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aebbies.buechertruhe

Bewertungen

Insgesamt 1003 Bewertungen
Bewertung vom 06.05.2022
Das Land, von dem wir träumen / Die Südtirol Saga Bd.1
Thaler, Anna

Das Land, von dem wir träumen / Die Südtirol Saga Bd.1


ausgezeichnet

Nach dem 1. Weltkrieg ist die südtiroler Familie Bruggmoser tief zerrissen. Mutter Teresa versinkt in Trauer um zwei ihrer vier Söhne, die im Krieg gefallen sind. Der Hoferbe Leopold ertränkt seine Erinnerungen an den Krieg im Alkohol, den zweiten Sohn Andreas zieht es nach Amerika. Nur die einzige Tochter Franziska hält den Betrieb des Bauernhofes noch aufrecht. Dabei steht ihr der Knecht Wilhelm treu zur Seite. Als sich der Bauer Ludwig Bruggmoser auf die Seite der neuen italienischen Regierung stellt und unterwürfig den Familiennamen in "Ponte" ändert, stellt sich Franziska gegen ihn. Da sie eigentlich Lehrerin ist, ihren Beruf aber nicht ausüben darf, da sie nicht gut genug italienisch spricht, gibt sie heimlich den Kindern im Dorf auf deutsch Unterricht. Damit macht sie sich strafbar, denn die deutsche Sprache haben die neuen Machthaber verboten. Mutig stellt Franziska sich gegen die Gesetze der ungeliebten Regierung. Dabei bekommt sie unerwartet Unterstützung von Wilhelm.

In ihrem Buch "Das Land, von dem wir träumen" erzählt Anna Thaler von einem Teil europäischer Geschichte, das leider in Vergessenheit geraten ist. Wer heute nach Südtirol kommt und dort die freundlichen Menschen sieht, die zum Teil deutsch klingende Namen tragen und sich auf deutsch unterhalten können, der denkt nicht darüber nach, wie es den Vorfahren dieser Menschen ergangen ist. Durch die intensive Erzählung von Anna Thaler bekommt man aber sofort eine Vorstellung davon. Man spürt die Angst vor den Machthabern, aber auch die Wut auf alles, was italienisch ist. Bald ist klar, daß das Mißtrauen gegenüber Freunden und Verwandten immer größer wird. In solch einer Atmosphäre möchte keiner leben. Trotzdem schaffen die Leute es immer wieder, etwas Gutes aus ihrer Situation zu machen. Dafür kann man sie nur bewundern.
Anna Thaler hat mit ihrem Buch den alten Satz bestätigt: Lesen bildet! Denn ohne dieses Buch hätte ich von der Geschichte Südtirols und seiner Bewohner wenig gewußt und mir demzufolge niemals Gedanken darüber gemacht. So aber habe ich gebannt die Geschichte der Familie Bruggmoser gelesen und werde sie auch im zweiten Teil auf jeden Fall weiter verfolgen!

Bewertung vom 04.05.2022
Nordwestnacht / Soko St. Peter-Ording Bd.3
Jensen, Svea

Nordwestnacht / Soko St. Peter-Ording Bd.3


ausgezeichnet

Die Einwohner von St. Peter-Ording sind begeistert - wurde ihr Ort doch von einem Filmteam als Drehort auserwählt. Polizeiobermeister Nils Scheffler wurde sogar als Polizeiberater auserwählt. Als einer der Aufnahmeleiter an den Stelzen eines Pfahlbaus angekettet tot aufgefunden wird und eine Hauptdarstellerin verschwindet, ermittelt Nils zusammen mit den Kommissaren Hendrik Norberg und Anna Wagner.

