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leseratte1310
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Niederrhein
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 3661 Bewertungen
Bewertung vom 30.07.2023
Perlenbach
Caspari, Anna-Maria

Perlenbach


sehr gut

Wilhelm stammt aus Wollseifen. Die Familie betreibt einen Bauernhof. Es ist kein einfaches Leben und die Familie ist arm. Für Wilhelm ist es eine große Chance, als er über die Winter bei der Fabrikantenfamilie Becker in Montjoie, dem heutige Monschau, unterkommt. Er freundet sich mit dem Sohn Jakob und Luise, einem Mädchen aus der Nachbarschaft, an. Es ist eine unbeschwerte Zeit und sie alle haben ihre Träume. Jakob möchte ein ungebundenes Leben abseits der väterlichen Fabrik führen. Luise möchte ihrem Vater nacheifern und Ärztin werden und Wilhelm möchte der Enge und der Armut von Wollseifen entfliehen. Doch das Leben hat seine eigenen Spielregeln.
Ich kenne den Vorgängerband „Ginsterhöhe“ nicht, aber nachdem ich diesen Roman gelesen habe, muss ich das unbedingt noch nachholen. Die Autorin Anna-Maria Caspari lässt sich gut und flüssig lesen. Die gesellschaftlichen und politischen Realitäten der damaligen Zeit und die damit verbundenen Schwierigkeiten sind gut dargestellt. Es wird abwechselnd aus den unterschiedlichen Perspektiven erzählt, wozu noch Tagebucheinträge von einem „Fräulein Friederike“ kommen.
Die Kinder haben ihre Träume, doch sie müssen feststellen, dass das Leben ihnen viele Hindernisse in den Weg werfen wird. Frauen ist der Zugang zu den Universitäten verwehrt, doch Luise will dafür kämpfen, ihr Ziel zu erreichen. Jakob muss als Erbe die Führung der Fabrik übernehmen und wird schon frühzeitig auf diese Aufgabe vorbereitet. Für Wilhelm wird es schwer, das harte und entbehrungsreiche Leben in Wollseifen hinter sich zu lassen. Es war interessant, die Freunde auf ihrem Weg zu begleiten und zu sehen, wie ihre Freundschaft in Gefahr gerät. Aber sie verlieren sich nie aus den Augen.
Es ist eine berührende Geschichte und ein interessantes Zeitzeugnis.

Bewertung vom 27.07.2023
Porträt auf grüner Wandfarbe
Sandmann, Elisabeth

Porträt auf grüner Wandfarbe


ausgezeichnet

Gwen wird von ihrer Tante Lily gebeten, sie auf eine Reise in die frühere Heimat der Familie zu begleiten. In der Familie wurde nie viel über Vergangenes gesprochen und nun sieht Gwen eine Chance, mehr über ihre Familie zu erfahren. Bei ihrem Vater entdeckt sie alte Dokumente, die ihre verstorbene Mutter aufbewahrt hatte. Anhand der Unterlagen taucht sie tief in die Familiengeschichte ein und erfährt so von der komplizierten Freundschaft zwischen Ella und Ilsabé. Bei ihrer Reise in die Vergangenheit deckt sie so manches Geheimnis auf.
Dieser wunderbare Roman hat mich gleich mitgenommen und ich habe Gwen gerne bei ihren Nachforschungen begleitet. Die Geschichte wechselt immer wieder zwischen den Zeiten. Die Aufzeichnungen von Ella reichen bis ins Jahr 1938 und führen uns durch eine bewegte Zeit.
Der Schreibstil ist einfühlsam und angenehm zu lesen. Es brauchte allerdings ein Weilchen, bis ich alle Personen einordnen konnte.
Die sympathische Ella stammt aus einfachen Verhältnissen. Sie möchte ein eigenständiges Leben führen und schafft das dank ihrer Zielstrebigkeit auch. Als sie die glamouröse Ilsabé. Kennenlernt, freunden sich die ungleichen Frauen an. Doch diese Freundschaft ist nicht immer einfach. Ilsabé ist Gwens Großmutter, inzwischen 94 Jahre alt und nicht besonders gesprächig, wenn es um die Vergangenheit geht. Doch Gwen möchte mehr über die Familiengeschichte erfahren. Aber immer wieder stößt sie mit ihren Fragen auf Schweigen, dennoch forscht sie weiter und setzt Puzzlestück für Puzzlestück zu einem Bild zusammen. Sie erfährt von der besonderen, aber auch komplizierten Freundschaft von Ilsabé und Ella. Die beiden Frauen haben in ihrem Leben viel erlebt und auch Tragisches ertragen müssen.
Erst zum Ende hin erklärt sich auch der Titel des Buches.
Mir hat diese spannende und berührende Geschichte gut gefallen.

