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La Calavera Catrina

Bewertungen

Insgesamt 68 Bewertungen
Bewertung vom 11.06.2025
Als ich dich traf
Serle, Rebecca

Als ich dich traf


gut

Die Geschichte von Daphne hat eine übersinnliche Nuance, die mich direkt neugierig gemacht hat. Seit der High School prophezeien ihr geheimnisvolle Zettel den Namen ihres nächsten Dates und die Zeitspanne, die sie ein Paar sein werden. Es ist, als würde ihr das Universum diese Informationen schicken, damit sie sich innerlich auf das Ende vorbereiten kann. Doch das ist nicht ihr einziges Geheimnis. Denn Daphne möchte Leichtigkeit spüren, weil sie durch eine schwere Krankheit eingeschränkt ist und es ihre größte Angst ist, das es jemand bemerkt. Alle Zettel bewahrheiten sich und Daphne vertraut ihnen. Als sie einen Zettel ohne Ablaufdatum erhält, ist sie sich deshalb sicher, dass es diesmal ihre große Liebe ist.

„Es ist schwer, Single zu sein, aber es ist auch etwas, in dem man gut werden kann.“

Der Roman wirft die Fragen auf, wie eine Prophezeiung den Beginn einer Beziehung beeinflusst und es ist interessant, wie Daphne damit (auch rückblickend) umgeht. Erzählt wird in der Gegenwart, wobei es immer wieder Rückblicke in vergangene Beziehungen gibt. Dadurch erfährt man, wie Daphne Hugo kennenlernte, der jetzt ihr bester Freund ist und wie es dazu kam, dass er der einzige ist, der von den Zetteln und Daphnes Erkrankung weiß. Früh hatte ich eine Ahnung, was passieren könnte und war etwas enttäuscht über diese eindeutige Vorhersehbarkeit. Trotzdem hielt der Roman noch einen Twist für mich bereit und ein Ende, das mich teilweise versöhnen konnte. Die Buchidee fand ich super. Daphne war eine charismatische Hauptfigur, deren Entscheidungen ich nachvollziehen konnte und die eine schönen Entwicklung durchlaufen ist. Insgesamt plätscherte diese Liebesgeschichte aber vor sich hin und konnte mich nicht so begeistern, wie «In fünf Jahren» von Rebecca Serle. Obwohl es emotional geschrieben war, konnte mich die Liebesgeschichte mit Jake nicht wirklich berühren. Möglicherweise hätten dem Roman verschiedene Sichtweisen und mehr Handlungsvielfalt gut getan. Ich fand «Als ich dich traf» durchschnittlich und würde es nicht unbedingt empfehlen.

Bewertung vom 11.06.2025
Hier draußen
Behm, Martina

Hier draußen


sehr gut

Ingo und seine Frau Lara wohnen noch nicht lange mit den Kindern so abgelegen auf dem Land in Schleswig Holstein. Ingo pendelt nach Hamburg und hat dabei einen Wildunfall. Eine weiße Hirschkuh zu töten, so sagt der Aberglaube, bringt Unglück. Nur noch ein Jahr zu leben, soll man haben. Der angerufene Jäger Uwe und Ingo müssen das Tier schließlich erlösen und hängen da nun gemeinschaftlich mit drin. Das Unglück spricht sich im Dorf herum und stößt Veränderungen an.

Martina Behm schreibt über verschiedene Lebensrealitäten auf dem Land und zeigt ein realistisches Bild, fernab von der Landromantik. Dabei bestätigt sie einige Klischees über Land- und über Stadtmenschen - bei denen man sich auch ertappt fühlen könnte. Landwirtschafts-Dokus, die die Ausnahme zeigen, Schnaps, heftige Gerüche und die Frage, wer den Hof oder das Revier übernehmen soll. Da ist die Bäuerin, die mit ihrem Bauern zusammenbleibt, obwohl sie unglücklich ist. Der Stadtflüchtling, der mehr Zeit in seinem Auto zur Arbeit verbringt, als zu Hause und sich aber eigentlich nach der ländlichen Ruhe sehnt, weswegen er umgezogen ist. Die Öko-WG, die von einem Zusammenleben träumte, um gemeinsam zu wirtschaften und zu leben. Moderne Bauern, die neue Wege gehen und welche, die an Traditionen festhalten. Es geht um Partnerschaft und Liebe: unerwiderte Liebe, entfremdete Liebe, lange Liebe, das Verlieben, Tierliebe und die Männer im Dorf, über die das Unglück hereinbricht.

