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Bookfairy

Bewertungen

Insgesamt 71 Bewertungen
Bewertung vom 29.05.2016
Mörderische Wahrheiten / Carlotta Fiore Bd.2
Prammer, Theresa

Mörderische Wahrheiten / Carlotta Fiore Bd.2


gut

"Mörderische Wahrheiten" ist der 2. Band der Autorin, in dem Carlotta ("Lotta") Fiore in einen Mordfall verwickelt wird. Glücklicherweise hatte ich den 1. Band "Wiener Totenlieder" – der mit einem Cliffhanger endet, an den der 2. Band anschließt – kurz vorher gelesen. Das kann ich jedem Leser nur empfehlen, da man meiner Meinung nach die vielen Anspielungen auf Carlottas Vergangenheit, auf den 1. Fall und ihre Beziehung zu den meisten anderen Personen im 2. Band sonst nicht versteht.

Dann hat man es aber mit einem außergewöhnlichen Kriminalfall zu tun: in Wien werden mehrere Teenager auf dieselbe Weise ermordet wie in einer Mordserie vor zwanzig Jahren, auch die DNA des damaligen Täters wird an den Tatorten gefunden. Das Problem ist nur, dass der Täter von damals nach einer langen Zeit im Gefängnis vor kurzem gestorben ist…

Konrad Fürst war vor zwanzig Jahren der Hauptermittler in dem Fall und sein Vorgesetzter Krump setzt auf sein Wissen und seine Erinnerungen – nur leider ist Konrad gerade aus einem monatelangen Koma aufgewacht und kann sich an nichts erinnern. Krump setzt Lotta darauf an, Konrad so schnell wie möglich dazu zu bringen, sich wieder zu erinnern und an dem Fall mitzuarbeiten. Lotta möchte aus anderen Gründen, dass Konrads Erinnerungen zurückkommen, da sie am Ende des letzten Falles erfahren hat, dass Konrad ihr Vater ist, vor seinem Unfall aber nicht mehr mit ihm darüber reden konnte. Lotta ist zwar eigentlich Kaufhausdetektivin, nachdem sie bei der Polizei nicht angenommen wurde, hat aber durch ihren Freund Hannes schon im letzten Fall mitermittelt. Sie stellt auch bald fest, dass sie in ihrer Kindheit Kontakt mit der Familie des damaligen Täters hatte und kann in ihren Nachforschungen daran anknüpfen.

Also zieht Lotta mit ihrem kleinen Sohn in Konrads Wohnung und holt Konrad zu sich nach Hause. Das Zusammenleben mit einem kleinen Kind und einem Mann ohne Gedächtnis, der die einfachsten Dinge neu lernen muss (und dann sofort wieder vergisst) ist gelinde gesagt chaotisch. Lotta will den Fall auch so schnell wie möglich lösen, damit Krump aufhört, Konrads Genesung zu behindern. In ihrem Bemühen verursacht Lotta immer mehr Chaos und begibt sich immer wieder in Gefahr…

Ich fand den Fall und letztendlich auch seine Lösung sehr interessant, aber leider etwas zu chaotisch und teilweise für einen Krimi auch zu spannungsarm. Wie schon im letzten Band stört mich, dass man nicht merkt, dass die Handlung in Wien spielt. Abgesehen von den Wiener Ortsnamen gibt es überhaupt kein Lokalkolorit, was ich sehr schade finde.

Die Charaktere in dem Buch sind definitiv gewöhnungsbedürftig, allen voran Carlotta. Sie ist sehr impulsiv und viele ihrer Handlungen kann man nicht nachvollziehen. Einerseits hat mich das gestört, andererseits ist es ja eigentlich normal. Die meisten Handlungen normaler Menschen im täglichen Leben sind auch nicht unbedingt nachvollziehbar, da kann man es auch nicht von Romanfiguren erwarten. Konrads Vorgesetzter Krump ist mir zu extrem, in allem, was er macht, und Lottas Freund Hannes, der auch der Vater ihres Kindes ist, bleibt eine Randfigur. Zu Konrad, der mir im ersten Band am sympathischsten war und der für mich meistens die Stimme der Vernunft war, kann man in diesem Band verständlicherweise nicht viel sagen.

Die Autorin schreibt an einem 3. Teil dieser Serie. Ich werde ihn wohl lesen, um zu sehen, wie es mit Konrad und Lotta weitergeht, aber so gespannt auf den nächsten Band wie nach "Wiener Totenlieder" bin ich leider nicht mehr.

