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anette1809 - katzemitbuch.de
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Bewertungen

Insgesamt 1032 Bewertungen
Bewertung vom 23.08.2017
Schandglocke / Ernestine Nachtigall Bd.4
Weichmann, Helge

Schandglocke / Ernestine Nachtigall Bd.4


ausgezeichnet

Im neuen Roman von Helge Weichmann erwartet den Leser nach dem Stand-Alone "Schwarze Sonne Roter Hahn" in "Schandglocke" endlich ein neues Abenteuer der beiden ungleichen Ermittler Ernstine "Tinne" Nachtigall und Elmar "Elvis" Wissmann.

Tinne besucht in einem Seniorenheim einen früheren Dozenten aus ihrer Studienzeit, der Mann leidet an Demenz und ihr Besuch ist von der Krankheit überschattet. Scheinbar wirres Zeug erzählt er Tinne, zusammenhanglose Satzfetzen, die nichts miteinander zu tun haben, trotzdem oder gerade deswegen, notiert sich Tinne während dem Besuch alles stichwortartig. So kennt sie ihren damaligen Lehrer nicht und sie ist dementsprechend mitgenommen von ihrem Besuch. Nur kurz darauf verschwindet der alte Mann aus dem Seniorenheim und wird wenig später tot in der Stephanskirche in Mainz aufgefunden. Die Ermittlungen der Polizei ergeben jedoch, dass weder ein Unfall noch ein Selbstmord die Ursache dafür gewesen sein kann, wie man den Professor aufgefunden hat und schon befinden sich Tinne und Elvis mitten in einem kriminalistischen Puzzle, das sie zurück in die Zeit Napoleons führt. Doch was haben der Schinderhannes, die Kupferbergterrassen und eine Schrebergartenanlage mit dem Geheimnis zu tun? Immer tiefer graben sich Tinne und Elvis in das Geheimnis, welches für Tinne letzten Endes tatsächlich unter die Erde führt und beinahe tödlich endet...

Auch im vierten Teil der Schand-Reihe gelingt es Helge Weichmann einen aktuellen Kriminalfall mit geschichtlichen Hintergründen zu verknüpfen, die zum größten Teil tatsächlich belegt sind und den Leser auf eine historische und geologische "Rheinhessenrundfahrt" mitnehmen. Für den humorvollen Aspekt sorgen diesesmal die Vorbereitungen für die 200 Jahre Rheinhessen Festivitäten, die im Jahre 2016 stattfanden, und bei denen Elvis zum Gesicht Rheinhessens gekührt wurde, als das er für verschiedene Werbespots und Plakate öffentlich in Erscheinung treten muss. Auch Tinnes WG-Kommune hat zahlreiche Auftritte in "Schandglocke" und die dringend notwendige Renovierung des Hauses, in der die WG ihr Zuhause hat ist ein weiterer Erzählstrang im vierten Abenteuer der beiden ungleichen Helden, der einerseits für Ablenkung vom eigentlich Fall sorgt, andererseits aber genau die 200 Jahre Rheinhessenfeier auch ein Puzzleteilchen für Weichmanns Gesamtkonzeption des Falles darstellt.
Ich war am Ende wieder einmal sehr begeistert davon, mit welcher Sorgfalt und welchem Einfallsreichtum Helge Weichmann historische, rheinhessische und selbst kreierte Puzzleteilchen Stück für Stück zusammenträgt und zu einem stimmigen Gesamtbild verknüpft. Zudem waren mir zwar einige geschichtliche Ereignisse vor der Lektüre von "Schandglocke" bekannt, aber es gab doch so einiges, was ich erst durch diesen Roman erfahren habe.
Die Romane der Schand-Reihe sind dank Weichmanns Schreibstil locker zu lesen und auf Grund der unkonventionellen Hauptfiguren und seines Humors auch oftmals sehr witzig, gleichzeitig sind sie aber auch durchaus anspruchsvoll, weil er versucht seine künstlerische Freiheit auf ein notwendiges Minimum zu beschränken und fast alles auf historisch belegten Fakten beruht und die Geschehnisse meistens in drei verschiedenen Zeitebenen aufeinander aufbauen: aus einem Fall, der lange zurückliegt, einem Ereignis aus der jüngeren Vergangenheit und den aktuellen Geschehnissen.
Ich hoffe sehr, dass Tinne und Elvis auch in Zukunft in Kriminalfälle verwickelt werden, auch wenn Kommissar Pelizaeus sicherlich etwas dagegen hat, wenn sich Tinne weiterhin in Lebensgefahr begibt ;) Außerdem möchte ich doch zu gerne weiterlesen, wie sich die Beziehung zwischen Tinne und "ihrem" Kommissar weiterentwickelt - also bitte weiterschreiben Herr Weichmann!

