Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Readaholic

Bewertungen

Insgesamt 412 Bewertungen
Bewertung vom 12.05.2018
Kleine Feuer überall
Ng, Celeste

Kleine Feuer überall


ausgezeichnet

Wie Phoenix aus der Asche
Die Geschichte handelt von zwei Familien: der gutsituierten Familie Richardson mit ihren vier Kindern und ihren Mietern, der alleinerziehenden Mia Warren und ihrer Tochter Pearl.
Das Leben dieser beiden Parteien könnte unterschiedlicher nicht sein. Familie Richardson lebt seit jeher ein bürgerliches Leben in der Mustergemeinde Shaker Heights, in der alles und jedes geregelt ist, sogar die Farbe, in der die Häuser gestrichen sein dürfen, während die unkonventionelle Künstlerin Mia von Gelegenheitsjobs lebt und mit ihrer Tochter ein Nomadenleben führt. Sobald Mia eines ihrer Kunstprojekte zu Ende gebracht hat, ziehen sie weiter. Dieses Mal soll es anders werden, sie wollen sich in Shaker Heights niederlassen, doch die äußeren Umstände lassen dies nicht zu.

Gleich zu Beginn brennt das Haus der Richardsons ab. Offensichtlich handelt es sich um Brandstiftung. Der Verdacht drängt sich auf, dass die jüngste Tochter der Richardsons, Izzy, dafür verantwortlich ist.
Wie es dazu kam, wird dem Leser nach und nach klar. Während es Pearl sehr zu den Richardsons zieht, ist Izzy fasziniert von Mia und ihrer Kunst. Mia, die zunächst nicht viel mit dem Rest der Richardsons zu tun hat, beginnt auf Bitte von Mrs. Richardson, die glaubt, ihr damit einen Gefallen zu tun, als Haushaltshilfe stundenweise bei ihren Vermietern zu arbeiten und bekommt so einen guten Einblick in deren Leben. Gleichzeitig beginnt Caroline Richardson, die als Journalistin für eine Lokalzeitung arbeitet, in Mias Leben herumzuschnüffeln. Sie ahnt, dass Mia ein Geheimnis hat, das sie unbedingt aufdecken will...
Die Leseprobe von „Kleine Feuer überall“ sprach mich nicht sonderlich an, aber ich muss sagen, der erste Eindruck hat getrogen, denn es ist ein wundervolles vielschichtiges und fesselndes Buch, das mich nicht losließ.

Bewertung vom 02.05.2018
Das Meer löscht alle Spuren / Nora Sand Bd.2
Theils, Lone

Das Meer löscht alle Spuren / Nora Sand Bd.2


ausgezeichnet

Nobelpreisträger, Flüchtlinge und Trojaner
Auch der zweite Band der Reihe um die Journalistin Nora Sand spielt abwechselnd in Dänemark und London. Der berühmte iranische Schriftsteller und Nobelpreisträger Manash Ishmail, der nach seiner Flucht aus dem Iran in einem dänischen Auffanglager gelandet ist, verlangt, Nora Sand zu sprechen. Nur ihr will er ein Interview geben. Als Gegenleistung soll Nora ihm dabei helfen, seine Frau Amina, die bei der Flucht von ihm getrennt wurde, zu finden. Da die beiden fortan in London leben wollten und dort einen Journalisten als Ansprechpartner haben, ist Manash auf den Namen der Auslandskorrespondentin Nora Sand gestoßen.
Da in Noras Privatleben gerade alles drunter und drüber geht, ist sie froh, sich in ein neues Projekt stürzen zu können. Bald merkt sie jedoch, dass es nicht einfach ist, etwas über Amina in Erfahrung zu bringen. Amina ist zwar in London angekommen, doch dann wurde sie in einer Nacht- und Nebelaktion abgeholt. Möglicherweise eine Verwechslung? In der privaten Flüchtlingseinrichtung, in der sie vermutlich untergebracht wurde, stößt Nora auf eine Mauer des Schweigens. Eine Krankenschwester lässt ihr eine kurze Information zukommen. Die Frau hat offensichtlich Angst, zu Recht, wie sich kurz darauf herausstellt.
Zeitgleich zu ihren Recherchen über Aminas Verbleib soll Nora Sand für ihre dänische Zeitung ein Portrait des bekannten Pharmaunternehmers Erik Biehl schreiben, dessen Firma in Kürze ein bahnbrechendes neues Medikament zur Gewichtsreduktion auf den Markt bringen will. Nora findet heraus, dass es Verbindungen zwischen der Pharmafirma und der Londoner Flüchtlingseinrichtung gibt. Je mehr sie sich mit dem Fall beschäftigt, desto gefährlicher wird die Lage für Nora. Als dann auch noch mehrere wichtige E-mails wie von Geisterhand von ihrem Server verschwinden, merkt Nora, dass sie einer großen Sache auf der Spur ist...
„Das Meer löscht alle Spuren“ ist ein spannender und gut durchdachter Krimi, der mir noch besser gefallen hat als der erste Band der Reihe. Einige Fragen blieben für mich allerdings offen, beispielsweise welche Rolle der dänische Geheimdienst PET in dem Ganzen spielte und wieso ein gewisser Kritiker des Unternehmens nicht einfach klammheimlich aus dem Weg geschafft, sondern ein vermeintlicher Selbstmord inszeniert wurde. Außerdem erscheint es mir seltsam, dass ein Unternehmen bereits ein Medikament auf den Markt bringen will, mit dem es offensichtlich noch große Probleme gibt. Trotzdem kann ich den Krimi voll und ganz empfehlen. Ich habe ihn in Rekordzeit gelesen und freue mich schon darauf, noch mehr von Lone Theils zu lesen.

