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Elchi130
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Essen

Bewertungen

Insgesamt 423 Bewertungen
Bewertung vom 24.09.2020
Der Halbbart
Lewinsky, Charles

Der Halbbart


gut

200 Seiten weniger hätten dem Buch gut getan

Sebi ist etwa 12 Jahre alt und lebt mit seiner Mutter und den beiden älteren Brüdern in einem Dorf in Schwyz. Er zeichnet sich durch sein gutes Gedächtnis und seine Vorliebe für erzählte Geschichten aus. Eines Tages erreicht ein Fremder, der Halbbart, das Dorf. Sebi freundet sich mit ihm an und profitiert von der Weisheit des Fremden…

Der Roman „Der Halbbart“ besticht durch seine schöne Sprache und den Erzählstil. Wir verfolgen die Ereignisse durch die Augen des Jungen Sebi. Sebi ist schlau, aufgeweckt, etwas naiv, hat aber das Herz am rechten Fleck. Und genauso ist auch die Erzählweise. Sebi hinterfragt grundsätzlich das Verhalten seiner Mitmenschen und kommentiert dies. Das ist zum Teil witzig, manchmal unfreiwillig komisch, weil Sebi noch zu jung ist, um die Zusammenhänge zu begreifen. Der Text wirkt trotz der zum Teil schrecklichen und blutrünstigen Ereignisse meistens sehr positiv von der Grundstimmung her, was das sonnige Gemüt von Sebi widerspiegelt. Im Laufe des Buches macht Sebi eine Entwicklung durch und wird erwachsen.

Der Höhepunkt des Buches ist für mich die Gerichtsverhandlung, die jedoch schon während der ersten Hälfte des Buches stattfindet. Der Autor Charles Lewinsky erzählt in „Der Halbbart“ viele Geschichten in einer. Oft enden die Erzählungen allerdings noch nicht auserzählt an einer Stelle und werden auch nicht wieder aufgegriffen. Wir begleiten das Leben von Sebi und wenn er an einem Punkt dem Geschehen den Rücken zudreht, wenden auch wir uns neuen Ereignissen zu.

Das ist auch mein größter Kritikpunkt an dem Roman. Viele Handlungsstränge enden im Nirgendwo, obwohl ich als Leserin noch viele Fragen dazu hätte oder obwohl dieser Strang richtig spannend war. Dann geht es mit einer neuen Geschichte weiter, die mich jedoch oft gar nicht neugierig auf das weitere Geschehen macht. Zum Schluss wollte ich einfach nur noch, dass es endlich vorbei ist und ich das Buch beenden kann. Der Inhalt des Buches dümpelte für mich irgendwann nur noch vor sich hin und oft empfand ich das Erzählte als sehr langatmige Plauderei. Da konnte auch der schöne Erzählstil nichts mehr retten. Das letzte Kapitel ist noch einmal super, aber für ein umwerfendes Buch reicht es dann doch nicht, ein gutes letztes Kapitel zu schreiben.

Nach meiner Ansicht wäre hier weniger mehr gewesen. Weniger Ereignisse und dafür auf das Interessante konzentriert. Mehr Erlebnisse vor die Gerichtsverhandlung gepackt und die Verhandlung als Höhepunkt am Ende des Buches – dann wäre dies ein spannendes, lehrreiches Buch geworden.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.09.2020
Das Buch eines Sommers
Kast, Bas

Das Buch eines Sommers


ausgezeichnet

Ein Buch, wie ein schöner Sommerabend

Nicolas will Schriftsteller werden, wie sein Lieblingsonkel Valentin. Doch dann übernimmt er die Firma seines Vaters, die ihn völlig auffrisst. Seine Frau und sein Sohn kommen immer zu kurz. Doch dann stirbt Onkel Valentin und reißt Nicolas aus seinem Trott…

Die Stimmung des Buches ist schlicht und einfach wohltuend. Sie umschmeichelt mich versöhnlich, hat trotz der ernsten Themen einen positiven, lebensbejahenden Unterton und ich möchte ewig in „Das Buch eines Sommers“ von Bas Kast eintauchen.

