Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Ryria

Bewertungen

Insgesamt 118 Bewertungen
Bewertung vom 18.03.2025
Die Seelen von Copperdeer
T. Barrett, Sophia

Die Seelen von Copperdeer


sehr gut

Mitte der 90er führt Raymond ein recht normales Teenagerleben, von der Rivalität mit dem Schultyrannen und erstaunlich realistischen Träumen mal abgesehen. Doch sind es wirklich Träume? Und was verbirgt sein Vater?
An der Seite von Raymond lüftet man als Leser nach und nach immer mehr Rätsel und Mysterien, was für Spannung sorgt, auch wenn mal nicht so viel passiert.
Die Grundidee wird jedoch schnell vorgestellt, sodass man eine solide Basis bekommt, um sich zurechtzufinden. Ich will nicht zu viel über die luzide Ebene vorwegnehmen, aber die Autorin hat hier ein bekanntes Konzept genommen und es auf ihre eigene Art echt kreativ und schön weiterentwickelt. Immer wieder ergänzen neue Details das bisherige Wissen, man lernt quasi wie Raymond auch dazu.
Sehr positiv fand ich, dass auch düstere Seiten verdeutlicht werden, dies hat auf mich sehr realistisch gewirkt: Natürlich benutzt die Menschheit besondere Kräfte nicht nur für das Gute.

Generell fand ich die Darstellung der Emotionen durchaus gelungen: Trauer, Wut und Unsicherheiten kommen ebenso gut beim Leser an wie schöne Familienbande und fröhliche Momente.
Raymond als Protagonist wirkte teilweise sehr reif für sein Alter, in anderen Situationen jedoch wieder kindlicher. Zu Beginn musste ich mich erst etwas an ihn und seine Art gewöhnen, im Verlauf der Geschichte habe ich ihn jedoch immer besser verstanden und auch ins Herz schließen können. Die Charaktere hier sind alle keine klassischen Helden, sie handeln auch mal eher fragwürdig und haben ihre ganz eigenen Fehler und Schwächen.

Auch schön fand ich, dass passend zu der damaligen Zeit immer wieder kleine Hinweise zum Weltgeschehen oder Trends eingearbeitet wurden, so konnte man sich die Stadt und Atmosphäre dort noch besser vorstellen.
Was ich mir allerdings gewünscht hätte: Es bleibt am Ende doch noch einiges offen, das in den Folgebänden geklärt werden wird. Hier hätte ich mir eher einen großen Cliffhanger gewünscht, dafür aber alles andere schon gelöst gewusst.
So wirkt der Aufbau recht episodenartig mit vielen offenen Strängen, die vermutlich alle noch eine Rolle spielen werden.
Als Einführungsband in Raymonds Geschichte kann ich das Buch aber echt empfehlen und hoffe, dass es bald weitergeht!

Bewertung vom 17.03.2025
Lyneham
Westerboer, Nils

Lyneham


sehr gut

Die Suche nach einer neuen Heimat für die Menschheit führt die Familie von Henry nach Perm, einem fernen Mond. Erzählt wird die Geschichte dieser Kolonie aus der Sicht von Henrys Mutter, die zu den ersten Siedlern zählt, und Henry, der erst Jahrtausende später mit dem Rest der Familie ankommt.
Zusammen mit ihnen stürzt man am Anfang wortwörtlich in die Geschichte und in die neue Welt hinein, es geht direkt spannend los.

Dem Leser zur Seite stehen eine Karte der Umgebung sowie ein Glossar mit vielen Fachbegriffen und beides ist auch wirklich hilfreich und notwendig.
Der Autor schafft hier eine wirklich sehr ausführliche und kreative Science Fiction Welt, inklusive vieler technischer Hintergründe. Dies ist nicht immer einfach zu verstehen, wirkt aber durchaus authentisch.
Manche Beschreibungen der Umgebung oder Tiere waren zwar vorhanden, jedoch fiel es mir irgendwie trotzdem schwer, sie mir richtig vorzustellen.