Bewertung vom 30.04.2018
Riskante Manöver / Mats Holm Bd.1
Bingül, Birand

Riskante Manöver / Mats Holm Bd.1


sehr gut

Die Machenschaften der Pharmaindustrie
Das neue, speziell für Kinder entwickelte Medikament „Validolor“ der Firma Wenner steht im Verdacht, für den Tod eines Kindes verantwortlich zu sein. Mats Holm, seines Zeichens PR-Agent, wird gemeinsam mit seiner Partnerin Laura May angeheuert, um die Firma gegenüber den Medien zu vertreten und den Skandal so gut wie möglich in Grenzen zu halten. Mats nimmt den Auftrag unter einer Bedingung an: dass Wenner ihm die Wahrheit sagt. Von Anfang an ist klar, dass es für Holm nicht damit getan ist, ein paar Pressemitteilungen zu schreiben. Mats und Laura stellen auf eigene Faust Recherchen an.
Eine Mitarbeiterin von Wenner Pharma ist verschwunden. Hat sie einem amerikanischen Konkurrenzunternehmen Informationen zugespielt und sich abgesetzt? Oder ist ihr etwas zugestoßen? Dann verschwindet ein zweiter Mitarbeiter und wird kurz darauf ermordet aufgefunden. Da der Mann den Ruf hatte, nichts anbrennen zu lassen und sich außerdem entsprechende Spuren am Tatort finden, wird schnell die Ehefrau des Ermordeten als Täterin ausgemacht. Doch ein Indiz passt nicht. Vielleicht war es auch ein eifersüchtiger Ehemann oder womöglich Wenner Pharma?
Als ob Mats Holm nicht schon genug mit diesen Fällen zu tun hätte, teilt ihm seine 17jährige Tochter auch noch mit, dass sie schwanger ist. Bei einem Gespräch mit ihrem Vater stellt sie ihm einige Fragen im Zusammenhang mit dem Selbstmord ihrer Mutter vor vielen Jahren. Doch Mats erzählt ihr nicht alles, und auch der Leser erfährt nicht, welche Informationen er zurückhält.
Am Ende löst sich der Fall, doch anders als es zunächst den Anschein hatte. „Riskante Manöver“ ist ein spannender Krimi mit gut durchdachtem Plot und glaubhaften Personen. Allerdings hatte ich teilweise Probleme, die vielen Namen auseinanderzuhalten.
Was mir gut gefallen hat, war der unerwartete Schluss. Da nicht alle Fragen beantwortet wurden, gehe ich davon aus, dass es bald eine Folgeband geben wird, in dem Mats Holm und Laura May einen neuen Fall zu lösen haben.

