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Europeantravelgirl

Bewertungen

Insgesamt 463 Bewertungen
Bewertung vom 18.04.2023
Du irgendwo / Schottland Bd.1
Mohn, Kira

Du irgendwo / Schottland Bd.1


sehr gut

Der Wurzeln beraubt

Für die 19-jährige Victoria ist es der Schock ihres Lebens, als sie durch einen Zufall erfährt, dass ihre Eltern gar nicht ihre leiblichen Eltern sind, sondern sie adoptiert wurde! Für den Teenager bricht eine Welt zusammen, nachdem ein unerwarteter Kuss diese bereits am Vortag ins Wanken gebracht hatte. Es ist alles zu viel für Vic, und so bricht sie impulsiv aus ihrem bisherigen Leben aus und mit ihrem besten Freund Jack auf zu einem Roadtrip durch Schottland. Das Ziel: Ihre leibliche Mutter, die sie in Edinburgh vermuten.

Es ist schon einiges, was da auf die Heldin dieses New-Adult-Romans einprasselt, und die Autorin lässt Vic auch wie eine echte Teenagerin reagieren mit der ganzen Klaviatur von Überreaktion, verbalem Um-sich-schlagen und letztendlich der Flucht. Der Roadtrip folgt dem Muster „Der Weg ist das Ziel“, denn unterwegs schafft es Vic nicht nur, ihr Leben und ihre Gefühle zu sortieren, sondern sie klärt auch ihr Verhältnis zu Jack, den sie spontan geküsst hatte und mit dem sie nie über diesen Kuss gesprochen hatte. Äußerst wohltuend für die Dynamik der Handlung ist dabei die zeitweise Reisegefährtin Willow, eine besonders spannende und sympathische Romanfigur!

Der Roman spart nicht mit Problemthemen, da gibt es jede Menge familiäre Probleme und Dramen, vor allem bei Jack. Die raue Landschaft und das typisch schottische Wetter leisten einen beachtlichen Beitrag zur dramatischen Atmosphäre der Geschichte. Die eigentliche „Auflösung“ des Hintergrunds der Adoption war mir persönlich dann aber leider zu konstruiert.

Ein New-Adult-Roman mit großen Gefühlen und viel Dramatik. Zum Jahresende erscheint die Fortsetzung aus der Perspektive von Vics leiblicher Mutter Emmeline.

Bewertung vom 15.04.2023
Das Geheimnis des Duke
Neeb, Stefanie

Das Geheimnis des Duke


sehr gut

Roman vs. Rätsel

Die Ostertage haben wir genutzt, um als Familie den Regency-Escape-Roman „Das Geheimnis des Duke“ auszuprobieren. Passend zu Ostern könnte man sagen, dass wir „alte Hasen“ sind, was Escape-Spiele, -Bücher und auch echte Escape-Rooms betrifft, und so konnten wir voller Vorfreude loslegen. Positiv fiel gleich auf, dass es keine komplizierten Regeln oder Vorbereitungen gab, sondern wir konnten uns direkt in die Geschichte stürzen. Lediglich ein Brieföffner zum Lösen der Seiten wurde zum Start benötigt. Das Buch bietet im vorderen Bereich sogar Platz für Rätselnotizen.

Insgesamt ist das Büchlein äußerst liebevoll gestaltet und besticht vor allem durch die stilvollen Illustrationen. Regency-Romane erfreuen sich derzeit großer Beliebtheit, und auch diese Geschichte rund um die junge Charlet ist sehr charmant erzählt. Allerdings sprengt die Story den üblichen Umfang eines gewöhnlichen Escape-Spiels deutlich. Vielmehr handelt es sich eigentlich um einen richtigen Roman mit eingebauten Rätseln. Dies sollte dringend bedacht werden! Für uns bedeutete dies, dass wir einander sehr viel vorzulesen hatten und das Buch nicht in der eigentlich üblichen Zeit, nicht einmal an einem Nachmittag lösen konnten. Meiner Meinung nach ist das Buch nicht als Gemeinschaftsprojekt geeignet, sondern man sollte das Buch wie ein gewöhnliches Buch lesen und die Rätsel als kleines Bonbon mitnehmen. Dann wird man mit diesem Regency-Schätzchen auch ganz entspannt viel Freude haben!

Bewertung vom 12.04.2023
Ein Sommer in Italien
Serle, Rebecca

Ein Sommer in Italien


sehr gut

Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn?

