Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
dorli
Wohnort: 
Berlin
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 896 Bewertungen
Bewertung vom 20.03.2018
Der Preis des Todes
Eckert, Horst

Der Preis des Todes


ausgezeichnet

Düsseldorf/Berlin im September. Sarah Wolf - Journalistin und Moderatorin einer Polit-Talkshow - ist seit einigen Wochen mit dem Staatssekretär Christian Wagner liiert. Als Christian von den Medien als Lobbyist des Krankenhausbetreibers Samax AG angeprangert wird, hält Sarah zu ihm. Wenige Tage später wird Christian erhängt in seiner Berliner Wohnung aufgefunden. Die Polizei vermutet Selbstmord. Doch Sarah glaubt nicht an einen Suizid und beginnt nachzuforschen…

Bereits ein paar Tage zuvor wurde am Unterbacher See in Düsseldorf die Leiche der 27-jährigen Johanna Kling entdeckt. Johanna war Referentin für eine international agierende Hilfsorganisation und hatte Mitte Juni eine Dienstreise nach Dadaab/Kenia in das weltgrößte Flüchtlingslager unternommen. Kurz nach ihrer Rückkehr hat sie sich in Berlin mit Christian Wagner getroffen und galt seit Ende Juni als vermisst…

Horst Eckert ist dafür bekannt, dass er sich in seinen Thrillern mit politischen Aspekten befasst, die hochaktuell sind. Auch in „Der Preis des Todes“ stellt der Autor äußerst brisante Themen in den Mittelpunkt - es geht um Korruption, um Lobbyismus und um miese Geschäftemacherei auf Kosten von Hilfsbedürftigen. Außerdem kann der Leser einen Blick hinter die Kulissen der Fernsehwelt werfen und den permanenten Kampf um die Zuschauergunst und das knallharte Gerangel um Quoten und Verträge miterleben.

Horst Eckert versteht es mit seinem angenehm zu lesenden Schreibstil ganz ausgezeichnet, die Spannung schon nach wenigen Seiten auf ein enorm hohes Level zu katapultieren. Der Thriller wird mitreißend erzählt und besticht vor allen Dingen durch die gekonnte Verknüpfung von Fiktion und Realität - dass der Autor die Hintergründe intensiv recherchiert hat und über eine gute Kenntnis der Fakten verfügt, merkt man dem Roman auf jeder einzelnen Seiten an.

Sarah Wolf versucht, die blutigen Machenschaften eines kriminellen Netzwerks aufzudecken und bekommt dabei deren Skrupellosigkeit und Brutalität am eigenen Leib zu spüren. Horst Eckert konfrontiert seine Protagonistin immer wieder mit neuen Ereignissen und Herausforderungen und hält das Geschehen so für den Leser lebhaft und interessant. Zahleiche im Handlungsverlauf auftauchende Fragen laden dabei zum Miträtseln und Mitgrübeln über Zusammenhänge und Hintergründe ein.

„Der Preis des Todes“ hat mich durchweg begeistert – ein abwechslungsreicher, gut durchdachter Thriller, der mit seiner authentischen Handlung zu überzeugen weiß und mir ein paar äußerst spannende Lesestunden beschert hat.

Bewertung vom 06.03.2018
Das Geheimnis des Glasbläsers
Dorweiler, Ralf H.

Das Geheimnis des Glasbläsers


ausgezeichnet

Rom, 1452. Anlässlich seiner Vermählung mit der portugiesischen Königstochter Eleonore bekommt Friedrich III. ein besonderes Geschenk des Dogen von Venedig überreicht – Gläser, die so klar sind, als bestünden sie aus fest gewordenem Gebirgswasser.

Friedrich will die von den Venezianern streng geheim gehaltene Rezeptur für dieses Kristallglas und fordert, seinen besten Glasbläser mit dem Auftrag auszusenden, sich bei dem berühmten Glasmacher Angelo Barovier einzuschleichen und das Geheimnis aufzudecken.

