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PMelittaM
Wohnort: 
Köln

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Insgesamt 530 Bewertungen
Bewertung vom 01.11.2022
Verrat in Colonia
Peter, Maria W.

Verrat in Colonia


ausgezeichnet

260 n. Chr.: Die römische Sklavin Invita ist mit ihrer Herrin Marcella und dem Sklaven Flavus mit dem Tross des Finanzprocurators auf dem Weg nach Colonia Claudia Ara Agrippinensium. Unterwegs werden sie von germanischen Barbaren überfallen, und nur das rechtzeitige Auftauchen der Verstärkung verhütet Schlimmeres, aber auch so sind viele Menschen gestorben und die Hälfte des Soldgeldes gestohlen worden.

Doch in der Colonia angekommen, wird es noch schlimmer, ein Mord geschieht, und Flavus wird als Verdächtiger festgenommen. Und dann wird sogar die Stadt belagert, Hunger und Seuchen brechen aus. Für Marcella, Invita und Flavus wird es in diesem vierten Band der Reihe sehr persönlich, und alle drei schweben in immer größer werdender Gefahr.

Dieses Mal geht es also nach Köln, was mir als Kölnerin natürlich gut gefällt, zumal Maria W. Peter wieder sehr gut recherchiert hat, und das Praetorium, dessen Ausgrabung man heutzutage besichtigen kann, sowie ein weiteres Haus, das man als Kölner zumindest zum Teil kennt, eine Rolle spielen. Die Geschehnisse sind eingebunden in reale historische Ereignisse, und so tauchen auch historische Persönlichkeiten auf und spielen eine mehr oder weniger große Rolle. Auch das, zu dieser Zeit gefährdete Christentum, zu dem sich auch Marcella bekennt, wird thematisiert.

Neben den drei, den Kennern der Reihe bereits bekannten, Protagonisten, lernt man, außerhalb der historischen Personen, verschiedene andere Charaktere kennen, wie den Centurio Mucius Longinus, der aus einfachen Verhältnissen stammt, und sich zu Marcella hingezogen zu fühlen scheint. Longinus ist schnell sympathisch, auch, weil er sich gegen Ungerechtigkeiten stellt. Simon Patricius ist Christ und scheint Invita zu kennen, sie jedoch fühlt sich von ihm verfolgt. Ein weiterer Charakter hat sich mir eingeprägt, Lettius, der Cloacarius, ein für die Kanalisation zuständiger Sklave, den man öfter trifft, als zunächst vermutet.

Die Geschichte ist spannend, man fühlt stark mit und bangt um die Charaktere. Manche Enthüllung konnte ich mir schon denken, die Auflösung aber hat mich überrascht, dennoch ist sie nachvollziehbar. Wie bei jedem guten historischen Roman gibt es auch hier zusätzliche Boni: Karte, Model des Praetoriums, Glossar, Personenverzeichnis, Reise- und Stöbertipps und ein sehr lesenswertes Nachwort der Autorin.

Auch Band 4 der Reihe hat mich wieder gut unterhalten. Mittlerweile hat man die Protagonisten liebgewonnen und bangt mit ihnen, vor allem in diesem Band hat man dazu reichlich Gelegenheit. Wer gut recherchierte historische Kriminalromane mag, ist bei dieser Reihe genau richtig. Ich vergebe 4,5 Sterne, die ich, wo nötig, aufrunde.

Bewertung vom 29.10.2022
Scherben einer Göttin

Scherben einer Göttin


sehr gut

Die Anthologie enthält 18 Kurzgeschichten von ebensovielen Autor:innen über verschiedene Facetten Liliths. Jede startet mit einer eigenen Vignette und endet mit der Kurzbiografie des/der Autor:in, die mir allesamt vorher nicht bekannt waren, und die zum großen Teil recht jung sind.

