Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Juti
Wohnort: 
HD

Bewertungen

Insgesamt 708 Bewertungen
Bewertung vom 05.01.2025
Erklär mir, Liebe
Bachmann, Ingeborg

Erklär mir, Liebe


gut

Unspektakuläre Stimme

Die CD mit Gedichten von Ingeborg Bachmann wird von der Autorin selbst vorgetragen. Dabei nervt auf Dauer die leise, leicht weinerliche Stimme ein wenig.

Die Gedicht selbst gefallen mir teilweise gut wie „Scherbenhügel“ und „Das Spiel ist aus“, teilweise gar nicht.

Also scheinen mir 3 Sterne ein gerchtes Urteil, was ich bei Lyrik aber immer schwierig finde.

Bewertung vom 05.01.2025
Burgund
Loo, Bart van

Burgund


ausgezeichnet

Meisterwerk mit falschem Titel

2025 beginne ich mit einem Ziegelstein aus dem Jahr 2019. Es lag noch auf meinem Nachttisch wegen einer ausgefallenen Reise nach Burgund. Doch mit dem heute Frankreich einverleibten Herzogtum um Dijon und Umgebung sowie der Grafschaft um Besancon hat dieses Geschichtswerk wenig zu tun: Es geht um die burgundischen Herrscher Flanderns und der Niederlande.

Das Buch beginnt in der Spätantike, als Chlodwig sich taufen ließ und dem Ausspruch: v„Gallien ist ein eiskaltes Bad wert“, was später Heinrich IV. in „Paris ist eine Messe wert“ umtaufte (33f). Chlodwig half der Kirche sehr, den nebeneinander bestanden unterschiedliche christliche Lehren, die die anderen als Irrlehren betrachtete (37).

Das alles ist nur Vorbemerkung. Los gehts 1302 als der Löwe von Flandern eine wichtige Schlacht gegen die Franzosen gewann. Auf S.269 beginnt ein Exkurs mit den Einwohnerzahlen der Städte Flanderns. Sie hatte 30 bis 50.000 Einwohner.

Auch das Herzogtum Geldern kommt nicht zu kurz: 1388 schrieb er auf Papier, nicht Pergament, dem französischen König Karl VI. und forderte ihm zum Duell heraus. Richard II. bezeichnete er als König von England und Frankreich (166). Warum Karl den Provinzfürsten angriff, ist dennoch nicht klar: „Man lässt getrost einen Adler entkommen, um eine Gans zu fangen.“ (168)
Karl der Kühne lebte nach dem Motto: „ Ich werde lieber gehasst als verachtet.“(453) Im Jahr 1472 eroberte er das Herzogtum Geldern, weil Sohn Adolf seinen Vater Arnold von Egmond gefangen nahm und der Papst mit Karl einen Schiedsrichter entsandte, der gleich das ganze Land eroberte. (456) An Neuss ist der Tollkühne dann später gescheitert.

Die Nichte Philipp des Guten Elisabeth von Burgund heiratete übrigens ihren Cousin Johann von Kleve. Der Kindermacher soll 6 eheliche und 63 uneheliche Kinder gezeugt haben. (382)
Philipp schrieb ein Buch Cent nouvelles nouvelles mit erotischen Kurzgeschichten ähnlich dem Decamerone, das den Schriftseller Jan Doesborch zum Werk „Der Betrug der Frauen“ inspirierte (409). Maler stachelten mit 4 Bilder im Brüsseler Rathaus die alte Hauptstadt Löwen an (424), heute Kopien im historischen Museum Bern.


Neben der Geschichte kann das Buch auch als Reiseführer gelesen werden. In Cluny gab es ein prachtvolles Benediktinerkloster, in Citeaux wurde 1098 das erste Zisterzienserkloster gegründet.
Im Dorf Leulinghen verlief die Grenze zwischen England und Frankreich mitten durch die Pfarrkirche. Eine Tür war englisch, eine französisch. (181)

In Chapmol kann man noch den Mosesbrunnen bestaunen, in Dijon des Musee des Beaux-Arts mit mittelalterlicher Kunst (189), in Lille das Hospice Cióntesse (283), im Anwesen von Hesdin hat Margarete Philipp den Kühnen geheiratet, ein Märchenhochzeit (303), in Mechelen im Stadtpalast wurde auch ein Museum eröffnet, ebenso in der königlichen Bibliothek in Brüssel. Sehenswert ist auch der Marktbrunnen in Olen in der Provinz Antwerpen (572)
Historisch wichtig ist Brücke von Monterrau, wo Johann Ohnefurcht in einem Hinterhalt mit dem französischem König ermordet wurde. Im alten Herzogtum Burgund sieht man heute noch das Hotel-Dieu von Beaune, das schönste Krankenhaus Westeuropas. (375)
Im Museum der Schönen Künste in Antwerpen hängt das Bild Madonna von Melun für das die Mätresse Agnes Sorel Modell gestanden hat.