Bewertung vom 26.07.2023
Nachts erzähle ich dir alles
Landsteiner, Anika

Nachts erzähle ich dir alles


sehr gut

Früher hat Léa oft den Sommer im Haus ihres Großvaters an der Côte d’Azur verbracht. Nun will sie in diesem Haus, in dem sie schon fast zwanzig Jahre nicht mehr war, die Vergangenheit hinter sich lassen und zur Ruhe kommen. Doch gleich am ersten Abend begegnet sie der sechzehnjährigen Alice. Am nächsten Tag erfährt sie, dass die junge Frau tot ist. Das lässt auch Alices Bruder Émile keine Ruhe, er hat eine Menge Fragen auf die er Antworten sucht. Léa und Émile unterhalten sich Nacht für Nacht.
Von der Autorin Anika Landsteiner habe ich vor einiger Zeit bereits den Roman „So wie du mich kennst“ gelesen, der mir gut gefallen hat. Auch dieser Roman hat mich wieder überzeugt. Wer allerdings eine leichte Sommerlektüre erwartet, wird wohl enttäuscht sein, denn es ist eine tiefgründige Geschichte, die einen nachdenklich stimmt. Es geht um Familie, Liebe, Freundschaft und Verlust.
Léas bisheriges Leben ist nicht ganz so verlaufen, wie sie sich das wohl einmal vorgestellt hat. Sie braucht eine Auszeit und erst auf Druck ihrer Mutter zieht sie sich in das Haus ihres Großvaters zurück. Doch auch hier kommt sie nicht zur Ruhe, denn Émile taucht mit seinen vielen Fragen bei ihr auf. Die Gespräche der beiden verlaufen teilweise ziemlich kontrovers. Dennoch kommen sie sich näher.
Auch wenn ich mit den Figuren nicht ganz so warm geworden bin, so konnte ich ihre Gedanken und Handlungen nachvollziehen. Ich war gespannt, welche Wendungen ihr Leben nehmen wird.
Es ist eine Geschichte, die auch schwierige Themen behandelt und dennoch nicht in Düsternis verfällt. Die schön beschriebene Umgebung und die Lebensweise in Südfrankreich tragen ihren Teil dazu bei.
Eine Lektüre, die berührt und mir gut gefallen hat.

Bewertung vom 24.07.2023
Vom Ende der Nacht (eBook, ePUB)
Daverley, Claire

Vom Ende der Nacht (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Will und Rosie fühlten sich von Anfang an zueinander hingezogen. Doch immer wieder betonen sie, dass nur Freunde sind. Doch es entwickelt sich mehr. Aber genau dann geschieht etwas Dramatisches, etwas mit dem sie beide nicht umgehen können und das sie auseinander bringt. Doch immer wieder begegnen sie sich und die Nähe ist immer noch da. Wird es eine Zukunft für sie geben?
Diese Liebesgeschichte liest sich wirklich toll. Der Schreibstil ist einfühlsam und tiefgründig.
Will und Rosie könnten nicht unterschiedlicher sein und doch ist da gleich etwas zwischen ihnen, als sie sich begegnen. Sie machen sich vor, dass es nur Freundschaft ist, was sie verbindet. Da sind sie noch sehr jung. Aber nach dem tragischen Vorfall steht etwas zwischen ihnen. Sie fühlen sich schuldig, obwohl sie nichts für das können, was geschehen ist. Auch wenn sie sich wiederbegegnen, stehen sie sich meist selbst im Weg. Das Leben geschieht und immer wieder kommt etwas dazwischen, das verhindert, dass sie ein Paar werden. Manchmal konnte ich die Entscheidungen der beiden nicht nachvollziehen. Dennoch hat mich diese Geschichte angerührt.
Mir hat diese Liebesgeschichte gut gefallen.

