Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
smartie11
Wohnort: 
In Niedersachsen
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 919 Bewertungen
Bewertung vom 21.04.2020
Zara und Zoë - Tödliche Zwillinge / Die Profilerin und die Patin Bd.2
Oetker, Alexander

Zara und Zoë - Tödliche Zwillinge / Die Profilerin und die Patin Bd.2


ausgezeichnet

Ein Thriller der etwas anderen Art – absolut packend und mit zwei Ausnahme-Protagonistinnen

„So wie Zara jede Lüge, jede Offenbarung, jede Regung des menschlichen Gehirns antizipieren konnte, spürte Zoe hingegen jede Bewegung, jeden Laut, jede Gefahr und wusste sie abzuwehren.“ (S. 111)

Meine Meinung:
„Tödliche Zwillinge“ ist nach „Rache in Marseille“ der zweite Thriller von Alexander Oetker um die beiden extrem ungleichen Zwillinge Zara und Zoë. Die Handlung spielt rund zwei Monate nach dem ersten Band und obgleich ich diesen noch nicht kenne, hatte ich keinerlei Probleme, in den Plot hineinzufinden.

Während eine kleine Einheit von Europol rund um die Ausnahme-Profilerin Zara von Hardenberg versucht, den angeworbenen Terroristen Adel Al-Haddad (alias „Schlächter von Rakka“) als Informanten zu benutzen, eskaliert der Bandenkrieg zwischen den aufstrebenden Al-Hamsi-Brüdern und dem „Paten von Südfrankreich“, dem alten Korsen Benito Bolatelli, dessen rechte Hand Zaras Zwillingsschwester Zoë ist. Durch diese beiden Haupthandlungsstränge, sehr kurze Kapitel und immer wieder wechselnde Erzählperspektiven hält Alexander Oetker das Tempo in diesem ungewöhnlichen Thriller von Anfang an sehr hoch. Die beiden Zwillingsschwestern, die bis auf ihre äußerliche Ähnlichkeit unterschiedlicher nicht sein könnten, sind auf ihrem jeweiligen Gebiet absolute Experten. Doch ein Rollentausch stellt beide vor echte Herausforderungen, so dass sich die Handlung in beiden Strängen mit zunehmendem Verlauf der Story immer weiter zuspitzt. Parallel lässt uns der Autor durch einen Handlungsstrang aus dem Jahr 2005 in die Vergangenheit der beiden Zwillinge blicken, was teilweise erklärt, wie die beiden zu den Ausnahmepersonen geworden sind, die sie sind.

Dieser Thriller bietet einen vielschichtigen Plot, in dem es u.A. um Terrorismus, organisiertes Verbrechen, Korruption, menschliches Versagen und auch menschliche Tragödien geht. Dabei verwischen die klassischen Grenzen zwischen Gut und Böse und mehr als einmal blitzt die Frage auf, welche Mittel für welchen Zweck noch angemessen sind. Alles in allem bietet sich eine atemberaubende Story, die neben fesselnder Unterhaltung auch politische und ethische Themen aufwirft.

FAZIT:
Extreme Protagonistinnen, zwei fesselnde Handlungsstränge und ein hohes Tempo - Für mich eines der Thriller-Highlight des Jahres!

Bewertung vom 15.04.2020
Die Clockmakers Academy / Meridian Princess Bd.1
Ukpai, Anja

Die Clockmakers Academy / Meridian Princess Bd.1


ausgezeichnet

Geheimnisvoll, sehr atmosphärisch und packend – ein überzeugender Start!

„Achte auf die Augen. Die Augen sind der Schlüssel. Wenn du sie lesen kannst, kann dir niemand was vormachen.“ (S. 197)

Meine Meinung:
Mit „Meridian Princess“ hat Anja Ukpai (ihr Jugendbuch "Rabenherz" wurde mit dem Delia-Jugend-Literaturpreis ausgezeichnet) den ersten Band einer im wahrsten Sinne des Wortes fantastischen Trilogie vorgelegt.
Jade Ryder musste in ihrem noch jungen Leben bereits viele Schicksalsschläge hinnehmen. Ihre Eltern starben kurz nach ihrer Geburt, und auch ihr liebevoller Ziehvater, Sir Arthur Graham, verstarb, als sie noch ein Kind war, so dass sie seitdem auf das duldende Wohlwollen von Grahams unleidlicher Witwe, Lady Graham, angewiesen war. Mit ihrem 15. Geburtstag wird Jade jedoch ein unglaubliches Geheimnis enthüllt: sie gehört zu den magisch begabten Zeiterben – und befindet sich in akuter Lebensgefahr! Elias Gridlock selbst, der Vorsitzender der altehrwürdigen Zeiterbengesellschaft, holt Jade nach London, damit sie dort an der Clockmakers Academy ausgebildet werden kann…

