Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
smartie11
Wohnort: 
In Niedersachsen
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 918 Bewertungen
Bewertung vom 14.05.2021
Zeig mir das Meer
Sanchez, Alex;Maroh, Julie

Zeig mir das Meer


ausgezeichnet

Eine einfühlsame Graphic Novel zum Thema „coming out“ mit DC-Superhelden-Background

„Du bist okay so wie du bist, auch wenn du anders bist als andere. Du bist kein Monster.“ (aus dem Vorwort)
“Liebe kann viele Formen annehmen.“ (S. 31)

Meine Meinung:
Jake lebt mit seiner Mutter im kleinen Städtchen „Truth or Consequences” mitten in der wüstenartigen Weite New Mexicos. Seit er denken kann, fühlt er sich magisch zum Meer hingezogen. Und seit einiger Zeit fühlt er sich auch zu Kenny hingezogen, dem coolen Typen aus seiner Klasse, der so locker mit seiner Homosexualität umgeht. Doch dieses Geheimnis hält Jake tief in sich selbst verschlossen und wagt es noch nicht mal, sich seiner besten Freundin Maria anzuvertrauen, die in Jake mehr sieht, als nur einen Freund…

Das Thema „coming out“ ist kein leichtes, selbst in unserer heutigen, „offenen“ Gesellschaft, denn noch immer müssen „Betroffene“ (Entschuldigung, mir fiel kein besseres Wort ein!) leider viel zu oft Vorurteile und Zurückweisung fürchten. Sehr einfühlsam schildert Autor Alex Sanchez die innere Zerrissenheit Jakes, der genau vor diesem wichtigen Wendepunkt in seinem Leben steht. Seine Ängste und Befürchtungen werden greifbar und nachvollziehbar. Ganz wunderbar ist es aber zu lesen, wie seine Freunde und Familie ihn unterstützen und verstehen. Und so transportiert diese Story die Botschaft, wie wichtig es ist, sich selbst zu akzeptieren, auf Freunde und Familie zu vertrauen und sich nicht in Lügenkonstrukten zu verstricken, die die Freundschaften vor eine Zerreißprobe stellen!

Interessanter Weise hat Alex Sanchez seine tiefgründige und bewegende Story mit dem DC-Superhelden-Universum verknüpft, so dass auch Superman, Aquaman & Co hier anzutreffen sind. Gebraucht hätte Sanchez´ coming-out-Story das nicht unbedingt, aber es sorgt für einen Touch Mystery und ein weiteres Geheimnis…

Begeistert bin ich auch von Julie Marohs Illustrationen, die ganz perfekt zur Story passen und die Atmosphäre wunderbar transportieren, wie etwa auf Seite 146, wo Jake unter dem unendlichen Sternenhimmel an einem See sitzt und nachdenkt. Umso mehr habe ich mich gefreut, dass der Verlag am Ende noch einige Seiten mit Auszügen aus Marohs Skizzenbuch spendiert hat.

Einen extra-Stern würde ich noch dafür vergeben (wenn ich nicht eh´ schon 5 Sterne vergeben hätte), dass auf Seite 190 eine Übersicht von Anlaufstellen abgedruckt wurde, wo sich Leser*innen bei Bedarf Hilfe und Beratung holen können!

FAZIT:
Einfühlsam, modern, überraschend und voll und ganz überzeugend – eine wunderbare Graphic Novel zum Thema „coming out“!

Bewertung vom 14.05.2021
Dark Blue Rising Bd.1
Terry, Teri

Dark Blue Rising Bd.1


sehr gut

„Hüte dich vor dem Kreis“ - nach leichten Anlaufschwierigkeiten eine absolut fesselnde Lektüre

“Sonne… Meer… Erde… Himmel…” (S. 19)

Meine Meinung:
Seit ihrer genialen „Gelöscht“-Trilogie bin ich ein Fan von Teri Terrys dystopischen Romanen, so war „Dark Blue Rising“ natürlich ein absolutes „must read“ für mich.
Der Start ins Buch ist atmosphärisch und packend, denn die 16jährige Tabby wird von einer Jugendclique überfallen und auf ihrer Flucht von einem Auto angefahren. Im Krankenhaus stellen die Ärzte eine merkwürdige Anomalie bei ihr fest und als ihre Mutter Cate dort eintrifft, müssen sie aus dem Krankenhaus fliehen, denn die beiden leben seit Jahren unter dem Radar der Gesellschaft und immer in der Angst, entdeckt zu werden…