Ein umfangreiches Buch, das 5 Sterne verdient hat.

Zitate:
Fruchtbare Mutter, sei gegrüßt!
Deine Brüste, voll und glatt,
wölben noch ohne Scham dein Kleid;
zeigst voller stolzer Heiterkeit
dein Leib, der Burgund geboren hat.
(Liliane Wouters: Mere Flandre 74)

Die Gojim halten es für gut, auf den Märkten und Plätzen der Stadt und in allen Winkeln ihrer Häuser Prostituierte zu platzieren, als wollten sie sich dadurch vor einer schweren Sünde bewahren, nämlich vor einem Verhältnis mit einer verheirateten Frau. (Rabbi Judah Mintz aus Brügge,86)

Auf Bitten von Johannes XXII. verfasste der Franziskaner Alvarus Pelagrus 1330 ein Traktat, in dem er die einhundertzwei (!) Unzulänglichkeiten der Frau aufzählte. (281)

In allem habe ich Ruhe gesucht und nicht gefunden, außer in einem Winkel mit einem Buch. Thomas von Kempen (378)
Vor der Erfindung des Buchdrucks wäre die Reformation eine bloße kleine Spaltung, eine Irrlehre ohne nachhaltige Folgen geblieben; die Buchdruckerei hingegen macht sie zur Revolution. (Victor Hugo 480)

Bewertung vom 27.12.2024
Wir sehen uns im August
García Márquez, Gabriel

Wir sehen uns im August


ausgezeichnet

unterhaltsame Novelle

Dieses Bändchen kannst du an einem Tag lesen und du hast an einem Tag Vergnügen. Denn unsere Hauptperson Ana (den Rest des Namens habe ich vergessen) vergnügt sich auch.

Eigentlich will sie auf einer namenlosen Insel am Todestag der Mutter nur das Grab ihrer Mutter besuchen, doch während der Reise lernt sie jedes Jahr einen neuen Mann kennen und das obwohl sie sonst eine treue Seele ist.

Wer nicht den Anspruch hat, ein Meisterwerk eines Nobelträgers zu lesen, der wird gut bedient und von mir gibt es deswegen seit langem endlich wieder 5 Sterne.


Zitat: Nachdem sie sich abgetrocknet hatte, griff sie prüfend nach ihren Brüsten, die trotz der beiden Geburten rund und hoheitsvoll waren. (13)

Bewertung vom 26.12.2024
Die Täuschung
Lohse, Eckart

Die Täuschung


sehr gut

Die Schlafwandlerin

Nach dem Erscheinen von Merkels Buch – das nur eine Rechtfertigung ihrer Politik sein soll – musste ich mir die Zeit nehmen, einen kritischen Journalisten auf die Merkel-Jahre schauen zu lassen.

Da er viele Zeitgenossen der Kanzlerin befragt hat, liegt ein Werk mit Hand und Fuß vor. Der Autor legt anlässlich Merkels Rede zur Deutschen Einheit nahe, dass ihre ostdeutsche Herkunft eine viel größere Rolle in ihrer Politik spielte als bisher angenommen wurde.

Sie wollte auf keinen Fall scheitern und hat daher als Kanzlerin nichts riskiert. Da Wirtschaftspolitik nicht ihr Steckenpferd ist, war die schwarze Null ihr einziges Mantra. Dass dabei die Infrastruktur marode wurde und die Deutsche Bahn nur noch dem eigenen Fahrplan hinterherfährt, wurde billigend in Kauf genommen.

In der Energiepolitik hätte die Physikerin die Atomenergie eigentlich für sicher gehalten. Gegen den Willen der Bevölkerung wollte sie diese aber nicht durchsetzen. Und als Energieeinspeisungsgesetz zu teuer wurde, brach die Politik den Aufbau erneuerbarer Energie ab.

Dank ihrer Russisch-Kenntnisse hatte sie eine besondere Beziehung zu Putin, doch die Bitte der Amerikaner spätestens nach der Besetzung der Krim 2014 mehr Geld für Verteidigung auszugeben, wurde nicht erfüllt.

