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Elchi130
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Essen

Bewertungen

Insgesamt 436 Bewertungen
Bewertung vom 20.05.2021
Tote ohne Namen / Alice Vega Bd.1
Luna, Louisa

Tote ohne Namen / Alice Vega Bd.1


sehr gut

Ich möchte mehr von Vega und Caplan

Die privaten Ermittler Alice Vega und Max Caplan unterstützen die Polizei von San Diego und das DEA, die amerikanische Drogenvollzugsbehörde, bei den Ermittlungen. Das Departement hat zwei tote, mexikanische Mädchen gefunden. Nichts deutet darauf hin, wer diese beiden Mädchen gewesen sind. Allerdings trägt eine von beiden einen Zettel bei sich, auf dem der Name Alice Vega steht. Wird es Vega und Caplan gelingen, das Rätsel um die beiden Toten zu lösen?

„Tote ohne Namen“ von Louisa Luna ist zwar auf Deutsch das erste Buch mit den beiden Ermittlern Vega und Caplan im amerikanischen Original ist es jedoch bereits der zweite Teil der Reihe. Das wird einem als Leserin des Buches auch schnell klar. Immer wieder wird Bezug auf einen alten Fall genommen, den die beiden privaten Ermittler zuvor gemeinsam gelöst haben. Auch habe ich eine Einführung der beiden Hauptfiguren vermisst. Über den Hintergrund von Max Caplan erfahren wir sogar zu Beginn etwas. Das Leben von Alice Vega bleibt jedoch komplett im Dunkeln. Auch im weiteren Verlauf des Buches erfahren wir nur wenig über die toughe, emotionslose, jedoch sehr intelligente Frau Vega. Die Beweggründe der weiblichen Hauptfigur sind für mich auch der einzige Punkt, bei dem ich mir mehr Informationen gewünscht hätte.

Louisa Luna hat bei ihren beiden Hauptcharakteren die genretypischen Geschlechterrollen getauscht. Max Caplan ist fürsorglich, alleinerziehender Vater einer fast erwachsenen Tochter, vorsichtig. Alice Vega ist unkonventionell, neigt zu Gewalt und zeigt selten Mitgefühl gegenüber den Personen, denen sie bei den Ermittlungen begegnet.

Die Atmosphäre des Buches hat mir sehr gut gefallen. Es ist eine harte, gnadenlose Welt, in die uns die Autorin in diesem Buch schickt. Überall lauert Gefahr, überall lauert der Tod. Die beiden Protagonisten stechen wiederholt in ein Wespennest und kommen geradeso mit dem Leben davon. Sehr gut gelungen ist auch, dass die Autorin sich auf das Wesentliche der Handlung konzentriert und diese nicht unnötig aufbläst. Dadurch gab es im Buch für mich keine Längen, was selten der Fall ist bei Krimis und Thrillern.

Wer mit dem Thema Kinderprostitution oder mit gewalttätigem Vorgehen von Privatdetektiven oder Polizisten Probleme hat, sollte dieses Buch nicht lesen. Mir hat es jedoch sehr gut gefallen. Ich mag diese Art Bücher. Es hat mich ein wenig an Autoren wie Elmore Leonard und Candice Fox erinnert. Zwar nicht so genial, aber was nicht ist, kann im weiteren Verlauf der Reihe ja noch werden. Zunächst wünsche ich mir nun erst einmal, dass der erste Teil übersetzt wird – und dann können gerne noch weitere Fälle von Vega und Cap folgen.