Lilith ist eine sumerische Dämonin, gilt aber auch als erste Frau Adams. Ihr werden vielfältige Eigenschaften zugeschrieben, als Dämonin weitgehend negative. Sie gilt aber auch als eine Art Feministin, immerhin hat sie sich aufgelehnt, sich dem Mann im Paradies unterzuordnen, und wurde daher verbannt. In dieser Anthologie werden viele dieser Facetten aufgegriffen, letztlich ist die Tendenz aber schon feministischer Art. Man spürt durchgehend, dass sich die Autor:innen dennoch mit Liliths Vielfältigkeit auseinandergesetzt haben.

Manche der Geschichten spielen in der Vergangenheit, manche in der Gegenwart, andere sind eher in phantastischen Welten angesiedelt, auch die Geschichten sind somit sehr vielfältig, und keine gleicht der anderen. In alle kann man auch seine eigenen Interpretationen einfließen lassen.

Wie bei fast jeder Anthologie hat mir nicht jede Geschichte gefallen, manche finde ich z. B. verwirrend, oder die Sprache gefällt mir nicht. Doch es sind auch eine ganze Reihe dabei, die ich gut bis großartig finde, und bei einer habe ich mir mittlerweile einen der bereits erschienenen Romane des Autors, Jon Barnis, gekauft.

Die Vielfältigkeit Liliths spiegelt sich in der Vielfältigkeit der Geschichten dieser Anthologie wieder. Mich haben die meisten Geschichten dieser Anthologie angesprochen, und ich empfehle sie gerne weiter.

Bewertung vom 27.10.2022
Das verborgene Zimmer von Thornhill Hall
Handel, Christian

Das verborgene Zimmer von Thornhill Hall


ausgezeichnet

England 1897: Colins Mutter hat ihn und seinen Vater vor Jahren verlassen, um Schauspielerin zu werden. Jetzt, wo sie neu verheiratet ist, und eine kleine Tochter bekommen hat, möchte sie ihn wiedersehen und lädt ihn ein, sie auf Thornhill Hall zu besuchen. Neben Colin sind weitere Gäste anwesend, u. a. das Medium Ismelda McKenzie und deren Neffe Teddy. Während Colins Mutter sich um seine Gunst bemüht, ist er noch zu verbittert, um ihr die Hand reichen zu können. Und dann scheint die Chance vertan, denn Colin stürzt auf der Treppe in den Tod.

Überrascht stellt er fest, dass es auf Thornhill Hall eine rege Geisterwelt gibt, zu der er nun auch gehört, und, dass er die Chance hätte, wieder zu leben, er muss nur einen verborgenen Raum finden. Die nächste Überraschung ist, dass Teddy ihn sehen kann, und Colin somit einen Verbündeten in der Welt der Lebenden hat.

Mir gefallen die Charaktere richtig gut, die lebenden, aber vor allem auch die toten, die als Geister auf Thornhill Hall existieren, und deren Tagesablauf sich gar nicht so sehr von dem der Lebenden unterscheidet.

Christian Handel lässt Colin selbst in Ich-Form erzählen, was perfekt passt. Der Erzählstil ist sehr bildhaft, man fühlt sich schnell mittendrin. Richtig gut gefällt mir, wie der Autor die Emotionen handelt, man kann sie fast greifen und sehr gut nachvollziehen. Die Liebesgeschichte fügt sich nahtlos ein, und auch hier sind die Emotionen immer passend und schön zu lesen. .

Auch wenn das Thema eher traurig und vielleicht sogar kitschig sein könnte, lässt sich der Roman prima lesen, ist überhaupt nicht kitschig, und unterhält gut. Colins Versuche, das Zimmer zu finden, die Hilfe, die er dabei bekommt, aber auch die Geschehnisse, die bereits vor dem Treppensturz stattfanden, sind eingängig und unterhaltsam erzählt. Neben der Suche nach dem verborgenen Zimmer steht auch immer die Frage im Raum wer Colin die Treppe hinuntergestoßen hat, denn dass er nicht von alleine gefallen ist, ist für ihn sicher. Als Leser:in erhält man die Möglichkeit, mitzuraten, auch der Krimipart ist gut gelungen.

