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Benutzername: 
Uli Geißler
Wohnort: 
Fürth/Bay.

Bewertungen

Insgesamt 769 Bewertungen
Bewertung vom 26.04.2017
Mein kreativer Stadtbalkon
Appel, Silvia

Mein kreativer Stadtbalkon


sehr gut

Lust auf Wachstum in lichter Höhe auf kleinstem Raum

Wer über keinen Garten verfügt aber gerne natürliches Grün um sich haben möchte, braucht nicht unbedingt als Einsiedler/in in den Wald zu fliehen. Ein kleiner Balkon der Miet- oder Eigentumswohnung reicht. Wer aber außer den üblichen Hängegeranienkästen doch gerne eine etwas individuelle Gestaltung der paar Freiluftquadratmeter vornehmen möchte, sollte etwas kreativ sein oder sich von dem Buch der Autorin – des selbst ernannten „Gartenfräulein“ – inspirieren lassen.

Unterteilt in die Kapitel Basics, Pflanzenzuhause, Pflanzentauglichkeit, Pflege, Früchte der Arbeit, Gemütlichkeit, Gärtnern in der Wohnung, Balkonkalender und Bezugsquellen bietet das luftig und übersichtlich gestaltete Buch jede Menge Informationen, Anregungen und Tipps für die passende Begrünung des kleinen heimischen Kosmos.

Mit nur wenigen günstig zu beschaffenden Handwerkszeugen und Pflanzutensilien geht es los – die Autorin beschreibt knapp, welche erforderlich sind. Als „Fräulein“ fast selbstverständlich denkt sie auch an die Reinigung der Hände danach und regt sogar zur Herstellung von Seife an. Zwei Seiten widmet sich der Auswahl der richtigen Erde. Dann folgen zahlreiche Tipps zur Samenauswahl, Anzucht von Pflanzen, passenden Gefäßen von Milchtüten über Holzkisten oder anderen verrückten oder gewöhnlichen Möglichkeiten und vor allem der richtigen Pflanzen. Zu einer ganzen Reihe von Nutz- oder Zierpflanzen benennt sie die wesentlichen Bedingungen für ein gelingendes Gedeihen und wie man die Gewächse pflegt (Pflege-Einmaleins). Auch die Vermehrung oder das leidige Thema Krankheiten lässt sie nicht aus.

Die Ernte und die Möglichkeiten mit den Früchten der bisweilen schmutzenden Arbeit umzugehen werden gut beschrieben, denn wie bei Kochrezepten auch werden das benötigte Material und die Vorgehensweise gut nachvollziehbar beschrieben und mit vielen Illustrationen oder Fotos aufgezeigt. So erfährt man vom Lavendelkissen über Räucherwerk, Himbeeressig und Kräuteröl doch einiges an leicht nachzumachenden Erzeugnissen.

Schließlich gibt die Autorin noch einige schöne Tipps zur wohnlichen Gestaltung der wenigen Quadratmeter Himmelsnähe und die wenigen Rezepte zur Bewirtung von Gästen bereichern das aktivierende Werk. Abschließend finden sich ein paar Ideen für die Begrünung innen, ein klammheimlicher Aufruf zur - an sich oftmals illegalen, aber geduldeten – Stadtbegrünung und Gründungsempfehlung für eine Urban-Gardening-Gruppe. Der Balkonkalender benennt knapp monatlich nötige gärtnerische Aufgaben.

So bietet das Buch also rundum Know-How und Lust am Selbst-aktiv-werden, auch wenn es an einer umfassenderen Übersicht zu den blühenden Pflanzen an sich fehlt und der Schwerpunkt des Buches doch sehr auf die Elemente der Gestaltung eines Balkons sowie den Nutzen der Pflanzen gelegt wurde. Wer dran bleiben will, kann sich auf dem Blog der Autorin umsehen: http://www.garten-fraeulein.de/.

© 2017, Uli Geißler, Fürth/Bay.

Bewertung vom 29.03.2017
Weißwurstconnection / Franz Eberhofer Bd.8
Falk, Rita

Weißwurstconnection / Franz Eberhofer Bd.8


gut

Niederbayrische Niedertracht
Kaum steht das umstrittene Luxushotel, liegt auch schon eine Leiche in einer Wanne. Um das gerade anlaufende Geschäft nicht zu gefährden, soll der Kommissar Eberhofer diese diskret aus dem Hotel herausbringen. Warum auch immer – er macht das auch unter Hinzuziehung nicht nur des bekannten Richters sondern auch seines Busenfreundes und Ex-Kollegen Birkenberger. Der ermittelt dann als Wellnessgast getarnt am Tatort.

Was anfänglich durchaus interessant und spannend werden könnte, entwickelt sich dann eher als harmloser Durchschnitt mit gelegentlich spaßigen Erlebenseinstreuungen. Es ist einfach eine unterhaltsame Geschichte mit dem unnachahmlich lokalgefärbten, eher harmlos wirkenden kriminellen Hintergrund, obwohl ein Mord in Niederbayern ein Kapitalverbrechen darstellt. Durch die so herzlich gemütliche Schreibe der erfahrenen Autorin wirkt alles nur so harmlos.