Wahnsinnig schnell verliert man sich als Leser*in in dieser unglaublich atmosphärischen und geheimnisvollen Geschichte. Insbesondere durch das Verwenden realer Schauplätze schafft Anja Ukpai dabei eine wunderbare Verschmelzung von Authentizität und Phantastik. So kommt man beim Lesen aus dem Staunen gar nicht mehr heraus, denn es gibt hier immer wieder Neues und Unglaubliches zu entdecken. So begegnen einem Galeonen (Schutzgeister in Galionsfiguren), gefährliche Schattenhunde, Feuerschrecken, Teufelsnadeln und gruselige Imps. Das Worldbuilding bei „Meridian Princess“ ist wirklich top – und erinnert in Punkto Atmosphäre und Plastizität durchaus an „Harry Potter“. Auch in einigen anderen Details fühlt man sich beim Lesen immer mal wieder an „Harry Potter“ erinnert (die besonders begabte Vollwaise, eine magische Schule, eine geheime Parallelgesellschaft, ein zunächst schemenhafter Antagonist,…), doch das hat mir persönlich sehr gut gefallen und hat mich in keinster Weise gestört, da diese Geschichte eben auch ihre ganz einzigartigen Ideen und Elemente hat, insbesondere das allem zugrunde liegende Thema „Zeit“.

Diese Geschichte fesselt wirklich wahnsinnig schnell – und lässt seine Leser*innen bis zur letzten Seite nicht mehr los! Zu viele Geheimnisse, zu viele Fragen und zu viele Bedrohungen gibt es hier, als dass man das Buch zwischendurch aus der Hand legen möchte. So fliegen die Seiten regelrecht dahin, während man immer tiefer in diese Geschichte und diese besondere Welt eintaucht. Stellenweise ging es mir sogar zu schnell, so dass ich mich über einige Seiten mehr echt gefreut hätte. Am Ende werden manche Fragen geklärt, während sich andere auftun – kein Wunder, bei einer Trilogie! Sollte es Anja Ukpai gelingen, dieses Niveau in den Folgebänden zu halten – oder gar noch zu steigern (!) – könnte uns mit der „Meridian Princess“-Trilogie ein echtes Phantastik-Highlight ins Haus stehen!

FAZIT:
Eine faszinierende Grundidee, ein extrem atmosphärisches Worldbuilding und eine charmante Protagonistin – ein Auftakt, der süchtig macht!

Bewertung vom 08.04.2020
Schulkinder gleich Sorgenkinder?
Dorsch, Walter;Zierer, Klaus

Schulkinder gleich Sorgenkinder?


ausgezeichnet

Ein fundierter, praxisorientierter Ratgeber (nicht nur) für Eltern von Schulkindern

„Jedes Kind ist einzigartig und muss seinen eigenen Weg finden beziehungsweise finden können.“ (S. 75)

„Wir Erwachsene sollten unsere Welt, Leben und Lernen öfter mit den Augen der Kinder sehen!“ (S. 148)

Meine Meinung:

Die Schule – eine Institution, durch die wir alle selbst gegangen sind, die wir aber erst richtig kennenlernen, wenn wir als Eltern unsere Kinder auf ihrem Weg durch die Schulzeit begleiten. Probleme gibt es dabei immer mal wieder – kleinere wie größere. Doch bei manchen Problemen ist mal als Eltern manchmal wirklich ratlos. Hier wollen die beiden Autoren, der Kinder- & Jugendarzt Prof. Dr. Walter Dorsch und der Erziehungswissenschaftler Prof. Dr. Klaus Zierer, mit diesem Buch Hilfestellungen zu diversen „typischen“ Problemen im Schulalltag anbieten.

