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Lesehexe
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Bewertungen

Insgesamt 45 Bewertungen
Bewertung vom 05.09.2023
Schwarzwaldfrost
Kindler, Sonja

Schwarzwaldfrost


ausgezeichnet

Frostige Spannung im Schwarzwald

Schwarzwaldfrost von Sonja Kindler ist der dritte Schwarzwaldkrimi mit der Hauptermittlerin Ines Sandner. Aber auch wenn man die ersten beiden Krimis nicht gelesen hat, kommt man sehr gut in die Geschichte hinein. Die eigentliche Krimihandlung ist für sich abgeschlossen. Das eisige Cover einer bewaldeten Straße deutet schon auf die Jahreszeit, die Handlung spielt kurz vor Weihnachten. Sehr schön wird diese eisige Atmosphäre von der Autorin immer wieder bildhaft in Szene gesetzt, sodass man selbst bei sommerlichen Temperaturen manchmal ins Frösteln gerät.

Worum geht es? Adrian Hollstein, der Mitinhaber einer Firma für Sicherheitstechnik wird auf einem Parkplatz tot aufgefunden. Angeblich hat er sich erschossen, aber Sonja Kindler gelingt es während des gesamten Romans immer wieder Zweifel daran zu streuen. Das Umfeld Hollsteins wird von den Ermittlern durchleuchtet. Saubere Polizeiarbeit, die man sich gut vorstellen kann. Es folgen Verwicklungen in der Familie, im Berufsleben des Toten, die die Ermittler mühsam aufdecken müssen. Das Team ist sehr sympathisch und die Figuren sind glaubhaft gezeichnet. Besonders die Protagonistin Ines Sandner lernt man auch im Privatleben gut kennen, was realistisch und wie aus dem Leben gegriffen rüberkommt. Der Alltag von Ines Sandner ist stressig, aber sie bewältigt diesen Stress sehr glaubwürdig.

Auch die anderen Figuren kann man sich gut vorstellen. Besonders Emma, die neue Kollegin von Ines Sandner bekommt von mir Extra-Sympathiepunkte. Sie ist etwas extravagant, aber sehr drollig. Insgesamt haben mir die Figuren im Roman sehr gut gefallen, ob nett oder unsympathisch, sie sind in ihrem Aussehen und Verhalten glaubwürdig beschrieben.

Der Schreibstil von Sonja Kindler ist flüssig zu lesen und sehr bildhaft. Auch das hat mir gut gefallen. Die Kapitel wechseln in Gegenwart und der näheren Vergangenheit, sodass man in den Rückblicken das Opfer Adrian Hollstein und seine Beweggründe kennen- und durchschauen lernt. Eins ums andere Mal wird man von der Autorin in die Irre geführt, was einen guten Krimi ja ausmacht. Das Ende ist dann noch einmal überraschend, da man die Hintergründe der Tat kennenlernt.

Mir hat dieser Schwarzwaldkrimi sehr gut gefallen und deshalb vergebe ich gerne die volle Anzahl von fünf Sternen.

Bewertung vom 30.08.2023
Wellenkinder
Bahrow, Liv Marie

Wellenkinder


ausgezeichnet

Sehr bewegender, generationenübergreifender Schicksalsroman

Schon die Leseprobe des Romans „Wellenkinder“ von Lisa Marie Bahrow hat mich gepackt und fasziniert. Welch eine bildhafte, unterhaltsame und mitreißende Sprache. Es werden die Geschichten von Jan, Oda und Margit in verschiedenen Zeitebenen nebeneinander erzählt. Margit kommt als Kriegsflüchtling in den 1940er Jahren nach Deutschland, Oda lebt in den 70er Jahren in der DDR und Jan lernt man in der Gegenwart kennen. Dass diese drei Handlungsstränge miteinander zu tun haben müssen, wird bald klar, aber die Details lassen mit großer Spannung auf sich warten. Alle drei Protagonisten haben jedenfalls bereits zu Beginn etwas gemeinsam: sie streben nach Freiheit.

