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bolie
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Langscheid

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Insgesamt 945 Bewertungen
Bewertung vom 12.03.2022
Im Schatten der Wende (eBook, ePUB)
Goldammer, Frank

Im Schatten der Wende (eBook, ePUB)


sehr gut

„Im Schatten der Wende“ beginnt wenige Monate vor dem Mauerfall und endet kurz danach. Tobias Falck war Mitglied der Vopo und tritt nach der „Wende“ dem Kriminaldauerdienst bei. Viel mehr, er wird dorthin beordert. Es herrscht allerdings noch große Unsicherheit bei den Ermittlern. Sie können sich weder mit dem privaten Alltag noch mit den völlig überzogenen Straftaten abfinden. Damit haben sie niemals gerechnet, als Kohl ihnen die „blühenden Landschaften“ versprach. Vielleicht ist der goldenen Westen ja gar nicht so ideal, wie viele Bürger es sich vorstellen?

Frank Goldammer kennt die DDR und er weiß, worüber er schreibt. Das merke ich bei jedem Buch von ihm. „Im Schatten der Wende“ beschreibt zunächst die Wochen vor dem Umbruch. Der junge Volkspolizist Falck ist kein fanatischer Anhänger des Sozialismus. Ein wenig mehr Freiheit fände er gut. Ihn stören die Bespitzelung und seine Kollegen, die jeden beobachten und melden, der nicht linientreu ist. Goldammer schreibt über die „Montagsspaziergänge“ und welche Gefahren dabei lauerten. Dass alles friedlich und ohne Blutvergießen blieb, ist nur den besonnen Männern der Vopo zu verdanken.

Und nach der Wende? War da mit einem Schlag alles besser? Weit gefehlt. Die Straftaten wuchsen vielen Ermittlern über den Kopf. Sie kannten sich nicht aus mit den Verbrechen im Westen und mussten sich praktisch erst daran gewöhnen. Dafür blieb aber keine Zeit. Die Opfer riefen mit recht nach rascher Aufklärung.

Die Situation nach der Wende schildert der Autor gut und unverfälscht. Für mich gab es aber zu viele Lokalitäten mit etlichen unterschiedlichen Akteuren. Dadurch zog sich die eigentliche Story zu sehr in die Länge. Aber vier Sterne sind meiner Meinung nach durchaus gerechtfertigt und die Leseempfehlung ebenfalls.

Bewertung vom 10.03.2022
Gezeitenmord (eBook, ePUB)
Jürgensen, Dennis

Gezeitenmord (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Darauf wartete sie schon lange. Endlich darf Lykke Teits selbstständig in einem Mordfall ermitteln. Und dann wird ihr auch noch ein sympathischer Kollege aus Deutschland zur Seite gestellt. Besser kann es für sie nicht laufen. Aber dann entwickelt sich der Fall zu einem ganz persönlichen Trauma. Ein Mann wird tot im Watt gefunden. Von einem Jungen, der danach nicht mehr aufzufinden ist. Er wurde entführt. Die Einwohner des Ortes Melum sind in Aufruhr, da vor etlichen Monaten bereits ein Mädchen verschwand. Was ist los an der dänisch/deutschen Grenze? Treibt sich ein Pädophiler Triebtäter hier herum?

„Gezeitenmord“ entführte mich einmal mehr nach Dänemark nahe der Grenze zu Deutschland. Die Autorin beschreibt die Gegend rund um Aarhus recht bildhaft und das gefiel mir gut. Die Story nimmt schnell Fahrt auf und immer wieder gibt es spannende Augenblicke. Beschrieben werden die Gedanken der Ermittler und auch der entführte Junge kommt immer mal wieder zu Wort. Ob er gerettet werden kann und wer der oder die Täter sind, das erfahren Sie, wenn sie das unterhaltsame Buch „Gezeitenmord“ lesen.

Bewertung vom 07.03.2022
Mein Leben für die Hexenkinder (eBook, ePUB)
Obot, Maïmouna

Mein Leben für die Hexenkinder (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Maimuna Obot schaute eine Reportage und war erschüttert. Es handelte sich um einen Film, der in Nigeria gedreht wurde. Es ging Hexenkinder, die ein leidvolles Dasein in Heimen oder auf den Straßen fristen müssen. Ja, müssen, denn diese armen Kinder gibt es immer noch. Frau Obot weiß sehr gut, was es heißt, von der Gesellschaft nicht anerkannt zu werden. Aus dem Grund fliegt sie in das Land ihrer Väter und versucht dort, die Qualen der Betroffenen zu lindern.

