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Lesezauber_Zeilenreise
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Eggenstein-Leopoldshafen
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Buchnerd durch und durch

Bewertungen

Insgesamt 758 Bewertungen
Bewertung vom 02.06.2023
Der Mordclub von Shaftesbury - Ein Herz und eine tote Seele / Penelope St. James ermittelt Bd.2
Winston, Emily

Der Mordclub von Shaftesbury - Ein Herz und eine tote Seele / Penelope St. James ermittelt Bd.2


sehr gut

Ein Dieb, ein angsteinflößender Rabe und der Mord am Pfarrer


Pneleope lebt nun schon einige Monate im dem Dörfchen Shaftesbury und hat sich ganz gut damit arrangiert, dass die Dorfbewohner glauben, sie sei eine verdeckt arbeitende Ermittlerin des MI5. Denn sie übernimmt gerne die kleinen Fälle, die ihr anvertraut werden. Neuerdings verschwinden Wertsachen aus den Häusern der Dorfgemeinschaft, verantwortlich dafür machen die Leute einen Raben, der ein wenig aggressiv daherkommt. Penelope bezweifelt das, auch wenn sie sich ansonsten mit Tieren so gar nicht anfreunden kann. Als sie eines Tages den Pfarrer in der Kirche in einer Blutlache liegend tot vorfindet, ändern sich ihre Prioritäten und sie versucht, den Mörder zu finden. Nebenbei muss sie auch noch eine Hochzeit arrangieren, ihre Partnervermittlungsagentur betreiben, die Dorfbewohner davon überzeugen, dass die neuen Bewohner von Highgrove Hall (eine ehem. Rockband) keineswegs direkt aus dem Kittchen kommen und sich auch noch Freiräume für die noch junge Beziehung zu Tierarzt Sam freischaufeln. Ach ja, dann ist da auch noch die Sache mit dem Geld, das plötzlich bei einigen Leuten vor der Haustüre liegt. Nicht nur ein Dieb, ein Mörder und ein nervender Rabe treiben also ihr Unwesen in Shaftesbury, sondern auch noch ein geheimnisvoller Wohltäter. Penelope hat alle Hände voll zu tun.

Nachdem ich Band 1 regelrecht inhaliert habe, kann mich auch Band 2 sehr gut amüsieren. Er knüpft zeitlich ein paar wenige Monate nach dem ersten Buch an und ich habe es sehr genossen, die alten Bekannten auch hier wieder vorzufinden plus ein paar neue, sehr interessante Charaktere (Mensch und Tier) obendrein. Der Schreibstil gefällt mir unheimlich gut, weil er so leicht zu lesen, so lebendig und bildhaft ist. Ich liebe das Flair, das mir aus dem Buch förmlich entgegenspringt. Das Dorfleben, die Cottages, die englische Landschaft, die teils skurrilschrägen, aber immer so liebenswerten Leute. Ein Buch zum Eintauchen und Wohlfühlen. Aber auch zum Miträtseln. Ich wusste bzw. ahnte dann zwar etwa ab der Hälfte, wer die Taten begangen hat, jedoch nicht warum und wie. Von daher war die Auflösung für mich trotzdem schön. Ja, natürlich ist es teilweise ein bisschen weit hergeholt, wenn Penelope wieder mal bereitwillig Auskunft von der Polizei erhält oder sogar bei der Inventur des Diebesguts mit einbezogen bzw. eine Hauptaufgabe erhält. Und auch wenn sie bei ihren Besuchen beim Bischoff in London von diesem einfach so umfassende Auskünfte erhält. Aber egal, das tut der Story keinen Abbruch, ich mag sie trotzdem sehr. Ich freue mich auf die Fortsetzung. Ein toller CosyCrime zum Wohlfühlen, Schmunzeln, Lachen und Miträtseln. 4/5 Sterne.