Der Erzählstil ist flüssig, lässig und schwarzhumorig. Es gab einige Stelle, wo ich wissen wollte, wie es weitergeht, aber besonders der Schreibstil und der Humor hat mich das Buch gern lesen lassen, denn manchmal plätschert die Handlung vor sich hin. An die verschiedenen Figuren, die abwechselnd auftauchen, musste ich mich erst herantasten. Eine Übersicht der Personen hätte ich mir sehr geholfen. Besonders Lara und ihr dreistündiger Kurs bei Jutta, wird mir im Gedächtnis bleiben, ebenso meine Vorstellung von dem Meer aus Küken und Uwe und seine treue Hündin, dessen erster Eindruck nicht nur Lara täuschte. Das Ende hat dann einen guten Bogen geschlagen und mir gefallen. Wenn man Lust auf eine klug geschriebene Dorfgeschichte hat, die das Leben abzeichnet, dann ist dieses Buch eine wunderbare Wahl. Ein beachtliches Debüt.

Bewertung vom 11.06.2025
Sag deiner Angst, sie kann gehen!
Hillesheim , Christina

Sag deiner Angst, sie kann gehen!


ausgezeichnet

Autorin Christina Hillesheim rät dazu, das Buch komplett (mehrmals) zu lesen und dann den Inhalt in kleinen Schritten anzuwenden. Am besten mit einem Notizbuch. Im Prinzip kann man sich direkt einen stärkenden Satz raussuchen und umsetzten, aber ich fand es tatsächlich besser, wie empfohlen vorzugehen. Erstmal jeden Satz wirken lassen und sich einen Überblick verschaffen. Ich bin dadurch gut ins Thema gekommen und finde es sehr hilfreich, leicht verständlich und alltagstauglich. Sehr gefallen hat mir dazu das Sketchnote-Poster, das online beim Bonus-Material zu finden ist. Dort gibt es auch noch anderes tolles Zusatzmaterial, das von von der Autorin zusammengestellt wurde.

Die Idee der 33 Sätze gibt eine gute Struktur und die kurzen Kapitel fassen das Wichtigste kurz und knapp zusammen. Zum Nachschlagen ist es ideal, weil es so aufgebaut ist, das man es sich besser merken kann (inkl. Zusammenfassung am Schluss). Dazu teilt Christina Hillesheim ihre persönliche Geschichte, Tipps, Anleitungen, Tools, Impulse und inspirierende Texte, die im Gedächtnis bleiben. Die Sammlung hat ihr selbst sehr geholfen und wurde durch herangetragene Ideen von beispielsweise Ärzten, Psychologen und Psychotherapeuten ergänzt. Dadurch entsteht eine reicher Fundus an Hilfsmitteln, neben dem, was man sowieso schon kennt. Da ist sehr wahrscheinlich für jeden etwas dabei.

Fazit: «Sag deiner Angst, sie kann gehen!» ist eine wertvolle Hilfe zur Selbsthilfe für verschiedene Angstsituationen und ein treuer Begleiter und Reminder. Mit diesem Ratgeber an der Seite fühlt man sich direkt besser gewappnet und weniger der Angst ausgeliefert. Das allein, kann schon viel bewirken. Besonders die Anwendungsfreundlichkeit hat mich überzeugt und ich würde es allen empfehlen, die mit Ängsten zu kämpfen haben - egal, um welche Ängste es sich handelt.

