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Glüxklaus
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Franken

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Insgesamt 629 Bewertungen
Bewertung vom 29.12.2021
Zauberunterricht auf Probe / Die Schule für Tag- und Nachtmagie Bd.1
Mayer, Gina

Zauberunterricht auf Probe / Die Schule für Tag- und Nachtmagie Bd.1


sehr gut

Schulstart mit Hindernissen - spannend, magisch, rätselhaft

Die Zwillinge Lucy und Nora leben bei ihrer Tante und ihrem Onkel, nachdem ihre Eltern vor Jahren von einem Tag auf den anderen einfach spurlos verschwanden. An ihrem zehnten Geburtstag erhalten die Schwestern einen mysteriösen Brief, eine Einladung zum Vorstellungsgespräch an der Schule für Tag- und Nachtmagie. Dass der Eingang der Schule gar nicht so leicht zu finden ist, liefert den Schwestern einen Vorgeschmack darauf, was sie an der Schule, die sie beide unbedingt besuchen wollen, erwartet. Nachdem die Schwestern es allen Widrigkeiten zum Trotz geschafft haben, an der Schule aufgenommen zu werden, müssen sie eine schwierige Probezeit voller Herausforderungen absolvieren. Gerade für Nora geht dabei einiges schief. Irgendjemand scheint etwas dagegen zu haben, dass Nora an der Schule bleibt. Nur wer?

Gina Meyer schreibt einfach und kindgemäß. Die Schrift ist recht groß gedruckt mit weitem Zeilenabstand. Zwischendrin finden sich immer wieder individuelle , ganzseitige, gut erkennbare, klar konturierte Illustrationen, die motivieren. Das vierte Kapitel, das in der Nacht spielt, ist passend zur Handlung weiß auf schwarz gedruckt.
Kinder ab acht Jahren werden sicher keine Schwierigkeiten haben, die Geschichte selbstständig zu lesen.

Alle wichtigen Charaktere werden auf dem Vorsatzpapier vorgestellt, hier finden sich bunte Porträtbilder der Figuren. Die Schwestern Nora und Lucy sind grundverschieden. Lucy steht gerne früh auf und wird in der Nacht schnell müde, Nora macht gerne die Nacht zum Tag. Hier werden alle Kinder bestimmt schnell ihren Lieblingscharakter finden, in den sie sich gut hineinversetzen können. Sehr interessant ist zum Beispiel die Figur Frau/ Herr Spiegel, die ihre Gestalt je nach Tageszeit verändert. Sympathisch war meinen Mitlesern Tarek, der stets in Begleitung seines Siebenschläfers auftritt. Die kühle Celeste, die ein bisschen an Draco Malfoy aus Harry Potter erinnert, fiel uns hingegen unangenehm auf, sorgt aber für Würze. Eine Geschichte ohne Gegenspieler ist schließlich langweilig. Und Celeste wartet dazu noch mit einem besonderen Geheimnis auf.

Ob die Schwestern die Probezeit überstehen werden? Und werden sie mehr über den Verbleib ihrer Eltern erfahren ?
Die phantasievolle Geschichte entwickelt sich sehr aufregend und geheimnisvoll, enthält Magie und Krimielemente, ist ziemlich spannend und unterhaltsam. Sie endet recht abrupt mitten im Geschehen, so dass wir sehr froh sind, den zweiten Band bereit liegen zu haben und ihn gleich im Anschluss lesen zu können.
Wer gerne besondere Schulgeschichten mit einer Prise Zauberei mag, liegt mit dieser Reihe goldrichtig.

Bewertung vom 28.12.2021
Der Sucher
French, Tana

Der Sucher


ausgezeichnet

Vordergründig ein langsamer Krimi, auf den zweiten Blick ein großartiger Roman darüber, woran unsere Gesellschaft krankt

„Die Dunkelheit hier ist lebendig. Er hat schon etliche Male bis nach Mitternacht auf seiner Stufe gesessen, ein paar Bier getrunken und sich an die Nacht gewöhnt.“

Der Amerikaner und ehemalige Polizist Cal Hopper möchte sein altes Leben hinter sich lassen und sich in einem irischen Dorf neu orientieren. Zunächst scheint er dort die Ruhe zu finden, nach der er sich so sehnt, die Bewohner heißen ihn freundlich willkommen und integrieren ihn. Doch dann werden wiederholt auf brutale Weise Tiere in der Umgebung getötet. Und Cal stellt fest, dass er beim Renovieren seines neuen Heims beobachtet wird. Von Trey, einem Kind, das eine eindringliche, aber prekäre Bitte an Cal richtet. Cal begibt sich auf die Suche nach einem verschwundenem Jungen, Treys Bruder, und kommt dabei noch anderen Geheimnissen auf die Spur.

Tana French erzählt in Gegenwart, sie schreibt klar und lebendig, schildert was Cal in seiner neuen Heimat erlebt. Oft herrscht seitenlang Schweigen und es wird von Cals einsamen Tagesablauf berichtet, dann wiederum sprechen die Figuren viel in wörtlicher Rede miteinander, was eine besondere Atmosphäre schafft.