Bewertung vom 18.05.2021
Kissing in the Rain
Moran, Kelly

Kissing in the Rain


ausgezeichnet

Eine fast perfekte Liebesgeschichte

Camryn Covic verliert an einem Tag ihren Freund, ihren Job und ihre Wohnung. Da sie jedoch nicht ohne Freund auf der Hochzeit ihrer Schwester erscheinen kann, fragt sie Troy, den besten Freund ihres Bruders, ob er für die Zeit bis nach der Hochzeit ihren festen Freund spielt. Doch dieses Spiel löst in beiden Ungeahntes aus und schnell ist nichts mehr, wie es war…

Camryn Covic ist zu Beginn des Buches eine sehr beherrschte, analytische und stets ernste junge Frau, die überhaupt nicht zu der lauten, chaotischen Familie zu passen scheint, aus der sie stammt. Sie lebt in einer Welt aus strengen Regeln und Normen. Alles, was in ihrem Leben einen Platz findet, muss sie mit ihrer kühlen Logik erfassen können. Cam hat studiert, war im Job sehr diszipliniert und sie wählt die Männer danach aus, wie gut sie zu ihr passen – vom Intellekt, Aussehen und beruflichen Zielen.

Troy ist so ziemlich das Gegenteil von Cam. Er ist Handwerker. Wie eine Biene von Blüte zu Blüte, fliegt Troy von Frau zu Frau, ist sehr Spaß orientiert und genießt das Leben in vollen Zügen. Er kennt Camryn schon seit seiner Kindheit, seitdem er als Pflegekind in die Familie Covic gekommen war. Doch schnell stellt er fest, dass die Cam von heute nichts mehr mit der Cam seiner Erinnerung gemein hat. Daher beschließt er, die alte, fröhliche Camryn wieder hervorzulocken. Zu Beginn setzt er alles daran, um dieser ernsten, stets beherrschten Frau, ein Lächeln zu entlocken.

Troy ist eine tolle männliche Hauptfigur. Er ist sehr empathisch, stets fröhlich, macht sich viele Gedanken um die Menschen in seinem Umfeld und wünscht sich, einfach nur zu jemandem zu gehören. Er hat viele tolle Ideen, um die alte Camryn wieder zum Leben zu erwecken, um ihre Lebensfreude wieder zu entfachen. Leider denkt er jedoch immer wieder, dass er, der einfache Arbeiter, der überaus intelligenten Cam nichts zu bieten hat. Das ist zu Beginn noch ganz niedlich, doch irgendwann möchte man ihm nur noch in den Hintern treten, damit er einfach einmal alles auf eine Karte setzt.

Camryn dagegen war für mich als Leserin schon ein größeres Problem. War mir die Figur zu Beginn von „Kissing in the rain“ einfach fremd, so war ich begeistert von ihrer Entwicklung. Kelly Moran hat es wirklich sehr gut geschafft, aus der stets kontrollierten, ernsten Frau, nach und nach eine weichere, immer noch sehr intelligente, lebenslustige Person zu formen. Als Leserin konnte ich die Veränderungen regelrecht spüren und mich daran erfreuen. Doch die Komplexe, die die weibliche Hauptfigur Männern gegenüber hat, nervte mit der Zeit. Sehr gerne hätte ich auch Cam zwischendurch kräftig geschüttelt, weil sie sich so dämlich und nervig verhält. Und immer, wenn ich dachte, jetzt hat es doch endlich „Klick“ bei ihr gemacht, hat sie auch schon wieder den Rückwärtsgang eingelegt und scheiterte an sich selbst. Viel zu lange hatte ich das Gefühl, dass wir uns im Kreis drehen.

Der Schreibstil der Autorin ist romantisch, gefühlvoll, doch auch voller Humor. Sie entwirft auch in den Nebenfiguren Menschen, die einem ans Herz wachsen. Alles in allem ein schönes Buch.

Total begeistert bin ich von der Sprecherin des Hörbuchs, Christiane Marx. Sie hat die Geschichte nicht einfach gelesen, sie hat sie gelebt. Ihre Stimme passte super zum Alter und Umfeld der Figuren. Zudem hat sie sowohl die weiblichen, als auch die männlichen Personen glaubhaft interpretiert. Die Entwicklung der weiblichen Hauptfigur hat sie sehr überzeugend dargelegt. Wirkte Cam zu Beginn spröde, ernst, unnahbar durch die Darstellung von Christiane Marx, so wurde sie mit der Zeit lebendiger, leichter, liebenswerter und temperamentvoller. Ich bin mir nicht sicher, ob ich „Kissing in the rain“ als Buch genauso genossen hätte, wie das Hörbuch. Es hat eine Sogwirkung auf mich ausgeübt und ich musste der Hörbuchsprecherin einfach lauschen, wie sie mir die Geschichte erzählt und konnte erst stoppen, als ich das Ende des Romans e

