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carola1475

Bewertungen

Insgesamt 180 Bewertungen
Bewertung vom 09.09.2024
Bis in alle Endlichkeit
Kestrel, James

Bis in alle Endlichkeit


ausgezeichnet

Sehr spannend, düster, komplex und überraschend

Das düstere Cover mit dem auffällig in Rot dargestellten Titel passt zum Buch. Sehr gut gefällt mir, dass der Einband direkt bedruckt wurde und ein Schutzumschlag sich so erübrigt.

Privatdetektiv Lee Crowe findet früh am Morgen vor einem Hochhaus in einer heruntergekommenen Gegend San Franciscos eine tote junge Frau auf dem Autodach einer Luxuslimousine. Er macht Fotos, um sie an die Medien zu verkaufen. Er lässt keine Gelegenheit aus, Geld zu verdienen, obwohl er gerade einen großen Auftrag beendet, der sich über Wochen erstreckt hat. Seine Methoden hierbei zeichnen das Bild eines professionellen und cleveren Ermittlers, der hartnäckig und ohne Skrupel sein Ziel verfolgt.
Sein nächster Auftrag kommt von der Mutter der toten jungen Frau. Sie kann nicht glauben, dass ihre Tochter Selbstmord begangen hat, wie die Polizei schnell schlussfolgert. Lee nimmt Ermittlungen auf, die sich zuerst mühsam gestalten, viele Fragen aufwerfen und allmählich Unglaubliches zu Tage fördern.

James Kestrel schreibt bildhaft und fesselnd, schafft eine düstere Atmosphäre um Lees Ermittlungen, vermittelt aber auch die Schönheit der Küstenlandschaft nördlich von San Francisco. Erzählt wird aus Lees Ich-Perspektive, die Figurenzeichnung ist gelungen und wird immer komplexer, auch durch die Thematisierung seiner persönlichen und beruflichen Niederlagen in der Vergangenheit. Der gelegentliche schwarze Humor seiner Gedanken lockert die beklemmende Geschichte etwas auf und trotz seiner Abgebrühtheit kann er noch schockiert werden, wie sich im Lauf der Geschichte herausstellt.
Andere Charaktere, hauptsächlich die Reichen und Mächtigen, entsprechen ihren Klischees, sind aber durchaus glaubwürdig.
Die wissenschaftlichen Aspekte des Thrillers fand ich unvollständig erklärt, da blieben bei mir Fragen offen. Trotzdem habe ich diese durchgehend spannende Geschichte, die noch vor dem Bestseller „Fünf Winter“ entstanden ist, gern gelesen und wurde gut unterhalten. Ich vergebe 4,5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 03.09.2024
Das Smartphone
Meller, Marc

Das Smartphone


gut

Mehr als ein Gedankenspiel?

Paulas Leben gerät aus den Fugen, als sie ihr altes Handy beim Kauf eines 'neuen' Gebrauchten in Zahlung gibt und der Händler darauf eine Spyware entdeckt. Am nächsten Tag ist der Mann tot. Paula wird von der Polizei verdächtigt und wird mit unerwarteten Entwicklungen konfrontiert.

Die Charaktere werden gut beschrieben und sind glaubhaft, wobei einer der Protagonisten es dem Leser nicht leicht macht, seine Zuverlässigkeit einzuschätzen. Die Handlung beginnt spannend und fesselnd und entwickelt ein hohes Tempo. Man merkt dem Autor seine Erfahrung als Drehbuchschreiber an, ich konnte mir alle Szenen bildhaft vorstellen. Marc Mellers Schreibstil ist angenehm und flüssig zu lesen.

Die Geschichte ist komplex und hat mich mit vielen wissenschaftlichen und technischen Details überrascht, die ausführlich und auch wiederholt geschildert werden, wodurch die Spannung immer wieder ausgebremst wird. Dennoch fand ich die Gefahren von Künstlicher Intelligenz, die epigenetische Daten verarbeitet, von Konzernen missbraucht werden und so auch für die Gesellschaft ungeahnte Konsequenzen haben könnte, gut recherchiert, sehr interessant und auch erschreckend.