Diese Ereignisse schildert Teri Terry gewohnt fesselnd aus der Perspektive Tabbys, deren Leben von einem Moment auf den nächsten komplett auf den Kopf gestellt wird. Danach hat mich das Buch allerdings für eine längere Strecke doch ein wenig enttäuscht, denn die Geschichte kommt für meinen Geschmack nicht so recht „in Fahrt“. Im Mittelteil habe ich mich gefragt, was für eine Geschichte die Autorin hier eigentlich schreiben wollte. Ein Jugendbuch? Eine „coming of age“-Geschichte? Gar ein Familiendrama oder Mystery? Der Umschlagtext verspricht vollmundig einen „Klimathriller“, doch davon war eine ganze Weile nichts zu verspüren. Bis dahin wirkte die Geschichte auf mich, als ob Teri Terrys neustes Werk eine Mixtur wäre aus Tanya Stewners wunderbarer „Alea Aquarius“-Reihe (nur ohne den abenteuerlichen Charme und das herzenswarme Gefühl) und Ursula Poznanskis „Thalamus“ (nur ohne das morbid beklemmende Grundgefühl), basierend auf der eigenen „Gelöscht“-Reihe.

Nur ganz langsam mischt sich ein „ungutes Bauchgefühl“ beim Lesen der Story dazu, denn es wird immer klarer, dass hier irgendetwas ganz und gar nicht stimmt. Etwa zu Beginn des letzten Drittels läuft Teri Terry langsam, aber sicher wieder zur absoluten Bestform auf. Die zuvor nur unterschwellig wahrnehmbare Bedrohung wird immer greifbarer und das Buch wurde von Seite zu Seite immer fesselnder. Merkwürdige Geschehnisse, verstörende Beobachtungen und ungeheuerliche Entdeckungen häufen sich, so dass es mir beim Lesen genauso wie Tabby selbst ergangen ist - ich hatte keinen blassen Schimmer, was hier los ist und wem man noch trauen kann.
Zum Schluss krönt die Autorin diesen ersten Band der Trilogie mit einem schon apokalyptisch anmutenden Szenario und lenkt die Story so in eine ganz neue Bahn. Entgeistert habe ich das letzte Kapitel gelesen und festgestellt, dass der Folgeband erst im Frühjahr 2022 erscheinen wird – eine wahre Folter, denn nun hat mich die Geschichte voll und ganz in ihren Bann gezogen!

FAZIT:
Nach einem etwas enttäuschendem Mittelteil entspinnt sich eine absolut fesselnde Story, die mich sehnsüchtig auf Band zwei warten lässt!

Bewertung vom 16.04.2021
In Deutschland um die Welt
Consolati, Franziska

In Deutschland um die Welt


ausgezeichnet

Eine wunderbare und inspirierende Anleitung zur Neuentdeckung Deutschlands

Meine Meinung:
Schon als ich dieses Buch ausgepackt und das erste Mal in den Händen gehalten hatte, wusste ich, dass es ein ganz besonderes Buch ist. Und nach dem Lesen weiß ich, dass mein erster Eindruck mich nicht getrogen hat! Autorin und Abenteurerin Franziska Consolati ist schon mit Beduinen durch die Sahara gereist und durch die Mongolei gewandert, hat zu Fuß den afrikanischen Busch durchstreift und ist dem Abel Tasman Coast Track gefolgt. Auf ihren Reisen rund um die Welt hat sie die wunderbarsten Orte dieser Welt gesehen und auf sich wirken lassen – und hat dabei festgestellt, dass das, was sich am nachhaltigsten im Gedächtnis verankert nicht etwa die Plätze selbst sind, sondern die Gefühle, die sie in uns auslösen. Und plötzlich fühlte sie sich beim Sonnenaufgang in den Chiemgauer Alpen genau wie damals auf den höchsten Gipfeln der Drakensberge im südlichen Afrika.