"Nordwestnacht" ist der dritte Band rund um die Soko St. Peter-Ording von Svea Jensen. Da die Fälle alle in sich abgeschlossen sind, kann man diesen Band auch ohne Vorkenntnisse lesen. Natürlich entwickeln sich die Charaktere, die diese Serie prägen, immer weiter. Doch Svea Jensen vermittelt gekonnt alles Wissenswerte so ganz nebenbei. Dadurch entstehen keinerlei Verständnisprobleme. Sie beschreibt ihre Charaktere sehr lebensnah, so daß man ihre Handlungen versteht und nachvollziehen kann. Sie sind menschlich, haben ihre speziellen Eigenarten und sind durchweg sympathisch. Ebenso wunderbar beschrieben wird die herrliche Landschaft rund um diesen schönen Ort. Hier fühlt man sich direkt mit an der Nordsee und riecht förmlich das Wattenmeer und die frische Brise. Und - das Buch ist spannend. Da man immer wieder das Geschehen aus einem anderen Blickwinkel sieht, bekommt man einen viel besseren Einblick in das Geschehen und möchte einfach immer nur weiterlesen, um mehr zu erfahren. Dieser Lesespaß wird natürlich noch immens durch den fesselnden Schreibstil von Svea Jensen gefördert, der es schafft, daß man durch die Seiten fliegt und tief in die Handlung eintaucht.
Mich hat auch dieser Fall sehr begeistert und ich hoffe sehr, daß noch viele Fälle folgen werden!

Bewertung vom 01.05.2022
Edelweiß und Heckenschere / Hauptkommissar Hirschberg Bd.3
Müller, Jessica

Edelweiß und Heckenschere / Hauptkommissar Hirschberg Bd.3


ausgezeichnet

Bei der Eröffnung des Krindelsdorfer Brauhauses geraten Felix Feuchthuber und sein Freund Franz in Streit. Am nächsten Morgen wird Felix tot auf dem Friedhof gefunden - erstochen mit seiner Heckenschere. Hauptkommissar Hirschberg hat alle Hände voll zu tun, denn der Tote hatte nicht nur genug Feinde, auch dessen Familie verbirgt etwas vor ihm. Zu allem Überfluss nervt ihn auch noch Tante Isobel mit ihrer Hochzeit - gilt es doch, die perfekte Garderobe auszuwählen.

Jessica Müller macht es Hauptkommissar Hirschberg in seinem neuesten Fall "Edelweiß und Heckenschere" wieder einmal nicht leicht. Diesmal bekommt er es natürlich wieder mit einem spannenden Fall zu tun, der den Leser von Beginn an fesselt. Hier ist man sofort mitten im Geschehen und versucht, dem Mörder selbst auf die Schliche zu kommen. Was sich jedoch als schwierig gestaltet, denn man bekommt immer neue Spuren präsentiert und es kommen immer mehr Geheimnisse ans Licht. Dieser Krimi punktet bei mir mit Spannung, die ohne Action und brutale Szenen auskommt. Ganz so, wie ich es von einem guten Regionalkrimi erwarte. Dazu kommt noch eine kleine (manchmal auch größere) Prise Humor, die jedoch nie in Albernheit endet. Extrem dafür sorgt Isobel, die Hirschberg in so manch peinliche Situation bringt, aus der er sich stets nur knapp retten kann. Trotz dieser kleinen Querelen mögen sich die Charaktere und ich glaube, ohne einander wären sie nicht glücklich. Sie gehören zusammen. Auch als Leser möchte ich auf keinen dieser sympathischen Charaktere verzichten. Klar haben sie alle ihre Ecken und Kanten, aber genau diese machen sie so liebenswert und authentisch. Jessica Müller schreibt hier auf angenehm lockere Art, läßt ab und zu Dialekt reden, der aber verständlich ist und das gewisse Bayern-Flair aufkommen läßt. Ich mag diese Serie sehr, bei der übrigens jeder Band selbstständig gelesen werden kann. Natürlich entwickeln sich die Charaktere familiär weiter, jedoch wird dies für Neulinge keine Schwierigkeit darstellen.
Auch dieser Band bekommt von mir eine absolute Empfehlung!

Bewertung vom 29.04.2022
Die Ladys von Somerset - Die Liebe, der widerspenstige Ambrose und ich
Marsh, Julie

Die Ladys von Somerset - Die Liebe, der widerspenstige Ambrose und ich


ausgezeichnet

London 1807. Die junge Emma ist Waise und lebt bei ihrem Vormund. Emma hat dort ein angenehmes Leben. Sie ist begeistert vom Theater und träumt davon, einmal ein Stück zu schreiben, das auf einer Bühne in London aufgeführt wird. Als ihr Vormund in finanzielle Schwierigkeiten gerät, muss Emma sich eine Stelle suchen. Sie wird bei Lady Darlington als Gesellschafterin eingestellt. Emma hat von ihr den Auftrag, ihre älteste Tochter Anthea an den reichen Nachbarn Mr. Livingston zu verkuppeln. Leider stört dabei immer wieder der berüchtigte Frauenheld Ambrose Beauchamp. Da hat Emma die Idee, ein Theaterstück aufzuführen, damit Anthea und Mr. Livingston sich näher kommen und ihre Liebe zueinander entdecken. Doch bei den Proben geht einiges schief und Emma verliert bald den Überblick, welche Gefühle gespielt sind und welche echt sind. Und seltsamerweise schlägt Emmas Herz ausgerechnet bei Ambrose schneller als es sollte...