Bewertung vom 22.07.2023
Die einzige Frau im Raum (eBook, ePUB)
Benedict, Marie

Die einzige Frau im Raum (eBook, ePUB)


sehr gut

Ich lese sehr gerne Geschichten über bekannte Persönlichkeiten. Dieser Roman befasst sich mit dem Leben der Schauspielerin Hedy Lamarr.
Hedy Lamarr war jüdischer Abstammung und hieß mit bürgerlichem Namen Hedwig Maria Kiesler. In Wien war sie bereits als Schauspielerin erfolgreich bis sie den Waffenhändler Fritz Mandl kennenlernte und heiratete. Durch diese Beziehung kam sie an viele Informationen zu Plänen des Dritten Reichs. Ihr Mann engte sie nicht nur beruflich ein, sondern war auch eifersüchtig und gewalttätig. Sie verließ ihn und floh über Paris und London in die USA. In Hollywood wurde sie dann zu der weltberühmten Schauspielerin Hedy Lamarr. Als Gegnerin der Nazis nutzte sie ihr Wissen, um sich an die Seite der Alliierten zu stellen. Sie war aber auch eine Erfinderin, die ein Funkfernsteuerung für Torpedos entwickelte und zum Patent anmeldete. Aber leider wurde sie in dem Bereich als Frau nicht ernst genommen.
Marie Benedict hat mich mit diesem Roman über eine interessante und vielseitige Frau wieder einmal gepackt.
Hedy Lamarr ist eine starke und beeindruckende Persönlichkeit. Daher konnte auch ihre Beziehung nicht von Dauer sein, denn sie war kein Typ, der sich unterbuttern lässt. Auch zu den politischen Verhältnissen hat sie ihre Meinung und die lässt sie dann auch aktiv werden. Ihr glamouröses Leben in Hollywood war dann für mich uninteressanter.
Trotzdem habe ich diese interessante Romanbiografie gerne gelesen.

Bewertung vom 22.07.2023
Bergleuchten (eBook, ePUB)
Seemayer, Karin

Bergleuchten (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ein Filmtitel aus den dreißiger Jahren lautet „Der Berg ruft“. Im Jahr 1872 ruft auch ein Berg oder vielmehr ein Schweizer Bauunternehmer namens Louis Favre, der einen Tunnel durch den Gotthard bauen will. Von zwei Seiten wird ein Loch in den Berg getrieben und in einigen Jahren soll es einen durchgängigen Tunnel geben, der den Transport über den Gotthard einfacher machen wird. Es strömen viele italienische Arbeiter nach Göschenen und nach Airolo. Die Einwohner der kleinen Orte sind nicht begeistert von Favres Vorhaben, doch die meisten fügen sich und nehmen den zusätzlichen Verdienst gerne mit. Auch Fuhrhalter wie Franz Herger wissen, dass sie die Pläne nicht verhindern können und machen ihre Geschäfte mit der Gotthardbahn-Gesellschaft. Hergers Freund Urs Gisler dagegen will sich nicht den Realitäten fügen und setzt damit viel aufs Spiel.
Es ist ein gigantisches Unternehmen, den Tunnel durch den Berg zu treiben. Viele der Arbeiter werden dabei verletzt oder sterben. Die Bedingungen im Tunnel sind fürchterlich und kräftezehrend. Doch den Arbeitern bleibt nichts anderes übrig als durchzuhalten, müssen sie doch ihre Familien versorgen. So dauert es lange bis es zum Streik kommt, weil sie bessere Arbeitsbedingungen haben wollen. Aber auch Favre steht unter Druck, hat er sich doch auf ruinöse Vertragsbedingungen eingelassen. Am 29. Februar 1880 gelingt der Durchstich, was für die Arbeiter nach all der Schufterei unter schlimmsten Bedingungen ein besonderes Erlebnis ist. Favre selbst hat dieses Ereignis selbst nicht mehr erlebt.
Vor diesem Hintergrund spielt die Geschichte von Helene Herger und dem Mineur Piero Caretti. Piero findet Unterkunft auf der Hergerhof und verliebt sich in die Tochter des Fuhrhalters. Doch Helenes Eltern würden diese Beziehung nie dulden.
Wieder einmal konnte mich die Autorin Karin Seemayer mit ihrer Geschichte begeistern. Der Schreibstil ist wirklich fesselnd, so dass mich gut mit den Personen fühlen konnte. Die historischen Fakten sind perfekt recherchiert. Mich haben nicht nur die Verhältnisse im Tunnel erschüttert, sondern auch die katastrophale Unterbringung der Arbeiter. Das beschauliche 300-Seelen-Dorf Göschenen verändert sich von einem Tag zum anderen total. Spannungen bleiben nicht aus.
Alle Charaktere sind wunderbar und authentisch dargestellt. Besonders gut gefallen hat mir Helene, die eine ungewöhnliche und starke junge Frau ist. Sie weiß genau, was sie will, doch das Schicksal meint es nicht immer gut. In Paula Bissig hat sie eine gute Freundin, die zu ihr steht und sie unterstützt. Aber auch Peter Gisler ist ein patenter junger Mann, auf den man sich verlassen kann. Schade, dass sein Vater Urs so verbohrt ist. Piero ist auch ein sympathischer Mensch, der mit Widrigkeiten in seinem Leben zu kämpfen hat.
Sowohl der recht technische Teil dieses spannenden Romans, als auch die Liebegeschichte haben mir gut gefallen. Ich kann das Buch nur empfehlen!