Bewertung vom 23.05.2025
Don't Let Her Stay
Sanders, Nicola

Don't Let Her Stay


gut

Die 33-jährige Immobilienmaklerin Joanne lebt etwas abgeschieden mit ihrem Mann Richard und ihrem Baby in einem luxuriösen Haus. Dann zieht überraschend ihre 21-jährige Stieftochter Chloe ein und bietet sich als Babysitterin an. Doch Chloe scheint zwei Seiten zu haben. Als Joanne glaubt, Chloe will ihrem Baby etwas antun, zweifelt sie an ihrem eigenen Verstand, denn Richard glaubt ihr nicht.

Ein gut gemachter Psychothriller, der sich hauptsächlich in den vier Wänden des Hauses abspielt und bei dem man nie genau weiß, was man glauben soll, weil alles aus Joannes Perspektive erzählt wird. Später bekommt die Handlung auch eine Note von Horror, wie ich finde. Beim Lesen hätte ich Joanne manchmal gern geschüttelt, weil sie erkennt, was ihr Fehler war, aber nicht daraus lernt. Sie ist das perfekte Opfer, was mich gefrustet hat. Für erfahrene Thrill-Fans möglicherweise etwas enttäuschend und definitiv kein Buch, das man gelesen haben sollte. Deswegen würde ich es allen empfehlen, die in dieses Genre schnuppern möchten. Lässt sich gut an einem Wochenende lesen, weil es so packend geschrieben ist.

Bewertung vom 21.05.2025
Stars
Kullmann, Katja

Stars


sehr gut

„An einem Mittwoch ging es los.“ Ein Pflasterstein fliegt durch die Scheibe und weckt die 48-jährige Carla Mittmann früher als üblich. Das auf dem Bürgersteig mit Kreide geschriebene: „Freiheit für Mittmann!“, gibt ihr Rätsel auf. Der Karton vor der Tür ist voller Dollars und erstmal beängstigend für sie. Ein schräger Einstieg, der neugierig macht. Eins wird schnell klar: Carla steckt fest. Sie langweilt sich in ihrem Job, den sie eigentlich nur vorübergehend machen wollte. Der Steinschlag und der unverhoffte Geldsegen sorgen nicht für Luftsprünge und entfalten nur langsam ihre Wirkung.
Als sie eine Esoterikmesse besucht, setzt sie sich mit ihrer Einstellung zu ihrer Nebentätigkeit unter dem Pseudonym eines astrologischen Beraters namens Comic Charly auseinander „…, was mich an dem Astromumpitz faszinierte: Ich hing daran, weil ich gerade nicht daran glaubte.“ Das macht ihren Weg umso spannender, denn Carla strebt eine Karriere als Astrophilosophin an - aus der Anonymität in die Seriosität, ganz nach ihrem Vorbild Elizabeth Teissier, einer schweizerisch-französische Astrologin.

Der Schreibstil von Katja Kullmann ist Planetenpoesie. Während einer Fahrt mit dem Taxi folgt man den abschweifenden Gedanken von Carla und die Zeit dehnt sich aus. Ich verliere mich manchmal gern in solchen Gedankengängen. Der Roman teilt sich in drei Teile und war weniger aufregend als gehofft, aber greift interessante Themen auf. Den ersten Teil fand ich noch etwas mühselig, denn es passiert nicht viel. Im zweiten Teil zeichnete sich dann ein roter Faden ab und den fand ich unterhaltsam. Carla verändert sich, ihr Leben wandelt sich und man könnte sagen, ihr sind die Sterne gewogen, ganz nach ihrem Motto: „You are the Star - Entdecken Sie die Geschichte ihres Lebens.“

Geprägt ist der Roman von Carlas detailreicher Erzählweise, der zwar wenig wörtliche Rede enthält und damit Lebendigkeit einbüsst, aber mit astrologischem Hintergrundwissen und Redegewandtheit überzeugt.
Katja Kullmann gewährt einen Blick hinter die Kulissen, zeigt eine Frau Anfang Fünfzig, die sich in die Selbstständigkeit wagt und auf „geradezu magische Weise greift nun eines ins andere“. Dazu gibt es immer wieder Denkanstöße zum Schicksal, dem Glauben an das Mystische und berechtigte Zweifel, Gesellschaftskritik und reale Probleme in der Selbstständigkeit.
Dazu fand ich die letze Seite des Romans geradezu genial.