Am Ende hat sich – fast – alles geklärt. In meinen Augen bleibt leider eine Frage offen, über die Hintergründe eines bestimmten Charakters hätte ich gerne mehr erfahren, vor allem, weil dieser eine wichtige und spannende Rolle einnimmt.

„Das verborgene Zimmer von Thornhill Hall“ ist ein spannender Roman voller Emotionen, der mich sehr gut unterhalten hat und den ich gerne weiterempfehle. Ich vergebe 4,5 Sterne, die ich, wo nötig, aufrunde.

Bewertung vom 25.10.2022
Drachenbanner / Waringham Saga Bd.7
Gablé, Rebecca

Drachenbanner / Waringham Saga Bd.7


ausgezeichnet

England 13. Jahrhundert: Der Leibeigene Bedric und die Adelige Adela of Waringham wurden am selben Tag geboren, Bedrics Mutter Eldrida war Adelas Amme, so dass die beiden die ersten Jahre gemeinsam verbracht haben. Daraus ist eine tiefe Freundschaft entstanden, die auch anhält, nachdem Eldrida und Bedric wieder die Burg verlassen.

Bedric ist 14 Jahre alt, als sein Vater durch einen Unfall stirbt. Seine Hoffnung, dessen Scholle nun selbst bewirtschaften zu können, zerschlägt sich, da Raymond of Waringham in Vertretung seines erkrankten Vaters die Entscheidung fällt, dass Bedric noch zu jung dafür ist und seine Mutter erneut heiraten muss. Raymond, Adelas Bruder, ist ein schwieriger Mensch und nicht gut auf Bedric zu sprechen.

Adela wird ungefähr zur selben Zeit Hofdame bei Eleanor Plantagenet, der Schwester König Henrys III, Tochter des „teuflischen“ John, und seit kurzem Ehefrau Simon de Montfort.s

Der bereits siebte Band der Waringham-Reihe hat erstmalig einen Protagonisten, der nicht dem Adel zuzurechnen ist, sondern als Leibeigener der Waringhams geboren wurde. Als Leibeigener hat man nahezu keine Rechte, gehört im wahrsten Sinne des Wortes seiner Herrschaft. „Der Leibeigene ist ein Ding ohne Rechte, nichts weiter als ein Besitzstück seines Herrn“ (Richard FitzNigel), das Eingangszitat des ersten Teils (insgesamt gibt es vier Teile) sagt schon sehr viel darüber aus. Für Bedric und seine Familie bedeutet das einiges Leid. Es ist aber auch interessant die Geschichte (in doppeltem Wortsinn) einmal aus dieser Perspektive zu erleben.

Mit Adela begibt man sich als Leser an das andere Ende der Hierarchie, dort steht König Henry III. Als Hofdame seiner Schwester kommt Adela und damit auch der/die Leser:in ihm sehr nahe, hier erleben wir dann auch die historischen Hintergründe jener Zeit, wie etwa Henrys zügelloses Auspressen der Bevölkerung für seine eigenen Bedürfnisse, und das sogar während einer langen Phase, in der Ernten ausbleiben, und das Volk hungert und an Seuchen stirbt. Eine große Rolle spielt hier auch Eleanors Ehemann Simon de Montfort.

Rebecca Gablés Romane leben davon, dass das persönliche Leben ihrer Protagonisten mit den historischen Ereignissen verquickt ist, und man diese so aus deren Perspektive miterleben kann. In diesem Band dauert es etwas, bis der historische Hintergrund Fahrt aufnimmt, dann jedoch ist man mitten drin. Die Protagonisten kommen einem sehr nahe. Und auch wenn man vielleicht nicht alles gut und richtig findet, was diese tun, es gibt auf jeden Fall genug, das die eigenen Emotionen anspricht. Ebenso ist das hier sehr stark auch bei der Familie Montfort der Fall, gerade auch, weil man die tatsächlichen historischen Ereignisse nicht ändern kann.