Spannender für mich waren da eher die gesellschaftlichen Strukturen, so braucht eine neue Welt z.B. natürlich auch ein neues Grundgesetz.
Auch Ideologien und moralische Vorstellungen stimmen nicht immer bei allen Siedlern überein, was zu interessanten Konflikten führt, während man gleichzeitig noch gegen die Gefahren der Welt ankämpfen muss.
Bei der Technik wird der Leser von vielen coolen Erfindungen überrascht, manches davon wirkt regelrecht skurril und verleiht der Geschichte ein wenig Leichtigkeit.
Generell mochte ich den Kontrast zwischen den sachlichen, wissenschaftlichen und mit ein wenig trockenem Humor versehenen Schilderungen der Mutter und der kindlichen Perspektive von Henry. Manchmal wirkten die Kinder auch ein wenig zu weise für ihr Alter, an anderer Stelle wurde ihre kindliche Seite jedoch wieder gut getroffen.
Insgesamt kann ich dieses Buch allen empfehlen, die eine völlig neue Welt und die (technischen) Prozesse dahinter erkunden möchten.

Bewertung vom 13.03.2025
Portrait meiner Mutter mit Geistern
Edel, Rabea

Portrait meiner Mutter mit Geistern


ausgezeichnet

Für mich ist dieser Roman zweifelsfrei schon ein literarisches Highlight in diesem Jahr.
Erzählt wird die Geschichte einer Familie, über mehrere Generationen hinweg und aus verschiedenen Perspektiven.
Zu Beginn wird man auch direkt von einem Stammbaum begrüßt, der wirklich hilfreich beim Lesen war. Dieser füllt sich mit jedem Kapitel mehr mit Leben, nach und nach lernt man als Leser die Personen hinter den Namen kennen und ihre Bedeutung für die Handlung.
Generell fühlt es sich ein wenig wie ein Puzzle an, bei dem man mit jedem Kapitel neue Teile erhält: Vorherige Textstellen bekommen eine neue Bedeutung, Fragen werden beantwortet, Handlungen der Charaktere bekommen einen (neuen) Sinn.
Es lohnt sich daher sehr, den Roman aufmerksam und in Ruhe zu lesen, da es auf jeder Seite etwas zu entdecken gibt.

Die Kapitel haben sich dabei für mich schon fast wie Kurzgeschichten angefühlt, jedes war irgendwie besonders, und doch waren sie alle miteinander verbunden. Ebenso außergewöhnlich ist der Schreibstil, die Geschichte liest sich sehr flüssig, jedoch wird man immer wieder von sprachlich wunderschönen Formulierungen oder Wortneuschöpfungen überrascht. Auch passt sich die Erzählung an die Perspektive an, ist mal kindlich unschuldig und unwissend oder auch leicht senil und geistig verwirrt.
Historisch relevante Geschehnisse werden so gekonnt in der Handlung versteckt, sie liefern dezent Kontext, ohne sich dabei in den Vordergrund zu drängen.

Auch die Charaktere und Emotionen kommen natürlich nicht zu kurz, sondern stehen vielmehr im Fokus. Durch die generationenübergreifende Erzählung schafft es die Autorin, die (Neben-)Charaktere schließlich zu richtigen Menschen zu erheben. War mir eine Person zu Beginn noch unsympathisch, habe ich später doch Mitleid mit ihr und versuche sie zu verstehen.
Vieles war sehr berührend, manches hat mich sogar wirklich emotional mitgenommen, hier wird eine große Bandbreite an Gefühlen geboten, ohne dabei darauf ausgelegt zu sein. Als Leser fühlt und fiebert man automatisch mit, während man versucht, all die Fragen zu beantworten. Manches bleibt jedoch auch offen, aber nicht auf eine unangenehme oder störende Art.
Ein poetisches Buch, das auf besondere Weise sehr persönlich ist.

Bewertung vom 12.03.2025
Fräulein Florentines Gespür für Mord
Fischer-Hunold, Alexandra

Fräulein Florentines Gespür für Mord


ausgezeichnet

Was wäre eine Hochzeit nur ohne einen Mord zur allgemeinen Unterhaltung - blöd nur, dass es hier den Bräutigam trifft. Florentines Neugier ist geweckt und bald wird es auch persönlich, da ihr Bruder plötzlich als Hauptverdächtiger verhaftet wird. Um ihn zu retten begibt sie sich zusammen mit ihrem Dienstmädchen Elise auf Spurensuche, auch wenn sich das natürlich so gar nicht für ein feines Fräulein im damaligen Berlin ziemt.