Die Figuren wurden sehr lebensecht und detailliert in ihrem Charakter und in ihrem Handeln mit viel Feingefühl gezeichnet. Die jeweilige Epoche wurde gut recherchiert und ausgestaltet, sowohl historisch als auch politisch. Die Handlungsstränge verweben sich im Laufe der Geschichte. Man erahnt als Leser die Zusammenhänge immer besser, auch das trägt zur Spannung des Romans „Wellenkinder“ bis hin zur letzten Seite bei. Der Erzählstil ist angenehm und flüssig zu lesen. Liv Marie Bahrow versteht es, den Leser zu packen und mitten ins jeweilige zeitliche Geschehen zu holen. Hierbei tut das Switchen zwischen den drei Ebenen der Spannung keinen Abbruch, im Gegenteil, man findet sehr schnell ins jeweilige Geschehen zurück. Hierbei wird deutlich, dass die Autorin sehr viel vom Zeitgeist der beschriebenen deutschen Geschichte weiß und es versteht, dies dem Leser sehr anschaulich zu vermitteln.

Das Cover fasziniert besonders und ist meiner Ansicht nach perfekt gestaltet. Eine Szene am Meer, gezeichnet wie ein Aquarell, die aus dem Schattenriss eines Frauenprofils bricht. Und im Vordergrund ein Kind, stehend in einer Schaukel, die an einem unendlich langen Seil zu hängen scheint. Das Ganze ist sehr gut abgestimmt auf den Titel „Wellenkinder“.


Fazit: Mich hat dieser tiefsinnige Roman stark berührt und mitgerissen. Es ist nicht nur ein Buch für alle „Kinder der Wende“ und diejenigen, die im wieder vereinten Deutschland aufgewachsen sind. Es ist ein bewegendes Buch, das nachwirkt und das ich begeistert weiterempfehlen kann.

Bewertung vom 26.08.2023
Die Butterbrotbriefe
Henn, Carsten Sebastian

Die Butterbrotbriefe


ausgezeichnet

Knisternde Momente auf Butterbrotpapier

Was für eine schöne Idee! Kati möchte als Protagonistin in "Die Butterbrotbriefe" ihr Leben aufarbeiten und erlebt 37 spannende, überraschende und rührende Momente, bei der persönlichen Übergabe. Sie liest die Briefe dem Adressaten selbst vor und das erfordert oftmals Mut. Carsten Henn hat diese Idee wunderbar ausgearbeitet. Die Hauptfigur ist ihm bis ins Detail gut gelungen. Kati ist eine etwas schräge, aber sehr sympathische Frau, die den Sinn ihres Lebens hinterfragt. Auch die zweite Hauptfigur Severin hat mich überzeugt. Ein melancholischer Landstreicher mit Sinn für die schönen Dinge des Lebens, die er Kati auf sehr innige Weise näherbringt. Aber auch die Nebenfiguren sind lebendig und gut dargestellt, wie zum Beispiel Martin, der Onkel von Kati mit seinem skurrilen Faible für die Arktis.
Der Schreibstil ist flüssig und malerisch und somit sehr gut zu lesen. Die zahlreichen Dialoge zwischen Kati und Severin sind sehr unterhaltsam und wirken überhaupt nicht ermüdend. Die Figuren entwickeln sich ebenso wie die traumhafte Geschichte.
Das Cover gefällt mir sehr gut. Es passt zum Inhalt des Buches mit dem knittrigen Papier, worin man durch ein Loch die beiden Protagonisten sieht, die zunächst aneinander vorbeilaufen. Mir hat dieses Buch mit dem praktischen Lesebändchen ausgesprochen gut gefallen, auch das etwas kleinere Format als Hardcover (ist sehr praktisch für unterwegs). Ich werde "Die Butterbrotbriefe" von Carsten Henn in jedem Fall weiterempfehlen.

Bewertung vom 23.08.2023
Die letzte Nacht / Georgia Bd.11
Slaughter, Karin

Die letzte Nacht / Georgia Bd.11


ausgezeichnet

Schockmomente und Spannung auf höchstem Niveau von der Königin des Thrillers

Vor einigen Jahren durfte ich Karin Slaughter bei einer Lesung live erleben. Sie erzählte im Interview, sie ziehe sich zum Schreiben für mehrere Wochen in eine einsame Waldhütte zurück. Nun stelle man sich vor, man müsse "Die letzte Nacht" in einer einsamen Hütte lesen. Eine Horrorvision. Denn der neueste Thriller von Karin Slaughter ist nichts für schwache Nerven.
Es geht vorrangig um das Leben und die Vergangenheit der Ärztin Sara Linton, die gleichzeitig die Lebensgefährtin des Protagonisten und Ermittlers Will Trent ist. Sie wurde vor 15 Jahren brutal überfallen und vergewaltigt. Nun scheint sich ihre Geschichte mit einer jungen Patientin zu wiederholen, deren Leben sie nicht retten kann, der sie aber verspricht, alles zu tun, um den Täter zur Rechenschaft zu ziehen.
Der Schreibstil ist wie immer packend und unterhaltsam. Die Figuren sind toll gezeichnet und wirken lebendig und lebensecht. Auch das dunkle Cover gefällt mir sehr gut. Ein Raubvogel in Angriffsstellung, das Opfer ist scheinbar schon in Sicht. Karin Slaughter ist erneut ein packender Thriller gelungen, den man kaum aus der Hand legen mag. Allerdings geht es beim Thema Vergewaltigung oft sehr ins Detail und das ist schwer zu ertragen. Mir hat das Buch dennoch ausgesprochen gut gefallen. Volle Leseempfehlung!