Es ist unglaublich, was Menschen Menschen antun. Und das weder psychisch Kranke noch brutale Männer. Dazu gehören Mütter, Großmütter, Väter und sogar Geschwister. Die Geschichte der Hexenkinder ist an Grausamkeit nicht zu überbieten. Wie gut, dass es Menschen wie Frau Obot gibt. Zu wenige Berichte gibt es darüber und nur wenige Leute kennen das Problem. Nach vielen Schwierigkeiten vor Ort und leider auch dem Gefühl, ausgenutzt zu werden, kann mittlerweile das Projekt für diese Kinder etliche Erfolge vermelden.

Die Autorin schreibt klar und bildhaft. Es hat mich mitgenommen und ich musste das Buch immer wieder zur Seite legen. Denn nicht nur sie schreibt in der Ich-Form. Es kommen auch Kinder zu Wort und das ist besonders schmerzhaft. Die berichten nämlich von ihren Qualen und wie ihre Hilfeschreie nicht gehört werden. „Mein Leben für die Hexenkinder“ muss von ganz vielen Menschen gelesen und verinnerlicht werden. Nur dann ist es möglich, das Leid der Kleinen zu lindern.

Bewertung vom 03.03.2022
Kaiserstuhl
Glaser, Brigitte

Kaiserstuhl


sehr gut

Im Sommer 1962 trafen sich Konrad Adenauer und Charles de Gaulle in Bonn. Sie wollten den Friedensschluss zwischen Frankreich und Deutschland endlich amtlich machen. Der lange währende Streit mit vielen Toten sollte endlich dauerhaft der Vergangenheit angehören. Der Beginn eines geeinten Europas findet in Bonn statt. Um die Vertragsunterzeichnung zu einem ganz besonderen Ereignis zu gestalten, wird eigens dafür eine Flasche Champagner geordert. Nein, nicht irgendeine. Es soll ein Produkt sein, welches legendär für die Machenschaften der Gestapo ist. Gleichzeitig hängt damit aber auch ein Verrat zusammen, der für die Weinhändlerin Heidi Köpfer seit vielen Jahr für Schlaflosigkeit sorgt.

Die Autorin Brigitte Glaser recherchiert zunächst intensiv und erst danach beginnt sie mit dem Schreiben ihrer Romane. De Gaulle besuchte die Bundeshauptstadt Bonn im Jahr 1962 und alle, sowohl Deutsche als auch Franzosen, schauten gespannt auf diesen Besuch. Darauf folgte dann am 20.01.1963 die Unterzeichnung des bekannten Elysée – Vertrags, der tatsächlich den dauerhaften Frieden zwischen beiden Nationen besiegelte. Dass selbst Männer aus den Reihen der SS oder andere glühende Anhänger Hitlers in den höchsten Kreisen der Regierung Adenauers Rang und Namen hatten, ist schon längst kein Geheimnis mehr. Aber hin und wieder wurden sie auch überführt und sie mussten auch Jahre nach Ende des Krieges dafür büßen.

„Kaiserstuhl“ zeigt sehr gut, wie die ersten Schritte zum geeinten Europa gegangen wurden. Was heute selbstverständlich ist, das war nach dem Endes des Zweiten Weltkriegs mit vielen Gesprächen und Kompromissen verbunden. Allerdings waren mir einige Passagen dann doch zu ausführlich und zogen sich unnötig in die Länge. Und trotzdem ist es für meine Begriffe ein lesenswertes Werk, welche zur Geschichte Deutschlands unbedingt dazugehört.

Bewertung vom 03.03.2022
Mrs Agatha Christie / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.3 (eBook, ePUB)
Benedict, Marie

Mrs Agatha Christie / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.3 (eBook, ePUB)


sehr gut

Die Autorin Marie Benedict nimmt uns mit auf die Reise zu einem Ereignis, welches nahezu 100 Jahre zurückliegt. Agatha Christie ist verschwunden. Ihr Ehemann wird bei der Suche eingespannt und sowohl Presse als auch Fans der Autorin sind erschüttert. Es wird gesucht und als die Ermittler ihr Auto finden, denken alle, dass sie wohl tot ist. Elf Tage dauert die Ungewissheit. Was dann geschieht, erstaunt nicht nur die Leser von #MrsAgathaChristie.