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.05.2021
Du kannst kein Zufall sein
Bailey, James

Du kannst kein Zufall sein


weniger gut

Nicht mein Fall

Als Josh seiner Freundin Silvester einen Heiratsantrag macht und sie ablehnt, verliert er auf einen Schlag seine Freundin, seine Wohnung und seine Arbeit. Da er der Ansicht ist, in den letzten Jahren oft die falschen Entscheidungen getroffen zu haben, lässt er nun für das kommende Jahr eine Münze die Entscheidungen für ihn in seinem Leben treffen. Eines Tages trifft er die Frau seiner Träume. Doch im Trubel eines Marathons verliert er sie sofort wieder. Nun versucht er seine Traumfrau mit Hilfe der Münze und seiner Freunde wiederzufinden…

Leider konnte mich das Buch als Leserin überhaupt nicht erreichen. Josh ist pessimistisch, antriebslos und ein Loser. Wir begleiten ihn mit Hilfe seines inneren Monologes durch das Buch. Was wir dabei erfahren wirkt oft gewollt witzig. Doch gerade dadurch ist es überhaupt nicht lustig für mich. Die meisten Situationen, in denen wir Josh erleben, sind Fremdschämen pur.

Die wenigen Szenen, die in meinen Augen gelungen sind, haben mit der Frau seiner Träume oder der Suche nach dieser Frau zu tun. In diesen Momenten wirkt Josh, bis auf wenige Ausnahmen, nahezu normal auf mich.

Wiederholt habe ich überlegt, ob ich das Buch abbreche. Im Endeffekt habe ich mich bis zum Ende durchgequält. Daher kann ich für das Buch leider keine Leseempfehlung geben. Die Zeit kann man schöner mit einem besseren Buch verbringen.

Bewertung vom 14.05.2021
Trust My Heart / Golden Campus Bd.1
Payne, Lyla

Trust My Heart / Golden Campus Bd.1


ausgezeichnet

Ganz nach meinem Geschmack

Die Zwillinge Felix und Noah James müssen sich, nach dem plötzlichen Unfalltod ihrer Eltern, um die jüngere Schwester Sophie kümmern. Da eine entfernte Tante gerne das Sorgerecht für Sophie hätte, engagieren sie May als Nanny, die sich nach der Schule und am Wochenende um die kleine Schwester kümmern soll. Doch nicht nur Sophie schließt May schnell in ihr Herz, auch Felix hält sich auffällig oft in der Nähe der beiden Mädchen auf...

Okay, ich muss gestehen, ich habe eine Schwäche für die Kombination aus dem privilegierten, reichen Jungen und der armen Außenseiterin. Immer wieder stelle ich fest, dass gerade diese Liebesgeschichten mir besonders viel Freude bereiten und ich sie sehr gerne lese.

Hier mag ich sehr, dass wir die Geschichte sowohl aus der Sicht von May als auch aus der von Felix lesen. Das macht mir Felix wesentlich schneller sympathisch als es sonst der Fall gewesen wäre. Nach dem Unfalltod der Eltern, lenkt Felix sich mit Hilfe von Alkohol und schnellem Sex von seiner Trauer ab. Ein Mädchen, wie die zwar hübsche, aber unprivilegierte May wäre ihm gar nicht aufgefallen, wenn sie ihn nicht aus einer schwierigen Situation mit seiner kleinen Schwester gerettet hätte. Und May hat viel größere Sorgen in ihrem Leben als den Bad Boy Felix James. Ihre Großmutter ist überraschend gestorben. Wenn sie nicht zurück zu ihrer drogenabhängigen Mutter und deren übergriffigen Partner will, muss sie sich vorzeitig für mündig erklären lassen. Doch wie soll das klappen, wenn sie kaum genügend Geld fürs Essen hat. Da kommt ihr das Angebot von Felix James gerade recht, auf seine Schwester Sophie aufzupassen. Zumal sie das trauernde Mädchen sofort ins Herz geschlossen hat.