Das Buch enthält wunderschöne Gespräche und Gedanken zu den Themen Leben und Tod, Selbsterkenntnis und Selbstverwirklichung. Diese Abschnitte habe ich sehr genossen, die Überlegungen sind oft sehr treffend und die Diskussionen haben mich wiederholt zum Weiterdenken angeregt.

Dazu kommt, dass ich mir schon früh die Frage gestellt habe, wie viel von Bas Kast steckt in der Hauptfigur Nicolas und wie sehr identifiziert sich der Autor mit seinem Hauptprotagonisten.

Ein Buch, das ich sehr gerne gelesen habe und gerne anderen Leser/innen ans Herz lege. Gerade für die kommenden regnerischen und stürmischen Tage ein schönes Buch, um darin zu versinken, nachzudenken und sich neue Anregungen zu holen.

Bewertung vom 20.09.2020
Wer auf dich wartet / DCI Jonah Sheens Bd.2
Lodge, Gytha

Wer auf dich wartet / DCI Jonah Sheens Bd.2


ausgezeichnet

Eine Neuentdeckung für mich

Zoe wird in ihrer Wohnung ermordet. Im Focus der Ermittlungen stehen ihre Freunde. Da ist die magersüchtige Angeline, die männerfixierte Maeve, der jähzornige Victor, ihr Vermieter Felix und ihr Geliebter Aidan. DCI Jonah Sheens und sein Team erforschen das Sein und den Schein dieser Personen und kommen dem Täter dadurch langsam aber stetig näher.

Für mich war „Wer auf dich wartet“ von Gytha Logde der erste Krimi dieser Autorin. Ich bin begeistert. Das liegt zum einen daran, dass ich Whodunit-Krimis im Stil des englischen Kriminalromans sehr mag. Die Ermittler fangen an, die Verdächtigen zu ermitteln, einzugrenzen, decken nach und nach deren Leben und Geheimnisse auf. Als Leser/in bin ich mit dabei, mache mir meine Gedanken, finde Verdächtige, verwerfe meinen Verdacht wieder. Dieses Rätselraten auf Seiten der Polizei und auch auf Seiten der Leser mag ich und genieße es sehr.

Doch auch das Ermittlerteam, das in Teilen ein wenig blass bleibt, finde ich sehr interessant. Da ist der Chef DCI Jonah Sheens. Er lebt für seine Arbeit, hadert mit der Liebe und den beiden Frauen, die sich in sein Herz geschlichen haben. Er versteht es, sein Team zu leiten und zu motivieren. Die Frau im Team Juliette Hanson ist klug und sehr empathisch. Im Umgang mit ihren Kollegen wirkt sie zum Teil ein wenig unsicher, was wohl ihrer schlechten Erfahrung mit einem Exfreund zuzuschreiben ist. Ben Lightman ist der Womanizer des Teams. Jede weibliche und auch einige männliche Verdächtige sowie Zeugen erliegen umgehend seinem Charme. Das sorgt für Erheiterung im Dezernat. Ansonsten ist er verschwiegen, was sein Privatleben angeht, aber immer zur Stelle, wenn er gebraucht wird.

Das Buch spielt auf zwei Zeitebenen. Zum einen befinden wir uns in der Gegenwart und begleiten die Polizei oder eine Person aus dem Umfeld des Opfers. Zum anderen gibt es den Handlungsstrang, der 20 Monate vorher beginnt und die Entwicklung zeigt, die zur Tat geführt hat. Beide Erzählebenen habe ich unterhaltsam und spannend gefunden. Dadurch, dass wir erfahren, was in der Vergangenheit passiert ist, gewinnen wir eine genauere Vorstellung vom Opfer und dem Kreis der Verdächtigen.

