Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
EllenK87
Wohnort: 
Landshut

Bewertungen

Insgesamt 386 Bewertungen
Bewertung vom 03.05.2021
Fair Play
Gulden, Kerstin

Fair Play


ausgezeichnet

Jugendbuch mit heiklem Thema

Das Cover von „Fairplay“ ist sehr gut gestaltet und bringt einem gleich mal die Charaktere der Handlung etwas näher. Der Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen und lässt den Leser schon von Beginn an in das Geschehen eintauchen. Erzählt wird aus der Ich-Perspektive im Wechsel der Fairplay-Four Charaktere.
Kera, Leonhard, Elodie und Max stellen die Fairplay-Four dar und sind völlig unterschiedliche Charaktere. Kera hatte die Idee zu dieser App, technisch umgesetzt und programmiert hat Leonhard diese. Elodie bringt sich als Influencerin ein, da sie wohl einen eher roten Fußabdruck hinterlassen würde und Max macht nicht so ganz freiwillig mit. Er hat schlechte Noten und braucht die Mitarbeit in dem Projekt um überhaupt versetzt werden zu können.
Die App soll den Schülern zeugen, was für einen ökologischen Fußabdruck sie in ihrem normalen Alltag hinterlassen. Wie sich die Nutzung von Apps, Smartphones, Playstation oder aber auch Reisen auf die Umwelt auswirken und wie sie aktiv etwas daran ändern können. Die Schüler müssen so handeln, dass ihre App im grünen Bereich bleibt und sich somit mit Umweltsünden und Umweltschutz auseinandersetzen. Umweltsünden werden mit Punktabzug bestraft, doch es sind nicht nur die eigenen Sünden die angerechnet werden, auch das Umfeld sorgt als passiver Mitspieler für negative Ausschläge. Das bringt Unmut und Neid bei den Schülern ins Spiel und man darf auch nicht vergessen, dass im Buch auch die ganz normalen Teenagerprobleme (familiäre/finanzielle Probleme/sorgen, Liebeskummer und schlechte Noten) mit herangezogen werden. 3 Monate soll dieses Experiment gehen und das Konfliktpotenzial ist alle Male hoch genug, um dieses Projekt außer Kontrolle geraten zu lassen und lässt dabei den Fokus des Experimentes immer mehr durch persönliche Interessen verdrängen.

Welche Auswirkung hätte es auf dein Leben, wenn deine Mitmenschen mit Hilfe solch einer App deine Sünden sehen könnten? Würdest du mit fairen Mitteln spielen oder vielleicht auch hin und wieder zu Intrigen greifen?

Umwelt geht uns Alle an und das versucht Kerstin Gulden in diesem Jugendroman wieder etwas mehr ins Bewusstsein der Menschen zu rücken. Doch nicht nur die Umwelt ist aus den Fugen geraten, auch die Menschen und was sie sich alles einfallen lassen, um am Ende gut dazustehen. Und dabei ist ganz klar, dass das oberste Ziel halt doch noch die eigenen Interessen sind. Wir sollten alle Überlegen, in wie weit die eigenen Interessen sich mit dem Umweltschutz besser vereinbaren lassen, ohne dabei auf alle Annehmlichkeiten verzichten zu müssen.

Bewertung vom 03.05.2021
Speed Me Up
Saxx, Sarah

Speed Me Up


sehr gut

Harte Schale, weicher Kern oder nichts davon

Sarah Saxx behandelt in der Speed me up Rehie den Motorsport und beleuchtet wie schwer es ein Mädchen in einer männerdominierten Sportart hat. Das Cover zeigt Spuren von einem Superrcross-Rad, ist aber farblich eher feminin gehalten.

