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Europeantravelgirl

Bewertungen

Insgesamt 462 Bewertungen
Bewertung vom 24.08.2023
Möge das Glück immer bei dir sein!

Möge das Glück immer bei dir sein!


ausgezeichnet

Glück im Kartenformat

In meinem Urlaub hatte ich noch etwas ganz Kleines, aber sehr Besonderes im Gepäck: 50 Karten mit irischen Segenswünschen. Diese Karten sind hervorragend für Mood Boards geeignet. Sie enthalten wunderschöne Reisesegen, gute Wünsche und Denkanstöße. Ein paar davon habe ich als Lesezeichen im Reiseführer verwendet, und bei jedem Blättern haben sie mir ein Lächeln ins Gesicht gezaubert.

Einige Karten haben zudem dankbare Abnehmer gefunden, denn sie eignen sich auch als hervorragende kleine Aufmerksamkeiten zum Verschenken. So hat sich jede meiner Töchter nun ihre eigene Segenskarte für sich ausgesucht.

Ich schätze besonders die großartigen Landschaftsaufnahmen auf den Karten und die wunderbaren Sprüche und Segenswünsche. Die hochwertige Verarbeitung und liebevolle Gestaltung machen jede Karte zu einem einzigartigen Schatz.

Bewertung vom 21.08.2023
Im Sturm / Lilly Hed Bd.2
Ericson, Pernilla

Im Sturm / Lilly Hed Bd.2


ausgezeichnet

Stürmische Ermittlungen in Schweden

Im ersten Teil der Elemente-Reihe von Pernilla Ericson haben wir die schwedische Polizistin Lilly Hed kennengelernt und mit ihr einen brandheißen Fall „Im Feuer“ gelöst. Nun gibt es ein Wiedersehen mit Lilly und deren Kollegin und Freundin Liv. Die beiden Frauen werden als Verstärkung in den abgelegenen nordschwedischen Ort Skageby abbeordert, um bei der Aufklärung eines Mordfalls zu helfen. Ein älterer Mann wurde erstochen, die Ermittler vor Ort kommen nicht weiter. Also brechen Lilly und Liv gemeinsam auf und machen sich gerade an die Ermittlungsarbeit, als sich die Ereignisse überschlagen: Ein brutaler Sturm sorgt für ungeahnte Komplikationen und ein weiterer Mord geschieht. Plötzlich ist Skageby von der Außenwelt abgeschnitten, ohne Strom und ohne jeden Kontakt. Und ein Mörder läuft frei herum.

Mich hat der erste Teil schon völlig ins Schwitzen gebracht, und auch der zweite Band der Reihe hat mich voll und ganz überzeugt mit Spannung und Dramatik. Wir werden zunächst langsam in die Geschichte eingeführt, lernen das Ermittlerteam und die Bewohner*innen von Skageby kennen und begleiten Lilly und Liv bei ihrer Ermittlungstätigkeit. Dann jedoch zieht das Erzähltempo spürbar an, die Ereignisse spitzen sich dramatisch zu und die Spannungskurve steigt steil an. Besonders drastisch geschildert ist die Situation nach dem Sturm mit allen Ausfällen und Entbehrungen. Da muss auf einmal wieder nach ganz herkömmlichen Methoden ermittelt werden ohne die Hilfe von Laboranalysen oder Internetrecherchen. Doch die Abgeschnittenheit von der Außenwelt birgt auch ungeahnte Gefahren für Leib und Leben, und plötzlich wissen Lilly und Liv nicht mehr, wem im Dorf sie wirklich vertrauen können.