"Die Ladys von Somerset - Die Liebe, der widerspenstige Ambrose und ich" ist ein ganz bezauberndes Buch. Julie Marsh bedient sich darin einer wunderschön eleganten Sprache. Man merkt sofort, daß ihr Idol Jane Austen auf sie abgefärbt hat. Dabei sollte man aber jetzt nicht denken, daß sie Jane Austen kopiert. Julie Marsh hat trotzdem ihren eigenen Stil gefunden. Die Geschichte ist sehr vielseitig. Manchmal konnte ich lachen, ein anderes Mal bekam ich tiefes Mitgefühl für einige Personen. Die Menschen in dieser Geschichte leben in ihrer eigenen kleinen Welt und der Eine oder Andere blickt etwas naiv auf das Leben. Über ihren Tellerrand schauen sie dabei nicht. Deshalb sind sie aber nicht böse. Sie kennen es nur nicht anders. Das Buch ermöglicht einen interessanten Blick auf das Leben zu Anfang des 19. Jahrhunderts in der "besseren" Gesellschaft. Es kommt nicht gesellschaftskritisch daher, deshalb kann man es einfach nur genießen. Das tut der Seele mal so richtig gut!

Bewertung vom 29.04.2022
Die Möwen von Fehmarn
Schulz, Rebecca

Die Möwen von Fehmarn


ausgezeichnet

Mattis, Berti, Pit, Haui und Fiete - das sind "die Wilden", eine Gruppe von Möwen am Südstrand von Fehmarn. Sie haben Spaß am Leben, spielen gern "Mensch-ärgere-dich" mit den Strandläufern, indem sie denen die Brötchen klauen und verehren die Seidenfedern, junge Hybridmöwinnen. Es könnte ein unbeschwertes Leben sein, gäbe es nicht eine rivalisierende Möwenbande, "Die Biester", deren Anführer Raudi ist. Als es am Südstrand zu Morden an Möwen kommt, schließen Mattis und Raudi einen Wettkampf ab. Wer siegt, darf am Südstrand bleiben - der Verlierer muß sein Revier zum Leuchtturm von Staberhuk verlegen. Kann Mattis den Mörder als erster überführen?

"Die Möwen von Fehmarn - Mord am Südstrand" von Rebecca Schulz ist einfach zu gut! Die Freunde Mattis, Berti, Pit, Haui und Fiete sind direkt in mein Herz geflattert und haben ihren Platz dort erobert. Sie sind so liebenswert unbekümmert, machen ihr Ding und denken an nichts Böses. Dabei kann man an einigen Stellen durchaus menschliche Züge bei ihnen entdecken. Rebecca Schulz hat sie so bildhaft dargestellt, daß sie richtig lebendig wirken. Obwohl sie sich bei manchem Verhalten Freiheiten gegönnt hat, wirken die sympathischen Vögel authentisch und man hat direkt die typische Möwe vor Augen, die an der Strandpromenade mit wachem Auge die Touristen beobachtet. Bei mir hatten sie ohnehin leichtes Spiel, denn ich mag sie sowieso. Wer bisher nicht so dachte, wird die gefiederten Freunde jetzt wohl mit anderen Augen sehen. Die Handlung ist durchaus spannend und ungewöhnlich. Hat man es hier tatsächlich mit einem reinen Vogelkrimi zu tun. Als Polizei dienen hier Enten, das Gefängnis befindet sich unter einem Bootssteg. Dies sorgt streckenweise für Lacher, wenn man sich dies vorstellt. Man merkt Rebecca Schulz die Liebe zu den Möwen an. Ebenso ihre Liebe zu ihrer Insel Fehmarn. So schön kann man Örtlichkeiten nur beschreiben, wenn man sie kennt und sich mit ihnen verbunden fühlt!
Bei diesem Buch stimmt einfach alles. Angefangen bei dem wunderbaren und liebevollen Cover über die spannende Handlung bis hin zu den sympathischen Möwen und der Kulisse von Fehmarn. Ich hoffe sehr, daß die Möwenbande noch viele weitere Abenteuer erleben darf. Ich wäre sofort dabei!

