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bolie
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Langscheid

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Insgesamt 945 Bewertungen
Bewertung vom 25.07.2022
Das Haus der stummen Toten
Sten, Camilla

Das Haus der stummen Toten


gut

Sie hat sich mit ihrer Großmutter verabredet. Irgendwie war die in den letzten Tagen beunruhigt und wartete auf ihre Enkelin. Das passt so gar nicht zu dieser selbstbewussten, taffen Seniorin. Als Enkelin Eleanor dann vor ihrer Haustüre steht, kommt eine Gestalt aus dem Flur. Eleanor kann keine Gesichter erkennen und kann auch diese Person nicht zuordnen. Sie betritt die Wohnung und sieht, dass Vivianne, die Großmutter, auf dem Boden liegt. In einer Blutlache. Tot, mit einer Schere ermordet. Der Schock sitzt tief und Eleanor fällt in ein Loch. Sie begibt sich in Therapie. Bis sie den Inhalt des Testaments erfährt. Sie soll ein Anwesen geerbt haben, von dem Sie vorher niemals hörte. Warum hat Vivianne nie darüber gesprochen?

„Das Haus der stummen Toten“ ist in zwei Zeitschienen erzählt. Dem Hier und Jetzt und dem ab den Jahren 1962. Verwirrend sind dabei die vielen Namen, von denen einige mit gleichen Buchstaben anfangen. Aber auch die ganze Story ist nicht immer schlüssig. Zu oft gibt es ausführliche Schilderungen von Nebenschauplätzen, die meiner Meinung nach das Ganze unnötig in die Länge ziehen.

Spannend ist die Story zwar auch, aber wiederum nicht immer schlüssig. Das gilt besonders für das Ende. Die Idee fand ich gut. Mal anders als momentan üblich und nicht die momentan üblichen „Geheimnisse“ vom Zweiten Weltkrieg und seine Folgen. Auch wenn die Story nicht wirklich gefangen nimmt, es ist kurzweilige Unterhaltung, bei der man sich nicht so sehr konzentrieren muss.

Bewertung vom 15.07.2022
Fischers Frau
Kalisa, Karin

Fischers Frau


sehr gut

Mia ist aufgewühlt. Eigentlich hatte sie ihre Traumata mit dem Vater erfolgreich verdrängt. Bis heute. Denn heute kam ihr Kollege, zeigte ihr einen Fischerteppich und sprach einen Satz dazu. Zack, alle Demütigungen waren wieder präsent. Mia ist über sich selbst erschrocken. Aber es hilft nichts. Sie muss sich dem stellen, sonst findet sie nie dauerhaft ihren Frieden. Der Teppich hat Farben, die es eigentlich gar nicht geben dürfte und Mia findet immer mehr Eigenartiges, je länger sie das Kunstwerk betrachte. Die Faszination, die von der Knüpfarbeit ausgeht, bringt Mia zu einem für sie wagemutigen Entschluss. Sie beantragt eine Dienstreise und begibt sich auf die Suche nach der Künstlerin.

Der Roman beschreibt das Leben zweier Frauen, die durch den Teppich miteinander verbunden sind. In der Gegenwart ist es Mia, die viele Beschwernisse mit sich herumträgt. Die Gründe liegen in der Vergangenheit und dass sie so zurückgezogen lebt, ist nur eine Auswirkung davon. Nie unternahm sie eine Dienstreise und das Beantragen von Urlaub fällt ihr schwer.

Die andere Frau lebte in der Vergangenheit und die Autorin beginnt im Jahr 1928 mit ihrer Lebensgeschichte. Ein wenig Ähnlichkeit hat sie mit der von Mia und das ist wohl auch die Parallele, welche Karin Kalisa ganz bewusst so schrieb.

Spannend fand ich die Fakten zum Knüpfen und dem Färben der Wolle. Knüpfen war mein Hobby und daher weiß ich, dass die Autorin gut recherchierte. Ansonsten plätscherte die Story so vor sich hin. Mir fehlte das Fesselnde, wobei es mir gar nicht auf große Spannung ankommt. Die Sprache ist angenehm und gehoben. Das Cover etwas sehr Besonderes. Also gibt es von mir vier Sterne und eine bedingte Leseempfehlung.

Bewertung vom 15.07.2022
Das Salz der Hoffnung (eBook, ePUB)
Kaml, Sylvia

Das Salz der Hoffnung (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Finley und Liliana finden gegen alle Widerstände zueinander. Der Vater ist zwar mit der Verbindung nicht so recht einverstanden, Lilianas Tante hat aber einen guten Einfluss auf ihn. Die Mutter von ihr ist aber hinterhältig und dem zu begegnen, das ist schwer. So werden die Liebenden noch auf weitere Bewährungsproben gestellt.