Eine letzte gemeinsame Reise von Mutter und Tochter nach Italien. So hatten es sich Katy und Carol vorgestellt und geplant, nachdem Carol ihrer Tochter immer von diesem herrlichen Sommer vorgeschwärmt hatte, den sie als junge Frau an der Amalfiküste verbracht hatte. Dann stirbt Carol jedoch, ehe sie die Reise antreten können, und Katy verliert mit ihrer Mutter auch den Halt im Leben. Kurzentschlossen reist Katy nun allein ins malerische Positano und macht dort eine unglaubliche Begegnung.

Dieser Roman ist gleichermaßen leicht wie ein zarter Sommerwind und schwer wie der Duft der Blüten an der Amalfiküste. Er beleuchtet das Mutter-Tochter-Verhältnis von Carol und Katy, lässt der Trauer Raum und auch dem völlig unerwarteten Wiedersehen der beiden. Dabei durchläuft insbesondere Katy eine interessante Entwicklung. Hals über Kopf ist sie abgereist, weiß noch nicht einmal, ob sie zu ihrem Ehemann überhaupt zurückkehren möchte. In Italien nun erwarten sie wahre Sinnesfreuden! Da wäre die unbändige Lust am italienischen Essen, die Leichtigkeit des Dolce Vita, die traumhaft schöne Landschaft der Amalfiküste mit Ausflügen nach Neapel und nach Capri. Und auch die Begegnungen verändern Katy. Da ist Adam, der ihr die Genüsse näherbringt. Und da ist die junge Carol, noch so ganz anders als später in ihrer Mutterrolle, in der sie von Katy stark idealisiert wurde. An dieser Stelle hätte ich mir ein wenig mehr Differenzierung des Verhältnisses, mehr Tiefe und eine kritische Auseinandersetzung mit dem Vorbildcharakter gewünscht; hier begnügt sich der Roman jedoch leider mit Betrachtungen.

Für mich lebt diese Erzählung vor allem von dem üppigen Lebensgefühl, das mich sofort ins Auto springen und nach Italien fahren lassen wollte! Diese Sinnesfreude und Leichtigkeit hat die Autorin meisterhaft eingefangen!

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Bewertung vom 04.04.2023
22 Bahnen
Wahl, Caroline

22 Bahnen


ausgezeichnet

Eine starke neue Erzählstimme

Tildas Leben pendelt zwischen ihrem Job im Supermarkt, dem Mathematikstudium und ihrem Zuhause bei ihrer kleinen Schwester und alkoholkranken Mutter. Ach ja, und auch der Besuch im Schwimmbad ist ein elementarer Bestandteil ihrer Abläufe, wenn sie jeden Abend genau 22 Bahnen schwimmt. Zumindest so lange bis Viktor auftaucht. Viktor, der ebenfalls genau 22 Bahnen schwimmt. Viktor bringt Tildas Leben aus dem Rhythmus: Nicht nur, dass sie von nun an 23 Bahnen schwimmt, nein, sie stellt sich endlich verdrängten Ereignissen aus der Vergangenheit und – was noch schwerer wiegt – der Frage nach der Zukunft.

Manchmal hört man eine Erzählstimme, und in seltenen, glücklichen Fällen fühlt man die Erzählstimme. So wie hier. Die Geschichte hat mich mit sich genommen, in einem ruhigen, unaufgeregten Erzählfluss durch diesen kurzen, aber intensiven Roman geführt. Auch die Handlung an sich überzeugt voll und ganz, geht beim Lesen unter die Haut und vermag es zu berühren. Aber am meisten überzeugt haben mich die Charaktere dieses Romans: Manche Charaktere wirken geschrieben, erschaffen, andere wiederum sind wie direkt aus dem Leben gegriffen. Dieses Gefühl hatte ich auf Anhieb bei Tilda. Aber auch ihre kleine Schwester ist hervorragend getroffen, die alkoholkranke Mutter ist erschütternd realistisch gezeichnet, und mit Viktor ist der Autorin ein faszinierender Charakter gelungen.