Bewertung vom 28.04.2018
Spur der Schatten / Leander Lost Bd.2 (6 Audio-CDs)
Ribeiro, Gil

Spur der Schatten / Leander Lost Bd.2 (6 Audio-CDs)


sehr gut

Um es vorweg zu nehmen: Lost in Fuseta – Spur der Schatten gefällt mir noch besser als der erste Band um den ungewöhnlichen Ermittler Leander Lost, der selbst in der Hitze Portugals grundsätzlich im schwarzen Anzug auftritt.
Der Asperger-Autist Lost, der im Rahmen eines Austauschprogramms in Portugal gelandet ist, hat sich inzwischen in Fuseta an der Algarve gut eingelebt. Von seinen Kollegen wird er geschätzt, mehr als dies je auf seiner alten Dienststelle in Hamburg der Fall war. Er pflegt sogar private Kontakte mit seinen Kollegen, die sich an seine Eigenheiten gewöhnt haben. Beispielsweise nimmt Leander alles wortwörtlich und es ist ihm unmöglich zu lügen. Dies führt zu mancher komischen Situation.
Als eine Polizistin verschwindet, machen sich Leander und seine Kollegen Graciana und Carlos auf die Suche nach ihr. Bald stellt sich heraus, dass sie ermordet wurde und es sich um einen sehr viel komplizierteren Fall handelt als zunächst angenommen. Die Spuren reichen bis zu der ehemaligen portugiesischen Kolonie Angola.
Der eigentliche Kriminalfall tritt zuweilen ziemlich in den Hintergrund. Das Buch lebt von den eigenwilligen Charakteren und der Beschreibung der portugiesischen Lebensart. Es wird hervorragend gelesen von Andreas Pietschmann, es ist wirklich ein großes Vergnügen, ihm zuzuhören!
Auch wenn einige der Personen für meinen Geschmack doch etwas überzeichnet sind, beispielsweise der ewig hungrige und an Essen denkende Carlos Estevez, hat mir dieses Hörbuch ein paar kurzweilige Stunden an der Algarve beschert und ich freue mich schon auf die Fortsetzung der Fuseta-Reihe.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.04.2018
Krokodilwächter / Kørner & Werner Bd.1
Engberg, Katrine

Krokodilwächter / Kørner & Werner Bd.1


sehr gut

Die Geister der Vergangenheit
Ein junges Mädchen ist bestialisch ermordet worden. Ausgerechnet Gregers Hermansen, ein alter Herr, der im selben Haus wohnt, findet die Leiche und erleidet prompt einen Schock. Die beiden Ermittler, Jeppe Kørner und Anette Werner, untersuchen zunächst das Umfeld der Toten. Wer könnte ein Motiv haben? Etwa die Vermieterin des Mädchens, die pensionierte Universitätsdozentin Esther de Laurenti? Immerhin versucht sie sich als Krimiautorin und ihr Manuskript scheint die Vorlage zu dem Mord geliefert zu haben. Andererseits hatte sie das Manuskript ins Internet gestellt, zwar auf die Seite einer geschlossenen Benutzergruppe, aber jemand könnte sich Zugang verschafft haben. Oder hat Kristoffer etwas mit dem Mord zu tun, der junge Mann, der offensichtlich in das Mädchen verliebt war und mit dem sie am Tatabend zusammen war? Auch die Familie des Mädchens wird unter die Lupe genommen, zumal sich die Eltern zur Tatzeit in Kopenhagen aufhielten.
Als Informationen über die Vergangenheit des Mordopfers bekannt werden, bekommt der Fall eine neue Wendung...
Die beiden Ermittler sind mir sympathisch. Anette bleibt zwar relativ blass, doch von Jeppe erfährt der Leser jede Menge Persönliches. Zum Beispiel, dass er von seiner Frau verlassen wurde und immer noch sehr darunter leidet. Doch im Laufe der Ermittlungen lernt er eine attraktive Zeugin kennen, die ihn, zumindest zeitweise, von seinem Kummer ablenkt.
Der Roman ist teilweise sehr humorvoll geschrieben. Der Stil gefällt mir sehr. Ich würde ihn allerdings nicht als Thriller bezeichnen, auch wenn es manchmal sehr blutig zugeht. Am wenigsten hat mir das Ende und die Auflösung des Falls gefallen, das erschien mir dann doch sehr konstruiert und an den Haaren herbeigezogen. Einen logischen Fehler meine ich auch entdeckt zu haben: Gregers erinnert sich an einen Mann, der aber erst im Haus war, als Gregers bereits ins Krankenhaus eingeliefert worden war.
Mein Fazit: Ein starker Krimi mit einem schwachen Schluss. Nichtsdestotrotz werde ich die Fortsetzung der Serie mit Sicherheit ebenfalls lesen.