Anhand der fiktiven Familie Reinhardt (was manchmal durchaus etwas stereotyp wirkt) schildern die Autoren viele Problemfelder, mit denen sie in ihrer Berufspraxis immer wieder konfrontiert worden sind. Von Lernstörungen über AD(H)S, Mobbing, pubertäre Probleme bis hin zur Trennung von Eltern und häuslicher Gewalt finden sich hier sehr viele Themenkomplexe, die starke Auswirkungen auf die (nicht nur schulische) Leistung und das Wohlbefinden unserer Kinder haben können. Gleich zu Beginn stellen die beiden Autoren aber auch klar, dass von keinem Erziehungsratgeber – auch von diesem nicht – Patentlösungen zu erwarten sind. Ein sehr wichtiger Hinweis! Meiner Meinung nach dürfte hier jede(r) Leser*in wertvolle Anregungen für das familiäre Miteinander und das „Problemfeld“ Schule bekommen. Dabei beziehen sich die Autoren viel auf aktuelle Studien und deren Ergebnisse und würdigen diese fallbezogen und kritisch („wissenschaftliche Erkenntnisse sind nicht immer der Wahrheit letzter Schluss“ - S. 10). Auch „traditionelle“ Kommunikationstheorien werden hier vorgestellt, wie etwa die Axiome von Paul Watzlawick (S. 46) oder Thomas Gordons „Familienkonferenz“ (S. 51), die zu einer neuen Art der Gesprächskultur führen können.

Manche Empfehlungen mögen dabei als Selbstverständlichkeit anmuten, wie z.B. „früh und intensiv mit den eigenen Kindern zu reden, und zwar mit ihnen und nicht über sie hinweg“ (S. 24) oder dass viele Kinder „dauernde Ermahnungen nur noch als soziales Hintergrundrauschen der Eltern“ wahrnehmen (S. 26), aber sich dies im oft stressigen Familienalltag immer wieder selbst ins Bewusstsein zu rufen, ist mit Sicherheit ein ganz wichtiger erster Schritt. Persönlich habe ich aus diesem Buch auch viele für mich neue Erkenntnisse mitgenommen, z.B. dass Studien eine „signifikante Korrelation zwischen der Zunahme außerfamiliärer Gruppenbetreuung und dem Anstieg von aggressiven und hyperaktivem Verhalten“ (S. 37) belegen. Einen wunderbaren Denkansatz finde ich z.B. auch, Kinder mit AD(H)S statt mit negativ belegten Ausdrücken mit positiven Worten zu beschreiben (z.B. „flexibel“ statt „chaotisch“).

FAZIT:
Insgesamt hat mir dieses Buch sehr gut gefallen, mich zum Reflektieren und Nachdenken gebracht. Vielen Dank dafür!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.04.2020
99 x Harz wie Sie ihn noch nicht kennen
Fuchs, Miriam;Sobotta, Stefan

99 x Harz wie Sie ihn noch nicht kennen


ausgezeichnet

Der Harz mal anders – 99 „Geheim-Tipps“ rund um das höchste Gebirge Norddeutschlands

„Der Harz ist groß. Der Harz ist wunderschön. Und es gibt noch reichlich Unbekanntes, Herzliches, Einladendes und Unterhaltsames zu entdecken.“ (S. 5)

Meine Meinung:
Wer den Harz kennt, der kennt auch Brocken, Hexenstieg, Roßtrappe, Rammelsberg & Co. Die beiden Harzer Miriam Fuchs und Stefan Sobotta haben dieses traumhafte Mittelgebirge nun durchstreift, um für Ihre Leser*innen 99 ganz besondere Orte zu finden, die neben den altbekannten Sehenswürdigkeiten eher als versteckte Kleinode durchgehen (Ok, die Kaiserpfalz lasse ich gerade nochmal so als „Geheimtipp“ gelten… ;-) ) – und auf jeden Fall für einen Ausflugsbesuch geeignet sind. Aufgeteilt sind die Tipps nach fünf Gebieten, so dass sich zusammen mit der Übersichtskarte auf der vorderen Umschlaginnenseite ein sehr guter Überblick ergibt.

Neben der Natur (z.B. der „Baumgreis im Oker-Tal“ oder auch „Australien-Feeling am Harzrand“) stehen in diesem Reiseführer insbesondere auch die Menschen und die Geschichte im Vordergrund. Als Leser lernen wir hier eine originelle Berliner Kneipe kennen, lesen von Kettensägen-Künstlern und Bienenfreunden oder staunen über „52 Engel für ein Halleluja“. Für jede Jahreszeit und jede Stimmungslage halten die Autoren einen passenden Tipp bereit, sei es ein idyllisches Picknick unter der Kreuzeiche, ein Besuch bei Frau Holle und dem Froschkönig oder auch selbst Glasmacher für einen Tag zu sein. Hier ist garantiert für Jeden etwas dabei. Sehr schön finde ich es auch, dass viele der Tipps sicherlich auch Kinder neugierig machen werden!

