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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Rebecca1120
Wohnort: 
Oranienburg
Über mich: 
bin eine absolute Leseratte; besonders gerne lese ich Krimis, Thriller und historische Romane

Bewertungen

Insgesamt 931 Bewertungen
Bewertung vom 16.03.2025
Die Brandung - Moorengel
Kliewe, Karen

Die Brandung - Moorengel


sehr gut

Der Sommer hat es in sich, Trockenheit überall und Mensch wie Tier leidet unter der brütenden Hitze. Doch das darf die Ermittler der Polizeidienststelle Norgaard, einer Nebenstelle der Flensburger und dicht an der dänischen Grenze gelegen, nicht davon abhalten ihren Job zu machen. Der Auslöser ihres neuen Falls ist eine Dose mit einem Teilfinger, den Fria Svensson anonym mit der Post erhält. Sie übergibt die Dose an die Polizei, die auch bald den anonymen Absender ermitteln kann. Als die Polizei dann den Fundort näher untersucht, entdecken sie ein Horrorszenario. Sechs Leichen werden aus dem Thorsberger Moorsee geborgen. Als wäre das nicht genug, wird auch noch ein 6jähriges Mädchen als vermisst gemeldet.
Ja, ich habe es als atemberaubend empfunden, was auf Hauptkommissar Ohlsen und sein Team alles auf einmal hereinstürzt. Anfangs fand ich Ohlsens Anweisungen an seine Kollegen noch sehr strukturiert und lösungsorientiert. Doch mit zunehmenden Ermittlungen und trotz der zusätzlichen Unterstützung durch zwei Kollegen aus Flensburg merkt man, seine Verzweiflung und Ohnmacht, weil sich zwischen den Toten keine Verbindungen ermitteln lassen. Außerdem lässt Ohlsen Tilda, das verschwundene kleine Mädchen, keine Ruhe. Ich fand die Einblicke, die der Leser in Tildas Pein erhält, unter die Haut gehend. Tildas Selbstvorwürfe alles falsch gemacht zu haben, den Anforderungen der überforderten Mutter nicht gerecht zu werden, haben mich richtig traurig gemacht. Sie kann das alles nicht begreifen und versucht auf ihre kindliche Art damit umzugehen.
Fria, die ihre Polizeiausbildung abgebrochen hat und nun als Archäologin und Leiterin des rerup Museums in Dänemark arbeitet, mochte ich sehr. So ganz kann sie ihre genetischen Anlagen was Polizeiarbeit betrifft nicht abstreifen, schließlich sind Vater und Brüder ebenfalls bei der dänischen Polizei tätig. Wen wundert’s, dass sie da der Polizei Norgaard beratend zur Seite steht. Fand ich sie anfangs, als es um den Finger und die Wasserleichen ging noch sehr aufdringlich gegenüber den Norgaarder Ermittlern, so hat sich im Weiteren gezeigt, dass sie durchaus eine Hilfe ist.
Besonders gut hat mir der Schluss gefallen. Da fallen, nur durch eine aufmerksame Beobachtung plötzlich alle bisherigen Puzzleteile an die richtige Stelle. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt und die Spannung nimmt nochmal richtig Fahrt auf. Von mir gibt’s 4 Lese-Sterne.

Bewertung vom 13.03.2025
Echokammer / Ein Fall für Benjamin & Tong Bd.1 (eBook, ePUB)
Johnsrud, Ingar

