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anette1809 - katzemitbuch.de
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Bewertungen

Insgesamt 1032 Bewertungen
Bewertung vom 25.05.2017
Rosie und Moussa
Cock, Michael de

Rosie und Moussa


ausgezeichnet

Rosie zieht mit ihrer Mutter ans andere Ende der Stadt. In dem neuen Haus lernt sie direkt am ersten Tag Moussa kennen. Im Gegensatz zu Rosie hat Moussa eine richtige Familie mit Mutter, Vater und Geschwistern und einem Hund, der eigentlich eine Katze ist, aber Hunde dürfen in dem Haus wegen Herrn Tak nicht gehalten werden. Herr Tak ist überhaupt ziemlich streng und unfreundlich zu Kindern. Deswegen will er auch nicht, dass die Kinder aufs Dach des Mietshauses gehen, obwohl es dort doch so eine großartige Aussicht über die Stadt gibt. Mit dem Argument schafft Moussa es Rosie zu überreden trotz Verbots auf das Dach zu gehen, aber gerade in dem Moment als die beiden darüber reden wollen, warum Rosie alleine mit ihrer Mutter zusammen wohnt, hören sie jemanden aufs Dach kommen... Erwischt werden sie dort nicht, aber die Eisentür, durch die sie dorthin gelangt sind, wird von dem erwachsenen Schnüffler zugesperrt und damit sitzen die beiden neuen Freunde fest. Zum Glück hat Rosie eine Idee, wie sie jemanden darauf aufmerksam machen können, dass sie nicht mehr von ihrem Aussichtsplatz herunterkommen. Und dabei findet Rosie gleich einen weiteren neuen Freund... bis Hilfe von unerwarteter Seite kommt, haben Rosie und Moussa jedoch noch jede Menge Zeit auf dem Dach, um sich näher kennenzulernen.

Der erste Band der Rosie und Moussa Reihe ist eine wunderbar leicht erzählte Geschichte über das Finden von Freunden in einem neuen Lebensabschnitt, über das Leben ohne Vater, über fremde Kulturen, verschiedene Generationen, unterschiedliche Familienkonstellationen und das wahre Freundschaften keine Unterschiede machen zwischen Herkunft oder Alter.

Die Illustrationen von Judith Vanistendael - die mich stellenweise an die von Quentin Blake erinnern, der die berühmten Kinderromane von Roald Dahl illustriert hat - untermalt dabei die Geschichte opulent und detailreich, so dass die Bilder die Geschichte fast ein zweites Mal erzählen.

Die Geschichte ist vom Umfang besonders für Erstleser geeignet, kann aber auch gut vorgelesen werden, da der Umfang von knappen 100 Seiten zu einem großen Teil aus formatfüllenden Illustrationen besteht.
Für Kinder im angesprochenen Lesealter, die schon viel und gerne allein lesen, sollte man also am besten die bereits erschienenen Folgebände parat liegen haben, zudem die Geschichten aufeinander aufbauen.
Obwohl das Ende die Luft für die Fortsetzungen lässt, ist die Geschichte auch gut alleine für sich zu lesen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.05.2017
Eine Katastrophe jagt die nächste / Lil April Bd.2
Gessner, Stephanie

Eine Katastrophe jagt die nächste / Lil April Bd.2


ausgezeichnet

Die Aprils sind zurück! Die chaotische Großfamilie muss jedoch momentan ohne den Vater auskommen, der aus beruflichen Gründen nach England gezogen ist und dort für seine Familie nach einem geeigneten Haus sucht, denn im neuen Schuljahr sollen Frau und Kinder nachkommen. Dieses Thema sorgte bereits im ersten Abenteuer von Lil und ihrer Familie für einigen Zündstoff und im zweiten Band wird das Thema immer noch heiß diskutiert unter den Geschwistern. Doch damit nicht genug hat Lil Liebeskummer, weil ihr Freund Dennis Schluss gemacht hat. Dazu gesellt sich Ärger mit den Eltern, nachdem herauskommt, dass Lil trotz deren Verbot an einem Designwettbewerb teilgenommen hat, für den man mindestens 14 Jahre alt sein muss. Nachdem sie aus dem Wettbewerb als einer der Gewinner eines einwöchigen Workshops in Berlin hervorgegangen ist und ihr großer Bruder Pego gegenüber der Mutter den Mund nicht halten konnte, hat sich damit für Lil eine weitere Quelle des Ärgers aufgetan. Aber Nomen est Omen, wenn der zweite Band schon mit "Eine Katastrophe jagt die nächste" untertitelt ist, ist damit natürlich noch lange nicht Schluss. Das dicke Ende kommt, als eines Morgens an der Schulmauer von Lils und Pegos Schule ein Graffiti prangt, und Lil wird zur Hauptverdächtigen, da die Vorlage von ihr stammt. Wer steckt jedoch tatsächlich hinter der verbotenen Aktion?