Die Wahl fällt auf den jungen Simon Glaser. Simon ist zwar sehr talentiert, aber auch ein Tunichtgut und Träumer, der nur Flausen im Kopf hat und von seinem Herrn, dem Waldvogt von Hauenstein, nicht ohne Hintergedanken für diese Aufgabe ausgewählt wird.

Zur Seite gestellt bekommt Simon für die gefährliche Reise weder einen erfahren Ritter noch ein edles Ross, sondern den als dümmlich geltenden Scherbensammler Ulf und dessen Esel Lilli. Wenn auch widerwillig, zieht Simon mit seinen Begleitern los, ohne zu ahnen, dass diese Reise ereignisreicher und abenteuerlicher werden soll, als er es sich je hätte träumen lassen…

In seinem historischen Roman „Das Geheimnis des Glasbläsers“ entführt Ralf H. Dorweiler den Leser mitten hinein in das ausgehende Mittelalter und wartet mit einer gut ausbalancierten Mischung aus Historie, Abenteuer, Spannung und Romantik auf.

Ralf H. Dorweiler erzählt sehr unterhaltsam, die Beschreibungen und Schilderungen sind detailreich und farbenfroh. Jede Szene wirkt lebendig und ist fesselnd, so dass ich ruckzuck mittendrin im Geschehen war. Ich konnte mir sowohl die Handlungsorte wie auch die vorherrschenden Gegebenheiten bestens vorstellen und zudem prima mit den Akteuren mitfiebern.

Der Autor schont seine Helden während ihrer abenteuerlichen Wanderschaft nicht, sondern lässt sie fast alles erleben, was sich eben Mitte des 15. Jahrhunderts erleben lässt. Einmal abgesehen von ihrem eigentlichen Auftrag, die geheime Zusammensetzung des Cristallos auszuspionieren, begegnen die beiden Gauklern, Banditen und Piraten, müssen viel Kraft bei der Überquerung der Alpen lassen, kommen mit der Pest in Kontakt, jagen einem Serienmörder hinterher und landen schließlich im Schlachtengetümmel zwischen Osmanen und Byzantinern in Konstantinopel.

Die Akteure bekommen allesamt schnell ein Gesicht, sie wirken echt, sind ausdrucksstark und haben Persönlichkeit, sie zeigen Emotionen und handeln entsprechend ihren Eigenheiten. Es war äußerst spannend, ihre Wege zu verfolgen und es hat Spaß gemacht, ihr Miteinander und Gegeneinander zu beobachten.
Besonders gut gefallen hat mir, dass die Figuren im Verlauf der Handlung eine Entwicklung durchmachen. Sie wachsen an ihren zahlreichen Erlebnissen und besonders Simon lernt aus seinen Fehlern und Niederlagen.

„Das Geheimnis des Glasbläsers“ hat mich rundum begeistert – eine sehr gelungene Verknüpfung von historischen Fakten, Spannung und Unterhaltung, die mit viel Pep und Schwung erzählt wird und mir kurzweilige Lesestunden beschert hat.

Bewertung vom 05.03.2018
Sturm
Laub, Uwe

Sturm


ausgezeichnet

Berlin im September. Daniel Bender verfolgt im Olympiastadion ein Hertha-Spiel, als ein wie aus dem Nichts auftauchender Tornado das Stadion verwüstet und zahlreiche Tote und Verletzte hinterlässt…

In der Nähe von Hannover findet ein Festumzug durch einen schlagartig einsetzenden Hagelsturm ein jähes Ende. Zahlreiche Menschen werden von den faustgroßen Eisklumpen schwer verletzt – auch Laura Wagners Sohn Robin wird von einem Brocken am Kopf getroffen. Die Schrecken dieses Tages sind für Laura allerdings erst der Beginn eines furchtbaren Albtraums…

Auch in anderen Teilen der Welt hat man mit plötzlich auftretenden, unerklärlichen Wetterphänomenen zu kämpfen. Der Permafrostboden in Jakutsk taut innerhalb weniger Stunden auf. Und in Australien sinkt der Wasserpegel eines Sees über Nacht um mehr als 15 Meter…

Uwe Laub versteht es mit seinem angenehm zu lesenden Schreibstil ganz hervorragend, die Spannung in diesem Wissenschaftsthriller schon nach wenigen Seiten auf ein enorm hohes Level zu katapultieren. Die Geschichte wird mitreißend erzählt und entwickelt dabei einen Sog, dem man sich als Leser nicht entziehen kann.