Bewertung vom 01.06.2023
Der Mordclub von Shaftesbury - Eine Tote bleibt selten allein / Penelope St. James ermittelt Bd.1
Winston, Emily

Der Mordclub von Shaftesbury - Eine Tote bleibt selten allein / Penelope St. James ermittelt Bd.1


ausgezeichnet

Stadtpflanze verschlägt es aufs Land und stolpert prompt in einen Mordfall


Penelope mag keine Tiere und kann kein Blut sehen. Sie ist eine modebewusste Stadtpflanze und ist daher wenig erfreut, als ihr Chef sie in das ländliche Shaftesbury schickt, um dort eine Zweigstelle der Londoner Partnervermittlungsagentur zu eröffnen. Die Dorfbewohner vermuten, Penelope sei eine Agentin des MI5 und daher spannen sie sie direkt ein, den hinterhältigen Menschen zu schnappen, der im ganzen Dorf die Samen der heimtückischen Ackerwinde verstreut. Nun gut, eine Agentin ist sie zwar nicht, dennoch hilft sie gerne. Zumal wegen fehlender Möbel, fehlendem Internetanschluss und irgendwie fehlendem Alles sowie gerade nicht viel zu arbeiten ist. Eines Tages findet Penelope dann beim Joggen einen verletzten Hund und einige Meter weiter das dazugehörige Frauchen. Beide wurden von einem Auto angefahren und zum Sterben liegen gelassen. Hund überlebt, Frauchen nicht und Penelope vermutet eine Absicht dahinter, keinen Unfall. Gemeinsam mit dem Tierarzt Sam und weiteren Dorfbewohnern versucht Penelope, beide Fälle zu lösen und stößt auf dunkle und gefährliche Geheimnisse.

Ich weiß gar nicht, was genau ich erwartet habe, aber das was ich bekommen habe, ganz sicher nicht. Das Buch ist ein echter Lesespaß und ich habe es nur so verschlungen. Wie die Autorin das Dorfleben, die Landschaft, die Menschen beschreibt, löst Kopfkino und Fernweh aus und macht einem ein heimeliges Wohlfühlgefühl in der Brust. Ich bin ein bisschen an die Serie Agatha Raisin erinnert, wenn die jemand kennt? Und die hat mir schon super gefallen. Penelope, Sam, dessen 8jährige Tochter Lilly und alle anderen für die Story wichtigen Dorfbewohner (menschliche wie auch tierische) sind einmalig und sehr detailreich beschrieben! Mit Macken, mit Ecken und Kanten, mit all ihren Liebenswürdigkeiten und Schelmereien. Ich mag sie alle und ertappte mich dabei, beim Lesen fast ständig ein dümmliches Grinsen im Gesicht zu haben. Einfach, weil es so schön ist in Shaftesbury. Trotz Mord und dunklen Geheimnissen. Wie Penelope und Sam sich so langsam näher kommen ist allerliebst, aber niemals kitschig, eher sehr lustig und trotzdem herzerwärmend. Lilly, die sehr kluge Tochter von Wittwer Sam bringt mich immer wieder zum Lachen Dank ihrer frechen, aber liebenswerten und sehr sympathischen Art. Leider war das Buch viel zu schnell zu Ende. Was für ein Glück, dass ich schon die Fortsetzung bei mir habe. Ich muss unbedingt gleich wieder nach Shaftesbury reisen und all die Figuren dort wieder treffen.

Wer very british Wohlfühl-Krimis mit liebenswerten und oftmals schrägen Figuren, dem typischen Cottage-Feeling und einer ordentlichen Portion Humor und Witz mag, wird den Mordclub von Shaftesbury lieben. Ich tue es, daher natürlich 5/5 Sterne.

Bewertung vom 31.05.2023
Lady Hardcastle und der tote Reporter / Lady Hardcastle Bd.5
Kinsey, T E

Lady Hardcastle und der tote Reporter / Lady Hardcastle Bd.5


ausgezeichnet

Ein toter Reporter, ein paar Suffragetten und verschiedene Verdächtige


Beim Kampf um die Rechte der Frauen geht es schon mal heiß her. Doch als jetzt ein Haus samt darin befindlichem Reporter abgefackelt und ein Bekennerschreiben der Suffragetten gefunden wird ist für die Polizei schnell klar, wer die Täterin ist: Lizzie Worrell, eine der Aktivistinnen. Doch Lady Bickle, eine der führenden Köpfe der Suffragetten, glaubt felsenfest an Lizzies Unschuld und bittet Lady Hardcastle und deren Zofe Flo Armstrong um Aufklärung des Falles. Das lassen sich die beiden nicht zweimal sagen und schon stecken sie mittendrin in einem aufregenden Fall, der neben dem Dechiffrieren von Geheimbotschaften, dem Befragen hochgeschätzter Männer der Gesellschaft, dem einen oder anderen Nachmittagstee samt Brandy auch eine Menge Gefahr und aufregende Wendungen beinhaltet. Und irgendwie hat auch noch chilenisches Gold damit zu tun.