Die arme Lil hat es in ihrem zweiten Abenteuer wirklich nicht einfach, da war das Chaos aus "Mein Leben und andere Missgeschicke" ja reiner Kinderkram dagegen! Doch auch Liebeskummer, der bevorstehende Umzug nach England und die mögliche Teilnahme an dem Designworkshop in Berlin geraten schnell ins Hintertreffen, als Lil zur Hauptverdächtige einer Straftat wird! Aus einer Vorlage, die sie für ihren völlig kunstunbegabten Bruder Pego entworfen hat, ist über Nacht ein riesiges Graffiti an der Schulmauer geworden. Doch nicht nur die Tat an sich sorgt für Diskussionen an der Schule, auch das Motiv wirbelt einigen Staub auf, zeigt es doch die Namensgeberin der Schule Anne Frank mit einer geballten Faust, obwohl diese ein Sinnbild für friedvollen Widerstand ist. Stephanie Gessner hat es mit diesem Handlungsstrang geschafft, der an sich lockeren Familiengeschichte ein ernstes Thema zur Diskussion mitzugeben, denn unabhängig davon, wer denn nun der Verursacher des Graffitis an der Schulmauer ist, fand ich den Gedankengang sehr interessant, ob man Anne Frank in einer solchen Pose darstellen darf oder damit ihr Andenken besudelt. Darüber hinaus finde ich es sehr wichtig, dass Anne Frank in einem aktuellen Jugendbuch so viel Raum eingeräumt wird, dass vielleicht einige Leser der Lil April Bücher im Anschluss Interesse an Anne Franks Geschichte zeigen werden und dadurch möglicherweise zu Buch oder Film greifen, auch ohne, dass dies auf ihrem Schullehrplan stehen wird (Anmerkung: Wer denkt, dass in der Schule auf jeden Fall Bücher besprochen werden, die den Holocaust thematisieren, liegt leider falsch. Von daher ist es meines Erachtens notwendig das Interesse von Kindern an diesem Thema ausserhalb der Schule zu wecken und dafür zu sensibilisieren.). Die Suche nach dem Täter nimmt viel Platz in der Geschichte ein, aber auch die anschließende Auflösung ist noch nicht das Ende im Fall Anne-Frank-Graffiti. Tatsächlich ist es mindestens ebenso spannend zu lesen, was sich die Schüler als Gutmachung für die Schule einfallen lassen, so dass der ganze Handlungsstrang im Endeffekt ein wunderbares Sinnbild dafür ergibt, wie man im Sinne Anne Franks ohne Gewalt etwas bewegen kann.

Die Reihe um Lil und ihre Großfamilie bietet Lesevergnügen für kleine und große Leser und sollte auch nicht auf Grund der eher mädchenhaften Gestaltung von lesenden Jungs links liegen gelassen werden. Ich bin mir sicher, dass diejenigen, die trotz dessen einen Blick in die Geschichte riskieren, überaus positiv überrascht werden!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.05.2017
Hugo und die Dämonen der Nacht
Santini, Bertrand

Hugo und die Dämonen der Nacht


ausgezeichnet

In "Hugo und die Dämonen der Nacht" erzählt Bertrand Santini eine Geistergeschichte, die aus einem fernen Jahrhundert stammen könnte. Santini hat eine ganz besondere und einzigartige Erzählstimme und einen speziellen Sinn für Humor, der sicherlich nicht jeden Nerv trifft, ich kann jedoch nur empfehlen, ihm eine Chance zu geben und sich auf seine ganz eigene Art Geschichten zu fabulieren einzulassen!

