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anette1809 - katzemitbuch.de
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Sulzheim
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Mein Blog: https://katzemitbuch.de/

Bewertungen

Insgesamt 1032 Bewertungen
Bewertung vom 12.05.2017
Harz, aber herzlich
Diers, Knut

Harz, aber herzlich


ausgezeichnet

Die Reihe "Lieblingsplätze" stellt Regionen in Deutschland in einer Mischung aus persönlichem Reisebericht und Reiseführer vor.
In "Harz, aber herzlich" widmet sich der Autor Knut Diers dem Mittelgebirge, welches am Schnittpunkt von Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen liegt.

Jeden einzelnen seiner Lieblingsplätze stellt Knut Diers an Hand eines seitenfüllenden Foto und eines einseitigen Textes vor. Dabei stammen fast alle Fotos vom Autor selbst. So fehlen den Bildern zwar ab und an die perfekte Komposition, wie man dies aus Fotobänden und hochwertigen Reiseführern gewöhnt ist, dafür kommen sie aber ungleich authentischer beim Betrachter an und wecken so meiner Meinung nach die Reiselust viel mehr, als perfekt gestylte Fotos dies vermögen. Auch die Texte sind keine reinen Informations- oder Werbetexte, die einer X-Beliebigen Publikation über den Harz entnommen sein könnten, es sind die Reise- und Erlebnisberichte einer Person, die den Harz augenscheinlich sehr liebt und dies an Hand von persönlichen Eindrücken gespickt mit Anekdoten und geschichtlichen Hintergründen glaubhaft und mit Herzblut vermittelt.
Für mich war dieser Harz-Führer eine Mischung aus mir wenigen bekannten Orten und vielen neuen Lieblingsplätzen, denn leider habe ich diese Region bislang nur einmal besucht. Die Vorstellungen der bereits von mir besuchten Plätze war ein schönes Wiedersehen, die vielen neuen Flecken eine wahre Fundgrube an Touristenmagneten, aber auch Geheimtipps, die die Lust daran wecken am liebsten sofort wieder in den Harz zu fahren.
Bei der vielseitigen Auswahl an vorgestellten Lieblingsplätzen ist meiner Meinung nach für jeden Typ Urlauber und jedes Interessengebiet etwas dabei: egal ob Kultur, Urlaub mit Kindern, sportliche Aktivitäten, ein Besuch in den Sommer- oder Wintermonaten... Knut Diers hat für alle Eventualitäten die passenden Tipps parat. Ich habe in "Harz, aber herzlich" nichts vermisst. Alle Orte und Abschnitte des Harzes, über die ich Informationen haben wollte, sind in dem Buch vertreten. Wer gezielt nach Informationen sucht, kann dies über das vorangestellte Inhaltverzeichnis oder das hintenangestellte Orts- und Personenregister tun.
Neben Foto und Begleittext bietet jede Textseite in einer Fußnote noch zusätzliche Informationen über interessante Orte in der Nähe des vorgestellten Lieblingsplatzes oder eine Webadresse von Cafés, Restaurants, Kultureinrichtungen, Museen oder Ortschaften, die man nach der Lektüre dieses Buches zu gerne aufsucht, um weitere Informationen für die nächsten Besuche in dieser reizvollen und vielseitigen Region zu sammeln.
Möglicherweise ist diese Art "Reiseführer" nicht für jedermann geeignet, denn hier findet man weder Öffnungszeiten noch Preise irgendwelcher Einrichtungen. In Zeiten des Internets ist dies aber meiner Meinung nach nebensächlich, solche Informationen zieht man sich heute aus dem Netz, in der Regel sind dies nämlich die ersten Angaben in einem Reiseführer, die überholt und veraltet sind. Viel wichtiger ist es für mich zu erfahren, welche Orte jemand empfiehlt, der für eine Region so brennt wie der Autor Knut Diers. Eine persönliche Empfehlung eines "Wiederholungstäters" im Bereisen einer Region ist tausendmal mehr Wert als jede Werbebroschüre!

