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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Koriander
Wohnort: 
Penzberg

Bewertungen

Insgesamt 505 Bewertungen
Bewertung vom 28.10.2021
Mörtel und Maus wollen hoch hinaus
Engler, Michael

Mörtel und Maus wollen hoch hinaus


ausgezeichnet

Ein zauberhaftes Buch zum Mitfiebern, Mitfreuen und Mitmachen!
Eine Wandwichtelfamilie lebt geborgen zwischen den Böden und Wänden eines alten Hauses und ist eifrig mit dessen Instandhaltung beschäftigt. Mörtel ist das jüngste Wichtelkind und soll natürlich in die Fußstapfen seines Vaters treten. Dazu muss er alles über die vielen Staubarten lernen, was ihm aber gar nicht gefällt – denn Mörtel hat große Träume, er will ein Held werden! Und er hat ein Geheimnis. Denn seine Freundin ist eine kleine Maus und das würden die Eltern niemals erlauben, denn Mäuse sind gefährlich! Eines Tages zeigt ihm Maus, wie man einen Papierflieger bastelt, und ein großes Abenteuer nimmt seinen Lauf…
Michael Engler ist natürlich ein erfahrener Kinderbuchautor, der schon vielfach mit seinen zauberhaften Tiergeschichten begeistert hat! Und auch in diesem wunderschönen Buch haucht er seinen Figuren Leben ein, zeichnet sie ganz und gar liebenswert und kindgerecht. Die Geschichte von Mörtel und Maus erzeugt Spannung und sehr viel Mitgefühl, bringt zum Staunen und regt die Fantasie und Vorstellungskraft an. Oft stellen sich auch Fragen zu den Erlebnissen, erzeugen Neugier und regen die Kommunikation an.
Dabei überwiegt trotz aller Gefahren der Ideenreichtum und der Zusammenhalt der beiden winzigen Helden und lässt die kleinen Zuhörer auch wieder aufatmen. Ein glückliches Ende stimmt zufrieden und sorgt für Freude. Und so lernt man auf fesselnde Weise, was Freundschaft bedeutet.
„Mörtel und Maus wollen hoch hinaus“ ist ein rundherum gelungenes Buch mit einer atemberaubenden Abenteuergeschichte und sehr liebevollen, modernen Illustrationen von Nina Dullek. Dazu finden sich im Buch coole Sticker, die den Fortschritt beim Lesen dokumentieren, allerlei spannende Aufgaben, und eine Herausforderung, die für großen Spaß und Verständnis für Mörtel sorgt! Ich sage nur: Staub! Ein tolles Buch für kleine Hörer, das ich wärmstens empfehlen kann!

Bewertung vom 26.10.2021
Der Tod und das dunkle Meer
Turton, Stuart

Der Tod und das dunkle Meer


ausgezeichnet

Eine fesselnde, schaurige und erstklassig konstruierte Geschichte!
Die Zeichen stehen schlecht, als sich 1634 ein Segler von Batavia nach Amsterdam aufmacht. Nach einer schaurigen Prophezeiung im Hafen geht ein Stummer in Flammen auf, unerklärlich und bedrohlich für alle Umstehenden. Ist die „Saardam“ verflucht? Pipps und Hayes, Ermittler und Assistent, gehen an Bord und sehen dem Abenteuer ins Auge…
Düstere, alles verschlingende Wellen wogen über das Cover – können Anker und Kompass das Schiff retten?
Ich bin immer noch völlig sprachlos über dieses gekonnt konstruierte Buch! Mir fehlen beinahe die Worte, um zu beschreiben, wie Stuart Turton die düstere Stimmung unter den Seereisenden schildert, die elenden Zustände auf dem Schiff, die unerklärlichen Geschehnisse, die für die Dauer der Lektüre ein schauriges Gruseln beim Schmökern erzeugen. Man kann die latente Bedrohung regelrecht fühlen, ist ständig am Rätseln und findet keinen roten Faden. Kaum schöpft man Verdacht, ändert sich die Situation grundlegend. Stuart Turton versteht es hervorragend, den Leser sehr trickreich und unvorhersehbar in die Irre zu führen, dabei ist seine Sprache wundervoll lebendig, detailreich, ja manchmal fast poetisch! Das fulminante Ende offenbart eine Enthüllung, die umwerfender nicht sein könnte!
Wer sich gerne gruselt und erstaunliche Wendungen liebt, dem sei dieses Buch wärmstens empfohlen!