Dieses Erlebnis hat sie auf die Idee gebracht, in Deutschland nach Orten zu suchen, die ebenfalls eine ganz besondere Faszination ausstrahlen und einzigartige Emotionen auslösen, ganz so, wie wir es uns von den vielen Sehnsuchtsorten dieser Welt erwarten. Vom Kanu-Abenteuer in „Deutschlands letztem Dschungel“, über das „Auenland“ am Schrecksee, durch die schmalste Straße der Welt bis hin zum Whale-Watching vor Sylts Küste. Aufgeteilt nach den acht Kontinenten präsentiert Franziska Consolati knapp 60 Ausflugsziele in ganz Deutschland (plus 9 „Bonus“-Ziele in unseren Nachbarländern), unter denen garantiert jede(r) Leser*in Neues entdeckt und die mich selbst ganz oft haben unglaublich staunen lassen. Wilde Flamingos und echte indische Tempel in Deutschland? Ein Kaltwassergeysir, Eishöhlen oder freilebende Wildpferde mit eigenen Augen sehen – ohne dafür ins Flugzeug steigen zu müssen? Franziska Consolati zeigt uns wie & wo!

Jeder ihrer außergewöhnlichen Tipps wird auf zwei bis drei Seiten vorgestellt, oftmals mit vielen persönlichen Eindrücken und Erfahrungen von den Reisen der Autorin im In- & Ausland. Neben der unterhaltsamen, informativen und oft schon poetisch anmutenden Vorstellung dieser Orte bietet die Autorin gleich die passenden praktischen Informationen und Tipps dazu mit an, wie z.B. über QR-Codes, die auf entsprechende Websites führen, oder auch die GPS-Koordinaten bestimmter Anlaufziele. Auch Verhaltens- & Tierbeobachtungstipps gibt es hier, denn wer die Natur liebt, möchte sie auch schützen und bewahren. Zu allen Locations gibt es stets ganz wunderbare Bilder, die einen schon beim Betrachten ins Träumen versetzen und eine gehörige Portion „Fern“weh bescheren.

Besonders gut gefallen hat es mir, dass die Autorin auch einige „allgemeine Tipps“ gibt, die Natur in ihrer ganzen Pracht zu genießen und zu bewundern. Bizarre Felsformationen, „Indian Summer“-artige farbspiele in heimischen Mischwäldern, einen Sonnenuntergang auf dem Wasser oder den unendlichen Nachthimmel über Sternenparks kann man z.B. an vielen Orten in Deutschland bewundern – garantiert auch einmal in Ihrer Nähe! Fernwanderwege durchziehen nicht nur Neuseeland oder die USA, sondern auch Deutschland. Und beim Canyoning ist es doch egal, ob man das in Kanada oder in Bayern genießt.

Zuletzt möchte ich gerne noch anmerken, dass man diesem Buch sofort anmerkt, wie viel Herzblut darin steckt und wie liebevoll es produziert worden ist. Gestaltung, Struktur und Aufbau, insbesondere die Gliederung nach „Kontinenten“, haben mir sehr gut gefallen. Ein großes Lob, nicht nur an die Autorin, sondern an das ganze Team des Conbook-Verlags!

Nun habe ich ganz viele neue Reiseideen und -wünsche, die mich alle nicht wirklich weit wegführen. Dafür ein ganz, ganz herzliches Dankeschön, liebe Franziska Consolati!

FAZIT:
Einmal um die ganze Welt innerhalb der deutschen Grenzen – für alle, die unter Fernweh leiden, das absolut perfekte Buch!

Bewertung vom 09.04.2021
Gefangen auf der Eiseninsel / Rick Nautilus Bd.2
Blanck, Ulf

Gefangen auf der Eiseninsel / Rick Nautilus Bd.2


ausgezeichnet

Das Rätsel der Aeaea – eine gelungene und sehr spannende Fortsetzung

„Draußen riecht es nach Meer und Abenteuer“ (S. 12)

Unsere Meinung:
„Gefangen auf der Eiseninsel“ ist der zweite Band der neuen „Rick Nautilus“-Reihe von Ulf Blanck (Kultautor von „Die drei ??? Kids“). Während im ersten Band noch die phantastische Unterwasserwelt im Fokus stand, erlebt die Nautilus-Crew diesmal ein Abenteuer auf dem Wasser. Sehr schnell wird es spannend, als die Abenteurer ein Geisterschiff am Horizont erblicken, das wie von Geisterhand wieder verschwindet. Selbstverständlich will die Crew der Nautilus diesem Geheimnis auf die Spur gehen…

So beginnt ein Abenteuer, das mit einer gehörigen Portion Spannung und viel Phantastischem zum Staunen daherkommt. Die titelgebende Eiseninsel ist bizarr und faszinierend zugleich, und bietet ein echt tolles und sehr atmosphärisches Setting, an dem wohl auch Jules Verne seine pure Freude gehabt hätte. Der selbsternannte Käpt´n Poseidon nebst seiner Frau Amphitrite geben dabei ein stattliches Antagonisten-Paar ab. So waren mein Sohn (9) und ich regelrecht gefesselt von der Story und konnten das Buch bis zum spannenden Finale kaum noch aus der Hand legen.