Wenn alle Bände der "Lieblingsplätze" so aufgebaut sind wie dieser hier, so findet man eine reizvolle Mischung aus Reiseführer und privatem Reisebericht, die nicht nur aufzeigt, welche Orte bei einem Urlaub in der vorgestellten Region einen Besuch lohnen, man erfährt darüber hinaus viel aus der näheren und älteren Vergangenheit des Landstrichs. Besucher - aber auch Einheimische - die gerne mehr über eine Region erfahren wollen, als dies von einer Hochglanzwerbebroschüre vermittelt wird, finden mit "Lieblingsplätze" den idealen Reisebegleiter, der sich so unterhaltsam lesen lässt wie fiktive Literatur und dabei mindestens so viel Wissen und Informationen bereit hält wie ein üblich ausgestatteter Reiseführer.

Bewertung vom 09.05.2017
Schwarze Sonne Roter Hahn
Weichmann, Helge

Schwarze Sonne Roter Hahn


ausgezeichnet

Nach drei Fällen von Tinne und Elvis, dem ungleichen Ermittlerduo aus Mainz, lernt der Leser Helge Weichmann nun von einer etwas anderen Seite kennen: in seinem neuen Roman "Schwarze Sonne Roter Hahn" spielt Maja Rossi die Hauptrolle. Nachdem ihr die berufliche Erfüllung, zumindest was die finanzielle Seite angeht, in ihrem erlernten Beruf als Fotografin verwehrt geblieben ist, tritt sie nach diversen Aushilfsjobs die Schwangerschaftsvertretung ihrer Freundin Jule als Briefträgerin in dem rheinhessischen Dorf Gertelsheim an.
Die herrschende Sommerhitze bereitet Maja nicht nur gesundheitliche und körperliche Probleme von ihrem Heuschnupfen bis hin zu dem täglichen anstrengenden Fußmarsch durchs Dorf, die ganze Gemeinde scheint hinter der gutbürgerlichen Fassade überzukochen. Dabei fängt der Start in Gertelsheim für Maja noch recht vielversprechend an. Getrennt von ihrem langjährigen Partner, trifft sie hier einen alten Bekannten, der wie sie ein Ortsfremder ist und mit den Vorurteilen der alteingesessenen Gertelsheimer zu kämpfen hat. Doch lange kann Maja die neue, alte Bekanntschaft nicht genießen, denn die überbrodelnde Stimmung gipfelt bald in einem ersten Mord und Maja versucht den Drahtzieher hinter dem perfiden Spiel zu entlarven, welches in Gertelsheim nun seinen unheilvollen Lauf nimmt...

Gewisse Ähnlichkeiten zu Helge Weichmanns Schand-Reihe sind nicht zu verleugnen, ermittelt doch auch hier wieder eine Figur, die aus privaten Gründen in einen Mordfall involviert wird. Zudem punktet der Autor mit schrägen Figuren und viel Lokalkolorit, wie man es aus den Fällen von Tinne und Elvis kennt. Auch ein gewisser Wortwitz und Situationskomik sind vorhanden, dennoch wirkt die Geschichte stellenweise um einiges düsterer und blutiger wie die Fälle der Schand-Reihe. Dies mag zum Teil dem Setting geschuldet sein, denn das Böse ist hier auf engerem Raum konzentriert als es in den Fällen von Tinne und Elvis der Fall war.
Gertelsheim ist zwar bloß ein fiktives Dorf in Rheinhessen, der Autor schafft es jedoch dank erdachtem Hintergrund wie Ortsplan, Wikipediaeintrag und Weblinks, ihn als absolut echt zu verkaufen, zudem man dank der verarbeiteten Klischees sehr schnell vergisst, dass es sich bei der Handlung um eine reine Fiktion handelt: Weichmanns Figuren sind mit ihren Ecken und Kanten und ihren Absonderlichkeiten so greifbar und die gesamte Dorfstruktur könnte beinahe jede Gemeinde in Rheinhessen wiederspiegeln, so dass man ständig denkt "ach du meine Güte, woher kennt Herr Weichmann bloß meine Nachbarschaft?".
Helge Weichmann legt die Spuren, die zur Auflösung der Mordfälle führen, geschickt aus, so dass ein aufmerksamer Leser das Puzzle durchaus lösen könnte, bevor der Autor es selbst auf den letzten Seiten auflöst. Andererseits gibt es mehrere Personen in Gertelsheim, die einen Grund für einen oder mehrere Morde vorzuweisen hätten, so dass man zwar durchaus den eigentlichen Mörder auf den Radar hat, aber eben nicht nur diesen! Und Dreck am Stecken hat weiß Gott nicht nur er...