Bewertung vom 05.04.2018
Schweigegelübde / Emma Vaughan Bd.2
Bierach, Barbara

Schweigegelübde / Emma Vaughan Bd.2


gut

Die Polizei in Sligo ist einem Todesengel auf der Spur. Im Krankenhaus sterben immer wieder Patienten, die auf dem Weg der Besserung waren. Deshalb nehmen die Kommissarin Emma Vaughan und ihre Kollegen die Belegschaft und Besucher unter die Lupe. Cui bono, fragen sie sich. Wer profitiert von den Toden?
Kommissare in Romanen müssen sich durch irgendeine Eigenschaft aus der Masse hervorheben, das scheint ein ehernes Gesetz zu sein. Geschieden sind sie fast alle, die meisten trinken zu viel, und in diesem Roman ist die Ermittlerin Emma tablettensüchtig. Statt zu frühstücken, wirft sie Oxycodin ein. Ihre Sucht geht so weit, dass sie sich sogar an den Vorräten in der Asservatenkammer bedient.
Auch was ihre Ermittlungsmethoden anbelangt, nimmt es Emma nicht so genau. So stiftet sie zum Beispiel die Freundin ihres Sohnes dazu an, Emailkonten zu hacken. Dass die Jugendlichen dabei an vertrauliche (und in einem Fall ziemlich peinliche) Informationen gelangen, scheint sie nicht weiter zu stören.
Da ich den ersten Roman um Emma Vaughan nicht gelesen habe, haben mich die vielen Verweise auf dieses Buch gestört. „Die Frau mit dem dicken roten Zopf“, die immer wieder vor Emmas geistigem Auge erscheint, mag Lesern des ersten Bands etwas sagen, mich hat die ständige Wiederholung dieser Vision einfach nur genervt.
Emma selbst ist mir ziemlich unsympathisch. Sie scheint über den Gesetzen zu stehen und in ihrer Dienststelle alle anderen für Trottel zu halten. Einzige Ausnahme ist ihr Partner James, dem sie es allerdings übel nimmt, dass er sich mehr für die attraktive Aoife als für sie interessiert.
Die Leseprobe des Romans hatte mir gut gefallen. Ich versprach mir einen spannenden Krimi vor der malerischen Kulisse Irlands. Leider sucht man Spannung in diesem Roman vergebens. Die Geschichte plätschert so vor sich hin, es werden einige falsche Fährten gelegt, manche davon verlaufen einfach im Sand ohne jemals aufgelöst zu werden. Alles in allem eine eher enttäuschende Lektüre.

Bewertung vom 01.04.2018
Der Zopf
Colombani, Laëtitia

Der Zopf


ausgezeichnet

Berührende Schicksale
Das Buch führt uns in drei verschiedene Länder und erzählt die Schicksale dreier Frauen: Giulia aus Sizilien, Smita aus Indien und Sarah, die in Montreal, Kanada, lebt. Alle stehen an einem Scheidepunkt in ihrem Leben. Die Herausforderungen, die sich ihnen stellen, sind völlig unterschiedlich, doch alle drei beschließen, sich nicht einfach in ihr Schicksal zu fügen, sondern zu kämpfen.
Zunächst dachte ich, das Buch ist zu kitschig für meinen Geschmack, denn ich habe schon nach der Leseprobe geahnt, wie sich die Geschichten miteinander verknüpfen. Aber ich habe mich getäuscht: „Der Zopf“ ist ein wunderschöner und berührender Roman, den man nicht aus der Hand legen kann.
Was mir besonders naheging, ist die Schilderung der Dalits, der „Unberührbaren“ Indiens. Es ist kaum vorstellbar, unter welchen Bedingungen diese Menschen selbst heute noch leben. Auch die Vergewaltigungen und die allgemeine Frauenfeindlichkeit, die in Indien herrscht und von denen die Medien immer wieder berichten, sind ein Thema, das zur Sprache kommt. Doch die Dalit Smita will sich nicht mit ihrer Rolle abfinden, und vor allem soll ihre Tochter einmal ein besseres Leben führen als sie. Dafür nimmt sie ihren ganzen Mut zusammen und ihr Schicksal in die Hand.
Sarah, Anwältin und Karrierefrau, mangelt es nicht an Geld und Prestige, doch sie wird krank, und ihr Leben verändert sich von heute auf morgen grundlegend.
Giulia wiederum muss als 20jährige den traditionsreichen Familienbetrieb übernehmen. Auch sie steht vor einer große Entscheidung und muss sich gegen erhebliche Widerstände behaupten.
Alle drei Frauen haben eines gemeinsam: Sie sind Einzelkämpferinnen und geben nicht auf.
„Der Zopf“ ist ein beachtlicher Debütroman, den ich an einem Abend gelesen habe und wirklich empfehlen kann.

