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Buchstabenfestival
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Bücher, Bücher, Bücher...viele Träume und Geschichten, die einem atemlos, traurig, fröhlich oder nachdenklich machen. Sie sind gute und geduldige Begleiter durch das Leben und schaffen Platz für Kreativität und Ruhe. https://buchstabenfestival.blogspot.com/
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Bewertungen

Insgesamt 807 Bewertungen
Bewertung vom 28.07.2020
Schattenmänner / Kommissar Eugen de Bodt Bd.4
Ditfurth, Christian von

Schattenmänner / Kommissar Eugen de Bodt Bd.4


sehr gut

Kommissar de Bodt und seine Philosophen machen diesen Krimi einzigartig. Die vielen kleinen ironisch-bissigen Schlagabtausche zwischen seinen Mitarbeitern Ali Yussuf und Sylvia Sahlinger, die bewusst mit den Vorurteilen beider Seiten jonglieren, geben dem Krimi ebenfalls eine besondere Note.

Die Fälle sind speziell und oft sehr undurchsichtig und stets länderübergreifend. Durch halb Europa werden die Ermittlungen sich ziehen und auch Russland wird wieder mit dabei sein. Doch diesmal war mir die Geschichte zu konstruiert und zu langatmig. Ich glaube, dass man die Ermittlungen hätte etwas kürzen können, schon um die Spannung länger auf einem hohen Niveau halten zu können. Auch die Anschläge auf de Bodt waren vielleicht einen Tick zu viel, zu unrealistisch.

Trotzdem war es wieder eine gut geschriebene und spannende Geschichte rund um die Rüstungsindustrie und die Politik. Parallelen zur Realität sind in den Charakteren durchaus erkennbar und bringen noch einmal einen besonderen Kick in die Geschichte. Auch die Ermittlungen und die kleinen Machtkämpfe von Lebranc und Floire fand ich gut und sehr unterhaltsam. Es gibt immer einen genervten Alteingesessenen, der von dem Vorpreschen des Jüngeren wenig begeistert ist. Hier ist Christian von Ditfurth eine sehr gute Konstellation gelungen.

Christian von Ditfurth weiß wie man gute und interessante Krimis schreibt. Sie entsprechen nicht so sehr dem Mainstream. Sie sind mit vielen kleinen Wendungen und Seitenhieben versehen. Der nächste Fall wird hoffentlich wieder so gut, wenn nicht sogar besser.

Bewertung vom 22.07.2020
Sommerfrauen, Winterfrauen
Kraus, Chris

Sommerfrauen, Winterfrauen


weniger gut

Wie unterschiedlich doch die Geschichten von ein und dem gleichen Autor sein können. Während ich das Buch "Das kalte Blut" von Chris Kraus sehr gemocht habe, hat mich das Buch "Sommerfrauen, Winterfrauen" nicht wirklich mitreißen können. Ich bin froh, dass ich die Bücher in dieser Reihenfolge gelesen habe, denn andersherum hätte es wahrscheinlich dazu geführt, dass ich "Das kalte Blut" mit seinen 1.200 Seiten nie gelesen hätte.

Der Anfang von "Sommerfrauen, Winterfrauen" war noch gut. Ich konnte mich ganz gut in die Geschichte einlesen und war gespannt, wie Jonas seine Aufgabe, einen Sexfilm zu drehen, erfüllen wird. Doch dann kam Mah. Die Freundin von Jonas und raubte mir schon etwas den Nerv. Sie war eifersüchtig, wirkte sehr unsicher und sie zog an den Haaren den Streit herbei. Ich empfand sie als anstrengend. Die gut zu lesenden Passagen waren die Treffen mit der Tante, die nicht seine Tante war. Wenn sie von der Nazizeit berichtete, hatte ich wieder das Gefühl, den Charakteren aus "Das kalte Blut" zu begegnen. Vieles ähnelte sich und in diesem Moment hatte ich die Hoffnung, dass es doch noch gut wird. Aber dann ging Jonas wieder in seine versiffte Wohnung zu dem noch widerlicheren Besitzer und murmelte stets, dass er keinen Film über Nazischeiß machen will. Es wiederholte sich stets und ständig und wurde dadurch etwas langatmig. Der Schwung war leider recht schnell aus der Geschichte raus und die Charaktere blieben distanziert bis zum Schluss.

Schade. Ich hatte mich auf eine weitere gute Geschichte von diesem Autor gefreut und war doch diesmal froh als das Buch zu Ende war.