Für mich war dies ein wahnsinnig spannendes Leseerlebnis und ich kann es kaum erwarten bis nächstes Jahr der dritte Teil der Reihe erscheint. Ganz klare Leseempfehlung!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.08.2023
Ingeborg Bachmann und Max Frisch - Die Poesie der Liebe / Berühmte Paare - große Geschichten Bd.3
Storks, Bettina

Ingeborg Bachmann und Max Frisch - Die Poesie der Liebe / Berühmte Paare - große Geschichten Bd.3


ausgezeichnet

Wenn Gewalten aufeinandertreffen

Die feinsinnige, intellektuelle Lyrikerin Ingeborg Bachmann und der bodenständige schweizerische Dramatiker Max Frisch – die Biographie dieser Beziehung hat mich vom ersten bis zum letzten Satz begeistert. Vor allem weil es sich keineswegs um eine nüchterne Erzählung handelt, sondern das Überschäumende, das Aufsprudelnde, die Veränderung im Fluss die Beziehung der beiden so unterschiedlichen Charaktere so lebendig macht. Ingeborg und Max sind wie zwei Flüsse, die rauschend zusammenströmen, um Verwirbelungen zu bilden, Strömungen auszulösen – und sich am Ende wieder in getrennte (Fluss-)Bette zu teilen.

Schon von Beginn an ist der Unterschied zwischen den beiden Persönlichkeiten spürbar, aber da überwiegt deren Wille, sich durch gemeinsame Schöpferkraft als Paar zu finden und zu erfinden. Doch nachdem sich der erste Rausch allmählich legt, brechen die Gräben hervor und im Grunde ist das Scheitern schon angelegt, wie es im Roman heißt: „Wir scheitern an uns selbst. Ich an dir und du an mir.“ Da ist nicht nur die unterschiedliche Herangehensweise der beiden Literaten. Ingeborg ist eine Künstlerin durch und durch, feilt an jedem Wort, an jedem Klang, zeichnet sich vor allem durch Feinsinn aus. Max hingegen ist Pragmatiker, im Herzen immer noch Architekt und geht daher seine literarischen Projekte beinahe technisch an. Es ist auch Frischs rasende Eifersucht. Wahnsinnig aufschlussreich auch die Ausführungen zu Paul Celan, der als Dritter nicht nur im Buch, sondern auch stets in der Beziehung an Bord ist. Unvergessen die Bergwanderung von Frisch und Celan, die in Dramatik und Symbolik geradewegs einem Roman von Max Frisch entsprungen sein könnte!

Vor der Lektüre des Romans waren mir vor allem das Werk und die Biographie von Max Frisch vertraut und ich mochte die zahlreichen Anspielungen auf Stiller, Homo Faber etc., während mir Ingeborg Bachmann zwar ein Begriff, jedoch nicht wirklich näher bekannt war. Die Romanbiographie hat es geschafft, das Bild beider Personen für mich zu verändern. So habe ich „die Bachmann“ nähergebracht bekommen, während mein Bild von Max Frisch wesentlich differenzierter wurde.

Für mich war es beim Lesen vor allem diese Kraft, die sich im Zusammenspiel der beiden Literaten ergibt: „Er brachte Dinge sprachlich auf den Schmerzpunkt, sie gab ihnen Raum, Weite, verlieh ihnen Flügel“. Genau dieses Spannungsfeld macht den Reiz der wunderbaren Romanbiographie aus!

Bewertung vom 19.08.2023
Herr Winter taut auf
Kuhlmann, Stefan

Herr Winter taut auf


ausgezeichnet

Tauwetter im Herzen

Ja, man dürfte Herrn Winter durchaus als „grumpy“ bezeichnen. Der Finanzbeamte kann und will eigentlich nicht mit anderen Menschen, und sein Humor ist so trocken, dass es rieselt. Zum Glück hat er mit seiner Sophia einen wahren Sonnenschein an seiner Seite, und gemeinsam wollen sie nun die Zeit nach seiner Pensionierung genießen. Soweit der Plan. Doch dann stirbt Sophia plötzlich bei einem Unfall, und Herr Winter steht ganz alleine da. Das Verhältnis zur Tochter schwierig, das zum Enkel quasi nicht vorhanden, keine Freunde – Sophia war einfach Robert Winters Bindeglied zur Welt und reißt nun eine riesige Lücke in aller Leben.