Das Ende bleibt relativ offen, was die Protagonisten angeht, so dass ich sehr hoffe, das es noch einen Anschlussband geben wird. Bis zu den Ereignissen der ersten Bände der Reihe, die ja später stattfinden, ist noch genug Zeit, ein weiterer Band davor also möglich.

Wie es sich für einen guten historischen Roman gehört, und von einem solchen kann man bei der Autorin ausgehen, gibt es wieder einige Extras. Neben einem lesenswerten Nachwort gibt es ein Personenverzeichnis mit Kennzeichnung der historischen Personen und eine Karte. Sehr gut gefallen haben mir auch die zum jeweiligen Teil passenden Illustrationen.

Ich habe auch Band 7 wieder sehr gerne gelesen, es ist einfach immer wieder schön, nach Waringham zu kommen. Er bringt einem die historischen Geschehnisse der Jahre 1238 bis 1265 durch das persönliche Erleben seiner Protagonisten nahe und gleichzeitig spannende und interessante Lesestunden. Sehr gerne empfehle ich ihn daher weiter und vergebe 4,5 Sterne, die ich, wo nötig, aufrunde.

Bewertung vom 17.10.2022
Keller mit Leiche
Ahorn, Ima

Keller mit Leiche


sehr gut

Darren Bagshaw arbeitet nun als Mädchen für alles im Taigh Dubh Guesthouse, das aktuell von der Argyll Ghost Company gebucht worden ist, die mit ihren Gästen Geistertouren veranstaltet. Deren Chef, Blake Cadger, ist Darrens Held – und liegt kurz nach der Ankunft tot im Keller.

Auch im zweiten Band der Reihe muss Darren wieder, dieses mal im Auftrag des Toten, einen möglichen Mord aufklären. Blake ist überzeugt davon, ermordet worden zu sein, während die Polizei von einem Unfall ausgeht. Mögliche Täter gibt es einige in der Geisterjägergruppe, denn Blake war nicht so nett wie er sich nach außen gab.

Neben seinen „Ermittlungen“ muss Darren natürlich weiter seine Arbeit tun und nebenbei die Geisterjäger zu ihren Events fahren. Dabei erfährt man als Leser:in allerhand über schottische Spukgestalten (am besten hat mir die „moderne“ Glaistig gefallen – hier konnte man auch wieder sehr gut den Humor der Autorin spüren), lernt ein paar interessante Leute kennen und darf mit Darren Überlegungen anstellen. Auch in diesem Band stehen die Ermittlungen nicht im Mittelpunkt, sondern das mehr Drumherum, aber am Ende wird der Fall natürlich aufgelöst, die Auflösung ist okay.

Im letzten Band haben mir einige Personen gut gefallen, leider spielen sie hier keine oder nur eine kleine Rolle, das ist schade. Nur Darrens Oma Erica darf eine wichtige Rolle spielen, Darren so unterstützen, und nebenbei Pratchett zitieren. Und natürlich im Anhang wieder ein Rezept beisteuern.

Leider hat mich der zweite Band der Reihe nicht ganz so gut unterhalten als der erste, ich fand ihn insgesamt langatmiger und hätte mir mehr Humor gewünscht. Dennoch wurde ich gut unterhalten und freue mich auf den nächsten Band. Ich vergebe 3,5 Sterne, die ich, wo nötig, aufrunde.

Bewertung vom 15.10.2022
Mordsmäßig angetrunken
Louis, Saskia

Mordsmäßig angetrunken


sehr gut

Es ist Karneval in Köln, doch Louisa Manu kann ihn dieses Jahr nicht richtig genießen. An Weiberfastnacht fällt ihr mal wieder eine Leiche vor die Füße, Sina Trautenheim, ein Goldfunke, und so muss sie wieder einmal ermitteln, wer und was dahintersteckt. Dabei hat sie zur Zeit auch mit vielen privaten Dingen zu kämpfen, eine Hochzeit, eine Schwangerschaft, und ein sie hassender Rispo machen ihr Leben noch schwieriger als es manchmal sowieso schon ist.