Reihen-Info:
Schandgrab
Schandgold
Schandkreuz

Bewertung vom 21.08.2017
Amrita
Khorana, Aditi

Amrita


sehr gut

Amrita, die sechszehnjährige Prinzessin von Shalingar soll mit dem despotischen Herrscher von Makedon verheiratet werden, damit der Frieden bewahrt bleibt. Sikander spielt jedoch falsches Spiel und Amritas Herz ist an einen anderen vergeben. Als Sikander ihr die Seherin Thala zum Geschenk macht, wird offensichtlich, dass er mit falschen Karten spielt und Amrita ergreift mit ihrer Liebe Arjun und der Seherin Thala die Flucht. Sikander braucht nur Augenblicke, um Amritas Welt zu zerstören. Nun liegt die Hoffnung in der "Bibliothek des Seins", in der für jeden Menschen ein Buch steht, welches neu geschrieben werden kann. Ob Amrita es schafft die "Bibliothek des Seins" zu finden und die Zerstörungen und Morde durch Sikander rückgängig zu machen?

Die Autorin nimmt den Leser mit auf eine magische Reise, die mit Wendungen aufwartet, die man zu Beginn der Geschichte nicht für möglich gehalten hätte. Denn was zu Beginn wie eine bloße Geschichte ähnlich 1001 Nacht wirkt mit authentisch orientalischem Flair, entpuppt sich mehr und mehr als eine magische Reise, die zwar auch im weiteren Verlauf diesen morgenländischen Touch beibehält, aber fantastische Elemente offenbart, die frisch und unverbraucht sind. Von den auftretenden fantastischen Figuren habe ich noch in keiner anderen Geschichte gelesen und die Entwicklung und insbesondere das Ende der Geschichte fand ich überraschend und kaum vorhersehbar.

Leider bin ich nicht ohne Kritik, auch wenn mich die erfrischenden Ideen und der lockere Schreibstil flott durch das Buch getrieben haben. Die Emotionen kamen mir bei den meisten Figuren zu kurz, so konnte ich nicht einmal zu Amrita eine tiefe Bindung entwickeln, obwohl sie mir durchaus sympathisch war. Arjun und ein weiterer männlicher Charakter hätten für meinen Geschmack eine größere Rolle in der Geschichte einnehmen dürfen. Des Weiteren lösten sich einige Probleme auf der Flucht Amritas und Thalas zu schnell in Luft auf, Schwierigkeiten wurden fast auf Anhieb gelöst, Hürden ohne großen Einsatz umgangen, das nahm der Geschichte einiges an Spannung.

Wer gerne fantastisch angehauchte Geschichten mit orientalischem Flair liest, liegt mit "Amrita: Am Ende beginnt der Anfang" goldrichtig. Die Ideen sind unverbraucht und der Schreibstil wunderbar zu lesen. Trotz der Kritik an der Charakterausarbeitung und dem stellenweise zu reibungslosen Ablauf, was das Auffinden der "Bibliothek des Seins" durch die beiden Heldinnen Amrita und Thala angeht, ist die Geschichte empfehlenswert!

Bewertung vom 14.08.2017
Hannover - unterm Schwanz und ümme Ecke
Hänel, Wolfram;Gerold, Ulrike