Die Hauptprotagonisten sind Brooke und Matt. Sie kennen sich schon sehr lange und haben auch mal das gleiche Hobby geteilt, doch ihre Wege trennten sich, als Brooke sich entschied professionell den Supercross-Sport zu verfolgen und Matt ein Studium begann. Doch keiner der Beiden konnte den Anderen wirklich vergessen und als Brooke ihren großen Auftritt hat, ist Matt live dabei und so kommen sie sich wieder näher.
Brooke wirkt allerdings emotional kühl, distanziert und teilweise zickig. Ob es die berühmte harte Schale ist, die sie sich als Frau in einer Männerwelt zugelegt hat oder ob es doch was mit den früheren Gefühlen gegenüber Matt zu tun hat, stellt sich er so nach und nach raus. Brooke wird als toughe Frau dargestellt und mit ihren Ecken und Kanten schließt man sie nicht allzu schnell ins Herz.
Matt ist das ganze Gegenteil von ihr. Er wirkt aufgeschlossen, charmant und aufrichtig. Er ist am Leben von Brooke interessiert und vermisst doch irgendwie seine alte beste Freundin, denn die findet er in der neuen toughen Brooke nicht so wirklich wieder. Lange behält er dies für sich, doch irgendwann bietet er ihr Paroli und so entwickeln sich die Charaktere auch weiter.
Der Start der Reihe bringt dem Leser den Rennsport Supercross auf jeden Fall näher, ohne dabei ständig im Vordergrund zu stehen. Auch die romantische und humorvolle Seite kommt in der Geschichte gut zur Geltung und macht das Buch abwechslungsreich und gut lesbar.

Der Einstieg in die neue Reihe ist gelungen und lässt so einige Fragen für die Fortsetzung offen. Da der neue Hauptprotagonist auch schon in Band 1 seine Auftritte hat.

Bewertung vom 03.05.2021
Blütengrab
Fink, Ada

Blütengrab


sehr gut

Rückkehr an den Ort des Ursprungs

Das Cover von „Blütengrab“ ist an das Auffinden der Leiche angepasst und führt dazu, dass ein alter, ungelöster Fall wieder aufgerollt/neu betrachtet werden muss.

Als Protagonisten sind Ulrike Bandow, ihr Kollege Larssen, ihr Bruder Marc, eine geheime Kindheitsfreundin Christa und Ingrid gut herausgearbeitet. Ulrike steht im Mittelpunkt und wird dem Leser am intensivsten nahegebracht. Anfangs wirkt sie etwas unsympathisch und hat eine Abneigung gegen ihren neuen Kollegen aus dem Westen, doch mit fortschreiten des Thrillers lernt man sie immer besser kennen, verstehen und auch sie selbst legt ihre Vorurteile gegen Larssen ab.

Ada Fink lässt den Leser aus den verschiedenen Perspektiven der Protagonisten die Geschichte erfahren und sorgt damit auch dafür, dass der Spannungsbogen immer oben gehalten wird.

Nicht nur die Hintergründe, die zu der Lösung des Falls beitragen, sondern auch die Hintergründe der einzelnen Personen werden dem Leser häppchenweise präsentiert und lässt einem das Buch eigentlich gar nicht aus der Hand legen. Es werden auch politische Konflikte mit eingebaut, ohne dabei zu dominant zu werden und ohne eine belehrente Wirkung erzielen zu wollen. Ada Fink versteht es immer wieder ein paar Andeutungen zu machen, die den Fall im neuen Licht erscheinen lässt und auch für einige unerwartete Wendungen sorgt. Die Ermittler Bandow und Larssen erkennen, dass sie nur ans Ziel kommen werden, wenn sie einander Vertrauen und Konflikte aus dem Weg räumen. Das Finale ist nicht plump und rundend den Thriller gut ab.

„Blütengrab“ ist Alles in Allem ein gelungener Start für das Ermittler-Dou, einzig die sehr langen Kapitel sind ein kleiner Kritikpunkt.

Bewertung vom 16.04.2021
Zwischen zwei Herzschlägen
Carter, Eva

Zwischen zwei Herzschlägen


ausgezeichnet

Wie lebt man weiter, wenn man 18 Minuten tot war

Das Cover ist sehr schön gestaltet. Schrift und Bilder sind in einem Rosegold auf das Dunkelblau aufgebracht und beim darüber gehen zu spüren. Eine Männliche und eine Weibliche Silhouette sind zu sehen – ziehen sich an und doch steht etwas zwischen ihnen.

Der Schreibstil ist sehr flüssig und lässt sich gut lesen. Das Buch beginnt am Tage des 31.Dezember 1999 – 6 Minuten vor dem Feuerwerk, denn das ist der Moment wo sich das Leben der 3 Hauptprotagonisten verändert. Der 01. Januar 2018 stellt das Ende des Buches dar und der Leser erfährt, wie die 3 ihr Leben nach diesem Ereignis vor 18 Jahren weiterleben.

