Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Sigrid

Bewertungen

Insgesamt 266 Bewertungen
Bewertung vom 04.06.2024
Verräterisches Lavandou / Leon Ritter Bd.10
Eyssen, Remy

Verräterisches Lavandou / Leon Ritter Bd.10


ausgezeichnet

Das Cover zeigt wieder ein wunderschönes Bild aus der Provence. Man möchte sofort dorthin und diesen Anblick genießen. Aber der Inhalt des Buches zeigt dem Leser einen ganz anderen Anblick auf die Provence. Und dieser ist so ganz anders als das idyllische Bild auf dem Cover. Der Leser muss schon starke Nerven haben, um die detailreichen Beschreibungen der Mordopfer auszuhalten. Es gibt eben immer mehrere Blicke auf diese Gegend. Es ist natürlich die wunderschön geschilderte Natur in dieser Gegend, mit ihren kleinen Dörfern und den netten Bewohnern. Aber es gibt auch eine andere Seite, ein dunkle und gefährliche Seite. Ohne die würden wir allerdings auch nicht unseren Leon Ritter, Rechtsmediziner und seine Lebensgefährtin Capitaine Isabelle Morell in Aktion erleben. Und das wäre auch schade, denn der deutsche Rechtsmediziner hat schon einige interessante Fälle zusammen mit Isabelle gelöst. Er ist sehr speziell, aber das macht auch seinen Charme aus. Ich finde seine Person jedenfalls immer sehr erfrischend, denn er handelt nicht unbedingt nach den Regeln. Er hat schon seltsame Anwandlungen und ich möchte ihn eigentlich nicht bei der Arbeit mit den Leichen in Natura erleben. Aber er macht seine Arbeit gut und so erleben wir immer interessante und spannende Dinge mit ihm. Sein Chef ist nicht so begeistert, aber er hat zum Glück einflußreiche Gönner. Seine Lebensgefährtin Isabelle ist eine sehr kompetente Ermittlerin und auch sie hat so ihre Schwierigkeiten mit der Einhaltung von Regeln. Sie lässt sich auch schon mal auf gefährliche Alleingänge ein und die bringen sie auch öfter in sehr schwierige Situationen. Auch diesmal müssen wir um ihre Sicherheit bangen. Aber ich finde Isabelle immer sehr erfrischend und begleite sie gerne auf ihren Ermittlungen. Außerdem macht sie sich immer Sorgen um ihre Tochter Lilou, die mittlerweile schon Studentin ist. Lilou hat aber auch etwas von ihrer Mutter geerbt und bringt sich in gefährliche Situationen. Sie ist aber nicht ängstlich und setzt sich auch gerne mal über Vorschriften (gerade die ihrer Mutter) hinweg. Diese Patschworkfamilie um Leon, Isabelle und Lilou ist mir jedenfalls sehr sympathisch. Man erlebt die Alltagssorgen mit und im Laufe der vielen Bände hat man ja die Lebenswege der Protagonisten gut verfolgen können. Allerdings ist es nicht unbedingt notwendig, sie zum Verständnis der Ereignisse gelesen zu haben. Viele Dinge aus der Vergangenheit erklären sich durch Erwähnungen im Text auf alle Fälle. Aber mir gefällt das Miterleben der unterschiedlichen Lebenssituationen sehr gut. Es macht Spaß die Protagonisten in ihrem Privat- wie in ihrem Arbeitsleben zu erleben. Dieser Fall hier ist wirklich grausam und man kann sich solche brutale Ereignisse kaum vorstellen. Hier treffen wirklich die idyllische Vorstellung von der Urlaubsregion Provence und dem realen Leben aufeinander. Die Handlung ist echt spannend und man wird mit sehr seltsamen Situationen konfrontiert. Das Zusammenspiel zwischen den Ermittlungen und den Handlungen der Protagonisten ist immer abwechslungsreich. Beruf und Privatleben stehen in einem guten Verhältnis zueinander und manchmal überschneiden sie sich. Dann wird es meist gefährlich für unsere Protagonisten. Mir gefällt diese Serie um den Rechtsmediziner Leon Ritter in der Provence. Ich mag die vorkommenden Personen in der Bar oder auch beim Boule spielen. Sie sind auch schon sehr speziell und ihre Einstellungen zur Politik lassen sie nicht immer sympathisch rüberkommen. Aber sie sind vor allen Dingen authentisch und zeigen einen guten Querschnitt durch diese dörfliche Bevölkerung. Und trotz des aktuellen Falls kann man immer wieder die schönen Beschreibungen der Landschaft genießen. Man fährt im Cabrio von Leon mit durch die Berge und man meint den Lavendel zu riechen. Das ist eben das Schöne an diesem Regionalkrimi: die Verbindung zwischen einer wunderschönen Gegend mit kleinen beschaulichen Ortschaften und den schrecklichen Verbrechen, die wir hier zusammen mit Leon und Isabelle lösen können. Ich freue mich jedes mal auf einen neuen Fall und kann diese Serie mit einem guten Gewissen weiterempfehlen.