Bewertung vom 10.10.2021
Was bleibt, wenn wir sterben
Brown, Louise

Was bleibt, wenn wir sterben


ausgezeichnet

Offene Worte über ein leidvolles Thema
Nachdem ihre Eltern kurz hintereinander verstarben, musste sich Louise Brown mit ihrem Leid und ihrem Verlust auseinandersetzen. Und wurde kurzerhand zur Trauerrednerin, die den Angehörigen Verstorbener in ihren schwersten Stunden zur Seite steht. Was sie erlebt, welche zwiespältigen Gefühle der Tod auslösen kann, das erzählt sie hier sehr sensibel und einfühlsam.
Dabei wechselt Louise Brown die Sichtweisen. Sie berichtet abwechselnd von ihren Erfahrungen mit Trauernden, wie auch von ihren eigenen Gefühlen und Erkenntnissen und vermittelt dem Leser klar und schnörkellos, wie schwer der Umgang mit dem Sterben und dem Tod ist. Insbesondere in einer schnelllebigen Zeit, in der die Endlichkeit des Menschen weitgehendst verdrängt wird. Gehörte der Tod früher zum Leben, ist er jetzt eher ein Tabuthema, und so suchen Hinterbliebene oft vergeblich nach Trost und verständnisvollen Gesprächen. Sinngemäß sagt Louise Brown: Nur wer das Leid und den Verlust selbst erfahren hat, versteht, was in den Menschen vorgeht.
Das Buch ist ungemein sanft und feinfühlig geschrieben. Ich habe mich in vielen Gedanken und Szenen wieder gefunden, wurde an die Verwirrung und die Trauer erinnert, die mich nach dem Tod meiner eigenen Eltern ergriffen hatte, und die mich auch nie ganz loslassen wird. Es ist ein warmherziges Buch, aufwühlend, aber auch tröstlich. Und es beschreibt, dass jeder anders mit der Trauer umgeht, sein Leid auf seine Weise bewältigt. Wer dabei ein bisschen Hilfe und Unterstützung braucht, dem sei dieses Buch ans Herz gelegt.

Bewertung vom 04.10.2021
Das Buch der verschollenen Namen
Harmel, Kristin

Das Buch der verschollenen Namen


ausgezeichnet

Eine ergreifende Geschichte – ein großes Plädoyer für die Menschlichkeit und Liebe.
Nach Hitlers Machtergreifung geraten 1942 auch die Juden in Paris in Gefahr. Sie werden ausspioniert, überfallartig abgeführt und deportiert. Eva, die bei ihren Eltern lebt und studiert, entkommt mit ihrer Mutter durch einen Zufall und die beiden fliehen in ein kleines Bergdorf. Dort verändert sich beider Leben für immer…
Evas Geschichte, die auf einer wahren Begebenheit beruht, geht sehr zu Herzen. Kristin Harmel schreibt ja bekanntermaßen mit leisen Tönen und sehr ergreifend, und ich finde, auch dieses Buch ist ihr hervorragend gelungen. Man kann sich Evas Hingabe und Zerrissenheit sehr gut vorstellen, spürt den ständigen Zwiespalt, in dem sie steckt und fühlt, was Rémy ihr bedeutet. Man fiebert mit, bewundert ihren Mut, wittert die Bedrohung und ist - am unerwarteten Ende – zu Tränen gerührt.
Das Buch ist ein sanftes und liebevolles Plädoyer für die Menschlichkeit und die Liebe, sensibel und feinfühlig erzählt – ein Buch, das man nicht mehr aus der Hand legen kann!

Bewertung vom 29.09.2021
Morgen, Klufti, wird's was geben
Klüpfel, Volker;Kobr, Michael

Morgen, Klufti, wird's was geben


ausgezeichnet

Ein kleines Buch macht große Freude
Kluftinger gerät in Weihnachtsstress! Mitten in den Vorbereitungen zum heimeligen Familienfest stürzt seine Erika von der Leiter und landet im Krankenhaus. Klufti gibt zu Hause zwar sein Bestes, langt aber mehrfach – trotz aller Anstrengungen – ins Fettnäpfchen. Gut, das Yumikos Papa einen Zwischenstopp in München einlegt. Gemeinsam mit „Joschi“ Sazuka lassen sich alle Probleme und Herausforderungen meistern!
Man blättert nur kurz hinein – und schon kann man es nicht mehr aus der Hand legen! Wer ein Klufti-Fan ist, wird sich sofort in seiner ganz besonderen Welt wieder zu Hause fühlen und darf ein Wiedersehen (-lesen) mit den bekannten und beliebten Protagonisten feiern! Bei diesem kleinen Büchlein bleibt es nicht beim Schmunzeln! Denn was sich die beiden Autoren da ausgedacht haben, sorgt für großes Kopfkino und wahre Lachsalven! In bewährter Manie ist man sofort Teil der Kluftinger-Welt, fiebert mit, staunt und: Lacht sich kaputt!!
Ein wunderbar gelungenes Bändchen, herrlich unterhaltsam, voller Spaß (und Chaos), das mit jeder Menge überraschender Pointen überzeugt! Viel zu schnell ist Weihnachten, viel zu schnell ist das Buch gelesen – aber die Hoffnung auf einen neuen „Kluftinger“ bleibt ja immer!
Ein großer Spaß, eine tolle, kurzweilige Unterhaltung – ein Buch, das auch perfekt als Weihnachtsgeschenk passt! Ich habe es total genossen und kann es nur empfehlen!