Neben der sehr spannenden Geschichte und den vielen mal wieder ganz wunderbaren Illustrationen von Timo Grubing (Stöber-Tipp: S. 123) gefällt es mir besonders gut, dass Ulf Blanck sich auch wieder dem Thema „Vermüllung der Weltmeere“ widmet. Leider ein Thema, auf das man gar nicht genug aufmerksam machen kann, da sich in internationalen Gewässern kein ein Staat dieser Welt dazu berufen sieht, für eine Lösung zu sorgen… :-(

FAZIT:
Ein extravagantes Setting und Spannung pur – noch besser als Band 1!

Bewertung vom 09.04.2021
SOS aus der Tiefe / Rick Nautilus Bd.1
Blanck, Ulf

SOS aus der Tiefe / Rick Nautilus Bd.1


ausgezeichnet

Ein spannendes Unterwasserabenteuer mit tollen Illustrationen

„Der weite Blick über das Meer war phantastisch. Glutrot stand die Sonne flach über dem Horizont und es schien fast so, als würde sie jeden Moment ins Wasser eintauchen.“ (S. 72)

Unsere Meinung:
Das Abenteuer beginnt mitten im Südmeer bei einem Piratenfrühstück mit Crêpes und Kokosnusscreme und einer geheimnisvollen Flaschenpost, die einen Hilferuf enthält. Ein spannender Start, der meinen Sohn (9) und mich sofort gepackt hatte. Schnell ging es hinab in die Tiefen des Ozeans und auf zu einem atemberaubenden Abenteuer. Dabei begegneten uns riesige Unterwasserberge, exotische Fische, kristallübersehte Unterwasserhöhlen, schillernde Riesenquallen und ein echt überraschendes Setting, aus dem der Hilferuf kam!

Das Trio von der Nautilus mochten wir von Anfang an sehr gern, wobei es uns die wandelbare Ozeanerin Ava am meisten angetan hat. Für einen kleinen Spannungs-Kick sorgten mittendrin die beiden Shark-Brüder Tarco und Sparx, die die perfekten Antagonisten abgegeben haben. Zum Schluss gerät die Crew der Nautilus noch in eine echt brenzlige Situation, in der wir beide regelrecht mitgezittert haben, bis sich eine sehr überraschende und wunderbare Lösung aufgetan hat. Alles in allem eine Geschichte, die uns prima unterhalten und uns sehr gut gefallen hat!

Neben der tollen Story haben uns insbesondere auch die vielen wunderbaren Illustrationen von Timo Grubing begeistert, die perfekt zur Geschichte passen und ein ums andere Mal zum Betrachten eingeladen haben.

FAZIT:
Ein atemberaubendes Abenteuer, das Sohn & Vater gleichermaßen gut gefallen hat!