Der Rote Hahn ist ein Sinnbild für einen Brand. Gänzlich untypisch für ein Buch zählt dieser Roman mit den Seitenzahlen einem Countdown entgegen bis hin zu dem Tag, an dem der Rote Hahn kommen wird.

Die Seiten von "Schwarze Sonne Roter Hahn" sind nur so geflogen. Als gebürtige Rheinhessin macht es einfach Spaß einem Fall zu folgen, der in der bekannten Gegend spielt. Aber auch ortsfremde werden sich dem sich stetig steigernden Sog des Roten Hahns, der jeden Tag näher rückt, nicht entziehen können und sich auf der anderen Seite mit den skurrilen Figuren des Autors amüsieren:
Wie bei der Schand-Reihe bietet auch der Fall der Maja Rossi wieder eine überaus gelungene Mischung aus Lokalkolorit, ausgezeichneten Charakterstudien, düsteren Abgründen und seltsamen Mordfällen!

Bewertung vom 04.05.2017
Almas geheimer Garten - Mit dem Schinkenwurz zu Goethe
Hedemann, Birgit

Almas geheimer Garten - Mit dem Schinkenwurz zu Goethe


ausgezeichnet

"Mit dem Schinkenwurz zu Goethe" ist der dritte Band aus der Reihe "Almas geheimer Garten", in dem die beiden Kinder Mette und Theo mit Hilfe eines magischen Tulpenbaums in die Zeit reisen, um die Samen alter Gemüsesorten zu finden, um Almas geheimen Garten zu retten. Ein Einbrecher hatte diesen im ersten Band der Reihe zerstört. Obwohl sich bestimmte Handlungsstränge durch die Reihe ziehen, wie das Rätsel, um die Zerstörung des Gartens und die finsteren Absichten von Almas Neffen Olaf, ist es kein Problem in den dritten Band einzusteigen, wenn man keine Kenntnis der ersten beiden Abenteuer von Mette und Theo hat, da Birgit Hedemann knapp, aber ausreichend die wichtigsten Punkte der Vorgeschichte aufgreift, bevor es die beiden Kinder in ihrem neusten Abenteuer in die Zeit Goethes verschlägt.
Bevor die Geschichte losgeht, sieht man auf den ersten beiden Seiten die wichtigsten Figuren der Handlung abgebildet, aber auch die Geschichte an sich ist reichlich bebildert und die Kapitel kurz gehalten, so dass auch Leseanfänger nicht überfordert sind mit der Geschichte. Des weiteren treiben die spannenden Szenen auch etwas lesemüde Kinder durch die Handlung, denn auf Mettes und Theos Zeitreise läuft so einiges schief, so dass man bis zum Ende bangen muss, ob die beiden die Samen des Schinkenwurz finden und zurück in ihre Zeit reisen können.
Neben all der kurzweiligen Handlung und den spannenden Szenen begeistert die Verbindung von Zeitreisen, historisch belegten Hintergründen und den alten Gemüsesorten, die es nicht nur in der längst vergangenen Zeit gab, sondern auch heute noch existieren, auch wenn sie nicht mehr in jedem Laden zu finden sind. Ich finde es unheimlich interessant über alte Gemüsesorten eine Brücke aus der Vergangenheit in die Gegenwart zu schlagen. Geschichte wird greifbar gemacht, durch Gegenstände, die es auch heute noch gibt. Und da man Gemüse nicht nur ansehen oder anfassen kann, sondern zubereiten und essen, wird Geschichte noch realer und erlebbar.