Ich fiebere der jeweils nächsten Veröffentlichung dieser Reihe ja schon immer entgegen und kann von diesem wunderbar humorvollen Wohlfühlkrimi, der Anfang des 20. Jahrhunderts in England spielt, nicht genug kriegen. Auch jetzt schafft es der Autor wieder, die Dialoge spritzig und witzig, die Figuren lebendig und greifbar und das Setting bildhaft zu beschreiben. Ganz im Vordergrund stehen wie immer Lady Hardcastle und ihre Zofe Flo, deren Verhältnis in der damaligen Zeit alles andere als schicklich ist, sind sie doch die allerbesten Freundinnen und pfeifen auf jeden Klassenunterschied. Mit Hirn und Fäusten frotzeln sie sich wieder durch den Fall, immer eine kesse Bemerkung auf den Lippen mit einem ganz speziellen, eigenen Humor, der voll auf meiner Wellenlänge liegt. Neben den beiden treffe ich aber auch weitere alte Bekannte wie die Farley-Strouds (sehr gute Freunde von Lady Hardcastle), Inspector Sunderland und Dinah Caudle (Reporterin und einstige Widersacherin, jetzt Verbündete wider Willen) und noch einige andere und auch das Pub darf ich wieder besuchen. Ich liebe das alles einfach sehr.

Der Fall selbst ist vielschichtig und gut konstruiert und so ganz anders, als ich es mir vorgestellt hätte. Alles hat Hand und Fuß, ist nicht an den Haaren herbeigezogen, sondern passt einfach sehr gut. Ich freue mich jetzt schon wieder auf November, wenn Band 6 erscheinen wird. Lady Hardcastle und Zofe Armstrong garantieren beste Wohlfühlunterhaltung mit einer ordentlichen Portion Humor und englischer Trockenheit. I love it! 5/5 Sterne.

Bewertung vom 29.05.2023
Wenn sie wüsste / The Housemaid Bd.1
McFadden, Freida

Wenn sie wüsste / The Housemaid Bd.1


sehr gut

Hinter verschlossenen Türen fallen die Masken


Millie, Ende 20, lebt nach einer verbüßten langjährigen Gefängnisstrafe in ihrem Auto und ist auf Jobsuche. Als sie in dem großen Haus der Familie Winchester als Hausmädchen anfangen darf, ist sie überglücklich. Denn jetzt hat sie nicht nur einen Job, sondern auch ein Dach über dem Kopf. Sie wohnt nun nämlich mit in dem Haus. Die anfangs so herzliche Nina entpuppt sich nach kurzer Zeit jedoch als ziemlich hinterhältig und psychisch gestört. Sie macht Millie das Leben zur Hölle, unterstellt ihr Diebstahl und eine laxe Arbeitshaltung. Auch ihre Tochter Cece ist ein echter Satansbraten und Millie würde alles sofort hinschmeißen, wenn sie nicht so dringend auf diesen Job angewiesen wäre. Zum Glück gibt es da noch Andrew, Ninas Ehemann, der immer sehr nett zu Millie ist und noch dazu verboten gut aussieht. Millie bleibt also und besiegelt damit ein Schicksal, welches an Grausamkeit kaum zu überbieten ist.