Das Wetter ist in den letzten Jahren immer extremer geworden. Nach dem Lesen von „Sturm“ fragt man sich, ob es sich bei diesen immer häufiger auftretenden Wetterkapriolen und Naturkatastrophen ausschließlich um übellaunige Entgleisungen der Natur handelt, oder ob da nicht doch kriminelle Mächte ihre Finger im Spiel haben könnten.

Besonders gut gefallen hat mir, dass Uwe Laub die wissenschaftlichen Aspekte und technischen Details sehr anschaulich und auch für Laien verständlich erläutert, so dass man alles auch ohne einschlägige Kenntnisse bestens nachvollziehen kann. Es gelingt dem Autor zudem ganz ausgezeichnet, die Grenze zwischen tatsächlich stattfindenden, legalen Wettermanipulationen und Science-Fiction verschwimmen zu lassen, so dass man als Leser ständig grübelt, was heutzutage wirklich möglich ist.

„Sturm“ hat mich durchweg begeistert – ein abwechslungsreicher, gut durchdachter Thriller, der mich von der ersten bis zur letzen Seite fest im Griff gehabt hat. Absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 02.03.2018
Das Licht scheint in die Finsternis
Franke, Thomas

Das Licht scheint in die Finsternis


ausgezeichnet

Berlin. Jonathan Brendel ist Inhaber einer kleinen Agentur. Finanziell geht es ihm mehr schlecht als recht – da kommt eine unerwartet hohe Erbschaft wie gerufen. Doch seine Mutter hat in ihrem Testament eine Bedingung gestellt: Jonathan kann das Erbe nur gemeinsam mit seinem Bruder Maik antreten. Doch Maik ist seit 15 Jahren spurlos verschwunden…

Ein viele Jahre zurückliegendes Erlebnis hält Krankenschwester Mara immer noch gefangen. Ein schreckliches Unrecht ist damals geschehen und hat ihre Seele in Ketten gelegt. Als ein Schwerverletzter in die Notaufnahme eingeliefert wird, trifft die Erinnerung an die Ereignisse sie mit voller Wucht…

Hauptkommissar Thorsten Boddien ist auf der Jagd nach dem gefürchteten Unterweltboss El Niño. Boddien hat sich einen raffinierten Plan ausgedacht, um den untergetauchten Verbrecher festsetzen zu können…

Ein weiterer Handlungsstrang spielt auf einer anderen Ebene. Man befindet sich in einer Festung mitten in einer Wüste. Die Atmosphäre in der Festung ist trostlos, eine dunkle Bedrohung schwebt über allem. Hier lernt man Sokjan kennen. Sokjan hat sein Gedächtnis verloren. Er versteht nicht, warum er sich an diesem verlassenen Ort befindet und macht sich auf die Suche nach Antworten. Dafür muss er verschlungene, ihn immer wieder verwirrende Wege gehen. Sokjan erlebt während seiner Suche einen Kampf zwischen Gut und Böse, zwischen Hell und Dunkel, zwischen Licht und Finsternis – und muss schließlich eine Entscheidung treffen…

In „Das Licht scheint in die Finsternis“ erzählt Thomas Franke eine spannende Geschichte von einem verlorenen Sohn. Es geht in diesem Buch um Sünde, um Schuld und Vergebung und um die Kraft des Glaubens.

Der Roman hat mich von der ersten Seite an fest im Griff gehabt. Thomas Franke hat einen sehr mitreißenden Schreibstil. Die Beschreibungen sind intensiv, die Schilderungen durchweg bildhaft und die Figuren allesamt ausdrucksstark. Die Geschichte ist nicht nur fesselnd wie ein Krimi, sondern auch äußerst gefühlvoll und tiefgründig. Sowohl die Ereignisse rund um Jonathan und Mara wie auch die Vorkommnisse in der Festung haben mich mit den Akteuren mitfiebern lassen und mich am Ende tief beeindruckt zurückgelassen. Ein großartiges Leseerlebnis.