Hannover - unterm Schwanz und ümme Ecke


ausgezeichnet

Neben Regionen, die in der Reihe "Lieblingsplätze" in einer Mischung aus persönlichem Reisebericht und Reiseführer vorgestellt werden, gibt es auch Bände, die sich einzelnen Städten widmen.
In "Hannover unterm Schwanz und ümme Ecke" stellt das Autorenduo Hänel und Gerold 66 Lieblingsplätze und 11 Kneipen aus der - wie sie selbst sagen - liebenswerten Provinzhauptstadt mit kleinen Macken vor.
Alle Punkte sind mit einer bildhaften Überschrift übertitelt, gleichzeitig wird in vorangestellten Inhaltsverzeichnis aber auch aufgeführt, um welchen Lieblingsplatz es sich handelt, denn außer Einheimischen dürften wohl die wenigsten etwas mit Aussagen wie "Der Bauch von Hannover", "Das Versailles des Nordens" oder aber "unterm Schwanz" anfangen können.
Der Inhalt besteht aus Tipps, die sich direkt in Hannover befinden, also "unterm Schwanz" und Lieblingsplätzen aus dem Umland, eben "ümme Ecke". Abgerundet wird das Ganze durch eine Karte und ein Register im Anhang, so dass sich auch Urlauber und Besucher der Stadt schnell und einfach zurechtfinden.
Wie ich es schon von anderen Titeln aus der Reihe Lieblingsplätze kenne, werden die einzelnen Plätze und Lokationen in Text und Bild vorgestellt. Die Mischung aus geschichtlichen Hintergründen, Entstehungsgeschichten einzelner Plätze und aktuellen Informationen ist auf jeden Fall für Einheimische als auch für Besucher der Stadt interessant, denn gerade die Kneipentipps oder Plätze wie Altstadt, Maschsee oder Markthalle sind ja Plätze, die man sowohl als Bewohner der Stadt als auch als Besucher derselbigen aufsuchen möchte. So ist "Hannover unterm Schwanz und ümme Ecke" sowohl ein Stück Reiseliteratur, um Lust auf einen Besuch zu wecken und dabei erste Informationen zu sammeln und Plätze zu entdecken, die einen Besuch lohnen, als auch ein schönes und interessantes Buch für Hannoveraner und Bewohner des Umlandes, die sich für die Hintergründe einzelner Gebäude und Plätze interessieren und vielleicht noch die eine oder andere Ecke entdecken möchten, die sich ihnen bislang verschlossen hat, denn eines haben die Lieblingsplätze gemein: hier werden viele Seiten einer Region oder einer Stadt aufgezeigt, die man in anderen Reise- oder Stadtführern oftmals vergeblich sucht.
Trotz einzelner und voneinander unabhängigen Topics liest sich das Buch sehr homogen und kurzweilig, die beiden Autoren schreiben nämlich nicht nur Sachbücher, sondern auch erzählende Literatur, und das merkt man diesem Buch auch sehr positiv an.

Bewertung vom 14.08.2017
Stadt der tanzenden Schatten
Older, Daniel J.

Stadt der tanzenden Schatten


sehr gut

Sierra Santiago verbringt die Ferien damit ein Kunstprojekt umzusetzen. An die Fassaden eines großen Turmes sprüht sie einen riesigen Drachen. Doch plötzlich fangen die vorhandenen Graffiti an zu weinen, bevor sie allmählich verblassen. Über ihren Großvater, der seit einem Schlaganfall eigentlich nur noch verständnisloses Zeug vor sich hinbrabbelt, erfährt sie in einem klaren Moment, dass sie einer Familie von "Shadowshapern" (Schattenbildnern) entstammt, die die Fähigkeit besitzt den Geist von Verstorbenen in die Bilder hineinfließen zu lassen und diese somit zum Leben erweckt. Ihr Großvater gibt ihr zu verstehen, dass er sehr dringend ist den Drachen fertig zu stellen, und dass sie sich dafür Hilfe eines Mitschülers holen soll, der ebenfalls Schattenbildner ist. Schon bald wird Sierra von unheimlichen Wesen verfolgt und gemeinsam mit Robbie, der die bei der Arbeit an ihrem Drachen unterstützt hat und sie in die Gemeinschaft der Schattenbildner eingeführt hat, versucht sie nicht nur ihr Leben zu retten, sondern den Geheimnissen dieses urbanen und magischen Totenkults auf die Spur zu kommen.

Die Idee hinter "Stadt der tanzenden Schatten" ist erfrischend und genial, trotzdem konnte Daniel José Older mich mit seinem Debüt nicht vollständig abholen.
Die Geschichte startet gleich zu Beginn sehr rasant mit den weinenden Graffiti und den geheimnisvollen Fragmenten, die sowohl bei Sierra als auch beim Leser Angst und Spannung schüren. Da die Geschichte aus Sierras Sicht erzählt wird, ist der Leser immer nur genauso schlau, was die Geheimnisse der Shadowshaper angeht wie sie, und nur nach und nach kommt man diesen auf die Spur, so dass man dank der anhaltenden Spannung und des flüssigen Schreibstils durch die bildhaften und kurzen Kapitel getrieben wird. Langeweile kommt an keiner Stelle auf, dennoch hätte ich mir manches Mal eine Atempause gewünscht, da die Schauplätze zwar zum Anfassen realistisch und detailliert geschildert werden, die Figuren aber recht oberflächlich und blass bleiben.
Außer Sierra, ihrer engsten Familie und Robbie, konnte ich ihre Freunde bis zum Ende kaum auseinanderhalten und habe die meisten Namen bereits kurz nach dem Lesen vergessen. Sierras Bruder Juan kommt bei weitem am authentischsten rüber, da der Autor ihm sein eigenes Hobby auf den Leib geschneidert hat, so singt Juan in einer Band und schreibt auch Songs und Texte, worunter einer ist, der Sierra gegen Ende des Buches auf die richtige Spur bringt, das Geheimnis um die Schattenbildner zu lösen.
Die Schauplätze Brooklyn und Coney Island werden jedoch sicher das Herz jedes New York Liebhabers höher schlagen lassen und das Manko der unzureichend ausgearbeiteten Figuren eher verzeihen können.
Die Passagen, in denen der Autor spanisches Vokabular verwendet, sind zwar sehr authentisch, leider stolpert man beim Lesen aber auch darüber, wenn man keine Kenntnisse in dieser Sprache besitzt, da die Bedeutung der eingesetzten Wörter weder als Fußnote noch in einem Glossar erklärt wird.
So fällt mir die Bewertung des Titels wirklich schwer, da viele Pluspunkte gleichzeitig einen Minuspunkt ergeben. Der rasante, durch die Erzählung treibende Stil sorgt für konstante Spannung, geht aber zu Lasten der Charaktere. Das verwendete Vokabular lässt Sierras puertorikanische Abstammung noch authentischer wirken, sorgt aber für Stolpersteine beim Lesen.
Insgesamt ist Older so ein Debüt gelungen, welches mit einer erfrischenden Idee punkten kann und eine stimmungsvolle, den Leser komplett vereinnahmende Atmosphäre erzeugt, nur in der Ausarbeitung der Charaktere hapert es noch, sowie den Leser an den richtigen Stellen "Atem holen" lassen, damit er eine Bindung zum Personal aufbauen und ab und an einen Moment innehalten kann, um die erlangten Informationen zu verarbeiten. Denn ich merke schon beim Schreiben: so schnell ich die Geschichte gelesen habe, so schnell werde ich den Inhalt auch vergessen.