Polizist Cal Hopper ist ein wichtiger, interessanter Charakter, den ich über weite Teile sehr gut verstehen konnte. Er hat den Dienst quittiert, weil er das Gefühl hat, seine innere moralische Stimme nicht mehr hören zu können. Er sucht die Abgeschiedenheit, um seine eigene Zerrissenheit zu überwinden. Für Trey wird Cal eine Art Mentor, der sich bemüht, Halt und Orientierung zu vermitteln. Cals wichtiger Grundsatz ist es, mit anderen anständig umzugehen, davon möchte er auch Trey überzeugen. Die sich entwickelnde Beziehung zwischen Cal und Trey wird intensiv, anschaulich und gut nachvollziehbar, ja fast „greif- und spürbar“ dargestellt. Das gefällt mir.

Tana French schreibt in einer klaren, direkten, eindeutigen Sprache und erzählt erstaunlicherweise dennoch so viel zwischen den Zeilen.
Der Sucher“ ist vordergründig ein recht unspektakulärer Krimi mit langsamen Erzähltempo, aber es geht darin doch um so viel mehr als um die Geschichte eines verschwundenen Jungen. Im Roman steckt so viel Grundsätzliches, Aktuelles, Wichtiges. Das Buch zeigt auf, woran unsere Gesellschaft krankt. French befasst sich mit den Herausforderungen der aktuellen Welt, mit den Schwierigkeiten, Orientierung zu finden. Hauptfigur Cals Gedanken kreisen immer wieder konkret um das Wesen der Moral. Er hat in seinem früheren Leben im rastlosen Chicago seinen inneren Kompass verloren, der so wichtig für seinen Beruf ist. Er weiß nicht mehr, was wirklich richtig ist, glaubt es mit dem zu verwechseln, was die Leute für richtig halten. „Nach Cals Auffassung beinhaltet Moral mehr als nur Begrifflichkeiten.“ „Alle sprachen immer nur über Sprache, und am moralischsten war derjenige, der andere Leute am lautesten runterputzte, weil sie die falsche Sprache benutzten.“ Cal bringt seine Vorstellung von Moral klar auf den Punkt: „Moral ist das, was sich nicht ändert. Das, was du tust, ganz egal, was andere Leute tun. Wenn sich zum Beispiel jemand dir gegenüber wie ein Arschloch benimmt, vergisst du vielleicht deine guten Manieren. Vielleicht sagst du, er soll sich verpissen oder du haust ihm sogar eine rein. Aber wenn du dann siehst, dass er in einem brennenden Auto eingeklemmt ist, dann reißt du trotzdem die Tür auf und versuchst, ihn rauszuziehen. Obwohl er ein Arschloch ist. Das ist Moral.“
Die Frage, ob der Zweck die Mittel heiligt, ist in Frenchs Roman für mich ganz zentral.
Tana Frenchs atmosphärische Romane sind eine besondere Klasse für sich. Sie lassen sich leicht und unkompliziert lesen, zeigen erst auf den zweiten Blick, was wirklich unter der Oberfläche in ihnen verborgen ist, wenn man sich nur darauf einlässt. Mich hat die Autorin erneut überzeugt und zum Nachdenken gebracht. Dieses Buch wird mich sicher noch

Bewertung vom 28.12.2021
Hilfe, ich habe meine Oma im Supermarkt verloren!
Simmons, Jo

Hilfe, ich habe meine Oma im Supermarkt verloren!


sehr gut

Ein herrlich schräger, turbulenter Tag - komisch und voller Überraschungen

Harry ist sehr groß und ein noch größerer Tierfreund. Für einen Hund würde er alles tun. Fleißig sammelt er bei seiner Mutter Hundepunkte. Wenn er 500 davon verdient hat, bekommt er endlich den langersehnten Hund. Für 50 Hundepunkte soll er seine Oma Mini zu einer besonderen Preisverleihung in den Supermarkt begleiten, dort wird sie wegen ihrer Verdienste in der Klopapierentwicklung geehrt. Doch so einfach wie es scheint, ist der Auftrag gar nicht. Oma hat ihren eigenen Kopf, vor allem, wenn sie unter dem Einfluss von Karamellbonbons steht….Ob Harry am Ende seinem Hund einen Schritt näher kommt?

Jo Simmons schreibt locker-leicht, direkt und flapsig-witzig. Für Spaß sorgen immer wieder ihre amüsanten Aufzählungen, seien es Zusammenfassungen von Harrys Missgeschicken oder die Auflistungen von Omas Handtascheninhalt oder diverser Prämierungen rund ums Klopapier. Nathan Reeds comicartige Bilder illustrieren die Geschichte sehr treffend. Über die witzigen, dynamischen Schwarzweiß-Bilder und Figuren mit der lustigen Mimik muss man einfach lachen. Die Bilder motivieren.
Die Schrift ist etwas größer gedruckt und dank des weiten Zeilenabstand gut lesbar. Kinder ab neun Jahre werden das Buch sicher ohne größere Probleme selbständig lesen können.

Jo Simmons Figuren mögen vielleicht etwas eindimensional und wenig tiefgründig sein, aber sie sind unbestreitbar sehr unterhaltsam und äußerst originell. Harry, der viel zu groß für sein Alter ist und immer für ein Erwachsenen gehalten wird, ist ein liebenswerter, gutmütiger, sympathischer Junge. Er liebt Tiere und Kostüme, ist sehr kreativ und einfallsreich und gibt nicht auf. Auch Peinlichkeiten und Unannehmlichkeiten erträgt er recht gelassen, um sein großes Ziel zu erreichen.
Seine winzige Oma Mini ist eine „harte Nuss“ und steckt voller Überraschungen. Was mir an Jo Simmons Büchern besonders gut gefällt, sind die wiederkehrenden Charakter. So kann Harry auf den Rat seines Freundes Keith aus „Hilfe, ich habe meiner superschlauen Schwester das Gehirn geklaut“ zählen. Auch Tom und Jonny aus Jo Simmons anderen Geschichten haben kleine Gastauftritte. Der Figurenkosmos der Autoren wird mit jedem Buch erweitert.