Der erste Teil des Buches ist eher langatmig, weil es darin tatsächlich nur um den Job geht, um den Alltag im Haus der Winchesters mit all seinen Tücken durch Ninas unberechenbare Art. Wir nehmen quasi am Eheleben der Winchesters teil und begleiten Millie in ihrem täglichen Arbeitsalltag. Der ist alles andere als einfach, denn Nina ist ein echtes Miststück und irgendwie total durchgeknallt. Das alles liest sich sehr gut, gefällt mir, haut mich aber nicht vom Hocker. Sobald aber Teil 2 losgeht, ist plötzlich alles anders. Komplett vertauschte Rollen, Licht kommt ins Dunkle und so manches Geheimnis wird gelüftet. Es geht um Manipulation von und um Macht über Menschen. Um häusliche Gewalt und um Psychoterror. Was hier hinter verschlossenen Türen abgeht, ist unglaublich böse. Am Ende weiß ich jedoch tatsächlich nicht, ob die Figuren nun nur gut oder nur böse sind. Für meinen Geschmack steckt beides in jedem von ihnen. Letztlich war mir die Auflösung aber doch zu weit hergeholt, zu reißerisch, zu amerikanisch. Das bedeutet nicht, dass mir das Buch nicht gefallen hat. Ich fand es sehr gut, bin nur so durch die Seiten geflogen, weil der Schreibstil das einfach hergibt. Doch bleibt es letztlich hinter meinen durch die vielen Begeisterungsstürme, mit denen das Buch von vielen gehypt wurde befeuerten Erwartungen ein gutes Stück zurück. Dennoch sehr gute 4/5 Sterne.

Bewertung vom 28.05.2023
Selfies / Carl Mørck. Sonderdezernat Q Bd.7
Adler-Olsen, Jussi

Selfies / Carl Mørck. Sonderdezernat Q Bd.7


ausgezeichnet

Äußerst kaltblütig und unfassbar fesselnd - Der siebte Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q

Der Mord an einer alten Frau weist Parallelen zu einem Cold Case vor mehreren Jahren auf. Das Sonderdezernat Q, die Abteilung für alte, ungelöste Fälle, mischt sich verbotenerweise in den aktuellen Mordfall mit ein und trifft auf einige heiße Spuren. Doch nun macht noch eine weitere Unglücksserie Dänemark unsicher. Junge Frauen werden von einem Auto angefahren, welches dann Fahrerflucht begeht. Zufälle oder gibt es doch eine Verbindung zwischen den scheinbaren Verkehrsunfällen? Und spielt es eine Rolle, dass die jungen Frauen alle Bezieher von Sozialleistungen sind? Und wie passt der Überfall auf einen Club mit anschließender Erschießung einer weiterer jungen, der Polizei bekannten Frau da mit hinein? Carl Mørck, Assad und Gordon versuchen den Überblick zu behalten, machen sich jedoch auch die allergrößten Sorgen um Rose, ihre Kollegin, die offensichtlich gerade einen psychischen Zusammenbruch durchlebt und mit ihren Dämonen aus der Vergangenheit zu kämpfen hat.

Wow! Hier passiert so viel und doch wird es nie zu viel. Jussi Adler Olsen schafft es immer wieder, mich völlig in den Bann zu ziehen, mich nach Dänemark zu katapultieren, mitten rein in die schlimmsten Verbrechen und in den Keller des Sonderdezernats Q. Ich liebe die Figuren (Carl, Assad, Gordon, Rose) sehr und freue mich jedes Mal aufs Neue, wenn ich sie in einem der Bücher der Reihe wiedertreffe. Auch diesmal ist der Spannungsbogen immer ganz oben und ich kann das Buch nur schwer aus der Hand legen. Die Beschreibungen sind so lebhaft und greifbar, was das Lesen zu einem Genuss und gleichzeitig zu einer Herausforderung macht. Geht es hier schließlich nicht um die heile Welt, sondern um schwerste Verbrechen, tiefliegende Probleme und ganz viel üblen Mist. Zu meiner großen Freude ist die Story immer wieder durch Humor durchzogen, vor allem beim Miteinander der Kollegen des Sonderdezernats. Ihr Umgang miteinander ist unglaublich eng, oftmals schwierig, aber immer voller Respekt und Freundschaft und eben ganz viel Humor. Assad sorgt mit seinen witzigen Versprechern und Bezügen zur Welt der Kamele dafür, dass ich oftmals kichern musste. Und dann wieder, kaum zu ertragen, Roses Leiden, körperlich und seelisch, was mich tief berührt und entsetzt hat. Ich habe so mitgelitten.

