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hamburger.lesemaus
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Bargfeld-Stegen

Bewertungen

Insgesamt 471 Bewertungen
Bewertung vom 17.06.2025
Strandgut
Myers, Benjamin

Strandgut


sehr gut

STRANDGUT
Benjamin Myers

Wie durch ein Wunder bekommt der 70-jährige Earlon „Bucky“ Bronco eine Einladung nach Scarborough in England – zu einem Weekender Soulfestival.
Zunächst hält er das Ganze für einen schlechten Scherz. Schließlich kennt heute kaum jemand seine Musik, geschweige denn seinen Namen. Die zwei Songs, die er in jungen Jahren aufgenommen hat, sind längst in Vergessenheit geraten – zumindest in Amerika. Doch die Einladung ist echt: gut bezahlt, Flugticket inklusive.

Bucky, unser liebenswerter Protagonist, nimmt das Angebot an – obwohl er physisch als auch psychisch am Ende ist. Man könnte sagen, Bucky ist ein Wrack: Er lebt allein, pendelt zwischen Bett und Apotheke, betäubt sich mit Opiaten und Alkohol. Eine neue Hüfte könnte er dringend brauchen, doch die Kosten sind für ihn untragbar. Und ausgerechnet an dem Tag, an dem sein Auftritt stattfinden soll, jährt sich der Todestag seiner geliebten Frau May.

Trotz aller Zweifel tritt Bucky die Reise an. Am Flughafen in England wird er von Dinah abgeholt, einer warmherzigen Frau in ihren Fünfzigern, die ihn während der Tage in York begleitet. Doch kaum hat er sich eingerichtet, merkt er, dass er seine Tabletten im Flugzeug vergessen hat.

Von Dinah erfährt er, dass seine Songs in England Kultstatus haben. Für viele gilt er als der „King of Soul“, und man erwartet sehnsüchtig seinen Auftritt.
Zwischen Dinah und Bucky entsteht schnell eine stille, berührende Verbindung – zwei verlorene Seelen, die sich gegenseitig Halt geben.

Benjamin Myers erzählt diese Geschichte ganz langsam, beinahe zögerlich.
In den ersten hundert Seiten passiert sehr wenig, aber genau das schafft Raum für feine Beobachtungen und liebevoll gezeichnete Figuren. Besonders Dinah wächst einem mit ihrem trockenen Humor ans Herz – ich musste mehr als einmal lachen.

Die zweite Hälfte, vor allem das Ende, ist berührend und versöhnlich.
Schön sind auch die atmosphärischen Beschreibungen – ich hatte das Gefühl, selbst im Hotel Majestic abgestiegen zu sein, den leicht muffigen Geruch in der Nase.

Besonders bewegt hat mich der Brief, den der Autor vor Erscheinen des Buches an alle Buchhändler*innen geschrieben hat. Und sollte ich je nach Yorkshire kommen, nehme ich seine Einladung zu einer Tasse Tee garantiert an. ❤️

Fazit:
Ein stilles Buch über zweite Chancen, Musik und Menschlichkeit.
Empfehlenswert für alle, die ruhige, detailverliebte Romane mögen.
3½/ 5

Bewertung vom 17.06.2025
Der Club
Würger, Takis

Der Club


ausgezeichnet

DER CLUB
Takis Würger

Was für ein geniales Buch!
Ich bin eingetaucht in die Welt der Cambridge-Studenten, habe mich zwischen ihnen treiben lassen – und war gleichzeitig abgestoßen von ihrer Selbstherrlichkeit und ihrem Snobismus. Ja, stellenweise war ich regelrecht angewidert davon, wie sie mit vollen Händen Papis Geld verprassen, ohne je etwas Eigenes im Leben erreicht zu haben.

Takis Würger erzählt eindrucksvoll von einem fiktiven Verbrechen, begangen von Studenten einer Elite-Universität – und doch beschlich mich beim Lesen das ungute Gefühl, dass diese Geschichte der Realität näherkommt, als uns lieb ist.

Unser junger deutscher Protagonist Hans hat früh seine Eltern verloren. Er ist ein stiller, anständiger Junge, der nie viele Freunde hatte. Statt durch die Straßen zu ziehen, zog er sich lieber mit einem Buch zurück. Nur beim Boxen blüht er auf – hier zeigt er Stärke, Mut und Emotion.