Sein Buch "Hugo und die Dämonen der Nacht" ist ähnlich einem Theaterstück aufgebaut und wird in drei Akten erzählt. Nicht nur Santinis Schreibe, auch die gesamte Gestaltung des Buches mutet wunderbar altmodisch an. Das Cover ziert ein Scherenschnittmotiv, es enthält goldglänzende Elemente und auch die Vignetten, die jeden Akt einläuten, sind wunderschön und passend ausgewählt.

Der kleine Hugo wächst bei seinen Eltern auf. Er besitzt viel Fantasie, was er seiner Mutter zu verdanken hat, die Schriftstellerin ist und deren Romane auf der ganzen Welt gelesen werden, seit sie mit ihren Buch "Horace mit dem dritten Auge" berühmt wurde. Nach der Geburt von Hugo erwarben seine Eltern ein großes Gut mitten in einem Naturschutzgebiet, auf dem sich ein alter Friedhof befindet, auf dem seit fast hundert Jahren niemand mehr beerdigt wurde, ein Geisterfriedhof.

'Fern vom Getriebe der Welt lebte die Familie Grimmons zwölf Jahre lang ein beschauliches und zurückgezogenes Leben. Wer hätte in dieser Zeit glauben können, dass Monliard eines Tages kein friedlicher Ort mehr sein würde? Es war aber die unwahrscheinlichste Ursache, die diesen Tagen ein Ende setzten sollte.' (S.17)

Es ist der Tod Hugos mit dem das romantische Idyll des Gut Monliards stirbt, es sind jedoch mitnichten die Geister, die ihr Unwesen auf dem Friedhof treiben, die dafür verantwortlich sind, auch wenn Hugo nach seinem Ableben unter ihnen weilen muss.
Das große Anwesen birgt Schätze, und um sich diese unter den Nagel zu reißen, verfolgt dort jemand sein finsteres Ziel selbst ohne vor dem schlimmsten aller Morde zurückzuschrecken... Doch wer soll das Geheimnis aufdecken, wo doch nur die Toten Kenntnis von den Vorgängen haben?

Zugegebenermaßen hat mir zu Beginn der Geschichte etwas von dem schwarzen Humor gefehlt, der beispielsweise bei Santinis "Der Yark" gleich zu Anfang zum Tragen kommt. Santini wäre jedoch nicht er selbst, wenn "Hugo und die Dämonen der Nacht" im späteren Verlauf nicht auch diese Schiene bedienen und mit Wendungen aufwarten würde, die selbst einen Kenner seiner anderen Werke auf dem falschen Fuß erwischen.
In der Geschichte wachsen einem besonders die Geister ans Herz, die teils unterschiedliche Ziele verfolgen und dadurch für einiges Chaos und beinahe für den schlimmstmöglichen Ausgang der Geschichte sorgen. Doch wie erwähnt... Santini dreht, wendet und schüttelt die Geschichte, dass einem beim bloßen Lesen schwindelig wird. In den letzten Kapiteln wartet er gleich mit mehreren Überraschungen auf, die man kaum verarbeiten kann, so schnell wie die nächste um die Ecke kommt.

Wer klassische Geistergeschichten liebt, vor verschrobenem und stellenweise sehr schwarzem Humor nicht zurückschreckt, nicht immer geradeaus laufen will, sondern auch die zugewachsenen Seitenpfade einer Geschichte erkunden will, der sollte sich auf das Wagnis "Hugo und die Dämonen der Nacht" einlassen und sich von dem altmodischen Grusel einen Schauer nach dem nächsten den Rücken herunterjagen lassen!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.05.2017
Alien-Alarm / Rupert Rau Bd.3
Bauer, Michael Gerard

Alien-Alarm / Rupert Rau Bd.3


sehr gut

Im dritten Band der Comicromanreihe um Rupert Rau hat sein Freund Puffy es geschafft ihn in eine schwierige Lage hineinzubugsieren.
Dank des Buches "Woran man Aliens erkennt" meint Puffy, dass es sich bei der Aushilfslehrerin Miss Allen um einen Alien handelt: Sie hat ein blaues und ein grünes Auge, die gleichen roten Haare wie Mister Winter, sein eigentlicher Lehrer und ihr Name??? Allen = Alien! Die Zeichen sind eindeutig!
Dank Ruperts Talent zielsicher in jedem Fettnäpfchen zu landen, ist es jedoch nicht Puffy, der als Alienjäger auffliegt, sondern Rupert, und so beginnt "Rupert Rau, Alienalarm" damit, dass Rupert im Rektorat sitzt und Rektor Porter erklären muss, wie es zu den merkwürdigen Attacken auf Miss Allen kam...