Die Geschichte weist die typischen Unwägbarkeiten einer klassischen Märchen-Romanze zwischen Cinderella und dem Prinzen auf. Es gibt ein wenig Auf und Ab und natürlich auch die große Krise. Da ich die Figuren jedoch sehr mochte, haben mich die Klischees nicht gestört, sondern sie haben eher zu meinem Lesegenuss beigetragen. Nun freue ich mich schon auf die Geschichten von Felix Zwillingsbruder Noah, Jo, der besten Freundin von May, sowie von Riley, dem nettesten Mädchen aus der Clique von Felix und Noah.

Bewertung vom 08.05.2021
Zwischen zwei Herzschlägen
Carter, Eva

Zwischen zwei Herzschlägen


sehr gut

Kein Wohlfühl-Liebesroman

Kerry feiert Silvester 1999 mit ihrem besten Freund Tim am Strand von Brighton. Plötzlich bricht ihr - ebenfalls anwesender - Schwarm, der Fußballstar Joel zusammen. Sie leistet Erste Hilfe und rettet ihm so das Leben. Die Drei sind dadurch miteinander verbunden und ihre Leben und ihre Beziehungen zueinander habe sich für immer verändert…

Ich hatte mir unter dem Buch aufgrund des Covers und des Kurzinhalts etwas ganz anderes vorgestellt. Gerechnet hatte ich mit einer schönen Liebesgeschichte, einem Wohlfühlroman, mit dem ich ein paar schöne Stunden auf dem Sofa verbringe.

Doch genau das ist dieses Buch nicht. Daher habe ich mich sehr lange beim Lesen damit schwergetan. „Zwischen zwei Herzschlägen“ von Eva Carter ist ein ernstes Buch, das das Leben sehr realistisch abbildet. Zudem geht es um ernste Themen. Es geht um Drogensucht, Krankheit, Tod, um gescheiterte Beziehungen.

Zu Beginn war ich ziemlich begeistert von dem Buch. Kerry ist eine ziemlich nüchterne Person, die weiß, was sie will und versucht, das auch zu bekommen. Wenn das Leben etwas Anderes mit ihr vor hat, passt sie sich an und macht das Beste aus ihrer Situation.

Die Beziehungen der Personen wirkten auf mich sehr lange oberflächlich, weil wir immer nur kurze Einblicke erhalten und das Ganze oft mehr aus der Ferne betrachten. Insgesamt fühlte ich mich während der ersten Hälfte der Erzählung sehr distanziert vom Geschehen. Ich bin davon ausgegangen, in viel intensivere Szenen geführt zu werden und die Emotionen der Menschen nachempfinden zu können. Doch das war oft leider nicht der Fall.

Zudem hätte ich gerne gewusst, dass das Thema Drogensucht einen großen Raum im Roman einnimmt. Das Thema finde ich, genauso wie Alkoholismus, schwer zu verdauen und lese nicht sonderlich gerne in Büchern darüber.

Sehr gut gefallen hat mir, dass wir das Geschehen aus der Sicht von allen drei Figuren erzählt bekommen. So erhalten wir nach und nach einen Einblick, wo Kerry, Tim und Joel in ihrem Leben stehen. Auch haben wir dadurch oft Wissen, welches die anderen Personen nicht haben. Das hat dann leider auch dazu geführt, dass ich besonders Kerry ab und an gerne geschüttelt hätte. Sie ist oft verbohrt und stur. Damit steht sie sich und ihrem eigenen Glück immer wieder im Weg.

Je weiter ich in die Geschichte eingetaucht bin, desto mehr habe ich mich mit der Story ausgesöhnt, bis sie mir schließlich gut gefallen hat. Wahrscheinlich hätte ich das gesamte Buch freudiger gelesen, wenn ich gewusst hätte, worauf ich mich einlasse. Insgesamt bin ich froh, dass ich den Roman gelesen habe.