Für mich DER Geheim-Tipp unter den Harz-Reiseführern!

FAZIT:
Ein wirklich wunderbarer Harz-Reiseführer mit sehr vielen Tipps abseits der ausgetretenen Touristenpfade. Super!

Bewertung vom 26.03.2020
Grau wie Asche / Vanitas Bd.2
Poznanski, Ursula

Grau wie Asche / Vanitas Bd.2


sehr gut

Ein sehr atmosphärischer Krimi mit rätselhaften Hintergründen - besser als Band 1!

Meine Meinung:
„Vanitas – Grau wie Asche“ ist nach „Vanitas – Schwarz wie Erde“ der zweite Band um die untergetauchte, ehemalige „V-Frau“ Carolin Bauer, die nun in einem Blumenladen am Wiener Zentralfriedhof arbeitet.

Anders als in Band eins ist hier für meinen Geschmack durchaus schnell Spannung aufgekommen, denn mysteriöse Grabschänder treiben des Nachts auf dem altehrwürdigen Zentralfriedhof ihr Unwesen und auch eine erste Leiche gibt es recht bald. Mit ihrem Job bei Mattis Blumenladen ist Carolin mal wieder ganz dicht dran am Geschehen. Durch ihre omnipräsente Angst vor der Entdeckung durch den mafiösen Karpin-Clan, gepaart mit einem Schuss Neugier und dem unvorteilhaften Talent, zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein, stolpert Carolin mitten hinein ins Geschehen – und ins Visier von Kommissar Oliver Tassini.

Dieser Fall hat mich durchweg sehr gut unterhalten, insbesondere durch seine morbide Atmosphäre, einige unvorhergesehene Wendungen und letztendlich durch den Umstand, dass mir die Hintergründe der Taten – wie Carolin selbst auch – über weite Strecken des Buches ein echtes Rätsel geblieben sind. Am Ende bringt Ursula Poznanski gekonnt alle Handlungsstränge zusammen und überrascht mit einer erschütternden, im Nachhinein nachvollziehbaren Auflösung. Die Rahmenhandlung um Carolins Vergangenheit weist am Ende allerdings einige offene Fragen auf – mehr als zu Beginn dieses Buches! Das hat mir persönlich nicht ganz so gut gefallen, denn es hat sich so angefühlt, als sei dieses Buch eigentlich noch gar nicht zu Ende erzählt.

Die zentrale Figur dieser Reihe, Carolin Bauer, gefällt mir inzwischen immer besser. Sie ist von ihren Ängsten und Sorgen getrieben, eine Einzelkämpferin, die sich einem schier unbezwingbar erscheinenden Gegner gegenüber sieht. Sie macht Fehler, mehr als einen, und das lässt sie sehr authentisch und sympathisch erscheinen. Neben dieser Figur verblassen alle weiteren Charaktere zu Randfiguren, auch wenn ich dem ein oder anderen Charakter noch deutlich mehr zugetraut hätte (wie z.B. Tassani).

Alles in allem hat mir Band zwei deutlich besser gefallen als der Auftakt der Reihe, auch wenn er wieder kein echter Thriller, sondern mehr ein Krimi ist. Ich freue mich schon jetzt auf den dritten Band!

FAZIT:
Eine deutliche Steigerung gegenüber Band 1 – düster, überraschend und erschütternd.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.03.2020
Blutgott / Clara Vidalis Bd.7
Etzold, Veit

Blutgott / Clara Vidalis Bd.7


ausgezeichnet

Ein extrem harter Thriller mit Schock-Momenten und überraschenden Wendungen

„Eine Mischung aus Dante William Burroughs Drogenträumen und Hieronymus Bosch, garniert mit Verfall, Blut und Verwesung.“ (S. 339)