Auch im dritten Teil der Comicromanreihe um Rupert und seinen Freund Puffy strapaziert Michael Gerard Bauer die Lachmuskeln seiner Leser, wobei die Zeichnungen seines Sohnes Joe wieder einen Großteil beitragen. Neben der eigentlichen Handlung existiert ein Buch im Buch, in dem sich Ruperts Comicfigur Geheimagent Archie "Achtung" Amber ebenfalls mit Aliens herumschlagen muss, die die Körper von Menschen übernommen haben. Dass Ruperts eigene Figur in jedem Band den Kern der Handlung aufgreift, und der Leser anhand des Comics im Comic Ruperts Gedankengängen folgt, ist ein genialer Schachzug des Autors.
Vom Witz her ist die Story noch um einiges abgedrehter als die ersten beiden Bände "Super-Gau" und "Superheld", und spricht Jungs vielleicht noch ein Quentchen mehr an, ich persönlich favorisiere jedoch die beiden Vorgängergeschichten, da ich es bei Michael Gerard Bauers Schreibe besonders liebe, wie er selbst in lustige Geschichten gekonnt eine Moral einwebt. Dies hat mir bei Alienalarm leider gefehlt. Als alleinstehendes Buch wäre ich restlos begeistert gewesen, nur im Vergleich zu den beiden anderen Bänden fällt die Geschichte für mich etwas ab.
Trotzdem eine dicke Empfehlung für den dritten - und leider wohl abschließenden Band der Rupert Rau Reihe (Anmerkung: auf englisch ist ein Spin Off mit Geheimagent Archie "Achtung" Amber als Protagonist erhältlich), denn Michael Gerard Bauer hat es geschafft dem Genre ganz neue Impulse mitzugeben, obwohl Comicromane gefühlt an allen Ecken zu finden sind.

Reihen-Info:
http://michaelgerardbauer.com/my-books/eric-vale-epic-fail/
1. Eric Vale Epic Fail (Rupert Rau, Super-Gau)
2. Eric Vale Super Male (Rupert Rau, Superheld)
3. Eric Vale Off the Rails (Rupert Rau, Alienalarm)

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.05.2017
Danger Express
Oppel, Kenneth

Danger Express


ausgezeichnet

Die Bücher von Kenneth Oppel in Summe sind wie eine Schachtel Pralinen mit unterschiedlichen und unbekannten Füllungen, bei denen man sich aber einer Sache gewiss sein kann: jede Füllung ist ein Treffer!

"Danger Express" lässt sich wohl am ehesten mit einem klassischen Abenteuerroman vergleichen, der in meinen Augen junge und erwachsene Leser gleichermaßen anspricht, denn Kenneth Oppel beherrscht die Kunst eine Geschichte auf mehreren Ebenen zu erzählen und in einem offensichtlichen Kinderroman Elemente zu verarbeiten, die in ihrem Facettenreichtum das Kind und den Entdecker in uns Erwachsenen ansprechen.
So erzählt er in seinem Roman nicht nur die Geschichte des jungen Will, der seinen Vater an Bord des längsten Passagierzugs der Welt begleiten darf, er verarbeitet darin auch historisch belegte Hintergründe und lässt Zeitzeugen wie Sandford Fleming, den Mann, der die Zeitzonen eingeführt hat, auftreten, so dass die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verschwimmen und ich mich manchmal fühlte, wie im interessantesten Geschichtsunterricht aller Zeiten, von denen sich meine früheren Lehrer eine dicke Scheibe hätten abschneiden können. Aber nicht nur der Geschichte wird eine Hommage gewidmet, auch Klassiker der Weltliteratur haben hin und wieder einen Cameoauftritt in Oppels Geschichten, wobei ich hier verschweigen werde, welchem Buch hier ein Auftritt gewidmet wird, da ich die Auflösung zu genial fand und das Ganze zudem weit gegen Ende der Geschichte stattfindet. Wobei Kenneth Oppel offensichtliche Spuren bis zur Auflösung auslegt, vielleicht kommt daher die Wendung vielleicht für findige Leser nicht so überraschend wie für mich ;)
Aber zurück zur eigentlichen Geschichte: als Junge wohnt Will der Eröffnung der Trans-Kanada-Strecke bei, an der sein Vater als Arbeiter mitgewirkt hat. Will hat das Glück den letzten Gleisnagel in die Schienen einschlagen zu dürfen, was diesen geschichtsträchtigen Moment unvergesslich für ihn macht. Jahre später hat sich sein Vater hochgearbeit und ist nun kein einfacher Arbeiter mehr, sondern hat einen führenden Posten in der Eisenbahngesellschaft inne, so kommt es, dass Will ihn auf der Jungfernfahrt des Trans-Kanada-Express begleiten darf. Als der Junge Zeuge eines mörderischen Komplotts wird, zwingen ihn die Umstände dazu, den Luxusabschnitt des Zuges, den sein Vater bewohnt, zu verlassen, und auf der Flucht vor den skrupellosen Männern, die auch vor einem Mord nicht halt machen, lernt Will so nach und nach die unterschiedlichen Menschen und die teilweise extremen Bedingungen an Bord des 7000 Passagiere fassenden Zuges kennen. Die isolierte Umgebung, die einen besonderen Reiz ausübt, da sie an sich mobil ist, aber die Personen während der Fahrt dort eingeschlossen sind, erhöht die Gefahr, der sich Will gegenüber sieht. Er kann ja nur innerhalb des Zuges seinen Verfolgern davon laufen und muss sich durch alle Abteile kämpfen, um zurück zu seinem Vater zu gelangen. Hilfe erhält er dabei von Seiten einiger Zirkusleute, die ebenfalls an Bord des Zuges sind. Dies sind zum einen die junge Maren, sowie der Direktor. Doch kann Will den beiden tatsächlich vertrauen oder verfolgen sie eigene Ziele?