Bewertung vom 06.08.2017
Vom Suchen und Finden
Oppel, Kenneth

Vom Suchen und Finden


ausgezeichnet

Mit "Vom Suchen und Finden" hat Kenneth Oppel eine Geschichte geschrieben, welche von der Arbeit der beiden zukunftsweisenden Paläontologen Edward Drinkwater Cope und Othniel Charles Marsh inspiriert wurde. Oppel führt die historischen Hintergründe, die als Grundlage für die Handlung seines aktuellen Romans gedient haben, in seiner Danksagung auf.

"Vom Suchen und Finden" spielt in der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts und erzählt den Konkurrenzkampf zweier amerikanischer Paläontologen mit unterschiedlichem Bildungs- und Arbeitshintergrund. Während Professor Bolts Ruhm und Bekanntheit in erster Linie auf seinen zahlreichen Publikationen beruht, kann sich Professor Cartland dafür auf eine renommierte Anstellung berufen. Zwischen den beiden kommt es zu einer Eskalation, als Professor Bolt einen neu entdeckten Dinosaurier der Öffentlichkeit präsentiert und Professor Cartland einen Fehler in dessen Arbeit vor versammeltem Publikum aufdeckt. Neben dem Konkurrenzkampf zweier Wissenschaftler kommt jedoch von Beginn an eine Liebesgeschichte ins Spiel, die von Romeo und Julia inspiriert ist: wie es bei diesen beiden zwei verfeindete Familien waren, die sich gegen eine Verbindung ausgesprochen haben, so sind es hier die miteinander konkurrierenden Paläontologen Bolt und Cartland, denn die beiden jungen Erwachsenen, die sich ineinander verlieben sind Bolts Sohn Samuel und Cartlands Tochter Rachel.

Kaum zurück von der für Professor Bolts Ansehen desaströsen Veranstaltung, findet Sam in dem Durcheinander ihrer Wohnung eine Kiste, in dem sich ein großartiger fossiler Fund befindet, ein riesiger Zahn eines fleischfressenden Dinosauriers, ein Fund, wie es bis dato noch keinen vergleichbaren gab!
Bolt telegrafiert dem Finder und Sender des Zahns zwar postwendend zurück, dass er an Ausgrabungen interessiert sei und er den Fund nicht weiter publik machen soll, dummerweise lag das Paket jedoch über Wochen in seiner vollgestellten Wohnung und in der Zwischenzeit weiß auch sein ärgster Konkurrent um den bahnbrechenden Fund...