Endlich geht es mal nicht um Liebe, sondern um Selbstverwirklichung und Spiritualität. Für meinen Geschmack hätte dem Roman aber mehr Emotionen, Lebendigkeit und Witz gut getan. Außerdem bleibt eine Frage ungeklärt. Das erscheint mir sehr realistisch, aber für die Geschichte hätte ich mir da eine spannende Wendung gewünscht. Daher vergebe ich dreieinhalb Sterne und empfehle es allen, die ihre Horoskope lesen und an das Schicksal glauben. Vielleicht macht es sogar Mut zur Selbstständigkeit.

Bewertung vom 21.05.2025
Vorsehung
Moriarty, Liane

Vorsehung


ausgezeichnet

Eine Dame, die niemand kennt, benimmt sich an Bord eines Flugzeugs rätselhaft und wirkt, als wäre sie hypnotisiert. Sie geht durch die Reihen und sagt den Mitreisenden ungefragt, in welchem Alter sie sterben und durch welche Todesursache. Alle der sechs Passagiere, die im Roman näher betrachtete werden, wird kein langes Leben vorhergesagt. Sie sollen alle in den nächsten Jahren an Krankheiten, Unfällen oder einem Gewaltverbrechen sterben. Eine erschütternde Erfahrung, mit dem jeder von ihnen anderes umgeht. Manchen glauben an Schicksal, manche nicht - trotzdem beeinflusst es jeden von ihnen. Ob eine Pflegekraft, die ihre Pensionierung nicht mehr erleben soll, oder eine Mutter, die ihren Sohn durch einen Unfall verlieren könnte. In der beengten Flugzeugkabine kann man den prophezeiten Lebenserwartungen der Totendame, wie sie später genannt wird, nicht entkommen. Das macht sich beim Lesen durch detaillierte Beschreibungen bemerkbar, aber das Durchhalten lohnt sich, denn dann hatte es mich gepackt und ich konnte der Sogkraft nicht mehr entkommen. Anfangs noch ahnungslos ließ ich mich von der Handlung mitreißen.

Da ist auf einer Seite die Ich-Erzählerin Cherry, die sich kapitelweise mit den sechs Passagieren abwechselt. Ihr geheimnisvoller Plauderton wird immer auskunftsfreudiger. Mit zunehmendem Lesefortschritt, empfand ich ihre Lebensgeschichte nachvollziehbar ergreifend und konnte über ihren trockenen Humor schmunzeln. Durch sie, erfährt man auch einiges über das Leben in Australien. Wie für die Menschen, deren Tod vorhergesagt wurde, der Alltag weitergeht, und was dann eintritt, habe ich mit Neugier verfolgt. Ich habe mit allen Figuren mitgefiebert, und gehofft, dass es gut für sie ausgeht. Dabei kommen immer mehr Fragen und Spekulationen auf, nachdem eingetroffene Vorhersagen beunruhigen. Dabei stellt man sich unweigerlich existenzielle Fragen über das Schicksal, die eigene Sterblichkeit und wie man selbst reagieren würde. Ist es Humbug oder Fügung? Wie die Autorin Liane Moriarty Verknüpfungen herstellt, hat mir gut gefallen. Sie hat eine sympathische Hauptfigur geschaffen, die der Situation kritisch gegenübersteht, sich aber direkt im Zentrum der Frage befindet. Ganz verschiedene Lebensrealitäten zeigen, wie belastend so eine Prophezeiungen für die Menschen und ihre Angehörigen sein kann.

Es ist ein Roman über Liebe und die Abenteuer des Lebens, voller Emotionen, Tragik, einer guten Prise Humor, Spannung und Faszination. Es ist kein Roman für nebenbei und wer aufmerksam liest, wird feststellen, dass keine Fragen offen bleiben. Das Ende hat mir gut gefallen und nicht nur die Botschaft dahinter, wird mir in Erinnerung bleiben. Ich mag es, wenn ich noch länger nach dem Lesen über das Thema nachdenke und Cherry werde ich nicht so schnell vergessen. Eine wunderbare Unterhaltung für Herz und Verstand.