Bewertung vom 15.07.2023
Nincshof
Sebauer, Johanna

Nincshof


sehr gut

In dem kleinen Dorf Nincshof im österreichischen Burgenland nahe der Grenze zu Ungarn leben die Bewohner ihr zurückgezogenes, beschauliches, aber auch freies Leben. Nichts soll Unruhe und Veränderung ins Dorf bringen. Doch immer wieder kommt es vor, dass sich Fahrradtouristen hierhin verirren. Aber noch schlimmer ist es mit den Neuzugezogenen, die nicht einsehen wollen, dass die Alteingesessenen mit ihrem neumodischen Zeugs nichts zu tun haben wollen. Sie passen einfach nicht ins Dorf. Daher bildet sich eine Gruppe, die sich die Oblivisten nennt und dafür sorgen wollen, dass Nincshof in Vergessenheit gerät und damit von der Landkarte verschwindet. Ausgerechnet die alte Erna Rohdiebl soll ihnen bei diesem Vorhaben helfen.
Die Figuren sind alle etwas eigentümlich, aber nicht unsympathisch. Dazu kommt eine Menge burgenländisches Lokalkolorit. Es ist eine etwas schräge und unterhaltsame Geschichte, die in einem unnachahmlichen Schreibstil erzählt wird.
Ich kann Nincshof als Urlaubsort leider nicht empfehlen, da Touristen in diesem Dorf nicht so erwünscht sind. Mich hat diese Geschichte allerdings gut unterhalten.

Bewertung vom 15.07.2023
Klippenfall
Messal, Meike

Klippenfall


ausgezeichnet

Zunächst bekommt Sylke Harmsen eine verstörende SMS von ihrer Tochter, die sich beobachtet und verfolgt fühlt. Dennoch eilt sie zu ihrer Tochter und findet sich dann in einem Albtraum wieder. Jemand entführt Sylke und ihre Tochter Emilie. Ihre beste Freundin Levke macht sich Sorgen, als Sylke nicht zu einer Verabredung erscheint. Doch bei der Polizei wiegelt man ab und so macht sich Levke auf die Suche nach den Verschwundenen. Derweil kämpft Sylke um das Leben ihrer Tochter.
Dieser Krimi entführt uns auf die schöne Insel Fehmarn, die sich hier von einer ganz anderen Seite zeigt. Etwas Grauenhaftes geschieht auf der idyllischen Insel. Der Schreibstil ist packend und lässt sich angenehm lesen.
Mir gefallen Levke und Sylke gut. Während Levke sich auf die Suche macht, sind Sylke und ihre Tochter in einem bösen Spiel gefangen. Sie haben Angst umeinander und Sylke versucht alles, um ihre Tochter zu retten. Aber auch die Perspektive eines Jungen ohne Namen, die wir zwischendurch immer wieder mal erleben, sorgt für Spannung. Wie hängt alles zusammen?
Erst nach und nach wird klar, was den Täter antreibt. Doch am Ende löst sich alles schlüssig auf.
Ein wirklich spannender und fesselnder Krimi, der mir gut gefallen hat.

Bewertung vom 15.07.2023
Trauma (eBook, ePUB)
Pfister, Astrid

Trauma (eBook, ePUB)


gut

Da Leah schwanger ist und Angst vor einem Einbruch hat, lässt ihr Mann Maik die Wohnung mit einer Alarmanlage absichern. Doch trotzdem wird bei ihnen eingebrochen. Während Leah fliehen kann, wird Maik angeschossen. Als sich Maik von seinen Verletzungen erholt hat, begeben sich die beiden in ein Traumazentrum. Leah nimmt nur widerwillig in den Sitzungen teil. Sie hat das Gefühl, dass irgendetwas in dem Zentrum falsch läuft und dann verändert sich Maik zusehends.
Obwohl sich der Schreibstil der Autorin flüssig lesen lässt, hat mich das Buch nicht wirklich gefesselt. Der Spannungsaufbau dauerte sehr lange. Allerdings wollte ich doch wissen, wie die Geschichte ausgeht. Das Ende versöhnt dann mit dem etwas schleppenden Beginn der Story.
Auch die Charaktere konnten mich nicht ganz überzeugen. Ihre Ausarbeitung hätte durchaus etwas mehr Tiefe vertragen können. So kam mir niemand wirklich nahe und ich konnte nicht mitfühlen. Psychiaterin Dr. Reynolds sieht in Leah behandlungsbedürftige Person, obwohl Leah das selbst überhaupt nicht findet, sondern sich nur als Begleitung für den traumatisierten Maik sieht. Thomas gibt den Kümmerer so intensiv, dass er verdächtig wirkt.
Wer treibt da so ein perfides Spiel? Ich war auf der richtigen Spur, obwohl es einige Wendungen gibt, die einen dann doch zum Zweifeln bringen.
Gute Idee, aber nicht so überzeugend in der Umsetzung.