Kenneth Oppel gelingt mit "Vom Suchen zu Finden" eine fesselnde Geschichte zwischen einem wissenschaftlich inspirierten Abenteuer und einer Liebesgeschichte vor dem Hintergrund des späten neunzehnten Jahrhunderts. Besonders Rachel Cartland hat hier mit Widrigkeiten zu kämpfen, da es zu dieser Zeit weder üblich ist, dass Frauen studieren und einen wissenschaftlichen Beruf ergreifen, noch, dass sie Entgegen der Zustimmung ihrer Eltern ihren Partner frei wählt. Auch Sam ist ein sympathischer Charakter, wirkt aber lange nicht so stark und fest in seinem Beschluss wie Rachel.
Die Geschichte wird im Wechsel aus der Sicht dieser beiden erzählt, da die Sicht auch innerhalb eines Kapitels hin und her springt, wurden zwei unterschiedliche Schrifttypen gewählt, so dass man zu jeder Zeit weiß, aus wessen Sicht die Geschichte gerade erzählt wird.
Neben der interessanten Arbeit der Paläontologen und der Liebesgeschichte zwischen Rachel und Samuel spielt auch die Geschichte und die Tradition der Ureinwohner Amerikas eine Rolle. In diesem Teil der Handlung wird es durchaus mysteriös und es lässt sich nicht immer alles mit der Naturwissenschaft erklären!

Mit vom "Vom Suchen und Finden" ist Kenneth Oppel wieder ein fesselnder, abenteuerlicher Roman gelungen, der sowohl mit seinem hervorragend recherchierten geschichtlichen Hintergrund punkten kann, als auch mit den gut ausgearbeiteten Charakteren, die einen sehr guten Einblick in die damalige Gesellschaft vermitteln. Hier möchte ich vor allem noch einmal Rachel hervorheben, die für ihre berufliches und privates Glück kämpft und für vieles steht, was heute für die Frauen so selbstverständlich erscheint.
Durch das Alter der beiden Protagonisten und die Beschreibung der Beziehung zwischen den beiden ist "Vom Suchen und Finden" um einiges erwachsener als Kenneth Oppels Abenteuerroman "The Boundless" (dt. Danger Express).

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.08.2017
Als wir fast mutig waren
White, Jen

Als wir fast mutig waren


sehr gut

"Als wir fast mutig waren" ist die Geschichte der 12jährigen Liberty und ihrer 8jährigen Schwester Billie, die von ihrem Vater an einer Tankstelle mitten in der Wüste zurückgelassen werden.
Die Mutter der beiden ist vor kurzem bei einem Unfall ums Leben gekommen, danach wohnten sie eine Weile bei ihrer Nachbarin Julie, die gleichzeitig die Chefin und beste Freundin ihrer Mutter war, bis sie letztendlich von ihrem Vater abgeholt werden, den sie seit sechs Jahren nicht mehr gesehen haben. Er will mit ihnen den ganzen Sommer im Camper durch die USA fahren und seiner Arbeit als Fotograf nachgehen.
Liberty ist mit ihren 12 Jahren bereits sehr erwachsen, da ihre alleinerziehende Mutter sie oft auf Grund ihrer Arbeit mit ihrer kleinen Schwester allein lassen musste. Billie ist jedoch eine normale 8jährige, beziehungsweise kommt sie einem in der Geschichte eher jünger als 8 Jahre vor, da ihre große Schwester einfach so viel weiter entwickelt ist als eine normale 12jährige, die eine behütete Kindheit und ein heiles Elternhaus genießen darf. Liberty möchte Wissenschaftlerin werden und schreibt alles in ein Notizbuch auf, welches sie wie einen Schatz hütet, so liegt es nur nahe, dass sie die bedrohliche Situation, sich mit ihrer Schwester verlassen von allen Bekannten und Freunden an einer Tankstelle im Nirgendwo zu wissen, mit Hilfe ihres Notizbuches aufarbeitet. Jedes Kapitel des Buches ist deshalb mit einer Überlebensstrategie betitelt und es finden sich zahlreiche kurze Listen darin, wie man am besten weiter vorgehen muss, um zurück zu Tante Julie zu kommen oder den Vater wieder zu finden.
Der Gedanke sich allein an einem unbekannten Ort zu wissen ist schon schlimm genug, dass dieses einem Kind passiert, welches zusätzlich Verantwortung für eine jüngere Schwester tragen muss, ist kaum auszudenken! Um zu überleben und zurück in ihre Heimatstadt zu kommen, schreckt Liberty auch vor Diebstahl nicht zurück. Zusätzlich zu ihrer denkbar ausweglosen Situation kommt das Verhalten ihrer jüngeren Schwester Billie, die auf Grund von Müdigkeit, Hunger oder Angst des öfteren zu Tobsuchtsanfällen neigt.
Libertys überlegtes Handeln und einige glückliche Zufälle bewahren die beiden vor dem Schlimmsten, trotzdem ist die Geschichte durchweg spannend und man spürt die Sorgen der beiden hautnah, weil das Buch aus der Sicht Libertys geschrieben ist. Die Kapitel sind sehr kurz gehalten und in einer einfachen Sprache, die sehr gelungen die Sicht und Ausdrucksweise einer 12jährigen wieder gibt. Das alles führt dazu, dass die Seiten nur so an einem vorbeifliegen, zudem man ja unbedingt erfahren will, warum der Vater die beiden nach sechs langen Jahren zu sich geholt und dann von jetzt auf gleich an einer Tankstelle zurückgelassen hat, zudem ist es sehr merkwürdig, dass Liberty Julie telefonisch nicht erreichen kann. Hat diese die beiden nur aus Pflichtbewusstsein gegenüber der Mutter die erste Zeit nach deren Tod betreut? Die Antworten auf diese Fragen erhält man erst ganz am Ende des Buches. Tatsächlich hätte ich auf Grund der Spannung am Ende mit teils spektakuläreren Auflösungen gerechnet, aber es passt zu einem Kinderbuch für die anvisierte Zielgruppe und löst das Geschehen sinnvoll auf.