Direkt zu Beginn des Buches wird man von einem Personenregister begrüßt, was den Einstieg zusätzlich erleichert, aber auch ohne dieses fiel es mir durchgängig leicht, die Übersicht zu bewahren.
Florentine hinterlässt direkt auf der ersten Seite einen bleibenden Eindruck, ihr Charakter ist witzig und aufgeweckt zugleich, eine tolle Heldin, die auch kritikfähig ist und sehr positiv die Emanzipation verkörpert.
Ihr zur Seite steht Elise, die sie perfekt ergänzt und ihre eigenen Tricks auf Lager hat. Die ungewöhnliche Freundschaft der beiden Frauen zu beobachten war herzerwärmend und teilweise echt lustig.
Ebenso schön war auch die Schwesternbeziehung, die Autorin hat hier wirklich tolle weibliche Charaktere erschaffen, die man sehr schnell liebgewinnt.
Dabei bleiben sie alle authentisch und handeln ihrem Alter entsprechend, was auch gerne mal zu Chaos führt - aber jede Detektivin fängt ja mal klein an.

Romance steht hier zwar keineswegs im Vordergrund, jedoch gibt es natürlich auch zwei Gentlemen, die sich auf charmante oder freche Art langsam in Florentines Herz schleichen. Wer wohl besser zu ihr passen würde?
In bester Bridgerton-Manier müssen nebenbei auch noch so Kleinigkeiten wie Duelle im Morgengrauen, Abendgesellschaften und heimliche Ausflüge bewältigt werden - Fans der Serie werden dieses Buch lieben!
Dabei geraten auch die Ermittlungen nie zu kurz und man kann super miträtseln, ohne dass es zu kompliziert oder erschreckend wird, eine tolle Mischung aus Spannung und Gemütlichkeit.
Ich hoffe sehr, dass Florentine bald in ihrem nächsten Fall ermitteln darf!

Bewertung vom 11.03.2025
Von Jade und Drachen / Der Sturz des Drachen Bd.1
Chen

Von Jade und Drachen / Der Sturz des Drachen Bd.1


sehr gut

Als ihr Vater ermordet wird, macht sich Ying auf die Suche nach dem Mörder und beschreitet hierbei den gleichen Weg wie ihr Vater damals: Hinein in die Ingenieursgilde der Hauptstadt und in den Kern von politischen Intrigen. Zwischen aufkeimenden Gefühlen für den verbündeten Prinzen und den anspruchsvollen Prüfungen der Gilde muss sie nun ihren eigenen Weg finden.


Optisch ist das Buch wirklich hübsch gestaltet, jedoch habe ich eine Karte der Welt vermisst. Da zwischendurch doch einige Orte erwähnt werden und die geographische Lage eine Rolle spielt, wäre das für die Übersicht besser gewesen. Dafür werden die Handlungsorte und Umgebungen toll beschrieben, so haben die Städte oder die Gilde ihre ganz eigene Atmosphäre mit vielen kleinen Details.
Generell hat die Autorin eine spannende Welt erschaffen, mit verschiedenen Kulturen und tollen Silkpunk-Details wie mechanischen Kreationen und Waffen.

Verstärkt wird diese Atmosphäre noch mit chinesischen Begriffen oder Anreden sowie eigenen Fantasy-Namen - hierfür hätte ich mir noch eine Art Glossar gewünscht, da zwar das meiste aus dem Text hervorgeht, man nach einer Lesepause jedoch manches wieder vergessen hat.
Ebenso verwirrend waren manchmal die ganzen Clan-Namen und Personen, hierbei habe ich doch eine Weile gebraucht, bis ich alle zuordnen konnte. Die Hauptcharaktere hingegen sind mir auf ihre eigene Art schnell ans Herz gewachsen, Ying schlägt sich gut als coole, starke und kluge Protagonistin. Als Mann verkleidet schlägt sie sich mit ihrem Wissen und Kreativität durch, Fans von Mulan werden sie lieben.