Damit man die Abenteuer von Mette und Theo nicht nur zwischen den Buchdeckeln verfolgen kann, hat die Autorin auf ihrer Homepage zahlreiche Rezepte zu den bislang vorgestellten Gemüsesorten aus Almas geheimen Garten gesammelt, so dass man nach dem Lesen selbst kulinarisch auf Zeitreise gehen kann.

"Almas geheimer Garten" ist eine fesselnde und kurzweilige Zeitreise-Krimi-Reihe, die Geschichte mit Spaß, Spannung und absolut kindgerecht vermittelt!

Reihen-Info:
Mit der Hammelmöhre in die Steinzeit
Mit der Saubohne zu den Wikingern
Mit dem Schinkenwurz zu Goethe

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.04.2017
Hinter den Kulissen
Bachelet, Gilles

Hinter den Kulissen


ausgezeichnet

"Hinter den Kulissen" ist ein humorvoller Blick auf das Leben unserer Bilderbuchhelden, wenn sie nicht auf der Bühne ihrer Geschichte stehen.
Was stellen der Grüffelo, die Kleine Raupe Nimmersatt oder die Wilden Kerle wohl an, wenn sie keinem großen Publikum Rechenschaft schuldig, sondern privat unterwegs sind?

Die Helden der bekannten Bilderbücher werden hier in jeweils einer Szene präsentiert, die nicht von einem Text begleitet wird, sondern nur einen Titel trägt, der nicht zwingend einen Hinweis auf das porträtierte und/oder parodierte Bilderbuch gibt. Deshalb - und auch, weil einige Bilderbuchhelden dabei sind, die wohl mehr Bekanntheit im französischen Sprachraum als bei uns aufweisen - war ich sehr dankbar, dass die letzte Seite des Buches die Auflösung enthält, wer (unfreiwillig) an diesem Buch mitgewirkt hat. Wenn man nämlich auf Anhieb erkennt, welche Bilderbuchfiguren hier am Werke sind, kommt man aus dem Grinsen nicht mehr heraus, bei den zunächst unbekannten Figuren ging mir das Licht dann eben im Nachhinein auf, so dass ich auch mit diesen Szenen meinen Spaß hatte. Auch ist die Verbindung zum Inhalt der dargestellten Bilderbuchwerke im Wechsel mal sehr offensichtlich, mal versteckt und subtil. Je besser man die unfreiwilligen Darsteller und ihre Geschichten kennt, desto mehr wirkt der Witz auf den Betrachter.

Es gibt mehr als eine Szene, die Kinder und Erwachsene gleichermaßen anspricht, so gesehen ist "Hinter den Kulissen" ein wunderbares Geschenk- und Rätselbuch sowohl für kleine als auch große Bilderbuchfans. Das kleine Format ist sehr handlich, geht aber nicht zu Lasten der Bilder, da jede Illustration jeweils eine eigene Seite einnimmt.

Neben dem offensichtlichen Spaß, den dieses Buch bereitet, ist es zudem eine wunderbare Hommage an die enthaltenen Klassiker der Literatur und deren Autoren und Illustratoren.

Bewertung vom 22.04.2017
Tschick

Tschick


ausgezeichnet

"Tschick" ist die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Wolfgang Herrndorf aus dem Jahr 2010, der ein Jahr später mit dem Deutschen Literaturpreis ausgezeichnet wurde. Leider habe ich das Buch bislang nicht gelesen, wobei mir dies sicher bei der Literaturverfilmung zu Gute kam, da ich so keine Vergleiche zum Buch ziehen konnte hinsichtlich ausgelassener Szenen oder Charaktere, die ich mir sonst möglicherweise anders vorgestellt hätte.