Das Buch lässt sich sehr gut lesen, in die beiden Mädchen kann man sich sehr gut hineinversetzen, nur über die beiden Elternteile hätte ich gerne noch mehr erfahren als dem Leser in diversen Rückblenden mitgeteilt wird.
"Als wir fast mutig waren" ist eine beeindruckende und sehr spannend erzählte Geschichte über ein Mädchen, dass auf Grund ihrer familiären Lage viel zu schnell erwachsen werden muss und das in einer Ausnahmesituation über sich hinaus wächst.

Bewertung vom 31.07.2017
Die Rebellin / Stormheart Bd.1
Carmack, Cora

Die Rebellin / Stormheart Bd.1


sehr gut

Die junge Thronfolgerin Aurora soll ihr Königreich vor unheilbringenden und zerstörerischen Naturgewalten schützen. Doch was außer ihr und ihrer Mutter niemand weiß: Aurora sind die Fähigkeiten Unwetter zu bekämpfen trotz ihrer königlichen Abstammung nicht in die Wiege gelegt worden. Sie entstammt einer Linie von Sturmlingen, Menschen, die mithilfe magischer Kristalle die Natur bändigen können. Um das Geheimnis weiter zu bewahren und ihr Königreich trotzdem zu schützen, soll Aurora - Rora genannt - eine geplante Ehe mit Prinz Cassius eingehen, dem Zweitgeborenen eines benachbarten Königreiches, der die Fähigkeiten der Sturmlinge besitzt.
Auf dem Fest, auf dem Rora ihren zukünftigen Gemahl kennenlernt, sieht zunächst alles danach aus, als könnte aus der geplanten Verbindung sogar eine Liebesheirat werden, bis Aurora Cassius im Gespräch mit seinem Bruder belauscht und Zeugin einer geplanten Intrige wird.
Rora vertraut sich ihrer Dienerin und früheren Freundin Nova an und flüchtet vor der bestehenden Vermählung aus ihrer Heimat und schließt sich auf ihrer Flucht einer Gruppe von Sturmjägern an, denen sie ihre Herkunft verschweigt und denen gegenüber sie sich als ein Mädchen namens Roar ausgibt. Von diesen lernt sie, dass man die Herrschaft über Naturgewalten auch erlernen kann, wenn man diese Fähigkeit nicht in die Wiege gelegt bekommen hat. Währenddessen geht die ruhige Zeit zu Ende und wilde Stürme brechen über das Land herein, welche von einem mysteriösen Sturmlord begleitet werden, über dem man im ersten Band von Stormheart noch nicht allzu viel erfährt. Aurora muss die Erfahrung machen, dass sie extrem auf die Stürme reagiert, gleichzeitig verliert sie ihr Herz an einen der Sturmjäger...

Mit "Die Rebellin" hat Cora Carmack einen spannenden Einstieg in ihre Stormheart Trilogie geschaffen, der zwar für meinen Geschmack ein paar lange Passagen hatte, insgesamt aber sehr fesselnd geschrieben war und durch die Bank mit überzeugenden Charakteren und bildhaften Szenarien aufwartet. Zu Beginn muss man zwar konzentriert bei der Sache sein, um erstmal zu verstehen, was es mit den Sturmlingen und den Naturgewalten auf sich hat, aber sobald Prinz Cassius auftaucht steigt die Spannung erstmalig an und die düstere und geheimnisvolle Atmosphäre nimmt den Leser gefangen. Neben Aurora und Lock, dem Sturmjäger, sind auch die Nebencharaktere sehr gut ausgearbeitet. Die Sturmjäger sind eine bunt zusammengewürfelte Truppe, zu deren Mitgliedern man im ersten Band der Trilogie einiges über deren Hintergrundgeschichte erfährt, aber manches liegt noch im Dunkeln beziehungsweise geht Cora Carmack nicht auf alle gleichermaßen intensiv ein. Eine weitere wichtige Rolle neben Rora, Lock und dem Prinzen Cassius, spielt die Anvertraute der Prinzessin Nova. Sie ist mitnichten eine einfache Dienerin, sie hat eine Vorgeschichte, die sie ins Königreich Pavan verschlagen hat und verbirgt ein Geheimnis, welches im Laufe der Geschichte offenbart wird und in den beiden folgenden Bänden sicher noch eine große Rolle spielen wird.