Eines Tages lädt ihn seine Tante Alex nach London ein. Hans ist überrascht, denn nach dem Tod seiner Eltern hatte sie ihn nicht aufgenommen, sondern ins Internat geschickt – ein Vertrauensbruch, den er nie ganz überwunden hat. Doch nun bittet sie ihn um einen Gefallen: Er soll sich um ein Stipendium an der Elite-Uni Cambridge bemühen – und dort versuchen, in den berüchtigten Pitt Club aufgenommen zu werden. Ein exklusiver Zirkel, der nur wenigen Auserwählten offensteht. Hans soll dort herausfinden, wer hinter den Verbrechen steckt, die sich in den Kreisen der privilegierten Mitglieder ereignen.

Was für ein spannendes Buch!
Ach, ich wiederhole mich … also lest es einfach selbst. Ich konnte es jedenfalls nicht aus der Hand legen und habe es an nur einem Tag verschlungen.

Große Leseempfehlung für ein weiteres Buch aus der Feder Takes Würger.
5/5

Bewertung vom 15.06.2025
Die Rettung
McConaghy, Charlotte

Die Rettung


ausgezeichnet

DIE RETTUNG
Charlotte McConaghy

Kennt ihr diese Bücher, bei denen ihr die letzte Seite umblättert, das Buch zuschlagt – und euer ganzer Körper bebt, weil euch Gänsehaut überzieht?
Hier kommt so ein Buch:

In einer Zeit der Waldbrände, Überschwemmungen und der allgegenwärtigen Bedrohung durch den Klimawandel lebt Dominic Salt mit seinen drei Kindern auf einer abgelegenen Insel mitten im Ozean – bewohnt nur von Forschenden, Robben, Albatrossen und Pinguinen.
Shearwater liegt irgendwo zwischen Australien und der Antarktis.
Die Insel droht überschwemmt zu werden, täglich steigt der Wasserspiegel, als eine schwer verletzte Frau an den Strand gespült wird – halb erfroren, dem Tod näher als dem Leben.
Dominic und seine Kinder pflegen die Fremde gesund.
Während er ihr misstraut, schließt sein jüngster Sohn Orly sie sofort ins Herz – er vermisst seine verstorbene Mutter und sieht in der Frau eine Art Ersatz.
Doch Dominic hat andere Sorgen: Der Meeresspiegel steigt unaufhaltsam, die Funkanlage wurde sabotiert und das gesamte Forschungsprojekt steht auf der Kippe.

Als die Fremde wieder zu Kräften kommt, beginnt sie Fragen zu stellen – über die Insel, über die spurlos verschwundene Forschermannschaft, die vor Ort sein sollte.
Aus anfänglichem Misstrauen wächst langsam eine Verbindung. Geheimnisse kommen ans Licht, Beziehungen vertiefen sich – und dann nimmt alles eine völlig unerwartete Wendung.

Was für ein Buch!
Ich habe den neuen Roman von Charlotte McConaghy sehnsüchtig erwartet – und wurde nicht enttäuscht. Schon ihre beiden vorherigen Werke haben mich tief beeindruckt.

Langsam und atmosphärisch entfaltet sich die Geschichte. In typischer McConaghy-Manier verknüpft sie persönliche Schicksale mit drängenden Umweltfragen: Artensterben, steigende Meeresspiegel, verheerende Waldbrände – und das alles ohne erhobenen Zeigefinger.
Und dann wird es plötzlich so spannend, dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte.

Ich habe wieder viel gelernt – und gleichzeitig das Gefühl gehabt, das Salz des Meeres auf der Haut zu spüren.
Ein dichter, kraftvoller Roman, der mich tief bewegt hat.

Da ich das Buch nicht nur lesen, sondern auch hören durfte, möchte ich euch auch das Hörbuch ans Herz legen: Elisabeth Günther verleiht der Geschichte mit ihrer Stimme eindrucksvolle Präsenz.

Fazit:
Große Lese- und Hörempfehlung für dieses (Hör-)Buch – ebenso wie für seine beiden Vorgänger. Für mich war es ein weiteres Lesehighlight aus der Feder McConaghys.
5+/5

Bewertung vom 10.06.2025
Vergiss mich
Schulman, Alex

Vergiss mich


ausgezeichnet

VERGISS MICH
Alex Schulman

„Ich wurde zwischen Mamas und Papas Launen eingequetscht und lernte, dass es am besten war, zu schweigen. Ich bin still und vielleicht auch traurig, seit ich dreizehn war." (S. 122)

In Alex Schulmans neuestem autobiografischen Buch steht seine Mutter Lisette Schulman im Zentrum. In eindringlichen Rückblicken erzählt der Autor von ihrer Entwicklung – von einer einst liebevollen Mutter hin zu einer vom Alkohol gezeichneten Frau.