Bewertung vom 27.02.2018
Das dunkle Netz / Mark Becker Bd.2
Stolzenburg, Silvia

Das dunkle Netz / Mark Becker Bd.2


ausgezeichnet

Stuttgart. Kai Jäger, Mitarbeiter einer Security-Firma, kopiert heimlich brisante Daten aus dem Firmennetzwerk. Es gelingt ihm, mit dem gestohlenen Beweismaterial zu entkommen, er bleibt jedoch nervös und angespannt – zu Recht, wie er schon bald zu spüren bekommen soll. Bevor seine Verfolger ihn schnappen können, gelingt es Kai, seinem ehemaligen Kameraden Mark Becker eine Nachricht auf dessen Mobilbox zu hinterlassen und einen an Mark adressierten Umschlag mit einem USB-Stick in den Briefkasten zu werfen…

Wenige Tage später werden Oberkommissarin Lisa Schäfer und ihre Kollegen zu einem Tatort gerufen. In einem Waldstück wurde eine verkohlte Leiche gefunden – schon nach kurzer Zeit steht fest, dass es sich bei dem Toten um Kai Jäger handelt…

„Das dunkle Netz“ ist der zweite Fall für das Ermittlerduo Mark Becker und Lisa Schäfer, der Thriller ist aber auch ohne Kenntnis des ersten Bandes bestens verständlich.

Silvia Stolzenburg versteht es ausgezeichnet, die Spannung schon nach wenigen Seiten auf ein hohes Level zu katapultieren. Der Thriller wird mitreißend erzählt und besticht vor allen Dingen durch temporeiche Handlung und rasante Action.

Mark, eigentlich Feldjäger bei der Bundeswehr, lässt sich vom Dienst freistellen und wird - sehr zum Unmut von Lisa - als Berater zu den polizeilichen Ermittlungen hinzugezogen. Mark hält nicht viel davon, Anweisungen und Vorschriften zu befolgen, wenn es darum geht, einen kniffligen Fall zu lösen. Er unternimmt riskante Alleingänge und zögert auch nicht, seine Freunde in waghalsige Unternehmungen zu verwickeln. Äußerst gefährlich für Mark und für seine Mitstreiter, für den Leser allerdings sind gerade diese dramatischen Aktionen besonders spannend.

„Das dunkle Netz“ hat mir sehr gut gefallen – ein actionreicher Thriller, der mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt hat.

Bewertung vom 27.02.2018
Tod im Hopfengarten
Bálly, Alexander

Tod im Hopfengarten


ausgezeichnet

Wolnzach. Eduard Rummetshofer hat von seinem Schwiegersohn ein originelles Geburtstagsgeschenk bekommen – einen Rundflug mit einem Segelflugzeug. Nach anfänglichen Bedenken genießt der Jubilar den Blick auf seine Heimat aus der ungewohnten Perspektive. Das Abenteuer erhält noch eine Zugabe: mangels Aufwind endet der Flug mit einer Außenlandung auf einer Wiese. Damit nicht genug, als Eddi sich an den Rand der Wiese begibt, um dort zu pinkeln, entdeckt er eine bereits skelettierte Leiche…

Die Kripo Ingolstadt rückt an. Da Hauptkommissar Karl Konrad sich gerade mit mehreren Fällen von Kirchendiebstahl herumärgert, übernimmt sein Kollege Lukas Stimpfle die Mordermittlungen. Von Ludwig Wimmer und Anna noch keine Spur. Doch Konrad kennt seine Pappenheimer - um die Hobbydetektive von eigenen Nachforschungen im Mordfall abzulenken, bittet der Hauptkommissar die beiden, ihn bei den Diebstahlermittlungen zu unterstützen…

„Tod im Hopfengarten“ ist bereits der vierte Fall für den Metzgermeister im Ruhestand Ludwig Wimmer und seine clevere, mittlerweile 15-jährige Enkelin Anna, dieser Krimi ist aber auch ohne Kenntnis der vorherigen Bände bestens verständlich.