Die ganzen Rätsel, warum die Stürme bei Rora eine seltsame Wirkung auslösen, was genau es mit Nova und ihrer Fähigkeit auf sich hat und vor allem: um wen oder was es sich genau bei dem mysteriösen Sturmlord handelt, sind ausreichend Gründe, warum ich die Reihe auf jeden Fall weiterverfolgen werde.
Cora Carmack hat mit dem Auftakt der Stormheart Trilogie einen fulminanten Start hingelegt, der bis auf wenige Längen einen konstanten Spannungsbogen aufbaut, interessante und sehr gut ausgearbeitete Charaktere beinhaltet und eine fantastische Welt vorstellt, in die man sich dank des bildhaften Schreibstils sehr gut hineinversetzen kann.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.07.2017
The Sun is also a Star.
Yoon, Nicola

The Sun is also a Star.


ausgezeichnet

Obwohl Nicola Yoon mit ihrem Debütroman "Du neben mir" großes Aufsehen erregt hat, habe ich ihr Erstlingswerk bislang nicht gelesen, die vielen positiven Stimmen dazu haben aber mein Interesse geweckt, auf jeden Fall etwas von der Autorin lesen zu wollen.

In "The Sun is also a Star" geht es um Natasha und Daniel, die sich durch Zufall in New York über den Weg laufen. Daniel ist fasziniert von Natasha, obwohl sie mit ihrem Interesse für Naturwissenschaften und ihrer nüchternen und realistischen Art so ganz anders ist als Daniel, der gegen den Willen seiner Eltern Dichter werden will, statt Medizin in Yale zu studieren.
Was Daniel nicht weiß: Natasha ist illegal in Amerika und soll am nächsten Tag nach Jamaika abgeschoben werden. Ohne dieses Wissen versucht Daniel alles daran zu setzen, dass sich Natasha in ihn verliebt.
Der Roman ist in sehr kurzen Kapiteln aufgebaut, die nur wenige Seiten umfassen, oftmals sogar nur eine oder gerade mal eine halbe Seite lang sind. Dabei kommen nicht nur abwechselnd Daniel und Natasha zu Wort, sondern auch Akteure, bei denen zu diesem Moment nicht klar ist, was sie mit der Geschichte von Daniel und Natasha zu tun haben, aber im Laufe der Geschichte bis zum Ende fügt sich dann alles zu einem großen Puzzle zusammen.
Teilweise passiert in dem Roman nicht viel, aber die Neugierde, ob Natashas Abschiebung abgewendet werden kann und die kurzen Kapitel treiben den Leser trotzdem sogartig durch die Geschichte.
Nicola Yoons Sprache ist wunderschön, und auch, wenn es so unglaublich erscheint, dass sich zwei unterschiedliche Menschen durch eine schicksalshafte Begegnung ineinander verlieben, so genießt man doch ihre Ausführungen und die vielen Wahrheiten über die Liebe und das Leben, die sie in ihrer Geschichte vermittelt.
Ein bisschen muss man Träumer und Romantiker sein, um voll in Daniels und Natashas Geschichte aufgehen zu können, man sollte nicht mit zu viel Realismus an das Ganze gehen... also das Geschehen mehr aus Daniels Augen betrachten als aus Natashas ;) Die Geschichte führte bei mir zwar zur Selbstreflektion, aber auch Lesern, die nicht durch eine partnerschaftliche oder familiäre Beziehung vorbelastet sind, in denen Realität und Träume so extrem aufeinanderprallen wie durch die beiden Charaktere Natasha und Daniel, wird dies mehrfach in diesem Buch vor Augen geführt, so dass man sich zwangsläufig mit der Thematik auseinandersetzen muss, ob zwei so unterschiedliche Menschen überhaupt eine Chance auf eine Beziehung miteinander haben. Bei Daniels Familie prallen seine Träume auf die nüchterne Art seiner Eltern, in Natashas Familie bestehen die Konflikte zwischen ihrer Mutter, die sich für die Zukunft der Familie aufopfert, und ihrem Vater, dessen Traum eines Tages seinen Durchbruch als Schauspieler zu erreichen oftmal vor dem Wohl seiner Familie steht.
Besonders reizvoll fand ich die Ausführungen, dass es wissenschaftlich belegt sei, dass man zwei Menschen tatsächlich bewusst ineinander verliebt machen kann. Daran glaube ich tatsächlich. Damit ist zwar nicht gesagt, dass daraus eine Basis für eine längerwährende Beziehung entstehen kann, aber Verliebtheit kann man meiner Meinung nach tatsächlich bewusst herbeiführen.
Der Epilog spricht dann aber wieder mehr die Träumer in uns Lesern an, und trotz der wissenschaftlichen Theorien und Natashas nüchterner Art, sollten auch lieber die Träumer in uns diese Geschichte lesen, denn ob sie tatsächlich eine Chance bekommen glücklich bis ans Ende ihrer Tage zu leben, steht auf einem anderen Blatt und Märchen und Träume hören in der Regel an der schönsten Stelle auf und Nicola Yoons Bücher an einem Scheideweg, an dem wohl beides eintreten kann...