Nein, ich las noch kein Buch von Agatha Christie. Aber die Filme mit Miss Marple als Ermittlerin, die sah ich alle. „Mrs Agatha Christie“ wurde aus zwei Blickwinkeln geschrieben. Einmal ist es die Ich-Erzählerin Agatha, die ihr Zusammenleben mit ihrem Ehemann Archie schildert. Vom ersten Tanz bis zur Auflösung ihres Verschwindens. Zum anderen aus der Sicht eines Beobachters vom Zeitpunkt des Weggangs bis zur Entdeckung der Vermissten. Dabei stehen der Ehemann sowie die Tochter des Paares als auch die Bediensteten im Mittelpunkt der Erzählung.

Es war schon seltsam für heutige Ansichten, wie sich Frau Christie von ihrem Mann manipulieren ließ. Dabei war sie eine intelligente Frau und das zeigen nicht nur ihre vielen Veröffentlichungen. Wenn ich mir überlege, dass ihre Bücher bis heute gefragt sind und nichts an Aktualität einbüßten Alle Achtung. Der Roman deckt sich mit den Biografien und die Geschichte ist sehr glaubhaft geschrieben. Die Sprache ist bildhaft und mit vielen Unterhaltungen aufgelockert. Ein gutes Buch, das nicht nur Fans von Christie lesen sollten. Für Leser, die sich für das Leben von Agatha interessieren, gibt Frau Benedict Empfehlungen für weitere Bücher.

Bewertung vom 02.03.2022
Das verschlossene Zimmer (eBook, ePUB)
Givney, Rachel

Das verschlossene Zimmer (eBook, ePUB)


sehr gut

Im Sommer 1939 standen die Zeichen auf Sturm. Es war der Beginn einer Offensive, die zunächst Polen erschütterte. „Das verschlossene Zimmer“ fängt im Sommer des Jahres an. Es ist heiß und nicht nur Marie, die Tochter des geschätzten Arztes im Krakauer Krankenhaus, leidet unter der Hitze. Aber sie hat ein viel schwerwiegenderes Problem. Sie wird bald volljährig und weiß immer noch nicht, wer ihre Mutter ist. Jedes Mal, wenn sie ihren Vater danach fragt, schweigt er. Mitunter wird er sogar böse. Die junge Frau weiß sich keinen Rat und öffnet die Tür des Vaterschlafzimmers gewaltsam. Dort findet sie eine Relikt, welches durchaus von ihrer Mutter sein kann.

Der Roman beschreibt die Situation vor dem Einmarsch der Deutschen. Auch in Krakau mussten Juden mit Anfeindungen zurecht kommen. Und weit vor Kriegsbeginn. Die Autorin beschreibt das Leben der Juden sehr bildhaft und ich lernte mal wieder etliches dazu. Das gefiel mir gut.

Die Story nimmt erst langsam Fahrt auf, flacht dann aber ebenso rasch wieder ab. Für mich war sie zu langatmig. Es gibt viele ausführliche Beschreibungen von Begebenheiten, die ruhig etwas kürzer ausfallen konnten. Der Schluss ist dann überhastet und es bleiben Fragen offen. Aber vielleicht schreibt die Autorin ja noch eine Fortsetzung? Das Cover ist passend zur Story gewählt, obwohl dieses Zimmer dann nur noch eine Nebenrolle spielt und kaum noch erwähnt wird. Vier Sterne und ein Leseempfehlung gebe ich trotzdem.

Bewertung vom 01.03.2022
Das Mädchen mit dem Drachen (eBook, ePUB)
Colombani, Laetitia

Das Mädchen mit dem Drachen (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

„Das Mädchen mit dem Drachen“ greift die Geschichte von Lalita auf, die ich bereits im Buch „Der Zopf“ kennenlernen durfte. Léna ist eine französische Lehrerin und sie reist nach Indien. Dort möchte sie ihren schweren Verlust verarbeiten und ihre Depression überwinden. Ein unbedachter Moment und sie schwebt in Lebensgefahr. Wie gut, dass eine junge Inderin sie findet und vor dem sicheren Tod rettet. Dieses Mädchen ist Lalita und sie lässt täglich ihren Drachen steigen. Als sie die französische Frau retten möchte, ruft sie Preeti herbei. Sie ist Kopf einer Gruppe, die sich auf Selbstverteidigung spezialisiert hat. Hier werden Mädchen und junge Frauen geschult, damit sie sich gegen Männer wehren können, die sie vergewaltigen wollen. In Indien gehört das zu den täglichen Ereignissen und wird von der Öffentlichkeit kaum beachtet.