Bewertung vom 04.06.2024
Das schweigende Dorf / Akte Nordsee Bd.3
Almstädt, Eva

Das schweigende Dorf / Akte Nordsee Bd.3


ausgezeichnet

In diesem Band um die Anwältin und Hobbyermittlerin Fentje Jacobsen, fängt der neue Fall eigentlich richtig mit einem nächtlichen Anruf bei Fentje an. Sie freut sich natürlich über jeden Mandanten, denn so richtig gut läuft ihre Anwaltskanzlei noch nicht. Aber dieser Anruf ist schon speziell. Allerdings brachte er Fentje dann doch nicht das, was sie erwartet hatte. Wir können uns aber jetzt über ein seltsames Ereigniss in dieser Nacht freuen. Und deshalb lesen wir ja diesen Regionalkrimi: Morde vor der Haustüre und unsere Protagonistin ist immer irgendwie involviert. Alles ist ziemlich rätselhaft und der Prolog gibt auch keine wirkliche Hilfe in diesem ersten Zeitraum. Allerdings klärt sich das natürlich im Laufe der Handlung. Ich habe die ersten Bände um Fentje und den Journalisten Niklas John bereits gelesen und freue mich daher über ein Wiedersehen mit den Beiden und natürlich über die Fortsetzung ihrer Lebenswege. Das macht den Reiz der Serie auch aus: man verfolgt die Protagonisten über einen Lebensabschnitt, sozusagen der rote Faden und auf der anderen Seite erlebt man in jedem Band einen interessanten und spannenden Kriminalfall. Diesmal finde ich es sehr interessant, denn die Ermittlungen sind echt schwierig. Zumindest für unsere Hobbyermittler Fentje und Niklas. Denn sie versuchen natürlich die Menschen in der Umgebung nach den Opfern auszufragen, aber die schweigen hartnäckig. Sowas haben die beiden Ermittler noch nie erlebt. Als Leser stellt man sich diese Fragen natürlich auch: Warum redet niemand? Was haben sie zu verbergen oder einfach nur nordische Sturköpfe? Die Schilderungen der Personen ist jedenfalls sehr gut gelungen. Egal ob die Ehefrau oder der Nachbar, sie alle kommen sehr authentisch rüber. Ich kann mir die Situationen am Gartenzaun oder beim Besuch immer gut vorstellen. Aber nicht nur die Personen werden lebendig, sondern auch die Landschaft wird gut und detailreich beschrieben. Ich kenne die Gegend und ich freue mich immer, wenn ich bekannte Orte im Buch erleben darf. Der Fall ist wirklich kompliziert und ich bin über die Auflösung echt überrascht. Aber sie ist schlüssig und erklärt dann einige Gegebenheiten. Es ist doch immer wieder überraschend, was die Menschen so antreibt und sie sich immer tiefer ins Unrecht bringen. Es gab wirklich einige interessante Situationen und man erlebt es hautnah mit. Die Ängste und Nöte der Menschen, aber auch ihre bösen Seiten. Alles ist möglich und die unterschiedlichen Charaktere sind sehr gut rübergekommen. Ein wichtiger Punkt ist in dem Buch natürlich auch die persönliche Seite der Protagonisten. Wir erfahren wieder viel über Fentje und Niklas - ihr Verhältnis zueinander ist schon nicht so einfach. Sehr interessant und ein sehr wichtiges Thema ist die Problematik um Sofia, die Nichte von Fentje. Das Thema ist sehr aktuell und wird hier sehr gut dargestellt. Sehr speziell ist auch die Ansicht von Gretje, die Oma von Fentje. Sie will Fentje unbedingt verheiratet und als Mutter sehen. Diese Einstellung bringt echt peinliche Momente und Probleme mit sich. Das ist natürlich voll aus dem echten Leben vieler junger Frauen gegriffen und Fentje ist eben eine davon. Ich kann mich darüber amüsieren oder manchmal auch ärgern, aber es ist eben auch eine authentische Situation aus dem Alltagsleben. Der Text ist sehr gut und flüssig lesbar. Man bleibt immer gut im Geschehen drin und kann den Ereignissen gut folgen. Der Fall ist spannend und verzwickt. Die Vergangenheit spielt eine große Rolle, aber man verliert nie die Sicht auf die heutige Situation.Manche Dinge kann man gut nachvollziehen, bei anderen Handlungen ist man doch überrascht. Es ist ein schöner Regionalkrimi mit Protagonisten, die mitten im Leben stehen und man verfolgt ihre Entwicklung immer gerne. Es kommt nie Langweile auf und das Verhältnis zwischen Privatleben und dem Kriminalfall ist gut. Ich freue mich jedenfalls immer, wenn ich Fentje auf ihren Nachforschungen begleiten kann. Aber auch ein Spaziergang am Meer oder die nächtliche Runde durch den Schafstall, macht immer wieder Spaß. Ich mag diese Serie sehr gerne und kann sie mit einem guten Gewissen weiterempfehlen.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.05.2024
Unheilvolles Lançon / Capitaine Roger Blanc ermittelt Bd.11
Rademacher, Cay