Kerry, Tim und Joel leben in Brighton und besuchten früher die gleiche Schule.
Joel wurde als Fußballtalent entdeckt und sollte der Star der U23 Dolphins FC Mannschaft werden. Auch wenn er es öffentlich nicht zugeben würde, ist er schon seit der Schulzeit in Kerry verliebt. Als er am 31.12.99 einen plötzlichen Herzstillstand erleidet ändert sich sein Leben für immer.
Kerry ist eine gute Schülerin und schwärmt heimlich für Joel. Ihr Traum ist es einmal Medizin zu studieren und Ärztin zu werden. Sie ist ein Adrenalin-Junkie und sammelt durch Teilnahmen an Bungee-Jumping, Fallschirmspringen u.v.m. Spende für gute Zwecke. Außerdem stellt sie ihr eigenes Wohlergehen immer hinten an, wenn es Leute um sie herumgibt, die ihre Hilfe brauchen. Als sie auf das Feuerwerk wartet und darüber nachdenkt, dass sie ungeküsst in das neue Jahrtausend startet beobachtet sie Joel und seine Kumpels beim Bolzen und ist die einzige die wirklich reagiert, als Joel regungslos zusammenbricht. Sie reanimiert ihn und gibt ihn „den Kuss des Lebens“ bis die Sanitäter da sind um ihm mit den Defibrillator zu schocken.
Tim ist ein schüchterner Junge, der mit Kerry zusammen die Oberstufe besucht und ebenfalls Medizin studieren will. Beide sind freiwillige in der St.-John Jugend und kennen sich daher bestens mit 1. Hilfe aus. Tim musste schon früh erwachsen werden, denn sein Vater ist abgehauen und hat ihn mit seiner an Lupus erkrankten Mutter allein gelassen. Sie ist auch die treibende Kraft, was das Medizinstudium betrifft. Als Joel zusammenbricht ist er wie erstarrt und greift erst kurz vor Eintreffen der Sanitäter ein. Alle feiern ihn als den Helden, der ihm das Leben gerettet hat und er bittet Kerry und seinen besten Freund Ant, den Ablauf nicht richtigzustellen.

Für Joel beginnt an dem Silvesterabend der Kampf um sein Leben, doch was wird das für ein Leben sein, wenn er seiner Leidenschaft nicht mehr nachgehen kann. Er überlebt die OP und bekommt einen Defibrillator eingesetzt und genau dieser kleine Helfer wird zum mehrmaligen Retter in den nächsten Jahren. Joel sieht keinen Sinn in einem Leben ohne Fußball und lässt diese Machtlosigkeit immer wieder an Menschen aus, die ihn lieben und für ihn da sein sollen. Doch nicht nur sein Leben hat sich verändert. Kerry ist an seinem Bett, bis er aus dem künstlichen Koma erwacht und sie ist auch nach dem Aufenthalt im Krankenhaus immer für ihn da. Doch als er sie von sich stößt, verhaut sie ihre Prüfungen und muss daher eine Stelle in der Notrufzentrale annehmen. Sie lässt sich auf Tim ein und stellt ihre Bedürfnisse hinten an, solange nur Tim seine Träume erfüllen kann. Immer wenn Joel in ihr Leben tritt, spürt sie diese Anziehung. Doch kann man einem Menschen noch einmal sein Herz schenken, wenn er es schon einmal mit Füßen getreten hat und man daran fast zerbrochen ist? Tim kann den Traum vom Medizinstudium leben und sogar sein große Liebe Kerry entscheidet sich für ihn, doch ist es wirklich sein Traum oder macht er das Alles nur für seine Mutter?
Wird Joel einen neuen Sinn im Leben finden? Kann Kerry ihre Selbstlosigkeit ablegen und für ihre eigenen Träume einstehen? Findet Tim in der Medizin seine Erfüllung oder wird er sich eingestehen, dass er ganz andere Träume hat?

Bewertung vom 14.04.2021
Wenn es uns gegeben hätte
Weiß, Josefine

Wenn es uns gegeben hätte


ausgezeichnet

Gibt einem das Leben eine 2.Chance?