Bewertung vom 30.03.2018
Das Eis
Paull, Laline

Das Eis


sehr gut

Die Geister, die ich rief...
Da ich noch nie ein Buch gelesen hatte, das in der Arktis spielt, war ich sehr gespannt auf „Das Eis“. Die Leseprobe hatte mir sehr gut gefallen, doch als ich dann das Buch las, fiel es mir zunächst schwer, in das Geschehen hineinzukommen. Ich wusste zuerst nicht, wer wer ist, und die Zeitsprünge, die oft nicht einmal als solche gekennzeichnet sind, waren ebenfalls sehr verwirrend. Doch nach diesem etwas mühsamen Einstieg hat mich das Buch gefesselt.
Zu Beginn erleben wir eine Gruppe wohlhabender Kreuzfahrttouristen in der Arktis, die unbedingt einen vom Werbeprospekt versprochenen Eisbären in natura sehen möchte. Mittels Drohne wird ein Eisbär ausgemacht und, quasi als Zugabe, erlebt die Gruppe noch die Kalbung eines Eisbergs, bei der die Leiche eines vor Jahren verunglückten und verschollenen Umweltaktivisten freigelegt wird.
Das Buch beleuchtet die Hintergründe seines Todes, aber auch die diversen politischen und wirtschaftlichen Interessen in der Arktis. War Tom Hardings Tod in einer zusammenstürzenden Eishöhle durch die Klimaerwärmung und das dadurch in die Höhle eindringende Wasser bedingt? Oder handelt es sich um ein Verbrechen, um zu verhindern, dass Harding Informationen öffentlich macht, die eine Gruppe von Investoren mit aller Macht geheim halten möchte?
Einer der Investoren ist Sean Cawson, ein langjähriger Freund Hardings, dem es gelungen war, Harding von seinem Projekt, einer mit der Natur im Einklang stehenden Luxus-Lounge mitten in der Arktis, zu überzeugen. In den Jahren davor hatten die Freunde sich aus den Augen verloren bzw. waren sich aus dem Weg gegangen. Was war zwischen ihnen passiert?
Eine Gerichtsverhandlung, in der die Umstände von Hardings Tod geklärt werden sollen, gibt letztendlich Aufschluss über die Geschehnisse und die erschreckenden und skrupellosen Machenschaften gewisser Investoren. Obwohl die Geschichte fiktiv ist, werden genügend Fakten genannt, die – ohne erhobenen Zeigefinger – dem Leser bewusst machen, wie fragil und gefährdet das Ökosystem der Arktis ist. Ein spannendes und informatives Buch, absolut lesenswert.

Bewertung vom 18.03.2018
Die Morde von Pye Hall
Horowitz, Anthony

Die Morde von Pye Hall


sehr gut

Skurrile Engländer
Alan Conway, der Bestsellerautor der Atticus Pünd Detektivreihe, ist tot. Da er einen Brief hinterlässt, in dem er von seiner unheilbaren Krankheit berichtet, scheint der Fall klar: er hat Selbstmord begangen. Doch Susan Ryleland, seine langjährige Lektorin bei Cloverleaf Books, will sich damit nicht zufrieden geben und versucht, mehr über Conways letzten Tage und sein Leben zu erfahren. Außerdem fehlen die letzten zwei Kapitel in Conways achtem und letzten Buch, ohne die das Buch natürlich nicht veröffentlicht werden kann, was einen herben finanziellen Verlust für Cloverleaf bedeuten würde. Susan macht sich also auf die Suche nach den verschwundenen Seiten und fördert dabei so manche Überraschung zutage...