Auch der zweite Band der Preston-Saga gefiel mir gut. Es gab spannende Momente und niemand weiß vorher, wie sich die Liebe von Finley und Liliana entwickelt. Beide fühlen sich zwar wie im siebten Himmel. Aber auch dort gibt es kleine und größere Teufel, die einem das Leben schwer machen. Wir erfahren noch ein wenig mehr über die Vergangenheit der beiden Verlobten und ihren Eltern. Obwohl ich das erst Buch ein wenig spannender empfand, gebe ich auch hier sehr gerne fünf Sterne und eine Leseempfehlung. Zumal hier wieder die gute Recherche im Bereich von Seefahrt und Tieren für lehrreiche Fakten sorgte.

Bewertung vom 07.07.2022
Betrug (eBook, ePUB)
Sigurðardóttir, Lilja

Betrug (eBook, ePUB)


sehr gut

Endlich wieder jeden Tag zuhause. Wieder mehr Zeit mit Kindern und Ehemann zu verbringen, das wünscht sich Ursula so sehr. Wie gut, dass sie ein Angebot bekommt, dass sie nicht ablehnen kann. Sie soll Innenministerin werden. Nach wenigen Stunden muss sie aber feststellen, dass diese Idee dann doch nicht so gut war. Sie wird in ein Spinnennetz aus Lug und Betrug gefangen und muss sogar um ihr Leben bangen.

„Betrug“ ist ein Thriller aus Island, der mich fesselte. Den drei unterschiedlichen Strängen zu folgen, das ist anfangs recht mühsam. Ich gewöhnte mich daran, las weiter und die Spannung hielt mich tatsächlich bis zum Schluss gefangen. Ist es typisch für Politiker, dass sie versuchen, durch Intrigen und Lügen eine weiße Weste zu behalten? Wie leicht lassen Menschen sich bestechen? Auch diese Fragen werden in dem Buch beantwortet.

Nordische Thriller und Krimis sind nicht immer das, was ich von ihnen erwarte. Dieser hat es aber in sich. Die Spannung ist rasch aufgebaut und der Bogen lockert sich kaum. Ja, hin und wieder gibt es auch Situationen wo ich dachte, nein, das ist jetzt übertrieben. Aber ich gebe eine Leseempfehlung für diesen sehr guten Thriller.

Bewertung vom 04.07.2022
Ein unendlich kurzer Sommer (eBook, ePUB)
Pfister, Kristina

Ein unendlich kurzer Sommer (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Lale will schlicht nur noch weg. Ihr Mann nervt sie und der letzte Streit brachte das Fass zum Überlaufen. Schnell ein paar Sachen gepackt und ab in den Zug. Wohin ist ihr erst einmal egal. Sie landet in einem kleinen Ort und will in einer Pension übernachten. Dann spricht sie ein älterer Mann an und Lale landet auf einem kleinen Campingplatz. Dass daraus das Abenteuer ihres Lebens wird, das ahnt Lale noch nicht. Denn nur wenige Tage nach ihr trifft Chris ein. Und der ist ihr alles andere als unsympathisch.

Hach das war mal wieder ein Buch fürs Herz. Nein, keineswegs schmalzig, im Gegenteil. Mit viel Humor beschreibt die Autorin Situationen, die so richtig typisch für Deutschland sind. Yogaübungen am See oder eisernes Festhalten an Traditionen zum Beispiel. Lale sucht einen Weg aus ihrem Alltag und sie muss zudem einen schweren Verlust verarbeiten. Sie braucht vor allen Dingen offene Ohren und Verständnis. Bei Chris findet sie beides.

Chris hilft Lale bei den Renovierungsarbeiten auf dem Campingplatz.
„Ein unendlich kurzer Sommer“ beschreibt, wie in wenigen Wochen die Welt im wahrsten Sinne des Wortes auf den Kopf gestellt wird. Es gibt traurige Momente aber viel mehr jene, die mir ein Lachen entlockten. Ja, es ist ein Sommerbuch zum Träumen und eintauchen in eine Welt der Freundschaft, dem Wandel und der Hoffnung. Toll.

Bewertung vom 29.06.2022
Winterschwestern (eBook, ePUB)
Hannah, Kristin

Winterschwestern (eBook, ePUB)


sehr gut

Meredith und Nina sind zwar Schwestern, könnten aber unterschiedlicher nicht sein. Während Meredith häuslich und stets auf Perfektionismus bedacht ist, reist ihre Schwester Nina in der Welt herum und genießt das Leben. Beide haben aber eins gemein, das ist die Liebe zu ihrem Vater. Aus dem Grund bricht auch für die beiden eine Welt zusammen, als er stirbt. Zumal das Verhältnis zur Mutter alles Andere als ungetrübt ist.