Fazit: Ein spannender Krimi der englischen Machart, der mich gut unterhalten hat. Nun werde ich erst einmal Teil 1 „Bis ihr sie findet“ lesen und dann sehnsüchtig auf Teil 3 warten.

Bewertung vom 13.09.2020
Die 12 Häuser der Magie - Schicksalskämpfer (MP3-Download)
Suchanek, Andreas

Die 12 Häuser der Magie - Schicksalskämpfer (MP3-Download)


ausgezeichnet

Als Hörbuch noch spannender

Der Kampf von Nic und seinen Freunden gegen Ines, den Dämon und das 2. Regnum geht in die nächste zweite Runde…

Das Buch „Schicksalskämpfer“, der zweite Teil von „Die 12 Häuser der Magie“ habe ich bereits vor ein paar Monaten gelesen. Als jetzt das Hörbuch erschienen ist, konnte ich nicht widerstehen, mir die Geschichte noch einmal anzuhören. Und es hat sich gelohnt.

Zwar gefällt mir die Art des Sprechers nicht immer, aber er gehört für mich mittlerweile genauso zur Geschichte, wie Nic, Liz, Jane und alle anderen. Der Sprecher, Kris Köhler, hat bereits den ersten Teil von „Die 12 Häuser der Magie“ gelesen, daher ist es nur konsequent, ihn als vertraute Stimme für das zweite Buch der Reihe wieder zu nehmen. Leider werde ich bei ihm immer mal wieder daran erinnert, dass er die Geschichte liest. Das irritiert mich jedes Mal. Dazu kommt, dass er an zwei oder drei Stellen Nic so intoniert hat, wie er sonst Nox spricht. Auch das fand ich nicht so gelungen.

Das Buch ist sehr spannend und voller Wendungen. Es gibt keine Längen, da die Handlung Schlag auf Schlag erfolgt. Und gerade die Schnelligkeit der Geschehnisse und die immerzu vorhandene Spannung, kommen im Hörbuch noch viel besser rüber. Beim Hören bin ich laufend mit Adrenalin vollgepumpt, da schon wieder etwas Schreckliches passiert ist oder eine Rettung ansteht.

Da jedoch so viel passiert und man als Hörer/in keine Atempause bekommt, ist es notwendig stets aufmerksam bei der Geschichte zu bleiben. Eine kurze Unachtsamkeit kann leicht dazu führen, dass man wichtige Informationen nicht mitbekommt oder im schlimmsten Fall den Faden verliert.

Weil die Geschichte so dramatisch ist, warte ich jetzt ungeduldig auf das Finale der Trilogie. Sicherlich werde ich mir das ebenfalls wieder vorlesen lassen.

Bewertung vom 13.09.2020
Feuerrache / Widerstandstrilogie Bd.3
Boije af Gennäs, Louise

Feuerrache / Widerstandstrilogie Bd.3


ausgezeichnet

Spannendes Finale

Nach dem Tod ihrer Mutter geht Sara mit ihrer Schwester Lina nach Stockholm zurück. Fortan arbeitet sie bei den schwedischen Streitkräften. Auch hier steigt sie schnell in der Hierarchie nach oben. Mittlerweile hat sich der Konflikt zwischen Sara und der Geheimorganisation, die sie jagt, dermaßen verschärft, dass ihr kaum eine Ruhepause gegönnt wird…

Der dritte und letzte Teil der Widerstandstrilogie hat endlich das, was ich mir auch schon bei den ersten beiden Bänden gewünscht habe: er hat Tempo, er hat überraschende Wendungen, er hat eine dichte Handlung. Kurzum: er ist richtig spannend. Obwohl die Welt von Sara, Andreas und Sally eher beschaulich und strukturiert ist, verdichten sich die Ereignisse, die die drei aufrütteln und zum Handeln zwingen sollen. Sie fühlen sich verfolgt, der BSV scheint alles aus ihrem Leben zu wissen. Sie werden in kompromittierende Situationen geführt, aus denen es kein Entkommen zu geben scheint. Nach wie vor wissen sie jedoch nicht, was ihre Widersacher genau von ihnen wollen – außer ihnen ein Gefühl von Hilflosigkeit und Angst zu vermitteln.