Die Handlung wird für mich durch zu viele Zufälle voran getrieben, es gibt meiner Meinung nach unnötige Nebenstränge und manchmal konnte ich das Vorgehen der Protagonistin Paula nicht nachvollziehen.
Das Cover in schwarz und rot mit einer türkis dargestellten Frequenz ist ein Hingucker, wobei ich den Untertitel für irreführend halte. Trotzdem hat mich 'Das Smartphone' gut unterhalten und ich habe das Buch gern gelesen.
Ich vergebe 3,5 Sterne.

Bewertung vom 21.08.2024
Scandor
Poznanski, Ursula

Scandor


ausgezeichnet

Was kostet Dich die Wahrheit?

Ursula Poznanskis neues Buch beeindruckt schon mit dem auch haptisch außergewöhnlichen Cover, genau so kann ich mir Scandor vorstellen, den innovativen unfehlbaren Lügendetektor.

Philipp und Tessa gehören zu den Teilnehmern an einem Wettbewerb, bei dem Scandor getestet werden soll. 100 Kandidaten stellen sich der Herausforderung, jederzeit unbedingt ehrlich zu sein, dem Gewinner winkt ein Preisgeld von 5 Millionen Euro. Wer ausscheidet, muss sich seiner größten Angst stellen.

Die beiden jungen Leute lerne ich bereits beim Bewerbungsgespräch kennen, sie sind authentisch gezeichnete liebenswerte Protagonisten, aus deren jeweiligen Sicht erzählt wird und denen ich gespannt durch den Wettbewerb folge. Die kleinste unbedacht ausgesprochene Unwahrheit führt zum Ausscheiden und es wird schnell deutlich, wie anstrengend jede Begegnung mit anderen Menschen wird, wenn auf jedes geäußerte Wort geachtet werden muss.
Die Figurenzeichnung ist glaubhaft, alle wichtigen Charaktere wecken bei mir Interesse und Gefühle, der Schreibstil ist angenehm zu lesen und 'Scandor' fesselt von Anfang bis Ende. Selbst die Struktur der Geschichte trägt zur Spannung bei, denn jedes Kapitel beginnt mit der Anzahl der noch vorhandenen Kandidaten und es werden auch Momente des Ausscheidens mancher Teilnehmer beschrieben.

Es gibt Begegnungen im Wettbewerb, die Protagonisten wie Leser gleichermaßen verblüffen und Fragen aufwerfen und die Auflösung am Ende hat mich wirklich überrascht. Ursula Poznanski ist ein packendes spannendes Buch gelungen, das Jugendlichen wie Erwachsenen gefallen wird.

Bewertung vom 17.08.2024
All das Böse, das wir tun
Dazieri, Sandrone

All das Böse, das wir tun


sehr gut

Spannend und komplex

Die junge Amala wird am Tor ihres Elternhauses entführt, es gibt keine Lösegeldforderung, keine Kontaktaufnahme des Entführers, keine Ermittlungsergebnisse. Ihre Tante Francesca, eine Anwältin, geht Prozesse durch, an denen sie beteiligt war und stößt auf den Fall des 'Persers', den sie vor 30 Jahren erfolglos verteidigt hat. Der Mann soll mehrere Mädchen entführt und getötet haben, starb im Gefängnis und war wahrscheinlich unschuldig. Ist der wirkliche 'Perser' zurück? Francesca beginnt zu ermitteln und bekommt bei ihrer Suche nach Amala bald Hilfe von dem undurchsichtigen Gerry aus Israel.