Bewertung vom 15.05.2016
Waidmannstod / Kommissar Voss Bd.1
Leo, Maxim

Waidmannstod / Kommissar Voss Bd.1


ausgezeichnet

Kommissar Daniel Voss ist der Anti-Kommissar im Vergleich zu den meisten anderen fiktiven Kommissaren: er ist kein Macho – im Gegenteil, er hatte mit 43 Jahren erst eine richtige Beziehung mit einer Frau und die hat auch nur ein paar Monate gehalten. Er redet nicht gerne, sondern denkt lieber. Und er wohnt seit Neuestem wieder in seinem alten Kinderzimmer.

Eigentlich wollte er nur übergangsweise wieder bei seiner Mutter einziehen, aber im Laufe des Buches findet er doch immer wieder Gründe, nicht nach einer eigenen Wohnung zu suchen. Einer davon ist Maja, die polnische Pflegerin seiner Mutter, die im Haus wohnt. Sie nimmt großem Anteil an seiner Arbeit und er weiß nicht so genau, in welcher Beziehung sie eigentlich zueinander stehen…

Seine neuen Kollegen in Brandenburg wissen auch nicht so genau, was sie von ihm halten sollen; so einen introvertierten, zurückhaltenden Chef hatten sie noch nie. In Stuttgart war Voss ein normaler Kommissar, jetzt leitet er eine Abteilung und weiß nicht, wie das geht. Er wehrt sich aber auch gegen „Seminare für Führungskräfte“, da er schlechte Erfahrungen mit Team-Building gemacht hat.

Für seine neuen Kollegen ist er ein Wessi, die meisten wissen nicht einmal, dass er den Wald, in dem die Morde ihres neuesten Falles geschehen, aus seiner Kindheit wahrscheinlich besser kennt als sie selbst. Er kennt auch die meisten Verdächtigen von früher, denn da der erste Tote nach einer Jagd gefunden wird, sind zunächst einmal alle Jäger, die teilgenommen haben, verdächtig, und das sind zum größten Teil ehemalige Freunde und Schulkameraden. Er lernt aber auch eine für ihn neue Seite seiner alten Heimat kennen: Grundstücksspekulation, umstrittene Windkraftparks, subventionierte Bauprojekte, die als Bauruinen enden, und wohlhabende Großstadtbewohner, die ländliche Idylle suchen.

Voss, der in Brandenburg aufgewachsen, aber zur Ausbildung nach Stuttgart gegangen und bis zum Tod seines Vaters dort geblieben ist, denkt nach seiner Rückkehr viel über Gegenwart und Vergangenheit nach und darüber, wie sich Brandenburg verändert hat, und über Ossis und Wessis, da er beide Seiten kennt. Weder mit DDR-Nostalgikern noch mit Besser-Wessis kann er viel anfangen (obwohl der das natürlich immer nur denkt und nicht sagt).

Mir hat „Waidmannstod“ gut gefallen, obwohl oder weil es kein typischer Krimi ist. Der Fall ist interessant, aber nicht besonders spannend aufgebaut. Dafür ist Voss ein zu ruhiger Typ. Seine Gedanken und Überlegungen nehmen einen großen Teil des Buches ein. Bis kurz vor Ende des Buches war ich mir nicht sicher, ob ich Voss gerne persönlich kennen lernen möchte oder nicht. Er ist wirklich ein etwas schwieriger Mensch und als Leser kann man die Probleme, die sein Team mit ihm hat, gut verstehen. Am Ende fand ich ihn aber sympathisch. Er ist einer dieser Menschen, die man besser kennen muss, um sie zu verstehen und zu mögen, und nach und nach habe ich seine Denkweise verstanden und Mitleid mit ihm gehabt, wenn er als Chef mal wieder ins Fettnäpfchen getreten ist…

Bewertung vom 04.04.2016
Die Strömung / Olivia Rönning & Tom Stilton Bd.3
Börjlind, Cilla;Börjlind, Rolf

Die Strömung / Olivia Rönning & Tom Stilton Bd.3


ausgezeichnet

Das Autorenduo Cilla und Rolf Börjlind schreibt normalerweise Drehbücher, wenn es nicht an dieser Serie um Oliva Rönning und Tom Stilton schreibt. Auch bei diesem Band merkt man das gleich wieder auf den ersten Seiten, wo filmreif beschrieben wird, wie sich 2005 in Stockholm vier Männer treffen, die ein "Neues Reich" gründen wollen. Am Ende ihres Barbesuchs geschieht etwas, aber der Leser weiß nicht, was es ist, denn wie schon in den ersten beiden Büchern wird dieses Ereignis erst viel später im Buch wieder aufgenommen..