Und auch als Leser/in frage ich mich, was die Geheimorganisation im Hintergrund bezweckt und warum sie sich die drei nicht einfach schnappt. Stattdessen tauchen immer wieder Personen auf, die Sara in die eine oder andere Richtung drängen wollen. Oft ist nicht klar, wer zu den Guten oder den Bösen gehört. Dazwischen wird die Handlung, wie auch schon bei „Blutblume“ und „Scheintot“, von Zeitungsmeldungen oder anderen Berichten unterbrochen, die sich mit korrupten Vorgängen in Schweden befassen.

Als schließlich klar wird, was sowohl BSV als auch der Widerstand von Sara wollen, beginnt ein Wettlauf auf Leben und Tod. Dabei habe ich die Actionszenen nie als zu aufgeblasen oder langwierig empfunden. Die Szenen waren spannend und haben zum Mitfiebern angehalten.

„Feuerrache“ ist ein toller und spannender Abschluss einer Reihe, die in den ersten beiden Teilen ein paar Längen aufweist und durch die willkürliche Gewalt manchmal genervt hat. Wir bekommen endlich Antworten auf alle Fragen, die wir uns in den beiden vorherigen Bänden gestellt haben. Sara möchte ich auch im dritten Teil das eine oder andere Mal schütteln, weil sie sich alles gefallen lässt. Da sie jedoch aktiver agiert und sich immer wieder Unterstützung holt, konnte ich mit ihr in diesem Band insgesamt gut leben. Und zum Schluss tut sie genau das, was ich schon ein paar Seiten lang von ihr erwartet habe. Damit versöhnt sie mich dann vollends. Wer Teil 1 + 2 gelesen hat, sollte sich das Ende nicht entgehen lassen.

Bewertung vom 13.09.2020
Das Lied des Wolfes / Rabenklinge Bd.1
Ryan, Anthony

Das Lied des Wolfes / Rabenklinge Bd.1


ausgezeichnet

Tolles Buch

Die Stählerne Horde im Norden hat einen neuen Anführer – Kehlbrand. Ihm gelingt, was bisher noch keinem gelang, er kann die verschiedenen Stämme seines Volkes einen und die Treue eroberter Völker erlangen, indem er sich zum Gott erklärt. Vaelin al Sornas muss nun genau dahin, wo die Stählerne Horde ihr Unwesen treibt. Denn er will Sherin retten, die Frau, die er vor Jahren geliebt und dann weggeschickt hat…

„Das Lied des Wolfes – Rabenklinge 1“ ist das erste Buch, das ich von Anthony Ryan gelesen habe. Von Anfang an fällt mir auf, dass der Autor sehr gut und routiniert schreibt. Der Einstieg in die Geschichte bereitete mir keine Probleme, da der Schreibstil einen sofort mitnimmt.

Ich hatte zu Beginn lediglich die Befürchtung, dass ein großer Teil der Handlung Kämpfe darstellt. Denn direkt zu Beginn geht es immer wieder ums Kämpfen. Doch diese Befürchtung bewahrheitet sich zum Glück nicht. Erst einmal begibt sich unser Held Vaelin al Sornas mit seinen Gefährten in das Nachbarreich. Seine Ankunft und die Schilderung der damit verbundenen Schwierigkeiten habe ich als ein wenig langatmig empfunden.

Doch nach dem ersten Drittel des Buches hat die Handlung mich voll und ganz gepackt. Denn zum einen erfahren wir durch Luralyn, die Schwester von Kehlbrand, wie dieser seine Macht zementiert, indem er die Priester ausschaltet, die Sklaven befreit und erste Eroberungszüge durchführt. Zum anderen begleiten wir Vaelin auf seiner abenteuerlichen und spannenden Reise. Schnell hat sich der Turmherr der Nordlande durch seine Intelligenz, seinen Mut und Führungsstärke in mein Herz geschlichen. Ebenso seine Gefährten, wie z. B. sein Bruder, seine Nichte und alte Gefährten sowie auch die willensstarke Heilerin Sherin.