Ob Harrys Mission erfolgreich sein wird?
Wenn es um die Verleihung eines Klopapierpreises geht, kann es eigentlich nicht langweilig werden. Harrys unglaubliche Erlebnisse an einem einzigen Tag reichen für ein ganzes Buch. Eine überdrehte, schräge, phantasievolle Geschichte mit viel Action und Turbulenzen, einer sympathischen Hauptfigur und einer ziemlich untypischen Oma. Nicht realistisch freilich, aber dafür umso witziger.
Bei Simmons spielen stets außergewöhnliche Familienbande eine Rolle, am Ende zeigt sich ein wunderbarer Familienzusammenhalt. Familie ist bei Simmons letztendlich großes Glück. „Hilfe, ich habe meine Oma im Supermarkt verloren“ ist ein weiteres absurd-komisches Buch aus einer Reihe, deren Bände man alle unabhängig voneinander lesen kann. Wer es witzig mag und das Leben nicht immer so ernst nimmt, liegt auch mit der neuesten Geschichte der Autorin absolut richtig.

Bewertung vom 23.12.2021
Jahre der Hoffnung / Kinderklinik Weißensee Bd.2
Blum, Antonia

Jahre der Hoffnung / Kinderklinik Weißensee Bd.2


sehr gut

Lesenswerte Fortsetzung - wie der Vorgänger ein kurzweiliger und packender Schmöker

„Vielleicht ist der Umsturz eine Chance für uns Frauen. Die Zeit ist reif dafür, dass die alten verkrusteten Strukturen aufgebrochen werden.“

Berlin 1918: Marlene Lindow arbeitet mittlerweile als Ärztin an der Kinderklinik. Sie sorgt sich nicht nur um ihre kleinen Patienten, sondern auch um ihren Verlobten Max, der im Krieg an der Front verletzte Soldaten versorgt. Als Max aus dem Krieg zurückkehrt, ist er nicht mehr derselbe. Marlene steht vor weiteren Herausforderungen. Der neue ärztliche Leiter macht ihr das Leben schwer. Außerdem breitet sich die Spanische Grippe in Berlin rasant aus, die medizinische Versorgung aller Erkrankten wird immer unmöglicher.
Marlenes Schwester Emma geht in ihrer Tätigkeit als Krankenschwester auf. Sie wird mit einer neuen, zusätzlichen Aufgabe betraut, der Ausbildung der Schwesternschülerinnen. Als Emmas Sohn Theo an Typhus erkrankt, ist es unklar, ob er überleben wird. Und plötzlich taucht völlig unerwartet Tomasz, Theos Vater, in Berlin auf.

Antonia Blum erzählt auf sehr leichte, unkomplizierte Art. Sie schildert in der dritten Person, was Emma, Marlene und Maximilian erleben, nimmt aber auch manchmal die Perspektive des Arztes Waldemar Buttermilch ein. Der Roman liest sich angenehm flüssig, fast wie von selbst. Ich hatte keinerlei Schwierigkeiten, sofort in die Handlung hineinzufinden, auch wenn es schon etwas länger her ist, dass ich den Auftaktband der Reihe gelesen habe. Das Cover - ein Mädchen blickt auf die Klinik- erinnert stark an das des Vorgängerromans, ist sofort als Teil der Reihe zu erkennen.

Die Protagonistinnen sind besondere Sympathieträgerinnen, mit denen sich die Leserschaft sicher gut identifizieren kann. Mit den Schwestern musste ich einfach mitfiebern. Marlene ist Ärztin aus Leidenschaft, sie geht auf ihre kleinen Patienten ein, hört ihnen zu, engagiert sich persönlich mehr, als sie das müsste. Für die ehrgeizige junge Frau ist ihr Beruf Berufung. Ebenso ergeht es ihrer Schwester Emma, die einen besonderen Draht zu ihren Schützlingen hat und sich nun auch als Ausbilderin beweisen muss. Beide Schwestern mögen ein wenig naiv sein, glauben sie doch immer an das Gute, aber das ist für sie natürlich auch ein Vorteil. Sie packen es an, sind überzeugt, dass sie etwas bewirken können. Viele ihrer Weggefährten konnten sie durch ihren unermüdlichen Einsatz von sich überzeugen. Aber nicht alle: Marlene muss sich gegen ihren neuen Chef Waldemar Buttermilch durchsetzen, der generell nicht viel von Ärztinnen hält und eine etwas andere Sicht auf seinen Beruf hat als sie. Für ihn steht stets Wirtschaftlichkeit im Vordergrund.