Die Handlung fängt zwar schnell an, wird dann jedoch langsamer und nimmt sich die Zeit, die Welt und Charaktere zum Leben zu erwecken.
Gleichzeitig kann man super von Anfang an miträtseln, wer hinter dem Mord steckt und was ihr Vater damals in der Gilde erlebt hat.
Inhaltlich kommt das Buch zwar zu einem guten Abschluss, jedoch sehe ich es eher als Einführung und bin daher umso gespannter auf den nächsten Band und ein Wiedersehen mit den Charakteren.

Bewertung vom 10.03.2025
The Serpent and the Wolf
Robinson, Rebecca

The Serpent and the Wolf


ausgezeichnet

"Heimat ist nur selten ein Ort. Es sind die Menschen, und dabei oft die, von denen wir es am wenigsten erwarten, die uns Wurzeln geben."
Nach ihrer ungewollten arrangierten Hochzeit mit Reid lässt sich Vaasa schließlich doch auf einen Deal mit ihm ein: Sie spielt seine liebende Frau, um seine Chancen im anstehenden Wahlkampf zu verbessern, er hilft ihr, ihre tödliche Magie zu verstehen und kontrollieren zu lernen.

Das Buch entführt den Leser in eine spannende Fantasy-Welt, die dank einer Karte und kurzen Erklärungen schnell vertraut wird. Nach und nach wird diese Karte dann auch mit Leben gefüllt, zusammen mit Vaasa lernt man neue Orte kennen und lieben. Die Beschreibungen der Schauplätze und der Einheimischen haben mir hierbei besonders gut gefallen, sie sind detailreich, aber nicht zu erdrückend.
Auch die politischen Hintergründe waren spannend, das System wirkte authentisch, ohne dabei den Leser zu überfordern.

Der Anfang ist zwar recht stürmisch, jedoch flacht das Tempo danach wieder ab. Die Stärke der Geschichte besteht nicht aus vielen spannenden Szenen, sondern aus dem Eintauchen in die Welt und das Gefühlsleben der Protagonisten. Auch trotz der fehlenden sonst oft verwendeten Ich-Perspektive kann man die Emotionen von Vaasa sehr gut nachvollziehen.
Es ist wirklich schön zu verfolgen, wie die im Eis geborene Königstochter im warmen Nachbarland wortwörtlich auftaut und sich ihren Dämonen stellt.
Hierzu tragen einige tolle, starke Frauencharaktere bei, aber natürlich auch ihr ungewollter Ehemann Reid. Dieser war mir echt sympathisch und vor allem die Wortgefechte und Neckereien mit Vaasa waren erfrischend und witzig.
Nach und nach sieht man die Beiden zu einem Team zusammenwachsen, während die Handlung fortschreitet und es einige überraschende Entdeckungen gibt.
Action-Fans könnten sich hier vielleicht ein wenig langweilen, aber ansonsten kann ich das Buch nur weiterempfehlen.

Bewertung vom 08.03.2025
Sommervogelflug
Floris, Eva

Sommervogelflug


ausgezeichnet

Die Suche nach ihrer biologischen Mutter führt Lilly nach Elba, in den Schmetterlingspark von Valentina.
Auch die Geschichte wird aus den Perspektiven der beiden Frauen erzählt, die trotz ihrer möglichen Verbindung doch sehr unterschiedlich sind.
Dies eröffnet viele Gelegenheiten, in denen man sich als Leser mit ihnen identifizieren kann, vor allem, da beide auch sehr sympathisch wirken.
Lilly wirkt nach einer überstandenen schweren Erkrankung und der Erkenntnis, dass sie adoptiert ist, verloren im Leben und auf der Suche nach alten/neuen Wurzeln. Valentina hingegen wirkt zunächst von außen eher kühl, überrascht jedoch schnell mit ganz anderen Seiten.
Die Gefühle werden berührend und authentisch beschrieben, und auch wenn man manche Handlungen der Charaktere nicht toll findet, bleiben sie doch nachvollziehbar und passend.
Nichts wird übertrieben oder kitschig dargestellt, Probleme werden nicht einfach ignoriert oder aufgelöst, alles bleibt durchgängig stimmig.

Ein weiterer großer Pluspunkt war die Atmosphäre auf Elba: Wie in einem tollen Urlaubsbuch wird die Kulisse schön beschrieben und die Gastfreundlichkeit spürt man immer wieder, sodass man am liebsten selbst direkt die Koffer packen will.
Passend zum Titel spielen auch Schmetterlinge eine große Rolle und sind nicht nur zierendes Beiwerk. Immer wieder werden interessante Fun Facts in die Handlung eingewoben, sodass man auch noch einiges über diese faszinierenden Tiere dazulernt.