Das Buch ist sehr ungewöhnlich aufgebaut, es handelt sich sozusagen um einen Roman im Roman. Da ist zunächst Susans Erzählung der Ereignisse und eine Beschreibung ihrer Lebensumstände. Dann folgt das unvollständige Manuskript der Morde von Pye Hall. Hier treffen wir so manchen skurrilen Zeitgenossen, der durchaus Grund gehabt hätte, dem Gutsbesitzer von Pye Hall nach dem Leben zu trachten. Natürlich gab es zuvor schon einen weiteren ungeklärten Todesfall, denn Mary Blakiston, die Haushälterin von Pye Hall, wurde mit gebrochenem Hals im Gutshaus aufgefunden. Hatte sie ebenfalls Feinde oder war es tatsächlich ein Unfall? Und was ist mit dem Einbruch im Gutshaus? Wie hängt er mit den Todesfällen zusammen oder haben die Ereignisse womöglich gar nichts miteinander zu tun? Detektiv Atticus Pünd und sein Assistent Fraser ermitteln.

Zum Schluss kommt dann noch einmal Susan Ryeland zu Wort, deren Leben sich aufgrund der Ereignisse vollkommen verändert hat.
„Die Morde von Pye Hall“ sind ein ungewöhnliches und größtenteils kurzweiliges Buch, allerdings wurde für meinen Geschmack im „Atticus Pünd“ Teil mancher Hinweis zu oft wiederholt, um den Leser durch falsche Spuren in die Irre zu führen.
Nichtsdestotrotz hat mir dieser Roman vergnügliche Lesestunden beschert.

Bewertung vom 02.03.2018
Fliegende Hunde
Kolosowa, Wlada

Fliegende Hunde


ausgezeichnet

Geht unter die Haut
Oksana und Lena, zwei russische Teenager aus einer Vorstadt von St. Petersburg, kennen sich schon so lange sie denken können. Sie sind beste Freundinnen und teilen alles. Dann erhält Lena die Chance, als Model nach Shanghai zu gehen und Oksana bleibt allein zurück. Sie fühlt sich von ihrer Freundin im Stich gelassen. In ihrer Vorstellung lebt Lena in China ein Leben in Glanz und Glamour. Um ebenfalls Chancen auf eine Modelkarriere zu haben, beginnt Oksana mit einer radikalen Diät, die an Zynismus nicht zu überbieten ist. Sie registriert sich auf einer Website für Abnehmwillige und Magersüchtige, deren Diät darin besteht, nur das zu essen, was die Menschen im Krieg während der Belagerung von St. Petersburg zur Verfügung hatten.
Lena lebt derweil in einer beengten Wohngemeinschaft mit anderen Models in einem tristen Vorort von Shanghai. Bei Eiseskälte muss sie halbnackt posieren, um einen der wenigen begehrten Jobs zu ergattern und die Kosten abzuarbeiten, die der Agentur bisher durch sie entstanden sind. Bald erfährt sie, dass bei den sogenannten „After Work Partys“ von ihr mehr als Posing erwartet wird.
Als sie nach drei Monaten die Chance bekommt, für eine Weile nach Hause zu fliegen, lässt sie ihre Familie und Oksana in dem Glauben, dass alles in bester Ordnung ist. Doch Lena und Oksana haben sich verändert und nach der anfänglichen Euphorie über das Wiedersehen ist nichts mehr wie früher.
„Fliegende Hunde“ ist ein sehr eindringliches Buch, das unter die Haut geht. Es sollte Pflichtlektüre für Möchtegern-Models und Magersüchtige sein. Man bekommt Einblicke in eine erschreckende und menschenverachtende Welt.
Die Beschreibungen der Zustände während der Belagerung St. Petersburgs durch die deutschen Truppen gingen mir sehr nahe. Welch ein schrecklicher Gedanke, dass unsere Vorfahren ein solches Verbrechen verschuldet haben!
Ich habe dieses Buch auf einen Rutsch durchgelesen, ich konnte es nicht aus der Hand legen.