Auf einer zweiten Zeitebene, 30 Jahre früher, ist die Protagonistin Itala Corruso mit dem Fall des vermutlichen Serienmörders junger Mädchen beschäftigt, der 'der Perser' genannt wird. Itala, ihre Kollegen, eigentlich ihr gesamtes Umfeld sind korrupt, die beschriebenen Ereignisse und die derbe Sprache fand ich ziemlich abstoßend. Das Wissen um die Vergangenheit ist jedoch notwendig, um die Entwicklung in der Gegenwart zu verstehen.
Der immer deutlich gekennzeichnete Wechsel zwischen den Zeitebenen, verschiedene Perspektiven und Cliffhanger an den Kapitelenden tragen zur Spannung bei und erfordern auch Konzentration beim Lesen.

'All das Böse, das wir tun' überzeugt mit einer komplexen Handlung, wobei besonders die Szenen aus Amalas Gefangenschaft erschrecken und berühren. Die Figurenzeichnung lässt die Charaktere lebendig werden, außergewöhnlich ist Gerry mit seinen geistigen Fähigkeiten und anderen Besonderheiten, ein äußerst interessanter Protagonist.
Sandrone Dazieris Schreibstil ist bildhaft und angenehm zu lesen, gelegentlich empfand ich Beschreibungen jedoch als zu ausführlich und detailliert. Insgesamt hat mich der durchgehend spannende Thriller mit dem düsteren in Schwarz und Rot gehaltenen passenden Cover gut unterhalten, mir aber nicht so gefallen wie die Trilogie um Dante Torre und Colomba Caselli.

Bewertung vom 13.08.2024
Freunderlwirtschaft
Hartlieb, Petra

Freunderlwirtschaft


ausgezeichnet

Vetternwirtschaft und Korruption als Basis des Erfolgs

Das schlichte und doch durch die Farbgebung auffallende Cover des Buchs passt sehr gut zum Thema. Es geht um junge, erfolgreiche, konservative österreichische Politiker, die eloquent und dynamisch auftreten und vordergründig stets zum Wohle des Landes handeln.
Der Tod von Landwirtschafts- und Tourismusminister Max Langwieser unter ungeklärten Umständen zieht Ermittlungen der Wiener Mordkommission nach sich unter der Leitung von Alma Oberkofler. Schon im Prolog lerne ich die Kommissarin kennen, sie hat sich nach einem traumatischen Erlebnis in der Kindheit entschlossen, Polizistin zu werden und hat die Stelle in Wien erst vor wenigen Tagen angetreten. Gern verfolge ich ihre Ermittlungen, die von Vorgesetzten und Politikern immer mehr erschwert werden und nur langsam zu Erkenntnissen führen. Alma ist sympathisch und engagiert und durch Rückblenden in ihre Vergangenheit vervollständigt sich mein Bild von der Protagonistin.
Eine zweite Erzählperspektive kommt durch Jessica hinzu, die Verlobte und Lebensgefährtin des toten Ministers. Sie ist aus Wien geflohen und es bleibt zunächst unklar, ob und was sie mit Max' Tod zu tun hat. Ihre gedanklichen Rückblenden erhellen immer mehr, was in den Tagen vor dem Ereignis passiert ist und auch die politische Entwicklung ihres Verlobten seit der Jugend.

Petra Hartliebs Schreibstil ist lebendig, bildhaft und zeichnet sich durch feinen Humor aus. Ihre Figurenzeichnung ist einfühlsam und glaubhaft und sorgt bei mir für Mitgefühl, ein Schmunzeln oder Wut, je nach dem. Auch die Entwicklung der Protagonistinnen überzeugt. Mit der Figur der nachbarschaftlichen Buchhändlerin scheint die Autorin sich selbst augenzwinkernd in die Geschichte geschrieben zu haben, das gefällt mir.

'Freunderlwirtschaft' ist ein ruhiger Krimi, dennoch spannend, da lange unklar bleibt, wie es zu Max' Tod kam und der Leser außerdem einen Einblick in die fiktiven, dennoch möglichen, politischen Gegebenheiten bekommt.

Die Autorin zeichnet eindringlich das Porträt moderner Politiker, die über ein weit gespanntes Netzwerk verfügen und die vor kaum etwas zurückschrecken, um sich Vorteile zu verschaffen, persönliche und auf parteipolitischer Ebene.