Meine Meinung:
„Blutgott“ ist der mittlerweile siebte Fall für Hauptkommissarin Clara Vidalis, Expertin für Pathopsychologie am LKA Berlin. Die Vorgängerbände muss man nicht kennen, aber mehr Spaß macht es sicherlich, wenn man mit den Protagonisten um Carla Vidalis schon vertraut ist. Autor Veit Etzold ist bekannt für seine realistisch geschilderten und extrem harten Thriller, ähnlich wie sein US-amerikanischer Kollege Chris Carter. Dementsprechend ist auch „Blutgott“ nichts für schwache Nerven! Hier fließt das Blut literweise, werden Gewaltexzesse geschildert und die Taten, die Etzold hier seine Charaktere begehen lässt, gehen schon hart ans Aushaltbare, teilweise auch deutlich darüber hinaus. Rasant, actionreich und mit immer wieder überraschenden Twists treibt Etzold seine Story voran, quer durch die Bundesrepublik. Um mit den grausamen Geschehnissen Schritt halten zu können, sind die Ermittler um Clara Vidalis auch dazu gezwungen, ungewöhnliche Mittel zu ergreifen, wobei sich hierbei mehr als einmal die Frage stellt, was moralisch noch vertretbar ist. So entspinnt sich eine Story, die ihre Leser*innen ganz tief in ihren Bann zieht und bis zur letzte Seite zu fesseln weiß. Im Finale war ich dann – ob der sehr schnellen Abfolge der Ereignisse – zunächst ein wenig enttäuscht, bis mich Veit Etzold ein letztes mal so richtig überrascht und etwas ratlos zurückgelassen hat.

Neben dieser wahnsinnig spannenden und aufwühlenden Story hat mir einmal mehr der ungeschönte, direkte Schreibstil des Autors sehr gut gefallen. Es ist immer wieder erstaunlich, über welch breites Wissen Veit Etzold verfügt, sowohl über arrondierende Themen (wie z.B. Peter Kürten, Fritz Haarmann und „Papa Denke“ - diverse reale Serienmörder) als auch über medizinische Themenbereiche sowie interessantes Technik- und Allgemeinwissen (z.B. Datenfrequenzmengen bei Videostreaming / -download), und wie er dabei geschickt Geschehnisse der realen Welt mit einwebt („Momo Challenge“). Meist lässt er hierzu passenderweise seinen Protagonisten „MacDeath“ schwadronieren und dozieren, was sich sehr informativ und unterhaltsam lesen lässt.

FAZIT:
Ein extrem harter und fesselnder Thriller, der unter die Haut geht. Nichts für Zartbesaitete!

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.03.2020
Einfach alles!
Lloyd, Christopher

Einfach alles!


ausgezeichnet

Vom Urknall bis zur heutigen Zeit – Die Geschichte unseres Planeten leicht verständlich und unterhaltsam erklärt

Meine Meinung:
Irgendwann traf Historiker, Pädagoge und Autor Christopher Lloyd folgende Erkenntnis: „Da hatte ich nun einen Hochschulabschluss in Geschichte und war Journalist, konnte aber die einfachsten Fragen zu Dingen, die ich alltäglich sah, nicht beantworten!“ (S. 7) Das war der Geburtsmoment für dieses Buch, in dem Lloyd systematisch die Entwicklung unseres Planeten und unserer Geschichte vom Urknall bis zur heutig Zeit aufzeigt.

In 15 Kapiteln und auf rund 350 Seiten lässt uns der Autor an dieser faszinierenden Geschichte teilhaben. Besonders anschaulich ist dabei die „Zeitleiste der Erdgeschichte“ auf Seite 26, in der er die Erdzeitalter vom Hadaikum (0:00 Uhr) bis zur Historischen Zeit (23.59 bis 24:00 / heute) grafisch übersichtlich und mit prägnanten Informationen hierzu darstellt und die ganze Entwicklung am sehr gut gewählten Zeitbeispiel eines Tages verdeutlicht.

Wer jetzt denkt, dass sie / er ja eigentlich die „ganze Geschichte“ schon kenne, der irrt mit Sicherheit gewaltig, denn in diesem Buch gibt es unglaublich viel „Neues“ zu entdecken und zu bestaunen. Wissen Sie z.B. warum…
…die Welt ohne Pilze ein widerlicher und sehr übelriechender Ort wäre? (S. 37)
…ein wasserdichtes Ei ein tragbarer Tümpel ist? (S. 47)
…die Erfindung des Kochens den Menschen erst ermöglichte, sehr große Gehirne zu entwickeln? (S. 82)