Bewertung vom 21.08.2023
Mein schrecklich schönes Leben
Smale, Holly

Mein schrecklich schönes Leben


sehr gut

Ein wirrer, unterhaltsamer und am Ende sehr berührender Roman

Cassandra Penelope Dankworth ist die Hauptfigur in "Mein schrecklich schönes Leben" und erzählt dieses in der Ich-Perspektive, womit man als LeserIn sehr nahe an der Figur dran ist und ihre Emotionen sehr gut zu spüren bekommt. Die Geschichte beginnt mit einem Horrortag für Cassy. Ihr Freund beendet die Beziehung, sie verliert ihren Job und auch sonst läuft noch so einiges schief. Durch eine plötzliche Gabe, die sie an beliebte Punkte in ihrer nahen Vergangenheit (höchstens vier Monate) reisen lässt, will sie nun versuchen, ihr Leben in bessere Bahnen zu lenken.

Holly Smale ist gelungen, Cassandra sehr authentisch und glaubhaft darzustellen. Erst am Ende des Romans versteht man, wie fantastisch ihr das gelungen ist. Der Schreibstil ist mitreißend und sehr unterhaltsam. Durchs erste Drittel des Romans bin ich förmlich geflogen. Dann begann mich das ewige Zeitreisen von Cassy ein bisschen zu überfordern, da dies natürlich auch zig Wiederholungen mit sich bringt. Aber das ist wirklich nur ein kleines Manko. Im letzten Drittel beginnt man zu verstehen, worum es eigentlich geht. Eine gut durchdachte und fantastisch umgesetzte Geschichte.

Das Cover gefällt mir ausgesprochen gut, denn es gibt Cassandras Emotionen, die sie bei sich und anderen in Farben sieht, sehr gut wider. Auch der Titel ist treffend und passt zum Roman. Mein Fazit: Ein sehr gelungener, unterhaltsamer Roman, der ein Thema aufgreift, das man erst am Ende richtig versteht und durchschaut und das sehr viel emotionalen Tiefgang hat. Bei mir fällt "Mein schrecklich schönes Leben" in die Kategorie: sehr empfehlenswert!

Bewertung vom 14.08.2023
Prophet
Blaché, Sin;Macdonald, Helen

Prophet


gut

Tolle Story, die leider versandet

"Prophet" von Sin Blaché und Helen MacDonald ist ein Genre übergreifender Roman. Ein bisschen Romantik, ein bisschen Sciences-Fiction, ein bisschen Krimi, ein bisschen Akte X, aber auf jeden Fall zu wenig Thriller. Das gelbe Cover wirkt wie eine Mischung aus Feuerbrunst und Plüschtier, gefällt mir aber sehr gut und sticht aus der Masse heraus. Auch der Einwort-Titel "Prophet" ist klug gewählt und macht neugierig.

Der Plot klingt vielversprechend. Ein amerikanisches Diner taucht wie aus dem Nichts auf einem Acker im ländlichen England auf. Es leuchtet ohne Strom und wird von einer mystischen Atmosphäre umgeben. Fast zeitgleich wird eine Leiche gefunden. So weit der Einstieg in den Roman, der überaus gelungen und spannend ist. Auch die Protagonisten Sunil Rao und Adam Rubenstein überzeugen zu Beginn des Romans. Ihre Gegensätze sind gut ausgearbeitet, sie wirken präsent. Ihre sich langsam entwickelnde Liebesgeschichte hat mich nur bedingt überzeugt. Irgendwie passen die beiden Charaktere als Paar für mich nicht so recht zusammen, aber man sagt ja, wo die Liebe hinfällt ...