Das Cover zu „Wenn es uns gegeben hätte“ passt sehr gut zur Geschichte, denn die Hauptprotagonistin Ela arbeitet als Floristin und Timo liebt die Natur. Der Schreibstil von Josefine Weiss ist sehr angenehm zu lesen. Sie schreibt bildhaft und flüssig, sodass man sich als Leser gut in die Geschichte hereinfühlen kann.

Die Hauptprotagonisten sind Ela und Timo.
Ela ist Floristin, ihr Freund Sven nimmt sich zu wenig Zeit für sie und Freundin Liz und Mutter Sanne versuchen sie immer zu unterstützen. Ihre Eltern haben sich in ihrer Kindheit getrennt und der Kontakt zum Vater besteht nicht mehr. Ela hat ein Talent zum Zeichnen, doch sie hat zu viel Angst vor dem Leben selbst, um etwas zu riskieren.
Timo ging vor 8 Jahren nach Amerika (L.A.) und wurde doch ein erfolgreicher Modefotograf. Vor seiner Abreise gestand er Ela seine Liebe, doch sie wollte ihm seinen Traum nicht zerstören und ließ ihn ziehen. Als er zurück nach Büjenstorf kommt, werden die Gefühle wieder neu entfacht.

Ela fühlt sich von ihrem Freund Sven vernachlässigt, denn er ist durch seinen Job immer wieder auf Dienstreise und zum Teil nur noch 2 Tage zu Hause. An denen arbeitet er dann auch noch, sodass die Beziehung in einer Krise ist. An einem Mädelsabend mit ihrer besten Freundin Liz findet sie ein Bild, was sie schon ganz vergessen hatte. In einer alten Kiste unter ihren vielen Zeichnungen und Schulsachen findet Liz das Bild von Timo und dieses Bild, löst in Ela ein Gefühlschaos aus. Sie vertraut sich Liz an und merkt wie viel Geborgenheit sie in der Nähe von Timo spürte, in dem Jahr das sie gemeinsam verbrachten. Ihre Liebe hat sie ihm nie gestanden, denn sie konnte nicht glauben, dass so ein toller Typ wie Timo etwas an ihr „grauen Mäuschen“ finden könnte. Ein paar Tage später läuft sie ihm in die Arme und kann es gar nicht fassen, dass er wieder in Deutschland ist. Ihre Gefühle fahren Achterbahn und ihre Unzufriedenheit mit der Beziehung zu Sven nimmt zu und Timo und Ela lassen ihre Freundschaft neu aufleben. Schnell wird klar, dass Beide immer noch Gefühle haben und diesmal fasst Ela auch allen Mut zusammen und gesteht ihm ihre Liebe. Doch kann sie die Angst vor dem Leben wirklich überwinden und kann Timo ihr vertrauen uns sich auf sie einlassen. Zu erfahren, dass auch sie schon vor 8 Jahren in ihn verliebt war und es aus Angst nicht gesagt hat, hat ihn tief getroffen und er weiß nicht, ob sie nicht wieder davonläuft, wenn es schwierig wird. Doch die Liebe zueinander ist stärker und Beide lassen sich darauf ein. Doch kann das Leben hat manchmal einen „schwarzen Humor“ und eine 2. Chance kann manchmal schneller enden als man hofft. Timo ist wieder schwer krank und niemand weiß, ob er es schaffen wird. Ela und Er geben sich gegenseitig Kraft und wollen für ihre Zukunft und Träume kämpfen. Sie haben sich so viel von der Zukunft erhofft – gemeinsames Haus, Kinder, viele glückliche Stunden – doch mit einem Schlag steht der Kampf um das Leben an sich im Vordergrunde. Kann die Liebe stark genug sein um die Krankheit zu besiegen und wird Ela wieder daran zerbrechen, sollte sie Timo ein zweites Mal verlieren. Kann Timo sie vielleicht auch so viel Selbstbewusstsein geben, dass sie sich selbst vertrauen kann und in ihrem Leben auch Risiken eingehen?

„Wenn es uns gegeben hätte“ ist eine toll Geschrieben Geschichte wie Gefühle auch über Jahre bestehen bleiben können und was man Alles verpasst, wenn man vor dem eigenen Leben Angst hat.

