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Top-Rezensenten Übersicht

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Raoul Chagny

Bewertungen

Insgesamt 50 Bewertungen
Bewertung vom 29.01.2023
Der große Coup des Monsieur Lipaire / Die Unverbesserlichen Bd.1
Klüpfel, Volker;Kobr, Michael

Der große Coup des Monsieur Lipaire / Die Unverbesserlichen Bd.1


gut

Leider kein Vergleich zu Kluftinger

Diesmal hat es Michael Kobr und Volker Klüpfel, die Autoren hinter der Krimi-Reihe um Kommissar Kluftinger, an die Côte d'Azur verschlagen. In "Die Unverbesserlichen – Der große Coup des Monsieur Lipaire" geht es jedoch nicht um eine Urlaubsreise des Kommissars, sondern um eine zusammengewürfelte Truppe, die namensgebenden "Unverbesserlichen", die sich in einer sehr langen, teils spannenden, vor allem aber wirren Handlung als Gaunerbande versucht. Dabei begegnen sie einer bald unübersichtlichen Schar an skurrilen, zuweilen aber auch an den Haaren herbeigezogenen Figuren. Glücklicherweise warten die beiden Autoren dabei nicht auch noch mit einer klischeehaften Frankreich-Atmosphäre auf, sondern brechen diese gekonnt ironisch. Ein gleicher Erfolg ist den beiden Autoren bei ihrem Humor jedoch nicht vergönnt. Es ist ein plumpes, gewolltes Witzigsein, das leider nicht an die gewitzte Art der Kluftinger-Reihe herankommt. Es bleibt zu hoffen, dass das nächste Buch der beiden wieder um Kommissar Kluftinger geht.

Bewertung vom 28.01.2023
Mixed-up first Love Bd.1
Aruko;Hinekure, Wataru

Mixed-up first Love Bd.1


gut

Kurzweilige Rom-Com mit Schwächen

"Mixed-Up First Love 01" mit Zeichnungen von Aruko und einer Geschichte von Wataru Hinekure bietet kurzweilige Unterhaltung für Zwischendurch. Den Lesenden bietet der Manga eine stiltypische - und recht seichte - Rom-Com-Handlung, deren Fokus eher auf dem Humor als auf der Romantik liegt, zuweilen aber doch zu stark konstruiert wirkt und auf Spannung gänzlich verzichtet. Unterstützt wird dies durch charmante Zeichnungen. Ob diese die Klischees der Handlung ironisch brechen und dafür sorgen, dass auch über die eine oder andere Schwäche der Handlung gerne hinweggesehen wird, oder die Klischees sogar noch verstärken, muss von den Lesenden entschieden werden. Kein Augenmerk wird auf eine realistische Charakterisierung oder Darstellung von Gefühlen gelegt. Wer Lust auf eine kurzweilige Rom-Com hat und über die vorhandenen Schwächen hinwegsehen kann, wird mit "Mixed-Up First Love 01" unterhalten werden.

Bewertung vom 10.11.2022
Tohrus Japan
Nakamura, Tohru

Tohrus Japan


ausgezeichnet

Sterneküche zum Nachkochen
Rezepte hat Tohru Nakamura bereits im Magazin der Süddeutschen Zeitung veröffentlicht. Nun hat er mit "Tohrus Japan" sein erstes eigenes Kochbuch vorgelegt. Im Vergleich zu den bisherigen Rezepten gehen die Rezepte in seinem Kochbuch ein ganzes Stück mehr in Richtung Sterneküche. Die Rezepte sind stets sehr ansprechend präsentiert, benötigen jedoch teilweise eine Vielzahl an Zutaten und sind auch nicht immer leicht nachkochbar. Dennoch kann dieses Kochbuch nur wärmstens empfohlen werden: Wer etwas Kocherfahrung mitbringt und ab und zu außerhalb des typischen Supermarkts einkaufen geht, bekommt mit diesem Kochbuch so viele leckere Rezepte, das man mit dem Kochen gar nicht nachkommt. "Tohrus Japan" bietet eine große Vielfalt an Rezepten, bei der für alle Geschmäcker das Passende dabei ist. Der Aufbau des Kochbuchs anhand von mehreren Zutaten, wie z.B. Sesam oder Miso, sorgt für die spannende Möglichkeit die jeweilige Zutat in ganz unterschiedlichen Essenskontexten zu erleben. Dieses Kochbuch ist ein Fest für die Sinne, das durch und durch gelungen ist. Auch denjenigen, die bereits mehrere japanische Kochbücher haben, ist dieses Buch klar zu empfehlen, da es so viele neue Rezepte und Variationen von Klassikern bietet.