Lockere, lustige Szenen wechseln sich mit ernsten und emotionalen Themen ab, wobei auch die Nebencharaktere nicht zu kurz kommen.
Zwischenmenschliche Beziehungen jeder Art werden gekonnt dargestellt: Tiefe, neue und geschwächte Freundschaften, gescheiterte und gestärkte Liebesbeziehungen und die Verbindungen zwischen Eltern und Kindern.
Irgendwann hat all dies dazu geführt, dass ich das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen konnte, daher kann ich es nur absolut weiterempfehlen!

Bewertung vom 06.03.2025
Zwei Frauen, zwei Räder, ein Zelt
Willers, Tanja;Hochedlinger, Johanna

Zwei Frauen, zwei Räder, ein Zelt


ausgezeichnet

Tanja und Johanna haben ein Ziel: Sie wollen zurück nach Wien radeln, Campingausrüstung etc. gut verstaut an den Fahrrädern. Doch statt einem kurzen Trip darf der Leser sie ganze 445 Tage begleiten, denn der Startpunkt liegt in Südafrika.
Dieses Buch stellt quasi ihr Reisetagebuch dar, hilft aber auch bei der Planung von eigenen Touren dank sehr interessanter Infoseiten zwischendurch, beispielsweise zum Gepäck, Trinkwasser, geeigneten Rädern oder der Stromversorgung.
Generell hat mir die Gestaltung des Buches richtig gut gefallen: Die Reise ist in verschiedene Abschnitte unterteilt, passend zu den durchfahrenen Ländern. Zu Beginn jedes Abschnittes gibt es dann zunächst eine simple Karte mit der gefahrenen Route und Highlights auf dem Weg - super um das Gelesene besser einzuordnen oder um es sich für eigene Touren zu notieren!
Die Abschnitte sind ebenfalls chronologisch, sodass man quasi mit auf Reisen geht. Auch die Infoseiten orientieren sich immer ein bisschen an den Erlebnissen des Landes und liefern so nochmal extra Kontext.
Absolutes Highlight: Unzählige wunderschöne und lustige Fotos ergänzen den Text perfekt, sei es von den Landschaften und Sehenswürdigkeiten, von der einheimischen Flora und Fauna oder auch von den beiden Frauen und ihren Reisebekanntschaften selbst.
Letztere sind mir während der Reise sehr sympathisch geworden, sie stellen die Länder und Kulturen gut vor, aber unterhalten auch mit lustigen Anekdoten und einer guten Prise Selbstironie.

Die Reiseroute verläuft einmal quer durch Afrika, von Südafrika nach Äthiopien, von dort auf die arabische Halbinsel und durch den Iran und die Türkei zurück nach Europa. Besonders spannend fand ich es, durch die Erzählungen die verschiedenen Kulturen in Afrika kennenzulernen, inklusive großer Unterschiede. Berichte über die Gastfreundschaft von Fremden, die zu Freunden wurden, sind herzerwärmend, gleichzeitig werden auch eher erschreckende Erlebnisse dargestellt. Hierzu gehören politische Unterdrückung, Pannen auf der Fahrt, gefährliche Wildtiere, fehlende Frauenrechte oder auch Feindseligkeit gegenüber Touristen. Diese doch sehr realistische Darstellung halte ich auch für sehr wichtig, gleichzeitig wird das Buch durch die vielen schönen Momente nicht zu ernst oder bedrückend.
Eine wunderbare Liebeserklärung an das Reisen, den Abenteuergeist und die so unterschiedlichen Menschen dieser Welt!