Bewertung vom 29.04.2022
Klänge einer neuen Zeit / Die Radioschwestern Bd.1
Wagendorfer, Eva

Klänge einer neuen Zeit / Die Radioschwestern Bd.1


ausgezeichnet

Frankfurt im Jahr 1927. Der Südwestdeutsche Rundfunkdienst ist neu gegründet, als die drei Freundinnen Greta, Inge und Margot dort eine Stelle antreten. Für sie liegt im Radio die Zukunft und sie träumen von einer glänzenden Karriere. Gesa will Hörspielsprecherin werden, Inge als Sängerin die Bühnen erobern und Margot als Cellistin im Rundfunkorchester Anerkennung finden. Doch die drei Freundinnen müssen gegen die herrschenden Konventionen kämpfen. Ein Kampf für ihren gemeinsamen Traum: Freiheit und Glück!

Eva Wagendorfer nimmt den Leser mit ihrer Trilogie "Die Radioschwestern" mit auf eine Reise in die Geschichte des Rundfunkes. Der erste Band, "Klänge einer neuen Zeit", beginnt im Jahr 1927. Man erfährt von den Anfängen des Rundfunkes, erlebt hautnah, um wie vieles es damals schwieriger war z. B. ein Hörspiel zu senden. Dies hat mich sehr beeindruckt. Trotz dieser Lerneffekte ist das Buch interessant und kurzweilig. Sehr interessant gestalten sich die Anfänge jedes Kapitels. Denn jedes beginnt mit einer Radiomeldung aus dem Jahr 1927. Hier erfährt man Dinge, von denen man zum Teil noch nichts gehört hat. Alle drehen sich um Frauen, die in dieser Zeit etwas gravierendes geleistet haben oder Meilensteine in der Geschichte geschrieben haben. Die drei Freundinnen werden hier äußerst sympathisch beschrieben, so daß man ihren Weg sehr gern verfolgt und sich mit ihnen freut, leidet und kämpft. Geschickt verflechtet Eva Wagendorfer ihre Geschichte mit der Geschichte des Rundfunkes und schafft es, daß man beide Geschichten mit großem Interesse verfolgt. Am Ende des Buches befindet sich ein sehr interessantes Glossar mit Erläuterungen zu wichtigen Ausdrücken, Bauwerken und Persönlichkeiten.
Mir hat der Auftakt dieser Trilogie imponiert und ich bin schon sehr gespannt, wie es mit Greta, Inge und Margot weitergeht.

Bewertung vom 28.04.2022
Lady Hardcastle und das tödliche Autorennen / Lady Hardcastle Bd.3
Kinsey, T E

Lady Hardcastle und das tödliche Autorennen / Lady Hardcastle Bd.3


ausgezeichnet

Im Jahre 1909 erlebt Gloucestershire eine Woche voller Dinner, Partys und Autorennen. Lady Hardcastle und ihre Zofe Florence folgen der Einladung Lord Riddlethorpes auf dessen Landsitz - klingt doch alles vielversprechend nach Zerstreuung. Doch direkt beim ersten Autorennen geschieht ein Unfall, ein Fahrer stirbt. Der Rennwagen wurde manipuliert. Ein Fall für Lady Hardcastle und Florence, die den Täter auf ihre ganz eigene Art überführen wollen!

T E Kinsey schickt seine Heldinnen Lady Hardcastle und ihre Zofe Florence mit "Lady Hardcastle und das tödliche Autorennen" nun zum dritten Mal ins Rennen. Und auch diesmal hat mich die Geschichte voll überzeugt. Von Beginn an ist man mitten im Geschehen und wandelt durch die herrlich beschriebene Landschaft. Diesen Landsitz würde ich gern einmal selbst besuchen! Die Handlung überzeugt wieder durch Spannung, die durch mehrere Handlungsstränge und viele überraschende Wendungen überzeugt. Immer wieder hat man neue Verdächtige, bis man letztendlich niemandem mehr traut. Die unterschiedlichen Handlungsstränge sind sehr gut zu verfolgen, fließen zum Schluß gekonnt zu einem sinnvollen Ganzen zusammen und ergeben Sinn. Der Schreibstil ist so gewählt, daß er in das Jahr 1909 passt. Trotzdem wirkt der Text zugänglich, locker und leicht lesbar, so daß man nur so durch die Seiten fliegt. Wohltuend auf ihren Stand nichts gebend sind Lady Hardcastle und Florence. Sie sind trotz Standesunterschied Freunde auf Augenhöhe, geben nichts auf die Meinung anderer dazu und kommen damit nicht überall gut an. Doch sie wissen gut damit umzugehen, wirken dadurch einfach sympathisch und haben mein Herz erobert. Ich kann es schon jetzt kaum erwarten, bis es wieder auf Ermittlungstour mit den beiden wunderbaren Damen geht!