Unheilvolles Lançon / Capitaine Roger Blanc ermittelt Bd.11


ausgezeichnet

In diesem Band um Capitaine Roger Blanc, muss dieser einen seltsamen Fall lösen, der erstmal so garnicht nach einem großen Fall aussieht. Die Technik macht ja auch nicht vor den Weingütern halt und so werden manche Arbeiten heutzutage von einer Drohne übernommen. Die Kontrolle des Anbaugebietes erleichtert die Benutzung einer Drohne jedenfalls sehr und in diesem Fall hier, filmt sie dabei auch Situationen, die eigentlich im Geheimen bleiben sollten. Allerdings findet die herbeigerufene Polizei keine Person mehr dort an. Roger Blanc findet aber alles sehr merkwürdig und lässt sich nicht von Ermittlungen abbringen, auch wenn die Menschen vor Ort nicht wirklich auskunftsfreudig sind und es keine besonderen Informationen zu der Frau gibt. Mir hat dieser Fall wieder sehr gut gefallen. Er gibt Rätsel auf und man wird mit vielen unterschiedlichen Charaktere in Kontakt gebracht. Sie alle sind sehr unterschiedlich, nicht nur durch die Charaktere, sondern sie kommen aus den unterschiedlichsten Bevölkerungsschichten. Interessant fand ich die Schilderungen, in welchem Verhältnis hier wer zu wem steht. Es ist etwas verwirrend und man muss gut aufpassen, wer was sagt. Aber auch das Ungesagte bringt Roger bei seinen Ermittlungen weiter. Es gibt einige Verdächtige und Motive, aber irgendwie passt es nie ganz. Die verschiedenen Lebenssituationen der Protagonisten erschwert viel, denn es sind nicht immer normale Befragungen und Ermittlungsmethoden möglich. Es ist ist spannend und die Bandbreite menschlicher Emotionen wird hier voll ausgenutzt. Mit manchen Protagonisten hat man Mitleid, andere kommen sehr unsympathisch rüber. Jedenfalls erfährt man zum Ende die ganze Geschichte und der Fall ist dann in sich schlüssig. Der Autor hat jedenfalls gut diese seltsame Atmosphäre der Menschen in dieser Landschaft rübergebracht. Man erlebt die Verbindung dieser Personen mit der Natur und man kann sich alles sehr gut vorstellen. Ich habe die Emotionen der Menschen regelrecht gespürt und mitgefiebert. Aber es gab ja nicht nur den Fall zu lösen. Roger Blanc hat ja auch noch mit seinen eigenen Problemen zu kämpfen und gerade dieser Fall bringt ihm auch das Verhältnis zu seinen Kindern wieder nahe. Die Balance zwischen dem Arbeits- und Privatleben finde ich gut getroffen. Die Lebenssituationen von Fabienne und Marius sind ja auch nicht gerade einfach und ich bin sehr gespannt, wie es ihnen weiterhin ergeht. Denn gerade hier sind doch einige Fragen offen geblieben und wir müssen uns bis zum nächsten Band gedulden.

Alles in allem war es wieder ein sehr spannender Fall, eingebettet in eine wunderschöne Landschaft mit interessanten Menschen. Mir gefallen die Ermittlungen mit Roger Blanc und seinem Team immer gut. Man erlebt abwechslungsreiche Fälle und der ganze Text lässt sich wie immer gut und flüssig lesen. Man wird tief in die Ereignisse reingezogen und kann dem ganzen Geschehen immer gut folgen. Wer gerne Regionalkrimis mit interessanten Protagonisten liest, ist bei dieser Serie immer gut aufgehoben. Aber man muss zum Verständnis nicht alle Bücher gelesen haben, obwohl das natürlich so seinen besonderen Reiz hat. Allerdings erfährt man die nötigen Informationen zu vergangenen Handlungen und kann alles gut nachvollziehen.

Ich kann dieses Buch mit einem guten Gewissen weiterempfehlen und freue mich jetzt schon auf den nächsten Band.

Bewertung vom 25.05.2024
Provenzalische Flut / Pierre Durand Bd.10
Bonnet, Sophie

Provenzalische Flut / Pierre Durand Bd.10


ausgezeichnet

Flitterwochen stellt man sich schon mal anders vor, als die von Pierre und Charlotte. Obwohl aufregend sollten sie schon sein, aber bei Pierre und Charlotte hatte die "Aufregung" einen etwas anderen Grund als normal. Die beiden Frischvermählten haben sich einen wunderschönen Ort für ihre wohlverdienten Flitterwochen ausgesucht: die Sandstrände an der Cote Varoise. Und auch als Leser konnte man diese tolle Landschaft durch die detailreichen und bildhaften Schilderungen von Sophie Bonnet in vollen Zügen genießen. Und es fing auch für Pierre und Charlotte alles sehr harmonisch und ruhig an, aber dann ging Pierre zum Joggen ans Meer. Und er zieht es wahrlich an: er beobachtet einen Taucher, der droht zu ertrinken und sprintet los und zieht ihn an Land. Und damit ändern sich die ruhigen Flitterwochentage abrupt. Pierre wird durch die Worte des Tauchers in eine mysteriöse Sache gezogen. Denn der Tod des jungen Mannes scheint, zumindest in den Augen von Pierre nicht so klar zu sein, wie es anscheinend für die herbeigerufene Polizei ist. Und Pierre kann einfach nicht anders, er stellt seine eigenen Ermittlungen an. Aber das ist nicht ganz einfach, so während der, so harmonisch geplanten Urlaubstage. Ich fand es interessant, wie Pierre immer zwischen seinem Wunsch, die Wahrheit zu erfahren, ermittelt und gleichzeitig Charlotte gegenüber den friedlich entspannten Urlauber mimt. Tja, und das ist auch nicht so gut angekommen. Mir gefallen immer die tiefen Einblicke in die Seelenleben der Protagonisten und man kennt sie nun ja schon ganz gut. Allerdings muss man sich keine Sorgen machen, wenn man noch keinen Band der Serie gelesen hat. Man erfährt immer genug aus den vorherigen Erlebnissen, um immer alles zu verstehen und sich zurechtzufinden in den unterschiedlichen Verhältnissen der Protagonisten untereinander. Hier erleben wir jedenfalls einen sehr engagierten Pierre und eine sehr verständnisvolle Charlotte. Aber ich hatte es auch nicht anders von ihnen erwartet. Der Fall ist sehr interessant und gibt einige Geheimnisse zu lösen. Man trifft auf interessante Personen und ungeklärte Verhältnisse. Es kommt immer wieder zu ungewöhnlichen Wendungen und man ist sich absolut nicht sicher, wer hier was wirklich getan hat. Es gibt viele Motive und einige Verdächtige und das macht es auch Pierre bei seinen Ermittlungen nicht leicht. Außerdem ist er ja sozusagen als Privatmann unterwegs und das erschwert die Ermittlungen enorm. Aber es ist super spannend und es kommt absolut keine Langweile auf. Interessant finde ich auch immer wieder die Ereignisse um das Privatleben der Protagonisten. Denn das läuft auch nicht immer wie erwartet ab und ich finde die Entwicklungen sehr interessant. Es macht jedenfalls sehr neugierig auf den nächsten Band, denn im Privatbereich bleiben noch offene Fragen zurück. Der Fall wird natürlich gelöst und ich war sehr überrascht über das Ende. Allerdings ist es stimmig und hat mich mit einem guten Gefühl zurückgelassen. Und da wir ja in Frankreich sind, bekommen wir immer wieder die Vielfallt des Essens dargelegt. Die Schilderung der Gerichte machen einen immer neidisch, allerdings dürfen wir uns im Anhang des Buches über einige tolle Rezepte freuen - Nachkochen erwünscht. Außerdem gibt es noch ein anhängendes Glossar mit den typischen französischen Ausdrücken, was auch immer sehr hilfreich ist. Für mich war dieser, sehr flüssig und gut verständlich geschriebene Regionalkrimi aus der Provenze, wieder ein sehr unterhaltsames und interessante Lesevergnügen. Das Wiedersehen mit Pierre und den ganzen Personen drumherum, macht immer wieder Spaß und ich freue mich schon jetzt auf den nächsten Band. Denn Pierre Durand wird sicher noch einige spannende Fälle zu lösen haben.

