesen im Gegensatz zu Will oder Briggs, die sie in der Redaktion kennenlernt.
Neben Beatrix, ihren Eltern und zwei ihrer Lehrer, sind es vor allem Will und Briggs, die die Geschichte so interessant und lesenswert machen. Beide sind auf ihre Art genau wie Beatrix anders, wobei Will eine Andersartigkeit an den Tag legt, für die er sich nicht entschieden hat, sondern die ihm auferlegt ist. Aber um zu erfahren, was genau hinter dem Jungen mit der Leidenschaft für Labyrinthe und Listen steckt, dafür muss man die Geschichte schon selbst erlesen.

Zu guter letzt gibt es noch eine weitere Figur in “Mein Weg aus unsichtbarer Tinte”, die in erster Linie dafür verantwortlich war, warum ich das Buch in einem Rutsch verschlungen habe:
Beatrix versteckt sich, weil sie sich einerseits nicht verbiegen lassen, andererseits aber auch nicht mit “peinlichem” Verhalten auffallen möchte. So schreibt sie ihre Gedichte neuerdings mit unsichtbarer Tinte auf kleine Zettel und verbirgt diese in einer Mauerspalte. Eines Tages jedoch erhält sie Antwort auf ihre innersten Gedanken und dieser Fremde versteht sie tatsächlich! Nur um wen handelt es sich bei der geheimnisvollen Person, mit dem sie nun einen Schriftwechsel führt?

Nicht nur durch sich selbst, sondern vor allem über ihre neuen Freunde lernt sich Beatrix ganz neu kennen und lernt zu schätzen, wie wichtig Vertrauen ist und sich auf jemanden verlassen zu können. Irgendwann hat sie dann die Größe zu sich selbst zu stehen und nicht mehr unsichtbar sein zu wollen.

Man lernt so viel aus “Mein Weg aus unsichtbarer Tinte”: wie wichtig zuhören ist, dass es sich lohnt, man selbst zu sein und sich nicht verbiegen zu lassen, das Anderssein nicht immer auf freier Wahl beruht, dass man den Wert von Menschen nicht immer auf den ersten Blick erkennt, und das man nur wirklich glücklich sein kann, wenn man zu sich selbst steht!
Ich denke, dann findet man auch ganz von selbst neue Freunde. Selbst wenn es ein schwieriger Prozess ist, es ist ganz normal, dass man alte Freunde ziehen lassen muss, wenn man sich selbst verändert oder alte Freunde sich verändern.

Kat Yeh hat mit Beas Geschichte dazu eine wirklich einfühlsames, ruhiges, aber tiefgehendes Buch geschaffen, das nicht nur für das empfohlene Lesealter, sondern auch für ältere Jugendliche und Erwachsene geeignet ist, und sei es nur, um sich daran zu erinnern, wie es bei uns selbst in diesem Alter war.

Bewertung vom 26.07.2018
Die letzte Generation / Cat & Cole Bd.1
Suvada, Emily

Die letzte Generation / Cat & Cole Bd.1


ausgezeichnet

Emily Suvada katapultiert ihre Leser in eine Zukunft, in denen Menschen ein Panel in ihrem Arm tragen, welches derart programmiert ist oder mit Updates und Apps versehen werden kann, dass Krankheiten auf diese Art und Weise ausgemerzt oder in Schach gehalten werden können. Doch auch dieses System ist nicht unfehlbar beziehungsweise nicht bis ins letzte Detail ausgereift.
Ein Virus ist derart schnell mutiert und hat sich ausgebreitet, so dass sich die Überlebenden an der Oberfläche nur immunisieren können, indem sie das Fleisch von Infizierten essen, andere Menschen haben in abgeschlossenen Bunkern überlebt. Da dies auf Dauer kein Zustand ist, arbeitet der Gentechnik-Experte Lachlan Agatta gemeinsam mit einem Gehilfen an einem Impfstoff, der sämtliche Menschen gegen den Virus immunisieren soll.

Neben Agatta arbeitet jedoch auch die Technikfirma Cartaxus an einer Lösung, und eines Tages wird Lachlan Agatta gemeinsam mit seinem Gehilfen von eben jener Firma entführt. Nur seine Tochter kann sich retten, die von ihrem Vater die Warnung mit auf den Weg bekommt, dass sie sich vor Cartaxus in Acht nehmen soll.
So schlägt sich Cat zwei Jahre mit nur wenig Hilfe durch die verseuchte Welt an der Oberfläche bis sie eines Tages von einem Soldaten namens Cole der Firma Cartaxus aufgestöbert wird. Dieser kommt jedoch im Namen ihres Vaters. Er überbringt ihr die Nachricht, dass dieser bei einer Explosion im Labor getötet wurde, und er ihm nun den Auftrag erteilt hat seiner Tochter Cat die Meldung zu übermitteln, dass das Schicksal der Menschheit in ihren Händen liegt. Sie soll seine Arbeit entschlüsseln, die glücklicherweise dank Lachlan Agattas Voraussicht nicht völlig bei der Explosion vernichtet wurde, und dafür sorgen, dass der Impfstoff allen frei zugänglich gemacht wird und so die verheerende Seuche ausgerottet werden kann.

Die Autorin fordert von Beginn an die volle Aufmerksamkeit ihrer Leser, für mich war der Auftakt “Die letzte Generation” kein Buch, das sich am Stück wegschmökern lässt. Zu viele technische Details, sowie das rasante Tempo zwingen einen dazu Seite für Seite aufmerksam zu lesen.
Es gab Phasen, wo mir die ganzen technischen Details beinahe zu viel wurden, aber durch Emily Suvadas Schreibstil und den unvorhersehbaren Wendungen gerade zum Ende der Geschichte hin, sind dies vernachlässigbare Kritikpunkte, die man schnell vergisst. Darüber hinaus ist es erstaunlich, wie vielschichtig die Autorin ihre Figuren aufgebaut hat, so dass man kaum sagen kann, wer tatsächlich zu den Guten und wer zu den Bösen gehört. Dabei kann ich dieses Lob durch die Bank weg aussprechen, es konzentriert sich bei Weitem nicht auf die Protagonisten Cat und Cole.

Man sollte schon in gewisser Weise technikaffin sein, um die Welt, wie Emily Suvada sie zeichnet, voll auskosten und nachverfolgen zu können. Auch sollte man nicht zimperlich sein, denn es geht stellenweise sehr blutig zu. Sei es bei den Begegnungen Cats mit den zombieartigen Infizierten oder den diversen Operationen und Eingriffen am menschlichen Körper, die wirklich harter Tobak sind! Vom Ekellevel ist dieses Buch vergleichbar mit “Die Tribute von Panem” oder “Vollendet”, eine Altersempfehlung ab 14 Jahren ist in meinen Augen also mehr als gerechtfertigt.

Weit mehr noch als die technischen Zukunftsaussichten, die uns die Autorin hier serviert, ist es die Gewissensfrage, in wieweit man Menschen etwas aufzwingen darf und ihnen die freie Entscheidung beispielsweise über ihre Gesundheit nimmt, die den Leser fesselt und möglicherweise in Gewissenskonflikte stürzt.
Über diese interessante und durchaus aktuelle Fragestellung sehe ich gerne über kleinere Schwächen der Geschichte hinweg.
Das Ende von “Die letzte Generation” überrumpelt den Leser derart und endet mit einem solchen Cliffhanger, dass es kaum auszuhalten ist zu erfahren, wie es mit Cat und Cole und dem Rest der verbliebenen menschlichen Bevölkerung weitergeht.