Bewertung vom 18.07.2017
Die Entfesselten / Secret Fire Bd.2
Daugherty, C. J.;Rozenfeld, Carina

Die Entfesselten / Secret Fire Bd.2


gut

Die Geschichte von Sacha, der nicht vor seinem 18. Geburtstag sterben kann, und der gleichaltrigen Taylor, deren Familie auf Grund eines alten Geheimnisses eng mit Sacha und seinem Schicksal verbunden ist, geht mit "Die Entfesselten" in die zweite und entscheidende Runde. Mit großen Erwartungen habe ich den Auftaktband "Die Entflammten" beendet, hat es doch lange gedauert bis die Geschichte von Sacha und Taylor volle Fahrt aufgenommen hat und ihre miteinander verwobenen Familiengeheimnisse offenbart wurden.

So geht die Handlung auch nahtlos über vom ersten in den zweiten Band über, ohne groß auf die zurückliegenden Ereignisse einzugehen. Aber was hat das Autorinnenduo aus der Vorlage des Auftaktbandes gemacht? In meinen Augen leider nicht viel! Was eine atemberaubende und spannende Quest hätte werden können, nachdem die Geheimnisse von Sachas und Taylors Familien gelüftet wurden, verliert sich in einer belanglosen Verfolgungsjagd, bei der Sacha vor den Bösen beschützt werden soll, oder im besten Fall das Böse vernichtet.
Zu Gute halten muss man den Autorinnen, das die Beschreibungen der Orte und Landschaften, in denen sich Sacha, Taylor und ihre Verbündeten bewegen, immer sehr greifbar und plastisch beschrieben sind, zudem gewinnen die Nebencharaktere - allen voran Louisa - an Substanz und Sympathie. Wie schade, dass die Qualität der Ausarbeitung von Charakteren und Handlungsplätzen sich nicht auch in der Handlung selbst niedergeschlagen hat. Außer einer zweiten Romanze - neben der von Sacha und Taylor - konnte mich nicht viel überzeugen. Die Action- und Kampfszenen sind farblos und viel zu schnell und einfach abgehandelt, so verdient auch der Showdown am Ende der beiden Bücher kaum seinen Namen! Zwei Bücher wurde darauf hingearbeitet, und dann ist auf wenigen Seiten alles abgehandelt.

Wer von "Die Entflammten" begeistert war, kommt um "Die Entfesselten" sicher nicht herum, wer jedoch wie ich schon beim Auftaktband Kritikpunkte angebracht hat, kann um den Abschlussband getrost einen Bogen machen, in sofern es nicht stört das Ende nicht zu erfahren, denn meine Hoffnung, dass sich der auf lange Strecken aufgebaute Spannungsbogen hält und zu einer gefährlichen, interessanten und geheimnisvollen Quest weiterentwickelt, wurde leider enttäuscht, und ich denke, so wird es noch weiteren Lesern gehen.

Eine Bewertung im Mittelfeld hat sich das Ende von Sachas und Taylors Geschichte dennoch verdient, auf Grund der Weiterentwicklung der Charaktere, gut ausgearbeiteter Schauplätze und einem flüssigen und perfekt auf das Zielpublikum zugeschnittenen Schreibstil. Überraschenderweise haben mich die Figuren auf Gefühlsebene sehr überzeugt und die rar gesähten Szenen, in denen Sacha und Taylor mit ihren Familien kommunizieren, oder Louisa ihre zerbrechliche und verletzliche Seite zeigt, sind die besten im ganzen Buch.

Dennoch ist es keine Dilogie, die sich aus der Masse an Jugendbüchern, die jährlich auf dem Markt erscheint, heraushebt, und die mir sicher nicht lange in Erinnerung bleiben wird.

Reihen-Info:
Band 1: Die Entflammten
Band 2: Die Entfesselten