Das größte Problem hinterlässt Merkel jedoch in der Frage der Migration. Aus humanitären Gründen hätte Deutschland 2015 zwar syrische Flüchtlinge aufnehmen können, doch vermied später diese Route zu schließen. Dass jetzt mit der AfD eine rechtsextreme Partei im Bundestag sitzt, ist unmittelbare Folge dieser Politik.


Ein äußerst interessantes Buch. Leider scheint jedes Kapitel für sich geschrieben worden zu sein, so dass wir mehrfach Dinge wiederholen, beispielsweise, dass Volker Kauder jahrelang die Unions­fraktion führte bevor er vom Merkel-Kritiker Brinkhaus abgelöst wurde. Deswegen nur 4 Sterne.

Bewertung vom 23.12.2024
Drehbuch der Täuschung / Die drei Fragezeichen Bd.229 (Audio-CD)

Drehbuch der Täuschung / Die drei Fragezeichen Bd.229 (Audio-CD)


gut

Wer sich von diesem spannenden Hörspiel getäuscht fühlt, der ist selbst hineingefallen.

Bewertung vom 22.12.2024
Bobo & Hasi warten auf Weihnachten
Böhlke, Dorothée

Bobo & Hasi warten auf Weihnachten


sehr gut

Die meisten warten in diesen Tagen auf Weihnachten, nur wenige auf eine Bewertung.

Bewertung vom 21.12.2024
22 Bahnen
Wahl, Caroline

22 Bahnen


sehr gut

positive Überraschung

Als Schwimmer und Mathematiker musste ich dieses Buch lieben. Gut, ich habe keine alkoholsüchtige Mutter und keine kleine Schwester, doch das freundliche Miteinander fand ich ansteckend. Mich überzeugte auch, dass lange in der Schwebe gehalten wird, ob Tilda nun nach Berlin geht.

Der mehrfach vorkommende Kochkäse spricht für die Handlung im Odenwald, ist aber letztlich unwichtig.

Die Dialog im Theaterstil haben mich auch gestört und deswegen ziehe ich einen Stern ab, aber immer noch verdiente 4 Sterne.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.12.2024
Findet mich
Wirth, Doris

Findet mich


gut

Manchmal schreibst du einen Kommentar. Dann verschwindet er und dann rufst du: "Findet mich!"

Bewertung vom 18.12.2024
Die Projektoren
Meyer, Clemens

Die Projektoren


schlecht

Großes Werk, das mich nicht fesselt

Wenn ein Buch zum Ziegelstein wird, dann muss jede Seite fesseln. Clemens Meyer lässt aber keine Umweg aus, so dass ich bis heute nicht weiß, worum es eigentlich geht.

Nazis auf dem Balkan scheint ein Thema zu sein. Dazu der schöne Witz auf S.53: „Hitler besucht eine Irrenanstalt, schreitet die Reihe der Insassen ab. Jeder Patient schreit: ‚Heil Hitler!‘ Nur am Ende der Reihe steht einer ganz still. Hitler: ‚Warum grüßen Sie nicht?‘ Der Mann: ‚Ich bin der Wärter, ich bin nicht verrückt.‘“

Ein anders Thema ist wohl die Verfilmung von Winnetou. Dafür gibt es unendliche genaue geografische Bezeichnungen.

Nach 164 Seiten habe ich die Segel gestreckt. Ich hoffe, die Weihnachtszeit bringt mir bessere Literatur. Für abgebrochene Bücher: nur 1 Stern

Bewertung vom 02.12.2024
Hasenprosa
Kames, Maren

Hasenprosa


schlecht

wie gemalt fürs 49 Euro Ticket

Selten hat es ein Buch gegeben, das besser zum Deutschland-Ticket passt, wie dieses. Erheiternd in düsteren Zeiten mit Witz und Humor und schönen Fotos, vielen Fotos.

Leider hat dieses Buch keinen roten Faden und bis Seite125 – wie die FAZ – will ich nicht warten. Heute ist in Heidelberg ein grauer Tag und da will ich Winterliteratur lesen, spannend und fesselnd.


Mein Einstieg in die Shortlist des Deutschen Buchpreises beginnt leider mit einer Niete, da war „Seinetwegen“ von der Longlist besser. Dank dem Ticket und den Fotos bis S.98 durchgehalten, aber eben nicht zu Ende gelesen. Also nur 1 Stern