Jung ist sie, als Lisette den deutlich älteren Mann – Schulmans Vater heiratet. Gemeinsam bekommen sie drei Söhne. Doch mit den Jahren verändert sich etwas: Lisette beginnt zu trinken. Dieses Problem wird jedoch in der Familie nie offen benannt. Stattdessen hört man im Hause Schulman immer wieder denselben Satz: „Mutter fühlt sich heute nicht, sie ist krank.“
Ihre Ausbrüche, ihre Launen, ihr verletzendes Schweigen – all das wird kommentarlos hingenommen. Die Kinder werden zu feinfühligen Seismografen der mütterlichen Stimmung, bemüht, zu besänftigen, zu retten, zu verstehen. Doch meist vergeblich.
Trotz fehlender Nähe, Zärtlichkeit oder Zuspruch geben die Kinder die Hoffnung auf die Liebe ihrer Mutter nie auf.

Auch Jahrzehnte später hat sich kaum etwas verändert. Lisette trinkt mehr denn je, begegnet ihrem Sohn und seinen Töchtern mit Kälte und Missachtung. Und doch buhlt der erwachsene Alex weiter – um Aufmerksamkeit, um eine Verbindung, um ein Stück Anerkennung.

Dieses Buch ist keine leichte Lektüre. Es ist schmerzhaft, ehrlich und tieftraurig. Ein Porträt einer Frau, die – geprägt von ihrem Vater, dem Schriftsteller Sven Stolpe – offenbar nie gelernt hat, was Liebe und Empathie bedeuten.
Ich empfinde großen Respekt für Alex Schulmans Frau, die diese zerstörerische Mutter-Sohn-Dynamik über lange Zeit miterlebt hat.
„Vergiss mich“ ist kein Wohlfühlbuch. Aber Schulmans lebendiger, eindringlicher Schreibstil hat mich durch die Seiten getragen.

Fazit:
Ein aufwühlendes, lesenswertes Buch, das ich wärmstens weiterempfehle.
5/5 Sterne

Bewertung vom 06.06.2025
Boys! Geschichten für die neue Generation von Jungs
Cavallo, Francesca

Boys! Geschichten für die neue Generation von Jungs


sehr gut

BOYS! - Geschichten für die neue Generation von Jungs
Francesca Cavallo

Da meine Kinder und ich die „Good Night Stories for Rebel Girls“ so geliebt haben, war für uns sofort klar: Dieses neue Buch der Autorin möchten wir unbedingt lesen!

Jede der 12 Geschichten in diesem Buch dreht sich um ein wichtiges Thema für das männliche Selbstbild.
Zum Beispiel geht es um die Beziehung zum Vater, ungleiche Machtverhältnisse, den Umgang mit Gefühlen wie Trauer oder Angst, die eigene Geschlechtsidentität oder darum, dass die Welt nicht nur Helden braucht.
Die Figuren in den Geschichten erleben nicht nur spannende Abenteuer.
Sie werden auch abgelehnt, machen Fehler und lernen daraus.

Cavallo lässt ihre Geschichten auf weit entfernten Planeten spielen – in einer Welt ohne Grenzen,
so wie auch unsere Gefühle keine Grenzen kennen, wenn es um Mut, Mitgefühl und Ehrlichkeit geht.

Ein wenig schade fand ich, dass dem Buch die Farbe fehlt.
Es gibt keine bunten Bilder, sondern nur Schwarz-Weiß-Illustrationen.
Eigentlich will die Autorin uns ja gerade vermitteln, dass das Leben bunt und facettenreich ist,
dass die Männer von heute keinem Stereotyp folgen müssen,
dass sie sie selbst sein dürfen – da hätte doch viel Farbe gepasst.