Ich kann nur sagen, wer die Reihe rund um Carl Mørck und das Sonderdezernat Q nicht kennt, aber (skandinavische), mitreißende Thriller liebt: bitte unbedingt lesen! Aber schön der Reihe nach. Die Fälle sind zwar in sich abgeschlossen, doch das Außenrum macht ja gerade den Charme dieser Reihe aus. Und hier ist es wichtig, alles von Anfang an mitzuerleben.

Von mir ganz klar 5/5 Sterne. Der achte Fall liegt auch schon auf meinem SUB und ich freue mich wie doof darauf, in ihn einzutauchen.

Bewertung vom 21.05.2023
Der Geschichtenbäcker
Henn, Carsten Sebastian

Der Geschichtenbäcker


gut

Ballerina wird zur Bäckerin und findet darin ihren Lebensinhalt – nette Selbstfindungsstory


Die ehemalige Primaballerina Sofie kann ihren geliebten Tanzberuf aufgrund einer Verletzung nicht mehr ausüben und wird kurzerhand durch eine andere Ballerina ausgetauscht. Sie fällt in ein tiefes Loch, versinkt in Selbstmitleid und stößt mit ihrer ichbezogenen Art ihrem Mann gehörig vor den Kopf, so dass bald auch die Ehe auf dem Spiel steht. Damit ihr die Unterstützung vom Amt weitergezahlt wird, nimmt Sofie einen Job als Bäckerin in ihrem kleinen Ort auf. Sie will diesen Beruf nicht ausüben, sondern nur ihren guten Willen gegenüber dem Amt zeigen und den Job dann schnell wieder kündigen. Doch irgendwas hat dieser Bäcker Giacomo an sich, was sie bald in ihren Bann zieht. Er zieht zu jeder Lebenslage Parallelen zum Brotbacken oder zu Teig, hat immer einen weisen Spruch parat, ist sonst aber wortkarg und verrät über sich selbst nicht viel. Seine Kunst ist es, in das Brot die jeweilige Lebensgeschichte der Menschen quasi einzubacken. Im übertragenen Sinn also mit viel Liebe zu backen und darin seine Erfüllung zu finden und die Menschen glücklich zu machen. Seine eigene weniger glückliche Geschichte, die eng verknüpft ist mit der der alten, sehr unfreundlichen Verkäuferin Elsa hält er im Verborgenen. Findet Sophie ihren Weg zurück ins Leben? Lernt sie, ihr Schicksal anzunehmen oder es in die eigenen Hände zu nehmen? Wie kann Giacomo und seine alte Backstube ihr dabei helfen?

Ich habe schon ein paar Bücher von Carsten Henn gelesen und fand bisher jedes super. Dieses hier konnte mich nun leider nicht so packen. Es ist gut, keine Frage, voller Weisheit, Wärme, Humor und allem, was ein gutes Buch eigentlich ausmacht. Dennoch bleibt es irgendwie blass. Sofie ist schlicht langweilig, unsympathisch und sehr egoistisch. Giacomo ist ein stiller Mann mit großem Herz aber wenig anderem. Sofies Mann, ach, reden wir nicht über den, der ist wirklich langweilig. Einzig Elsa, die unfreundliche alte Verkäuferin hat für mich etwas Greifbares, hat Ecken und Kanten und ist präsent. Und Hund Motte konnte mir immer wieder ein Lächeln abgewinnen. Während die anderen irgendwie so dahinplätschern. Zudem ist mir diese ganze spirituelle Sache mit Geschichten ins Brot backen einfach zu viel des Guten. Und Anouk, Sofies kleine Nichte, die sich für Maria hält und jedem ihren Segen aufzwingt, empfinde ich als hochgradig nervig und zudem extrem unreal für ein Kindergartenkind. Henns Schreibstil ist wie gewohnt super zu lesen, man fliegt durch das Buch. Doch bleibt bei mir diesmal fast nichts hängen. Ich war mit dem Buch durch und konnte es einfach so weglegen, ohne noch einen weiteren Gedanken daran zu verlieren. Eine richtige Teflongeschichte. Das hört sich jetzt böse an und so, als würde ich das Buch verreißen. Doch das ist nicht so. Es bekommt von mir gute 3 Sterne, weil es eben GUT ist. Aber nicht mehr. Für mich zu leblos, zu wenig fesselnd oder berührend (bis auf eine Stelle die am Dorfteich spielt). Ich liebe Geschichten, die im Kopf, im Herzen und in der Seele bleiben mit Charakteren die mich auf welche Art auch immer berühren. Das vermisse ich beim Geschichtenbäcker leider völlig.