Alexander Bálly hat einen angenehm zu lesenden, sehr unterhaltsamen Schreibstil. Der Autor wartet auch in diesem Band wieder mit einer großen Portion Wortwitz und reichlich Situationskomik auf, der Humor ist dabei frisch und natürlich und wirkt zu keiner Zeit aufgesetzt. Schon nach wenigen Seiten ist man mittendrin im Geschehen und kann prima mit den Akteuren mitfiebern und miträtseln.

Wimmer und Anna sind ein lebhaftes Ermittlerduo – die beiden haben mich mit der Art, wie sie die Dinge anpacken, einmal mehr rundum überzeugt. Sie haben ihre besonderen Methoden und nutzen ihre ganz eigenen Quellen für Informationen, um dem Täter auf die Spur zu kommen. Es macht einfach Spaß, die beiden zu begleiten und ihnen bei ihren Ermittlungen über die Schultern zu schauen.

Punkten kann Alexander Bálly auch mit einer großen Portion Lokalkolorit. Dank der detailreichen Beschreibungen konnte ich mir die Schauplätze in und um Wolnzach sehr gut vorstellen. Die Besonderheiten des beschaulichen Landstriches werden hervorgehoben, die lokalen Begebenheiten und auch die Eigenarten der Einheimischen fließen in die Handlung ein. Besonders begeistert haben mich die Dialoge, die zu einem großen Teil in Mundart - bayrisch, schwäbisch und fränkisch - geschrieben sind und dem Regionalkrimi damit nicht nur Authentizität, sondern auch zusätzlichen Schwung verleihen.

Das Lesen und Mitermitteln hat wieder großen Spaß gemacht - „Tod im Hopfengarten“ ist ein humorvoller, gut durchdachter Krimi, der von der ersten bis zur letzten Seite kurzweilige, spannende Unterhaltung bietet.

Bewertung vom 26.02.2018
Die Kathedrale des Lichts
Laurin, Ruben

Die Kathedrale des Lichts


ausgezeichnet

In seinem historischen Roman „Die Kathedrale des Lichts“ entführt Ruben Laurin den Leser in das 13. Jahrhundert nach Magdeburg und wartet mit einer gut ausbalancierten Mischung aus Historie, Spannung und Romantik auf. Dreh- und Angelpunkt des Geschehens ist die Bauphase des Doms in den Jahren 1227 bis 1236.

Ruben Laurin hat einen angenehm flott zu lesenden Schreibstil. Dank der detailreichen Schilderungen ist man ruckzuck mittendrin im Geschehen und lernt nicht nur das Arbeiten und Leben in einer Bauhütte kennen, sondern nimmt vor allen Dingen sehr intensiv an dem vielfältigen Miteinander und Gegeneinander der ganz unterschiedlichen Akteure teil.

Helena folgt ihrem Vater, dem arbeitswütigen Baumeister Bohnsack, von Maulbronn nach Magdeburg, obwohl sie lieber in der Nähe des Grabes ihrer Mutter geblieben wäre. Die junge Frau bekommt es im Verlauf der Handlung gleich mit mehreren Verehrern zu tun:
Sie lernt den aus Dänemark stammenden Ansgar von Lund kennen, einen Ritter und Frauenheld, der eine Menge Charme versprüht. Außerdem trifft sie auf Moritz, einen jungen Wenden. Moritz musste in seinem Leben schon viel Leid und Unrecht erfahren. Er hat großes Talent und mausert sich zu einen hervorragenden Bildhauer und Steinmetz. Und Helena begegnet Gotthart von Saint Leonard, einem Bildhauer und Edelmann aus Paris, der nichts Gutes im Schilde führt und sich als sadistischer Fiesling entpuppt.
Neben den zahlreichen fiktiven Figuren betreten auch ein paar historische Persönlichkeiten die Bühne. Zu ihnen gehört zum Beispiel Mechthild von Magdeburg. Mechthild wirkt zerbrechlich, verfügt jedoch über eine besondere innere Stärke und ist intelligent und einfühlsam. Sie hat Visionen, die ihr das Misstrauen ihrer Mitmenschen und ständige Anfeindungen einbringen.
Auch alle anderen Akteure werden anschaulich dargestellt. Jeder Einzelne spielt die ihm zugedachte Rolle ausgezeichnet und bereichert mit seinen Eigenarten das Geschehen.