Bewertung vom 14.04.2021
Fritz und Emma
Leciejewski, Barbara

Fritz und Emma


ausgezeichnet

Der Roman „Fritz und Emma“ ist sehr gefühlvoll geschrieben und lässt den Leser in 2 Zeiten „leben“. Ein Wechsel zwischen der Geschichte rund um Fritz und Emma, sowie das Heute, wo das Pfarrerehepaar neu in der Gemeinde sind und dort ihr neues Zuhause erst einmal erkunden müssen. Der einfühlsame, bildhafte und flüssige Schreibstil sorgt dafür, dass sich der Leser in die Geschichten auf den beiden Zeitebenen hineinversetzen kann.

Marie ist die Frau von Pfarrer Jakob und als er seine Gemeinde wechselt muss sie mit. Jakob fühlt sich in dem Dorf Oberkirchbach sofort wohl und heimisch, doch Marie hat damit anfangs so ihre Probleme. Sie ist den Trubel der Stadt gewohnt und kann sich nur schwer an das Dorfleben gewöhnen. Doch da die 750-Jahrfeier des Dorfes ansteht, wird sie von der Gemeinde einfach bei der Organisation mit eingebunden und so gelingt es ihr auch einen besseren Draht zu den Bewohnern zu finden und das Stadtleben nicht mehr ganz so sehr zu vermissen.
Doch genau durch diese Organisationsarbeit kommt ihr die Geschichte von Fritz und Emma zu Ohren. Am selben Tag geboren und eigentlich nicht zu trennen, kam mit dem Krieg alles Anders als sich die Beiden erhofft haben und führte dazu, dass sie nun seit über 70 Jahren schon kein Wort mehr miteinander reden.
Marie ist eine Frau der Tat, trägt das Herz auf der Zunge und geht sehr freundlich mit ihren Mitmenschen um. Als sie von der Geschichte um die beiden Dorfältesten erfährt, will sie den Geschehnissen auf den Grund gehen und nichts unversucht lassen, um das Schweigen zwischen ihnen zu brechen. Doch kann eine außenstehende Person die Gefühle nachempfinden und nach über 70 Jahren für Annäherung sorgen.
Jakob ist gleich recht beliebt in der Gemeinde, denn er ist liebenswert, hilfsbereit und feinfühlig. Genau der richtige Pfarrer für eine Gemeinde mit so ereignisreicher Vergangenheit, wo die Bewohner manchmal auch etwas übergriffig/einnehmend sind.
Fritz ist durch seine Erfahrungen und Schicksalsschläge zu einem grummeligen, sturen alten Mann geworden. Er hat sich an die Einsamkeit gewöhnt und müsste viele Höhen und vorallem Tiefen durchleben.
Emma konnte man auch „Sturheit“ als zweiten Vornamen geben. Auch sie hat sich durch die Ereignisse des Krieges zu einer nicht allzu lebensfrohen alten Frau entwickelt, die mit der Gemeinde nicht viel zu tun haben mag.
Das ausgerechnet die Beiden die Dorfältesten sind und somit ausgezeichnet/geehrt werden sollen, lässt Marie keine andere Wahl als mit den Beiden in Kontakt zu treten und ihre Geschichte zu erfahren.

Ein wunderschöner Roman, der dem Leser mitten ins Herz trifft. Warmherzig, zauberhaft, aber auch bittersüß wird einem die Geschichte von Enttäuschung, Verlust, Schicksalsschlägen, alten Gefühlen, Hoffnung, einem Neuanfang und vor allem der Liebe geliefert.

Bewertung vom 14.04.2021
Die kleine Bücherei in der Church Lane
Lucas, Rachael

Die kleine Bücherei in der Church Lane


sehr gut

Wenn ein Zusammenbruch einen glücklichen Neuanfang einläutet

Das Cover passt sehr gut zur Geschichte, denn es zeigt die Hauptprotagonistin Lucy mit ihrem Hund Hamish. Es stahlt eine sommerliche Leichte aus und man fühlt sich direkt in das idyllische Dorfleben hineinversetzt.
Der Schreibstil ist bildhaft und flüssig, allerdings bleiben bei der Vielzahl von Charakteren einige davon doch etwas oberflächlich beschrieben. Ein kleines Dörfchen, seine teilweise eigensinnigen Bewohner und Lucy, da nach ihrem Zusammenbruch ein Ort der Stille sucht.