Bewertung vom 10.07.2023
Das Haus der Füchsin / Eifelfrauen Bd.1
Riebe, Brigitte

Das Haus der Füchsin / Eifelfrauen Bd.1


ausgezeichnet

Der Krieg hat auch bei der Familie Fuchs seine Spuren hinterlassen. Doch jetzt soll gefeiert werden, denn die Verlobung von Sohn Heinrich soll bekannt gegeben und der Geburtstag von Tochter Johanna, die volljährig wird, gefeiert werden. Es wird erwartet, dass Johanna standesgemäß heiratet, wie das von Töchtern in jener Zeit so erwartet wird. Dann aber erscheint auf dem Fest eine Frau, die mitteilt, dass Johanna den Hof ihrer Tante Lisbeth, die zurückgezogen in dem Eifeldorf Altenburg lebte und von der Johanna nie gehört hatte, geerbt hat. Die Eltern wollen nicht darüber reden, was geschehen ist. Je mehr ihr die Familie abrät, umso interessierter ist Johanna, sich das Haus anzusehen. Sie ist gleich begeistert von dem Idyllischen Fleckchen Erde und nimmt das Erbe zu Lisbeths Bedingungen an. Ihr gefällt es dort, auch wenn das Leben nicht einfach ist. Ihr gelingt es, ein selbstbestimmtes Leben zu führen und sich mit der Zeit einen Namen als Künstlerin zu machen. Aber die Schatten der Politik reichen auch in ihre Familie und bis nach Altenburg.
Wieder einmal ist es der Autorin Brigitte Riebe gelungen, mich mit diesem Roman, der zwischen 1920 und 1938 spielt, zu fesseln. Die Atmosphäre in dem kleinen Dorf ist sehr gut beschrieben, auch denn es dort nicht nur idyllisch zugeht.
Die beteiligten Personen sind alle lebendig und glaubhaft dargestellt. Am meisten hat mich natürlich Johanna beeindruckt, die ihren Weg geht trotz aller Schwierigkeiten, die sich immer wieder vor ihr auftürmen. Zum Glück aber findet sie in Kätt, Lika und Eva Freundinnen, die für sie da sind. Leider gibt es im Dorf aber auch viele, die sie misstrauisch beäugen und sich das Maul zerreißen, wie sie es auch bei Lisbeth getan haben. Im Dorf begegnet sie auch ihrer großen Liebe Marc Degré. Auch wenn ihre Eltern es Johanna nicht verzeihen, dass sie der Wünsche ignoriert hat, so findet sie doch auch Hilfe bei ihren Brüdern Christoph und Heinrich. Auch Onkel Jupp, der Onkel ihrer Schwägerin Greta, hat mir gut gefallen, denn er ist ein liebevoller und hilfsbereiter Mensch. Oft macht Johanna die Einsamkeit in dem Dorf zu schaffen und sie sehnt sich nach dem Zuhause, wo sie aufgewachsen ist, doch sie merkt auch, dass sie dort nicht mehr willkommen ist. Niemand aus der Verwandtschaft will ihr sagen, was zu dem Zwist mit Lisbeth geführt hat, doch dann entdeckt sie per Zufall das Geheimnis ihrer Familie. Aber natürlich gibt es in der Familie Fuchs auch jemanden, der total unsympathisch ist. Christophs Zwillingsbruder Georg schließt sich den Nazis an. Er ist voller Hass und versucht immer wieder, Andersgesinnten das Leben schwer zu machen. Aber Johanna lässt sich von niemandem unterkriegen und geht oft ungewöhnliche Wege.
Mir hat dieser Roman sehr gut gefallen und ich bin schon gespannt, wie es den liebgewonnenen Personen weiter ergeht.