Echokammer / Ein Fall für Benjamin & Tong Bd.1 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Es ist kein Buch, dass man schnell mal so nebenbei liest. Dafür gibt es zwei Gründe. Einmal Zum einen sind da sehr viele Akteure und Schauplätze. Hier den Überblick zu behalten war für mich eine Herausforderung. Auf der anderen Seite ist das Thema so brandaktuell, dass man das Gelesene erst einmal verarbeiten muss. Was hier geschildert wird, könnte sich in jedem x-beliebigen demokratischen Staat so zutragen. Ehrlich gesagt, beängstigte es mich.
Doch nun zum Buch. In Norwegen stehen Parlamentswahlen an und es ist die Arbeiterpartei, die mit aller Macht versucht wieder die Mehrheit zu erreichen. Der Autor zeigt sehr detailliert auf, wie die Kandidaten um Stimmen kämpfen. Hört sich grob an, sind aber in Wirklichkeit sehr gezielte und genau gesteuerte Informationen, Versprechen zu Parteiziele, die den Wähler zu seinen Gunsten einnehmen sollen. Selbst das gleiche Parteiabzeichen schützt nicht vor Verrat. Geschickt führt der Autor hier vor Augen, wie der Wähler beeinflusst wird und wie Selbstauskünfte der Wähler, Stichwort Wahl-O-Mat, für Datenabgriffe genutzt werden. Ich empfand das genauso realistisch wie beängstigend.
Auf der anderen Seite ist da die Terrorbedrohung. Es wird vor Augen geführt, wie vielfältig die Möglichkeiten dafür sind und wie schwierig es ist dem zuvorzukommen. So empfand ich gerade diese Stellen im Buch super spannend und habe die beiden Ermittler Liselott Benjamin und Martin Tong für ihren Mut und ihren Spürsinn bewundert. Gerade Tong, der in meinen Augen eigentlich ein Säufer und Aussteiger ist, hat sein großes Herz wie auch starke Nerven gezeigt und mich von sich überzeugt. Von mir gibt’s 5 Lese-Sterne und eine uneingeschränkte Lese-Empfehlung.

Bewertung vom 13.03.2025
Felsengrund / Die Falck Saga Bd.2
Nore, Aslak

Felsengrund / Die Falck Saga Bd.2


sehr gut

Nachdem mir der erste Teil ausgesprochen gut gefallen hat, war Band 2 für mich ein Muss. Ich denke auch, dass man erst Teil 1 und dann diesen 2. Band lesen sollte.
Denn bei der so weit verzweigten und in höchsten Kreisen agierenden steinreichen Familie Falck, kann man leicht die Übersicht verlieren. Zum Glück hat der Autor gleich zu Beginn einen Stammbaum der Falck-Familie vorangestellt. Doch nun zum Buch. In diesem Band geht es sehr spannend und aufregend weiter. Alexandra Falck, von der Familie Sasha genannt, hat die Leitung der millionenschweren SAGA-Gruppe übernommen. Sie geht in dieser Aufgabe auf. Aber auch ihr Bruder Sverre hätte gern, da er nun aus Afghanistan zurückgekehrt ist, mehr Führungsverantwortung bei SAGA. Da sind Konflikte vorprogrammiert. Außerdem verdichten sich die Hinweise, dass es im Unternehmen einen Maulwurf gibt der Firmeninterna weitergibt. Unklar ist, für wen der Maulwurf arbeitet - für die Russen, für die Amerikaner? Das herauszufinden, ist Johnny Bergs Aufgabe.
Als Olav stirbt, ändern sich zwangsläufig auch die Aktienanteile und -mehrheiten. Ein Tauziehen um Stimmen beginnt, lässt die Familienzweige noch weiter auseinanderdriften und macht Minderaktionärin Constanze Falck zu einer begehrten Bündnispartnerin. Gerade sie hat in diesem Band für einige Überraschungen gesorgt als sie ihre Jahrzehnte gehüteten Geheimnisse gegenüber Johnny offenlegt.
Für mich war es sehr spannend mitzuerleben, wie die Falcks Risiken abwägen, Deals eingehen, nur um dann zu erleben, dass der Plan nicht aufgeht. Es ist ein auf und ab von Erfolgen, Niederlagen, Liebe, Enttäuschung und Wahrung von alten und neuen Geheimnissen und dem Kampf um Macht. Keine leichte Kost, aber durchaus lesenswert. Von mir gibt’s 4 Lese-Sterne.