Ich persönlich wusste das alles (und noch einiges mehr) bislang nicht. Ebenso, wie mich viele Fakten wirklich überrascht haben, wie z.B. dass…
… moderne Menschen ca. 4% Neandertaler-DNA haben! (S. 90)
… bis heute die Schrift der alten Indus-Kultur nicht entzifferte werden konnte? (S. 124)
…das südamerikanische Volk der Olmeten (Bitte wer? Genau!) möglicherweise als erste die mathematische „0“ erfunden hat! (S. 181)
… dass der Name Russlands auf die Wikinger zurückgeht! (S. 230)
… dass es eine Zeit gab, in der Spanien und Portugal tatsächlich die ganze Welt zwischen sich aufgeteilt hatten (mit dem Vertrag von Tordesillas)! (S. 257)


Wenn Sie das tatsächlich alles schon wussten oder für nicht wirklich interessant halten, ist dieses Buch vielleicht nicht da Richtige für Sie. Wenn Sie das aber – genau wie ich – total spannend finden, kann ich Ihnen schon jetzt versprechen, dass Sie dieses Buch verschlingen und lieben werden, auch als Erwachsene(r)! All diese unglaublich interessanten Fakten präsentiert der Autor dabei in einer sehr unterhaltsamen und wirklich leicht verständlichen erzählerischen Form. Hinzu kommen sehr viele Illustrationen und Grafiken, wie z.B. eine Übersicht der verschiedenen Hirnareale des Menschen (S. 83), altägyptische Wandmalereien (S. 116), die „Herkunft der Lebensmittel“ (S. 198) oder auch ein Beispiel, wo sich die berühmten Fibonacci-Zahlen selbst in der Natur wiederfinden (S. 212). Hier gibt es wirklich auf jeder Seite etwas Neues zu entdecken!

Selbstverständlich begegnen einem hier auch manch irrwitzige Wesen (wie der Anomalocaris), manche Kuriositäten (wie z.B. die mechanische, verdauende Ente von Jacques de Vaucanson) oder auch deprimierende Fakten, wie z.B. die Massenkreuzigungen bei den Römern, die Geschichte der großen Kriege, von Terrorismus und Umweltverschmutzung. Aber auch all dieses gehört leider zu unserer Geschichte dazu.

Das Buch endet mit dem wenig überraschenden, aber sehr sympathischen Geständnis des Autors, dass er doch nicht alles, worüber er gerne geschrieben hätte, auch wirklich in diesem Buch unterbringen konnte. So startet er dann auch einen Aufruf an seine Leser*innen, ihm Themen- und Personenvorschläge für sein nächstes Buch zu schicken. Ich freue mich auf jeden Fall schon auf sein nächstes Buch!

FAZIT:
Geschichte für Jung und Alt – kompakt, anschaulich und unterhaltsam präsentiert mit vielen wissens- und staunenswerten Fakten und Abbildungen. Einfach klasse!

Bewertung vom 02.03.2020
Tagesschau und Co. - Wie Sender und Redaktionen Nachrichten machen
Welk, Sarah

Tagesschau und Co. - Wie Sender und Redaktionen Nachrichten machen


ausgezeichnet

Geballtes Wissen rund ums Wissen – anschaulich und unterhaltsam präsentiert

Unsere Meinung:
Unsere Gesellschaft hat sich in den letzten Jahrzehnten immer mehr zu einer Wissensgesellschaft weiterentwickelt, während die Informationsflut und die Taktung von Neuigkeiten rasant zugenommen haben. Für viele von uns – und auch mich – sind Nachrichtensendungen noch immer ein wichtiges Element zur Information über das aktuelle Weltgeschehen. Doch wie führt man Kinder an diesen wichtigen und zugleich so sensiblen Bereich heran? Sarah Welk, erfolgreiche Kinderbuchautorin und Nachrichtenredakteurin beim NDR, liefert hier mit „Tagesschau & Co.“ genau das richtige Buch für neugierige und weltoffene junge Leser*innen!