Der Roman richtet seine Blickwinkel auf zwei Geschehnisse aus. Da wäre zum einen Lucy. Als Lehrerin ist sie völlig ausgebrannt und will in dem Dörfchen endlich zur Ruhe kommen. Sie möchte sich wieder glücklich fühlen und neue Kraft für ihren Beruf tanken. Die kleine Bücherei soll ihr dabei helfen, vom Alltag abzuschalten und in andere Welten abzutauchen.
Und dann ist da noch Bunty, die etwas eigensinnige älter Dame, die keine Aufpasserin/Betreuerin im Haus haben mag. Ihre Geschichte rund um den zweiten Weltkrieg ist der andere Blickwinkel. Ihre Tagebucheinträge geben der Geschichte noch eine tiefere Ebene.

Lucy erwartet in dem Dorf Little Maudly nicht nur positiv gesinnte Menschen. Gerade Bunty ist skeptisch und will die aufgezwungene Hilfe nicht akzeptieren. Den die Bedingung der Cottage Vermieter ist es nämlich, dass Lucy sich hin und wieder um Bunty kümmert. Lucy und ihr Hund Hamish schaffen es aber doch relativ schnell, einen Draht zu ihr zu finden und so erfährt Lucy die Geschichten der älteren Dame.
Auch im Dorf kann Lucy nach und nach Freundschaften knüpfen und sich so gut in die Gemeinde eingewöhnen. Natürlich darf die Romantik nicht zu kurz kommen und so kreuzen sich auch die Wege von Lucy und Sam, da seine Tochter in Bunty eine Art Ersatzoma gefunden hat und somit immer wieder mal in der Nähe des Cottage ist.
Sie lernt schnell, dass in einem Dorf wie Little Maudly Trasch und Geschichten der Bewohner erfahren an der Tagesordnung stehen, doch da sie sowieso vor hatte über das Leben an der Heimatfront zu recherchieren kommt ihr die Gesprächigkeit der Bewohner sogar recht gelegen.

Dem Leser wird einmal mehr vor Augen gesetzt, wie schwierig die Zeiten des Krieges waren und wie wenig Zeit wir uns selbst für unser eigenes Wohlergehen nehmen. Wir sollten viel mehr im Hier und Jetzt leben und Dinge machen, die uns einfach guttun. Die Seele mal baumeln lassen und auch die kleinen Schönheiten des Lebens mehr Beachtung schenken.

Bewertung vom 14.04.2021
Nordwesttod / Soko St. Peter-Ording Bd.1
Jensen, Svea

Nordwesttod / Soko St. Peter-Ording Bd.1


sehr gut

Ein Familienclan und seine Geheimnisse

Das Buch hat 327 Seiten und ist in 63 Kapitel unterteilt. Es sind also zum Teil kurze Kapitel, die das Tempo der Geschichte gut hochhalten. Der Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen. Die Charaktere und auch die Umgebung wird bildhaft beschrieben, sodass man sich ein gutes Bild machen kann.

Die Hauptprotagonisten sind Hendrik Norberg und Anna Wagner.
Hendrik Norberg hat seine Frau verloren und um sich besser um seine beiden Söhne kümmern zu können, hat er sich in die Dienststelle von St-Peter-Ording versetzen lassen. Dort ist er allerdings fast etwas unterfordert, doch das ändert sich, als die Tochter von Hotelier Brechtmann verschwindet.
Anna Wagner arbeitet beim LKA und hat ebenfalls einen Verlust zu verarbeiten. Der Vermisstenfall führt sie nach St.-Peter-Ording. Sie ist tough und kann sehr gut mit Hendrik Norberg zusammenarbeiten und je länger der Fall andauert umso mehr beginnt sie das Leben an der Küste zu genießen.