Bewertung vom 27.04.2022
Die Frauen vom Inselsalon / Norderney-Saga Bd.1
Lott, Sylvia

Die Frauen vom Inselsalon / Norderney-Saga Bd.1


ausgezeichnet

Anfang des 20. Jahrhunderts lernt Frieda auf Norderney Grete kennen. Die beiden Mädchen sind von nun an unzertrennlich, obwohl sie so unterschiedlich sind. Frieda ist die Tochter eines einheimischen Fischers und Grete ist mit ihren zwei Brüdern und ihren Eltern zur Sommerfrische nach Norderney gekommen. Gretes Vater ist ein wohlhabender Fabrikant aus Berlin. Nach ihrem Schulabschluss wird für Frieda ein Traum wahr. Sie darf im Frieseursalon Fisser als Gehilfin arbeiten. Dabei lernt sie viele Badegäste kennen. Sogar der Reichskanzler von Bülow gehört zu den Kunden des Salons. Als Gretes Bruder ihr den charmanten Grafen Joseph Ritz zu Gartenstein vorstellt, ist es um Frieda geschehen. Sie verliebt sich in ihn. Friedas Freundin Grete begegnet bei ihrem Aufenthalt in der Norderneyer Kurklinik dem jungen Arzt Max Lubinus, der sie mit seinen modernen Ansichten zunächst schockiert. Doch nach und nach merkt Grete, daß sie sich in Max verliebt hat. Sie ertrotzt sich bei ihren Eltern die Erlaubnis, auf Norderney eine Ausbildung zur Krankenschwester zu beginnen. Doch dann bricht der große Krieg aus und alle Pläne der jungen Frauen werden zerstört.

Sylvia Lott hat in ihrem Buch 'Die Frauen vom Inselsalon" eine stimmungsvolle Geschichte über die Bewohner der Nordseeinsel Norderney und ihre Sommergäste zu Anfang des 20. Jahrhunderts geschrieben. Man spürt zuerst die unbedingte Kaisertreue der Menschen, die dann doch schon manchmal bröckelt. Durch die Einbindung realer Personen und Ereignisse in die Handlung bekommt der Roman einen geschichtlichen Hintergrund. Die Menschen werden lebendiger und man kann sehr gut mit ihnen fühlen. Ihre manchmal etwas spezielle Art kommt sehr liebenswert herüber. Die Beschreibung der Insel mit ihren schönen Stränden und dem gemütlichen Ortskern machen Lust auf Urlaub auf Norderney. Man hört schon die Wellen der Nordsee und den Wind in den Dünen rauschen.
Gerade weil das Ende dieser Geschichte kein wirklich schönes Ende ist, möchte man schnell wissen, wie alles weitergeht. Ich bin schon sehr gespannt auf die Fortsetzung!

Bewertung vom 22.04.2022
Missionare / Die Perlenprinzessin Bd.3
Lorentz, Iny

Missionare / Die Perlenprinzessin Bd.3


ausgezeichnet

Nach ihrer Flucht vor den kriegerischen Einwohnern der Südseeinsel Hiva Oa glaubt Ruth mit ihren Vertrauten Aipua und Tahitoa auf Tahiti sicher leben zu können. Doch sie rechnet nicht mit der Missgunst der Missionars-Ehefrau Mildred Wiggles. Diese überredet ihren Mann, Ruth die Leitung der heruntergekommenen Handelsstation zu übertragen. Sie glaubt, daß Ruth an dieser Aufgabe scheitert und nach Hause geschickt wird. Doch zusammen mit dem Chinesen Lu Po baut Ruth bald ein gewinnbringendes Geschäft auf. Das weckt natürlich Neid und Habgier bei ganz unterschiedlichen Menschen. Ruth braucht dringend Hilfe, um sich vor diesen Ganoven zu schützen. Da kommt ihr alter Freund James Hutton, den alle nur Lucky Jim nennen, wie gerufen. Schon bald ist er aus Ruths Leben nicht mehr wegzudenken.