Kenneth Oppel spinnt eine zauberhafte, abenteuerliche und lehrreiche Geschichte, um die magische Welt des Zirkus, sagenhafte Gestalten wie den Sasquatsch, geschichtliche Hintergründe und eine mörderische Jagd, zu einem fantastischen Lesevergnügen, wie es für mich nur ganz wenige Autoren vermögen.
Will steht auf der Schwelle zum Erwachsenwerden und ist dabei sich von seinem dominanten Vater zu lösen, für seine eigenen Ziele einzutreten und seine eigene Geschichte zu schreiben.

Zum Glück behält Kenneth Oppel seine wunderbaren Geschichten nicht für sich, sondern teilt sie mit uns Lesern. Für mich ist er ein Ausnahmeautor, wie es sie nur selten gibt!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.05.2017
Lizzy Carbon und der Klub der Verlierer / Lizzy Carbon Bd.1
Fesler, Mario

Lizzy Carbon und der Klub der Verlierer / Lizzy Carbon Bd.1


sehr gut

Mario Feslers Roman um die Protagonistin Lizzy Carbon und den Klub der Verlierer dreht sich um ein Thema, dass wohl jeder (ehemaliger) Schüler kennt. Es ist wohl gang und gebe, dass sich während der Schulzeit Gruppen und Cliquen entwickeln aus mehr oder weniger angesagten und beliebten Schülern und den Außenseitern, den Nerds, den Randgruppen, Jugendliche, die nirgends so richtig reinpassen oder vielleicht nicht reinpassen wollen. Besonders bemerkbar machen sich diese Unterschiede bei Mannschaftswahlen im Sport oder - wie es in diesem Buch thematisiert wird - willkürlichen Gruppenzusammenstellungen zur Organisation eines Schulfestes. Die Gruppen wurden nicht von den Schülern gewählt, sondern von den Lehrkräften zusammengestellt, so dass fast jeder ein Teammitglied an Bord hat, dass zum Spülen, für Botengänge oder andere ungeliebte Aufgaben missbraucht wird. Als Lizzy das Thema zur Sprache bringt, verdonnert ihr Lehrer sie dazu mit den anderen "Verlierern" ihrer Stufe eine eigene Projektgruppe zu gründen und damit ist der "Klub der Verlierer" geboren. Allerdings ist es alles andere als einfach ohne Konzept und gegen die Vorurteile der anderen Schüler und auch Lehrer ein Projekt auf die Beine zu stellen. Zu zerbrechen droht das ganze, als einzelne Mitglieder des Klubs wegbrechen, aber bis zu diesem Punkt hat Lizzy entgegen des ersten Wiederwillens der Ehrgeiz gepackt und sie zeigt der ganzen Schule, dass keiner den Stempel eines Verlierers verdient hat...