Auf St.-Peter-Ording gibt es aber nicht nur den Fall rund um Nina Brecht, auch eine Fahrerflucht und Reifenstecher. Julia möchte unbedingt an dem Fall der Hotelierstochter dranbleiben und Hendrik gewährt ihr diese Freiheiten. Es wird schnell klar, dass die Familie Brechtmann sehr auf Profit aus ist und ihnen die Umweltschäden egal sind. Auch der Verlobte von Nina macht sich verdächtig, da er es nicht unbedingt so genau nimmt mit der Treue. Es bleibt lange unklar, ob sie überhaupt noch lebt und was hinter dem Ganzen steckt.
Nicht alle Kollegen sind ihrem neuen Chef Norberg positiv gesinnt und so muss sich Hendrik auch noch mit diesem Ärger belasten und kann nur froh sein, dass seine Schwiegermutter ihm mit den Söhnen so unter die Arme greift.
Wird Henrik und Julia es schaffen die Fälle aufzuklären oder bleibt etwas im Geheimen zurück?
Das Cover ist etwas düster gestaltet, was meiner Meinung nach gut zur Geschichte passt.

Ein fesselnder Fall der Soko St.-Peter-Ording, der dem Leser auch Lust auf weitere Fälle von Hendrik Norberg und Julia Wagner macht.

Bewertung vom 23.03.2021
Was wir sehen, wenn wir lieben
Moninger, Kristina

Was wir sehen, wenn wir lieben


ausgezeichnet

Glücklich werden und dafür ein Versprechen brechen

Der Schreibstil von Kristina Moninger ist bildhaft, flüssig und angenehm zu lesen. Die Kapitel haben eine angenehme Länge und man weiß genau, ob man sich in der Gegenwart von Teresa oder in der Vergangenheit bei Henry „aufhält“.
Das Cover ist sehr schön gestaltet, zumal der Buchtitel und die Vögel sich ein wenig restlichen Cover abheben.

Die Hauptprotagonistin ist Teresa Kempf. Sie lebt in München und bei einem Sturz verliert sie ihr Gedächtnis – statt 2019, wacht sie sozusagen in 2014 auf. Sie muss herausfinden, dass ihr Leben in 2019 ganz anders ist als 2014 und weiß einfach nicht warum. Sie hat doch ihren Job im Tattoo-Studio geliebt und hatte endlich Henry wieder getroffen. Und wo war ihre älteste Schwester Celine – warum besucht sie Teresa nicht im Krankenhaus?
In „Was wir sehen, wenn wir lieben“ wird der Leser auf eine Reise mitgenommen, in der Teresa nach dem Gedächtnisverlust auf die Suche nach ihrem eigenen Ich geht und versucht herauszufinden, was ihr im Leben wichtig ist. Doch sind die Dinge, die ihr so wichtig im Leben sind, mit dem Versprechen gegenüber ihrer Schwester vereinbar und muss man Versprechen manchmal brechen, um selbst sein Glück zu finden?
Teresas letzte Erinnerung ist das Wiedersehen mit Henry und das sich die Beiden auf ein Date verabredet haben. Nach dem Sturz muss sie erkennen, dass Henry anscheinend nichts mehr mit ihr zu tun haben will und dass sie die Affäre eines verheirateten Mannes es. Was muss in den 5 Jahren passiert sein, dass Henry nichts mehr mit ihr zu tun haben will?
Ihr Herz hat sie nach dem Sturz genau an den Tag wiederkehren lassen, der sie so glücklich gemacht hat und in dem sie einfach sie sein konnte. Sie bekommt die Chance die Ereignisse der letzten 5 Jahre zu ändern und ihr Leben noch einmal in völlig andere Bahnen zu lenken. Doch wird sie ihre zweite Chance nutzen und ihrem Herz nachgeben oder wird sie wieder ihrem Verstand und dem Versprechen folgen und dafür ihr Glück vergeben.

Ein tolles Buch, über Sehnsüchte, Selbstzweifel, Schwesterliebe, die Last von Versprechungen und dem Weg zum eigenen Glück. Sollte man viel öfter dem Herzen folgen und seinem eigenen Glück den Voran geben, auch wenn man dadurch vielleicht geliebte Menschen verletzen muss?

Bewertung vom 16.03.2021
Lockvogel
Prammer, Theresa

Lockvogel


sehr gut

Wer steckt hinter dem Mord

Theresa Prammers Schreibstil ist sehr angenehm und flüssig zu lesen. Die Spannung wird langsam aufgebaut und der Leser kommt nicht umhin, sich ständig zu fragen, wie die Fälle wohl zusammenhängen. Das Ende ist überraschend.