Auch nach dem Krieg ist in Weißensee keine Ruhe eingekehrt. Autorin Antonia Blum schildert einige zentrale Probleme der damaligen Gesellschaft wie politische Unruhen, den Kampf gegen die Spanische Grippe oder die Schwierigkeiten der Frauen, sich zu emanzipierten und zu etablieren. Im Nachwort heißt es „Der Krieg hat keine Gewinner.“ Das zeigt der Roman anschaulich. Auch Männer, die scheinbar körperlich unversehrt aus dem Krieg zurückgekehrt sind, leiden danach unter ihren schrecklichen Erinnerungen und haben wie Max Schwierigkeiten, sich in ihrem alten Leben zurechtzufinden. Überhaupt richtet Antonia Blum ihr Augenmerk auch auf die generellen seelischen Aspekte einer Krankheit. Krankheit hat eben nicht nur physische, sondern auch psychische Dimensionen, was gerade aktuell überdeutlich wird.
Bei all den verstörenden Erlebnissen, den beruflichen und privaten Prüfungen, verlieren Marlene und Emma nie ihre Zuversicht und werden oft - wie zur Belohnung für ihren Optimismus- Zeuginnen kleiner Wunder.
„Jahre der Hoffnung“ ist nicht nur ein historischer Roman, auch die Liebe spielt hier eine große Rolle. Emma und Marlene müssen sich entscheiden, wen sie in Zukunft an ihrer Seite haben wollen und machen dabei auch schmerzliche Erfahrungen: „Sich auf Liebe einzulassen,

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.12.2021
Wir freuen uns auf Weihnachten / Familie Flickenteppich Bd.4
Taschinski, Stefanie

Wir freuen uns auf Weihnachten / Familie Flickenteppich Bd.4


ausgezeichnet

Trubel und Aufregung, ein paar Turbulenzen und ganz viel warmes Weihnachtsgefühl

Aufregung bei Emma und ihrer Flickenteppich-Familie aus der Nummer 11. Weihnachten steht vor der Tür. Das erste Weihnachten im neuen Haus, an dem Papa und Selda ein Paar sind. Oma und Opa, Mama, Jeff und Aylins Großmutter haben zum Fest ihren Besuch angekündigt. Außerdem steht die Geburt von Stellas Baby kurz bevor. Und dann muss sich die Hausgemeinschaft noch um Oma Becker kümmern, die nach einer schweren Grippeerkrankung noch ziemlich schwach ist und immer tüdeliger wird. Natürlich gehören zu einem richtigen Weihnachten auch die passenden Geschenke und Schnee. Ob die Kinder beim Schnee mit einem geheimnisvollen Zauber etwas nachhelfen können?

Stefanie Taschinski schreibt im Präsens in Ich-Form aus Emmas Sicht direkt, ehrlich, klar und gut verständlich. Diese Erzählweise wirkt authentisch und lebendig. Beim Lesen hatten wir fast das Gefühl, Emma sitzt mit uns im Zimmer und erzählt nur für uns persönlich ihre Geschichte. Anne Kathrin Behl hat zur Geschichte passende Illustrationen gezeichnet. Ihre Figuren sehen charakteristisch und irgendwie drollig aus, sind sehr aussagekräftig. Beim Betrachten der Bilder wird sofort klar, wie sich die dargestellten Personen gerade fühlen. Die Schrift ist gut lesbar, da der Zeilenabstand etwas weiter ist. Zum Selberlesen eignet sich das Buch für Kinder ab acht Jahren, zum Vorlesen auch schon für jüngere Kinder ab sechs.

Die Flickenteppichs sind für uns schon wie alte, vertraute Bekannte. Was für eine Vielfalt an Charakteren! Da ist zunächst Emma, die sehr sozial, selbstständig und ehrlich ist. Sie weiß genau, was richtig und falsch ist, hat ein großes Herz, steckt voller Gefühle, lässt sich schnell begeistern, packt Sachen an. Manchmal passieren aber auch ihr Fehler. Mit ihrer Freundin und nun Fast-Schwester Aylin hat sie das große Los gezogen. Die beiden verstehen sich blind und sind immer füreinander da. Emmas Bruder Ben geht nun in eine neue Schule und muss sich da erst noch zurechtzufinden. Er möchte unbedingt bei seinen neuen Klassenkameraden beliebt sein und vergisst dabei manchmal, was eigentlich zählt. Neben Emmas und Aylins Familie gibt es noch Oma Becker, die sich in diesem Band zum Sorgenkind entwickelt, ist sie doch recht schwach und vergesslich. „Erbsenzählerin“ Frau Neumann bleibt ihrer bestimmten, strengen Art treu, beweist aber einmal mehr, dass sie im tiefsten Inneren ein sehr herzlicher Mensch ist, dem wichtig ist, dass es allen gut geht. Es macht immer wieder großen Spaß, die Entwicklungen in dieser außergewöhnlichen Hausgemeinschaft mit dem besonderen Zusammenhalt zu verfolgen. So sollte „Familie“ sein, auch wenn hier nicht alle verwandt sind.

„Wir freuen uns auf Weihnachten“ ist trotz aller Aufregung und Turbulenzen eine besinnliches Buch mit viel Weihnachtsgefühl. Die Flickenteppichs feiern ein manchmal unkonventionelles, mitunter chaotisches Fest voller ungeplanter Überraschungen, zeigen aber, worauf es wirklich ankommt: Zusammensein, rücksichtsvoll an andere zu denken und anderen eine Freude zu machen. Emma und Aylin demonstrieren auf ihre Art, was Toleranz heißt und erklären dabei völlig selbstverständlich auf ihre Art auch andere Familienmodelle jenseits des klassischen Vater-Mutter-Kind-Modells. Emma und vor allem Ben geraten diesmal in einen Gewissenskonflikt, tun das Falsche, lernen aber aus ihren Fehlern, beweisen Größe und entschuldigen sich, obwohl es ihnen nicht leichtfällt. Sie werden mit Problemen konfrontiert, die manche Leserinnen und Leser garantiert auch schon erlebt haben. Das macht sie zu prima Identifikationsfiguren.
Auch der neueste Band der Fleckenteppichs steht den anderen in nichts nach, vermittelt wieder das einzigartige „Flickenteppich-Gefühl“: Zusammenhalt, Freundschaft, Wärme und den Alltag als Abenteuer. Von dieser Familie können wir einfach nicht genug bekommen.