Irgendwie ist man – sofern man zur Stammleserschaft gehört – sofort wieder als Mitglied der Niederkaltenkirchener Gemeinde von allen und vor allem den privaten Nebengeschichten erfasst und fiebert fast mehr mit deren Entwicklung mit, als der Lösung des Kriminalfalles. Das macht die Heimeligkeit der Serie niederbayrischer Lebensart aber auch aus. Wer also gerne die Menschen hinter den Geschehnissen in einem kleinen Dorf ein Stück ihres Lebens begleiten möchte, ist mit Rita Falks witzigen und doch niveauvollen Erzählungen aus der – fast realen - Welt der Kriminalitätsverfolgung gut bedient. Ich freue mich auch schon wieder auf den nächsten Band, sofern es noch einen gibt. Das war am Ende ehrlich gesagt nicht so sicher. Meinem Bedürfnis nach gelegentlicher unterhaltsamer Leseentspannung käme das aber entgegen. © Uli Geißler, Fürth/Bay.

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Bewertung vom 20.02.2017
Endgültig / Jenny Aaron Bd.1
Pflüger, Andreas

Endgültig / Jenny Aaron Bd.1


sehr gut

Blinder Einsatz weckt Erinnerungen
Polizistin Jenny Aaron wird nicht nur gewissermaßen zur „Superheldin“ weil sie als Kind eines GSG9-Spezialisten von klein auf mit dem „Metier“ konfrontiert einfach werden wollte, was ihr Vater war, sondern aufgrund ihrer außergewöhnlichen Leistungsbereitschaft und Kompetenz und ihrem eisernen Willen. Nach einigen beachtlichen Einstiegserfolgen gelangt sie schon nach wenigen Jahren als Elitekämpferin in die so genannte „Abteilung“ und genießt überall höchste Anerkennung. Doch ihr Trauma eines gescheiterten Auftrags folgt auf den Fuß und die lebenslange Konsequenz bedeutet Erblindung und Teilamnesie.
Diese Gegebenheit trägt nun den weiteren Plot des facettenreichen Thrillers. Auch wenn die Absurdität der dargestellten Tatsache, eine blinde Polizistin könne ebenso den normalen Polizeialltag meistern, wie eine sehende Kollegin oftmals schon sehr weit überzogen wirkt, bleibt die Geschichte anfangs noch sehr spannend. Staunend und teilweise um derartige Fähigkeiten wissend verfolgt man, welche Möglichkeiten erblindete Menschen nutzen und einsetzen können, um sich zurecht zu finden. Da mag viel Wahres dran sein und die Recherche des Autors bringt da in der Tat einige Informationen zutage, welche bislang vielleicht ausgeblendet einen eigenen „blinden Fleck“ offenbaren.
Doch die geradezu übermenschlichen Kampfeserfolge und Handlungen von Aaron erscheinen dann doch häufig völlig abgedreht und kaum mehr zum sonstigen glaubhaften System des in einer realen Wirklichkeit angelegten Thrillers zu passen. Das wirft einen aus der Geschichte, weil es schlichtweg selbst bei aller Hochachtung vor den kaum zu glaubenden Möglichkeiten eines Sensibilisierungs- und Mobilitätstrainings unglaubwürdig bleibt.
Unabhängig davon versteht es allerdings der Autor Seelenleben, Ängste aber auch Überlegenheiten der unterschiedlichen Protagonistinnen und Protagonisten vielschichtig darzustellen und die Leserschaft in Bann zu halten. So beschreibt er zwar eine überzogene Superheldin einerseits und gleichzeitig aber eine schwache von inneren Zweifeln und vor allem eigener Unzulänglichkeit zermarterte Hauptdarstellerin, deren Ende immer wieder kurz bevor steht. Auch das Offenhalten nötiger Erklärungen bis weit in die letzten Seiten hinein binden an das Buch. © Uli Geißler, Fürth/Bay.

Bewertung vom 16.01.2017
Europa ist die Lösung
Steinmeier, Frank-Walter

Europa ist die Lösung


sehr gut

Vereinfachung des Komplexen

Weshalb die politischen Visionen in einer Rede von Winston Churchill aus dem Jahr 1946 der Autor als Ausgangsbegründung seiner - leider etwas oberflächlich wirkenden - Werbung für Europa wählt, ist eventuell der Eindeutigkeit dessen klarer Worte geschuldet. Vieles davon ist sicher die richtige und sinnvolle Idee für einen im Hinblick auf die massiven Herausforderungen der Zukunft dringend nötigen starken und handlungsfähigen Zusammenschluss.