Der achte Fall spielt – endlich möchte man sagen, immerhin findet die Reihe in Köln statt – zu Karnevalszeiten. Alle möglichen Traditionen verarbeitet die Autorin in diesem Roman, bis hin zur Nubbelverbrennung, die traditionell den Karneval abschließt, und gleichzeitig den Höhepunkt des Romans bildet. Nett sind auch die verschiedenen Kostüme, die die Protagonistin trägt, meist als Partnerkostüm mit ihrer Freundin Ariane, hier kommt der Humor der Reihe wieder einmal gut zum Tragen.

Der Kriminalfall ist natürlich auch eng mit dem Karneval verbunden. Seine Auflösung ist okay, wenn auch ein bisschen vorhersehbar. Louisa, die Ich-Erzählerin, hat mich in diesem Band wieder einmal etwas genervt, ihre Neugierde kennt man ja bereits, aber dass sie z. B. nicht einmal Verpflichtungen einhalten kann, weil sie ja – schon fast zwanghaft – ermitteln „muss“, finde ich schon ein bisschen übertrieben. Natürlich hat sie auch ihre guten Seiten, und vor allem kann man herrlich über sie schmunzeln – dass sie das selbst auch kann, ist eine ihrer sympathischen Eigenschaften. Ohne ihre Ermittlungen hätte man keinen so unterhaltsamen Roman. Über Kommissar Joshua Rispos Ermittlungen zum gleichen Fall erfährt man eher wenig, er steht mit seinen Erkenntnissen denen seiner Freundin zwar in der Regel nicht nach, bleibt aber als Polizist natürlich auf dem Boden der Legalität, Grenzen an die sich Louisa nicht halten „muss“.

Insgesamt hat mich der achte Fall wieder gut unterhalten, alle wichtigen Charaktere sind anwesend, und manche Weiche ist – vielleicht – neu gestellt worden. Man darf also auf die weiteren Bände gespannt sein. Wer humorvolle Krimis mag, ist bei dieser Reihe gut aufgehoben.

Bewertung vom 13.10.2022
Der Kompass im Nebel / Hidden Worlds Bd.1
Robrahn, Mikkel

Der Kompass im Nebel / Hidden Worlds Bd.1


sehr gut

Nachdem Elliot Craig seinen Job im Burgerladen verloren hat, macht er sich Sorgen um seine Zukunft und die seines kranken Vaters. Doch der hat überraschenderweise einen Tipp für ihn, und so spricht Elliot im Theodores Kiltladen vor. Die Überaschung wird noch größer, als Theodore ihn einstellt und ihm seinen wahren Arbeitsplatz offenbart: Das Merlin-Center, das Kaufhaus für das Phantastische, zu dem man nur mittels Schnellreisezauber gelangt.

Zauber? Ja, Elliot lernt eine ganz neue Welt kennen, in der er es nicht nur mit Zaubersprüchen zu tun bekommt, sondern auch mit allerlei Geschöpfen, die er bisher im Reich der Märchen und Legenden wähnte. Doch vor Jahren hatte die Inquisition das Portal nach Avalon geschlossen, und viele mythische Wesen sind in der „normalen“ Welt gestrandet.

Als dann die Inquisition sich auf seine Spur setzt, wird die Sache sehr persönlich für Elliot.