Der besondere Reiz des Buches liegt an der Stimme der dreizehnjährigen Lizzy, die das Buch im Tagebuchstil in der Ich-Form erzählt und ihre Tagebucheinträge zählen im Cowndown bis zum Tag des Schulfestes herunter. So kann man sich direkt in die Rolle des Verlierers hineinversetzen, auch wenn es für meinen Geschmack zu Beginn eine Weile dauert, bis man zur Gänze in der Geschichte Fuß gefasst hat. Wenn der Klub jedoch erstmal richtig an Fahrt aufnimmt und im späteren Verlauf zu zerbrechen droht, kann man das Buch jedoch kaum noch aus der Hand legen. Besonders die Entwicklung zum Ende hin, sei es was einzelne Figuren aus der Geschichte angeht oder das neuaufgestellte Konzept von Lizzys Projektgruppe, die sich nach dem Wegfall einiger Teammitglieder etwas neues einfallen lassen müssen, war sehr überzeugend und mitreißend erzählt.

"Lizzy und der Klub der Verlierer" ist sicherlich ein humorvoller Teenagerroman, vor allem aber ist es ein überzeugendes Plädoyer dafür, dass man sich nicht in Schubladen stecken lassen muss und auch im Kampf gegen Windmühlen etwas reißen kann, wenn man zu seinen Ideen und Zielen steht! Mit ihrem Elan und ihren Ideen überzeugt Lizzy letzten Endes sogar die größten Skeptiker von ihrem Projekt und ihrem Klub und stellt damit andere Projektgruppen klar in den Schatten.

Reihen-Info:
Lizzy Carbon und der Klub der Verlierer
Lizzy Carbon und die Wunder der Liebe (13. Juli 2017)

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.05.2017
Klassenschlamassel oder Wie wir die grüne Wurst einfingen / Granola Bd.2
Milan, Timm

Klassenschlamassel oder Wie wir die grüne Wurst einfingen / Granola Bd.2


ausgezeichnet

Granola, das Mädchen mit dem Namen eines Schokoladenkeks aus "Kaninchenschmuggel" ist zurück! Wer die erste Geschichte von Granola kennt, weiß sicher noch, dass sie an einer Grammatikintoleranz leidet. So verdreht sie öfter mal ganze Wörter oder einzelne Buchstaben. Im Anhang befindet sich deshalb eine Übersetzung Granolisch-Deutsch für die Leser, hier kann man die Bedeutung einzelner Wörter nachlesen, wenn man sich nicht sicher ist, was Granola eigentlich meint.

In ihrem neuen Abenteuer "Klassenschlamassel" fährt Granola auf Klassenfahrt. Eigentlich hätte sich Granolas Schwester während ihrer Abwesenheit um Granolas Kaninchen Mehlchen kümmern sollen, aber wie auch immer das passieren konnte: auf der Bahnfahrt zur Jugendherberge entdeckt Granola ihr Kaninchen in der Reisetasche. Nun ist es natürlich zu spät an der Tatsache etwas zu ändern, dass Mehlchen mit auf Klassenreise geht und Granolas Freundinnen Jule und Vanessa helfen den blinden Passagier geheim zu halten. Der ungewöhnliche Mitreisende sorgt natürlich im Laufe der Handlung noch für einigen Wirbel und Missverständnisse und zu allem Übel droht ein böser Streit die Freundschaft der Mädels zu zerstören...

"Klassenschlamassel" ist nach "Kaninchenschmuggel" wieder eine kurzweilige Geschichte über die liebenswerte Granola, die man einfach liebhaben muss mit ihrer schusseligen Art, ihrer Lernschwäche und ihren Problemen, manche Sachen zu verstehen. Durch ihre Art entstehen natürlich Reibungspunkte innerhalb der Klassengemeinschaft, aber Timm Milan schafft es mit seiner Heldin Mobbing und Anderssein zu thematisieren, ohne, dass man sich peinlich berührt fühlt.
Abgesehen davon ist Granolas neues Abenteuer eine Geschichte, die entweder Erinnerungen an vergangene Klassenfahrten weckt oder Lust darauf macht, zum ersten Mal selbst auf Klassenfahrt zu gehen.
Wanderungen bei Wind und Wetter, Süßigkeiten aus dem Automaten, Essen im Speisesaal, unerlaubtes Ausbüchsen in der Nacht in andere Zimmer, Streitereien zwischen Freundinnen... Man meint beim Lesen beinahe, selbst mit auf Klassenfahrt zu sein.

