Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Martinchen
Wohnort: 
Magdeburg

Bewertungen

Insgesamt 86 Bewertungen
Bewertung vom 15.09.2024
Die Frauen von Maine
Sullivan, J. Courtney

Die Frauen von Maine


ausgezeichnet

Jane und das Haus auf den Klippen

J. Courtney Sullivan nimmt das Haus auf den Klippen zum Dreh- und Angelpunkt ihres vielschichtigen Romans. Jane Flanagan liebt das Haus, seitdem sie es als Jugendliche vom Wasser aus entdeckt hat. Viele Stunden hat sie dort verbracht, bis sie zum Studium aufbrach und danach nur noch selten in ihren Heimatort zurückgekommen ist. Das ändert sich nach dem Tod ihrer Mutter. Sie verliert durch eigene Schuld ihren Job, den sie so lange erfolgreich ausgeübt hat und ihren Mann David, obwohl sie sich lieben.

Als Jane die Geschichte des Hauses für die neue Eigentümerin recherchiert, stellt sie fest, dass es viele Verbindungen gibt, zu ihrer Familie, aber auch zur Geschichte der Frauen in Maine. Es gibt viele Charaktere in diesem Roman, die teilweise eher als Vehikel zum Fortgang der Geschichte eingeführt werden und deshalb nicht unbedingt in die Tiefe gehen. Bei Jane, ihrer Freundin Allison und Genevieve, der neuen Eigentümerin des Hauses, ist es ein wenig anders. Sie werden detaillierter beschrieben. Jane ist mir nicht unbedingt sympathisch, was vor allem daran liegt, dass sie ihre Krankheit nicht erkennen will. An einer Stelle wird klar, welchen Belastungen Allison als Betreiberin eines Hotels, als Ehefrau, Mutter, Tochter und Freundin sowie sozial engagierte Frau ausgesetzt ist. Ein Satz, den auch Jane hört, den sie aber nicht versteht/nicht verstehen will, weil sie sehr auf sich bezogen ist – ganz im Gegensatz zu Allison.

J. Courtney Sullivan greift in ihrem Roman viele Themen auf. Es geht vordergründig um Jane und ihre Familiengeschichte, aber auch um Geschichte der Indigenen, die von den Europäern vertrieben, versklavt oder getötet wurden. Es geht um Spiritualität, Glaube, Spiritismus und Geister. Es geht um den Umgang mit dem Erbe, sowohl geistig als auch materiell. Es geht um Freundschaft und selbstbestimmtes Leben. Es geht um Alkoholmissbrauch und seine Folgen. Und natürlich geht es bei alldem um Frauen.
J. Courtney Sullivan versteht es, all diese Themen miteinander zu verweben und verflechten, um am Ende eine Ahnung davon zu bekommen, wie Menschen miteinander umgehen, was sie wertschätzen oder eben auch nicht.

In ihrem Dank listet die Autorin eine Reihe von Büchern und Dokumentationen auf, die für ihre Recherche wertvoll waren, so dass der eine oder andere Aspekt vertieft werden kann.

Fazit: ein intelligenter und vielschichtiger Roman, dem ich sehr gern eine Leseempfehlung gebe

Bewertung vom 08.09.2024
Der Moormann
Schwarzkopf, Margarete von

Der Moormann


ausgezeichnet

Unheimliche Atmosphäre

Die Kunsthistorikerin Anna Bentrop mietet sich am Rande eines niedersächsischen Moores ein Häuschen, um ungestört den Katalog für eine Ausstellung zusammen stellen zu können. Leider findet sie dort nicht die erhoffte Ruhe, denn es häufen sich merkwürdige Todesfälle und Ereignisse. Natürlich sind mit Moor in Niedersachsen auch immer geheimnisvolle Vorgänge und schaurige Geschichten verbunden, so auch hier.

Dieser zweite Band der Reihe um Anna Bentrop ist in sich abgeschlossen und ohne Vorkenntnis zu lesen.

Die Ausstellung, deren Katalog Anna vorbereitet, trägt den Titel „Aufbruch in die Zukunft – Karten aus der Zeit Georg III.“. Damit gibt sich die Autorin selbst eine Steilvorlage für einen Krimi, der auf zwei Zeitebenen spielt: eben im 18. Jahrhundert und in der Gegenwart. Diese beiden Zeitebenen sind geschickt miteinander verwoben, denn Anna entdeckt auf den sehr detaillierten Karten Besonderheiten, die nicht nur sie interessieren. Daraus entwickelt sich ein spannender Krimi, der ein wenig „Anlauf“ braucht. Margarethe von Schwarzkopf beschreibt detailliert auch die Karten, ihre Geschichte und auch die des Kartographen Reginald Fitzgibbons, der im Auftrag des Königs unterwegs ist. Viele Fakten also ergänzen den Kriminalfall, der am Schluss aufgeklärt wird und dazu noch eine Überraschung mit sich bringt.