Hidden Worlds ist ein Urban-Fantasy-Trilogie, die zumindest im ersten Band in großen Teilen in Schottland spielt, und mir schnell sympathisch wurde. Elliot, der bei seinem kranken Vater lebt, die Mutter ist schon vor einigen Jahren verschwunden, erwartet nicht mehr allzu viel vom Leben, und das mit Anfang 20. Es dauert auch ein bisschen, bis er sein „neues“ Leben annehmen kann, das nicht immer ungefährlich ist. Er wird dem mystischen Zoo zugeordnet, der sich im Merlin-Center befindet, hier werden alle möglichen Fabeltiere gehalten, auch, um sie vor der „normalen“ Welt zu schützen. Sein Vorgesetzter, Gerry der Buffaloman (man stelle sich einen Minotaurus vor, statt Stier aber Büffel), macht es ihm immerhin leicht, sich einzufügen – dieser Charakter war mir einer der liebsten. Die meisten Mitarbeiter im Kaufhaus sind mystische Wesen und meist recht skurril.

Nicht nur die Inquisition macht Elliots Leben schwer, auch, dass er sich bald mehr oder weniger verpflichtet fühlt, ein Geheimnis aufzudecken, das ihn und die Elfin Soleil Boulanger, mit der er sich anfreundet, in einige sehr gefährliche Situationen bringt. Es gibt eine ganze Reihe überraschender Wendungen, und das Ende bietet einen heftigen Cliffhanger auf, gut das es die beiden Folgebände bereits gibt.

Ich fühlte mich gut unterhalten von diesem ersten Trilogieband, der sowohl Jugendliche als auch Erwachsene ansprechen kann, die Geschichte ist spannend, die Charaktere liebenswert und/oder skurril, manche auch sehr gefährlich. Man darf gespannt sein, wie es weitergeht.

Bewertung vom 11.10.2022
Imala und Amarok
Best, Matilda

Imala und Amarok


weniger gut

2320 ist die Erde zerstört, nur einige tausend Menschen leben noch im Hohen Norden. Amarok, so nennt sich die KI eines Raumschiffes, das ursprünglich dazu gedacht war, Weltraumschrott zu beseitigen, selbst, hat sich im Laufe der vielen Jahre, die er in seinem Raumschiff unterwegs ist, viel Wissen angeeignet, jede Information aufgesogen, die ihm zugänglich wurde, und gelernt, nach seinem eigenen Willen zu agieren. So schaut er auch regelmäßig bei der Erde und den überlebenden Menschen vorbei. Auf einem dieser Ausflüge rettet er eine junge schwangere Frau vor dem Tod und nimmt sie mit in sein Raumschiff. Ihr Name ist Imala.

Der Roman basiert auf einer Kurzgeschichte, die 2021 in der Anthologie „Sternenglut – Galaxie der Abenteuer“ erschienen ist. Mir hat diese gut gefallen, und so freute ich mich auf den Roman, gespannt, was mit Imala und Amarok weiter geschehen würde. Der Roman startet übrigens mit dieser Kurzgeschichte, so dass man sie nicht vorher kennen muss.

Ich gestehe, ich bin ein großer Fan von Künstlichen Intelligenzen in Medien, die ja auch viele Möglichkeiten bieten und sich sowohl positiv als auch negativ oder auch komplett ambivalent entwickeln können. Amarok war daher von Anfang an mein Lieblingscharakter. Schwerer tat ich mir da schon mit Imala, die von der Autorin als sehr intelligent dargestellt wird und Amarok sogar Intelligenztests mit ihr machen ließ – Imala wird von Anfang an überzogen charakterisiert. Schon in der Kurzgeschichte war das mein erster Kritikpunkt – und leider sollten im Roman noch einige folgen, denn einiges wirkt auf mich nicht glaubhaft oder nachvollziehbar (Charaktere, Handlungen, Gegebenheiten, Entwicklungen), gegen Ende fühlte ich mich dann von der Geschichte sogar regelrecht veräppelt.