Hier spielt der Roman seine große Stärke aus, denn er stellt sich durchaus der Trauer von Herrn Winter, lässt die traurigen und schmerzhaften Gefühle zu, und schafft es dennoch mit Humor, die Geschichte und die Geschicke umzulenken. Denn nachdem er den tiefsten Punkt erreicht hatte, schafft Robert Winter es tatsächlich mit Hilfe von Sophias Freundin Lilli, zurück ins Leben zu finden. Und zwar nicht einfach zurück in sein altes, grummelndes Dasein, sondern dies tatsächlich als eine Chance für einen Neustart zu begreifen. So wird aus dem ehemaligen Finanzbeamten unverhofft ein AVON-Berater – er übernimmt den Bestand seiner Sophia, um für sie gegen deren ewige Konkurrentin Wilma Sangthong zu gewinnen.

Es war einfach köstlich zu lesen, wie sich Robert in die Welt von Make-up und Mascara einarbeitet! Und vor allem die ersten Kundenbegegnungen waren einfach zum Kaputtlachen, wenn er seinen nicht vorhandenen Charme durch trockene Sprüche ausgleicht! Herrlich! Dabei verkommt Robert Winter jedoch nicht zur stilisierten Komikfigur, sondern wir erleben auch seine zutiefst menschliche Seite, durchleiden mit ihm alle Entwicklungen – nicht nur beruflich, sondern auch im Verhältnis zu seiner Tochter und dem Enkel – und nicht zuletzt zu sich selbst. Selten lagen Schluchzen und Lachen so nah beieinander. Ein wirklich wunderbar warmherziger Roman, den ich sehr gerne gelesen habe und nur weiterempfehlen kann!

Bewertung vom 15.08.2023
Die Bücherjägerin
Beer, Elisabeth

Die Bücherjägerin


gut

Die Schildkröten sind Programm

Es ist eigentlich eine Geschichte, wie Buchliebhaber:innen sie lieben: Sarah ist „Bücherjägerin“, und nach dem Tod ihrer Tante Amalia macht sie sich gemeinsam mit dem britischen Bibliothekar Benjamin auf die Jagd nach einer verschollenen Karte. Es ist das verloren geglaubte 12. Segment der legendären Tabula Peutingeriana, und mit dem Erlös hofft Sarah, das von ihrer Tante geerbte Antiquariat sanieren und retten zu können.

Damit sind alle Zutaten bereit, um eine klassische Heldenreise oder einen modernen Roadtrip einzuläuten. Und tatsächlich brechen Sarah und Benjamin auf und reisen nach Frankreich und weiter nach England. Doch nur weil jemand auf der Straße fährt, wird dies noch nicht zum Roadtrip. Denn die Autorin fährt, um beim Bild zu bleiben, leider mit angezogener Handbremse. Die Bestandteile sind da, das Ziel ist vorgegeben, doch leider fehlt das aufregende Gefühl des Aufbruchs in eine neue Geschichte. Vielmehr orientiert sich die Handlung an Tempo und Leidenschaft an zwei putzigen Nebenfiguren, den Schildkröten Bonnie und Clyde. Genauso vorsichtig und gemächlich kommt die Geschichte nämlich voran. Und ja, es ist nett, Schildkröten zu beobachten oder die Reise von Sarah und Benjamin, aber beides löst eben keine Begeisterungsstürme aus, sondern liefert solide Unterhaltung. Da hätte ich mir mehr Mut gewünscht, um diese Geschäftsreise zur Heldenreise werden zu lassen.

Dazu kommt, dass uns die Autorin mit Sarah in ihrem Debüt eine recht unrunde Protagonistin vorsetzt. Das ist an sich eine hervorragende Voraussetzung für spannende Begebenheiten und Konflikte. Das Problem ist jedoch, dass die in sich widersprüchliche Protagonistin sich nicht greifen und für mich als Leserin damit leider nicht fühlen lässt. Sarah wird mit autistischen Zügen angedeutet, lebt dann jedoch während des Studiums fröhlich in einer lauten WG. Immer wieder wird beschrieben, wie schlecht sie mit Menschen zurechtkommt und diese deuten kann, wozu jedoch die geschilderte frühere Beziehung in keinster Weise passen mag. Dies alles macht die Heldin unzugänglich und lässt sie fremd bleiben.