Wer also gerne spannende Krimis aus einer schönen Gegend in Frankreich mit interessanten und unterhaltsamen Protagonisten liest, kommt hier voll auf seine Kosten. Ich kann dieses Buch - die ganze Serie - jedenfalls mit einem guten Gewissen weiterempfehlen.

Bewertung vom 14.05.2024
Die Sehenden und die Toten / Ein Carla-Seidel-Krimi Bd.1
Piontek, Sia

Die Sehenden und die Toten / Ein Carla-Seidel-Krimi Bd.1


ausgezeichnet

Ich lese sehr gerne Serien und ich denke, mit Carla Seidel habe ich eine neue Lieblingsermittlerin gefunden. Die Geschichte spielt im normalerweise beschaulichen Wendland und Beschaulichkeit hat Carla, nach ihrem familienbedingen Umzug von der quirligen Metropole Hamburg in diese ruhige Gegend, auch erwartet. Und erst sieht es auch so aus. Carla ist natürlich ziemlich überqualifiziert für diese Stelle in der Polizeistation auf dem Lande. Aber sie hat so ihre Gründe und der Leser erfährt nach und nach auch schon Bruchstücke aus der Vergangenheit. Denn dort liegt der Grund für ihren Umzug mit ihrer Tochter Lana in diese vermeintliche Dorfidylle. Carla erleben wir als eine sehr zupackende Frau, die ihren Weg im Polizeidienst mit Bravour gemeistert hat. Carla brennt eigentlich für ihren Beruf und als Mordermittlerin hatte sie große Erfolge zu verzeichnen. Aber nun hat sie sich für das Wohlergehen ihrer hochsensiblen und damit nicht ganz einfachen Tochter Lana entschieden. Carla ist sehr zielstrebig und lässt sich nichts vormachen, daher kann man sie nach dem seltenen Leichenfund in dieser Gegend auch nicht von ihren Ermittlungen abbringen. Ihr Chef ist ihr wirklich in dieser Beziehung unterlegen und das weiß er auch. Aber wenn die Erfolge nach Außen auf ihn zurückkommen, dann lässt er Carla auch in Ruhe arbeiten. Diese macht sich aus Ruhm nichts und lässt ihn auch gewähren. Mir hat diese Beschreibung bezügl. des Arbeitsalltags und dem Umgang mit den männlichen Kollegen gut gefallen. Die Schwierigkeiten in dem Bereich werden authentisch geschildert und man kann sich die Situationen gut vorstellen. Carla ist aber tough genug und zieht so ihre eigenen Schlüsse. Außerdem hat sie auch sehr nette Kollegen dabei. Die Ermittlungen sind sehr interessant und überraschend. Man wird öfter mal auf eine falsche Spur geschickt, aber mich hat die Lösung des Falls mit allem drum und dran am Ende total überzeugt. Die dargestellten Charaktere sind sehr ausgefeilt und zeigen die große Bandbreite an möglichen menschlichen Emotionen und vor allen Dingen Motivationen. Manches ist gut nachvollziehbar, bei anderen Details ist man überrascht, aber es erklärt sich alles gut. Hier wird das Verhältnis zwischen Privat- und Arbeitsleben gut getroffen. Denn gerade Carla kann das nicht so gut trennen und es wird sogar gefährlich, denn nicht nur sie ermittelt. Ich habe zeitweise sehr mit unseren Protagonistinnen gelitten. Es gab sehr gefährliche Situationen und man hat mitgebangt. Interessant ist es, wie Carla aus so vielen kleinen und unterschiedlichen und auf den ersten Blick unscheinbaren Informationen, ihre Rückschlüsse zieht. Das Geschehen an sich, lässt sich anhand der detailreichen Schilderungen immer gut nachvollziehen. Und auch die Umgebung und die Menschen sind sehr lebensecht dargestellt. Ich konnte immer alles gut vor meinen inneren Augen sehen. Der Text lässt sich flüssig und gut lesen. Man bleibt immer unter Spannung und Langweile kommt auf keinen Fall auf. Die Auflösung des Falls hat mir jedenfalls gut gefallen. Das Ende hat mich zufrieden zurückgelassen und besonders der Epilog hat mir gut gefallen. Ich mag es, wenn man auch noch Informationen nach Ende des gelösten Falls bekommt und sich ein Bild nach den Ermittlungen von den Protagonisten machen kann. Und das war hier ja auch sehr aufschlußreich und lässt Raum für neue Überlegungen bezg. der nachfolgenden Bände.
Mir hat dieser Regionalkrimi aus dem Wendland mit seinen sympathischen Protagonisten jedenfalls sehr gut gefallen und ich freue mich schon auf den nächsten Band. Denn ich möchte doch noch mehr über Carla, Lana und die anderen Personen erfahren und mit ihnen noch einige spannende Fälle lösen.