Bewertung vom 15.05.2025
Für Polina
Würger, Takis

Für Polina


ausgezeichnet

Der 60-jährige Heinrich Hildebrand wollte eigentlich seine Ruhe in seiner Villa im niedersächsischen Bissendorfer Moor im Naturschutzgebiet Kananohe. Wie es dann dazu kam, dass er die 18-jährige Fritzi Prager und ihrem neugeborenem Sohn Hannes ein Zimmer vermietete, obwohl es schon vergeben war, ist sicher Schicksal. Genauso wie die Freundschaft zwischen Polina und Hannes, die wie Geschwister gemeinsam mit den Moorhühnern aufwachsen und unterschiedlicher nicht sein könnten. Polina ist hellwach und voller Neugierde auf die Welt. Hannes ist ein stiller Beobachter und aufmerksamer Zuhörer, dem das Wunder der Musik zu Füssen liegt. »Poli redete, und Hannes hörte ihrer Stimme zu.« Nicht immer kann das Glück wären und so ereignet sich ein Schicksalsschlag, der die drei Mitbewohner trennt und das Leben in ein Davor und Danach teilt. Hannes kann kein Klavier mehr spielen und die mögliche Liebesgeschichte von Polina und Hannes zerbricht.

Dieser Roman hat mich aufgrund der Protagonisten begeistert, die, mit großer Sprachkunst beschrieben, ihre Höhen und Tiefen durchschreiten. Der erste Teil verzaubert besonders. Es hat mir gefallen, wie Autor Takis Würger den Bogen geschlagen hat und mich damit glücklich machen konnte, denn alles dazwischen hat mich verleitet, Hannes durchzuschütteln oder ihn in den Arm zu nehmen. Es war berührend, mitreißend und auch spannend, denn der Ausgang bleibt lange ungewiss, auch wenn ich nicht überrascht war. Die Wege dahin führen über Hamburg, sind einfallsreich, hart und schön. Ingesamt eine liebevolle Hommage an die Schönheit der Musik und die Betrachtung eines Künstlers, der sich erst noch finden muss.

Bewertung vom 04.05.2025
Ein Beweisstück verschwindet / Detektivagentur Christie & Agatha Bd.1
Murphy, Pip

Ein Beweisstück verschwindet / Detektivagentur Christie & Agatha Bd.1


sehr gut

Eine süße Hommage an die britische Schriftstellerin Agatha Christie, den Schriftsteller und Arzt Arthur Conan Doyle und ihre Kriminalgeschichten.

Die Zwillinge Agatha und Christie sind ganz unterschiedlich und mögen es überhaupt nicht, wenn man sie für gleich hält, nur weil sie sich ähnlich sehen. Agatha liebt das Schreiben und deshalb lädt die Nachbarin Mrs Trellis sie zum Tee ein. Der weltbekannte Autor Sir Conan Doyle wird auch da sein und fasziniert Agatha sehr. Der angesehene Arzt Sir Alexander Fleming präsentiert an diesem Nachmittag seine neuste Erfindung und das Drama beginnt, als ein Beweisstück verwindet und Agatha sich schuldig fühlt. Zum Glück hat sie ihre Schwester Christie, die sie auf die richtige Spur bringt.

Für Kinder ist es eine sehr kindgerechte und unterhaltsame Detektivgeschichte mit zwei sympathischen und cleveren Schwestern, einem witzigen Fall und dem Flair der 1920er - was ich besonders toll finde, weil es mal was ganz anderes ist. Toll fand ich besonders, dass die Ermittlungen im Vordergrund stehen, es durchweg cozy bleibt und die Auflösung zum Gesamtkonzept passt. Geschrieben hat «Detektivagentur Christie & Agatha - Ein Beweisstück verschwindet» Pia Murphy und es ist so leicht und verständlich, das auch Leseanfänger mit dieser Cozy-Krimi-Reihe starten können. Sie ist nicht zu lang, hat kurze Kapitel und ist lebendig geschrieben. Dazu gibt es viele Schwarz-Weiß-Illustrationen, die auch historische Details berücksichtigen, und sprachliche Besonderheiten, die die Reihe so einzigartig machen. Es hätte allerdings gern etwas spannender sein dürfen.
Ab August 2025 darf man sich schon auf die Fortsetzung freuen, wenn Christie und Agatha in Schottland und ab Oktober 2025 dann in den Pyramiden ermitteln.