Kristin Hannah schreibt in ihrem Roman „Winterschwestern“ von den Traumata der Kriege, die bist in zweite und dritte Generationen hineinreichen. Die Story ist in zwei Zeitebenen geteilt und wechselt bei jedem Kapitel. Da gibt es die Erlebnisse der Mutter in Russland, hier speziell Leningrad, und auf der anderen Seite das Geschehen in der Gegenwart.

Das Buch hatte einige Längen und war in der Mitte für mich sogar langweilig. Allerdings überwiegen die positiven Dinge. Das sind die historischen Ereignisse rund um den Zweiten Weltkrieg und hier vornehmlich in Leningrad. Was die Menschen erleiden mussten, das konnte Frau Hannah realistisch vermitteln. Das Ende wiederum, nein, das gefiel mir gar nicht. Mir war es zu konstruiert und nicht nachvollziehbar. Warum ich trotzdem vier Sterne gebe? Weil es eine gut recherchierte Geschichte ist, die trotz weniger negativer Anteile, lesenswert ist.

Bewertung vom 29.06.2022
Die Wogen des Schicksals (eBook, ePUB)
Kaml, Sylvia

Die Wogen des Schicksals (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Liliana Preston, die Hauptperson im Roman von Sylvia Kaml leidet sehr unter der Ablehnung ihrer Mutter. Zum Glück lebt sie bei ihrer Tante, die sie liebevoll umsorgt. Kurz nach ihrem 19. Geburtstag besucht sie ihr Vater Jack Farson. Der ist Kapitän auf einem großen Schiff und sie bittet ihn, dass er sie mit auf große Fahrt nimmt. Liliana und Tante Effi begeben sich also auf große Fahrt. Bis eine Entführung sämtliche Pläne zunichte macht und Liliana in große Gefahr bringt.

Es ist nicht mein erstes Buch von Frau Kaml. Damals war es ein Zukunftsroman, der mich aber nicht so richtig fesselte. Ganz anders dieser Roman. Er begeisterte mich von der ersten Seite an. Das liegt an den vielen Unterhaltungen und der bildhaften Beschreibung von Landschaft, Schiffen und Menschen. Frau Kaml erläutert das Leben auf einem Schiff so hautnah und ich fühlte mich, als sei mit dabei. Den Bogen der Spannung baut sie langsam auf. Dieser bleibt dann bis zum Schluss erhalten.

Gut gefiel mir auch, wie sie das Drama um Menschenhandel beschreibt. Und nein, Piraten sind nicht grundsätzlich böse und ohne jegliche Empathie. Der nächste Band liegt bereits hier und ich freue mich sehr, wenn ich erfahre, wie es mit Liliana und ihren Lieben weitergeht.

Bewertung vom 28.06.2022
Papyrus
Vallejo, Irene

Papyrus


ausgezeichnet

Papyrus ist ein Buch über Bücher. Irene Vallejo beschreibt den Werdegang der schönsten Erfindung der Welt von seinen Anfängen bis zum Zusammenbruch des Römischen Reiches. Viel Raum gibt sie der Bibliothek von Alexandria und Alexander dem Großen.

Zunächst war es die Haptik, die mich an diesem Band faszinierte. Die Papyruspflanze mit Gold hervorgehoben, das hat was einzigartiges. Aber auch die umfangreichen Recherchen der Autorin verdienen meinen Respekt. Kaum vorstellbar, wie viele Jahre sie unterwegs war, um dieses Werk niederzuschreiben.

Den Anfang beschreibt Frau Vallejo mit einem für sie sinnlichen Erlebnis. Eines Tages hatte sie das Glück, eine uralte und originale Schrift in Händen zu halten. Sie stammte von Petrarca. Das war ein italienischer Dichter und Geschichtsschreiber. Er starb im Jahr 1374 und es nicht vorstellbar, was es bedeutet, eines seiner Werke in Händen zu halten.

Die Autorin berichtet über das Herstellen von Pergament und dass dafür Kälber und sogar Föten getötet wurden. Und dann gibt es noch eine Erwähnung, die ich spannend fand. Denn auch ich las heimlich unter der Bettdecke mit Taschenlampe. Nein, ich wusste nicht, dass das „Seitenbuch“ ein Vorreiter zum heimlichen Lesen sein könnte. Möchten Sie wissen, was es damit auf sich hat? Lesen Sie das Buch von Frau Vallejo.

Papyrus begleitet den Leser auf einer Reise zwischen ferner Vergangenheit und Gegenwart. Irene Vallejo schreibt viel über sich selbst und ihre Erlebnisse mit Büchern und dem Lesen. Meine Empfehlung gilt ohne Wenn und Aber. Allerdings nur für jene, die sich auch für Historie interessieren.