Bewertung vom 02.05.2021
Fly & Forget / Soho-Love Bd.1
Tramountani, Nena

Fly & Forget / Soho-Love Bd.1


sehr gut

Die Figuren waren mir oft zu sprunghaft

Olivia und Noah sind schon ewig beste Freunde. Doch in der Nacht des Abschlussballs passiert etwas, was Noah dazu veranlasst, den Kontakt zu Olivia abzubrechen. Für Liv bricht eine Welt zusammen. Doch drei Jahre später, als Olivia nach einem WG-Zimmer sucht, steht Noah plötzlich wieder vor ihr…

Die Geschichte von Olivia und Noah war zum Teil süß, witzig, gefühlvoll und schön zu lesen. Doch insgesamt sind die beiden von einem Drama ins nächste geschliddert. Dabei haben mich besonders die ausgeprägten Stimmungsschwankungen von Noah gestört. Aber auch Livs Art, jedem Konflikt aus dem Weg zu gehen, wichtige Dinge zu verschweigen oder bewusst zu lügen, war sehr anstrengend. Die Handlungen der beiden wirkten daher oft sprunghaft und nicht nachvollziehbar. Schade, denn dadurch wurde einem schönen Liebesroman viel Potential genommen.

Direkt zu Beginn des Buches lernt Olivia zwei tolle junge Frauen kennen, die schnell ihre besten Freundinnen werden. Briony und Matilda wohnen in der WG, in die Liv einzieht, zusammen mit Livs Kindheitsfreund Noah. Die beiden Mädels sind einfach toll. Schräg, humorvoll, empathisch, immer da, wenn Liv eine Freundin braucht. Und genau diese Dreierfreundschaft hat das Buch auch immer wieder gerettet. Die drei Frauen miteinander zu erleben, hat einfach Spaß gemacht. Das waren für mich die schönsten Momente des Buches.
Die Autorin Nena Tramountani hat in dem Buch ein paar gute Ideen. Die Umsetzung erschien mir jedoch teilweise halbherzig. So soll Liv für die Unizeitung einen Artikel mit dem Thema „Wie bekehre ich einen Bad Boy“ schreiben. Die Idee hat mir gefallen, sie ist jedoch immer wieder in den Hintergrund getreten, weil die Autorin den Fokus auf andere Details der Geschichte gelegt hat. Das fand ich sehr schade, denn dadurch hatte ich mehrfach den Eindruck, die Story ist nicht ganz Fleisch und nicht ganz Fisch.

Mittlerweile bin ich keine Freundin detaillierter Sexszenen mehr. Hier gibt es zum Glück wenige, die sich auch von der Länge her im Rahmen halten. Die erste ist zudem für die Dynamik des Buches wichtig. Daher konnte ich mit diesen Szenen leben.

Trotz meiner Kritikpunkte, hat mir das Lesen von „Fly & Forget“ Spaß gemacht. Der Schreibstil ist gut und flott. Das Buch hat keine Längen. Die WG, ihre Bewohnerinnen und die Dynamik untereinander waren so toll, dass man richtig Lust bekommt, selbst in eine WG zu ziehen. Und ich muss nun unbedingt wissen, wie es im nächsten Teil mit Olivia, Briony, Matilda, Noah und Anthony weitergeht…

Bewertung vom 28.04.2021
Der Verdacht
Audrain, Ashley

Der Verdacht


gut

Den Inhalt konnte ich oft nur schwer ertragen.

Blythe stammt von einer Linie ab, die von schwierigen Mutter-Tochter-Beziehungen geprägt ist. Und auch als Blythe Mutter wird, ist die Beziehung zwischen ihr und ihrer Tochter Violet alles andere als unkompliziert. Blythe fragt sich, ob sie nicht zur Mutter taugt, da dies bei ihrer Mutter und Großmutter auch schon der Fall war. Oder liegt es an ihrer Tochter, die sie nicht leiden kann oder die sogar von Grund auf böse ist?