Bewertung vom 28.04.2025
Ein Rätsel für den König
Forsyth, Mark

Ein Rätsel für den König


ausgezeichnet

Es geht in «Ein Rätsel für den König» um Philo, der durch eine Verwechslung in ein merkwürdiges Land voller Gefahren und Regeln reist, knifflige Rätsel löst, anderen hilft, viele Abenteuer erlebt und über sich hinauswächst. Um nach Hause zurückzukehren, sucht er den König. Doch der ist in seinem fliegendem Schloss unerreichbar.

Man weiß nicht, was als nächstes passiert und all diese fesselnd erzählten Verrücktheiten, lassen sich auch nicht vorhersehen. Dadurch ist der fantasievolle Handlungsverlauf oft verblüffend und die Figuren liebenswert skurril, woraus sich schräge Fragen ergeben, die zu spannenden Antworten führen. Es versteckt sich in den Zeilen die Logik der Philosophie, die - kindgerecht verpackt - wertvolle Botschaften und schlaue Erkenntnisse hervorbringt. Manchmal ist alles eine Frage der Perspektive und es lohnt sich, auf spielerische Art, darüber nachzudenken.

Der Autor Mark Forsyth fordert seine Leseschaft auf angenehme Weise, sodass Kinder einiges lernen können, der Spaß aber nicht zu kurz kommt. Gleichzeitig gewinnt die Geschichte zunehmend an Tiefe und es macht viel Freude, Philos Reise mitzuverfolgen, die auch für seine persönliche Entwicklung entscheidende Wendungen bereithält. Die Schreibweise ist ebenso abwechselnd und ansprechend. Die Kapitel beginnen manchmal damit, dass sich der Erzähler an seine Leserschaft richtet und auf die Situation und Menschlichkeit dahinter blickt. Außerdem lässt sich der Text flüssig lesen und es macht richtig Spaß, die amüsanten Dialoge vorzulesen.

Dazu passend gibt es eine lebendige Buchgestaltung mit Schwarz-Weiß-Illustrationen von Matthew Land, die einen Eindruck der Welt und ihrer Bewohner vermitteln. Dabei hat mir gut gefallen, das Matthew Land es der eigenen Vorstellungskraft überlässt, wie die Hauptfiguren aussehen und greift nur unterstützend ein.

Ich würde diese außergewöhnliche Geschichte, die an «Alice im Wunderland» erinnert, allen empfehlen, die Lust haben, eine verrückte Welt zu entdecken und mit Philo mitzufiebern. Diese lustige, abenteuerliche und fantasievolle Reise ist für alle Altersgruppen ab 10 Jahren ein Vergnügen, und eignet sich daher besonders zum gemeinsamen Vorlesen.

Bewertung vom 28.04.2025
Ein Weg aus Tinte und Magie / Die Buchreisenden Bd.1
El-Bahay, Akram

Ein Weg aus Tinte und Magie / Die Buchreisenden Bd.1


gut

Mit einem geheimnisvollen „Ich habe gebucht…“ bekommt man Eintritt in eine scheinbar gewöhnliche Buchhandlung in London - die allerdings noch nie ein Buch verkauft hat. Adam und Gabriel nehmen ihren neuen Kunden - meist sind es reiche und alte Männer - in Empfang und werden als Buchreiseführer den Weg in den gewünschten Klassiker, in diesem Fall „Der Vampyr“, öffnen. Das Besondere: Nur Klassiker und ihre Erstausgaben machen das Buchreisen möglich. Doch Robert Stevenson reist nicht zum ersten Mal. Diesmal hat er einen Auftrag, der Adam und Gabriel in ernste Schwierigkeiten bringen wird. Denn er bricht die wichtigste Regel und weicht vom Weg ab.