So ist mir z. B. vieles zu übertrieben, alle Männer sind böse und tun Frauen Gewalt an, überall gibt es, zum Teil durch Radioaktivität genetisch veränderte Wölfe, die außerdem besondere Beziehungen zu Menschen, vor allem Frauen, entwickeln können, die auch sexueller Natur sein können. Die Erzählung spielt nicht nur auf der Erde, sondern auch teilweise auf einem anderen Planeten, die Gegebenheiten sind aber nahezu identisch. Wie aber kommt wohl die gleiche Art Wolf auf zwei verschiedene Planeten, die zudem auf beiden auch noch die gleiche Entwicklung – vollkommen unabhängig voneinander – durchlaufen haben? Auch ein Science-Fantasy-Roman (wie die Autorin ihn nennt) muss in sich logisch sein, zumindest auf Leser:innen logisch wirken. Tat dieser bei mir leider nicht.

Ein weiterer Kritikpunkt ist, das einfach viel zu viel thematisiert wurde, z. B. Depression und Hochbegabtheit, Themen, die zudem gar nicht für die Geschichte notwendig sind, für mich wirkte der Roman dadurch überfrachtet. Dazu kommen noch eine Reihe logischer Fehler (wie kommt z. B. auf einmal eine Tiefkühltruhe ins Raumschiff?), Eine gewisse Zeit war ich fasziniert von der Geschichte trotz der Kritikpunkte, bis es dann in meinen Augen immer absurder wurde, und am Ende war ich dann froh, am Ende zu sein.

Die Kurzgeschichte, auf der der Roman basiert, hat mir gefallen, man hätte es wohl besser bei ihr belassen. Schade, die Idee ist wirklich gut, die Umsetzung des Romans in meinen Augen aber leider nicht gelungen. Dennoch hat der Roman eine Zeit lang eine gewisse Faszination auf mich ausgeübt, so dass ich noch 2 Sterne vergebe.

Bewertung vom 03.10.2022
Die Krone aus Schatten
Dierner, Eileen

Die Krone aus Schatten


weniger gut

Die Calita unterteilen sich in sieben Gruppen, die in ihrer jeweils eigenen Sphäre lebten ihre eigenen besonderen Fähigkeiten haben. Als die Sphären untergingen, eroberten die Calita die Welt der Menschen und halten diese seitdem als Sklaven.

Tamiel ist eine von ihnen, die besondere Eigenschaft ihrer Art ist es, in die Geisterwelt wechseln zu können, außerdem bemächtigt sie sich im Auftrag Seelen. Ihr neuester Auftrag enthält zudem den Diebstahl eines seltenen Buches, so dass sie ein Team benötigt, um den Einbruch bestmöglich abzuschließen.

Ich finde die Idee der Welt interessant, auch die verschiedenen Calita gefallen mir. Leider ist es der Autorin nicht gelungen, mir diese Welt nahezubringen, ich erfahre kaum etwas über sie, wenige Hintergründe, manche Aussagen im Roman passen nicht unbedingt zu anderen, es bleiben viele Fragen offen – all das hält mich davon ab, mich in dieser Welt zurechtzufinden, mich in sie fallen zu lassen (da hilft auch die Karte zu Beginn nicht weiter, die zudem nicht wirklich aufschlussreich ist). Auch die sieben Gruppen der Calita, die alle nicht leicht zu merkende Namen, wie z. B. Dorraeves, haben, kann ich mir nicht merken, immer wenn einer auftaucht, blättere ich zurück, da bald zu Beginn des Romans alle erklärt werden – hier fehlt ein Glossar (und nicht nur in diesem Zusammenhang).

Ähnlich ist es leider auch mit den Charakteren. Eine Schwierigkeit ist schon, dass es nur wenige Buchstaben gibt, in denen Namen vergeben werden, fast alle fangen mit C, K oder L an, da kann man die einzelnen Charaktere schon mal miteinander verwechseln, auch, weil sie nicht besonders tiefgehend charakterisiert werden. Keiner kommt mir nahe, weder im positiven noch im negativen Sinn, obwohl es gerade bei letzterem diverse Möglichkeiten gäbe, denn fast keiner ist sympathisch, manch einer hat sogar ziemlich dunkle Eigenschaften, das könnte sie interessant machen, tut es aber nicht (jedenfalls hat es bei mir nicht funktioniert.