Bewertung vom 05.03.2025
The Last Dynasty
Mo, Fei

The Last Dynasty


ausgezeichnet

Gao Ying strandet zu seinem Studienbeginn zunächst in einem leicht suspekten Hotel mit eigenwilligen Bewohnern. Da ist es kein Wunder, dass es gar nicht lange dauert, bis seltsame Dinge um ihn herum geschehen...
Der erste Band dieser Manhua-Reihe erscheint im ungewöhnlichen Hochformat und liest sich ähnlich wie ein Webtoon. Wer sich bisher aufgrund der Leserichtung nicht mit Mangas anfreunden konnte, sollte hier keinerlei Probleme haben. Auch ermöglicht das Format beeindruckende Bilder, die kleine Kunstwerke in sich sind. Die Panels sind dabei perfekt aufgeteilt, es kommt zu keinen unvorteilhaften Trennungen oder Umbrüchen.
Zur Übersetzung: Hier wurde gut gefiltert zwischen wichtigen und unwichtigen Randinformationen, so z.B. Namen von Restaurants nicht extra übersetzt. Dafür gibt es immer wieder mal Anmerkungen zur chinesischen Kultur, die dem Leser ein besseres Verständnis der Handlung verschaffen. Manche Übersetzungen blieben jedoch trotzdem etwas rätselhaft, jedoch hielt dies sich in Grenzen.

Mo Fei selbst besitzt großes Zeichentalent: Immer wieder habe ich kurz beim Lesen innegehalten, um die Bilder zu bewundern. Die Farbgestaltung passt super zu einer Horrorgeschichte und hat passend zum mythologischen Hintergrund oft an eine alte Geschichte erinnert - nur um im nächsten Moment mit einem spontanen Livestream zu überraschen. Diese besondere Mischung aus Humor und Horror, aus klassisch und modern war für mich ein echtes Highlight. Eine lustige Szene geht auf der nächsten Seite fließend in gruselige Momente über, nur um dann wieder mit viel Witz gelockert zu werden. Der Zeichenstil passt sich dem immer perfekt an, je nach Szene und Stimmung.
Auch die Charaktere konnten bei mir punkten, eine wirklich bunte Mischung, mit Personen, die man schnell ins Herz schließen kann.
Dafür ist die Handlung bisher noch leicht verwirrend, und natürlich ist Band 1 genau dann rum, wenn es die ersten Antworten gibt.
Ein gelungener Einstieg und 4,5 Sterne für mich, ich bin gespannt, wie es weitergeht!

Bewertung vom 04.03.2025
Der Seher
Haller, Elias

Der Seher


sehr gut

Arne Stiller ermittelt als bekannter Kryptologe hier in einem Fall, der sich um eine alte Zeitkapsel mit Babyknochen und einen eingravierten Code dreht. Als dann noch ein Baby entführt wird und sich ein Seher in die Ermittlungen einmischt, geht schnell alles drunter und drüber.
Für mich war es der erste Roman der Reihe, jedoch habe ich schnell in die Handlung hineingefunden und keine großen Fragen zu den Charakteren etc. gehabt.
Kurze Kapitel sorgen für einen angenehmen Lesefluss, auch der Schreibstil konnte mich überzeugen. Hierbei haben mich besonders die vielen verschiedenen Perspektiven begeistert, manche davon waren auch sehr außergewöhnlich und haben die Handlung auf vielen Ebenen dargestellt.
Ebenfalls positiv sind mir eingebaute Hintergrundinfos wie zur Rechtsmedizin aufgefallen. Lediglich bei dem Code hätte ich mehr erwartet, dieser war zwar interessant, stand jedoch kaum im Fokus, was ich komisch für ein Buch mit einem Kryptologen fand.

An Charakteren bietet das Buch eine wirklich bunte Mischung, allen voran natürlich Stiller selbst. Dieser war mir in manchen Situationen doch sehr sympathisch, in anderen haben mich seine Angewohnheiten ein wenig gestört. Die Zeugen und Nebencharaktere waren doch recht speziell, eine interessante Kombination aus teils klischeehaft, teils authentisch.
Der Fall selbst war ziemlich spannend und man konnte gut miträtseln, auch wenn man manche Verdächtige auch schnell wieder ausschließen konnte.
Der Autor hat hierfür wahre Fälle als Grundlage für die Handlung genommen, was ich einerseits als coole Idee empfunden habe, andererseits hat dies dazu geführt, dass manches doch ein wenig konstruiert gewirkt hat. Charaktere haben so z.B. komisch gehandelt, damit es "passt".
Insgesamt ist dies jedoch ein durchaus spannender Thriller, wenn man über diese kleinen Schwächen hinwegsehen kann.