Fazit:
Ein Buch, das fast wie ein Märchenbuch aufgebaut ist und viel Raum für Erklärungen bietet – für Kinder, ja, auch für Mädchen (!!!!), ab einem Lesealter von 6 Jahren bestens geeignet.
4/5

Bewertung vom 06.06.2025
Sofra
Yilmaz, Yelda

Sofra


ausgezeichnet

SOFRA - Die neue türkische Gemüseküche
Yelda Yilmaz

Stellt ihr euch auch oft die Frage, was ihr heute kochen sollt?
Dann habe ich endlich eine Antwort für euch!

Ein ganz wunderbares neues Kochbuch vereint klassische türkische Gerichte mit modernen Varianten.

Die türkische Küche ist eine faszinierende Fusion aus orientalischen, mediterranen und asiatischen Einflüssen – und Yalda Yilmaz versteht es meisterhaft, uns diese Vielfalt näherzubringen. Ihre Ideen scheinen dabei nahezu grenzenlos zu sein.

Der Aufbau des Buches ist sehr gelungen:
Zunächst lernen wir die Basics kennen.
Dann folgen übersichtlich gegliederte Kapitel mit Salaten, Suppen, Meze, Snacks, Fingerfood und Hauptgerichten – ganz ohne Fleisch, dafür aber umso raffinierter.

Die stimmungsvollen Fotografien machen sofort Lust, die Rezepte nachzukochen. Ich habe gleich eines ausprobiert – die Zutaten waren leicht zu beschaffen, und die Zubereitungsschritte klar und verständlich beschrieben.

Ich freue mich schon darauf, noch viele weitere Rezepte zu testen!

Fazit:
Ein großartiges Kochbuch, das in keiner modernen Küche fehlen sollte.
5/5

Bewertung vom 02.06.2025
Mit dir, da möchte ich im Himmel Kaffee trinken
Lorenz, Sarah

Mit dir, da möchte ich im Himmel Kaffee trinken


sehr gut

MIT DIR, DA MÖCHTE ICH IM HIMMEL KAFFEE TRINKEN
Sarah Lorenz

Unsere Ich-Erzählerin Elisa steht an einem Wendepunkt in ihrem Leben.
Sie blickt zurück und zieht Bilanz – begleitet von den lyrischen Gedichten Mascha Kalékos, die ihr seit Jahren Halt geben.
Die Parallelen zwischen Kalékos Worten und Elisas Leben sind tröstlich und schmerzhaft zugleich.

In ihrer frühen Kindheit erlebt Elisa noch Geborgenheit.
Ihre Mutter liebt sie – doch irgendwann reißt dieser Faden.
Elisa wird verstoßen, verliert den Rückhalt, den jedes Kind so dringend braucht.
Was folgt, ist eine Jugend in verschiedenen Kinderheimen.
Später zieht es sie nach Köln, wo sie als Obdachlose auf der Domplatte in der Punkszene lebt und in die Heroinsucht abrutscht.
Während das Buch „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ viele Jugendliche abschreckt, wird Christiane F. für Elisa zum Idol.
Und obwohl sexuelle Gewalt und Missbrauch zu ihrem Alltag gehören, verliert sie nie ihre Neugier, nie den unstillbaren Hunger, auf weitere Abgründe des Lebens.

Erst spät beginnt sich ihr Leben zu verändern.
Sie holt Schulabschlüsse nach, macht eine Ausbildung zur Buchhändlerin und beginnt ein Studium.
Langsam kämpft sie sich zurück – Schritt für Schritt.

Obwohl der Titel Leichtigkeit verspricht, ist der Inhalt alles andere als das:
Die schonungslosen, teils derben Zeilen stehen im Kontrast zur poetischen Sprache.
Mehr als einmal musste ich das Buch zur Seite legen.
Hier spricht ein zutiefst verletzter Mensch, dessen Leid tief unter die Haut geht.

Jedes Kapitel beginnt mit einem Gedicht von Mascha Kaléko – als thematische Einstimmung und poetischer Rahmen.
Die klare Struktur und der dichte Erzählstil lassen einen dennoch durch die Seiten fliegen.

Fazit:
Ein autofiktionaler Roman, der fordert, erschüttert und nachwirkt.
Nicht für jede:n geeignet – aber unbedingt lesenswert für alle, die sich auf emotionale Tiefe einlassen wollen.
4/5
TW: Psychische und physische Gewalt, Selbstverletzung, Drogenmissbrauch, Suizid, Depression

Bewertung vom 27.05.2025
Ella & Ben und AC/DC - Von Donnerblitzen, Höllenglocken und kurzen Hosen / Ella & Ben Bd.6
Wahl, William

Ella & Ben und AC/DC - Von Donnerblitzen, Höllenglocken und kurzen Hosen / Ella & Ben Bd.6


ausgezeichnet

ELLA & BEN UND AC/DC
William Wahl

Ella weigert sich, abends um 8 Uhr ins Bett zu gehen.
„Ich bin ja kein kleines Baby mehr!“, behauptet sie.