Bewertung vom 15.07.2020
Allmen und die Erotik
Suter, Martin

Allmen und die Erotik


sehr gut

Ach, mit Allmen, Carlos und Maria verbringe ich immer wieder gern meine Lesezeit und diesmal muss er sich mit einem Betrüger auseinandersetzen, der ihn zu Sachen anstiftet, die sonst nicht Allmens Welt sind.

Es geht um das berühmte Meißner Porzellan. Es sind nicht die Teller mit den zierlichen Rosenblüten und die kleinen süßen Figürchen, sondern die eher frivolen und erotischen Figuren, die Begehrlichkeiten hervorrufen. Frauen mit tiefem Ausschnitt, hochgezogenen Röcken und eindeutigen Posen.

Wer dachte, dass es dies nur in der heutigen Zeit gibt, wird sich verwundert die Augen reiben, wenn er liest, dass diese Porzellanschätze schon im 18. Jh. hergestellt wurden. Sie erzielen, auch in der echten Welt, hohe Preise bei Auktionen.

Das Dreiergespann bringt mich immer wieder zum Schmunzeln. Das Talent, sich auch aus brenzligen Situationen mit Stil und Contenance herauszuwinden sowie Allmens Drang sich zu zeigen und so zu leben, wie er es sich am wenigsten leisten kann, sind einfach nur unterhaltsam. Die Liebe zum Detail, die Dialoge zwischen Allmen, Carlos und besonders Maria sind herrlich und der stets etwas distanziert wirkende Schreibstil von Martin Suter sorgen für einen Lesegenuss, der mir gut gefällt. Es ist kein Krimi, der fesselt oder spannend ist, aber die Geschichte hat kleine Wendungen, die für ein überraschendes Ende sorgen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.07.2020
Sündengräber
Ohlsson, Kristina

Sündengräber


sehr gut

Es heißt bei diesem Band Abschied nehmen.

Abschied von guten und spannenden Fällen und düsteren Geschichten.

Abschied von Querelen im Revier und Missverständnissen und von den vielen sympathischen und unsympathischen Charakteren.

Abschied nehmen von einem Schreibstil, der fesselt und kurz und knackig ist und von vielen kleinen Kapiteln und ständigen Perspektivenwechsel geprägt ist.

Abschied nehmen von Fredrika Bergman und Alex Recht, zwei Ermittler, die nun auch langsam älter werden und denen manchmal die Lust und der lange Atmen bei der Jagd nach dem Mörder ausgehen.

Der letzte Fall ist wie ein letztes Aufbäumen. Die Autorin zieht noch mal alle Register und lässt Bergmann und Recht an ihre Grenzen gehen. Aber nicht nur der Mörder und die Suche nach ihm sorgen für schlaflose Nächte, blanke Nerven und Wut im Bauch, sondern auch das Privatleben gerät bei Fredrika in die Schieflage. Es wird zu einer Bergfahrt der Gefühle, die auch den Leser nicht kalt lässt. Das Finale ist nicht rosarot, sondern ziemlich grau, aber es passt so gut zu der gesamten Reihe.

Wer die Reihe nicht kennt, sollte unbedingt mit Band eins starten, sonst gehen zu viele Informationen und Entwicklungen (besonders beim Ermittlerteam) verloren.

Bewertung vom 05.07.2020
Eine Reise durch Deutschland in 100 ungewöhnlichen Bildern und Geschichten
Rössig, Wolfgang

Eine Reise durch Deutschland in 100 ungewöhnlichen Bildern und Geschichten


sehr gut

Dank Corona richtet sich bei vielen Menschen wieder der Blick auf das eigene Heimatland. Der Urlaub in der Ferne wird von vielen zur Zeit verschoben, manche haben durch die unfreiwillige Auszeit erkannt, dass manchmal das Gute sehr nah liegt. Wer noch schwankt, ob sich Urlaub in Deutschland lohnt, sollte sich dieses Buch anschauen.

Wolfgang Rössig hat viele schöne Ecken in Deutschland ausfindig gemacht und sie beschrieben. Das Buch wird nach den Himmelsrichtungen aufgeteilt. Jeder Tipp (meistens eine Stadt/Ort) wird etwas beschrieben und näher vorgestellt. Keinesfalls ausreichend und erschöpfend, aber immer anregend, so dass man Lust auf mehr bekommt. Dazu gibt es ein passendes Bild und diese sind teilweise so gut und beeindruckend, dass man tatsächlich staunt, dass diese Landschaft sich tatsächlich in Deutschland befindet. Man muss nicht weit reisen, um sich wie z.B. in der Toskana zu fühlen. Dazu werden paar sehr wenige Hotels und gastronomische Einrichtungen vorgestellt. Hier muss ich sagen, fand ich die Auswahl nicht immer gelungen, da teilweise recht teure Hotels und/oder Restaurants erwähnt worden. Gut wären 2-3 Vorschläge gewesen, die für jeden Geldbeutel etwas anbieten.