Das Lesen selbst verlangt Aufmerksamkeit, auch wegen oben genannter Probleme. Leider empfand ich das Ganze als nicht besonders spannend, manche Dinge wurden ziemlich in die Länge gezogen, wie z. B. die Vorbereitungen des Einbruchs. Dass ich keine Verbindung zu den Charakteren fand, tat der Spannung zusätzlich nicht gut. Da es sich um eine Dilogie handelt, bleiben natürlich am Ende offene Fragen, damit hätte ich auch gar kein Problem, doch hier fehlen mir Informationen, die zum besseren Verständnis der Geschichte, und zum Verstehen der Welt und der Charaktere wichtig gewesen wären. Ein Geheimnis, das sich gelüftet hat, war dagegen schon vorher kein Geheimnis mehr, das hätte man mit mehr Überraschung lüften können.

Leider konnte mich der erste Band der Dilogie nicht überzeugen, so dass ich auch nicht neugierig auf den zweiten Band bin. Weder Welt noch Charaktere kamen mir nahe, sie blieben zu oberflächlich, daher fehlte es mir auch an Spannung und Lesefreude.

Bewertung vom 02.10.2022
Unsre verschwundenen Herzen
Ng, Celeste

Unsre verschwundenen Herzen


gut

Nach einer schweren Krise wird in den USA PACT erlassen, ein Gesetz, das dem Land Sicherheit geben und vor „unamerikanischen“ Umtrieben schützen soll. Da China als Verursacher der Krise gilt, werden besonders asiatische Einwohner beobachtet. Um Kinder vor unamerikanischem Denken und Werten zu bewahren, können sie ihren Eltern entzogen werden.

Birds Mutter, Margaret Miu, ist vor drei Jahren, als er neun Jahre alt war, gegangen, warum und wohin weiß Bird nicht, er weiß nur, dass sie damals auch umgezogen sind und sein Vater nun nicht mehr als Professor arbeitet. Eines Tages nimmt Margaret Kontakt zu Bird auf, der alles daran setzt, sie wiederzusehen.

Mich hat die Prämisse dieses Romans sehr betroffen gemacht, auch, weil sie durchaus aktuell anmutet. Dass Kinder ihren Eltern entzogen werden, ist allerdings ein lange Praxis nicht nur diktatorischer Regime, überall, wo man bestimmte Werte und Gedanken unterdrücken möchte, überall da, wo manche Gruppen als nicht „vertrauenswürdig“ (im Sinne des Regimes) gelten, wurde das bereits öfter angewandt (Indigene in USA und Australien, um nur ein Beispiel zu nennen). Für Eltern dürfte es das schlimmste sein, die Kinder zu verlieren, damit kann man sie wunderbar erpressen. In diesem Roman steht dieser Teil von PACT klar im Mittelpunkt, das Gesetz hat aber auch noch andere Auswirkungen, wie z. B. die Entfernung vieler Bücher.

Wie gesagt, die Prämisse ist berührend, aktuell und wichtig, aber der Roman wird ihr nicht so ganz gerecht. Der Beginn ist gelungen, man erlebt die Erzählung aus Birds eigener Perspektive, und dies berührt durchaus. Später gibt es einen Perspektivewechsel auf Margaret Miu, der dem Roman nicht wirklich gut tut. Er wird dadurch langatmiger, die Spannung lässt nach, es gibt zwar eine Reihe neuer Informationen, über die Krise, und die Zeit danach sowie über Margarets Gründe zu gehen, aber diese werden mit zu vielen Worten erzählt, das Interesse am Roman lies bei mir immer mehr nach.

Leider hat es Celeste Ng nicht geschafft, mich durchgehend zu fesseln. Die Thematik ist wichtig, interessant und auch aktuell (es geht ja nicht nur um die verschwundenen Kinder), zu Beginn hat sich der Roman zügig lesen lassen, wurde aber später deutlich langatmiger, und damit auch uninteressanter. Schade für die Thematik.