"Tschick" ist ein Road Movie und eine Coming of Age Geschichte, die vom Ich-Erzähler Maik erzählt wird. Der Film beginnt mit einer Szene kurz vor dem Ende, bevor die Kulisse in Maiks Schule wechselt, wo er vor seiner Klasse einen Aufsatz liest, der den Zuschauer mit seiner familiären Situation bekannt macht. Maiks Mutter liebt ihren Sohn, ist auf Grund ihrer Alkoholsucht jedoch häufiger in Erziehungskur, der Vater ist ständig mit seiner jüngeren Assistentin auf "Geschäftsreise". Maiks Zuhause wirkt steril und tatsächlich wie eine reine Filmkulisse, die Begegnung mit dem Außenseiter Tschick - eigentlich Andrej Tschichatschow - holt ihn aus seiner fassadenhaften Welt und beschert ihm seinen bislang besten Sommer, als die beiden in einem geklauten Lada auf einen Roadtrip in die Walachai aufbrechen. Auf diesem Weg begegnen sie teils skurrilen Charakteren, daneben ist es aber auch eine Reise zu sich selbst und zueinander, denn vor diesem Ausbruch konnte Maik Tschick überhaupt nicht leiden. Eine Schlüsselszene hierfür ist vielleicht die Plastiktüte, die Tschick mit sich führt, als er den ersten Tag in der Schule ist, in dem sich eine Flasche Alkohol befindet, was Maik sicherlich an die Probleme seiner Mutter erinnert. Neben den Hauptdarstellern sind es die außergewöhnlichen Nebenfiguren und einige Überraschungen auf der Reise, die den ganzen Film sehr kurzweilig gestalten und zu einem gelungenen Road Movie machen, bei dem keine Minute zu lang oder als Füllmaterial wirkt.

Neben der beeindruckenden Bildsprache, dem sterilen, fassadenhaften Zuhause Maiks im Gegensatz zu der Welt, die er gemeinsam mit Tschick entdeckt, hat mich vor allen Dingen der überraschend zusammengestellte Soundtrack vom Hocker gehauen, Richard Claydermans Ballade "Pour Adeline" erfüllt das Auto, bis die Kassette Opfer eines Bandsalates wird, während der Lada später im Sumpf bei den Klängen von "Hurra die Welt geht unter" von K.I.Z. feststeckt. Danach dauert es nicht mehr lange bis die Reise der beiden Jungs ein jähes Ende findet, welches den Bogen zur Anfangsszene des Films schlägt. Maik hat sich in diesem Sommer dank Tschick verändert und auch das schwierige Verhältnis zu seinen Eltern findet eine überraschende und abrupte Klärung: die Wendung schlägt in wahrsten Sinne des Wortes ein!

"Tschick" ist eine Geschichte über einen außergewöhnlichen Sommer und eine Freundschaft zwischen zwei Jungs, die auf den ersten Blick nicht zusammenpassen und doch zu einer großen Freundschaft finden. Fatih Akins Verfilmung des Romans von Wolfgang Herrndorf überzeugt mit starken Bildern, die jedoch die agierenden Haupt- und Nebencharaktere nicht überschatten.

Ich werde "Tschick" sicherlich noch öfter ansehen, und auch die Lektüre der Romanvorlage nachholen.