Trotz der kleinen „Meckereien“ kann ich das Buch einfach nur empfehlen. Es ist ideal zum Lesen, zum Blättern und sich Inspirieren lassen und vor allem zum Entdecken des Landes und vielleicht auch zum Finden des neuen Urlaubszieles. Es ist ein rundum schönes, interessantes und informatives Reisebuch.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.06.2020
Ich bleibe hier
Balzano, Marco

Ich bleibe hier


ausgezeichnet

Die Geschichte hat mich nachdenklich zurückgelassen. Südtirol wurde von mir stets in Verbindung mit Wanderferien, Berge und Sonne, leichte Lebensart und Erholung gebracht. Und jetzt, nach der Lektüre von Marco Balzanos Werk, mit Vertreibung, mit Krieg und Verlusten und einem Staudamm, der den Menschen aus Graun die Heimat nimmt.

Man hat es schon einmal gehört und gesehen, bei den deutschen Dörfern, die Kohlebergwerken weichen mussten. Ein ähnliches Spiel mit den gleichen Verlieren - den Einwohnern der Dörfer.

Hier in "Ich bleibe hier" ist es Trina, die man begleitet und die sich durch die Jahre kämpft und kein leichtes Leben hat. Es wird aus ihrer Sicht geschrieben. Der Verlust ihrer Tochter, ihrer Freundinnen und ihrer Heimat. Der Krieg, der sie zum ersten Mal flüchten lässt. In die Berge und in die Kälte. All das überlebt sie, um am Ende doch an einer Staumauer zu scheitern. Trina ist stark und klug und schafft es durch ihren Willen immer wieder einen Ausweg zu finden. Erich, ihr Mann, zieht mit und kämpft ebenfalls. Erst im zweiten Weltkrieg, dann gegen die Erbauer des Staudamms. Man kann die Angst, die Hoffnungslosigkeit und Resignation spüren. Die Verzweiflung, die nach jedem Strohhalm greifen lässt, um am Ende doch wieder nur enttäuscht zu werden.

Marco Balzano hat es geschafft auf nur 280 Seiten eine eindringliche, traurige und beeindruckende Geschichte zu schreiben. Er hält sich nicht mit Nebensächlichkeiten auf. Keine großen Ausschmückungen oder unnötige Füllwörter, er nutzt den geraden Weg, um den Leser das schwere Leben (Schicksal) der Bauern von Graun zu zeigen.

Besonders eine Aussage der Mutter von Trina hat mir gefallen und ist auch im Gedächtnis hängen geblieben.

"Es wird schon seinen Grund haben, wenn Gott uns die Augen vorne eingesetzt hat! Das ist die Richtung, in die wir schauen müssen, sonst hätten wir die Augen an der Seite wie die Fische." (S.95)

Bewertung vom 14.06.2020
Provenzalischer Stolz / Pierre Durand Bd.7
Bonnet, Sophie

Provenzalischer Stolz / Pierre Durand Bd.7


gut

Ich folge ja gern Pierre Durand, dem etwas eigenwilligen Dorfpolizisten. Aber diesmal hat er es mir nicht einfach gemacht. Pierre Durand ist arbeitslos. Er ist suspendiert worden und muss sich nun mit Mitte 40 neu orientieren. Aber er schafft es nicht. Er vertrödelt seinen Tag und zerfließt in Selbstmitleid. Seine Freundin Charlotte versucht ihn zu motivieren und zu drängen, aber nichts hilft. Er bildet sich ein, dass niemand zu ihm steht und verkriecht sich. Für andere Tätigkeiten fühlt er sich zu überqualifiziert, weit weg will er nicht gehen und so lässt er sich gehen.

Es bleibt, Gott sei Dank, nicht so, denn ein Mord bringt ihn wieder auf die Spur. Erst nicht so ganz offiziell und später mit Hilfe des Präfekten kann er wieder ermitteln. Es ist ein etwas verworrener Fall, der mit einem Kettenbrief alles ins Rollen bringt. Es geht um den Kampf der Kulturen, um Religionen und dem Glauben, um Missverständnisse und um Prophezeiungen.