Die Charaktere könnten noch etwas tiefer ausgearbeitet werden. Vor allem Anna bleibt mir etwas fremd, auch wenn einiges von ihrem Leben erzählt wird. Sie ist eine ehrgeizige Kunsthistorikerin, die sich sehr gut in unterschiedliche Fachbereiche einarbeiten kann. Sichtbar wird auch ihre fehlende Menschenkenntnis. Sie könnte noch etwas tiefer ausgearbeitet werden.

Das Cover widerspiegelt die unheimliche Atmosphäre des Moores an einem nebeligen Tag sehr gut.

Fazit: ein spannender Krimi mit vielen Fakten

Bewertung vom 07.09.2024
Nur nachts ist es hell
Taschler, Judith W.

Nur nachts ist es hell


ausgezeichnet

Fesselnd und unterhaltsam

Elisabeth, die jüngste der vier Geschwister der Familie Brugger, schreibt für ihre Großnichte Christina ihre Lebensgeschichte auf. Nach ihrer Matura arbeitet sie zunächst als Lazarett-Schwester, bevor sie sich ihren großen Traum erfüllt und Medizin studiert. Anschließend arbeitet sie als Ärztin, nicht nur, aber auch für Geburtshilfe.

Es ist mein erster Roman von Judith W. Taschler. Erst nach dem Lesen ist mir aufgefallen, dass es sich um den zweiten Band der Familiengeschichte nach „Über Carl reden wir morgen“ handelt. Für mich war der erste Band zum Verständnis nicht notwendig.

Judith W. Taschler nutzt die Ich-Perspektive und erzählt als Elisabeth. Das macht den Roman authentisch. Dabei wird die Chronologie nicht eingehalten, es gibt Zeitsprünge in die Vergangenheit, mitunter auch in die Zukunft. Mit hat dies ausgesprochen gut gefallen, denn genauso wird erzählt.
Es wird nicht nur ein Leben im Mühlviertel und später in Wien beschrieben, sondern auch ein Stück Medizingeschichte. Deutlich wird, wie schwer es die ersten Frauen hatten, Medizin zu studieren. Sie wurden von ihren Professoren nicht ernst genommen und teilweise diskriminiert.

Da Elisabeths Familie immer gut situiert war, stehen ihre Lebensumstände im Vordergrund. Allerdings sieht sie als Ärztin auch andere Verhältnisse, die kurz angerissen werden, insbesondere dann, wenn es um Sexualität, Verhütung, Abtreibungen und Geburtshilfe geht.

Die Familiengeheimnisse der Familie Brugger werden aufgedeckt. Nicht nur die Zwillinge Carl und Eugen teilen eines mit wenigen Familienmitgliedern, auch die Mutter Anna erzählt Elisabeth, warum sie ihren Vater Albert geheiratet hat. Und natürlich hat auch Elisabeth nicht nur eins.

Ein Stammbaum am Ende des Buches ist eine schöne Ergänzung. Ich hätte mir allerdings ein paar Lebensdaten zur besseren Einordnung gewünscht.

Das Cover zeigt das Gemälde „Going home“ von Tom Roberts. Ich finde es passend ausgewählt.

Fazit: ein fesselnd und unterhaltsam geschriebener Roman, für den ich gern eine Leseempfehlung gebe

Bewertung vom 04.09.2024
Bei der Laterne woll'n wir stehen
Wendt, Gunna

Bei der Laterne woll'n wir stehen


sehr gut

Beim Lesen des Buchtitels stellt sich sofort der Ohrwurm „Lili Marleen“ ein, was nicht zuletzt daran liegt, dass die Ankündigung ebenfalls auf das berühmte Lied abzielt.
Das Lied klingt im ganzen Roman durch, dazu tragen auch Zeilen oder Zeilenfragmente aus dem Text bei, die einigen Kapiteln vorangestellt sind. Eine Entstehungsgeschichte des Liedes, was suggeriert wird, ist der Roman jedoch nicht.

Lili glaubt, mit Cord die große Liebe gefunden zu haben. Sie verleben unbeschwerte Tage in Paris und sind sich sehr nah. Als Cord sich entschließt, sich freiwillig zu melden, beendet Lili ihre Beziehung, weil sie dafür kein Verständnis aufbringt. Diese Entscheidung kann ich aus Lilis Sicht und mit ihrer Begründung nachvollziehen. Lili geht von Hamburg nach München und erfüllt sich ihren Traum, Sängerin zu werden.