"Tschick" ist seit dem 09.03.17 auf DVD, BluRay und als Special Edition mit umfangreichem Bonusmaterial erhältlich.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.04.2017
Ein (fast) perfekter Hund / P.F.O.T.E. Bd.1
Obrecht, Bettina

Ein (fast) perfekter Hund / P.F.O.T.E. Bd.1


ausgezeichnet

Die Geschwister Janne und Flip wünschen sich nichts so sehr wie einen Hund. Kaum zu glauben läuft ihnen eines Tages nicht nur ein unglaublich süßer herrenloser Hund über den Weg, zu ihrer Überraschung kann dieser außerdem mit ihnen reden! Denn P.F.O.T.E. ist kein normaler Hund, sondern ein (fast) perfekter Hund, der von schlauen Forschern in einem Labor entwickelt wurde. Allerdings hat P.F.O.T.E. sich in dem Labor sehr einsam gefühlt, da ihm dort ein Rudel gefehlt hat. Als eines Tages die Tür nach draußen offen steht, nutzt er die Chance wegzulaufen, auch wenn das eigentlich nicht zum Verhalten eines perfekten Hundes passt. Außerhalb des Labors trifft er nicht nur auf Janne und Flip, sondern auch auf eine Katze und den Mops Tapferer einsamer Wolf, die ihm wichtige Dinge über das Leben in der Freiheit lehren, und so lernt P.F.O.T.E. nach und nach, dass es viel wichtigere Dinge im Leben gibt als perfekt zu sein und schon bald muss er eine Entscheidung treffen, ob er zurück ins Labor geht oder sich für ein Leben in einer Familie entscheiden möchte, denn die Forscher setzen alles daran, ihren fast perfekten Hund zurück zu erlangen, um ihn einem breiten Publikum zu präsentieren, denn eines Tages soll P.F.O.T.E. alle Hunderassen der Welt ersetzen, denn kann es etwas Besseres geben, als einen Hund der nahezu allen Befehlen gehorcht und nur einmal am Tag bellt?

Die Geschichte von P.F.O.T.E. behandelt ein tiefschürfendes Thema: wie wichtig ist Perfektion gegenüber Individualität? Sind es nicht die Eigenarten und Schwächen, die Tiere (oder auch Menschen) erst liebenswert machen? Zu Beginn ist P.F.O.T.E. ein süßer, wohlerzogener Hund, der im Laufe der Geschichte aber immer liebenswerter wird, wenn er nach und nach entdeckt, welche Freuden des Hundelebens im bislang durch sein Dasein im Labor entgangen sind. Sei es das Spielen mit einem Bällchen, Schwimmen im Fluss oder vor Freude mit dem Schwanz zu wedeln. Er lernt in der Freiheit, dass es nicht nur böses Bellen aus Schutz vor Einbrechern gibt, sondern auch Bellen, um seine Freude zu bekunden. Man kann sich als Leser einfach nur mitfreuen, wenn P.F.O.T.E. die unbekannten, schönen Seiten des Hundelebens entdeckt und zum ersten Mal erlebt.
Die Geschichte ist nicht zuletzt der hinreißenden Illustrationen von Barbara Scholz unheimlich liebenswert, sondern gerade für die Altersklasse auch sehr spannend, wenn die Labormitarbeiter versuchen P.F.O.T.E. einzufangen und zurück ins Labor zu bringen, zum Glück gibt es aber auch im Labor jemanden, dem P.F.O.T.E.s Glück am Herzen liegt und der der Überzeugung ist, dass Perfektion nicht auf Biegen und Brechen und zu Lasten der Vielfalt erstrebenswert ist.

"P.F.O.T.E. - Ein (fast) perfekter Hund" ist ein lustiger und spannender Lesespaß für Kinder, die Tiere lieben und die kleinen Leser lernen nebenher noch, dass mit einem Tier nicht nur Spaß im Leben einzieht, sondern viel Verantwortung einher geht.

Bewertung vom 22.04.2017
Bob, der Streuner Bd.1
Bowen, James

Bob, der Streuner Bd.1


ausgezeichnet

"Bob, der Streuner" kennt wohl fast jeder mittlerweile zumindest dem Namen nach. Im Frühjahr 2007 treffen der Straßenmusiker James Bowen, der zu diesem Zeitpunkt in einer Sozialwohnung im nördlichen London lebt und sich einem Drogenentzugsprogramm unterzieht, und ein roter Streuner aufeinander. Dieses zufällige Aufeinandertreffen ist der Beginn einer einzigartigen Freundschaft, die bis zum heutigen Tag dank der Buchveröffentlichungen und der Verfilmung von James' und Bobs erster Geschichte Millionen Menschen rund um den ganzen Globus bekannt ist.