Besonders gut gefallen haben mir die beiden Unterbrechungen in der Handlung, in denen die im Prolog begonnene Legende vom Heiligen Mauritius weitererzählt wird. Der Heilige Mauritius wurde bereits durch Otto den Großen zum Patron des Magdeburger Doms bestimmt. Im Domchor kann man eine Skulptur des Heiligen besichtigen, die ihn als dunkelhäutigen Ritter darstellt – im Roman ein Werk von Moritz.

„Die Kathedrale des Lichts“ hat mir sehr gut gefallen – der spannend erzählte Mix aus Fakten rund um den Bau des Magdeburger Doms und fiktiver Handlung hat mir ein paar kurzweilige Lesestunden beschert.

Bewertung vom 13.02.2018
Black-Angel-Chroniken - Im Zeichen des schwarzen Engels
Orlando, Kristen

Black-Angel-Chroniken - Im Zeichen des schwarzen Engels


ausgezeichnet

Die 17-jährige Reagan Elizabeth Hillis ist anders als andere Jugendliche – Reagan lebt ein Leben zwischen normalem Teenager-Alltag und knallharter Geheimdienstausbildung. Seit ihrem vierten Lebensjahr wird sie auf ihre Zukunft als Black-Angel-Agentin vorbereitet. Die Black Angels sind eine Spezialeinheit, die Leben retten, Geisel befreien oder auch Terrorpläne abwehren. Eine aufregende, interessante Aufgabe, für die Reagan täglich intensiv Kampf- und Selbstverteidigungstechniken trainiert und den Umgang mit den unterschiedlichsten Waffen lernt. Obwohl ihr offiziell an ihrem 18. Geburtstag die Wahl zwischen einem normalen Studium und einer Ausbildung zur Agentin zugestanden wird, sieht die Realität anders aus. Denn auch Reagans Eltern sind Black Angels und es ist Tradition, dass Kinder von Black Angels in die Fußstapfen ihrer Eltern treten.

Kristen Orlando beginnt dieses Jugendbuch mit einem spannenden Prolog, in dem man sich ein Bild davon machen kann, was Reagan erwartet, wenn sie den Weg einschlägt, der ihr seit ihrer Geburt vorbestimmt ist. Ständig von Gefahren umgeben sein. Täglich mit der Angst leben, dass die sorgfältig aufgebaute Tarnung auffliegt. Häufig die Identität wechseln. Immer wieder neue Freunde suchen und diese dann auch noch belügen müssen. Da ist es kein Wunder, dass Reagan Zweifel bekommt, ob dieser Weg das ist, was sie wirklich will. Besonders jetzt, wo sie das Teenager-Dasein in vollen Zügen genießt und zum ersten Mal verliebt ist…

Kristen Orlando hat einen angenehm zu lesenden, sehr fesselnden Schreibstil, so dass ich schnell mittendrin im Geschehen war und schon nach kurzer Zeit das Gefühl hatte, mit allen Akteuren gut vertraut zu sein.

Man kann sehr gut mit Ich-Erzählerin Reagan mitfühlen - es gelingt der Autorin ganz hervorragend, dem Leser Reagans Zwiespalt zwischen Pflichterfüllung und Realisierung ihrer persönlichen Ziele und Wünsche zu vermitteln, so dass man durchweg gespannt mitfiebert, für welchen Weg Reagan sich entscheiden wird.

Darüber hinaus ist dieser Roman auch eine rasante, actionreiche Geschichte, die besonders im zweien Teil des Buches richtig Fahrt aufnimmt und immer dramatischer wird. Hier kann bzw. muss Reagan dann alles zeigen, was sie bisher gelernt hat.