Die Geschichte war mir diesmal zu verworren und zu sehr gewollt. Für mich waren es zu viele Mythen und Seitenhandlungen, die mit anderen Glaubensrichtungen und Kulturen (gens du voyage) verstrickt worden, so dass ich dem Verwirrspiel nur schwer folgen konnte. Das Abtauchen in den Fall fiel mir schwer. Zudem haderte ich schon auf den ersten Seiten mit Pierre, denn Männer, die im Selbstmitleid schwimmen, sind nicht wirklich motivierend. Ich fand auch schade, dass Louis einfach verschwand, obwohl er zu Beginn der Geschichte eine große Rolle spielte. Was wurde aus ihm? Was wurde aus der engen Bindung von Louis und Pierre? Darauf fehlten mir die Antworten, aber vielleicht kommen sie im nächsten Band.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.06.2020
City of Girls
Gilbert, Elizabeth

City of Girls


weniger gut

Ich bin mit einer gewissen Erwartungshaltung an das neue Buch von Elizabeth Gilbert herangegangen. Das letzte Buch, welches ich von ihr gelesen habe, war "Das Wesen der Dinge und der Liebe". Es hatte mir gut gefallen und ich konnte in der Geschichte abtauchen und mich treiben lassen.

Das hat mir diesmal leider komplett gefehlt. Eine fast 90jährige Frau erzählt einer 70jährigen, ihr unbekannten, Frau in einem Brief von ihrem Leben, als wären sie beste Freundinnen und schon viele Jahre befreundet. Sie erzählt von wilden Parties, von arrangierten Sex, nur um endlich keine Jungfrau mehr sein zu müssen, von dem Theater, das kurz vor dem Untergang steht und für das sie die Kostüme näht und dem vielen Alkohol. Enttäuschenderweise geht das dann über fast 500 Seiten in verschiedenen Variationen so weiter.

Die Charaktere bleiben farblos und ohne Tiefgang. Vivian kann mich nicht einfangen und mitreißen. Sie schwebte in ihrer ganz eigenen Welt aus Naivität, großen Gefühlen und kleiner Theaterwelt. Die Geschichte schleppt sich über die Seiten und schafft es nicht eine gewisse Spannung aufzubauen und den Leser in einen New Yorker Strudel zu ziehen. Es war weder witzig, noch charmant. Ich bezweifle, dass eine Neunzigjährige in einem Brief so sehr in intime Details geht und auch die Sprache, die sie verwendet, ist für dieses Alter eher untypisch.

Die Autorin konnte mir so auch nicht die Theaterwelt der 40iger Jahre näherbringen. Es wirkte eher wie eine nicht so gute Seifenoper. Sehr schade, denn Cover und Klapptext hatten mehr versprochen.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.06.2020
DUNKEL / HULDA Bd.1
Jonasson, Ragnar

DUNKEL / HULDA Bd.1


sehr gut

Ja, was für ein Ende. Damit hatte ich tatsächlich nicht gerechnet. Aber es war gut und ich finde, es hat auch gut gepasst. Bis zum überraschenden Ende war die Suche von Hulda Hermannsdóttir nach der russische Frau spannend und interessant. Hulda eckt an und gibt sich auch sonst nur wenig Mühe in ein Team zu passen. Doch jetzt ist es dafür sowieso zu spät. Hulda muss in den Ruhestand gehen. Der Ton und die Art und Weise, wie sie nach Jahren aus dem Dienst entfernt wird, entsetzt nicht nur Hulda. Man spürt die Aggressionen und die Feindseligkeiten im Revier. Dass sie nicht ganz unschuldig ist, wird im Laufe der Geschichte immer deutlicher. Auch ihre private Geschichte enthält einige Überraschungen, dass man kaum von ihr loskommt. Nach außen ist sie stark und sie gibt kaum nach, doch im Inneren bekommt man das Gefühl, dass sie nicht mehr kann. Doch nachgeben und etwas ruhen zu lassen, ist nicht ihre Stärke.

Die Geschichte hat drei Handlungsstränge, die man aber gut auseinanderhalten kann. Sie lassen tief in die Seele der Ermittlerin blicken und erahnen, was sie alles erlebt hat. Manchmal wirkte sie etwas hilf- und orientierungslos und während der Leser so langsam ahnte, wer in diesem Fall wohl der Täter war, übersah Hulda das ein oder andere Indiz.

Der Schreibstil des Autors ist gut und lässt sich sehr gut lesen. Man wird direkt in einen dunklen Sog gezogen und stochert zusammen mit Hulda in vergangenen Fällen nach neuen Hinweisen. Es ist ein typischer isländischer Roman. Dunkel, düster, teilweise depressive Stimmung und etwas trostlos und wer verschwindet, bleibt wohl verschwunden.