Papa lenkt ein und beschließt, dass sich beide Kinder je ein Lied aussuchen dürfen. Doch Ben hat keinen speziellen Wunsch – er will einfach ein „dolles Lied“ hören. Also spielt Papa ein Lied der Band AC/DC, das laut ist und wie ein Blitz durch den Körper fährt.

Papa erklärt, dass AC/DC die berühmteste Rockband der Welt sei. Sie kommen aus Australien, obwohl ihre Gründer, Malcolm und Angus, eigentlich aus Schottland stammen. Ihr Vater konnte in Glasgow, einer armen, überfüllten Arbeiterstadt, nicht genug Geld für seine Frau und acht Kinder verdienen. Deshalb wanderte die Familie nach Australien aus – ein Land, in dem Arbeitskräfte gesucht wurden und man gut verdiente.

Fast gleichzeitig machte sich eine weitere Familie auf den Weg von Schottland nach Australien – die Familie von Bon, dem späteren Sänger von AC/DC. Doch bis sich ihre Wege kreuzen sollten, verging noch viel Zeit.

Bon war ein echter Draufgänger. Er geriet ständig in Schlägereien und musste mit 16 sogar ins Gefängnis, wo er Schlagzeug in der Gefängnisband spielte. Auch Malcolm und Angus waren keine Musterschüler – sie wollten viel lieber Musik machen. So gründeten sie ihre eigene Band. Angus nahm sich nicht einmal die Zeit, sich nach der Schule umzuziehen, und spielte direkt in seiner Schuluniform Gitarre. Diese Schuluniform wurde später sein Markenzeichen auf der Bühne.

Die Idee für den Bandnamen hatte übrigens ihre große Schwester, als sie das Kürzel AC/DC auf ihrer Nähmaschine entdeckte – ein Hinweis auf den Stromanschluss.

Bon schlug sich unterdessen mit Gelegenheitsjobs durch. Auch er gründete eine Band, die jedoch nie den Durchbruch schaffte. Er war unzufrieden mit seinem Leben und arbeitete schließlich in einer Düngemittelfabrik – bis er hörte, dass eine Band in Sydney mit ihrem Sänger unzufrieden sei.

Die Brüder waren sofort begeistert von Bons Stimme – und feuerten kurzerhand ihren bisherigen Sänger.

Doch wie AC/DC am Ende mit Brian weltweiten Ruhm erlangten, was sie alles erlebten, bevor sie ihren berühmtesten Song „Highway to Hell“ schrieben – und was ein nackter Po auf der Bühne damit zu tun hat – das solltet ihr besser selbst nachlesen. ;)

Auch der sechste Band der Reihe Ella & Ben konnte mich wieder vollkommen überzeugen. Es ist informativ und liebevoll von Markus Rockstroh illustriert.


Fazit:
Ein tolles Buch – nicht nur für Kinder ab 5 Jahren, sondern auch für die Großen.
5/5

Bewertung vom 27.05.2025
Konrad - Ein Koala mit Karacho
Blau, Smilla

Konrad - Ein Koala mit Karacho


ausgezeichnet

KONRAD - Ein Koala mit Karacho
Smilla Blau
Illustration: Katja Gehrmann

Oh weia. Mama ist böse und droht mit Putzdienst, wenn sich das noch einmal wiederholt.
Irgendjemand hat letzte Nacht ihre neue Eukalyptus-Zahncreme aus dem Bioladen überall im Bad verteilt und verschmiert.

Dabei stinkt die so sehr, dass Juri und seine kleine Schwester Luzie sie niemals freiwillig anfassen würden – geschweige denn zum Zähneputzen benutzen.
Aber Mama ist sauer, also machen die beiden lieber die Sauerei weg, als sich mit ihr zu streiten.

Aber wer hat das Bad verwüstet?
Jetzt, wo Juri drüber nachdenkt – waren da nicht seltsame Geräusche in der Nacht?
Einbrecher vielleicht?
Und was, wenn sie wiederkommen?