Kristen Orlando lässt diesen Auftaktband ihrer Black-Angel-Reihe ganz anders enden, als ich es erwartet habe, so dass ich jetzt schon gespannt bin, wie es für die Akteure im nächsten Band weitergehen wird.

„Black-Angel-Chroniken - Im Zeichen des schwarzen Engels“ hat mir sehr gut gefallen – eine mitreißende, actionreiche Agentengeschichte, in der auch der typische Highschool-Alltag nicht zu kurz kommt.

Bewertung vom 12.02.2018
Stumme Wut / DCI Matilda Darke Bd.1
Wood, Michael

Stumme Wut / DCI Matilda Darke Bd.1


sehr gut

Sheffield/South Yorkshire. Nach dem Tod ihres Mannes und einem Fall mit einer gescheiterten Lösegeldübergabe hatten schwere Depressionen Matilda Darke monatelang fest im Griff. Jetzt will sie in ihren Job als Leiterin der Mordkommission zurückkehren, doch der Wiedereinstieg verläuft nicht ganz so glatt, wie Matilda es sich vorgestellt hat.

Während ihr Stellvertreter DCI Ben Hales weiterhin die aktuellen Fälle bearbeitet, soll Matilda sich um einen alten Fall kümmern – das Harkness-Massaker. Der nie aufgeklärte Doppelmord an Miranda und Stefan Harkness jährt sich zum zwanzigsten Mal und wird zum Anlass für die Wiederaufnahme des Falls genommen.

Matilda macht sich daran, die alten Akten zu studieren und stolpert dabei über ein Buch des Journalisten Charlie Johnson, der über ein auffälliges Detailwissen über den Harkness-Fall und die dazugehörigen Ermittlungen verfügt.

Besonders unter dem Attentat gelitten hat der damals 11-jährige Jonathan, der sich zur Tatzeit im Haus befand und alles mit ansehen musste. Jonathan - durch das schreckliche Erlebnis für lange Zeit verstummt - hat sich nie zu dem Erlebnis geäußert und ist zu einem Einzelgänger geworden.
Sein älterer Bruder Matthew war an dem Abend des Mordes bei einem Freund und blieb danach für mehrere Tage verschwunden.

Während Matilda Jonathan zu den damaligen Ereignissen befragt und versucht, den unbekannt verzogenen Matthew aufzuspüren, wird in Sheffields Innenstadt ein Toter gefunden. DCI Hales übernimmt diesen Fall, doch schon bald entdeckt Matilda Verbindungen zum Harkness-Fall und mischt sich, sehr zum Unmut des Kollegen, in dessen Ermittlungen ein…

„Stumme Wut“ ist der Auftakt zu einer neuen Krimi-Reihe rund um Detective Chief Inspector Matilda Darke, wiedererstarkte Chefin der Mordkommission Sheffield.

Michael Wood versteht es ausgezeichnet, den Leser in seinen Bann zu ziehen. Schnell ist man mittendrin im Geschehen und erlebt nicht nur die Ermittlungen, sondern auch die persönlichen Probleme sowie das Miteinander und besonders das Gegeneinander der Protagonisten hautnah mit.

Der Kriminalfall ist knifflig und bleibt durch einige unerwartete Ereignisse bis zum Schluss spannend. Geschickt lenkt der Autor den Blick des Lesers dabei in unterschiedliche Richtungen, so dass man prima über Motive, Zusammenhänge und Täter miträtseln und mitgrübeln kann.

Sehr gut gefallen hat mir die Darstellung der Akteure. Sowohl Haupt- wie auch Nebenfiguren bekommen schnell ein Gesicht und handeln entsprechend ihren Eigenheiten. Besonders Matildas langsames Zurückfinden zu alter Stärke wird gelungen präsentiert. Sie scheint zunächst mit der Situation überfordert, hat Schuldgefühle und Panikattacken, flüchtet immer wieder in den Alkohol und kämpft sich dennoch mit Hilfe ihrer guten Freundin Adele nach und nach zurück in die Spur.

„Stumme Wut“ hat mir gut gefallen, mich aber nicht gänzlich überzeugt – ich hadere ein wenig mit der Auflösung, die nicht ganz so einleuchtend und nachvollziehbar ist, wie ich sie mir für einen Krimi wünsche.