Ich kann diese neue Serie jedenfalls mit einem guten Gewissen weiterempfehlen.

Bewertung vom 12.05.2024
Aufbruch / Eine grenzenlose Welt Bd.1
Roos, Sonja

Aufbruch / Eine grenzenlose Welt Bd.1


ausgezeichnet

Es gab und gibt es immer noch: der ungewisse Aufbruch in eine andere Welt, um eine bessere Zukunft zu haben. Und hier in diesem Buch erfährt man die Geschichte von vier jungen Menschen, die aus den unterschiedlichsten Situationen heraus, in eine ungewisse Zukunft aufbrechen, um sich ein besseres Leben aufbauen zu können als in der Heimat möglich. Es beginnt in den 1890er Jahren und die vier Protagonisten: Marga, Rosie, Simon und Nando möchten mit dem Schiff von Hamburg aus nach Amerika auswandern. Zu Beginn erfahren wir natürlich die Vorgeschichte der Personen und damit auch ihre unterschiedlichen Motivationen auszuwandern. Aber eigentlich verbindet sie alle das gleiche Ziel: in Amerika eine besser Lebenssituation für sich zu finden und sozusagen ihr Glück dort zu machen. Ich fand beim Lesen eigentlich , dass sie schon etwas Glück hatten, nämlich sich in Hamburg getroffen zu haben und sich durch die gegenseitige Hilfe beigestanden haben, diese Reise gut zu überstehen bzw. überhaupt erst antreten zu können. Die Schilderungen dieser so unterschiedlichen Protagonisten war sehr detailreich und hat mir die Personen authentisch rübergebracht. Ich konnte sie mir gut vorstellen, sie sind sympahtisch, freundlich, zielgerichtet und einander zugetan. Das allerdings kann es auch mal zu Problemen führen, denn die jungen Leute sind ja einem ziemlichen Gefühlschaos ausgesetzt. Und die Erlebnisse auf dem Schiff dienen nicht unbedingt zur Entspannung und werden sie ihr ganzes Leben lang begleiten und beeinflussen. Ich habe mich beim Lesen wirklich in die damalige Zeit zurückgesetzt gefühlt. Die Umgebung, die Lebensbedingungen, die verschiedenen Schicksale der Menschen und auch die Träume und Ziele der Personen sind wunderbar authentisch und nachvollziehbar rübergekommen. Man wird Teil dieser Zeit und erlebt die Gefühlswelt hautnah mit. Ich habe mit den Protagonisten gezittert und gebangt, aber auch gelacht und mich über Erfolge gefreut. Denn dieser umfangreiche Band umfasst ja nicht nur den Aufbruch von Hamburg, sondern umfasst auch einige Jahre schon in Amerika und wir erleben die Frauen und Männer in ihrem so freudig erwarteten neuen Lebensabschnitt. Es sind ja sehr unterschiedliche Charaktere und jeder von ihnen geht mit den Ereignissen anders um. Aber wie erwartet, kann ich ihnen gut folgen und ihre Entscheidungen nachvollziehen, auch wenn ich nicht alles gutheißen kann. Aber so spielt das Leben und manche Dinge sind nicht beeinflußbar, wie auch unsere jungen Frauen und Männer erfahren müssen. Auf alle Fälle ist es ein wunderbares Buch über die Erlebnisse von Auswanderern in die neue und so verheißungsvolle Welt Amerika. Es ist natürlich nicht immer alles schön und toll, aber die Möglichkeiten sind da. Ich fand es auch sehr gut dargestellt, dass die Neuankömmlinge auch sofort auf hilfsbereite Menschen stoßen, die den neuen Einwanderern ihre Hilfe anbieten. Natürlich ist auch hier nicht immer alles positiv und auch die dunkle Seite der Menschheit ist vertreten. Es ist sehr spannend, was unsere Auswanderer erleben und was sie daraus machen. Man merkt die Aufbruchstimmung und die harte Arbeit in allen Bereichen, die man für so einen Neubeginn benötigt. Die Zeitspanne ist auch so groß, dass man erlebt, was aus den harten Bemühungen wird. Die ganze Atmosphäre dieser besondern Zeit und gerade auch der Stadt New York zur damaligen Zeit kommt gut rüber. Man taucht in diese unbekannte Welt ein und kann das Leben der Protagonisten gut nachvollziehen. Der Text an sich lässt sich immer gut und flüssig lesen. Man bleibt im Geschehen drin und erlebt die Höhen und Tiefen hautnah mit. Es ist ein emotionales Buch, denn es geht um die Existenzen dieser jungen Leute und ihre Gefühlswelt wird natürlich hier sehr hin- und hergerissen.

Für mich ist es eine wundervolle und mitreißende Geschichte auf der Suche nach einem besseren Leben. Eine Auswanderer-Saga, die man unbedingt weiterhin verfolgen möchte, denn man möchte ja wissen, wie es mit den Protagonisten weiter geht. Und die lebhaften, detailreichen und nachvollziehbaren Erzählungen über das Schicksal dieser vier jungen Leute macht richtig süchtig. Ich warte jedenfalls jetzt voller Spannung auf den nächsten Band.