Bewertung vom 18.09.2021
Junge mit schwarzem Hahn
vor Schulte, Stefanie

Junge mit schwarzem Hahn


ausgezeichnet

Martins Schicksal ist hart. Als völlig einsames, mittelloses Straßenkind fristet er sein Leben in einer Zeit von Krieg und Armut. Sein einziger Freund ist ein schwarzer Hahn, den er ständig bei sich trägt, der mit ihm spricht und vor manchen Angriffen mit scharfem Schnabel und gewetzten Krallen schützt. Als ein Wandermaler in das Dorf kommt, der freundlich mit ihm umgeht, ergreift Martin die Gelegenheit und begleitet ihn…
Stefanie vor Schulte hat eine sehr, sehr ergreifende Geschichte geschrieben. Ein Märchen? Eine Gleichung? Eine Mahnung? Martin, der auf sich allein gestellt, trotz aller Widernisse ein freundliches und kluges Kind ist, erlebt so viel Ungemach, dass einem die Haare zu Berge stehen. Und doch schwebt über der Erzählung ein Sonnenhauch, eine Zuversicht, dass alles gut werden könnte, dass der Junge einen Schutzengel hat. Als Leser fiebert man mit, rätselt, staunt und verzweifelt fast an den schlimmen Erlebnissen.
Das Buch ist ein Appell an die Menschlichkeit, erinnert den Leser an das, was im Leben wirklich wichtig ist. Man begegnet Starrsinn, Eitelkeit und Aberglauben, Vorurteilen, Rücksichtslosigkeit und Gewalt, während der Junge, davon scheinbar unberührt, geduldig seinen eigenen Weg geht und den Glauben an das Gute nicht verliert.
Martins Geschichte hat mich sehr berührt und wird mir noch lange in Erinnerung bleiben. Sie gibt mir viel zum Nachdenken – über zwischenmenschliches Verhalten, innere Stärke, Zuversicht - und erscheint mir wie ein warmes Licht am Horizont. Eine wunderbare, trotz des Grauens zauber- und märchenhafte Lektüre, die man unbedingt lesen sollte!

Bewertung vom 15.09.2021
SCHWEIG!
Merchant, Judith

SCHWEIG!


ausgezeichnet

Zwei Schwestern - eine bizarre Konstellation mit Gänsehautfaktor!
Esther ist eine toughe, durchgetaktete Allrounderin, glücklich verheiratet, zwei Kinder und Haus – ihre Schwester Sue ist einsam, unglücklich und lebt allein in einem Haus im Wald. Esther fühlt sich für Sue verantwortlich und beschließt, sie am Tag vor Weihnachten zu besuchen. Eine folgenreiche Entscheidung, wie sich bald herausstellt…
"Schweig!" fängt für mich zunächst wie eine ganz normale Familiengeschichte an, allerdings erzeugen schon die Hinweise (Was ich schon weiß - was ich noch nicht wusste) beim Lesen ein sehr mulmiges Gefühl. Judith Merchant lässt beide Schwestern aus ihrer eigenen Perspektive erzählen, was die psychische Verfassung der beiden noch unterstreicht und zusätzlich für Spannung, Verwirrung und zum Teil sogar Ablehnung sorgt.
„Schweig!“ ist für mich ein richtiger Psycho-Thriller, hervorragend erdacht und gruselig, schaurig und perfide erzählt. Er führt den Leser aufs Glatteis, erzeugt eine Achterbahn der Gefühle und wenn man gerade Verständnis für eine der Schwestern aufgebracht hat, wendet sich das Blatt und man ist erschrocken und entsetzt über den Fortgang der Geschichte. Man muss ein bisschen durchhalten und darf auch in die Vergangenheit der beiden eintauchen, wird dann aber mit einem unerwartet fulminanten, bizarren Showdown belohnt! Eine krasse Story – absolut empfehlenswert!