Bewertung vom 07.02.2018
Schlüssel 17 / Tom Babylon Bd.1
Raabe, Marc

Schlüssel 17 / Tom Babylon Bd.1


ausgezeichnet

Berlin, September 2017. Ex-Bischöfin und Dompredigerin Brigitte Riss wurde brutal ermordet. Ihre Leiche hat der Täter auf bizarre Weise zur Schau gestellt: Die Pfarrerin hängt in 15 Metern Höhe in der Kuppel des Berliner Doms, eine Augenbinde verdeckt ihre leeren Augenhöhlen, über die ausgestreckten Arme spannt sich das Pfarrgewand zu schwarzen Flügeln. Um den Hals trägt die Tote einen Schlüssel, der in Oberkommissar Tom Babylon umgehend schmerzhafte Erinnerungen wachruft, denn seine Schwester Viola ist vor 19 Jahren mit eben diesem Schlüssel spurlos verschwunden…

Stahnsdorf, Juli 1998. Der 14-jährige Tom trifft sich wie so oft mit seiner Clique auf einer stillgelegten Eisenbahnbrücke über dem Teltowkanal. Nach einem Mutprobe-Sprung von der Brücke ins Wasser entdecken die Jugendlichen am Grund des Kanals eine Leiche. Neben dem Toten liegt ein nummerierter Schlüssel, den Tom an sich nimmt. Die Überlegung, den Schlüssel zu behalten, um sein Geheimnis zu ergründen, spaltet die Gruppe. Sie beschließen daher, eine Nacht darüber zu schlafen, den Toten erst am nächsten Tag der Polizei zu melden und dann gegebenenfalls auch den Schlüssel abzugeben. Dass ihr Zögern weitreichende Folgen haben wird, ahnen die Fünf zu diesem Zeitpunkt nicht…

Neben den aktuellen Ermittlungen und den Rückblenden in die 1990er Jahre gibt es noch einen weiteren Handlungsstrang, in dem man Klara Winter kennenlernt. Klara lebt schon seit vielen Jahren in einer psychiatrischen Privatklinik in Kladow und hat eine tiefe Abneigung gegen die Zahl 17…

„Schlüssel 17“ ist der Auftakt zu einer neuen Thriller-Reihe rund um den LKA-Ermittler Tom Babylon und die Psychologin Sita Johanns, die als externe Gutacherin die polizeilichen Ermittler unterstützt.

Marc Raabe versteht es ausgezeichnet, die Spannung schon nach wenigen Seiten auf ein hohes Level zu katapultieren. Der Thriller wird mitreißend erzählt und entwickelt dabei einen Sog, dem man sich als Leser nicht entziehen kann.

Der Kriminalfall ist knifflig und mit einigen Wendungen und Überraschungen gespickt.
Immer neue Fakten und Ereignisse halten das Geschehen lebendig und haben mir genauso wie die zahlreichen im Handlungsverlauf auftauchenden Fragen viel Platz zum Miträtseln über Zusammenhänge und Hintergründe, mögliche Motive und die Identität des Täters gegeben.

Die Figuren werden interessant und vielschichtig präsentiert. Die beiden Hauptakteure haben Ecken und Kanten und lassen sich von niemandem an die Leine legen. Nicht nur Tom hat während der Ermittlungen mit Dämonen aus der Vergangenheit zu kämpfen, auch Sita trägt Altlasten mit sich herum, die ihr immer noch zu schaffen machen. Die Begeisterung über die angeordnete Zusammenarbeit hält sich sowohl bei Tom wie auch bei Sita zunächst in Grenzen, doch die beiden raufen sich im Verlauf der Handlung zusammen und werden schließlich zu einem guten Team.

„Schlüssel 17“ hat mich durchweg begeistert – ein abwechslungsreicher, gut durchdachter Thriller, der mit einer fesselnden Handlung und ausdrucksstarken Figuren punkten kann und mir ein paar äußerst spannende Lesestunden beschert hat.