Der kleine Roman wirkt so schlicht und besitzt doch ungeahnte Tiefe. Ein gelungenes Debüt einer neuen starken Stimme, von der wir hoffentlich noch mehr hören werden!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.03.2023
Der Ruf des Eisvogels
Prettin, Anne

Der Ruf des Eisvogels


ausgezeichnet

Zart und schön wie ein Eisvogel

Es ist nicht nur die Lebensgeschichte von Olga, die wir in diesem Roman begleiten, sondern auch ein Stück deutsche Geschichte. Der Roman setzt im Jahr 1991 ein, wenige Jahre nach der Wiedervereinigung, und Olga wird von ihrer Tochter und ihrer Enkelin als Überraschung zum 66. Geburtstag in die alte Heimat nach Ginsterburg in der Uckermark „entführt“. Ein Schock für Olga, die bisher ihre Vergangenheit unter Verschluss gehalten hatte und nun schlagartig damit konfrontiert wird. Und so erfahren wir von den Ereignissen, die Ende der 1930er Jahre ihren Anfang nahmen. Nein, eigentlich schon früher – mit Olgas tragischer Geburt, die zugleich den Tod ihrer Mutter bedeutete.

Der Roman ist hervorragend erzählt mit wunderbar ausgeformten Charakteren und es entsteht ein lebendiges Bild der damaligen Zeit. Die Entwicklungen von Familie/Freunden und Zeitgeschehen sind sehr geschickt verwoben und chronologisch raffiniert angeordnet. Die zahlreichen Zeitsprünge ergeben absolut Sinn und führen unweigerlich zum Höhepunkt der Erzählung hin; zahlreiche Hinweise und Andeutungen bereiten das Ende schon durch den ganzen Roman hindurch vor, so dass dieses absolut glaubwürdig erscheint.

Für mich entwickelte sich beim Lesen ein wahrer Sog, der mich das Buch kaum noch aus der Hand legen ließ, weil ich unbedingt wissen wollte, wie es in der Gegenwartsebene von 1991 weitergeht bzw. wie es Olga in der Vergangenheit erging. Besonders die „Eisvogel-Stunden“ am frühen Morgen wärmten mir die Seele. Andere Vorkommnisse schnitten mir förmlich ins Herz, und einige grauenhafte Begebenheiten wie die russische Besatzung in Kühlungsborn brannten sich mir schmerzhaft ein. Dennoch habe ich diese Schilderungen nie als reißerisch empfunden. Im Buch heißt es lapidar und treffend: „Man begegnet in seinem Leben vielen Leuten, aber nur wenigen Menschen.“ Umso schöner, dass man in dieser wunderbaren Erzählung so viele Menschen treffen darf.

Bewertung vom 27.03.2023
Vision Board Cards

Vision Board Cards


ausgezeichnet

Für jede Stimmung eine Karte

Manchmal möchte man sich einfach wegträumen, braucht Motivation oder Inspiration. Dafür sind die liebevoll gestalteten Vision Board Cards perfekt geeignet. Man kann sie durchblättern und sich dann intuitiv die Karte herausziehen, die einen in diesem Moment ganz besonders anspricht. Wunderschöne Abbildungen, aber auch motivierende Sprüche finden sich dort, die entweder als kleiner Seelenwärmer im Kalender oder über dem Schreibtisch als liebevolle Erinnerung Platz finden können. Eine kleine, aber sehr feine Motivationshilfe zum Wegträumen!

Bewertung vom 22.03.2023
Die Bibliothek der Hoffnung
Thompson, Kate

Die Bibliothek der Hoffnung


ausgezeichnet

Herzensbuch und Highlight

Als im zweiten Weltkrieg London in den Luftangriffen des Blitz zerbombt wird, flüchten viele Menschen, Kinder werden aufs Land verschickt. Aber auch eine noch nicht fertiggestellte Underground-Station wird zum Shelter, zum Schutzraum für tausende Menschen. Dort unter der Erde entsteht zusätzlich zu den kargen Schlafgelegenheiten eine eigene kleine Welt mit einem Theater, einem Café und sogar einer Bibliothek.

Der Roman war für mich ein bewegendes Highlight. Zum einen berührt die Geschichte allein schon aufgrund ihres historischen Hintergrunds. Zum anderen schenkt uns die Autorin mit Bibliothekarin Clara und deren Freundin Ruby zwei großartige Heldinnen, die beide ein Herz aus Gold haben und – in Rubys Fall – auch das Herz auf der Zunge tragen. Aber auch all die anderen Bewohner:innen habe ich beim Lesen rasch in mein Herz geschlossen, allen voran Beatty und Marie. Die beiden jüdischen Mädchen mussten vor der deutschen Besatzung von der Kanalinsel Jersey flüchten und finden in der Bethnal Green Station Schutz und Zuwendung. Zusammen mit den „Kanalratten“, wie sich die Kinder des Shelter selbst nennen, können sie sich in den Büchern der Bibliothek in fremde Welten flüchten und finden bei Clara und Ruby Wärme und Sicherheit.