Die Handlung habe ich als extrem abwechslungsreich empfunden. Es passiert laufend etwas und Anthony Ryan versteht es, eine packende Geschichte mit viel Tempo zu erzählen. Sehr gut gefallen hat mir, dass es magische Fähigkeiten gibt und Figuren, die Teile der Zukunft vorhersagen können. Das hat der Handlung eine besondere Note verliehen.

Der Kampf zum Ende des Buches hat mich ein wenig ermüdet. Obwohl auch dieser sehr abwechslungsreich gestaltet war, hat er mir insgesamt zu lang gedauert. Die Schlussszene dieses tollen Buches war für mich noch einmal ganz großes Kino und hat mich ungemein begeistert.

Nun werde ich in der nächsten Zeit die vorherigen Abenteuer von Vaelin al Sornas, die in der Rabenschatten-Trilogie niedergeschrieben sind, lesen und warte dann auf den zweiten Teil von Rabenklinge.

Bewertung vom 11.09.2020
Was Nina wusste
Grossman, David

Was Nina wusste


gut

Der Autor hat mich emotional nicht abgeholt

Zu Veras 90. Geburtstag trifft sich die ganze Familie. Auch ihre Tochter Nina ist extra von Skandinavien in den Kibbuz gereist. Seit Jahrzehnten kapselt sie sich schon von der Familie ab. Nach der Feier beschließen Nina, Vera, die Enkeltochter Gili und Rafi, der Gilis Vater, Ninas Exmann und Veras Stiefsohn in einer Person ist, eine Reise in die Vergangenheit anzutreten und sich nach Kroatien zu begeben. Hier wollen sie einen Film drehen, deren Mittelpunkt die Erinnerungen von Vera bilden, denn sie und ihre Tochter Nina haben hier ursprünglich gelebt…

Die Einführung der einzelnen Figuren und die Darlegung der Beziehungen zueinander habe ich von der Atmosphäre her als sehr niederdrückend und belastend empfunden. David Grossman zeigt uns, wie dysfunktional die Familie ist. Unbearbeitete Konflikte der einen Generation werden an die nächste weitergegeben, so dass hier die alten Muster weitergelebt werden müssen.

Als die vier Figuren – Oma, Mutter, Tochter und Rafi – zu ihrer Reise aufbrechen, wirkt die Grundstimmung des Romans auf mich gelöster und fröhlicher. Die Stimmung wirkt als Hintergrund, denn bei den Personen sind die alten Konflikte nach wie vor nicht gelöst, sondern können jetzt im Gegensatz zu vorher nicht mehr umgangen werden, da die Personen sich nicht mehr aus dem Weg gehen können. Die Szenen erinnern teilweise an einen Road Movie und standen mir bildlich vor Augen.

In „Was Nina wusste“ überrascht der Autor immer wieder mit gekonnten Sprachspielereien, die mir als Leserin wiederholt einen Aha-Effekt beschert haben. Ich genieße es, wenn Autoren mich mit ihrer Freude an der Sprache umschmeicheln.

Doch so schön manche Formulierungen waren, insgesamt habe ich die Sprache eher als distanziert und sachlich empfunden. Die Personen sind für mich nicht greifbar geworden. Ich habe keinen empathischen Zugang zu ihnen gefunden. Interessant war für mich vor allem Nina. Sie ist als schwierige, unangepasste Person angelegt, die gerne Tabus bricht. Dadurch wurde mein Interesse an ihr und ihrer Vergangenheit geweckt. Was ist mit ihr passiert? Was hat sie zu der Person geformt, die sie nun ist? Ihre Mutter Vera dagegen habe ich meistens als sehr unauthentisch und aufgesetzt erlebt und bin mit ihr gar nicht warm geworden. Gili, aus deren Perspektive der Großteil der Geschichte erzählt wird, ist mir zu blass geblieben, um eine klare Gestalt anzunehmen.