Die Grundstimmung des Buches „Der Verdacht“ ist so niederdrückend, dass ich oft Atembeklemmungen hatte. Die Situation, in der Blythe steckt, scheint so ausweglos und deprimierend, dass ich als Leserin das oft kaum ertragen konnte. Die Autorin Ashley Audrain erzählt das Leben von Blythe aus deren Sicht in der Vergangenheitsform. Blythe schreibt ein Buch an ihren Mann Fox, welches die Ereignisse aus ihrer Sicht schildert. Dadurch entsteht oft eine sehr bedrohliche und beklemmende Atmosphäre und es lauert oft das Gefühl von Gefahr und Angst im Hintergrund. Zumal wir als Leser wissen, dass die Familiengeschichte keine Story mit Happy End bietet, in der Mutter, Vater und Kind glücklich gemeinsam in den Sonnenuntergang gehen werden.

Während des Lesens von „Der Verdacht“ fragte ich mich immer wieder, wer das eigentliche Problem in der Familie hat bzw. ist. Liegt es an Blythe? Hat sie eine Störung? Ist sie als Mutter tatsächlich ungeeignet? Liegt es an ihrer Tochter Violet? Stimmt mit ihr etwas nicht? Ist sie tatsächlich böse? Und welchen Anteil hat Fox, der Ehemann von Blythe und Vater von Violet, am Geschehen?

Das Ende fand ich enttäuschend. Ich habe mit einem großen, lauten Knall gerechnet. Denn darauf lief es für mich hinaus. Doch der ist ausgeblieben. So hat mich die Geschichte unzufrieden zurückgelassen.

Als Leserin sollte man sich bewusst sein, dass dieses Buch jede Menge schwierige Gefühle bietet und diese durchaus auch in einem selbst entstehen lässt. Es ist kein Buch, mit dem man ein paar schöne Stunden auf dem Sofa verbringen kann. Für mich war das beklemmende Gefühl, das ich oft kaum ertragen konnte, fast allzeit präsent.

Bewertung vom 25.04.2021
Teufelsberg / Kommissar Wolf Heller Bd.2
Kellerhoff, Lutz W.;Kellerhoff, Lutz Wilhelm

Teufelsberg / Kommissar Wolf Heller Bd.2


gut

Hat mich nur zum Teil überzeugt

1969, Westberlin: Die Frau eines jüdischen Richters wird ermordet. Das Fatale daran ist, dass sie unter Polizeischutz stand. Doch Kommissar Wolf Heller war 17 Minuten lang abgelenkt, entscheidende 17 Minuten…

Die Autoren Lutz, Wilhelm und Kellerhoff schaffen es in ihrem Kriminalroman „Teufelsberg“ sehr gut, die Stimmung der damaligen Zeit einzufangen. Linksradikale Studenten, Drogen, freie Liebe haben sie ebenso lebensecht vermittelt, wie die Obrigkeitshörigkeit der Behörden, die Spionage und den Kalten Krieg. Super herausgearbeitet haben sie dabei das Frauenbild der damaligen Linken, den politisch bestehenden Judenhass und die Ablehnung jeglicher Polizei. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, in die damalige Zeit einzutauchen und die Ideen, Konflikte und das Weltbild mitzuerleben.

Die Ermittlungen im Kriminalfall konnten mich jedoch nicht ganz überzeugen. Zu sprunghaft ist mir hier das Geschehen. Steht zu Beginn des Buches der Mord an der Frau eines jüdischen Richters, sieht sich die Polizei bald einem Frauenmörder gegenüber, der jeden 20. eines Monats eine Frau sexuell nötigt und umbringt. Von diesem Tatbestand aus machen die Autoren einen Spagat zum Bau einer Bombe, Linksradikalen und Spionen. Das war mir einfach zu viel. Ein klassischer Kriminalfall wäre hier mehr gewesen. Doch stattdessen hüpfen wir von Thema zu Thema. Die Übergänge werden alle logisch erklärt und sind auch schlüssig, lassen mich jedoch unzufrieden zurück. Durch die Verschiebung einer Mordermittlung zu einer Terrorermittlung ist für mich sehr viel Spannung verloren gegangen.