Bewertung vom 19.12.2021
Die Flucht beginnt / Survivors Bd.1
Pfeiffer, Boris

Die Flucht beginnt / Survivors Bd.1


gut

Eine hochdramatische Flucht - spannend, aber nicht durchgehend mitreißend

Zacky ist der seltsamste Leoparden-Drückerfisch der Weltgeschichte und lebt in einem Korallenriff. Sein heutiger Tag beginnt merkwürdig. Es ist dunkel und viel zu warm. Die Hitze macht die Bewohner des Riffs besonders hungrig. Aber nicht nur das, die Tiere sind zudem extrem verunsichert. Warum bleichen die Korallen aus und sterben? Zacky denkt an die Lieder seiner Vorfahren und sieht nur eine Lösung: die Flucht. Denn in einem toten Riff gibt es keine Nahrung und keinen Schutz mehr und die Tiere sind gefährlichen Jägern wie den Squids mit den drei Herzen ausgeliefert. Die Riffbewohner müssen gemeinsam ihre Heimat verlassen, um zu überleben, sie müssen zu „Survivors“ werden.

Autor Boris Pfeiffer schreibt kindgerecht und gut verständlich. Dass er seine Figur Scir mitunter neu erfundene, treffende Wörter sagen lässt wie „übersonnenwarm“ oder „muränenschwesterngemein“ die zwar nicht geläufig sind, deren Bedeutung aber sofort klar ist, gefällt mir gut. Die Geschichte beginnt mit dem Prolog und einem Ausblick auf das Ende des Buches. Danach wird chronologisch erzählt, wie es zu der beschriebenen Situation kommt. Das Cover erinnert an einen Zeichentrickfilm, wirken die Meeresbewohner doch fast dreidimensional. Die schwarz-weiß Bilder der Illustratorin Theresa Tobschall passen gut zur Geschichte, sind ausdrucksstark, detailreich und motivieren die Leserinnen und Leser. Die Schrift ist etwas größer gedruckt und daher sehr gut und angenehm zu lesen. Das Buch richtet sich an Kinder ab neun Jahren.

Die Survivors, das sind besondere Figuren. Da ist zunächst Zacky, der halb schwarz, halb regenbogenbunt ist und dem die Lieder seiner Vorfahren viel bedeuten. Seine beste Freundin das mutige Steinfischmädchen Scir hat nur ein Auge, erfindet immer wieder erstaunliche neue Wörter. Dann gibt es noch den Hai Heuler, bei dem Omen nomen ist, weil er sich ständig jammernd für sein grausames Fressverhalten entschuldigt, was mich anfangs amüsierte, später dann aber eher nervte. Hinzu kommen u.a. noch eine schwangere Röchin und zwei giftige Kegelschnecken. Sie alle sind so grundverschieden, müssen aber notgedrungen zusammenhalten, um im Schwarm gegen gemeinsame Feinde wie die Squids zu bestehen und die Naturkatastrophe zu überleben. Eine abwechslungsreiche, interessante Figurenmischung, aber die einzelnen Charaktere hätten für mich durchaus noch etwas sorgfältiger ausgearbeitet werden können, viele blieben für mich recht farblos. Bei der Vielzahl an Charakteren hätte ich mich über eine Übersicht der Figuren am Buchanfang gefreut.

Werden die Survivors gemeinsam erfolgreich gegen die Gefahren ankämpfen? Eine absolut gefährliches, dramatisches Tiefsee-Abenteuer erleben Zacky und seine Gefährten. Das Buch hat ein offenes Ende, der Schluss kommt dabei überraschend abrupt. Insgesamt ist die Serie auf vier Bände angelegt. Boris Pfeiffer macht mit seiner Geschichte auf das wichtige Thema Sterben der Meere aufmerksam. Ein hochaktuelles Problem, gegen das die Menschen unbedingt vorgehen müssen.
Viele Aspekte des Buchs haben mich überzeugt: tolles Cover, ausdrucksstarke Illustrationen, Scirs gelungene Wortneuschöpfungen, der hochaktuelle Hintergrund, die interessante Figurenkonstellation und der dramatische Plot. Dennoch riss mich die spannende Geschichte nicht richtig mit, der Funke wollte einfach nicht überspringen, aber ich kann nicht genau erklären, woran das liegt. Eventuell fehlt mir noch der tiefere Bezug zu den Figuren, die oft noch etwas blass bleiben. Vielleicht finde ich im zweiten Band noch einen besseren Zugang zu Geschichte und zu den Figuren. Ich werde der Fortsetzung noch eine Chance geben, das Thema hat schließlich höchste Beachtung verdient.

Bewertung vom 16.12.2021
Morgen, Klufti, wird's was geben
Klüpfel, Volker;Kobr, Michael

Morgen, Klufti, wird's was geben


gut

Klamaukige Weihnachten

Weil Klufti lieber seine Serie schaut als der Erika beim Dekorieren zu helfen, fällt Erika von der Leiter und verletzt sich. Und weil Dr. Langhammer dafür sorgt, dass sich Erika ausgiebig im Krankenhaus ausruht, muss sich Klufti nun alleine um die Weihnachtsvorbereitungen kümmern und sich auch noch als guter Gastgeber für Markus japanischen Schwiegervater beweisen. Klufti erfährt am eigenen Leib dass Murphys Gesetz - was schiefgehen kann, geht schief- oft leider tatsächlich zutrifft….