Auch die Auflösung am Ende des Buches hat mich enttäuscht. Über den Großteil des Buches wurde eine sich immer weiter steigende Erwartung in mir aufgebaut, die am Ende einen Moment von „Aber das wussten wir doch von Anfang an“ bei mir ausgelöst hat. Zum Schluss haben mich weder die Figuren noch die Geschichte wirklich erreichen und überzeugen können. Zusammenfassend reicht meiner Meinung nach die Sprachästhetik des Autors nicht aus, um die erzählerischen Schwächen in der Personenzeichnung zu kompensieren.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.09.2020
Das Gewissen der Toten (Fenland Police 3) (MP3-Download)
Ellis, Joy

Das Gewissen der Toten (Fenland Police 3) (MP3-Download)


ausgezeichnet

Grandios!

Im dritten Teil um die Ermittler DI Jackman und DS Evans befindet sich zu Beginn der Polizist Carter McLean mit seinen Freunden auf dem Weg nach Amsterdam. Das Flugzeug abstürzt und alle Insassen bis auf ihn sterben. Als einziger Überlebender will er jedem Freund noch einen letzten Dienst erweisen.

Fantastisch ist schon, dass das Hörbuch „Das Gewissen der Toten“ von Uve Teschner gelesen wird. Für Krimis und Thriller gibt es einfach keinen besseren Sprecher. Ich liebe es, seiner Stimme zu lauschen und mag es, wie er der Geschichte eine ganz eigene Dynamik verleiht.

Doch auch die Geschichte selber finde ich rundum gelungen. Und dabei finde ich es auch nicht schlimm, dass mir im Laufe der Erzählung immer mehr klar wurde, worauf es am Ende hinauslaufen wird.

Die Autorin Joy Ellis verleiht ihren Figuren eine Tiefe, die mich sehr früh spüren ließ, dass ich eine neue Krimireihe entdeckt habe, die sich fortan zu der Handvoll Krimireihen gesellt, bei denen ich dem nächsten Teil regelrecht entgegenfiebere. Dabei fühle ich mich dann bei jedem Buch, als ob gute Freunde sich für ein paar schöne Stunden zu mir gesellen würden. Wer typische englische Krimireihen mag, sollte Joy Ellis lesen. Es könnte der Beginn einer neuen Leidenschaft werden, so wie bei mir.

Die Figuren sind liebenswert, klug, mutig und empathisch. Egal, ob es sich dabei um die beiden Hauptermittler DI Jackman und DS Evans handelt, die unterstützenden Ermittler oder die Polizeipsychologin.

Die beiden Kriminalfälle, die in diesem Hörbuch, den Mittelpunkt der Ermittlungen bilden, sind spannend und ich fieberte den Lösungen entgegen.

Nun freue ich mich darauf, die beiden ersten Fälle der Polizisten Jackman und Evans zu hören.

Bewertung vom 30.08.2020
In diesem Moment / Wildflower Summer Bd.2
Moran, Kelly

In diesem Moment / Wildflower Summer Bd.2


sehr gut

Hat mir von Kapitel zu Kapitel besser gefallen

Nakos Hunt muss feststellen, dass er nicht sein halbes Leben lang schon in seine beste Freundin Olivia verliebt war, wie er bisher dachte. Als Amy von ihrem Ehemann verprügelt wird, wird ihm klar, dass diese sein Herz schon während ihrer gemeinsamen Kindheit gestohlen hat. Nun muss er nur noch Amy davon überzeugen…

Ich war sehr neugierig auf die Geschichte von Nakos Hunt, den wir bereits aus dem ersten Teil der Wildflower Summer Dilogie kennen. Denn er stellt einen sehr interessanten Charakter dar. Amy ging mir zu Beginn des Buches „Wildflower Summer – In diesem Moment“ ziemlich auf die Nerven. Sie hat keinerlei Selbstwertgefühl und denkt dementsprechend, dass sie der Aufmerksamkeit und Liebe anderer Personen nicht würdig ist. Dadurch stellte sie für mich einen sehr anstrengenden Charakter dar.