Der dritte Teil der Romanreihe "Die Perlenprinzessin" trägt den Titel "Missionare" und entführt den Leser wieder an die traumhaften Strände der Südsee. Doch die Feindschaft der Hamburger Reederfamilien Mensing und Simonsen vergiftet sogar in dieser paradiesischen Landschaft die Atmosphäre. Zudem zeigt diese Geschichte einmal mehr, wie hochmütig die Europäer die Eingeborenen behandelt haben. Besonders die Missionare, die angeblich im Auftrag ihres Gottes gekommen sind, behandeln die Menschen dort wie Schmutz. Daß sie trotzdem oft so sanftmütig bleiben, kann man nur bewundern. Auch von der Seefahrerromantik ist in diesem Buch wenig zu spüren. Das Leben auf den Schiffen wird sehr realistisch beschrieben. Es ist sehr hart und wer das Pech hat, die Arbeit nicht mehr zu schaffen, der bleibt auf der Strecke.
Trotzdem ist dieses Buch ein tolles Wohlfühlbuch mit einer spannenden Geschichte. Man kann sich beim Lesen unter den Sternenhimmel der Südsee träumen und alles andere vergessen.

Bewertung vom 20.04.2022
Der Weg der Familie Lagerfeld / Das Glück unserer Zeit Bd.1
Koschyk, Heike

Der Weg der Familie Lagerfeld / Das Glück unserer Zeit Bd.1


ausgezeichnet

Im Jahr 1942 versucht der Hamburger Unternehmer Otto Lagerfeld verzweifelt seine Firma vor der Enteignung zu retten. Dabei beschließt er, seine Lebensgeschichte für seine Nachkommen aufzuschreiben. Er beginnt von seiner Kindheit zu berichten, die von strengen Regeln eingeengt wird. Sein Vat läßt den Kindern keinen Raum für freie Entscheidungen. Ihr Weg wird von ihm genau vorgezeichnet. Das führt dazu, daß einige Söhne ausbrechen und es sie in ferne Länder zieht. Auch Otto kann von einem bunten Leben erzählen. Seine Reisen führten ihn nach Südamerika und über New York und San Francisco bis nach Sibirien. Immer hatte er nur ein Ziel vor Augen: Er wollte seinem Vater beweisen, daß er es zu etwas gebracht hat. Als er in Sibirien in Gefangenschaft gerät, riskiert er sein Leben, um seine Familie in Hamburg wiederzusehen. Dort wartet auch seine große Liebe Theresia auf ihn. Mit ihr will er sich nun in Hamburg seinen großen Traum erfüllen und eine Firma für Dosenmilch gründen. Das vierblättrige Kleeblatt, das Theresia ihm einst geschenkt hat, soll das Symbol dieser Firma sein!

Die Geschichte der Familie Lagerfeld ist wahrlich nicht langweilig! In ihrem Roman "Das Glück unserer Zeit - Der Weg der Familie Lagerfeld" beschreibt Heike Koschyk eine Familie, die zwar in Hamburg ihren Sitz hat, deren Söhne es aber in die Ferne zieht. Das liegt wahrscheinlich an den vielen Zwängen in ihrem Elternhaus, denn der Vater war sehr beherrschend. Die Töchter hatten keine Chance auszubrechen. Sie hatten zu gehorchen. Das Leben des Otto Lagerfeld gleicht einem spannenden Reisebericht. Es gibt Einblicke in die von ihm bereisten Länder, die man so nur durch seine persönlichen Erfahrungen bekommt. Man ist erstaunt, wo zu so früher Zeit schon deutsche Firmen Handel getrieben haben, obwohl die Reisen dorthin doch sehr lange gedauert haben. Wenn man daran denkt, wie berühmt ein Mitglied dieser Familie einmal werden wird, könnte man schon meinen, daß der Freiheitsdrang und die Reiselust bei den Lagerfelds in den Genen steckt. Mehr dazu wird man dann wohl im zweiten Teil dieses Romanes erfahren.