Neben der einzigartigen und bedingungslosen Freundschaft zwischen Mensch und Tier ist das Buch vor allen Dingen wegen James' Lebensgeschichte lesens- und empfehlenswert. Man erfährt sehr viel über seine Vergangenheit, wie es dazu kam, dass er als Jugendlicher und junger Erwachsener in der Drogensucht und auf der Straße landete, und verfolgt seinen tagtäglichen Lebenskampf zunächst als Straßenmusiker und später als Verkäufer der Obdachlosenzeitschrift Big Issue. So viele Freunde James durch seinen neuen Begleiter Bob gewinnt, so viele Neider hat er jedoch unter seinen Kollegen, denn die Touristen in London umschwärmen den Mann, der eine ungewöhnliche Freundschaft zu einem roten Straßenkater pflegt und wollen ihm seine Zeitschriften auch außerhalb seines Verkaufsbezirks abkaufen. Der Leser gewinnt hier Einblicke in das Leben eines Außenseiters, die ihm normalerweise verborgen bleiben. Die Geschichte ist oftmals anrührend, zum Beispiel, als James sein letztes Geld in Medikamente für Bob investiert, aber niemals kitschig oder verklärend. In mir hat das ungewöhnliche Gespann einen weiteren Fan gefunden und ich möchte nun auch die weiteren Bücher um James und Bob lesen, denn auch wenn die beiden am Ende ihrer ersten Geschichte bereits eine gewisse Berühmtheit erlangt haben, so leben sie immer noch auf der Straße und müssen sich ihren Lebensunterhalt hart erarbeiten.

Selbst für Kenner der Bob-Bücher ist die Neuauflage zum Film empfehlenswert, da die Geschichte zwar die gleiche ist, das Buch aber um etliche Szenenfotos aus der Verfilmung erweitert wurde. In den Umschlagklappen kann man zudem auf einem Stadtplan und der U-Bahn-Karte Londons James' und Bobs Wege durch die Stadt verfolgen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.04.2017
Company Town - Niemand ist mehr sicher
Ashby, Madeline

Company Town - Niemand ist mehr sicher


gut

New Arcadia ist eine Company Town vor der kanadischen Küste. Dort ist Hwa als Leibwächterin für den jüngsten Spross der Familie Lynch eingestellt, der die Bohrinselstadt gehört.
Als letzte Bewohnerin, deren Körper ohne künstliche Bauteile auskommt, und deshalb nicht gehackt werden kann, soll Hwa Joel Lynch vor Bedrohungen schützen. Schon bald wird Hwa jedoch in andere Vorkommnisse verwickelt. Eine mysteriöse Mordserie an Frauen, die allesamt mit Hwa bekannt waren, erschüttert die einstige Ölplattform und auch Hwas Leben wird bedroht.

Madeline Ashbys Debütroman "Company Town" ist eine hochtechnitisierte Zukunftsvision, die die volle Aufmerksamkeit des Lesers beansprucht. In meinem Fall muss ich zugeben, dass ich mit der Storyline stellenweise hoffnungslos überfordert war. Schon der Einstieg in den Roman gestaltete sich als recht schwierig, da der Leser ins kalte Wasser geworfen wird und die Bedeutung spezieller Begriffe erst nach und nach aus dem Kontext der Geschichte erfährt. Hier hätte ich mir weit mehr als einmal ein Glossar gewünscht. Nachdem der erste Mordfall eintrat, hat mich die Spannung einigermaßen gepackt, aber völlig versinken konnte ich in der Geschichte trotz allem nicht. Die von Madeline Ashbys heraufbeschworenen Zukunftsvisionen sind stimmig und basieren teilweise auf bereits heute existierender Technologie, so dass man sich gut vorstellen kann, dass ihre Ideen eines Tages Wirklichkeit werden. Doch wie eingangs erwähnt, muss man dem Storyplot zu jeder Zeit mit voller Aufmerksamkeit folgen, sonst verliert man den roten Faden.
Insgesamt hat mich die Geschichte an sich leider nicht richtig packen können, da ich zu keinem Zeitpunkt voll eingestiegen bin, aber einzelne Szenen und Ideen konnten mich überzeugen, so dass ich Madeline Ashbys düstere Zukunftsvision zwar interessant zu lesen fand, aber sich bei mir einfach kein Kopfkino einstellen wollte und mir so das komplette Szenario und auch die agierenden Protagonisten fast durchgehend fremd geblieben sind.