Gewohnt witzig, flüssig und direkt schreiben die beiden Autoren. Sehr speziell ist dabei Kluftis Denglisch, sein Kauderwelsch-Englisch, mit dem er sich mit seinem japanischen Gast unterhält. Manchmal durchaus amüsant, aber oft auch ziemlich plump. Das Buch ist wie ein Adventskalender in 24 Kapitel, 24 Katastrophen, eingeteilt, lässt sich also theoretisch auch wie ein Adventskalender lesen.

Klufti ist wie er ist, irgendwie drollig und ziemlich unbeholfen. Er schafft es immer wieder, von einer Katastrophe in die nächste zu schlittern. Ihm fehlt oftmals das Gespür und der Sinn für die Realität. Aber was Kluft eigentlich ausmacht, seine schnelle Kombinationsgabe, sein wacher Verstand, fehlt in diesem kleinen Weihnachtsbuch leider völlig. Klufti agiert wie ein naives Kindergartenkind, oft zum Fremdschämen. Ich bin eigentlich ein großer Klufti-Fan, mag seine permanenten, unterhaltsamen Streitereien mit Doktor Langhammer und Richard Meier. Leider gibt es in diesem Weihnachtsklufti viel zu wenig davon - Meier kommt überhaupt nicht vor- und dafür zu viele alberne Klamaukmomente. Für mich ist Klufti eigentlich viel feinfühliger und pfiffiger als er sich hier präsentiert.

Lichterkettendeko, Glühwein, Weihnachtsmarkt, Weihnachtsessen, das alles findet „In Morgen, Klufti, wird’s was geben“ ganz anders statt als üblich und dennoch werden so manche Klischees bedient. Das Buch hat durchaus seine lichten Momente, aber leider insgesamt zu wenige davon und dafür zuviel Slapstick, zuviel Fremdschämen, zuviel Klamauk und zu viele an den Haaren herbeigezogene Albernheiten. Es liest sich fast so, als waren die Autoren beim Schreiben selbst etwas vom Glühwein besäuselt gewesen. Dass sie dabei Spaß hatten, ist allerdings sehr gut vorstellbar. Auch beim Lesen schadet der Genuss von Glühwein sicherlich nicht, um die Witze ausnahmslos lustig zu finden. Stellenweise spaßig und kurzweilig, aber insgesamt für mich als Kluftifan doch eher enttäuschend. Ich hoffe, das war nur ein kurzes Zwischenspiel. Klufti kann definitiv besser Krimi als Weihnachten.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.12.2021
Bis zum Mond und zurück
Atkins, Dani

Bis zum Mond und zurück


sehr gut

Manchmal entsteht aus etwas Schrecklichem etwas Gutes - ein wunderbarer Seelenwärmerroman

Astronomin Lisa liebt ihren Mann Alex und ihren kleinen Sohn Connor von ganzem Herzen, „bis zum Mond und zurück“. Dem Vortrag auf einer Messe fiebert sie schon lange entgegen. Doch dann passiert etwas Unvorstellbares, Lisa stirbt auf dem Weg zu ihrem Vortrag bei einem Zugunglück. Für Alex und Connor bricht eine Welt zusammen.
Alex entscheidet sich, Lisas Körper für die Organspende freizugeben.
Auch das Leben der Grundschullehrerin Molly ändert sich komplett, als sie vom Arzt die Diagnose erhält, dass sie ohne ein Spenderherz nicht überleben wird. Molly erhält schließlich Lisas Herz. Alex sucht den Kontakt zu ihr und den anderen Patienten, die durch Lisas Organspenden gerettet wurden. Die Menschen, die durch Lisas Tod verbunden sind, wachsen bald zu einer Gemeinschaft zusammen. Doch finden Molly und Alex durch den Kontakt zueinander wirklich das, was sie suchen und brauchen?

Autorin Dani Atkins schreibt angenehm leicht, flüssig und unkompliziert. Sie nimmt verschiedene Perspektiven ein, schildert das Geschehen teilweise aus Alex Sicht in der dritten Person. Mollys Erlebnisse erzählt sie aus Mollys Blickwinkel in der Ich-Form.
Das hübsche Cover mit den silbernen Blättern und Wolken ist sehr ansprechend gestaltet. Das Motiv der in den Mond blickenden Person hat einerseits etwas Sehnsüchtiges, strahlt aber andererseits auch Ruhe aus.

Hauptfigur Molly ist Grundschullehrerin, sie liebt ihren Job und natürlich Kinder. Molly ist eine ehrliche, herzliche und wirklich sympathische Frau. In manchen Situationen scheint sie recht tollpatschig, was sie aber nur umso liebenswerter macht. Für mich ist Molly die Idealbesetzung des weiblichen Parts einer Liebesgeschichte. Ihr gönnte ich alles Glück und bedauerte sehr, dass sie mit so eine schrecklichen Krankheit zu kämpfen hat. Auch Alex, der seine Frau Lisa nach ihrem Tod so sehr vermisst, dabei so hilflos und verloren und teils so wirklichkeitsfremd wirkt, rührte mich sehr. Sein Sohn Connor, der immer noch felsenfest daran glaubt, dass seine Mutter zurückkommt und kaum jemanden an sich heranlässt, tat mir ebenfalls sehr leid.
Für mich hat Dani Atkins bei der Auswahl ihrer Hauptfiguren ein sehr glückliches Händchen bewiesen, die Charaktere erreichten und bewegten mich.

