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bolie
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Langscheid

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Insgesamt 945 Bewertungen
Bewertung vom 18.08.2022
Im Feuer / Lilly Hed Bd.1 (eBook, ePUB)
Ericson, Pernilla

Im Feuer / Lilly Hed Bd.1 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Lilly ist froh, als sie ihr neues Zuhause erreicht: einen Leuchtturm. Hier hofft sie, dass sie die traumatischen Erlebnisse der Vergangenheit hinter sich lassen und wieder ohne Panikattacken leben kann. Aber nicht nur diese Gluthitze macht ihr zu schaffen. Es mehren sich große Brände in der Umgebung, die zudem Todesopfer fordern. So richtig glaubt sie dabei nicht, dass diese Feuer ohne das Zutun von Menschen entstanden sind und in ihr reift der Verdacht, dass mehr als ein „schlichter“ Feuerteufel dahintersteckt.

„Im Feuer“ las ich während der lang anhaltenden Hitzeperiode im August 2022. Und dabei wurde es mir noch heißer. Auch in Deutschland galt die Warnstufe rot und die Menschen sollten sämtliche Aktivitäten im Freien, die mit Feuer zu tun haben, unterlassen. Zumal es ja tatsächlich so ist, dass Brände stets durch Menschen hervorgerufen werden.

In Schweden sind es nicht nur Brände, die die Bewohner des Ortes in Angst und Schrecken versetzen. Hier geht es um Tote, die jeder kannte und schätzte. Und immer schaut es aus, als sei es ein unglücklicher Zufall oder technisches Versagen, was zur Katastrophe führte. Obwohl Lily wahrlich genug zu tun hat, lässt sie der Gedanke an die Toten nicht los und während ihrer Ermittlungen begibt sie sich selbst in Lebensgefahr.

Ein Thriller der Extraklasse, so ist mein Urteil dazu. Die Übersetzerin Friederike Buchinger hat wirklich sehr gute Arbeit geleistet. Die Sprache ist sehr bildhaft und ich konnte mir die Aktionen der Protagonisten sehr gut vorstellen. Ich spürte förmlich die Hitze und hörte das Knistern der Flammen. Zudem war das Ende absolut überraschend und in keiner Weiser vorauszusehen. Also spannend bis zum Schluss. Eine Leseempfehlung ist für mich selbstverständlich.

Bewertung vom 17.08.2022
Tödlich die Zeit (eBook, ePUB)
Heubner, Arvid

Tödlich die Zeit (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Was war das? Ein Wimmern, ein Keuchen, oder nur die Überreaktion seiner Phantasie? Tinus Geving ist sich nicht sicher und lässt sich von seiner Kollegin nur allzu gerne beruhigen. Jedoch wird für ihn klar, dass das falsch war. Am nächsten Morgen erfährt er, dass in der Nacht ein 7jähriges Mädchen entführt wurde. Doch Vorwürfe bringen niemanden weiter. Tinus muss handeln und das rasch.

Es sind oft die unbekannten Autoren, welche tolle Bücher schreiben. Tödlich die Zeit ist so ein Thriller. Er zeichnet sich durch eine Sprache aus, die Bilder im Kopf entstehen lassen. Die Spannung wird langsam aufgebaut und der Bogen bleibt konstant gespannt. Es wird zwar schnell klar, wer der Täter ist aber die Frage nach dem Warum und Wie bleibt lange ungeklärt. Zudem dreht sich die permanente Sorge um die kleine Alina und der Frage, ob sie gerettet werden kann. Dabei fand ich sehr gut, dass einige Kapitel aus Sicht der Kleinen geschrieben wurden. Ein wirklich guter Thriller, den ich uneingeschränkt empfehle.

Bewertung vom 16.08.2022
Der Hunger nach Leben
Zeiss, Ella

Der Hunger nach Leben


ausgezeichnet

Im Jahr 1930 ist die Hauptperson des Romans „Der Hunger nach Leben“, 12 Jahre alt. Er lebt mit seinen Eltern und zwei Geschwistern in einem Haus in der Ukraine. Der Wunsch nach Veränderung ist so groß, dass der Vater beschließt, mit seinen Lieben das Land zu verlassen. Das geht schief, sie werden erwischt und müssen umkehren. Alle leiden unter den anschließenden Racheakten der Russen. Besonders Noah ist betroffen, da er nach der Inhaftierung des Vaters für die Familie verantwortlich ist. Er wandert durch die Lande und versucht immer wieder, ein wenig Nahrung zu erbetteln. Dabei lernt er ein Mädchen in seinem Alter kennen und lieben. Jedoch wird er auch hier vom Pech verfolgt, bei seinem Wunsch, mit ihr eine Familie zu gründen.