Bewertung vom 22.06.2022
Aufbruch voller Sehnsucht / Böhmen-Saga Bd.2 (eBook, ePUB)
Sonnberger, Gabriele

Aufbruch voller Sehnsucht / Böhmen-Saga Bd.2 (eBook, ePUB)


sehr gut

Erika und Tante Mimi überleben die Flucht und geraten nach Wien. Sie sind nicht bei allen Leuten willkommen jedoch Glück, dass sie eine gute Unterkunft haben. Erika kämpft um ihre Selbstständigkeit und findet sogar bald Arbeit. Die Liebe zu einem Studenten gibt ihr zusätzlichen Auftrieb und eigentlich ist ihr Leben wieder schön. Aber nur eigentlich, denn dunkle Wolken zeigen sich am Horizont und „Aufbruch voller Sehnsucht“ ist mal wieder spannend und unterhaltsam geschrieben.

Auch der zweite Band der böhmischen Familiensaga gefiel mir gut. Dass die Autorin immer wieder auch Ereignisse aus dem ersten Buch einfließen ließ, machte es mir einfach, dem Geschehen zu folgen. Das Leben als Geflüchtete und das Leid durch die Vertreibung, hat sie einfühlsam geschildert. Ja, schon damals wurden diese Menschen nicht gerades mit offenen Armen empfangen. Die Einheimischen vergaßen nämlich sehr schnell, wem das Elend zu verdanken war.

Wir treffen alle Akteure aus dem ersten Buch wieder und es ist schön zu erfahren, wie ihr Leben weiterging. Es gibt ja nur wenige Berichte über die Vertreibung der Deutschen aus Gebieten, die eigentlich ihre Heimat waren. Mit dieser Sage schließt sich also eine Lücke. Jetzt warte ich auf den letzten Band und weiß schon jetzt, dass er mir ebenfalls gefallen wird.

Bewertung vom 16.06.2022
Als uns die Welt zu Füßen lag
Einwohlt, Ilona

Als uns die Welt zu Füßen lag


sehr gut

Nein, Vicky will nicht gehorchen. Sie soll einen Mann heiraten, der ihr überhaupt nicht gefällt. Und das nur, weil ihr Vater das so will. Fluchtartig verlässt sie ihr Elternhaus in Richtung Hamburg. Dort lebt die Schwester ihrer verstorbenen Mutter. Vicky hofft, dass sie dort Verständnis für ihre Flucht erhält. Die große Stadt empfängt sie allerdings nicht gerade freundlich und mit offenen Armen. Bis sie sich einlebt dauert es eine Weile.

Der Roman startet im Jahr 2019 in Hamburg. Tilda erbte ein Haus von ihrer Tante. Gut gelegen und ideal, sich ihren Traum zu erfüllen: eine eigene Patisserie. Alles ist perfekt, selbst der Name passt ausgezeichnet „Bellefleur“. Und, wie sollte es anders ein, sie findet Unterlagen aus der Vergangenheit, die sie auf eine spannende Reise ins Jahr 1931 entführt.

Wie soeben erwähnt, beginnt der zweite Erzählstrang im Jahr 1931. Vicky ist traurig. Seit dem Tod der Mutter versteht sie sich so gar nicht mehr mit dem Vater. Dabei liebt sie das Rosarium und möchte es in der Zukunft vielleicht sogar weiter führen. Aber, die Sache hat einen Haken. Damals waren Frauen nicht zur Leitung eines Geschäfts vorgesehen. Sie sollten Kinder gebären und groß ziehen. Essen kochen sowie Haus und Garten in Ordnung halten. Intelligente Frauen mit eigenem Willen, die hatten kaum eine Chance. Aus dem Grund verlässt Vicky im wahrsten Sinne des Wortes fluchtartig ihr Elternhaus und begibt sich auf eine Reise voller Höhen und Tiefen.

„Als uns die Welt zu Füßen lag“ ist ein leichter Unterhaltungsroman. Mir gefielen die lebendigen Schilderungen des Lebens zur Zeit des Umbruchs zum Nationalsozialismus. Die NSDAP wurde immer stärker und ihre Anhänger unverschämter. Menschen, die nichts in Schema passten, wurden drangsaliert oder in Lager verbracht. Vicky erlebt aber nicht nur das. Sie sieht auch das Elend der Menschen und das wiederum als einen Grund für das Erstarken der Nazis.

Eine Mischung aus Liebesgeschichte und Berichte über Hamburg im letzten Jahrhundert, bietet der Roman. Einige Phasen waren mir zu langatmig aber das Gute überwog und daher gebe ich vier gute Sterne. Eine Leseempfehlung ebenfalls, da das Buch recht unterhaltsam ist.