Kurzerhand beschließt Juri, sich in der kommenden Nacht auf die Lauer zu legen – was gar nicht so einfach ist, denn er ist bereits müde und die Badewanne ist ganz schön hart.
Zum Glück hat er seine Dieb-Fang-Ausrüstung dabei!

Gerade als es langweilig wird, hört er ein Quieken.
Ein Schatten huscht durchs Bad!
Das muss der Einbrecher sein!
Juris Herz pocht wild, als er den Dieb mit seinem Kescher fängt.

Doch was ist das?
Der Einbrecher ist ein Koala!
Und ein superniedlicher dazu!

Juri beschließt ihn zu behalten. Aber was würden Mama und Papa dazu sagen?
Sie würden ihn sicher weggeben oder in den Zoo bringen.
Also beschließt Juri, nur Luzie in sein neues Geheimnis einzuweihen.

Doch das Geheimhalten ist gar nicht so einfach – vor allem, wenn der Koala, den sie Konrad taufen, weder Äpfel, noch Möhren oder Haferkekse mag!

Wie es weitergeht könnte ich euch jetzt verraten, aber am besten lest ihr das Buch einfach selbst und findet heraus, wie es mit Konrad, Juri und Luzie weitergeht …

Ein wunderbares Kinderbuch, das nicht nur kleine Leser*innen ab 5 Jahren begeistert, sondern auch die Großen mitreißt.
Wir sind nur so durch die Seiten geflogen und haben abends gleich zwei Kapitel hintereinander gelesen – so spannend war es!

Eine spannende, temporeiche Geschichte mit viel Herz. Große Leseempfehlung!
5/5

Bewertung vom 26.05.2025
Hier draußen
Behm, Martina

Hier draußen


ausgezeichnet

HIER DRAUSSEN
Martina Behm

Was für ein großartiges Buch!
Ich glaube, ich habe noch nie ein so authentisches und stimmungsvolles Buch über das Leben in einem Dorf in Schleswig-Holstein gelesen oder gehört.

Lara und Ingo, einst Stadtmenschen aus Hamburg, ziehen mit großen Hoffnungen aufs Land – auf einen alten Resthof in einem kleinen Dorf. Lara träumt davon, dass ihre Kinder frei und naturnah aufwachsen. Doch schnell wird klar: Die Realität sieht anders aus. Als „die Neue“ wird sie zu keiner Feier eingeladen, oft ist sie allein – denn auch Ingo wird die tägliche Pendelei aus der Hafencity bald zu viel. Von den erhofften Besuchen der alten Freunde aus Hamburg keine Spur.

Doch das Buch erzählt nicht nur von Lara und Ingo. Es ist das vielstimmige Porträt eines ganzen Dorfes.
Da ist Förster Uwe, der sich mit Ingo anfreundet – und ein gut gehütetes Geheimnis mit sich trägt.
Wir begegnen Tove, die unter ihrem sturen, wortkargen Mann Enno leidet und gern ausbrechen würde, aber aus finanziellen Gründen bleibt.
Sönke, der Betreiber eines Geflügelmastbetriebs, kämpft sich durch die ständigen Umstellungen in der Landwirtschaft und droht am Burn-out zu zerbrechen – nicht zuletzt durch die immer wiederkehrende Vogelgrippe.
Und dann sind da noch Armin und Jutta, einst Hippies und Aussteiger. Als Letzte ihrer Kommune leben sie heute noch in der alten Schmiede. Jutta gibt keine Batikkurse mehr, sondern bringt jungen Menschen bei, wie man Hühner schlachtet – eine eigenwillige, aber faszinierende Wendung ihres Lebens.

Martina Behm gelingt es meisterhaft, das Dorf mit all seinen Eigenheiten, Abgründen und kleinen Wundern zum Leben zu erwecken. Die Figuren wirken so echt, die Atmosphäre so dicht, dass ich mich fühlte, als wäre ich selbst vor Ort – mitten in Holstein.

Ein besonderes Lob gilt auch der Hörbuchfassung: Julia Nachtmann verleiht den Figuren mit ihrer Stimme eine beeindruckende Tiefe.

Fazit:
Ein lebendiges, berührendes und absolut empfehlenswertes Buch über das Leben auf dem Land – mit all seinen Brüchen und Schönheiten.

Große Lese/Hörempfehlung
5/5