Hervorragend gelungen ist hingegen die Figur des Benjamin, der nicht nur einen schlüssigen Charakter aufweist, sondern durch seinen Background wahnsinnig wichtige reflektorische Arbeit zulässt, was zum Beispiel die Wahrnehmung von Musik und Literatur in Bezug auf People of Color betrifft. Diese Ausführungen fand ich äußerst wichtig und gelungen.

Ein wenig irritiert war ich über das Nachwort der Autorin, in dem sie sich pauschal für alle Formen von Rassismus, Diskriminierung etc. entschuldigt, während sie sich im Roman konsequent negativ über die Briten auslässt, sich ein Urteil über deren Politik etc. erlaubt und immer wieder an dem Witz versucht, dass die Engländer auf der falschen Seite fahren würden, was mich im Hinblick auf freundschaftliche Beziehungen nach Großbritannien mit Fremdscham belegt hat. Es scheint also eine Entschuldigung für alle Diskriminierungen außer gegenüber den Briten zu sein.

Abschließend möchte ich feststellen, dass „Des Rätsels Lösung“, wie es im Roman heißt, ein Kinderrätsel von solch banaler Simplizität ist, dass es eigentlich schon wieder hervorragend in den Kontext passt. Meine jüngste Tochter hatte in der Grundschule großen Spaß mit dieser Art von Rätsel.

Bewertung vom 27.07.2023
Chef's Kiss
Melendez, Jarrett

Chef's Kiss


ausgezeichnet

Ich glaub mein Schwein kocht

Ben Cook hat sein Studium erfolgreich beendet und möchte nun beruflich und schreibend durchstarten, doch die süße Graphic Novel legt den Finger genau in die realitätsnahe Wunde: Als Frischling soll er möglichst schon mehrere Jahre Berufserfahrung mitbringen, für die ihm jedoch niemand eine Chance geben will. Scheitern ist nicht, und so sucht Ben Alternativen und macht tatsächlich seinem Namen alle Ehre, als er in einem Restaurant anfangen will. Um diesen Job zu ergattern, braucht er zwar keine Erfahrung, muss aber praktische Prüfungen seines strengen Chefs bestehen. Zum Glück ist Ben nicht allein, denn er lebt in einer tollen WG mit guten Freunden, die hinter ihm stehen, und bei der Arbeit erfährt er ebenfalls viel Unterstützung von seinen neuen Kolleg:innen, allen voran der heiße Liam. Wenn Ben nur sicher sein könnte, dass Liam auch...

Die wunderschön gezeichnete Graphic Novel erzählt eine queere Lovestory mit viel Herz und Humor. Die WG-Bewohner:innen sind sympathische Charaktere, und die Geschichte ist kurzweilig erzählt.

Mein Highlight war eindeutig Schweinchen Watson, das ich einfach nur hätte knuddeln und knutschen können.
Eine wirklich schöne Geschichte, die auch sehr hochwertig gezeichnet ist, so dass das Lesen viel Freude bereitete!

Bewertung vom 26.07.2023
Mein Herz in Havanna
Pauter, Katharina

Mein Herz in Havanna


ausgezeichnet

Kölsche Lebensart trifft auf kubanische Gelassenheit

Eigentlich ist es nicht das Fernweh, das Maike nach Kuba zieht, und auch kein Pioniergeist. Eher verletzter Stolz, denn ihre Zwillingsschwester Sarah ist nach einem Aufenthalt in Australien nicht wieder zurückgekommen, sondern bei ihrer großen Liebe Jake geblieben. Als alleingelassene Hälfte muss Maike sich neu finden, und das möchte sie bei der Arbeit bei einer Hilfsorganisation auf Kuba tun. Dort wird sie schon sehnsüchtig erwartet von Mateo, der sich immer ganz besonders „hingebungsvoll“ um die Neuen kümmert. Doch an Maike beißt er sich mit seinem Charme die Zähne aus. Vorerst jedenfalls.