Gunna Wendt erzählt Lilis Geschichte, beginnend mit 1914 und endend mit 1942, eingebettet in eine Rahmenhandlung 1981, in der Fassbinders Film „Lilli Marleen“ Premiere feiert.

Die Autorin lässt die Zeitgeschichte aufleben: bekannte Künstler und Literaten werden namentlich benannt und sind in die Geschichte integriert. Viele Namen werden allerdings Jüngeren kaum noch etwas sagen. Die Schauplätze sind bildhaft beschrieben. Auch die Beschreibungen von Lilis Lebensumständen als junge Sängerin während und nach dem Krieg sind lebendig. Lili ist in ihrer fiktiven Figur stimmig gezeichnet.

Cord spielt zu Beginn ein wichtige Rolle, nach der Trennung wird er nur selten erwähnt. Dennoch kann Lili ihn nicht vergessen. Als sie das Lied „Lili Marleen“ hört, fühlt sie ihre Liebe besungen. Mir stellt sich die Frage, ob Cord wirklich Lilis große Liebe ist oder ob es die Sehnsucht nach der großen Liebe ist, die hier beschrieben wird. Offensichtlich machen beide keine Versuche, sich nach dem Krieg wiederzufinden.

Das auffällig gestaltete Cover passt perfekt zum Roman und zum Titel.

Fazit: gut geschriebene Zeitgeschichte

Bewertung vom 21.08.2024
Genau so, wie es immer war
Lombardo, Claire

Genau so, wie es immer war


ausgezeichnet

Ein gutes Leben? Ein gutes Leben!

Julia Ames, Ende fünfzig, seit vielen Jahren mit Mark verheiratet, einen Sohn und eine Tochter und einen Freundeskreis – sie hat also alles, was es für ein gutes Leben braucht. Dann jedoch begegnet sie zufällig einer Frau aus ihrer Vergangenheit, die Erinnerungen wach werden lässt. Nicht genug damit, gibt es gravierende Veränderungen im Leben ihres Sohnes – und damit auch in ihrem.

Claire Lombardo, Jahrgang 1989, war Sozialarbeiterin und PR-Agentin, bevor sie am renommierten Iowa Writers' Workshop studierte. Ihr Debütroman „Der größte Spaß, den wir je hatten“ wurde für den Women's Prize for Fiction nominiert. Übersetzt wurde der vorliegende Roman von Sylvia Spatz, die u.a. Bret Anthony Johnson, François Garde und Maggie Shipstead übersetzt hat. (Quelle: Klappentext)

Claire Lombardos zweiter Roman ist eine wunderbarer Familienroman, der die Geschichte einer Frau erzählt, die sich aufgrund ihrer Kindheitserlebnisse immer als Außenseiterin empfunden hat und die es auch nach vielen Jahren nicht fassen kann, dass ihr Mann sie so liebt wie sie ist. Dieser Roman fließt sehr ruhig dahin, auch wenn die Ereignisse das nicht immer sind. Die Depression, in die Julia nach der Geburt ihres Sohnes Ben fällt, ist dauerhaft. Lange findet sie keinen Weg hinaus, bis sie dann Helen kennenlernt. Die Freundschaft mit der älteren Frau verändert vieles.

Geschickt wechselt die Autorin die Zeitebenen. Beginnend in der Gegenwart, gibt es immer wieder Einschübe, in denen Julia sich zurück erinnert. Erinnerungen, die nicht immer schön sind, sondern mitunter schmerzhaft und die sie doch zu der Frau gemacht haben, die sie ist. Am Ende gibt es einen Blick in die Zukunft, so lese ich die letzten Seiten jedenfalls.

Julia wird sehr differenziert beschrieben. Auch die Mitglieder ihrer Familie sind lebendig und authentisch geschildert. In vielen Szenen können Frauen sich wiedererkennen, auch wenn die eigenen Erfahrungen völlig andere sind.

Mir haben insbesondere die Beschreibungen der Begegnungen mit Helen sehr gefallen. Die beiden so unterschiedlichen Frauen erkennen in der anderen das, was sie selbst nicht sind. Aber auch die schonungslose Erkenntnis, dass ihr Sohn Ben Julia etwas völlig anderes bedeutet als ihre Tochter Alma, ist gut nachvollziehbar. Insbesondere vor dem Hintergrund der eigenen Kindheit und Jugend und dem schwierigen Verhältnis zu ihrer Mutter. Vieles klärt sich, anderes nicht, genau so wie „im richtigen Leben“.