Bewertung vom 09.04.2021
Inseln
Francis, Gavin

Inseln


ausgezeichnet

Ein philosophisches Buch über die Faszination von Inseln

Meine Meinung:
Gavin Francis ist ein schottischer Arzt, Bestseller-Autor und Kosmopolit, der auf 30 Jahre des Reisens zurückblickt. Schon in seiner Kindheit entdeckte er seine Liebe zu Bücher und zu Inseln und „leidet“ seitdem unter einer ausgeprägten „Insula-Philie“. Was liegt also näher, als ein Buch über die faszinierende Anziehungskraft von Inseln zu schreiben?
Eines vorweg: Dies ist kein Reiseführer und auch kein „klassischer“ Reisebericht! Es ist keine Sammlung von Portraits einzelner Inseln, sondern vielmehr eine philosophische Reise zu den abgeschiedenen maritimen Orten dieser Welt und zu der Frage, wie wichtig (zeitweise) Isolation für die menschliche Seele ist. Es ist ein Buch, das Sehnsucht schafft, unterschwellige Fernweh und uns vom heimischen Sofa aus auf Weltreise mitnimmt. Quer über den Globus und durch die Zeit.
In diesem Buch berichtet Gavin Francis von den Erfahrungen, Empfindungen und Bekanntschaften, die er auf seinen Reisen gemacht hat. Dabei sind die Inseln, die er über mehrere Jahrzehnte bereist hat quer über den Globus verteilt. Von „naheliegenden“ Inseln rund um Großbritannien (wie z.B. die Shetlandinseln) bis hin zu den abgelegensten Teilen dieser Welt, wie etwa Südgeorgien (das vom Staat Georgien kaum entfernter liegen könnte). Besonders angetan haben es ihm dabei die schroffen und unwirtlichen Inseln nahe den beiden Polen, wie etwa die Lofoten oder auch die Falklandinseln. Denn Francis ist immer wieder auf der Suche nach einem ganz besonderen Schatz: der Freiheit und Abgeschiedenheit, die man nur bei freiwilliger Isolation (der Ursprung dieses Wortes bedeutet im Prinzip „in eine Insel verwandeln“!) finden kann. Auf dieser Suche hat es ihn in den hohen Norden, den kältesten Süden, aber auch auf die Andamanen im Golf von Bengalen oder auch die Pazifikinsel Chiloé mit ihrer besonderen Mythologie geführt. Eines wird man in diesem Buch aber vergeblich Suchen: „Hot-Spot“-Inseln wie die Balearen, Bahamas & Co.
Man merkt diesem Buch schon nach den ersten Seiten an, wie sehr der Autor die Inseln liebt, dass er weit gereist und viel belesen ist. Immer wieder untermauert er seine eigenen Gedankengänge mit interessanten und stimmigen Zitaten, sei es von Virginia Woolfe, Donald Winnicott , Charles Darwin oder auch Marc Aurel.

Die Schlaglichter kurzer Begegnungen auf den Reisen mit den unterschiedlichsten Menschen verdeutlichen dabei, dass Francis mit seiner „Insula-Philie“ nicht allein ist. Seine Reisebekanntschaften reichen dabei von einer elfensuchenden Studentin, über einen Ex-US-Banker auf der Suche nach der Freiheit, einen Magier auf Insel-Mission bis hin zu einem Menschen, dessen Lieblingsort eine belebte Verkehrsinsel mitten in Edinburgh ist.

Besonders gefallen haben mir an diesem Buch die philosophischen Gedanken (ist die Familie eine Insel ist, die Schutz braucht?), der oftmals poetische Schreibstil („Der Horizont erstreckte sich zum Nördlichen Eismeer, schattiert in subtilen Schichten von Blau bis Scharlachrot, und die Felsen erblühten in kleinen weißen Trompeten aus Klippen-Leimkraut und Purpur-Rosetten aus Grasnelken.“ - S. 35) und die vielen farbigen Abbildungen von Karten verschiedensten Alters, denn die Karten bieten einen ganz eigenen Zauber für den Autor. „Man könnte auch sagen, dass Karten nur eine Illusion des Begreifens einer Landschaft bieten.“ (s. 15) - „Durch ihre Auslassungen bieten alle Landkarten Raum für Fantasie und Träume.“ (S. 16).

Es ist ein wirklich wunderbares Buch, das mir sehr gut gefallen hat. Sehr gefreut hätte es mich allerdings, wenn der Autor noch ein paar stimmungsvolle Bilder seiner Reisen mit abgedruckt hätte. Aber vielleicht möchte er auch einfach alles der Fantasie seiner Leser*innen überlassen…

FAZIT:
Eine Liebeserklärung an alle Inseln dieser Welt – genau das richtige Buch für alle Leser*innen mit ausgeprägter „Insula-Philie“.

Bewertung vom 09.04.2021
Spiele-Comic Abenteuer: Mystery (Hardcover)

Spiele-Comic Abenteuer: Mystery (Hardcover)


ausgezeichnet

Jede Menge Spielspaß & Humor – durch und durch gelungen!