Ich mag die Bücher von Ella Zeiss. Sie schreibt so realistisch, dass ich immer wieder merke, dass sie viele Sachen hautnah erlebte. Auch wenn sie immer mal wieder abschweift und dann ein wenig zu ausführlich wird. Aber diese bildhaften Erläuterungen, wie es damals war und was die Menschen leiden mussten, das hat mich mitgenommen. Ich fühlte mich in die Vergangenheit und die hier genannten Orte versetzt. Und ja, auch war ich noch einmal mehr dankbar, immer in Deutschland leben zu dürfen und niemals Hunger und Not erfahren zu haben.

Das Buch empfehle ich nicht nur für Erwachsene. Meiner Meinung nach sollten es auch Kinder und Jugendliche lesen. Sie werden wohl hoffentlich erkennen, wie zufrieden sie mit ihrem Leben sein dürfen. Ja, und ich freue mich schon jetzt auf den zweiten Teil der Reihe rund um Noah und seine Lieben.

Bewertung vom 15.08.2022
Eifelwolf (eBook, ePUB)
Jagusch, Rudolf

Eifelwolf (eBook, ePUB)


sehr gut

Er lebte wie ein einsamer „Eifelwolf“ und genauso starb er auch. Ein Mann mittleren Alters und ehemaliger Soldat in Afghanistan. Zunächst denken die Ermittler, dass der äußerst brutale Mord im Zusammenhang mit seinem Einsatz in diesem Land liegt. Zumal sie ein Schreiben fanden, welches vor der Rache der Taliban an den Soldaten warnt. Als aber immer mehr Details ans Tageslicht kommen, weichen Kriminalkommissare dann doch davon ab.

Immer wieder wurde ich beim Lesen in die falsche Richtung gelenkt. Das lag auch daran, dass der Autor einige Erlebnisse aus der Vergangenheit des Toten schilderte. Viele Verdächtige und einige Wendungen machen den Krimi zu einem spannenden Lesevergnügen. Dass der Autor sich bestens in der Eifel auskennt und auch die Menschen hier gut beschreibt, gefiel mich ebenfalls. Zumal er sogar die Folgen der katastrophalen Flut im Jahr 2021 erwähnt.

Spannend, kurzweilig mit gut dargestellten Charakteren, so fällt mein Fazit zum Buch aus. Es ist zwar der 5. Fall, den Hotte und seine Kollegen auflösen, lässt sich aber sehr gut ohne Vorkenntnis lesen. Dennoch werde ich die zuvor erschienen Bände mit Sicherheit bald lesen.

Bewertung vom 11.08.2022
Braunes Erbe (eBook, ePUB)
Jong, David de

Braunes Erbe (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Verena Bahlsen, 26 Jahre alt, gehört ¼ der Fabrik Bahlsen. Vor wenigen Monaten sagte sie: „Ich will es (Geld aus der Fabrik) behalten, will mir Jachten kaufen. Zwangsarbeiter im Zweiten Weltkrieg? Das war vor meiner Zeit. Wir haben sie bezahlt, wie Deutsche.“ So beginnt das Buch „Braunes Erbe“ von David de Jong. Das Interview mit Frau Bahlsen schlug hohe Wellen, änderte jedoch nichts an den Tatsachen.

Unternehmen, um die es in diesem Buch geht, werden bereits im Klappentext benannt. Die Firma Bahlsen zum Beispiel beschäftigte 700 Zwangsarbeiter. Die meisten von ihnen waren Frauen aus Polen und der Ukraine. Sie schufteten in einer Backwarenfabrik bei Hannover. Und Bahlsen war nicht der einzige Unternehmer, der durch Zwangsarbeiter sein Geld vermehren und seine Fabriken zu Großunternehmen werden ließ. Eine sehr beliebte Vorgehensweise war damals auch diese abscheuliche „Arisierung“. Es wurden Jüdische Werke für sehr wenig oder gar kein Geld übernommen. Die Not der Menschen wurde schamlos ausgenutzt und bis heute gibt es kaum Erben, die dieses Vorgehen verurteilen.