Sympathisch und dennoch nicht Geschichtsklitternd ist es schon, den Aspekt, Spannungen und Krisen gemeinsam zu überwinden, „… die Fehler der Zwischenkriegszeit …“ wie Walter Steinmeier schreibt nicht zu wiederholen. Hier ist konstruktive Geschichtsfortschreibung gemeint. Ohne die Gräuel der Vergangenheit zu vergessen gilt es die angespannte Gegenwart überwinden und so die Zukunft einer friedlichen Weltordnung meistern.

Dabei ist ihm auch bewusst, dass die augenblickliche Dringlichkeit in der politischen Landschaft der richtige Umgang mit der Problematik einer keineswegs „rund“ laufenden Flüchtlingspolitik ist. Hier braucht es mehr gemeinschaftlich ausgehandelte Übereinkünfte und Beweise, dass Europa sicherer und stärker ist. Auch in Bezug auf die Asylsysteme sind Absprachen nötig und nicht zuletzt eine Wachstumsdynamik, von welcher die Menschen profitieren.

Als konkrete Handlungsanweisung für Mitentwickler eines Zukunftsfähigen Europas wählt der Autor abschließend in seinem Essay symbolisch die Unternehmung des „Eisernen Gustav“, welcher mit seiner Droschke nach Paris fuhr um für seine Zunft zu werben und eine fixe Idee in tätiges Handeln umzusetzen.

Den Schlusspunkt als Aufforderung zum Durchstarten jedoch setzt die komplette Züricher Rede Winston Churchills, welche er pathetisch beendet: „Lasst Europa auferstehen.“ Brandaktuell! © Uli Geißler, Fürth/Bay.

Bewertung vom 09.01.2017
X nimmt! (Kartenspiel)

X nimmt! (Kartenspiel)


sehr gut

Ein Spiel mit aber keines für Hornochsen- Zahlenspielerei upgrade

Zahlenkarten von 1-100 und 7 Reihen-Karten bestimmen dieses teiltaktische Kartenspiel. Drei Reihenkarten kennzeichnen offen ausgelegt, dass im Spiel eine Reihe mit bis zu drei, eine mit bis zu vier und eine mit bis zu fünf Karten gelegt werden dürfen. Von den restlichen Reihen-Karten legt sich jeder eine davon vor sich. An diese werden aufgrund bestimmter Bedingungen erhaltene Zahlenkarten angelegt.

Zum Spielstart bekommen alle nach dem Mischen acht Zahlenkarte auf die Hand. Gleichzeitig entscheidet sich jede und jeder für eine davon und gemeinsam decken alle ihre gewählte Karte auf. Die nun folgende Anlegeregel höher und mit der geringsten Differenz zu ausliegenden Karten werden die Hornochsen-Karten beginnend mit der niedrigsten an eine der drei Reihen angelegt.

Sobald jemand mit der abgelegten Karte die zulässige Anzahl der Reihenkarten überschreitet, müssen alle Karten bis auf die eben abgelegte genommen werden. Aus diesen Strafkarten ist eine für die eigene X-Reihe vor sich auszuwählen und dort anzulegen, falls möglich, die restlichen kommen auf die Hand.

Auch die jeweils eigene X-Reihe ist übrigens Zahlenwertansteigend zu erstellen. Klappt das nicht, bleibt die neu anzulegende Karte als neue Startkarte für die X-Reihe liegen, die bisher dort liegenden werden als verdeckter Stapel auf die andere Seite der X-Karte gelegt und die aufgedruckten Hornochsen zählen am Ende zum Ärgernis doppelt als Minus.

Sobald jemand seine letzte Handkarte ausgespielt hat, endet das Spiel. Nun zählen die abgedruckten Hornochsen auf der Hand Minus sowie die besagten Karten aus dem verdeckt abgelegten X-Reihe-Stapel. Die Karten der X-Reihe bringen glücklicherweise keine Minuspunkte.

Bei allem Glücksanteil, welches Kartenspiele mit zufälliger Kartenverteilung und zufälliger Auslageentscheidung der Mitspielenden nun mal haben, ist „X nimmt!“ ein dennoch niveauvolles, gemäßigt taktisches und spannendes, bisweilen auch eine witzige Stimmung erzeugendes Spiel. Gegenüber dem „Ur“-Spiel „6 nimmt“ hat das Spiel einen deutlich höheren Überlegens- und Einfluss-Faktor. Eine klasse Idee ist die neue Regel, dass aufzunehmende Karten aus einer Reihe nicht automatisch Minuspunkte erbringen, sondern durch geschickte – und etwas glückliche – Wiederauslage oder Ablage in der eigenen X-Reihe eliminiert werden können. Auch erhöht sich die Möglichkeit, vorhandene Karten der Gegenspieler zu erahnen, sofern man mit einem gehörigen Maß an Merkvermögen gesegnet ist.

Insgesamt ist „X nimmt“ ein klasse Spiel mit wenig Material für alle Spielgelegenheiten mit kleinen Spielrunden.
© Uli Geißler, Fürth/Bay.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.