Bewertung vom 24.09.2022
Die rätselhaften Honjin-Morde / Kosuke Kindaichi ermittelt Bd.1 (eBook, ePUB)
Yokomizo, Seishi

Die rätselhaften Honjin-Morde / Kosuke Kindaichi ermittelt Bd.1 (eBook, ePUB)


sehr gut

Empfehlenswert alle Fans von Agatha Christie
Vom Verlag wurde ein Kriminalroman wie von Agatha Christie versprochen und dies war keinesfalls zu viel versprochen. In der Personenführung und dem Herausarbeiten der Konflikte in der Familie zeigt Seishi Yokomizo ein ebensolches Gespür und Geschick, wie es von Christie bekannt ist. So ähnelt beispielsweise die Exposition in den „rätselhaften Honjin-Morde[n]“ auch den Romanen von Agatha Christie, indem der Auftakt eine Reihe von Gesellschaftsszenen mit sich bringt und der Fokus auf den zwischenmenschlichen Konflikten und gesellschaftlichen Dynamiken liegt und weniger auf den individuellen emotionalen Profilen.
Die Figuren bleiben vor allem Schablonen ihrer gesellschaftlichen Stellung und Funktion. Das besondere ist das japanische Setting auf dem traditionsgeprägten Land, das viel wissenswertes über die japanische Geschichte und die japanische Gesellschaft in der Vergangenheit mit sich bringt. Gerade dieser Aspekt hat mir beim Lesen besondere Freude bereitet. An dieser Stelle ist auch das Glossar am Ende des Buches hervorzuheben, dessen Lektüre bereits für sich genommen schon interessant und aufschlussreich ist. Der Fall selbst ist spannend und genretypisch ausgestaltet und wer Freude an Locked-room-mysterys hat, wird auch mit diesem Fall bestens unterhalten werden. Gelungen ist insbesondere auch die Übersetzung. Das Buch liest sich flüssig und angenehm. Insgesamt ist die "Die rätselhaften Honjin-Morde" ein wirklich empfehlenswertes Buch für alle Fans von Agatha Christie.

Bewertung vom 24.09.2022
Yadriel und Julian. Cemetery Boys
Thomas, Aiden

Yadriel und Julian. Cemetery Boys


sehr gut

Gelungener Fantasy-Roman und mehr Repräsentation
"Yadriel und Julian" von Aiden Thomas ist nicht nur ein wichtiger Beitrag für eine bessere Repräsentation von trans Jugendlichen, sondern auch ein wirklich gelungener und origineller Fantasy-Roman. Geschickt verknüpft Thomas traditionelle lateinamerikanische Mythen mit Fantasy-Elementen und schafft so einen spannenden und vielschichtigen Kosmos. Die Figurenzeichnung ist nuanciert und durchweg gelungen und so bietet der Roman zweierlei einerseits einen unterhaltsamen Fantasy-Roman und andererseits eine starke Geschichte über einen trans Jugendlichen in unserer Zeit. Der Erzählstil ist flüssig und treibt die Geschichte in einer angenehmen Geschwindigkeit voran. "Yadriel und Julian" ist alles in allem ein wirklich gelungener Roman, der besonders durch seine Vielschichtigkeit besticht. Wirklich lesenswert.

Bewertung vom 11.04.2022
Doppelporträt
Pleijel, Agneta

Doppelporträt


sehr gut

Kunstgespräche
Das wohl bekannteste, wenn auch sehr kurze, Kunstgespräch der Literatur findet sich in Georg Büchners Novelle „Lenz“. Pleijtel hat nun ein wesentlich längeres, aber nicht minder erhellendes Kunstgespräch mit ihrem Roman „Doppelportait“ vorgelegt. Ging es bei Lenz um die für die Zeit prägende Auseinandersetzung zwischen idealisierender und realistischer Kunst, so geht es bei Pleijtel um die heute nicht minder oft geführte Auseinandersetzung zwischen ernster und unterhaltender Kunst. Es geht aber um noch so viel mehr: Es geht darum, wie Kunst entsteht und wie sehr sie biographisch geprägt ist. Es geht um die die sehr unterschiedlichen Lebensgeschichten der beiden und wie sie trotzdem Gemeinsamkeiten finden. Pleijtel ist mit ihrem skizzenhaften Stil eine sehr kurzweilige Lektüre gelungen. Sie verknüpft dabei geschickt Biographie und Fiktion und erschafft so ihr eigenes Porträt des Zusammentreffens von Agatha Christie und Oskar Kokoschka."Doppelporträt" ist ein kunstvolles Buch über Kunst, ihr Entstehen und die Menschen hinter ihr.