Der Fortgang der Geschichte um plötzlich auftauchende Gegenstände verzettelt sich dann ein bisschen mit den nicht sofort erkennbaren Zeitsprüngen, die mich anfangs verwirrt haben, sodass ich den roten Faden des "Thrillers" aus den Augen verloren habe. Ein weiteres Manko sind die unendlichen und manchmal hölzern wirkenden Dialoge zwischen Rao und Rubenstein. Von den Autorinnen wohl als sarkastischer Wortwitz gedacht, aber am Maß der Dinge weit übers Ziel hinausgeschossen. Insgesamt war der Schreibstil für mich schwer zu lesen und es hat mich enorme Willenskraft gekostet, bei der Story am Ball zu bleiben. Inhaltlich sicherlich ein außergewöhnliches Thema, das meiner Meinung nach viel Potenzial hat, welches aber nur bedingt ausgeschöpft wurde.

Für geduldige Leser mag der Sci-Fi-Thriller genau das richtige sein. Mich hat er leider nicht überzeugt.

Bewertung vom 11.08.2023
Insel der wandernden Flüche - Skys Gabe
Blase, Tina

Insel der wandernden Flüche - Skys Gabe


ausgezeichnet

Mysteriöse Inselflüche

"Insel der wandernden Flüche" von Tina Blase ist ein toller Jugendroman. Zunächst besticht bereits die Buchgestaltung mit mystischen Farben, der Burg im Hintergrund, der Hauptfigur mit wehendem blauem Haar und dem wundervollen Farbschnitt. Ein echter Hingucker, der aus der Masse sticht.

Die Hauptfigur, die 14-jährige Sky Lamar überzeugt durch Mut, Neugier und Entschlossenheit. Ein Teenager, der von der flatterhaften Reiselust der Mutter genug hat, und ausgerechnet auf der schottischen Insel Sidh bei ihrem Opa Ethan sesshaft werden will. Sie stürzt sich in verschiedene Abenteuer und trifft dabei ausgerechnet auf Rory, einem Nachkomme der MacLeods, der Familie, die sich seit Generationen gegen die Familie Lamar gestellt hat. Worin diese Feindschaft begründet ist und was es genau mit den Flüchen auf sich hat, das versucht Sky nach und nach herauszufinden.

Auch die anderen Figuren sind sehr gut dargestellt und werden nach und nach eingeführt, sodass man beim Lesen nicht den Überblick verliert. Der Schreibstil liest sich flüssig, die Kapitelaufteilung ist übersichtlich und auch an Spannung fehlt es nicht. Wobei sich der Mittelteil ein wenig in die Länge zieht, da Sky in ihren Nachforschungen nicht wirklich weiterkommt.

Alles in allem ein toller Jugendroman und als Auftakt der Serie um Sky Lamar mit dem Untertitel "Skys Gabe" sehr gelungen. Absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 02.08.2023
Skorpion / David Keller Bd.1
Basanisi, Matt;Schneider, Gerd

Skorpion / David Keller Bd.1


sehr gut

Komplexer und hochspannender Thriller im Mafia-Mileu

Die reale Fiktion war das, was mich an dem Thriller "Skorpion" fasziniert hat. So hat man beim Lesen ständig im Hinterkopf: genauso könnte und wird es in der Realität ablaufen. Das Cover mit Waffe und hervorgehobenem Titel in schimmerndem Glanz auf schwarzem Hintergrund gefällt mir sehr gut. Der Anfang des Thrillers startet auch gleich spektakulär. Ein erschossener Priester in Palermo, der brisantes Material an die Polizei übergibt, ein gigantischer Kokainfund von drei Tonnen in Antwerpen und der mysteriöse Tod eines Piloten in Zürich. Schnell wird klar, die drei Fälle hängen zusammen. Der Schweizer Bundesermittler David Keller wird auf die Fälle angesetzt, die man schnell der Mafia zuschreibt. Keller selbst kommt sehr sympathisch und kompetent rüber, ist dennoch ein wenig blass geblieben.
Nach dem rasanten Beginn des Thrillers, wird es im ersten Drittel des Buches ein wenig wirr. Sehr viele Figuren, sehr viele Handlungsstränge, sehr viele Zeitsprünge. Der rote Faden der Geschichte geht dabei etwas verloren. Das legt sich aber im Laufe der Handlung wieder und die Spannungskurve schnellt immer wieder rasant nach oben. Der Schreibstil des Autorenduos ist sehr angenehm zu lesen und die Kooperation der beiden hat gut funktioniert. Als Auftakt einer Serie um den Ermittler David Keller befasst sich der Thriller "Skorpion" mit dem hochspannenden Thema mafiöser Strukturen und man darf sich auf die Fortsetzung der Reihe freuen. Die volle Punktzahl hätte ich inhaltlich gerne vergeben. Das etwas unübersichtliche erste Drittel nach dem Start büßt leider einen Punkt ein. Aber dennoch ein überaus lesenswerter, filmreifer Thriller!