Die Figuren wurden sehr unterschiedlich gezeichnet. Der Spion und die Halbschwester von Kommissar Heller habe ich als sehr sprunghaft und wankelmütig empfunden. Als Leserin wusste ich nie, was ich als nächstes von ihnen erwarten darf. Heller war für mich ein Lichtblick. Er nimmt seine Arbeit sehr ernst, hält sich nicht an Anordnungen, wenn er diese als Obrigkeitshörigkeit empfindet und diese seine Arbeit behindern. Er ist ein liebevoller Ehemann, der seiner krebskranken Frau beisteht. Paula, Hellers Ehefrau, habe ich ebenso als positive Figur wahrgenommen. Sie versucht das Beste aus ihrer Erkrankung zu machen und verbreitet immer wieder Optimismus. Dabei sieht sie der Krankheit jedoch immer ins Gesicht und versucht sich auf alle Eventualitäten einzustellen. Ein starker Charakter, der Mut macht!

Das Buch bietet sowohl Stärken als auch Schwächen auf. Da es mir sehr gut gefallen hat, wie das Flair der damaligen Zeit atmosphärisch dicht vermittelt wurde, bin ich gespannt auf die weitere Entwicklung der Reihe.

Bewertung vom 18.04.2021
Jaffa Road
Speck, Daniel

Jaffa Road


ausgezeichnet

Ein großer Roman, der ein wenig Zeit braucht, bis er einen packt

Der Autor, Daniel Speck, schildert die Entstehung des Staats Israel aus der Sicht zweier Parteien. Da ist Joelle, sie ist mit Moritz und ihrer Mutter übers Meer gekommen, um hier in dem neu zu gründenden Staat eine Heimat zu finden. Es soll ein Ort entstehen, der den Juden in aller Welt ein Zuhause bietet. Und dann ist da Amal, sie wird die dritte Liebe von Moritz. Sie ist christliche Palästinenserin und wird aus ihrer Heimat Jaffa vertrieben. Sie wird heimatlos, damit dieser neue Staat entstehen kann.

Es hat sehr lange gedauert, bis ich mich in die Geschichte eingelesen hatte. Das lag vor allem daran, dass mir die Figuren so fremd geblieben sind. Ich konnte einfach keine Nähe bzw. kein Gefühl zu ihnen aufbauen. Doch nach etwa 200 Seiten hatte mich der Konflikt der Erzählung gefangen. Die Errichtung des Staates Israel aus der Sicht von Juden, die hoffen, hier endlich in Sicherheit und Frieden leben zu können und eine Heimat zu finden. Und dann das Geschehen aus der Sicht der Vertriebenen, der Palästinenser, die durch einen Eroberungskrieg ihre Heimat verlieren und kein Zuhause mehr haben. Sie können nirgendwo hin und verstehen nicht, warum ihr Staat plötzlich nicht mehr existiert. Dazu kommt, dass ich als Deutsche zwischen den Stühlen sitze und mich immer wieder gefragt habe, inwieweit ich mir ein Urteil erlauben darf, wer hier der Gute und wer der Böse ist. Denn hat Deutschland nicht einen großen Anteil daran, dass es zu dieser Situation gekommen ist?

Die Geschichte spielt auf zwei Zeitebenen. Da ist die Erzählung in der Vergangenheit. Hier wird die Geschichte von Moritz, Yasmina und Amal erzählt. Doch ein Strang spielt in der Gegenwart. Moritz ist gestorben und seine Nachkommen treffen aufeinander. Da ist Nina, seine Enkelin aus der Beziehung zu einer deutschen Frau. Dann Joelle, aus der Ehe mit seiner jüdischen Frau Yasmina. Und Elias, sein Sohn mit Amal. Diese drei treffen aufeinander, wollen teilweise verstehen, was Moritz bewegt hat. Doch da steht auch die Unversöhnbarkeit zwischen Juden und Palästinensern im Raum. Dazu gesellt sich Eifersucht und Unverständnis, warum der Großvater bzw. Vater gegangen ist. Diese Konstellation treibt das Geschehen immer wieder voran, vor allem getrieben von Nina, die die beiden Geschwister nach dem Leben ihrer Eltern fragt und sich die Geschichten aus der Vergangenheit erzählen lässt. Zudem strebt Nina die Versöhnung der drei Nachkommen an.