De Jong schreibt, wie die Nationalsozialisten so stark werden konnten. Es gab den Börsencrash, die höchste Inflation und eine übergroße Arbeitslosigkeit. Hit.. und seine Getreuen verstanden es, die Not der Deutschen zu instrumentalisieren. Sie versprachen ihnen das Blaue vom Himmel und durch großartige Spenden finanzstarker Unternehmer, konnten sie zunächst einiges erreichen. Dann kam die Aufrüstung und mit ihr der Rückgang der Arbeitslosen. Als dann diese sogenannte „Machtergreifung“ kam, war das der „Beginn von 12 langen und blutigen Jahren“.

Ein US-Amerikaner, der Colonel George Lynch sagte während einem der Nürnberger Prozesse:

„Die sogenannte Herrenrasse hat bewiesen, dass sie lediglich in den Bereichen Verbrechen, Grausamkeit und Sadismus führend ist. Den Respekt der zivilisierten Welt habt ihr verloren.“

Nein, verantwortlich ist keiner der heutigen Milliardäre für das, was ihre Väter damals taten. Aber es tut nicht weh, sich in deren Namen zu entschuldigen, Reue zu zeigen und auch Entschädigungsleistungen in Form von Geld zu leisten. Alleine zuzugeben, dass es Zwangsarbeiter, Arisierung und weitere unmenschliche Machenschaften gab, das wäre doch etwas. Würde sich in der Historie einiger Firmen gut machen und ein ganz anderes Licht auf die Nachkommen werfen. Das ist meine ganz persönliche Meinung.

Das Buch liest sich wie ein Krimi, dabei besteht es nur aus Fakten. Es hat mich nachdenklich zurückgelassen und ich werde alles daran setzten, den leider immer stärker werdenden antidemokratischen Kräften entgegenzutreten. Einige Fotos zeigen die „Größen“ mit ihren Familien und machen das Geschriebene noch einmal mehr authentischer.

Bewertung vom 09.08.2022
Samson und Nadjeschda (eBook, ePUB)
Kurkow, Andrej

Samson und Nadjeschda (eBook, ePUB)


sehr gut

Samson muss mit ansehen, wie sein Vater ermordet wird. Dabei wird er selbst ebenfalls verwundet. Ein Hieb und seine Ohrmuschel liegt auf der Straße. Er kann sie zwar bergen aber nach einem Besuch beim Arzt muss er sich mit dem Verlust abfinden. Das Annähen verspricht keinen Erfolg. Aber zum Glück verbindet der Arzt die Wunde, sodass der Blutfluss gestoppt wird. Dass er danach für die Polizei in Kiew arbeitet und sogar noch ein nettes Mädchen kennenlernt, hilft ihm, sein Schicksal zu ertragen. „Samson und Nadjeschda“ ist nicht „nur“ ein Kriminalroman, sondern auch eine Milieustudie.

Samson lebt in Kiew und das bei einer Frau die ihn nervt. Sie ist zwar ganz nett, aber sie will ihn verkuppeln. Und nun, da er nur noch eine Ohrmuschel hat meint sie, dass eine Heirat für ihn noch wichtiger wurde. Das vergisst sie, als Samson noch zwei Soldaten in seiner Wohnung unterbringen muss. Die beiden sind nicht ehrlich und es ist gut, dass Samson ohne Ohrmuschel außerordentlich gut hört. Das wiederum hilft ihm auch bei seiner Arbeit. Er wird mit dem Aufklären von Mord und Raub beauftragt. Nach einigen Anlaufschwierigkeiten findet er sich sehr gut zurecht.

Kein leicht zu lesendes Buch. Es gibt etliche Wechsel bei den Zeiten und der rote Faden ist nicht immer gut erkennbar. Gefallen hat mir, dass der Autor recht authentisch berichtet, wie die Situation damals in Kiew war. Die Furcht vor Denunzianten und die absolute Treue, welche Obrigkeiten vom Volk verlangten. Das Cover ist wie eigentlich immer bei Diogenes passend ausgewählt

Bewertung vom 04.08.2022
Beifang (eBook, ePUB)
Simons, Martin

Beifang (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

„Beifang“ ist nicht nur der Titel des Buches. Auch eine Zechensiedlung trägt diesen Namen. Hier lebte Winfried, der Vater von 12 Kindern und Großvater von Frank. Martin Simons, der Autor, schreibt in der Ich-Form und aus Sicht Franks, wie es sich damals im Ruhrgebiet leben ließ. Schwerpunkt des Buches liegt auf der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg.