Die Geschichten von Granola sind nicht nur wunderbar geeignet für Leser ab acht Jahre, sondern ein Leseerlebnis für die ganze Familie. Ich hoffe sehr, dass es noch weitere Geschichten von Granola und ihrem Kaninchen Mehlchen geben wird.

Reihen-Info:
Kaninchenschmuggel oder Wie ich Mehlchen vor dem Verschimmeln rettete
Klassenschlamassel oder Wie wir die grüne Wurst einfingen

Bewertung vom 23.05.2017
Lou und ihr Männerballett
Luurtsema, Nat

Lou und ihr Männerballett


ausgezeichnet

"Lou und ihr Männerballett" ist ein lustiger und spritzig geschriebener Roman, der auf Grund seiner Leichtigkeit und auch der Thematik perfekt in die Sommermonate passt:
Lou ist 15 Jahre alt und nicht nur auf Grund ihrer Leidenschaft des Leistungsschwimmens eine Außenseiterin in der Schule im Gegensatz zu ihrer älteren Schwester Lavender. Lou hat genaugenommen nur eine Freundin, Hannah, die genau wie sie Mitglied des Schwimmteams ist. Als Lou jedoch im Gegensatz zu Hannah die Qualifikation für die Vorentscheidungen für die Olympiade verpatzt, zerplatzen nicht nur Lous Träume einer Schwimmkarriere, sondern es droht auch fast die Freundschaft mit Hannah daran zu zerbrechen. Denn Freundschaft hin oder her... wenn man selbst seinen Traum nicht leben kann, ist es manchmal gar nicht so einfach diesen anderen zu gönnen. Bevor Lou völlig an ihrem Selbstmitleid zu Grunde geht, naht Abwechslung von unerwarteter Seite: sie soll drei Jungs für einen Talentwettbewerb im Synchronschwimmen trainieren!

Das Buch hat mich direkt auf Grund seines Titels angesprochen. Ich fand es irgendwie schräg, dass Jungs mit einem selbst für Mädels im Teenageralter eher untypischen Act bei einer Talentshow teilnehmen wollen und freute mich auf absurde Situationen und darauf, dass das Fernsehformat der Talentshows auf die Schippe genommen wird. Beides habe ich bekommen und darüber hinaus noch einiges mehr! Das Training von Lou und den Jungs und ihr Weg durch die Castings sorgt wirklich für schräge und skurrile Momentaufnahmen und eine Liebesgeschichte fehlt hier auch nicht. Wobei die richtig süß ist und die eigentliche Handlung nicht in den Hintergrund drängt. Die Figuren sind abwechslungsreich und richtige Charaktere. Egal, ob Lou mit ihrer altklugen Art, ihre etwas ungewöhnliche Familie, die auf der einen Seite ganz unterschiedliche Menschen sind, um dann im Notfall doch fest zusammenzuhalten, oder die drei Jungs Roman, Pete und Gabe, in denen Lou im Laufe der Geschichte richtige Freunde findet. Aber auch das Kapitel Hannah ist mit ihrem Einzug ins Leistungscamp nicht abgeschlossen... Hier nimmt die Geschichte einen Verlauf, der etwas ernstere Töne anklingen lässt, und hautnah vermittelt, wie sehr Menschen an Leistungsdruck zerbrechen können und wie wichtig es ist, auch für einen Traum nicht alle anderen Lebensinhalte zu vernachlässigen. Zum Glück schafft Lou es samt ihrer durchgeknallten, aber herzlichen Familie und ihren neuen Freunden das Ruder für Hannah nochmal herumzureißen.

Wer nach einer lockerleichten Sommerlektüre sucht, die es tatsächlich schafft ernste Themen ganz nebenbei in den Handlungsstrang einzubauen, ohne die Geschichte beschwert wirken zu lassen, und auf verrückte Charaktere - ich liebe sowohl Lous Familie als auch ihre Synchrontanz-Jungs! - steht, der findet in "Lou und ihr Männerballett" das passende Buch!