Trotz eventueller österreichischer Besonderheiten ist die dargestellte 'Freunderlwirtschaft' sicher nicht auf unser Nachbarland beschränkt, Vetternwirtschaft, Filz oder Klüngel gibt es überall.

Bewertung vom 04.08.2024
Tode, die wir sterben / Svea Karhuu & Jon Nordh Bd.1
Voosen, Roman;Danielsson, Kerstin Signe

Tode, die wir sterben / Svea Karhuu & Jon Nordh Bd.1


ausgezeichnet

Gelungener, spannender Auftakt einer neuen Serie

Der seit wenigen Monaten verwitwete Kommissar Jon Nordh und die junge Svea Karhuu, die nach einem misslungenen Einsatz als verdeckte Ermittlerin von Stockholm nach Malmö versetzt wird, sollen als neu gegründetes Sonderteam den Tod eines 13jährigen Jungen aufklären, der bei einer Schießerei im Gangmilieu zum Opfer wurde.
Die beiden interessanten Protagonisten werden detailliert eingeführt, sie sind glaubhafte authentische Charaktere mit Ecken und Kanten. Ihnen bleibt kaum Zeit, sich besser kennen zu lernen, trotzdem müssen sie sich aufeinander verlassen und sich vertrauen. Ich begleite sie gern bei ihren spannenden Ermittlungen, die zu komplexen und auch unerwarteten Erkenntnissen führen. Die Autoren binden dabei aktuelle politische und gesellschaftliche Probleme in die Handlung ein, mit denen nicht nur Schweden konfrontiert ist.

Das Verhältnis zwischen Privatem und Beruflichem ist für mich gelungen, der trauernde Jon ist als alleinerziehender Vater von zwei kleinen Kindern überfordert und er hat unbeantwortete Fragen zum Tod seiner Frau. Auch die toughe Svea muss sich mit ihrer Vergangenheit und ihrer ungewissen Zukunft auseinandersetzen. Beider Gefühle sind glaubhaft ausgearbeitet und nachvollziehbar. Auch andere Figuren, die in der Geschichte eine Rolle spielen, finde ich überzeugend charakterisiert.

Erzählt wird abwechslungsreich aus personaler Perspektive Jons oder Sveas, und es gibt eine dritte Erzählstimme, die zunächst rätselhaft bleibt.
Der Schreibstil der Autoren ist bildhaft, lebendig und sprachgewandt und ist sehr angenehm zu lesen. Der vielschichtige Krimi-Fall wird abgeschlossen, aber es bleiben Fragen zu Jon und Svea offen, so dass ich mich auch deshalb auf den für den Sommer 2025 angekündigten zweiten Band der neuen Serie freue.

Bewertung vom 29.07.2024
Pi mal Daumen
Bronsky, Alina

Pi mal Daumen


sehr gut

Mathematik macht keine Unterschiede

In Alina Bronskys neuem Roman mit dem gelungenen augenzwinkernden Cover geht es um die ungewöhnliche Freundschaft zwischen der 53jährigen Moni, familiär sehr eingespannt, mit mehreren Enkeln und Nebenjobs, und dem 16jährigen Oscar, einem talentierten, ich-bezogenen Überflieger ohne soziale Kompetenz und mit autistischen Zügen.
Die Beiden lernen sich als unerfahrene und verwirrte Erstsemester beim Mathematikstudium kennen und Oscar, aus dessen nüchterner Ich-Perspektive erzählt wird, hilft Moni anfangs gönnerhaft, sich im Universitätsleben zurecht zu finden.

Die warmherzige, immer hilfsbereite Moni und der nie um mathematische Tipps und Empfehlungen zur besseren Strukturierung des Alltags verlegene Oscar profitieren voneinander und Oscar ist zunehmend fasziniert von Moni und ihrem Hintergrund. Beide Charaktere entwickeln sich und es macht Spaß, sie im Privatleben und beim Studium zu erleben. Die liebenswerte Moni habe ich schnell ins Herz geschlossen.