Als Kind des „Potts“ habe ich diese typische Beschreibung der Menschen und ihrer Umwelt genossen. Viele Erinnerungen kamen auf und sehr oft musste ich schmunzeln. Nein, die Zechenarbeiter hatten es wahrlich nicht leicht. Aber die meisten von ihnen nahmen alles mit Humor und diesen ließen sie sich nicht nehmen. Aber viele Männer wollten ihr Elend auch vergessen und der Gang an den Kiosk „umme“ Ecke war normal. Dann kam es oft vor, dass Kind oder Ehefrau vergeblich auf den Ernährer mit seiner Lohntüte warteten.

Enge Wohnverhältnisse waren normal und Privatsphäre gab es nicht. Nachbarn hörten alles. Wer für sich sein wollte, der musste raus aus dem Haus und in einen Park gehen. Herr Simons schreibt abwechslungsreich und so, dass der Lesefluss nie gestört wird. Und nicht nur Menschen aus dem Ruhrgebiet empfehle ich das Lesen des Romans. Es lohnt sich, da er ein Stück der Geschichte Deutschlands erzählt.

Bewertung vom 02.08.2022
Der Kinderpapst (eBook, ePUB)
Prange, Peter

Der Kinderpapst (eBook, ePUB)


sehr gut

Wie alt „Der Kinderpapst“ tatsächlich war, darüber streiten sich die Gelehrten. Aber dass es ihn gab, ist unbestritten. Er gab sich den Namen Benedikt IX und wollte überhaupt kein Papst werden. Aber die Gier nach Macht und Geld zwangen ihn auf den Thron. Seine Familie wollte ihn unbedingt dort sehen. Da es immer auch Neider gab, hat Benedikt keinen leichten Stand. Er muss kämpfen und wird dabei ungerecht. Ja, etliche sagen, dass er seine Anhänger hungern ließ und sich selbst ein schönes Leben machte. Dass dies aber einen durchaus menschlichen Grund hatte, das sahen nur wenige.

Peter Prange schreibt gut recherchierte Romane und dazu gehört auch dieser. Er lässt sich flott lesen und birgt viele Fakten. Für mich gab es aber zu viele Längen, die das Lesen beschwerlich machten. Und Herr Prange mag wohl ausgiebige Erläuterungen über den Beischlaf. Das fiel mir schon häufiger auf. Wen das nicht stört, der wird an dieser Neuauflage seine Freude haben. Positiv zu erwähnen ist das Cover. Das ist sehr gut gewählt und passt zu den Verhältnissen damals zwischen Papst und Gläubigen.

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Bewertung vom 02.08.2022
Der Anfang von morgen (eBook, ePUB)
Liljestrand, Jens

Der Anfang von morgen (eBook, ePUB)


sehr gut

Didrik und Melissa sind mit ihren drei Kindern verreist. Sie verleben unbeschwerte Tage am Wasser. „Unbeschwert“? Nein, das ändert sich plötzlich. Was zunächst wie ein schwarzer Schatten in weiter Ferne aussah, das kommt als Feuerwalze immer näher. Diese bringt dunkle Rauchwolken mit sich. Die Menschen sollen fliehen aber wohin und wie, das wissen sie nicht.

Das Fatale für mich war, dass ich das Buch während des heißesten Tages im Jahr 2022 las. Und ja ich roch förmlich den Rauch und mir wurde immer heißer. So mitreißend schildert der Autor die Gefahr, welche von den Großbränden ausgeht. Und dann die Flucht. Wie mag es den Menschen gehen, die real davon betroffen sind? Denn nein, „Der Anfang von morgen“ ist kein Zukunftsroman oder gar eine Utopie. Alles geschieht täglich und jeder, der nicht davon betroffen ist, der kann froh und dankbar sein.

Auch wenn mir die bildhafte Sprache gut gefiel, so mochte ich diese wiederkehrenden Schwenks in die Vergangenheit nicht. Für meinen Geschmack hätte sich der Autor entweder auf das Heute beschränken, oder aber durch Kapitel abgrenzen sollen, was heute und was in der Vergangenheit geschah. Meine uneingeschränkte Leseempfehlung gilt trotzdem. Das Buch kann aufrütteln und die Sinne für den Erhalt von Mutter Natur schärfen.

Ein Zitat aus dem Buch, das mir besonders gefiel:

„Die Natur verhandelt nicht. Sie kann nicht überredet werden oder besänftigt oder genötigt.“