Bewertung vom 12.03.2025
Haus Waldesruh
Krems, David

Haus Waldesruh


gut

Nach fast 15 Jahren lädt Marco seine Schulfreunde zum Treffen in einer abgelegenen Jagdhütte in der Steiermark ein. Sie sind vier, Anna, Ferdinand, Lea und ihr Gastgeber Marco. Lea hat noch ihre Zugbekanntschaft, Frank, unangekündigt mitgebracht.
Schnell stellen die ehemaligen Freunde fest, dass sie kaum noch etwas verbindet, außer ihrer Vergangenheit während ihrer Matura-Zeit. Und über die durften sie laut den von Marco aufgestellten Regeln für das Treffen nur zur Sprache kommen, wenn alle 4 im Raum anwesend sind und Regel Nummer 2 - es muss immer die Wahrheit gesagt werden. Anna bringt spontan noch eine dritte Regel mit ein. Jeder soll sein schmerzlichstes Geheimnis offenbaren. Ich fand diese Regel für das Miteinander in der Hütte und für mich als Leser am spannendsten. Wider Erwarten kommen so Tatsachen zum jetzigen Leben der Teilnehmer ans Licht, das ich so nach ihrem Äußeren und Auftreten nicht erwartet habe. Mit den Beichten von Anna und Fredi habe ich mich gut unterhalten gefühlt. Bei Lea und Marco kamen mir die persönlichen Antriebe bei diesem Treffen mitzumachen. Ich denke dadurch kamen mir diese beiden Figuren etwas zu oberflächlich worunter die Dramatik des Wiedersehens etwas auf der Strecke geblieben ist. Dabei werden die Stunden in der Hütte doch für alle zur Zerreißprobe. Eine vermeintlich alte Rechnung soll beglichen werden, nur gerät das Ganze außer Kontrolle.
Ich habe die Entwicklung, die dieses Treffen genommen hat, so nicht erahnt und doch hätte es für mich ruhig noch ein wenig dramatischer sein können. Gerade der dunkle Ort und der alte Groll einiger Teilnehmer wie auch die Schuldzuweisungen hätten durchaus ausgebaut werden können. Insgesamt gebe ich 3,5 Lese-Sterne.

Bewertung vom 12.03.2025
Kreidemord
Peters, Katharina

Kreidemord


ausgezeichnet

Im Kreidemuseum wird eine Leiche gefunden, in Kreide erstickt. Die Frau, Julia Schurrer, ist für die Polizei keine Unbekannte. Sie war selbst Polizistin bis sie unter Korruptionsverdacht geriet und vor ihrer Festnahme verschwand. Einer der Ermittler damals war Jan Riechter. Aber das Ganze liegt 12 Jahre zurück und wo war Julia Schurrer die ganzen Jahre über? Jan und Romy Beccare nehmen die Ermittlungen auf ….
Ich fand es wieder super spannend diese beiden mir so sympathischen Ermittler zu erleben. Vor allem ist diese Ermittlung ein sehr persönlicher Fall für Jan. Denn damals kurz vor den Ermittlungen gegen insgesamt 4 Polizisten, darunter auch Julia Schurrer, war Jan ihr Julia zusammen. Die vier standen unter dem Verdacht geheime polizeiliche Informationen an Mitglieder der OK weitergegeben zu haben sollen. Und plötzlich tauchen jetzt auch noch Fotos auf die belegen, dass Julia und Jan sich erst vor Kurzem getroffen haben. Wer will ihn hier mit Fake-Material diskreditieren? Nicht alle glauben Jans Beteuerungen, dass es sich um bearbeitete Bilder handeln muss. Und selbst bei Romy kommen Zweifel auf, besonders als Jan wegen der persönlichen Kontakte zur Toten beurlaubt wird und Jan beginnt allein zu ermitteln. Ihre Beziehung wird dabei auf eine harte Probe gestellt.
In meinen Augen hat Katharina Peters hier wieder ein super spannenden Ostseekrimi, der den Leser in seinen Bann zieht, geschrieben. Die Aufklärung beinhaltet so viele unvorhersehbare Wendungen, dass die Spannung an keiner Stelle nachgelassen hat. Was diese Autorin besonders auszeichnet, ist die lebendige Darstellung der unterschiedlichen Charaktere wie auch der zwischenmenschlichen Konflikte. Den neuen Kollegen, Gregor Reymann, dem ein zweifelhafter Ruf vorauseilt und der von Dienststelle zu Dienststelle weitergereicht wird, fand erfrischend. Ich denke, mit ihm, dass er im Team bleibt setze ich mal voraus, werden Romys Team und wir Leser noch einige Überraschungen erleben können.
Von mir gibt’s eine 100% Leseempfehlung und 5 wohlverdiente Lese-Sterne.