Die Geschichte von Maike und Mat ist mit Humor und sehr viel Gefühl erzählt. Ganz besonders gefielen mir die Entwicklungen, die beide im Verlauf der Handlung durchlaufen. Denn keineswegs sind es glatte Charaktere, sondern Matteo entwickelt sich vom Schwerenöter zum verantwortungsbewussten Teamleiter, und Maike reift in ihrer Persönlichkeit ebenfalls erstaunlich.

Was ich an den Büchern vom Flamingo Tales Verlag jedoch besonders schätze, sind die wahnsinnig spannenden und hochinteressanten Erfahrungen, die weit über touristische Erlebnisse hinausgehen. So waren mir zwar die politische Lage und die angespannte wirtschaftliche Situation in Kuba durchaus bekannt, aber der Roman lässt das Leben vor allem in Havanna ganz lebendig vor den Augen der Lesenden auferstehen. Da wird kreativ Baumaterial organisiert, und man geht niemals ohne Tüte aus dem Haus, denn man könnte ja tatsächlich einem Straßenhändler mit Waren begegnen. Besonders großartig geschildert sind der Zusammenhalt und die entspannte Haltung der Menschen in Kuba. Dabei wird nichts beschönigt, da wird schonungslos von herabstürzenden Balkonen und einstürzenden Wänden berichtet, was der ganzen Geschichte wunderbar viel Authentizität verleiht.

Eines muss aber noch festgehalten werden: Meine absoluten Lieblinge waren die beiden Omas Carmen und Marianne, die mich mit ihrem Auftritt mit kubanischem und kölschem Liedgut Tränen haben lachen lassen! Einfach genial! Ein wunderbares Buch!

Bewertung vom 26.07.2023
Frau Komachi empfiehlt ein Buch
Aoyama, Michiko

Frau Komachi empfiehlt ein Buch


sehr gut

Frau Komachi und das Geheimnis der Bücher

5 Kapitel hat dieses Buch, und 5 Menschen sind es, die uns vorgestellt werden. Sie alle sind mit ihrem Leben nicht im Reinen, nicht zufrieden. Die Arbeit ist das Problem – oder auch eben keine Arbeit - oder die Zeit nach der Arbeit. Auf schicksalhafte Weise landen sie alle in der Gemeindebibliothek bei Frau Komachi. Die ist nicht nur eine wahre Künstlerin beim Filzen von Figürchen, sondern beherrscht auch eine andere Kunst, nämlich die der besonderen Buchempfehlung, die Leben verändern kann.

Japanische Romane füllen seit einiger Zeit die Regale in den Buchläden und erleben gerade einen einzigartigen Boom. Auch ich wollte mich diesem Ruf nicht mehr verschließen und habe mich mit „Frau Komachi empfiehlt ein Buch“ auf das Abenteuer der Lektüre japanischer Literatur eingelassen. Tatsächlich unterscheidet sich die Art der Erzählung durchaus, denn in jedem Kapitel wird sich Zeit genommen für die jeweilige Person und gleichzeitig nicht an Details gespart. Ein klein wenig Schwierigkeiten hatte ich anfangs mit den wenig geläufigen Namen, die meinen Lesefluss ins Stocken brachten, aber dies lag ganz sicher nicht am Roman, sondern an meinen Lesegewohnheiten bzw. meine mangelnde Erfahrung mit japanischer Literatur. Für mich war es eine interessante Erfahrung, und mir fielen besonders liebevoll die Wiederholungen auf, wie etwa Frau Komachi stets gewissenhaft ihr Nähzeug in einer Keksdose verwahrt.

Mir fehlt bislang der Vergleich mit anderen japanischen Erzählungen und Romanen, aber dieser Ausflug zu Frau Komachi in die Gemeindebibliothek hat definitiv meine Neugier geweckt.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.07.2023
Unsafe / Seaside Hideaway Bd.1
Lastella, Leonie

Unsafe / Seaside Hideaway Bd.1


sehr gut

Wie ein Astronaut am Meeresboden

Hals über Kopf müssen Nevah und ihre Familie New York verlassen. Im Zeugenschutzprogramm landen sie in Rockaway Beach und hoffentlich in Sicherheit. Aber wie soll man sich sicher fühlen, wenn man die Vergangenheit noch nicht wirklich aufgearbeitet hat? Nevahs Bruder Miller jedenfalls stürzt sich Hals über Kopf in Partys bei ihrem neuen Nachbarn Jax, betrinkt sich und verdrängt das Geschehene, während Nevah immer wieder unter Angstzuständen leidet. Und auch Jax trägt ein belastendes Geheimnis mit sich herum, von dem er sich durch Partys und oberflächliche Beziehungen abzulenken versucht.