Wird Molly wieder ganz gesund? Findet sie am Ende die Liebe? Kommen Alex und Connor über Lisas Tod hinweg?
Dani Atkins Roman liest sich wie eine Hollywoodromanze. Ein ergreifendes Buch voller Gefühl zum Mitfiebern, das trotz vieler trauriger Momente die Seele wärmt, einige schöne Gedanken enthält und Zuversicht vermittelt. Ein Buch, das zu Herzen geht. Wie Hollywoodkino im Stile von „P.S. Ich liebe dich“ oder „Ein ganzes halbes Jahr“ nur eben zum Lesen. Wer es romantisch, emotional und ein ganz winziges bisschen kitschig mag, dem kann ich „Bis zum Mond und zurück“ nur wärmstens empfehlen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.12.2021
Die abenteuerliche Rettung von Schloss Drachenmut / Elli Rotfell Bd.1
Ameling, Anne

Die abenteuerliche Rettung von Schloss Drachenmut / Elli Rotfell Bd.1


ausgezeichnet

Tierisch turbulentes Freundschaftsabenteuer mit hochherrschaftlichem Schauplatz und wunderbaren Figuren

Elli Rotfell lebt im Schlosspark von Schloss Drachenmut. Sie ist nicht wie andere Eichhörnchen. Statt Vorräte zu sammeln, ihren traditionellen Aufgaben nachzukommen und beim Kobelbau zu helfen, übt sie lieber mit ihrer Schleuder zu schießen. Gerne würde sie einmal mehr von der Welt sehen als immer nur nur ihre direkte Umgebung. Nach einem Streit mit ihrem Opa Eckbert verlässt sie wutentbrannt das Revier und trifft auf den Waschbären Wolle Waschington. Eigentlich sollten Eichhörnchen Waschbären nicht trauen, aber die beiden Tiere verstehen sich dennoch ziemlich gut und werden sogar Freunde. Als sie erfahren, dass ihr Zuhause, der Schlosspark von Schloss Drachenmut und das Schloss verkauft und zum Golfhotel umgestaltet werden soll, beschließen sie, das unter allen Umständen zu verhindern und ihre Heimat zu retten. Doch alleine wird das nicht klappen. Die beiden brauchen dringend Unterstützung. Ob sie die unter den anderen Bewohnern des Parks finden?

Autorin Anne Ameling schreibt kindgemäß, abwechslungsreich, sehr humorvoll und gut verständlich.
Eva Czerwenka hat zur Geschichte hübsche, lebendige, bunte Bilder gezeichnet. Dabei bleibt der Rahmen der einzelnen Doppelseiten oben links und unten rechts stets gleich (oben eine Baumkrone mit Eichhörnchenschwanz und unten ein Waschbärenschwanz und Müll im Wasser). Er wird aber oft durch neue Illustrationen, hauptsächlich solchen von Tieren, ergänzt. Die Bilder der Figuren sind besonders ausdrucksstark und charakteristisch, sie machen einfach Spaß.
Auf dem Vorsatzpapier findet sich eine Karte von Schloß Drachenmut. Mit Hilfe der Karte lässt es sich sehr gut nachvollziehen, wie der Schauplatz aussieht und wo sich die Ereignisse gerade abspielen.
Die Textmenge pro Seite ist recht übersichtlich, Schrift und Zeilenabstand sind lesefreundlich und etwas größer als normal. Das Buch ist zum Vorlesen für Kinder ab sechs Jahren geeignet, für Selberleserinnen und -leser ab acht.

Elli Rotfell ist kein Eichhörnchen wie aus dem Bilderbuch, sie begnügt sich nicht mit Bravsein, ist aufmüpfig, quirlig und temperamentvoll. Elli möchte mehr von der Welt sehen als das begrenzte Revier der Eichhörnchen. Dass sie in ihrer Familie aneckt, scheint da vorprogrammiert zu sein. Auch Waschbär Wolle Waschington hat Probleme mit seiner Familie. Waschbären sind normalerweise doch recht bodenständig, Walle trägt seinen Kopf aber „in den Wolken“, möchte Erfinder werden, träumt vom Fliegen und davon einen funktionierenden Roboter zu entwickeln. Aus verschiedenen Gründen hat Walle „Ärger“ mit verschiedenen Tieren, ein Running Gag, der uns beim Lesen immer wieder sehr amüsiert hat. Elli und Wolle sind nur zwei der originellen Charaktere, da gibt es zum Beispiel noch einen überforderten Schlosshund, den Chaos-Kaninchenclub, einen kriminellen Raben, eine biestige Sperberin und viele weitere mehr. Eine wirklich gelungene, unterhaltsame Figurenauswahl!

Was die kleinen Parkbewohner alles auf die Beine stellen, um das Schloss zu retten, ist ganz großes Kino. Sehr spannend die Frage, ob sie letztendlich mit ihren Anstrengungen erfolgreich sein werden.
Nebenher werden allerlei Vorurteile überwunden und es erweist sich als überaus sinnvoll, sich auf bestimmte andere einzulassen, auch wenn man vorher davor gewarnt wurde. Denn oft sind viele Tiere und Leute doch ganz anders, als man glaubt. Und daher ist auch eine Freundschaft zwischen einem Eichhörnchen und einem Waschbären sehr gut möglich. Noch mehr: sie schafft so manches, an das man zuvor niemals geglaubt hätte.
Wie die persönlichen Eigenarten der Tiere von der Autorin dargestellt und aufgegriffen werden, ist immer wieder herrlich komisch und sorgt für gute Laune.
Ein wunderbares, phantasievolles, turbulentes Freundschaftsabenteuer mit drolligen Figuren, das großen Spaß macht. Von uns aus könnten Elli und Wolle sehr gerne in Serie gehen.