Bewertung vom 09.05.2024
Traubenfest / Périgord-Krimi Bd.4
Dubois, Julie

Traubenfest / Périgord-Krimi Bd.4


ausgezeichnet

Wir erleben auch in diesem 4ten Band um die Kommissarin Marie Mercier einen interessanten Mordfall in einem meist idyllischen Ort im Périgord. Mir macht es immer wieder Spaß, die Arbeits- und Lebensbedingungen der Hauptcharaktere zu verfolgen. Marie lebt zwar in einem eigenen Haus, aber es gehört zu einem kleinen Hof, der sonst noch von ihrer Großtante Léonie sowie von Georges bewohnt ist. Außerdem ist ihr Freund Michel auch oft dort, der sonst leider etwas enfernt wohnt und arbeitet. Aber bisher hat diese Beziehung gut funktioniert. Und das ist auch das Schöne an dieser Serie, man erlebt im Laufe der Zeit die Lebensverhältnisse der Protagonisten mit und ist so immer gut im Geschehen drin. Allerdings lässt sich jeder Band auch einzeln lesen, denn es geht ja nicht nur um die Privatleben der Protagonisten, sondern die zu lösenden Kriminalfälle sind immer spannend und abwechslungsreich. Außerdem erfährt man in kleinen Rückblenden immer wieder etwas von den vorherigen Geschehnissen der Protagonisten und ist somit auch gut genug über die Lebensverhältnisse informiert. Denn es gibt ja auch noch andere Personen, die immer wieder auftreten und die man gerne wieder trifft, so wie die Nachbarin, den Bürgermeister oder natürlich die anderen Kollegen von Marie. Es ist immer sehr abwechslungsreich und man erfährt viele Details aus dem Leben in der Region und natürlich dem Dorf. Mir gefallen die tierischen Protagonisten besonders gut - zwei verwöhnte Hängebauchschweine, die Georges besonders am Herzen liegen, außer Léonie natürlich. Die Personen sind sehr unterschiedliche Typen und zeigen einen guten Ausschnitt aus den vielen Menschentypen. Léonie, Marie, Georges, Michel und auch Richard sind sehr sympathisch und ausgefeilte Charaktere. Hier in diesem Band geht es u.a. um die Félibrée - ein Fest, das Musik, Tanz und volkstümliche Traditionen vereint. Aber diesmal wirft ein Mord einen Schatten über die Veranstaltung. Marie wollte zwar mit Léonie das Fest besuchen, aber jetzt ist sie zwar auf dem Fest, aber sie muss ermitteln und kann das fröhliche Treiben nicht genießen. Und es geht nicht nur um Mord, sondern es geht auch noch um einen Vermisstenfall. Dieser ist besonders tragisch, da es sich um eine Jugendliche handelt. Hier läuten bei allen Beteiligten die Alarmglocken. Auch Marie ist besorgt und geht bei ihren Ermittlungen besonders gründlich vor. In einem Dorf kennt ja jeder jeden, aber das muss auch nicht unbedingt positiv sein. Marie erfährt zwar viel, aber manches bleibt dann doch verborgen. Die Ermittlungen sind schwierig, aber ich finde die Ideen gehen Marie nicht aus und so kommt sie auch zu Ergebnissen. Mir hat die Art und Weise der Auflösung der Fälle gut gefallen. Man kann den Handlungen gut folgen und für mich ist alles sehr schlüssig. Man wird oft in eine falsche Richtung geleitet, aber die Auflösung ist für mich gut nachvollziehbar. Die Menschen stecken eben voller Überraschungen und man ist über die Motivation von Handlungen überrascht. Es kommt jedenfalls keine Langweile auf und durch die detailreichen Beschreibungen hat man auch ein gutes Bild von der Umgebung. Man fühlt sich zwischendurch in den Urlaub versetzt und genießt das Dorfleben, am Liebsten mit Marie im Innenhof sitzend und ein leckeres Mahl von Léonie genießen, dass macht eben Spaß.
Dieser Band konnte mich durch die abwechslungsreiche Handlung und der gelungenen Balance zwischen Arbeit- und Privatleben der Protagnisten wieder überzeugen.
Wer Regionalkrimis mit interessanten Protagonisten und verzwickten Fällen liebt, der ist hier sehr gut aufgehoben. Ich freue mich jedenfalls schon jetzt auf den nächsten Band.