Die Geschichte schildert unbeschönigt das Leben in London während des Kriegs mit all seinen Ängsten, Nöten und Gefahren, aber auch den unglaublichen Zusammenhalt der Menschen. Dabei trifft die Autorin genau den richtigen Ton, um die typisch britische Haltung zu vermitteln, dass jede/r seinen noch so kleinen Beitrag für die Gemeinschaft leistet. Darüber hinaus beschwört dieser wunderbare Roman die Magie von Büchern, die Kindern Abenteuer ermöglicht, misshandelten Ehefrauen Auswege aufzeigt und die Menschen auch in dunkelsten Zeiten träumen lässt.

Dieses Buch hat mich lachen und weinen lassen, ist mir direkt ins Herz gegangen und wird dort bleiben.

Bewertung vom 14.03.2023
Gletschergrab
Indriðason, Arnaldur

Gletschergrab


ausgezeichnet

Wahrheit und Lüge

Am Ende des Zweiten Weltkriegs stürzt ein Flugzeug auf dem Vatnajökull in Island ab und wird im Schneesturm vom Gletscher einverleibt. Ganz in Vergessenheit geraten ist es nie, denn als es zur Jahrtausendwende vom abschmelzenden Eis wieder freigegeben wird, wird ein von langer Hand vorbereiteter Plan in Gang gesetzt. Plötzlich landen in Keflavik Militärmaschinen, es gibt geheime Transporte, und auf dem Vatnajökull wimmelt es vor Soldaten.

Von Anfang an wird mit Verschwörungstheorien gespielt. Protagonistin Kristín wird bei ihrer Arbeit im Ministerium von einem aufgebrachten Querulanten mit absurden Vorwürfen bombardiert, doch dann berichtet ihr Bruder von der Bergrettung plötzlich von Soldaten auf dem Eis. Sein letztes Lebenszeichen. Was verbirgt sich dort, wofür der amerikanische Geheimdienst sogar zu töten bereit ist? Eine Bombe? Ein gefährliches Virus? Die Gerüchteküche brodelt, und plötzlich schwebt Kristín in Lebensgefahr.

Der Thriller beginnt ein wenig schleppend. Wenn man sich durch den zähen und etwas undurchsichtigen Anfang gekämpft hat, wird man aber belohnt mit einer hochspannenden Story, die nun ein ordentliches Tempo vorlegt. Die Ereignisse überschlagen sich und es kommt zu atemberaubenden Flucht- und Kampfszenen. Mit Gewalt wird dabei nicht gerade zimperlich umgegangen. Das raue Wetter und die schwierigen Straßenverhältnisse in Island sowie natürlich vor allem der Gletscher im Schneesturm tragen als Kulisse maßgeblich zur Dramatik bei. Doch hinter all der Action geht es um Wahrheit und Lüge, um Gerüchte und vor allem irrsinnige Verschwörungstheorien. Und nicht zuletzt um die Frage: Was ist die geheimnisvolle Operation Napoleon?

Wohlgemerkt wurde der Thriller bereits 1999 geschrieben. Die Neuauflage erfolgt jetzt im Zusammenhang mit seiner Verfilmung fürs Kino.

Bewertung vom 12.03.2023
Der Blumenkavalier
Baumgartner, Michaela

Der Blumenkavalier


sehr gut

Blumig-frivoler Ausflug nach Wien

Die Wohlleben-Töchter Sophie und Fanny kehren aus England zurück ins heimatliche Wien, wo sie nicht nur von ihren Eltern und ihrem Bruder, sondern auch von ihrer Freundin Emilia freudig empfangen werden. Grund zur Freude sollte auf jeden Fall die schwangere Sophie haben, doch diese plagen auch Ängste, nicht zuletzt wegen des Zerwürfnisses mit ihrer Schwiegermutter. Fanny hingegen macht sich voller Begeisterung an die Einrichtung ihres Gartenpalais und vor allem an die Gartenanlage. Leider muss sie feststellen, dass ihr geliebter Paul ohne ein Wort des Abschieds auf Reisen gegangen ist. Doch da gibt es ja noch den ungarischen Grafen Erdély, mit dem Fanny bald mehr als nur die Leidenschaft für Pferde zu verbinden scheint.