Claire Lombardo hat einen wunderbaren Roman darüber geschrieben, was es bedeutet, eine Frau zu sein.

Bewertung vom 21.08.2024
Das Grab auf Norderney (eBook, ePUB)
Hardinghaus, Christian

Das Grab auf Norderney (eBook, ePUB)


sehr gut

Die Mutter der toten Merle Onken glaubt nicht, dass ihre Tochter Selbstmord begangen hat und bittet den Bremer Kommissar Carsten Kummer um Hilfe. In dem Telefonat eröffnet sie ihm, dass er Merles Vater ist.

Der Klappentext versprach Spannung, allerdings fürchtete ich nach dem Prolog esoterische Spinnereien. Aber die Geschichte aus dem 16. Jahrhundert um zwei rothaarige Frauen, der der Hexenprozess gemacht werden sollte und die auf der Überfahrt entkamen, ist lediglich ein Aufhänger für die Geschehnisse auf der Insel.

Kommissar Kummer findet bei seinen Ermittlungen zunächst keinen Ansatzpunkt. Natürlich sind die örtlichen Kollegen nicht besonders hilfsbereit, sieht doch alles nach einem Suizid aus. Die Aktenlage scheint es zu unterstützen. Doch dann gibt es einen weiteren Todesfall, der alles in einem anderen Licht erscheinen lässt.

Christian Hardinghaus hat einen gut lesbaren und spannenden Lokalkrimi geschrieben. Seine Protagonisten sind gut vorstellbar, wenn auch nicht alle sympathisch. Der Autor schafft eine gute Balance zwischen dem Wissen des Kommissars und des Lesers, der zunächst ein wenig mehr, wenn auch nicht alles, von Merles letzten Stunden kennt. Die Auflösung ist gut nachvollziehbar, wobei der Autor einen wichtigen Hinweis nahezu zu Beginn gibt.

Fazit: ein spannender Krimi, ich hoffe auf Fortsetzungen

Bewertung vom 14.08.2024
Die Löwin von Jerusalem
Laurin, Ruben

Die Löwin von Jerusalem


sehr gut

Inspiriert von der zweiten Strophe von Leonhard Cohens „Halleluja“ und/oder dem elften Kapitel des zweiten Buchs Samuel erzählt Ruben Laurin sehr frei die Geschichte von Bathseba und König David.

Er beginnt weit vor der biblischen Erzählung und lässt Bathseba David als Jugendliche begegnen. Bathseba verliebt sich sofort in den jungen Hirten, der ihre Gefühle zu erwidern scheint. Aber Bathseba ist Uriah versprochen, der den Brautpreis bereits gezahlt hat. Uriah ist hier nicht nur ein unerschrockener Krieger, sondern vor allem ein brutaler Ehemann. Bathseba kann David nicht vergessen, auch weil er inzwischen König geworden ist und somit allgegenwärtig. Und sie versucht alles, um ihn zu verführen – mit Erfolg.

Ruben Laurin erzählt die Geschichte der beiden in unterschiedlichen Zeitperspektiven, die nicht immer auf den ersten Blick erkennbar sind. Eine Hinweis zu Beginn der jeweiligen Kapitel wäre hilfreich.
Die Protagonisten sind lebendig gezeichnet und gut vorstellbar. Zu Beginn wird Bathseba als eine selbstbewusste junge Frau dargestellt, die sich zu behaupten versucht. Dann jedoch erscheint sie eher selbstsüchtig und berechnend, was mir teilweise etwas überzogen vorkommt. Auch David wird nicht nur positiv dargestellt, was ich sehr viel realistischer finde. Seine eingestreuten Lieder sind sehr poetisch und zeigen seinen tiefen Glauben. Auf der anderen Seite ist er aber auch König und handelt als solcher, wobei er zumindest in einem Fall etwas über das Ziel hinausschießt.

Sehr gut haben mir die kurzen Kapitel gefallen, die den drei Teilen jeweils vorangestellt wurden. Hier wird der Leser/die Leserin direkt einbezogen. Eine schöne Idee.

Eine Karte von Palästina zu der damaligen Zeit, ein Personenverzeichnis und ein Glossar runden den Roman ab. Und selbstverständlich ist die zweite Strophe des Cohens-Songs vorangestellt. Ein Nachwort verweist auf weitere Autoren, die sich diesem Stoff angenommen haben und gibt weitere Einblicke bzw. Erläuterungen.