Bewertung vom 22.07.2023
Perlenbach
Caspari, Anna-Maria

Perlenbach


sehr gut

Historischer Gesellschaftsroman in einer Zeit des Umbruchs

Perlenbach ist der zweite Teil einer Trilogie, die jedoch zeitlich vor dem ersten Band spielt, sodass man der Handlung mühelos folgen und das Buch ohne Vorkenntnisse lesen kann. Wilhelm, Jakob und Luise lernen sich im Kindesalter kennen. Jacob aus reichem Haus und Sohn eines Tuchfabrikanten, steht von der Herkunft her weit über dem einfachen Bauernjungen Wilhelm. Zu ihnen stößt die unzähmbare Arzttochter Luise. Erzählt wird der jeweilige Lebensweg dieser drei Protagonisten aus ihren verschiedenen Perspektiven, was mir gut gefallen hat und dem Leser die Figuren sehr nahebringt.

Der Roman hat mich gleich zu Beginn in seinen Bann gezogen. Die zeitliche Kulisse und die damaligen Zustände sind sehr anschaulich und bildhaft von der Autorin Anna-Maria Caspari beschrieben worden. Schauplätze sind das Bauerndorf Wollseifen und das Städtchen Montjoie, das heutige Monschau. Der wirtschaftliche Umbruch in der damaligen Zeit wird gut mit dem Niedergang der Tuchfabrikation in der Eifel beschrieben. Ebenfalls der damalige Status der Frauen, denen ein Studium an Universitäten verwehrt war. Aber Luise kämpft für ihren Wunsch, Ärztin zu werden und erfährt Unterstützung von Friederike, die sich für Frauenrechte einsetzt. Der Beginn der Emanzipation.

Der flüssige Schreibstil der Autorin ist gut zu lesen. Dabei hat Anna-Maria Caspari es geschafft über vier Jahrzehnte hinweg das Zeitgeschehen unterhaltsam darzustellen. Mich hat dieser Roman trotz einiger Längen sehr gut unterhalten und mich in das historische Zeitgeschehen gezogen, als sei ich selbst dabei gewesen. Ich bin neugierig geworden auf "Ginsterhöhe", den ersten Teil der Trilogie und bin gespannt, wie die Reihe mit dem letzten Band endet. Von mir eine klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 04.07.2023
Die Erinnerungsfotografen
Hiiragi, Sanaka

Die Erinnerungsfotografen


ausgezeichnet

Ein berührendes Buch und eine zauberhaft umgesetzte Idee

Bereits der Klappentext und die Leseprobe hatten mich verzaubert. Welch grandiose Idee eine Geschichte zu verfassen, die vom Übergang ins Jenseits auf solch eine herzerwärmende Art und Weise erzählt. Die Figur des Fotostudio-Inhabers in der Zwischenwelt, Herr Hirasaka, ist mir dabei dermaßen ans Herz gewachsen, dass ich mir wünschen könnte, wenn meine Zeit einmal kommt, auch solch einen netten Wegbegleiter an meiner Seite zu haben.

Der Aufbau der Geschichte ist übersichtlich in drei größere Kapitel geteilt. Herr Hirasaka begleitet drei frisch Verstorbene auf ihren letzten Weg. Seine "Kunden" dürfen sich Fotos aussuchen, eines pro Lebensjahr, das Herr Hirasaka später für den letzten Film in eine Drehlaterne einfügt. Die Geschichte ist sehr einfühlsam geschrieben, die Figuren sind gut ausgearbeitet, die Stimmung, ja man könnte sagen, himmlisch. Und auch für Spannung ist gesorgt, denn man fragt sich natürlich, warum hängt Herr Hirasaka in dem Foto-Studio fest? Warum erinnert er sich nicht an sein Leben? Warum ist ihm nur ein einziges Foto von seinem irdischen Leben geblieben?

Das Cover und die Buchgestaltung sind sehr aufwendig mit Farbschnitt und einem dezent glänzenden japanischen Landschaftsmotiv. Das passt sehr gut zu dieser berührenden Geschichte. Ich habe jede Seite des Buches genossen und war fast enttäuscht, als es zu Ende war. Eindeutig ein Lese-Highlight!