Fazit: eine leichte Geschichte für zwischendurch, ganz nett, sehr gut zu lesen, aber eben für mich persönlich nichts Besonderes und schnell wieder raus aus dem Kopf.

Bewertung vom 20.05.2023
Einer für alle - alle für einen / Die Muskeltiere Bd.1
Krause, Ute

Einer für alle - alle für einen / Die Muskeltiere Bd.1


ausgezeichnet

Gemeinsam schaffen wir alles – lustiger, liebenswerter Auftakt der Kinderbuchreihe


Hamster Bertram ist von seinem vorgeblichen Luxusleben gelangweilt. Da kommt es gerade recht, dass eines Tages zwei Mäuse und eine Ratte ihm quasi vor die Nase fallen. Sie freunden sich an und rutschen schnurstracks in ihr erstes gemeinsames Abenteuer. Ratte Gruyère hat ihr Gedächtnis verloren und weiß nicht mehr, wo sie ursprünglich herkommt. Nur dass es was mit einem Schiff zu tun hat. Also machen sich die pelzigen Freunde auf zum Hafen, wo sie auf schräge Möwen treffen und auf zwielichtige Menschen. Nebenbei retten sie auch noch den Feinkostladen, in dessen Keller sie leben und kommen zu einer wichtigen Erkenntnis: Freundschaft und Zusammenhalt ist wichtiger als fast alles andere. Frei nach dem Motto: einer für alle und alle für einen.

Ich liebe diese Buchreihe heiß und innig. Nachdem ich zunächst Teil 5 und 6 gelesen habe, wollte ich unbedingt von vorne beginnen und habe mir daher die Teile 1-4 gekauft. Hier im Auftakt der Reihe erfahren wir, wie die pelzigen Helden sich kennengelernt haben, wie alles begann. Die Story ist überaus witzig und sehr spannend und in einem Schreibstil erzählt, der keine Wünsche offenlässt. Setting (Hamburg) und alle Charaktere werden mit so viel Liebe und Detailreichtum erzählt, dass es eine Freude ist. Die wunderschönen großen und kleineren bunten Zeichnungen sind ein wahrer Augenschmaus und perfekt geeignet, um sich in dem Buch regelrecht zu verlieren. Der Hamburger Dialekt, der hin und wieder durchkommt (und von dem einige Begriffe hinten im Buch erklärt werden) ist einfach super und macht beim Vorlesen nochmal so viel Spaß.

Eine rundum super Buchreihe, die nicht nur fürchterlich witzig und extrem liebenswert ist, sondern die auch Botschaften vermittelt zu Freundschaft, Zusammenhalt, Loyalität und dass man manchmal gar nicht in der Ferne suchen braucht, weil vor der eigenen Nase eigentlich alles ist, was man zum Glücklichsein braucht. Ich liebs! 5/5 Sterne.

Bewertung vom 14.05.2023
Der Bulle und der Schmetterling - Arsen und Spitzmäuschen (eBook, ePUB)
Heimberger, Martin

Der Bulle und der Schmetterling - Arsen und Spitzmäuschen (eBook, ePUB)


sehr gut

Mordserie in Karlsruher Schrebergarten – Bulle und Schmetterling ermitteln wieder