Bewertung vom 12.12.2021
In ewiger Freundschaft / Oliver von Bodenstein Bd.10
Neuhaus, Nele

In ewiger Freundschaft / Oliver von Bodenstein Bd.10


sehr gut

Wenn sich Freundschaft ungesund entwickelt - solide Fortsetzung, aber kein Highlight

„Viele Freundschaften beruhten auf Unehrlichkeiten, denn würde man sich tatsächlich die Wahrheit sagen, wäre es mit den meisten Freundschaften schnell aus und vorbei.“

Die ehemalige Programmleiterin und Lektorin des renommierten Winterscheid-Verlags Heike Wersch wird vermisst. Kurz zuvor hatte sie den berühmten Autor Severin Velten des Plagiats bezichtigt. Aber auch andere ehemalige Kollegen hatten so ihre Probleme mit Heike. Wurde sie deshalb etwa ermordet? Und wo ist ihre Leiche? Oliver Bodenstein und Pia Sander ermitteln und bekommen es mit einem ganz speziellen Freundeskreis innerhalb des Literaturbetriebs zu tun…

Nele Neuhaus schreibt schlicht, unkompliziert und gut verständlich. Sie begleitet mal Oliver Bodenstein und Pia Sander bei der Arbeit und im Privaten, mal auch andere Figuren wie Lektorin Julia Bremora. Vor allem, wenn es direkt um die Ermittlung bei der Polizei geht, verwendet die Autorin viel wörtliche Rede, um ihre Geschichte lebendig zu gestalten.
Das Titelbild auf dem Cover - eine Katze in der Dunkelheit vor einem beleuchteten Haus- passt gut zu denen der anderen Romane aus der Reihe.

„In ewiger Freundschaft“ ist der zehnte Fall für die beiden Ermittler Pia Sander und Oliver Bodenstein. Wer sie -wie ich- von Anfang an begleitet hat, dem werden sie schon so vertraut vorkommen wie gute alte Bekannte. Pia Sander ist eine resolute, bodenständige, sympathische Ermittlerin, die stets zupackt und auch bei Schwierigkeiten nicht aufgibt. Daher ist sie in ihrem Beruf sehr erfolgreich. Dass ihr Exmann, der Rechtsmediziner Henning Kirchhoff, immer noch sehr viel für sie empfindet und sie offen bewundert, spricht für Pia. Pias Kollege Oliver von Bodenstein leistet in seinem Job ebenfalls sehr gute Arbeit. Er verhält sich sehr sozial, hat ein ausgeprägtes „Helfersyndrom“ und glaubt an Gerechtigkeit, Regeln und Werte. Nicht immer gelingt es ihm, genügend Distanz zu seinen Fällen zu halten. Bei der Wahl seiner Lebenspartnerinnen bewies er leider wiederholt kein glückliches Händchen. Oliver hat sehr unter seinen komplizierten Paar-Beziehungen zu leiden und kann einem dabei oft nur leid tun. Oliver und Pia kennen sich schon lange, sind ein perfekt eingespieltes Team.
Die beiden Ermittler werden diesmal mit einem überaus vertrackten Beziehungsgeflecht unter Freunden konfrontiert, einem ungesunden „Freundschaftssumpf“ voller Geheimnissen, Lügen und Intrigen. Wie nach und nach immer mehr aufgedeckt wird, wie die potentiell Verdächtigen wirklich zueinander stehen, das ist durchaus spannend und interessant zu lesen.

Wie starb Heike Wersch? Während der Ermittlungen kommen schlimme Verbrechen aus der Vergangenheit zutage, die noch nachwirken, und dazu ein gefährliches Abhängigkeitsverhältnis, das sich Freundschaft nennt. Was Freundschaft ausmacht, steht dabei immer wieder im Fokus, auch Oliver Bodenstein macht sich seine Gedanken: „Reichten gemeinsame Jugenderinnerungen tatsächlich als Grundlage für eine lebenslange Freundschaft aus, oder handelte es sich eher um alte Bekannte, die ihre Vergangenheit glorifizierten?“.
Raffiniert, dass hier das Thema „Buch im Buch“ auf verschiedene Weise behandelt wird.
Pias Exmann Henning Kirchhoff hat die ersten beiden Fälle von Pia und Oliver in zwei Romanen verewigt, die auch noch genauso heißen wie die ersten Bände der Nele-Neuhaus-Krimi-Reihe. Außerdem taucht plötzlich das Manuskript eines Romans auf, das sehr detailliert erzählt, was sich wirklich in der Vergangenheit des verdächtigen Freundeskreises zugetragen hat.
Anfangs war ich recht gefesselt von den privaten Ereignissen in Bodensteins Leben, auch der Fall begann spannend. Bei der Menge an involvierten Personen verlor ich zwischenzeitlich allerdings etwas den Überblick und konnte nicht mehr eindeutig zuordnen, wer wie zu wem steht und mit wem verwandt ist. Insgesamt agierten mir etwas zu viele Charaktere. Die Personenübersicht am Anf

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