Bewertung vom 06.05.2024
Die Stille der Flut
Johannsen, Anna;Bergsma, Elke

Die Stille der Flut


sehr gut

Mit dieser neuen Serie, um die beiden Kommissarinnen Lina Lübbers und Kea Siefken, habe ich eine sehr interessante und spannende Zeit in der Gegend um Aurich verbracht. Es ist schon alles nicht so einfach mit der Zusammenarbeit der beiden Frauen im gleichen Team in der Polizeiinspektion Aurich. Aber es ist ja eigentlich auch eine besondere Mission für Lina und sicher nicht für die Ewigkeit gedacht. Denn sie soll sozusagen undercover einen Maulwurf auf dieser Wache entlarven. Das ist natürlich nicht so einfach, denn sie arbeitet ja jetzt mit den zu Beobachtenden zusammen und eigentlich ist sie eine sehr freundliche und kommunikative Kollegin. Aber mit der Mission immer im Hinterkopf, ist eine unbeschwerte Zusammenarbeit nicht so gut möglich. Außerdem ist Kea für einen Führungsposten vorgesehen und hat jetzt natürlich die Angst, dass Lina ihr diese Stelle wegnehmen könnte. Auch das ist keine gute Vorraussetzung für eine freundliche und kameradschaftliche Zusammenarbeit. Mir tun beide Frauen leid, denn als Leser weiß ich ja nun, was es im Bezug auf die Arbeit und das seltsame Verhalten beider Frauen auf sich hat. Leider wissen das die Kommissarinnen ja nicht und daher bleibt der Umgang miteinander misstrauisch und zurückhaltend. Das finde ich sehr schade, denn die Beiden sind sehr sympathische und engagierte Frauen. Ich mag sie beide, auch wenn sie sehr unterschiedliche Charaktere sind. Aber wenn es gut lief, würden sie ein unschlagbares Team abgeben. Denn sie ergänzen sich sehr gut. Und ich habe auch Hoffnung, dass sie es auf die Reihe bekommen. Hier ist jedenfalls nicht nur die Suche nach dem Maulwurf sehr wichtig, denn es gibt auch einen aktuellen und interessanten Fall zu lösen. Dieser Fall hat es auch in sich und es ist lange nicht klar, in welche Richtung sich die Ermittlungen entwickeln werden. Es tauchen immer neue Gesichtspunkte auf und erst nach und nach bekommt man den richtigen Blick für die Verbrechen. Mir hat die Themenauswahl für das Verbrechen gut gefallen, denn es ist aktuell und wird trotzdem nicht so groß im realen Leben thematisiert. Daher finde ich den Fokus darauf sehr gut und es macht die Problematik vielleicht jetzt einem größeren Publikum bekannt.

Ansonsten lernen wir natürlich viele neue Personen kennen. Und auch sehr genau, denn Lina nimmt ja alle gut unter die Lupe. Mir sind die meisten Personen ganz sympathisch und besonders der Kollege Hauke sticht da heraus. Er ist aber nicht nur sympathisch, sondern er wirkt durch seine Handlungen auch etwas seltsam. Es hat mich auch erst unsicher gemacht, aber nachdem doch mal genaue Hintergrunderklärungen für sein Handeln ans Tageslicht gekommen sind, hat es sich für mich zum Besseren entwickelt. Denn es hat ja jeder so seine Probleme in diesem Buch. Auch an Lina und Kea gehen private Schwierigkeiten nicht vorbei - jeder hat so sein Päckchen zu tragen. Die Vermischung zwischen Arbeitsleben und Privatleben ist immer aufregend. Wir erfahren viel über die Protagonisten und ihre Lebensweisen. Es wird alles sehr authentisch geschildert. Dazu kommt die besondere Art der Erzählung, denn jedes Kapitel wird entweder aus der Sicht Linas oder Keas erzählt. Man muss zwar immer etwas aufpassen, wer gerade die erzählende Ich-Figur ist, aber es macht es auch super spannend. Man erfährt ja dann die Sichtweise und die Motivation hinter den Handlungen der Erzählenden. So kann man Lina und Kea noch besser kennenlernen und ihre Gedankengänge verfolgen. Das hat mir jedenfalls großem Spaß gemacht. Der Schreibstil ist an sich flüssig und angenehm lesbar. Man bleibt immer im Geschehen drin und kann sich auch alles anhand der detailreichen Beschreibungen gut vorstellen. Ich kenne Aurich und die angrenzenden Gegenden gut und habe mich freut, alles gut wiederzuerkennen. Dafür mag ich auch Regionalkrimis und den damit verbundenen Ausflug in die beschriebenen Gegenden.

Mir hat dieser erste Band um die beiden Ermittlerinnen in Aurich sehr gut gefallen und ich kann das Buch mit einem guten Gewissen weiterempfehlen. Wer Regionalkrimis mit interessanten Ermittlerinnen mag, ist hier genau richtig. Ich hatte jedenfalls eine sehr unterhaltsame Lesezeit und freue mich schon auf den nächsten Band.