Ein Mann fällt beim Würfelspiel im Schrebergarten tot vom Stuhl, die drei anderen Anwesenden beschuldigen sich gegenseitig. Der einzige andere Zeuge ist von pelziger Natur: ein Goldhamster. Klar, das Schiemann, der zu diesem Mord gerufen wurde, Tierflüsterin Kira an Bord holt. Doch es bleibt nicht bei dem einen Mord. Innerhalb kürzester Zeit sterben weitere Schrebergartenbesitzer und der Verdacht fällt auf die angebliche Hexe, die ihren Garten so gar nicht richtlinienkonform ziemlich verkommen lässt. Während Schiemann ein bisschen im Dunklen tappt und hier und dort Verdächtige auftut, geht Kira einer heißen Spur nach und gerät mal wieder selbst in Lebensgefahr. Zudem ist auch noch der Kater von Schiemanns Ex-Frau verschwunden und nicht nur er. Immer wieder verschwinden Haustiere und Kira vermutet einen Zusammenhang zu den kriminellen Tierquälern, die damals für den Feuertod ihrer Mutter verantwortlich waren.

Ich mag diese Krimireihe einfach. Nicht nur, aber auch weil sie in Karlsruhe spielt, meiner Heimatstadt. Die altbekannten Figuren haben inzwischen einen Platz in meinem Herzen eingenommen und ich mag diesen lockerfluffigen, humorvollen und wunderbar leicht zu lesenden Schreibstil von Martin Heimberger sehr. Bei allem Spaß sind die Fälle aber dennoch spannend und ich bin hier bis zum Ende nicht auf die Lösung gekommen. Super! Schön finde ich zudem, dass es eben nicht nur um den aktuellen Fall geht, sondern auch immer wieder um Kiras Vergangenheit, um die Sache mit den Tierquälern und dem Brand in der vorgeblichen Tierpension, bei der Kiras Mutter vor Jahren ums Leben kam. Das ist ein echt spannender Nebenschauplatz. Das Buch hat dann auch darauf bezogen mit einem echten Cliffhanger geendet, gemeiiiiiin. Jetzt muss ich noch bis September warten, bis die Reihe weitergeht.

All denjenigen, die leichte, lustige, liebenswerte Regionalkrimis mit etwas schrägen aber tollen Figuren mögen, lege ich diese Krimireihe gerne ans Herz. Macht einfach gute Laune und richtig Spaß. Von mir 4/5 supergute Sterne und eine absolute Empfehlung. Gibt’s übrigens auch als Hörbuch.

Bewertung vom 13.05.2023
Duell mit der Königskobra / Ninja Cat Bd.1
O'Leary, Dermot

Duell mit der Königskobra / Ninja Cat Bd.1


ausgezeichnet

Kätzisches Ninja-Abenteuer in London – witzig und voller toller Illustrationen


Katze Toto, halbblind und dennoch eine der besten Ninja-Katzen überhaupt und ihr Bruder Silver, verfressen ohne Ende und so ein bisschen Totos Aufpasser, kommen ursprünglich aus Italien, wurden aber von ihren Menscheneltern gerettet und nach London gebracht, wo sie fortan ein behütetes und ruhiges Leben führen. Zumindest, bis eines Abends eine seltsame Katze mit dem noch seltsameren Namen Katzenkopf sich an ihrer Mülltonne zu schaffen macht. Toto und Silver stellen Katzenkopf zur Rede und der bietet daraufhin als Entschädigung an, ihnen eine Stadtführung durch London bei Nacht zu machen. Dabei lernen die beiden nicht nur ihre neue Heimat, sondern auch viele andere Tiere kennen. Als dann jedoch das Gerücht umgeht, die Kobra sei aus dem Londoner Zoo ausgebrochen und würde sich nun den Bauch vollschlagen, zeigt Katzenkopf sein wahres Gesicht – er ist nämlich eigentlich eine viel zu groß und viel zu katzenähnlich gewachsene Ratte. Und zwar eine, die seine Rattenfamilie, die ihn verstoßen hat, vor der Kobra schützen und zur Flucht überreden will. Doch Toto und Silver haben eine bessere Idee: die Ratte bekämpfen! Und so machen sie einen Plan.