Bewertung vom 05.03.2025
Die tausend Farben von Paris
Durand, Catherine

Die tausend Farben von Paris


sehr gut

Die Autorin entführt den Leser in das Paris von 1952. Dabei lernt man viele liebenswerte Charaktere kennen. Da gibt es den erfolglosen, verträumten Maler, Jack King, einen Amerikaner den es nach dem Kriegsdienst wieder in diese Stadt der Farben führt. Er ist in meinen Augen ein Träumer, lebt nur für seine Kunst, versucht seinen Stil und vor allem Käufe für seine Bilder zu finden. Dass er kein Geld hat stört ihn nicht so sehr, findet sich doch immer jemand, der ihm ein Frühstuck ausgibt, der Rest wird sich finden. Doch dann lernt er zufällig Rose Chevalier, Studentin und begeisterte Hobbyfotografin, kennen und lieben. Schwierig wird es für Jack, als ehemaliger Major ebenfalls in Paris auftaucht und von ihm verlangt sich in der Künstlerszene nach brisantem Material umzuhören. Eine Aufgabe, die so unkonkret wie schwierig für Jack ist, weil auch Rose in diesem Umfeld eigene Ziele verfolgt.
Jacks bester Freund ist der Show-Star Frank Levant, gefeiert vom Publikum und bei seinen Auftritten immer ein volles Haus, hat Frank jedoch ein dunkles Geheimnis. Ein Geheimnis, das er meinte in seiner alten Heimat zurückgelassen zu haben und das ihn nun in Paris eingeholt hat. Dabei hat auch er sich gerade und zum ersten Mal unsterblich in eine Pariserin verliebt.
Es ist schon spannend mitzuerleben, wie Geheimdienste im Untergrund agieren, nur um dunkle Machenschaften zu vertuschen. Jedoch konnte ich mit dem Auftrag des Majors a.D. kaum etwas anfangen. Da ging es mir wie Jack. Erst das Nachwort der Autorin brachte da Licht ins Dunkel.
Sehr gelungen fand ich die Figur der Amelie beschrieben. Die junge Blumenhändlerin hat mich mit ihrer Lebenseinstellung beeindruckt und die Begründung ihrer Abweisung gegenüber dem gefeierten Bühnenstar bei seinem ersten Annäherungsversuch war einfach brillant. Ich mochte die Lebenseinstellung dieser ehrlichen, warmherzigen jungen Frau. Insgesamt gibt’s von mir 4 Lese-Sterne.

Bewertung vom 05.03.2025
Narbensommer #Thriller (eBook, ePUB)
Dominik, Chris

Narbensommer #Thriller (eBook, ePUB)