Fazit: eine Geschichte, die mich gut unterhalten hat und die ich gern gelesen habe. Wer allerdings die Nähe zum Bibeltext erwartet, dürfte enttäuscht werden.

Bewertung vom 11.08.2024
Artemisia Gentileschi und Der Zorn der Frauen
Jaskulla, Gabriela

Artemisia Gentileschi und Der Zorn der Frauen


ausgezeichnet

Gabriela Jaskulla widmet ihr aktuelles Buch in Form einer Romanbiografie der bedeutendsten Malerin des Barock, Artemisia Gentileschi.

Artemisia war die Tochter eines angesehenen Malers, der schon früh das Talent seiner Tochter erkannte und es auch förderte. Als er von der Vergewaltigung seiner Tochter durch einen seiner Freunde erfährt, kommt es zum Prozess. Die Akten sind erhalten, so dass ein guter Einblick in die Demütigung, die Artemisia erleiden musste, möglich ist. Artemisia wird zu einer starken und selbstbewussten Frau, die sich in der Männerwelt behauptet.

Gabriela Jaskulla beschreibt sehr detailliert und bildhaft die Höhen und Tiefen im Leben dieser bemerkenswerten Malerin. Aber nicht nur das, auch das Leben zu dieser Zeit, die Macht und Machtspiele der Männer und der Kirche, Feste, Architektur und natürlich immer wieder Gemälde. Gemälde von Artemisia, die ihren Stil über die Jahre und Ortswechsel hinweg anpassen konnte, aber auch Gemälde anderer Maler ihrer Zeit, neben denen sie heute gleichberechtigt steht.

Die Autorin bettet die Lebensgeschichte in eine Rahmenhandlung, das Drehen eines Filmes über die großartige Malerin. Mithilfe der Einwürfe der Hauptdarstellerin gelingt es Gabriela Jaskulla, einen Bezug zur heutigen Zeit herzustellen und gibt ihr die Möglichkeit, ein gelungenes Ende zu finden, den die Spuren Artemisias verlieren sich im Dunkel der Zeit.

Das Cover mit dem Detail aus „Judith und ihre Dienerin“ ist für diese wunderbare Romanbiografie perfekt ausgewählt.

Fazit: eine ausgezeichnet recherchierte und bildhafte Romanbiografie einer bemerkenswerten Malerin

Bewertung vom 27.07.2024
Ken und Barbie / Im Kopf des Bösen Bd.2
Petermann, Axel;Mattfeldt, Petra

Ken und Barbie / Im Kopf des Bösen Bd.2


sehr gut

„Ken und Barbie“ ist der zweite Teil mit den Ermittlern Sophie Kaiser und Leonhard Michels. Sophie leidet unter dem Asperger-Syndrom, was sie zu einer ausgezeichneten Fallanalytikerin macht. In ihrem ersten Fall hat sie Leonhard Michels kennengelernt, der mit ihren Eigenheiten sehr gut umgehen kann.

Im vorliegenden Fall wird eine zerstückelte und einbetonierte Frauenleiche im Rhein gefunden. Die beiden arbeiten mit den örtlichen Ermittlern zusammen, was nicht immer ganz problemlos verläuft.
Sophie und Leonhard erkennen bald, dass sie es hier nicht mit einer einzelnen Tat zu tun haben, sondern einen Serienmörder suchen oder genauer gesagt, einem Paar, die die Frauen gemeinsam in die Falle locken.

Das Buch beruht auf dem Bernardo-Homolka-Fall, einem kanadischen Paar, das in den 90iger Jahren mehrere junge Frauen tötete und der in einem Nachwort ausführlich besprochen wird.

Das Autoren-Duo entwickelt den Fall langsam, da es zunächst keine vielversprechenden Anhaltspunkte gibt. Die Suche danach und die mühevollen Ermittlungen werden sehr gut beschrieben, so dass klar wird, was genau zur Überführung der Täter führte. Dabei gibt es dann noch eine Überraschung, die auf unserem Strafrecht beruht.
Ich hätte gern mehr über das Täterpaar erfahren. Was bringt eine junge Frau dazu, ihrem Freund ein so besonderes „Geschenk“ zu machen und dann die Fassade aufrecht zu halten?

Etwas ratlos lässt mich auch die Entwicklung von Sophie zurück, die sich als sehr emphatisch erweist, so z.B. im Gespräch mit den Eltern einer der jungen Frauen und insbesondere auch in einer Zeugenbefragung. Sehr gelungen sind die Analyse ihres Kölner Kollegen Christoph und die Erklärungen dazu.

Fazit: trotz meiner Kritik ist die Geschichte spannend