Zum Thema Spielcomic:
Mit den Spiele-Comics ist Pegasus Spiele eine sehr überzeugende Innovation gelungen: ein Spiel-Comic als Weiterentwicklung der Spielbücher, die ihre Wurzeln in den 1970´er Jahren haben. Ähnlich wie die artverwandten Pen-&-Paper-Rollenspiele á la „D&D – Dungeons & Dragons“ oder auch „DSA – Das schwarze Auge“ liegt der Fokus bei Spielbüchern darauf, den Fortgang der Geschichte durch eigene Entscheidungen aktiv zu beeinflussen („willst Du links herum gehen, lies weiter bei 135, gehst Du rechts herum lies 62“). Hieraus ergibt sich eine Vielzahl von möglichen Verläufen der Geschichten, so dass man ein Spiele-Comic durchaus mehrmals lesen kann, ohne dass es langweilig wird, während man selbst zum aktiven Helden der Geschichte wird.

Zum Inhalt:
Chicago wird von Superschurken und Dino-Chimären heimgesucht und die örtlichen Superhelden scheinen die Lage nicht mehr in den Griff bekommen zu können. Was also tun? Genau, neue Superhelden rekrutieren! Und DU bist eine(r) von ihnen! Doch bevor DU als vollwertige(r) Superheld(in) anerkannt wirst, gilt es, auf diversen Missionen genügend Heldenpunkte zu sammeln…

Meine Meinung:
Der Pegasus-Verlag bietet inzwischen eine ganze Reihe wunderbarerer Spiele-Comics an. Neben den bereits mehrbändigen Reihen „Sherlock Holmes“, „Abenteuer“ und „Noir“, die allesamt uneingeschränkt empfehlenswert sind, startet mit diesem Band hier nun die neue „Mystery“-Reihe, die humorvolle Superhelden-Stories bietet.

Vorkenntnisse sind hier nicht notwendig, denn auch dieser Band kommt ohne eine große Anleitung oder gar ein überbordendes Regelsystem daher, so dass auch „Spielbuch-Neulinge“ kein Problem damit haben dürften, sofort ins Spielgeschehen einzusteigen. Vorangestellt ist „nur“ ein einseitiger Charakterbogen, auf dem man sich die Superkräfte (Flug, Stärke, Supersinn und Superreich) und die im Lauf des Spiels erworbenen Heldenpunkte notiert. Diesen Bogen kann man sich übrigens auch von der Homepage des Verlags (auf der Produktseite) herunterladen, wenn man nicht ins Buch schreiben möchte! (Ein toller Service, Danke, liebes Pegasus-Team!)

Diesmal geht es also darum, Heldentaten zu verrichten und sich zum wahren Superhelden zu entwickeln. Eine Karte dient dabei als Ausgangspunkt, so dass man seine Entwicklung sehr individuell und frei vorantreiben kann. Im Gegensatz zu den Spiele-Comics der „Sherlock Holmes“-Reihe gibt es hier weniger Rätsel, die zu knacken sind, und auch die in den Bildern „versteckten“ Sprungpunkte, die man nur beim zweiten oder dritten Hinschauen erkennt, sind hier deutlich weniger (oder ich habe sie schlicht und einfach übersehen…). Dafür war das Aufleveln in den ersten beiden Spielabschnitten ganz schön knifflig und ich habe es nur mit Mühen und einer exakten Punktlandung geschafft.

Neu sind in diesem Buch die QR-Codes, die lustige und manchmal hilfreiche Zusatzinformationen bieten. Wenn man beim Lesen das Handy nicht zur Hand nehmen möchte, behindert das den Spielfluss aber auch nicht! In dieser Reihe steht neben dem Spielspaß der Humor besonders im Fokus, insbesondere durch die vielen passenden Andeutungen auf bekannte Genre-Schlager, und so ergeben sich bei der Entwicklung zum Superhelden mehrere Stunden absolut unterhaltsamer Lese- & Spielspaß!

FAZIT:
Ich bin und bleibe ein absoluter Fan dieser Reihe – und „Mystery“ ist eine absolut gelungene Erweiterung der Spiele-Comics!