sehr gut

Der neue Fall des Frankfurter Ermittlerduos Marc Davids und Zoe Martin ist sehr brisant. Der Mord an einer albanischen Prostituierten scheint sich zu einem Bandenkrieg zwischen der albanischen Mafia und den Wölfen, einer Rockergruppe, zu entwickeln. Auf jeden Fall hat der Autor die aufgeladene Atmosphäre im Frankfurter Bahnhofsviertel und die Aufteilung der Reviere sehr gut beschrieben. Tauschen möchte man in so einem Umfeld sicher nicht mit den Ermittlern. Genaugenommen sind es vier Ermittler, die hier als eingespieltes Team auftreten. Wobei ich sagen muss, dass mir Ayman Elmaleh am sympathischsten war. Dieser Mann, der jede dunkle Ecke im Frankfurter Milieu kennt, bleibt auch in kritischen Situationen ruhig, findet bei Befragungen den richtigen Tonfall und weiß seine Verbindungen zu nutzen. Ganz das Gegenteil von Bernd Konstantin, mit dem sie notgedrungen zusammenarbeiten müssen. Dieser Kriminaloberkommissar hat nicht nur Marcs Team Nerven gekostet, ich hätte ihm auch gerne mal die Meinung gesagt. So arrogant, provokant und unberechenbar. Mit anderen Worten, ein Kollege, den sich jeder wünscht.
Anfangs fand ich die Entwicklung dieses Thrillers etwas abgehackt. Da ist der Mord an der Abiturientin vor 20 Jahren, dann erfährt man die Gefühle und perfiden Denkweisen eines Unbekannten und schließlich gibt’s von die aktuellen Prostituiertenmorde. Aber das Durchhalten lohnt sich. Denn im letzten Drittel kommt es zum spannenden Finale. Der Schluss hat mir unheimlich gut gefallen. Die am Anfang geschilderten Verletzungen der Opfer sind sehr detailliert, abschreckend und brutal. So wie der Täter vorgegangen ist. Als begeisterter Leser von Chris Carter bin ich so einiges gewöhnt, doch hier war mir der Umfang des Geschilderten einfach zu viel. Insgesamt gebe ich 4 Lese-Sterne.

Bewertung vom 05.03.2025
Der zweite Verdächtige / Eberhardt & Jarmer ermitteln Bd.5
Schwiecker, Florian;Tsokos, Michael

Der zweite Verdächtige / Eberhardt & Jarmer ermitteln Bd.5


ausgezeichnet

Rocco Eberhardt hat einen Namen in der Riege der Berliner Strafverteidiger. Wer sich nun als Leser auf seinen neuen Fall, besser auf sein neues Mandat einlässt, erfährt auch warum das so ist. Rocco will den Fall hinter dem verhandelten Fall verstehen, was bedingt, dass sein Mandant ihm unbedingt die Wahrheit erzählt. Bei seinem aktuellen Mandat ist er sich anfangs nicht sicher, ob Jan Staiger, der des Mordes angeklagt ist und vehement seine Unschuld beteuert, ihm die Wahrheit erzählt. Doch dann ist Rocco sich sicher, Jan Staiger ist unschuldig. Gegen ihn ist eine Intrige im Gange. Es fragt sich nur wer dahintersteckt. Mitzuerleben wie Rocco mit Unterstützung seines Freundes Tobi versucht die unbestreitbar vorhandenen Indizien zu entkräften, Ungereimtheiten aufzudecken und Zeugen in den Gerichtsverhandlungen gezielt für seine Strategie zu nutzen, hat mich unwahrscheinlich kurzweilig unterhalten. Zugleich fand ich es spannend wie Rocco vor Gericht, ganz der Stratege, gleichzeitig aber auch brillanter Schauspieler, seine Verteidigung aufbaut und wenn mal etwas nicht nach Plan läuft sich nichts anmerken lässt.
Man merkt beim Lesen, dass die beiden Autoren sich in der Materie, Rechtsmedizin und Gerichtsverfahren, bestens auskennen. Es gelingt ihnen aber auch Leser gezielt auf eine falsche Fährte zu locken, so dass die Spannung bis zum Ende aufrecht gehalten wird. Von mir gibt’s eine uneingeschränkte Lese-Empfehlung und 5 Lese-Sterne.

Bewertung vom 26.02.2025
Wir, Mädchen in Auschwitz (eBook, ePUB)
Bucci, Andra; Bucci, Tatiana