Bewertung vom 09.09.2021
Ausweglos
Faber, Henri

Ausweglos


ausgezeichnet

Ausgefuchster Thriller, spannend und mysteriös
Vor Jahren ermittelte Elias Blom, Kommissar in Hamburg, in einer mysteriösen Mordserie. Den Toten fehlte der Ringfinger, sie waren sehr speziell und grausam zugerichtet – der Täter wurde nie gefasst. Da geschieht ein Mord, der zum selben Schema wie damals passt und Elias Blom macht sich auf eine verworrene Spurensuche...
Henri Faber ist meines Erachtens ein super spannender Thriller gelungen. Er lässt seine Protagonisten selbst erzählen, was dem Leser Einblick in deren Gefühlswelten und Lebensumstände verschafft. Sehr geschickt arbeitet er nach einem Zeitplan, erzeugt Tempo und Brisanz, wobei die Intention des Täters völlig im Dunklen bleibt. Für den Leser entsteht eine Achterbahn der Gefühle, denn kaum meint man, dem Mörder auf die Spur zu kommen, schon wendet sich das Blatt unerwartet. Bis zum bitteren Ende ist es mir nicht gelungen, auch nur den geringsten Hinweis zu entdecken, die Spannung blieb durchgängig erhalten, das Buch hat einen regelrechten Sog entwickelt. Super erdacht, fesselnd geschrieben, undurchsichtig und mysteriös bis zum Schluss! Absolut empfehlenswert!

Bewertung vom 02.09.2021
Der Kolibri - Premio Strega 2020
Veronesi, Sandro

Der Kolibri - Premio Strega 2020


sehr gut

Marco Carrera ist Augenarzt – und in den Augen seiner Freunde „der Kolibri“. Was in seiner Kindheit und Jugend für seine Körpergröße stand, wird später im Leben ein Synonym dafür, dass er mit aller Kraft versucht, an einer Stelle zu bleiben...
Sandro Veronesi kann kann hervorragend schreiben, seine Schilderungen sind ehrlich, offen und zutiefst menschlich. Einfühlsam beschreibt er das von tragischen Schicksalsschlägen getroffene Leben von Marco, seine große Liebe, seine rührende Hingabe zu Tochter und Enkelin.
Sandro Veronesi Geschichte hat mich sehr berührt und gefällt mir auch sehr, aber ich konnte den starken Zeitsprüngen in den unterschiedlichsten, zum Teil winzigen Puzzle-Teilchen zunächst nicht folgen und bin auch stets wieder in Verwirrung geraten. Leider habe ich erst am Ende gesehen, das es ein sehr übersichtliches Inhaltsverzeichnung mit Jahresangaben gibt, das mir sicher bei der Orientierung geholfen hätte. Da ich es immer vermeide, ein Buch vom Ende her aufzublättern, ist mir dieses natürlich entgangen.
Eine wunderbare, sehr beeindruckende Geschichte, leider für mich sehr „zersplittert“, womöglich zu anspruchsvoll.

Bewertung vom 30.08.2021
Heimatsterben
Höflich, Sarah

Heimatsterben


ausgezeichnet

Erschreckend aktuelle und hochexplosive Thematik verpackt in einer bewegenden Familiengeschichte
Die Schwestern Hanna und Trixie könnten, bedingt durch ihre bewegte Kindheit, unterschiedlicher nicht sein. Trixie, verheiratet mit dem ehrgeizigen, nationalistisch engagierten Felix, ist erzkonservativ und bildet zur freigeistigen Hanna einen unüberwindlichen Kontrast. Die Bitte ihrer Großmutter auf dem Sterbebett, die Familie zusammenzuhalten, stellt Hanna vor ein ungeahnt große, folgenschwere Aufgabe.
Das Cover ist schlicht, aber perfekt gewählt: Passt man nicht auf, beginnt der Apfel zu faulen...
Sarah Höflich ist ein wirklich beeindruckendes Debüt gelungen, das einerseits mit einer generationenübergreifenden Familiengeschichte fesselt, andererseits mit hochexplosiver politischer Thematik aufrüttelt und beinahe schockiert.
Großmutter Tilde, liebevoller Mittelpunkt und Fels in der weitverzweigten Familie, hat den zweiten Weltkrieg als Neunzehnjährige mit einem winzigen Baby auf der Flucht knapp überlebt. Und kümmert sich Jahre später um ihre Enkelin Hanna, die unbeschwert aufwächst, in New York lebt und eher selten Kontakt zur Familie hat. Trixies Mann Felix Graf von Altdorff zieht währenddessen in den Wahlkampf, und löst mit seinem Engagement und seinen Ansichten eine fatale Dynamik aus, die Deutschland in ein „Viertes Reich“ stürzen könnte. Hanna unterstützt ihn, muss aber bald feststellen, das ihre Ziele nicht dieselben sind.
Sarah Höflich präsentiert eine spannende Familiengeschichte, die zugleich beklemmend real in eine kurz bemessene Zukunft blicken lässt. Alles ist möglich, Parallelen zu unserer heutigen politischen Situation sind deutlich und hoch aktuell. Dieses Buch ist zwar unterhaltsam, bietet aber auch jede Menge Denkanstöße.