Die Hauptprotagonisten sind Antonia „Toni“ Lorenz, Detektiv Edgar Brehm und Sybille Steiner.

Toni ist eine Schauspielstudentin im ersten Jahr. Nachdem ihr Freund Felix sie Knall auf Fall verlassen hat und dabei ihr komplettes Geld mitgenommen hat, wendet sie sich an Brehm. Sie versucht ihn zu überzeugen, dass sie ihm in der Detektei helfen könnte und somit das Honorar abarbeiten will.

Edgar Brehm ist ehemaliger Polizist und steckt mit seiner Detektei in einigen finanziellen Problemen. Hinzu kommt, dass er gesundheitlich angeschlagen ist und sein Partner Kurt vor kurzem „verloren“ hat. Das hat ihn etwas mürrisch werden lassen, sodass er von dem Deal mit Toni nichts hält. Doch dann kommt Sybille Steinert in sein Büro und braucht seine Hilfe.

Sybille Steiner ist eine die Frau des erfolgreichen Regisseur Alexander Steiner. Einst ein unauffälliges junges Mädchen, ist sie nun als Society-Lady kaum wieder zu erkennen. Sie will, dss Brehm aufklärt, ob ihr Mann den Kellner auf der Party ermordet hat und ob die #MeToo-Vorwürfe zutreffen. Doch ist sie wirklich so ahnungslos?

Die Society-Party der Steiners endet mit einem bitteren Erwachen, als morgens die Leiche eines Kellners im Pool entdeckt wird. Doch wer hat ein Motiv ihn umzubringen. Er hatte sich eingeschlichen, um Steiner sein Drehbuch zu geben. Doch ist das Drehbuch über Umwege wirklich zu Alexander Steiner gekommen und worum ging es darin? Sybille Steiner bringt Brehm ein Notizbuch in die Detektei und behauptet, dass es vor einigen Tagen im Briefkasten lag und es sich um Anschuldigungen gegen ihren Mann geht. Sie möchte klären, ob diese #MeToo Anschuldigungen stimmen und er soll aufklären wer dahinter steckt. Toni lässt sich auf den Deal ein, kommt aber schnell an ihre Grenzen und wird beim Ermitteln erwischt. Brehm gibt ihr aber eine weitere Chance und seine Kontakte zur Polizei sind bei den Ermittlungen ebenfalls hilfreich. Er hat eine Frist von 3 Tagen bekommen, doch wird er in dieser kurzen Zeit wirklich die Vorwürfe gegen Steiner und den Mord aufklären können? Es kommen immer mehr Geheimnisse ans Licht und auf einmal ist nicht nur Alex Steiner, sondern auch Sybille Steiner verdächtig. Das Notizbuch wirft Fragen auf, denn die Schauspieler machen alle eine sehr zufriedenen Eindruck und können nichts schlechtes über Steiner berichten. Ist das Notizbuch nur fingiert oder was steckt wirklich dahinter? Toni kann sich an das Set schleichen und lernt auch Alexander Steiner kennen. Was wird ihr Eindruck sein und wird sie die #MeToo Anschuldigungen beweisen können? Wird sie ihn in einer Falle locken können? Und welche Rolle spielt Zoey, die Tochter der Steiners, in dem ganzen Fall? Sie hatte das Drehbuch an sich genommen und war bei der Gedenkfeier des Kellners aufgetaucht. Hat sie an dem Abend etwas beobachtet? Als Brehm und Toni der Wahrheit auf die Spur kommen, werden Risse im harmonischen Familienleben sichtbar...

Ein Kriminalroman, der sich mit den aktuellen #MeToo Vorwürfen beschäftigt und aufzeigt, wohin Scham, Feigheit und falsche Dankbarkeit in den Kreisen der Filmproduktion führen können. Ein Familienbild, das für die Presse geschönt wird, wo sich die Eheleute einfach alles zutrauen und über ihre Streitigkeiten ihre Tochter vergessen. Das Ermittler-Dou Brehm und Lorenz ergänzt sich sehr gut und kann der Wahrheit auf der Schliche kommen. Der Leser kann die fesselte Detektivarbeit des Duos miterleben, erfährt wie Geheimnisse Leben zerstören können und wird mit einigen Wendungen in dem Fall überrascht.