Bewertung vom 05.05.2024
Die Tage des Wals
O'Connor, Elizabeth

Die Tage des Wals


sehr gut

Dieses Buch hat vor allen Dingen klar gezeigt, dass die Welt im Jahre 1938 nicht nur ganz anders war als heute, sondern die Lebensbedingungen und die Traditionen sich auf dieser kleinen walisischen Insel sogar sehr von der Welt dieser Zeit auf dem Festland unterscheidet. Und das war wohl auch gut bekannt, denn warum sonst hätte man schon Ethnografen auf die Insel geschickt. Interessant fand ich es auch, dass man ihr Interesse vermeintlich mehr dem gestrandeten Wall zugeschrieben hat. Aber dafür haben sie doch die Bewohner zu sehr befragt und sich über die Sitten und Gebräuche erkundigt. Für die Bewohner und besonders für die Protagonistin Manod war es ein besonderes Ereigniss und brachte den Hauch der großen und meist unbekannten Welt mit sich. Mir hat Manod jedenfalls sehr gut gefallen. Sie war etwas Besonderes und unterschied sich meiner Meinung nach, auch sehr von den anderen Bewohnern. Diese wollten zwar auch oft die Insel gerne verlassen, aber Manod machte sich doch mehr Gedanken über alles und kam auch zu anderen Schlussfolgerungen. Sie ließ sich nach außen hin nichts anmerken und lebte ihr Leben genau wie alle anderen auch. Sie half dem Vater bei der Arbeit, den anderen Frauen und war natürlich immer für ihre kleine Schwester da. Aber in Gedanken war sie viel weiter und lernte auch schon vorsorglich gut die englische Sprache, damit sie auf dem Festland besser zurechtkommen würde. Sie war belesen und zielstrebig. Für Manod war die Ankunft der Wissenschafter und besonders der Frau in dem Team Joan, eine Lichtblick und ein Weg von der Insel. Sie arbeitet auch für sie und freundet sich mit ihnen an. Mit Joan verbindet sie viel, aber Edward soll ihr Begleiter aufs Festland werden. Beim Lesen des Buches habe ich mich auch manchmal als Ethnograf gefühlt, denn ich habe die detailreichen Schilderungen des Alltagslebens auf der Insel sehr genau verfolgt. Man erfährt viel über die damalige Zeit und natürlich über die besonderen Verhältnisse, die auf dieser abgelegenen und manchmal auch abgeschnittenen Insel herrschen. Die Bewohner haben zwar Kontakt zum Festland und die Kinder fahren sogar jeden Tag mit dem Boot dorthin zur Schule, aber es wirkt trotzdem so, als würden die Ereignisse auf der Welt immer erst mit einer großen Verspätung zu ihnen gelangen. Man kann in dem Buch die erzählten Geschichten für die Ethnografen immer leicht erkennen, denn am Ende steht immer der Name des Erzählenden und woher diese Geschichte kommt. Und auch die Aufzeichnungen der Wissenschaftler sind durch den Fettdruck gut vom normalen Text zu unterscheiden. Die kurzen Kapitel fand ich auch immer gut, denn dann konnte man für sich immer seine Gedanken machen und dann erst weiterlesen. Der Text lässt sich auch gut lesen, man bleibt im Geschehen drin und erfährt viel über die unterschiedlichsten Menschentypen, die für Manod eine große Rolle spielen. Aber die Insel ist klein und daher kennt eh jeder jeden. Ich hatte mit Manod gehofft und gebangt, aber zum Schluß war ich über das Ende doch zufrieden. Denn für mich steht jetzt auch fest, dass Manod ihre eigenen Entscheidungen zum richtigen Zeitpunkt treffen und ihre Wünsche verwirklichen wird. Und zwar ohne die Hilfe und Abhängigkeit von anderen Menschen, denn Manod ist eine starke Frau. Das hat sie eigentlich immer wieder bewiesen und sie lässt sich auch nicht von ihrem erträumten Ziel abbringen. Ich fand die Schilderungen sehr fesselnd und diese interessante Geschichte hat eine Zeit und einen Ort sehr authentisch mit all seinen Bewohnern lebendig werden lassen.

Es ist ein besonderes Buch und ich kann es mit einem guten Gewissen weiterempfehlen.

Bewertung vom 01.05.2024
Die Porzellanmanufaktur - Zerbrechliche Hoffnung
Maiwald, Stefan

Die Porzellanmanufaktur - Zerbrechliche Hoffnung


ausgezeichnet

Auch der zweite Teil über die Familiengeschichte der Thalmeyers hat mir gut gefallen. Und auch wer den ersten Teil nicht gelesen hat, wird gut in die Geschehnisse reinkommen. Die geschichtlichen Ereignisse sind ja eh bekannt (auch die aus der Vergangenheit) und die Ereignisse rund um die Familie versteht man auch gut. Es werden ja auch immer mal wieder Hinweise auf Vergangenes gegeben. Mir hat es gut gefallen, dass man den einzelnen Protagonisten so gut folgen kann. Man erlebt ihre Welt hautnah mit und diese unterschiedlichen Charaktere kommen sehr authentisch rüber. Es gibt wie überall Tragödien, schöne Momente, wichtige Entscheidungen stehen an, mit dem Umfeld und den ganzen Veränderungen muss man zurechtkommen und immer steht der Mensch im Mittelpunkt. Die unterschiedlichen Erlebnisse der Frauen und Männer in diesem Buch sind schon ziemlich heftig. Aber man kann oft die Entscheidungen nachvollziehen. Es ist eben auch eine besondere Zeit und die fordert auch wieder besondere Entscheidungen. Mir hat der Schreibstil sehr gut gefallen und man konnte anhand der emotionalen Schilderungen auch immer alles gut nachvollziehen. Es war eine wechselvolle und wichtige Zeit für die Protagonisten. Aber wie Marie, Sophie und auch Joachim mit den Gegebenheiten umgegangen sind, fand ich sehr gut. Die Schilderungen sind detailreich und man erlebt ja nun einige interessant Dinge. Ich fand die Schilderungen über die Welt des Fernsehens wirklich klasse und man kennt natürlich einige der genannten Personen (und Sendungen). Das hat mich immer wieder etwas amüsiert und gab dem Buch auch immer wieder eine leichte Note. Man lernt viel über diese Familie und die Gegebenheiten der damaligen Zeit. Die politischen Bedingungen waren ja nicht einfach. Die Ereignisse um das Hotel und seinen Besitzer fand ich sehr interessant und aufschlussreich. Alles in allem war es wieder eine schöne Begegnung mit der Familie Thalmeyer und den ganzen Personen drumherum. Es ist aufregend zu lesen und man leidet oder lacht mit den Protagonisten, je nach Lage der Dinge. Ich bin jedenfalls auch noch auf die weitere Fortsetzung gespannt. Ich möchte gerne wissen, wie es den Menschen weiterhin ergeht. Man verfolgt halt mit Interesse den Protagonisten auf ihrem Lebensweg.

Wer Familiengeschichten mag und dadurch nicht nur Menschen kennenlernen möchte, sondern auch den herrschenden Zeitgeist miterleben möchte, der ist bei dieser Serie auf alle Fälle richtig. Ich kann dieses Buch - die ganze Serie - mit einem guten Gewissen weiterempfehlen und freue mich auf den nächsten Band.