Nachdem ich die beiden vorherigen Bücher der Autorin Laetitia Colombadi sehr gerne las, wartete ich auf ihr neuestes Werk. Und, was soll ich sagen, ich wurde nicht enttäuscht. Auch in diesem Buch schreibt die Autorin von Frauen, die gegen alle Widerstände ihrer Umgebung Großes erreichen. Indien, für viele ein Sehnsuchtsland, wenn es um Fernreisen und exklusiven Urlaub geht. Leider gibt es für Touristen nur die Sonnenseiten zu sehen. Wie es der Bevölkerung tatsächlich geht das wird ausgeblendet.

Ich habe mich noch nie mit dem Leben näher mit Indien beschäftigt und kannte die strengen Unterscheidungen zwischen den Kasten überhaupt nicht. Ich wusste nur, dass in Indien Kühe heilig sind und verehrt werden. Und auch Nachrichten über Massenvergewaltigungen las ich. Die oft völlig unangebrachten Urteile ließen mich fassungslos zurück. Nicht nur das sind Themen, die von Frau Colombadi in ihrem neuesten Buch aufgegriffen wurden. In der Hauptsache geht es um Dalit, die unterste Kaste. Wer hier hineingeboren wurde, hat kaum Chancen auf ein gutes Leben. Mädchen stehen dabei ganz unten im Rang. Sie dienen als Gebärmaschine und Arbeitstier.

Das Buch riss mich mit und gleichzeitig war ich bestürzt. Darüber, dass es noch immer Länder gibt, die Frauen so sehr demütigen. In Indien sind sie Menschen zweiter Klasse. Bildhaft und ohne Schnörkel beschreibt die Autorin das Leben dieses Subkontinents. Die Leseempfehlung ist für mich selbstverständlich.

Bewertung vom 26.02.2022
Abseits der Zeit
Musewald, Anna

Abseits der Zeit


sehr gut

Schloss Neuschwanstein ist bis heute ein mystischer Ort und das merkt auch die junge Küchenhilfe Emma recht bald. Sie arbeitet hart und kann sich keinen Fehler erlauben. Die Autorin entführt die Leser in eine Welt, die zwischen Fantasie und Tatsachen wechselt.
Es dauerte eine Weile, bis mich die Geschichte packte. Das lag zum einen an dem außergewöhnlichen Schreibstil und zum anderen an der ebenso besonderen Story. Neben vielen Fakten über das Schloss und seine Umgebung wechselt die Autorin immer wieder von der Gegenwart in vergangene Zeiten. Das geschieht anschaulich und bildhaft und die „Bilder im Kopf“ sind keine Phrase, sie entstehen wirklich.
Wer das Schloss nicht kennt, der wird nach dem Lesen des Buches davon überzeugt sein, dass er bereits eine Führung mitmachte. Auch wenn die Story sich zuweilen dann doch zog, ich gebe eine Empfehlung für dieses Buch von Anna Musewald. Alleine schon aus dem Grund, da es nicht vielen Autoren gelingt, die Fäden zwischen Vergangenheit und Gegenwart stimmig zusammenzuführen.

Bewertung vom 25.02.2022
Die Hexe und die Heilige (eBook, ePUB)
Schweikert, Ulrike

Die Hexe und die Heilige (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Es sind Zwillinge, die in dem Buch als Hexe und Heilige in Erscheinung treten. Sibylla und Helena sind fünf Jahre alt und sehen den Tod des Vaters voraus. Dass das nicht mit rechten Dingen zugehen kann, wissen die Menschen sofort und ihr Urteil ist gefällt. Es sind Hexen, die zu verbannen sind. Helena kommt in ein Kloster und Sibylla beginnt eine Ausbildung zur Hebamme. Sie finden nur für wenige Jahre ihre Ruhe. Schnell sind die Häscher da und wollen die beiden töten.
Ich schätze die Bücher von Ulrike Schweikert sehr. Sie recherchiert sehr genau und ausgiebig, sodass ich immer wieder etwas Neues aus der Geschichte erfahre. Die Hexenverfolgung ist ja kein Märchen. Sie fand statt und es wurde im Namen Gottes vielfach gemordet. Heute unvorstellbar bei uns in Deutschland.
Die bildhafte Sprache von Frau Schweikert ließ mich mitzittern und ich hörte das Knistern der Flammen beinahe wirklich. Und nicht nur das. Auch die Spannung kommt nicht zu kurz in diesem Buch, sodass man es kaum beiseite legen mag. Die Beschreibung etlicher Heilkräuter und deren Wirkungsweise kommen in dem Roman zur Sprache und das gefiel mir ebenfalls sehr gut. Ein gelungener Roman über eine Zeit, die hoffentlich niemals wieder kommt.