Der New-Adult-Roman entführt uns in eine kleine Küstenstadt. Für die vom Schicksal schwer gebeutelten und traumatisierten Jugendlichen Nevah und Jax ist der Ozean ein Rettungsanker und viel mehr noch der Kontakt miteinander. Wobei sich hier rasch ein Konflikt anbahnt, denn Jax und Nevah lernen sich als der oberflächliche Partyboy und die schwierige Schwester seines neuen Nachbarn kennen, gleichzeitig aber auch auf Instagram anonym von ihrer verletzlichen Seite.

Die Geschichte nimmt sich viel Zeit, um sich zu entfalten, so dass man Nevah und Jax ausführlich kennenlernen kann, ehe sich die beiden auch näherkommen und gegenseitig zum Kern der Wahrheit vordringen. Nach dem eher ruhig erzählten Anfang nimmt die Geschichte langsam Fahrt auf, verbleibt jedoch eher im Slow Burn-Bereich und setzt generell nicht auf Action, sondern eher auf unterschwellige Ängste und dramatisierte Gefühle. Leider ergaben sich bei mir beim Lesen gegen Ende hin ein paar Ungereimtheiten, die mir persönlich nicht realitätsnah erschienen.

Ein intensiver New-Adult-Roman mit viel Gefühl und gemächlichem Erzähltempo.

Bewertung vom 23.07.2023
Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe
Knecht, Doris

Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe


ausgezeichnet

Die Inventur einer Mutterschaft

Der Roman gibt sich den Anschein einer banalen Bestandsaufnahme. Die Erzählerin ist alleinerziehend, die Kinder ziehen aus, und nun zieht sie nicht nur in eine kleinere Wohnung um, sondern führt bei dieser Gelegenheit auch eine gründliche Inventur durch. Unaufgeregt blickt sie zurück, listet auf, schmiedet Pläne für eine Zukunft ohne Kinder, plant ihren Umzug. Was wird behalten? Was gibt sie den Kindern mit? Was kommt fort? Praktische Überlegungen, Planungen und Organisatorisches bestimmen vordergründig das Geschehen.

Doch bereits das Vorwort gibt uns die Warnung auf den Weg, dass die Autorin mit uns und der Wahrheit spielt. Es ist ein Zitat aus dem von mir so hoch geschätzten Essay „Ein Zimmer für sich allein“ von Virginia Woolf. Und so eröffnet sich zwischen kotzendem Hund und abgeschliffenen Böden ein Blick auf die Frau dahinter. Die ihre Rolle im Leben sucht. Sich jahrelang definiert hat durch die Mutterrolle und von diesem Engagement gekündigt wird, nun da die Hauptdarsteller eigene Wege gehen. Da werden alte Gegenstände aussortiert und alte Erinnerungen. Und wenn der bisherige Bezugspunkt wegfällt, muss eine neue Definition erschaffen werden. Die Definition einer Frau, die ein halbes Leben lang über andere definiert wurde, und nun völlig bloß dasteht. Der Blick zurück führt zu den eigenen Eltern, der Blick nach vorne in eine Zeit ohne die Kinder.

Wie schwer ist es, sich selbst zu finden, wenn man in der Organisation eines Lebens verloren gegangen ist. Denn es sind nicht nur Gegenstände, die da verloren gehen, auch die Erzählerin hat sich ein Stück weit verloren und muss sich nun wiederfinden und vielleicht sogar neu erfinden.

Ein mit ruhiger Hand erzählter Frauenroman über das ureigenste Frausein, der mich zum Nachdenken angeregt und immer wieder innehalten gelassen hat. Klare Leseempfehlung!