Alina Bronskys Schreibstil ist angenehm und leicht zu lesen, die Geschichte ist durch Oscars einerseits weltfremde und andererseits sachliche Erzählweise sehr humorvoll und unterhaltsam. Monis und Oscars Figurenzeichnung ist gelungen, während ich Nebenfiguren überspitzt dargestellt finde.
Mir gefällt, welche Rolle die Mathematik als Wissenschaft in der Geschichte spielt. Die Autorin weiß das Wesen der Mathematik gut zu vermitteln und auch wenn ich mit mathematischen Details manchmal nicht viel anzufangen wusste, hat das mein Lesevergnügen keineswegs beeinträchtigt. Diese Geschichte um die Freundschaft zweier Außenseiter hat mir gut gefallen und ich spreche gern eine Leseempfehlung aus.

Bewertung vom 10.07.2024
Der Bademeister ohne Himmel
Pellini, Petra

Der Bademeister ohne Himmel


ausgezeichnet

Von schwierigen Themen mit Humor und Feingefühl erzählt

Das Cover sieht nach unbeschwertem Freibadvergnügen aus und tatsächlich war der Protagonist Hubert jahrzehntelang Bademeister, aber nun ist er 86 Jahre alt und dement. An drei Nachmittagen in der Woche kümmert sich die 15jährige Linda um ihn, um die polnische Pflegerin Ewa zu entlasten.
Linda denkt oft darüber nach, vor ein Auto zu laufen, aber ihr Freund Kevin und Hubert halten sie bisher davon ab. Sie vergleicht ihre Situation mit Huberts, beide hängen in der Luft, sind überfordert und die Zukunft ist ungewiss. Sie ist Hubert gegenüber unverkrampft und sehr empathisch, ist selbst jedoch einsam, unverstanden und allein gelassen, besonders von ihrer Mutter.
Linda erzählt durchaus unterhaltsam von der Beschäftigung mit Hubert, ihren einfallsreichen Bemühungen und seinen (auch ausbleibenden) Reaktionen, von der sehr zugewandten Ewa, von ihrer Mutter und von Kevin, der permanent daran zu verzweifeln droht, dass die Menschheit an dem Ast sägt, auf dem sie sitzt. Sie lässt an ihren Gedanken teilhaben und ich fühlte mich ihr schnell nah.

Petra Pellinis Schreibstil ist trotz der ernsten Themen Demenz und Depressionen oft humorvoll. Bildhaft, realitätsnah und einfühlsam beschreibt sie den dementen Hubert, man merkt der Autorin ihre Erfahrung in der Pflege demenzkranker Menschen an. Die Figurenzeichnung der Pflegekraft Ewa ist komplex, glaubhaft und authentisch und auch die Herausforderungen, mit denen sich Angehörige konfrontiert sehen, kommen zur Sprache. Lindas Zweifel und Unsicherheit sind in den ersten Zweidritteln der Geschichte gut dargestellt, später empfinde ich ihre Gedanken als zu erwachsen, nicht mehr ihrem Alter entsprechend. Dennoch hat mir das Buch gut gefallen, 'Der Bademeister ohne Himmel' hat mich berührt, unterhalten und nachdenklich gemacht. Ich kann das Buch ohne Einschränkung empfehlen, denn jeder kann irgendwann auf Hilfe angewiesen sein und sich glücklich schätzen, wenn dann Menschen wie Linda und Ewa da sind.
Ich vergebe 4,5 Sterne.

Bewertung vom 06.07.2024
Richter sterben besser / Siggi Buckmann Bd.3
Schleif, Thorsten

Richter sterben besser / Siggi Buckmann Bd.3


sehr gut

Kurzweilig und unterhaltsam

Mit Freundin Robin aus dem Urlaub auf Mallorca zurückgekehrt, sieht sich Richter Siggi Buckmann mit zwei Anschlägen auf sein Leben konfrontiert, die vom befreundeten Kommissar Hiller jedoch für Zufälle gehalten werden. Aber Siggi Buckmann hat es sich in der Vergangenheit mit mehr als einem Widersacher verscherzt und so schmiedet er einen Plan.