Held der Story ist Adam. Er ist Lehrling bei den Libronauten, dort aufgewachsen und Gabriel ist sein bester Freund und Mentor. Ein Privatleben gibt es nicht. Aus Adams Blickwinkel wird in der dritten Person erzählt. Das erste Drittel war für mich ein großes Vergnügen. Denn es beginnt mysteriös. Man wird einfach in die Handlung geworfen, ohne zu wissen, worum es genau geht. Was hat es mit den Libronauten auf sich? Welchen Auftrag hat Stevenson? Wie gelangt man hinter die Worte?
Natürlich befeuert Autor Akram El-Bahay die schönsten Fantasien und lässt von einer Reise nach Hogwarts, in den Sherwood Forest oder ins Wunderland träumen. Einer der Träume wird in diesem Buch sogar erfüllt, aber in dieser Geschichte liegt das Augenmerk auf den Literaturklassikern, die von den größten Dichtern und Denkern verfasst wurden, wie der berühmteste Heldenepos der mittelhochdeutschen Literatur. Trotzdem darf man sich auf Elfen, Zwerge und missmutige Kobolde freuen. Adams Leben wird völlig umgekrempelt, denn er kommt einer Verschwörung auf die Spur, die ihn auf die Probe stellt. So fühlte ich mich auch als Leserin, als es immer turbulenter wurde. Gerade diese damit zusammenhängenden Überraschungen haben mir das Lesen versüßt und solche Beschreibungen, wie „die Wirklichkeit mit Worten zu formen.“ Dann gibt es einen Punkt, ab dem sich die Lage etwas entspannt. Adam findet eine fremdartige Tür ohne Schloss in den Büchern und lernt Charaktere kennen, die unbedingt hinter die Tür gelangen wollen. Dazwischen gibt es immer wieder Spannung und Abwechslung, aber durchgehend mitreißen, konnte mich das nicht. Vielleicht lag es an den Figuren, die mir immer ein Stück weit fremd geblieben sind, abgesehen von Adam, der letztlich ahnungslos in dieses Abenteuer gestolpert ist. Sicher aber auch an der manchmal langatmigen Erzählweise, die mich einfach nicht fesseln konnte. Das Ende ist hingegen wieder stark. Die unternommene Reise der Verbündeten hat mir am besten gefallen, denn es wird spannend, überraschend, emotional und das Ziel tritt deutlich hervor, sodass sich vermuten lässt, was einen in der finalen Fortsetzung erwarten wird. Natürlich darf auch eine zarte Liebesgeschichte nicht fehlen und die Reibereien zwischen Adam und Luthin, von dem ich aber nicht mehr verraten werde, sind amüsant. Ich hätte mir trotzdem mehr Humor gewünscht. Wahrscheinlich, weil ich die «Thursday-Next»-Reihe des britischen Autors Jasper Fforde sehr mag. Eine Reihe, in der es auch um Buchreisen geht, allerdings mit britischem Humor und es geht deutlich verrückter zu.

Es ist reine Buchmagie, die zum Träumen einlädt und versucht, die Grenzen zwischen den Welten zu überwinden und eine geheimnisvolle Geschichte über Liebe, eine Suche, Verrat, Verlust - voller Abenteuer, magischer Wesen und Klassiker erzählt. Es ist auch eine Hommage an Bücher, die zeigt, das sie viel mehr sind, als ein Bündel aus Papier, Druckertinte und vieler Worte. Bibliophile werden sich schon von dem Cover angesprochen fühlen und zum Kauf verleiten lassen. Da der Inhalt mich nicht durchgehend überzeugen konnte, würde ich «Die Buchreisenden - Ein Weg aus Tinte und Magie» allen empfehlen, die nicht genug von Buchreisen bekommen können und sich für Literaturklassiker begeistern (wollen).