Wir, Mädchen in Auschwitz (eBook, ePUB)


sehr gut

Abwechselnd erzählen die beiden Schwestern Tatiana und Andra Bucci über ihre traurige Kindheit. Ihre Familie ist aus dem Osten vor den Russen, über Ungarn nach Fiume, damals italienisch, geflohen. Hier wurden beide geboren, behütet von Oma Rosa und Mutter Mira. Der Vater war als Schiffskoch viel unterwegs. Als die Mädchen gerade 4 und 6 Jahre alt waren, veränderte sich ihr Leben dramatisch. Da sie mütterlicherseits Juden waren, wurde die gesamte Familie, ins gesamt 13 Personen, deportiert.
Die Erläuterungen, was dann passierte sind sehr ergreifend. Die beiden Kleinen können das alles gar nicht begreifen, haben auch teilweise Erinnerungslücken und unterschiedliche Erinnerungen. Nicht verwunderlich, wenn man in dem Alter aus dem gewohnten Leben gerissen wird. Und doch haben beide versucht, dieses Grauen aufzuarbeiten, sich Jahrzehnte später auszutauschen. Nicht nur untereinander, sondern auch mit anderen Betroffenen. Beispielgebend möchte ich zwei Tatsachen erwähnen, die mir besonders unter die Haut gegangen sind. Da ist einmal der mutige Kampf ihrer Mutter, dass ihre Kinder das Lager überleben. Sie kam mir wie eine Löwin vor, die ihr Rudel beschützt. Und das zweite ist die Tatsache, dass die beiden Mädchen im Lager nie an den eigenen Tod gedacht haben, obwohl ja das Sterben an der Tagesordnung war und die Leichenpyramiden zum täglichen Bild gehörten. Sie konnten es einfach nicht begreifen, weil sie dafür zu jung waren. Vielleicht auch gut, sonst wären die Erinnerungen noch unerträglicher und die Verarbeitung noch schwieriger gewesen. Überrascht war ich auch, dass die beiden später nie mit ihrer Mutter über die Lagerzeit gesprochen haben.
Den geschichtlichen Rückblick von Umberto Gentiloni Silveri auf die damalige historische Entwicklung Europas und ihr Bezug zur Familie Bucci habe ich zum Teil als Wiederholung der Erzählungen der beiden Frauen empfunden. Insgesamt gebe ich 4 Lese-Sterne.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.02.2025
Social Kill - Gefährliche Spiele auf TikTok
Lenk, Fabian

Social Kill - Gefährliche Spiele auf TikTok


sehr gut

Finn Wahlberg, Polizeireporter beim Insider in Hamburg, liebt seinen Job. Dass das wirklich der Fall ist und wie engagiert und einfallsreich er bei seinen Recherchen vorgeht, ist vom Autor sehr gut herausgearbeitet worden. Dass das Sammeln von Fakten nicht immer leicht ist und andere Journalisten auf Tricks zurückgreifen, hat Ralf Rahmsauer, ebenfalls Journalist, bewiesen. Manchmal hatte ich regelrecht Mitleid mit dieser verzweifelten Seele und ihrem Kampf für neue Aufhänger einer Story und gegen die Lockrufe des Alkohols.
Für mich war es Neuland zu erfahren, wie die Jugend um Follower und Klicks in den sozialen Medien nach Aufmerksamkeit giert ohne Rücksicht auf Leib und Leben. Sicher habe ich davon gehört, aber die Krassheit dieser Szene, ihre Risikobereitschaft und die Verrohung beim Umgang miteinander waren mir nicht so bewusst. Hier im Buch bekommt Finn das bei seinen Recherchen auch am eigenen Leib zu spüren. Für mich ist das beängstigend.
Die Hauptfigur, Finn, fand ich sympathisch, habe ihn bewundert für seinen Einfallsreichtum, aber auch für seinen Mut. Vielleicht nutzt er sein Handpan-Spiel auch um einen seelischen Ausgleich zu finden. Ich fand seinen Schlagabtausch mit seinen neuen Gästen, die das Instrument als Turtle bezeichnen, lustig. Da gehört schon eine Menge Großzügigkeit und Toleranz dazu die beiden Jugendlichen im eigenen Haus aufzunehmen. Pflegeleicht sind sie ja nicht gerade.
Bis sich die Zusammenhänge zwischen den Morden herauskristallisiert haben, ist ein weiter Weg, auf dem ich mich sehr spannend und kurzweilig unterhalten gefühlt habe. Von mir gibt’s 4 Lese-Sterne und ich freue mich schon auf Finns nächste Recherche.