Bewertung vom 06.04.2021
Tödliche See / Liv Lammers Bd.5
Weiß, Sabine

Tödliche See / Liv Lammers Bd.5


ausgezeichnet

Ein Sylt-Krimi mit außergewöhnlichem Setting und ausgeklügeltem Plot

„Auf dem Dünenkamm warf der Wind ihnen Sand entgegen. Weiße Gischtkronen tanzten auf den Wellen, von einem Sprühregen aus Salzwasser umgeben.“ (S. 233)

Meine Meinung:
Der mittlerweile fünfte Fall führt die toughe Kommissarin Liv Lammers diesmal meilenweit über die Küstenlinie Sylts hinaus: Im Gestänge der mitten in der Nordsee verankerten Versorgungsplattform „Raan“ wird die Leiche eines Mitarbeiters des Windparkunternehmens aufgefunden. Unglück, Selbstmord oder gar Mord? Diese Frage können Liv und ihre Kollegen schnell beantworten, aber die Hintergründe zu ermitteln, gestaltet sich mehr als schwierig…

Ich bin ein großer Fan dieser Reihe und wurde auch diesmal nicht enttäuscht! Zwar rückt im aktuellen Band der sonst so bestechende „Sylt-Charme“ dieser Reihe etwas in den Hintergrund, dafür hat sich Sabine Weiß diesmal aber ein ganz besonderes, ausgefallenes und extrem atmosphärisches Setting ausgedacht: die Versorgungsplattform eines Offshore-Windparks. Schnell wird klar, dass dies ein ganz eigener Mikrokosmos ist und das dort mitunter andere „Gesetze“ gelten, um den ständig drohenden Naturgewalten der Nordsee ein gewisses Mindestmaß an Sicherheit abzutrotzen.

So bleibt der Kreis der potenziell Verdächtigen diesmal vergleichsweise überschaubar, und doch ist es der Autorin einmal mehr gelungen, einige Fährten zu legen, die die Ermittler – und mich auch – in die Irre geführt haben. Wie bei den guten, alten Klassikern von Agatha Christie und Edgar Wallace scheint hier wirklich jede und jeder irgendein dunkles Geheimnis zu hüten, und die Ermittler laufen immer wieder gegen eine Mauer aus Schweigen. So bleibt es bis zum Schluss geheimnisumwittert, was auf „Raan“ tatsächlich passiert ist, und die ein oder andere heikle Situation sorgt zwischendurch auch immer wieder für Spannungsmomente. Am Ende krönt Sabine Weiß ihren gelungenen „whodunit“-Krimi mit einem actiongeladenen & sturmumtosten Finale und einer Auflösung, die für mich vollkommen überraschend kam und doch absolut nachvollziehbar war. Wieder einmal perfekte Krimi-Unterhaltung!

FAZIT:
Tolles Setting, tolle Charaktere, toller Plot, toller Krimi – Danke!

Bewertung vom 26.03.2021
Ostseefalle / Pia Korittki Bd.16
Almstädt, Eva

Ostseefalle / Pia Korittki Bd.16


gut

Trotz hoher Spannung eine Enttäuschung für mich

„Doch zum Schluss hatte ich immer mehr den Eindruck, dass da jemand mit uns spielte. Es war rein gar nichts so, wie wir es erwartet hatten. Nichts, was zu den Vorgaben aus den Lehrbüchern passte. Es kam mir zeitweise vor wie eine Prüfung, die wir ablegen mussten …“ (ebook, S. 86)

Meine Meinung:
Auch wenn ich (noch) nicht alle Bände um „Pia Korittki“ gelesen habe, so bin ich doch ein Fan dieser Reihe. Auch der mittlerweile 16. Band beginnt wieder im gewohnten Stil: Das Auffinden eines präparierten menschlichen Schädels in einem alten, heruntergekommenen Haus setzt den Startpunkt zu einem herausfordernden Cold Case für Pia. In gewohnter und geliebter Weise präsentiert Eva Almstädt uns Leser*innen eine ganze Reihe von Figuren, die alle einen Bezug zum Opfer hatten. Durch Heimlichtuereien, besonders auffälliges oder eben auch besonders unauffälliges Benehmen setzt die Autorin alle geschickt in Szene, streut diverse Verdachtsmomente und legt mögliche Spuren aus, um uns Leser*innen auf die falschen Fährten zu locken.