Vielleicht muss man als Leser einfach noch mehr im Kopf haben, um "Company Town" komplett zu verfallen, wer Interesse an modernen Technologien in einer zukünftigen Welt hat, findet hier einen höchst komplexen dystopischen Roman für erwachsene Leser. Ich kann jedoch jedem nur empfehlen sich mit einer Leseprobe in den Roman einzulesen, ob einem sein Stil und die Ausführung der Handlung liegt und die Geschichte einen einfängt oder ob er wie mir "zu hoch" ist.

Bewertung vom 17.01.2017
Stormglass. Das Tesla-Beben
Deemer, Andy

Stormglass. Das Tesla-Beben


sehr gut

Nach dem "Angriff der Killerbienen" hält das "Tesla-Beben" für Jake den zweiten Einsatz als Stormglass-Agent bereit. Zu Beginn lernt der Leser Jake in seinem normalen Umfeld etwas besser kennen. Wir begleiten ihn in seinem Schulalltag, wo es für ihn immer schwieriger wird sein Doppelleben als normaler Teenager und Agent geheim zu halten. Seine Agententätigkeit führt dazu, dass er in der Schule einige Strafen aufgehalst bekommt, wer glaubt denn schon, dass ein normaler Schüler einen Lehrer beim Lügen entlarven oder Schlösser knacken kann? Wie soll man so etwas im Alltag erlernen ohne kriminelle Hintergedanken zu haben? Das dicke Ende kommt für Jake dann bei einer Versteigerung, bei der ein alter Koffer des Erfinders Tesla unter den Hammer kommt: der Koffer wird entwendet, Jake verfolgt den Dieb und wird dabei selbst von Sicherheitskräften gestellt und der Tat beschuldigt! Dafür soll Jake nun in eine Erziehungsanstalt. Zum Glück kann Stormglass dies unter Einsatz seiner beiden Freunde Filby und Lizzie abwenden und die drei begeben sich nun auf Mission den wahren Täter zu stellen und den Inhalt des Koffers wieder zu finden, bei dem es sich unter anderem um eine gefährliche Erdbebenkanone handelt. Ob es den drei gelingen wird den Täter aufzuspüren und die Welt zu retten?

"Angriff der Killerbienen" hatte mich in einigen Punkten enttäuscht, auch das "Tesla-Beben" konnte nicht voll bei mir punkten, dafür verschenkt der Autor zum wiederholten Mal Potential bei dem an sich grandios erdachten Fall. Immerhin schafft er es jedoch seine Protagonisten dem Leser näherzubringen, unter anderem deshalb, weil man Jake diesesmal länger in seinem alltäglichen Umfeld begleitet und dort auch seine Eltern besser kennenlernt.

Am Ende gibt es wie schon beim Auftaktband einige Wendungen, die offenbaren, dass nicht jede Figur in der Geschichte das darstellt, was sie zu sein vorgibt. Allein um dieses Geheimnis zu lüften, werde ich wohl auch zum dritten Abenteuer von Jake und seinen Freunden greifen, auch wenn die ersten beiden Fälle mich nicht in allen Punkten überzeugen konnten.