Ist mir die Hauptfigur, Moritz Reincke alias Maurice Sarfati, zu Beginn des Buches fremd und erscheint er mir distanziert, so schleicht er sich im Laufe des Buches, Seite um Seite in mein Herz. Dieser warmherzige, fürsorgliche, hilfsbereite, treue Mann, der stets den tragischen Helden zu verkörpern scheint. So gerne würde ich ihm beistehen, ihn an die Hand nehmen, um ihm den richtigen Weg zu weisen.

Der Autor hat die Gabe, uns mit jeder Seite der Geschichte mitfühlen zu lassen. Es gibt nicht die Guten oder die Bösen. Jede Gruppe hat ihre guten und ihre bösen Facetten. Ich konnte die Handlungen und Motive von allen Gruppierungen gut nachvollziehen, ihre Gefühle, Träume, Wünsche und doch konnte bzw. musste ich mich für keine Seite entscheiden. Es gibt nicht viele Autoren, die das so gut hinbekommen.

Ein toller Roman, der mit jeder Seite süchtiger macht und deshalb eine klare Leseempfehlung von meiner Seite erhält.

Bewertung vom 15.04.2021
Der ehemalige Sohn
Filipenko, Sasha

Der ehemalige Sohn


gut

Ein wichtiges Buch, das mich nicht immer erreichen konnte

Franzisk, kurz Zisk genannt, wächst in Belarus auf. Als Teenager hat er einen schweren Unfall und liegt für fast 10 Jahre im Koma. Während dieser Zeit kümmert seine Großmutter liebevoll um ihn und versucht alles, um ihn aus dem Koma zu erwecken. Als er schließlich aufwacht, hat sich sein privates Umfeld natürlich gewandelt, doch im Land gibt es kaum Änderungen…

Sasha Filipenko lässt uns an einer Geschichte, die in seiner Heimat spielt, teilhaben. Zu dieser grauen, tristen und gefühlskalten Welt habe ich beim Lesen leider kaum Zugang gefunden. Ich kam mir vor, als ob ich das Geschehen durch eine Plexiglasscheibe beobachte. Zu sehr unterscheidet sich diese Welt von meiner Wirklichkeit.

Die Figuren, wie z.B. die Ärzte, sind in ihrer schonungslosen Offenheit sehr grausam. Ich merkte, wie ich vor Empörung und Entsetzen beim Lesen nach Luft geschnappt habe, weil ich gerne eingeschritten wäre. Vielen Figuren fehlte es an Mitgefühl und Sensibilität. Vielmehr waren sie abgestumpft und stets auf ihren eigenen Vorteil bedacht.

Das Unglück, welches dazu führt, dass die Hauptfigur Franzisk, kurz Zisk, ins Koma fällt, hat der Autor sehr eindrücklich geschildert. Sowohl die Grausamkeit des Geschehens, aber auch die Dynamik und Arglosigkeit der Menge, werden sehr plastisch geschildert. Eine tolle Szene!

Sehr eindrucksvoll führt uns der Autor die politischen Verhältnisse des Landes vor Augen. Dazu bedient er sich häufig der Ironie oder wird sarkastisch. Doch zum Teil lässt er uns auch schonungslos an der Machtausübung des Diktators teilhaben. Dies waren für mich neben der Schilderung des Unglücks die stärksten Szenen des Buches.

Der Autor Sasha Filipenko und seine Bücher sind für sein Land sicherlich sehr wichtig. Ich bewundere seinen Mut, mit dem er die Zustände in Belarus anprangert. Leider konnte mich die Geschichte jedoch oft nicht überzeugen, da ich die Distanz zu den Figuren und ihrem Handeln nicht überbrücken konnte. Dadurch stand ich den Figuren und ihrem Schicksal letztendlich gleichgültig gegenüber. Doch genau dieses Miterleben, Mitleiden und Mitfiebern macht einen guten Roman für mich aus.