Titel und Cover des dritten Bands haben einen hohen Wiedererkennungswert und lassen schon auf den ersten Blick schmunzeln. Es tauchen Figuren aus den Vorgängerbänden auf und auch auf vergangene Ereignisse wird Bezug genommen, so dass es hilfreich ist und sicher auch mehr Spaß macht, wenn 'Richter morden besser' und 'Richter jagen besser' bereits bekannt sind. Humorvoll geht Thorsten Schleif, selbst Richter und demzufolge mit dem deutschen Justizsystems vertraut, auf die schleppende Digitalisierung der Behörden ein und spart nicht an Seitenhieben auf Klüngelversuche zwischen den am jeweiligen Verfahren beteiligten Parteien oder den Arbeitseifer von Kollegen.
Mitunter sehr kurze Kapitel und häufige Perspektivwechsel sorgen für ein hohes Tempo der Geschichte und tragen zur Spannung bei. Siggi Buckmann tritt in seinen Kapiteln als Ich-Erzähler auf, während es ansonsten eine personale Erzählstimme gibt. Auch in diesem Band fehlen die amüsanten Gespräche mit Siggis Kater Grisu nicht.
Dank des lockeren, angenehmen Schreibstils war das Buch viel zu schnell gelesen und nun heißt es warten auf den nächsten Band um den sympathischen und gewieften Richter.

Bewertung vom 26.06.2024
In den Farben des Dunkels
Whitaker, Chris

In den Farben des Dunkels


ausgezeichnet

Ergreifende Geschichte über Freundschaft, Liebe und Verlust

Der 13jährigen Joseph 'Patch' Macauley, von Geburt an mit nur einem Auge und deshalb meist mit einer Augenklappe unterwegs, und die gleichaltrige Saint Brown, eine begeisterte Imkerin, die bei ihrer Großmutter lebt, sind Außenseiter in ihrer provinziellen Kleinstadt und beste Freunde. Als Patch entführt und nach fast einem Jahr in Gefangenschaft von Saint gefunden und befreit wird, haben sich beide verändert und sind zu anderen Menschen geworden. Patch und Saint sind von nun an jeder auf seine Weise mehr als 25 Jahre damit beschäftigt, Josephs Mitgefangene Grace zu finden und das Verbrechen aufzuklären.

Chris Whitaker gelingt nicht nur eine ergreifende Geschichte über Freundschaft, Verlust und die Verarbeitung eines Traumas, auch das Leben in der Kleinstadt im Mittleren Westen der USA schildert er lebensnah und glaubhaft. Die gelegentliche Erwähnung politischer und gesellschaftlicher Ereignisse ab Mitte der 70er Jahre, die Landschaftsbeschreibung und Josephs Reisen durch das Land haben mich ebenso mitgenommen. Alle Charaktere bis hin zu Nebenfiguren sind komplex und authentisch ausgearbeitet und konnten mich berühren. Rückblenden in die Kindheit der Protagonisten vervollständigen die Figurenzeichnung und sind oft auch humorvoll.
Abwechselnd begleite ich Patch und Saint durch ihr Leben, das entschlossen auf die hoffnungslos erscheinende Suche nach Grace ausgerichtet ist und fühle beider Sehnsucht, den Schmerz und das Entsetzen, die vielen Enttäuschungen mit ihnen.

Chris Whitaker schreibt bildhaft, wortgewandt, emotional, eindringlich und einfühlsam. 'In den Farben des Dunkels' ist eher figuren- als handlungsgetrieben, die Entwicklung der Charaktere ist mindestens so spannend wie die Aufklärung des Verbrechens, das Patchs und Saints Leben so grundlegend verändert.
Dieser genreübergreifende Roman mit seinen vielfältigen Themen hat mich bewegt und wird mir in Erinnerung bleiben, das Buch ist ein ganz besonderes Leseerlebnis.