Bei dem Roman handelt es sich um den dritten Band einer Reihe. Der Einstieg fiel mir unerwartet schwer, denn es war recht knifflig, all die Namen und Titel richtig zuzuordnen und die zurückliegenden Ereignisse zu rekonstruieren. Als diese Hürde überwunden war, ließen sich die Ereignisse rund um die vielen Charaktere aber ganz wunderbar lesen. Da waren die selbstbewusste Emilia, die unkonventionelle Fanny, der anfangs noch ungestüme Bruder Georg sowie die restliche Familie und Wiener Gesellschaft. Dabei war ich zutiefst erstaunt, wie frivol es da zuging. Hinter fast jeder Hecke wird geschnaggselt, und zwar bereitwillig nach dem ersten Handkuss. Das hätte ich bei einer Erzählung über die österreichische Biedermeierzeit schlicht nicht erwartet und fand es hoch interessant zu erfahren. Die Autorin ist ja Historikerin und hat da mit ihrem Roman ein ganz neues Licht auf die Epoche geworfen.

Insgesamt ist dieser Roman das reinste Überraschungspaket. Während das Cover stark an die so beliebten Regency-Romane erinnert, bedient sich die Autorin einer historisch und lokal angepassten Sprache, was ich großartig fand, denn wo sonst ist man „enthusiasmiert“, findet man ein „Dekolletetscherl“ oder ist die Rede von „Abattanten“ und dem „Fichu“? Wirklich wunderbar, wenn man sich darauf einlässt. Dazu kommt jede Menge botanisches Wissen vom Feinsten, und ganz besonders gefiel mir das „Akrostichon“, ein damals äußerst beliebtes Blumenrätsel. Tatsächlich spielen auch historische Ereignisse in die Handlung hinein, was wiederum einen sehr interessanten Hintergrund bildet. Dieser Roman wirft einen ganz neuen Blick auf die Biedermeierzeit, die mir in diesen Facetten gar nicht bewusst war.

Bewertung vom 09.03.2023
Das Elixier der Lügen / Silver & Poison Bd.1
Lück, Anne

Das Elixier der Lügen / Silver & Poison Bd.1


sehr gut

Die Magie des Silbers

Avery ist wohl das, was man eine gescheiterte Magierin nennen würde. Ohnehin nur mit einer schwachen Gabe als Poisonerin ausgestattet, fristet sie ihre Zeit als Barkeeperin im Rhapsody, wo den Kunden ganz besondere Drinks ausgeschenkt werden. Nebenbei, und das darf niemand wissen, erledigt sie kleine Aufträge für Gangsterboss Dorian Mars, um sich aus dessen Gang freizukaufen. Wenn ihr da nur nicht immer dieser eine Detective über den Weg laufen würde, mit dem sie eine gemeinsame Vergangenheit teilt. Doch gerade dem begegnet sie ständig, vor allem seit in New York immer mehr Magier ermordet werden. Etwas Geheimnisvolles geht vor sich, und auch Averys Magie scheint sich zu verändern.

Die Urban Fantasy erinnert in ihrer Handlung stark an einen Krimi, nur eben mit magischen Elementen. Die düstere Atmosphäre unsicherer Gassen in New York ist gut eingefangen. Streckenweise hat man das Gefühl, ein Gangsterepos zu lesen. Die magischen Elemente sind geschickt eingeflochten und schlüssig erklärt. Dank einiger überraschender Wendungen und dank undurchsichtiger Charaktere weiß man beim Lesen nie, wem man glauben kann. Gerade diese Ungewissheit sorgt für ordentlich Spannung. Actionszenen und teilweise auch etwas grausame Szenen tragen zum düsteren Ambiente bei. Überhaupt ist die Stimmung einer der ganz großen Stärken dieses Fantasy-Romans.

Am Ende zeigten sich einige kleine Schwächen in der Logik, aber vielleicht werden diese ja im zweiten Band aufgelöst. Auf diesen darf man auf jeden Fall schon sehr gespannt sein!