Das ist mal wirklich ein witziges, rasantes und fröhliches Buch. Die Schrift ist sehr groß und daher auch für Leseanfänger bestens geeignet. Sehr viele und tolle s/w-Zeichnungen lockern die Story noch weiter auf. Es macht schlicht Spaß, mit Toto, Silver und Katzenkopf durch London zu stromern und sie bei ihren manchmal haarsträubenden Abenteuern zu begleiten. Dabei gefällt mir vor allem der trockene Humor sehr gut und ich mag Toto und Silver einfach sehr. Toto, die vernünftigere von beiden, die es aber faustdick hinter den Ohren hat und eine wahre Ninja-Superkatze ist auf der einen Seite. Auf der anderen ihr völlig verfressener, eher fauler und etwas einfacher gestrickter Bruder Silver. Beide ganz verschieden und doch immer füreinander da. Ein super Duo! Neben all dem Spaß und den Abenteuern stehen hier aber auch so wichtige Themen wie Freundschaft, Loyalität und Akzeptanz im Mittelpunkt sowie die Botschaft: sei Du selbst und bleib so, wie du bist.

Richtig witzig, dabei aber auch spannend und super kurzweilig. Ein echter Lesespaß und daher natürlich 5/5 Sterne und eine Empfehlung für alle, die rasante, humorvolle und actionreiche Kinderbücher mit vielen super passenden Zeichnungen mögen.

Band 2 der Ninja Cat-Reihe ist am 11.01.2023 auch schon erschienen. Und ja, auch das wird ziemlich sicher bald bei mir einziehen.

Bewertung vom 12.05.2023
Die Katze des Dalai Lama und die Weisheit grauer Schnurrhaare
Michie, David

Die Katze des Dalai Lama und die Weisheit grauer Schnurrhaare


ausgezeichnet

Erwecke das Kätzchen in Dir und feiere das Leben – egal in welchem Alter


Die KSH (Katze Seiner Heiligkeit) merkt es schon selbst: so langsam macht sich das Alter bemerkbar. Zeit, Trübsal zu blasen? Nein, jetzt erst recht nicht. Vielmehr stromert sie durch die Gegend und verbringt ihre Zeit bevorzugt bei Christopher, einem Künstler, der im Altenheim im Ort lebt und Bilder malt. Christopher ist sehr krank und steht quasi vor seinem Lebensende. Doch er schafft es mithilfe der KSH und den anderen Menschen in McLeod Ganj sowie der Kraft der Meditation dieses Ende anzunehmen und das Beste aus seiner restlichen Zeit zu machen, die ihm noch verbleibt. Die KHS sinniert über Christopher und merkt bald, dass es viele Arten des Meditierens gibt und das das Leben dazu da ist, genossen zu werden, Gutes zu tun und glücklich zu sein. Und der Tod gehört nun mal zum Leben dazu wie alles andere auch.

Es ist gar nicht so leicht, die Story hier zusammenzufassen, da sie so viel mehr ist, als eine reine Geschichte. Wie schon in den 4 Vorbänden der Reihe schafft David Michie es, die Lehren des Buddhismus dem Leser auf eine lockere, leichte und wunderbar verständliche Art zu präsentieren. Verpackt in die Abenteuer der so liebenswerten Samtpfote, mal sehr lustig, dann wieder nachdenklich und traurig und immer voller Lebensfreude und Weisheit. Eine echte Herzensreihe für mich, zumal diese Bücher der Anfang meiner Beschäftigung mit dem Buddhismus waren und mich viel gelehrt haben. Das Thema diesmal (Alter, Krankheit, Tod) ist natürlich im ersten Moment kein leichtes Thema, doch bringt es ja nichts, es zu verdrängen. Dank der so liebenswerten Figur der Katze und des einfühlsamen, sehr gut zu lesenden Schreibstils des Autors fällt es leicht, sich damit auseinanderzusetzen und darüber nachzudenken. Zumal die Quintessenz daraus ist: genieße Dein Leben, erfreue dich an all dem Schönen, wenn es auch nur Kleinigkeiten sind, tue Gutes, sei mitfühlend und großzügig und verbreitet Freude und Liebe. Kann es was Schöneres geben? Ich finde nicht und ich empfehle das Buch bzw. die ganze Reihe nicht nur Katzenfreunden, sondern allen, die sich mit Buddhismus beschäftigen wollen, aber bisher vielleicht noch keinen richtigen Zugang dazu gefunden haben. Damit gelingt es ganz leicht. Von mir 5/5 Sterne.