Neben den Protagonisten, die mir inzwischen regelrecht ans Herz gewachsen sind (allen voran natürlich Pia und der einmalige Broders), und dem holsteinischen Charme ist dies für mich die zentrale Stärke dieser Krimireihe, die mich bislang ein ums andere Mal vollkommen überzeugt hat: die extrem geschickt aufgebauten „whodunit“-Plots! So auch diesmal, so dass mich die im ersten Drittel fehlende Spannung, was dem Cold Case Charakter geschuldet war, erstmal nicht weiter gestört hat. Nach dem rd. ersten Drittel war es dann aber auch fix vorbei mit der „fehlenden Spannung“. Durch einen vollkommen überraschenden Storytwist schnellt die Spannung innerhalb weniger Seiten von Null auf 100 – und verbleibt bis zum Ende dieses Buches auf diesem extrem hohen Niveau. Das hat schon echte Pageturner-Qualitäten!

Warum dann also die eher schlechte Bewertung meinerseits? Entgegen aller Gewohnheiten bei dieser Reihe wirkt die Auflösung des Falls auf mich sehr konstruiert – der Cold Case ist nur Mittel zum Zweck und gerät vollkommen in den Hintergrund. Die zu Beginn so geschickt in Szene gesetzten „Verdächtigen“ verblassen bis zur Unkenntlichkeit und die Lösung dieses Falls hätte man beim Lesen eigentlich kaum erahnen können. Selbst das eigentliche Opfer dieses tragischen falls bleibt leider blass – ihre Geschichte unnahbar. Das konnte und kann Eva Almstädt eigentlich viel besser! Für mich persönlich ist in diesem Band der Charme dieser Reihe weitgehend verloren gegangen. So richtig Spaß haben wird man mit diesem Band wohl nur, wenn mal alle Vorgängerbände gelesen hat. Ich kann leider nicht weiter ins Detail gehen, ohne hier zu viel zu verraten.

FAZIT:
Trotz hoher Spannung doch enttäuschend. Nur für absolute Fans und Kenner dieser Reihe zu empfehlen.

Bewertung vom 24.03.2021
Nordwesttod / Soko St. Peter-Ording Bd.1
Jensen, Svea

Nordwesttod / Soko St. Peter-Ording Bd.1


sehr gut

Gelungener Küsten-Krimi für „whodunit“-Fans

Meine Meinung:
Dieser Küsten-Krimi startet dramatisch mit zwei Brüdern, die bei einem Verkehrsunfall mit Fahrerflucht ums Leben kommen. Dazu gesellt sich noch das spurlose Verschwinden der Tochter einer nordfriesischen Hoteliers-Familie. Kein ruhiger Start also für Hendrik Norberg, der sich nach einem persönlichen Schicksalsschlag in die Dienststelle St. Peter-Ording hat versetzen lassen…

Nach dem packenden und dramatischen Prolog nimmt sich Autorin Svea Jensen (alias Angelika Waitschies) erstmal viel Zeit, ihre beiden Protagonisten und eine ganze Reihe potenziell verdächtiger Charaktere einzuführen. Entsprechend ebbt die Spannung nach dem Prolog ab und die Charakterentwicklung sowie der Fallaufbau nehmen breiten Raum ein. Mit Dienststellenleiter Hendrik Norberg und Kommissarin Anna Wagner ist Jensen ein wirklich sympathisches Ermittlerduo gelungen, das sich gegenseitig perfekt ergänzt. Anna Wagner ist hierbei mehr das Herz, Hendrik Norberg eher der kühle Kopf. Beide bringen ihre eigenen familiären Probleme mit, was die Charaktere nahbar und verletzlich – und ganz schnell auch sympathisch macht. Wie bei einem Schachspiel bringt die Autorin eine Vielzahl von Verdächtigen in Stellung, von denen die Meisten passender Weise wenig sympathisch sind und die alle irgendwelche Geheimnisse zu haben scheinen. Eine wirklich gelungene Aufbauarbeit für einen gelungenen „whodunit“-Plot.

Entsprechend habe ich die ganze Zeit mitgerätselt und mich gefragt, wer hier wohl welches Motiv haben mag. Am Ende gelingt es der Autorin, alle Fäden zusammenzubringen und den ersten Fall ihrer neuen Reihe gekonnt und nachvollziehbar, wenn auch etwas unspektakulär aufzuklären.

Was diesem Krimi an Spannung fehlt, macht er mit seinen kantigen Charakteren und einer gehörigen Portion Küstenfeeling wieder wett. So ergibt sich eine solide Lektüre, die mich gut unterhalten hat.

FAZIT:
Ein solider Reihenauftakt mit sympathischen Ermittlern und einer gelungenen „whodunit“-Inszenierung, was die fehlende Spannung durchaus ausgleicht.