Bewertung vom 19.05.2017
Bob, der Streuner
Joanne Froggatt/Anthony Head

Bob, der Streuner


ausgezeichnet

Im Frühjahr 2007 treffen der Straßenmusiker James Bowen, der zu diesem Zeitpunkt in einer Sozialwohnung im nördlichen London lebt und sich einem Drogenentzugsprogramm unterzieht, und ein roter Streuner aufeinander. Dieses zufällige Aufeinandertreffen ist der Beginn einer einzigartigen Freundschaft.
Nach mehreren Romanen und einen Triumphzug über den ganzen Erdball, war es nur eine Frage der Zeit, bis dieser Stoff auch den Weg auf die Kinoleinwand finden würde.

Im Film wird James Bowen von Luke Treadaway verkörpert, Bob spielt sich selbst. Meiner Meinung nach hätte auch keine andere Lösung gefunden werden dürfen. Dadurch, dass Bob sich selbst spielt, kommt die Verfilmung mit einer Authentizität beim Zuschauer an, die sonst wohl kaum erreicht worden wäre. Gerade zu Beginn enthält der Film öfter Kameraeinstellungen aus Katzenebene, wodurch alles noch authentischer und wenig gestellt und trainiert wirkt.

Die Verfilmung hält sich eng an die Buchvorlage. So kommen auch in der Verfilmung alle wichtigen menschlichen Weggefährten James' vor, wobei seine Familiengeschichte im Gegensatz zum Buch etwas zu kurz geraten ist. Auf der aktuellen Zeitebene spielt die Beziehung zu seinem in England lebenden Vater zwar eine große Rolle, aber seine Mutter und sein früheres Leben in Australien finden leider kaum Erwähnung, was schade ist, denn hier erklärt sich vieles, warum James in England in die Drogenszene abgerutscht ist. Auch sein beruflicher Werdegang bei der Big Issue, für die er arbeitet, nachdem er nicht mehr als Straßenmusiker auftreten kann und die dort auftretenden Probleme mit seinen Kollegen, die ihm und Bob den Erfolg und die Unterstützung durch die Touristen nicht können, wird zwar angeschnitten, aber recht kurz abgehandelt. So ist es zwar einerseits positiv zu erwähnen, dass kein Handlungsstrang des Buches im Film unerwähnt bleibt, aber um einen tieferen Einblick in James' Leben vor Bob zu erhalten und damit überhaupt Verständnis für seinen Drogenkonsum zu erhalten, empfiehlt sich auf jeden Fall die Lektüre des Buches. Persönlich weiß ich nicht, ob ich alleine anhand des Films so stark mit James mitgefühlt hätte, wie es bei dem Buch konnte.

Sehr positiv sind mir die individuell auf den Film und die Story zugeschnittenen Songs aus dem Soundtrack aufgefallen und die vielen Stadtszenen aus London, so dass es sich beinahe so anfühlt, als wäre man mit Bob und James in der Stadt und den Bussen unterwegs und würde ihnen nicht nur vorm Fernseher aus zusehen.

Wie schon das Buch ist natürlich auch der Film sehr gelungen auf Grund der einzigartigen und bedingungslosen Freundschaft zwischen Mensch und Tier, die zwischen James und Bob besteht. Vorteil des Filmes gegenüber dem Buch ist, dass man hier die Interaktionen zwischen den beiden (beziehungsweise James-Film-Ich Luke Treadaway) erleben kann, der Nachteil liegt wie erwähnt in der Nacherzählung von James' Lebensgeschichte bevor er auf Bob traf, auf die im Buch weitaus detaillierter eingegangen wird, wodurch es mir persönlich einfacher fiel Sympathie zu James aufzubauen trotz dessen Drogenproblemen.
Trotzdem eine klare Empfehlung, und wem der Film gefällt, sollte im Anschluss auf jeden Fall zum Buch greifen, insofern er dies nicht schon gelesen hat!

Anmerkung zum Anschauen mit Kindern: Die FSK12 ist wahrscheinlich in der Drogenthematik begründet, die im Film doch einigen Raum einnimmt. Damit hatte meine Tochter jedoch weniger Probleme als bei den Straßenszenen, in denen Bob unruhig wurde, weil Hunde in der Nähe waren. Einmal büchste Bob sogar aus und ich wurde gefühlte hundert Male gefragt, ob James Bob wiederfindet. Nur so als "Warnhinweis" ;)

7 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.