Überzeugt hat mich das Buch dann jedoch über die Figur des Nakos Hunt. Mit wie viel Geduld, romantischen Einfällen und Liebe er um Amy wirbt, ist einfach wunderschön zu lesen. Nach und nach schmolz ich immer mehr dahin und bin ebenfalls Nakos Charme erlegen.

Irgendwann ging es mir wieder wie in Teil 1 der Dilogie. Für meinen Geschmack gibt es jedoch auch in diesem Buch zu viele Sexszenen. Zum Teil sind sie wirklich wunderschön und sehr romantisch, sodass es eine Freude ist, sie zu lesen. Aber 1 – 2 gute Sexszenen in einem Liebesroman hätten gereicht.

Zum Ende hin wird das Buch noch ein wenig dramatisch und ich hatte sogar Tränen in den Augen. Also, alles in Allem ein gelungener Liebesroman, der den Schwerpunkt ein wenig anders hätte setzen können.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.08.2020
Dieses schmale Stück Himmel über Paris
Ach, Marianne

Dieses schmale Stück Himmel über Paris


gut

Schöner poetischer Schreibstil. Jedoch inhaltlich zu wenig.

Hannah gönnt sich eine Auszeit, um über ihr Leben und ihre Ehe nachzudenken. Dafür zieht sie sich in die Wohnung von Freunden nach Paris zurück. Unterbrochen wird die Zeit für sich alleine von gelegentlichen Treffen mit diesen Freunden.

Das Besondere für mich an diesem Buch ist der Schreibstil. Schon die ersten Sätze habe ich als sehr eindringlich empfunden und fühlte mich einer starken Sogwirkung ausgesetzt.

Wir erleben Paris durch Hannahs Augen. Manchmal gibt es eine Erzählerin, die über Hannah berichtet. Vieles vermittelt die Autorin uns durch Hannahs Gedankenwelt. Zum Teil als direkte Ich-Gedanken, zum Teil durch eine indirekte Vermittlung des Gedachten. Das hat mir unglaublich gut gefallen, denn ich fühlte mich, als würde ich selber durch Paris streifen und damit war ich dem Geschehen sehr nah.

Gespräche werden nicht in Anführungszeichen gesetzt, sondern stehen in normaler Schrift untereinander. Zum Teil kommt es dadurch zu einer Irritation, weil ich als Leserin erst ergründen muss, wer gerade spricht. Doch insgesamt habe ich diese Art, Gespräche darzustellen, als sehr erholsam empfunden. Denn die Gespräche werden dadurch direkter, so als würde ich einem Gespräch neben mir lauschen.

Obwohl ich den Schreibstil sehr genossen habe, hat mir inhaltlich einiges gefehlt. Hannah lässt sich treiben oder führt Gespräche, viel mehr passiert nicht. Das alles habe ich als sehr realistisch und dem wirklichen Leben abgeschaut empfunden. Deshalb war es mir inhaltlich meistens zu banal. Die Gedankengänge und Gespräche sind nicht oberflächlich, aber meistens nur angerissen und dann geht es schon zum nächsten Thema. Da hätte ich mir weniger Einblicke in die inneren Vorgänge der Personen und dafür tiefgründigere Ausführungen gewünscht. So fühlte ich mich von der Fülle der Themen oft einfach nur erschlagen und sie rauschten an mir vorbei, wie Wolken die vorüberziehen. Es ist nichts hängen geblieben, worüber ich mir selber Gedanken gemacht hätte.

Gegen Ende des Buches kam dann für mich noch dazu, dass mir Hannah als Person unsympathisch geworden ist, je länger ich an ihren Gedanken teilhaben durfte. Letztendlich war ich froh, als ich Hannah wieder verlassen konnte.