Bewertung vom 11.04.2022
Love in the Big City
Park, Sang Young

Love in the Big City


sehr gut

Lonely in the Big City
Nicht Liebe, sondern vor allem Einsamkeit steht im Mittelpunkt dieses Romans von Sang Young Park. Es geht um Menschen, die mit den gesellschaftlichen Konventionen ringen, sich gegen sie auflehnen und doch nicht von ihnen befreien können. Es geht darum, wie diese gesellschaftlichen Zwänge einem selbstbestimmten Leben im Wege stehen und wie dieses ständige Ringen mit den Erwartungen der Gesellschaft einsam macht. Das betrifft zum einen den Protagonisten Young, an dem die Schwierigkeiten des Lebens von queeren Menschen in einer konservativen Gesellschaft deutlich werden, aber auch seine religiöse Mutter oder seine feierwütige Freundin Jaehee. Doch auch viele andere nur einmal oder mehrmals erwähnte Figuren zeichnen sich dadurch aus, dass sie die Suche nach ihrem Weg und ihrem Platz in der Gesellschaft einsam macht. Aufgebaut ist der Roman episodenhaft. Eine sich fortbewegende Handlung gibt es kaum. Zwar spricht der Klappentext von der Zukunft des Protagonisten und seinen Zielen, doch das Buch ist großteils rückwärtsgewandt. Zentral sind seine Erinnerungen und die Frage, wie er zu dem wurde, der er ist. Es sind interessante und unterhaltsame, bewegende und nachdenkliche Episoden, die sich aneinanderreihen. In Gänze ergibt sich ein vielschichtiges Gesellschaftsporträt, das vor allem auch in sprachlicher Hinsicht überzeugen kann. Ein vielversprechender Roman, der Lust auf weitere Bücher des Autors macht.

Bewertung vom 16.02.2022
Der Mann, der zweimal starb / Die Mordclub-Serie Bd.2
Osman, Richard

Der Mann, der zweimal starb / Die Mordclub-Serie Bd.2


ausgezeichnet

Auch das zweite Buch ist sehr gut
Dass im Alter die Spannung erst richtig losgeht, beweist nicht nur Miss Marple, sondern auch ein weiteres Mal der Donnerstagsmordclub. Im zweiten (aber unabhängig vom ersten lesbaren) Buch von Richard Osman wird es noch ein ganzes Stück vertrackter und viele graue Zellen und noch mehr Teamgeist sind erforderlich, damit sich auch diesmal wieder alles zum Guten wendet. Wer gerne Cosy-Krimis liest, wird mit "Der Mann, der zweimal starb" bestens unterhalten werden. Das Buch liest sich locker und unterhaltsam. Es ist so spannend, dass man es am liebsten gleich bis zur letzten Seite lesen möchte, aber nicht so spannend, dass es nicht auch als Lektüre vor dem Schlafengehen passen würde. "Der Mann, der zweimal starb" ist wie eine Tasse Tee mit Kuchen an einem gemütlichen Nachmittag. Ganz im Geiste von Agatha Christie ist Richard Osman auch ein weiteres Mal ein wirklich gutes Buch gelungen, das sich sowohl von der Qualität der Konstruktion des Kriminalfall als auch durch Humor und Schreibstil von der Masse ähnlicher Kriminalromane abhebt. Es ist zu hoffen, dass dies nicht der letzte Roman dieser Buchreihe bleibt!

Bewertung vom 24.01.2022
Zum Paradies
Yanagihara, Hanya

Zum Paradies


sehr gut

Der große Bogen?
In epischer Bandbreiter erstreckt sich der Roman „Zum Paradies“ von Hanya Yanagihara. Er umspannt drei Jahrhunderte und drei ganz unterschiedliche Epochen und versucht sich am ganz großen Bogen zwischen gestern, heute und morgen, zwischen dem, was sich ändert, und dem, was das menschliche Leben ausmacht und die Zeiten überdauert. Yanagihara lässt die Figuren in ihrem Roman lieben und leiden und leben. Sie zeigt dabei ein präzises Gespür für Menschen und Gespräche und erschafft dabei Situationen und Dialoge, die mit ihrer realistischen Darstellung das Buch stets interessant halten. Trotz fast 900 Seiten ist "Zum Paradies" kein "langes" Buch. Hanya Yanigihara schreibt gut lesbar und flüssig. Von Form und Aufbau ist der Roman klassisch gehalten, im Inhalt jedoch modern und weist heutige Bezüge auf. Sie schreibt zwar über das gestern und morgen, aber damit schreibt sie natürlich vor allem über das heute. Nur was sie zu unserer Gegenwart damit sagen möchte, bleibt leider unklar.

Bewertung vom 11.12.2021
Morgen, Klufti, wird's was geben
Klüpfel, Volker;Kobr, Michael

Morgen, Klufti, wird's was geben


sehr gut

Vorweihnachtliches Chaos
Die Christbaumspitze ist der Ursprung aller Verwerfungen. Nein, hier geht es nicht um "Weihnachten bei Familie Heinz Becker", sondern um den neuesten Teil der Kluftinger-Reihe. Auch hier herrscht wenig Besinnlichkeit, sondern pures Chaos und alles, was schiefgehen kann, läuft natürlich schief. Die eine oder andere Katastrophe wird aus dem eigenen Leben bekannt vorkommen und dazu kommen noch Anklänge an das alljährliche Fernsehprogramm: Weihnachten bei den Kluftingers erinnert mehr als einmal an die Weihnachtsfeiern bei den Beckers oder Hoppenstedts. Das sorgt für viele unterhaltsame und lustige Momente. Mag der Humor zuweilen altbacken und die Pointen zum Teil schon abgenutzt sein, so handelt es sich doch im Großen und Ganzen um eine vergnügliche und kurzweilige Weihnachtsgeschichte - und eine gute Vorbereitung auf all das, was an Weihnachten schiefgehen kann, mit der Hoffnung und Erleichterung, dass es nicht ganz so chaotisch wie bei Kluftinger werden wird.