Auf knapp 130 Seiten erklärt die Autorin alles, was man rund um das Thema „Nachrichten“ wissen muss, und das auf eine sehr leicht verständliche und immer wieder unterhaltsame Art und Weise. Los geht es mit der Frage, was Nachrichten eigentlich sind. Neben einer Übersicht und dem Vergleich verschiedener Formate (Tagesschau, heute, RTL aktuell und logo!) beleuchtet Sarah Welk viele einzelne Aspekte, wie beispielweise die Pressefreiheit, wie Nachrichtenagenturen arbeiten (und dass auch diese durchaus Fehler machen!) oder auch das Thema des investigativen Journalismus. Sie erklärt ihren Leser*innen z.B. Twitter und wie die Auswahl von Nachrichten funktionieren und klärt darüber auf, was „Fake News“ sind oder warum Kinder noch nicht wählen gehen dürfen. Kleine, unterhaltsame Rätsel und Infokästen á la „was meinst Du dazu?“ laden dabei zur Interaktion und Reflektion ein.

Durch die sieben Interviews (mit Ingo Zamperoni, Linda Zervakis, Anne Gellinek, Peter Kloeppel, Kai Gniffke, Marietta Slomka und Jennifer Siegal), bei denen auch humorvolle Fragen gestellt werden, erhält man als Leser*in darüber hinaus einen direkten Einblick in die Welt des Nachrichtenjournalismus. Hier erfährt man zum Beispiel, warum Linda Zervakis beinahe mal rückwärtsgehend das Studio hätte verlassen müssen oder warum Marietta Slomka fast mal „Verschwinde, du Mistviech!“ in einer Sendung gesagt hätte.

Sehr schön finde ich zudem, dass Sarah Welk auch die Frage beleuchtet, was man tun kann, wenn einem Nachrichten, die man sieht oder hört, Angst machen. Dazu gibt sie fünf ganz konkrete Tipps für ihre jungen Leserinnen und Leser, z.B. dass man Nachrichten als Kind nicht alleine schauen sollte.

FAZIT:
Ein ganz wunderbares, sehr informatives und unterhaltsames Buch rund um das Thema Nachrichten und Journalismus. Top!

Bewertung vom 02.03.2020
Feuerland
Engman, Pascal

Feuerland


sehr gut

Eine spannende Story mit vielen menschlichen Abgründen

„lieber opfere ich mein Bein als mein Gewissen“ (S. 304)

Meine Meinung:
Stockholm leidet unter ausufernder Kriminalität. Schusswechsel auf offener Straße, Überfälle und Entführungen. Dies ist eine Entwicklung, die auch Vanessa Frank, Kriminalleiterin der Sonderkommission Nova, trotz ihrer Suspendierung nicht loslassen. So ermittelt sie abseits der reglementierten Pfade auf ihre eigene Art – und stößt auf Zusammenhänge, die viel größer und internationaler sind, als bislang alle vermutet haben…

Durch die vielen einzelnen Verbrechen, die sich schon früh im Buch ereignen, nimmt die Geschichte schnell an Fahrt auf und weiß zu fesseln. Teilweise geht es am Schauplatz Stockholm Schlag auf Schlag – und die Behörden liefern dabei kein wirklich gutes Bild ab. Dies war durchweg spannend zu lesen und es gab immer wieder überraschende Momente und brenzlige Situationen. Ein zweiter, paralleler Handlungsstrang führt die Leser immer wieder zwischendurch in die chilenische „Colonia Rhein“, die ehemals von geflohenen Nazis gegründet worden ist. Hier ist die Geschichte zwar sehr atmosphärisch und exotisch, aber über weite Teile des Buches fehlte mir bei diesem Handlungsstrang einfach die Spannung. Hier gab es einiges an Potenzial, das meines Erachtens nicht voll ausgeschöpft worden ist. Erst im letzten Drittel, als beide Handlungsstränge zusammengeführt wurden, kam auch in Chile Spannung auf – bis hin zu einem temporeichen und dramatischen Finale, das auch einem Hollywood-Action-Blockbuster als Vorlage hätte dienen können.

Sehr gut gefallen haben mir an diesem Buch neben den beiden sehr gegensätzlichen Schauplätzen und den tiefen menschlichen (teil verstörenden!) Abgründen, in die uns der Autor blicken lässt, auch die Charaktere, die von klischeehaft überzeichnet bis hin zu kantig-schillernd eine breite Streuung vorweisen können. Besonders überzeugend fand ich dabei die untypische Protagonistin Frank und den zunächst sehr zwielichtigen und geheimnisvollen Nicolas Paredes – und die folgenden Interaktionen zwischen beiden.

FAZIT:
Ein solider Thriller, der mit einem außergewöhnlichen Setting und starken Charakteren überzeugt, in Sachen Spannung in Teilen aber noch steigerungsfähig gewesen wäre.