Olivia hat sich für sechs Monate als Streifenpolizistin in einem kleinen Ort verpflichtet, um ihrem Freund Ove näher zu sein – nur leider geht Ove jetzt nach zwei Monaten nach Costa Rica… Besonders wohl fühlt Olivia sich an ihrem neuen Arbeitsplatz nicht, da die meisten ihrer Kollegen kein Hehl aus ihrer Abneigung gegen Ausländer und alle Menschen, die "anders" sind, machen. Dann wird in ihrem Revier ein kleines Mädchen ghanaischer Herkunft ermordet, einige Tage später ein halbkurdischer Junge auf dieselbe Weise in Stockholm. Die Polizei rätselt, wo der Zusammenhang liegen könnte. Ist es nur die Herkunft der Kinder? Plötzlich tauchen Spuren zu einem Selbstmord und einem alten Mordfall auf und der Fall wird immer verworrener. Es ist dieser alte Mordfall, der für Tom Stilton zur Lebensaufgabe geworden ist, daher arbeitet er mit Olivia zusammen, obwohl er eigentlich nicht mehr mit der Polizei zusammenarbeiten wollte.

Die beiden Autoren verstehen es sehr gut, vom ersten Satz an eine besondere Atmosphäre zu schaffen. Ich habe bei ihren Büchern immer das Gefühl, im Kopf einen Film zu sehen. Dazu ist die Handlung sehr vielschichtig und daher nicht vorhersehbar. "Die Strömung" hat mir wieder sehr gut gefallen, allerdings hat das Buch weniger Tempo als die beiden ersten Bände; dafür geht es diesmal inhaltlich tiefer. Es ist aber trotzdem spannend und ich wollte immer wissen, wie es weitergeht und war überrascht von den plötzlichen Wendungen.

Die Handlung spielt 2013 und ist beklemmend aktuell. Es erscheint unglaublich, welche Dimensionen Nationalismus und Ausländerhass annehmen können und man mag gar nicht glauben, dass dieses rechtsradikale Gedankengut in Schweden (und anderen europäischen Ländern) so verbreitet und auch gesellschaftsfähig ist. Insofern ist das Buch, abgesehen davon, dass es ein spannender Krimi ist, auch gesellschaftskritisch und regt zum Nachdenken über dieses Thema an.

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Bewertung vom 04.04.2016
Vor hundert Jahren und einem Sommer
Ernst, Jürgen-Thomas

Vor hundert Jahren und einem Sommer


ausgezeichnet

Es gibt kein Buch, mit dem ich „Vor hundert Jahren und einem Sommer“ vergleichen könnte – das war ein ganz neues Leseerlebnis für mich.

Erzählt wird die Geschichte von Annemie, die als kleines Kind von ihrer ledigen Mutter zu Zieheltern in das „Dorf der Kirschen“ gebracht wird. Ab einem bestimmten Alter möchte die Ziehmutter Annemie nicht mehr im Haus haben und sie muss ihren eigenen Weg gehen, der sie nach vielen, oft unangenehmen Erfahrungen letztendlich wieder zurück ins Dorf der Kirschen führt…

Das Buch liest sich wie ein Märchen für Erwachsene. Es gibt kaum Namen. Außer Annemie und ihrem „Ziehbruder“ Jonathan werden die Menschen beschrieben, nicht benannt, zum Beispiel der Experimenteur, der Limonadenausfahrer, der Vater des Kindes. Auch Ortsnamen gibt es nicht. Da sind das Dorf der Kirschen, ein Land im Süden, der Ort, der auf ihrer Fahrkarte angegeben war… Und keine Zeitangaben. Nur anhand einiger Vorkommnisse konnte ich mir zusammenreimen, wann die Geschichte spielt. Es gibt auch keine direkte Rede, die den Erzählfluss unterbricht, sondern Gesprochenes wird einfach kursiv geschrieben. Was es gibt, sind sehr detaillierte Beschreibungen der Natur, der Menschen, der Geschehnisse.

Nachdem ich mich an diesen Stil gewöhnt hatte, hat mir das Buch sehr gut gefallen. Für mich war es kein Buch, das ich an einem Tag durchlese, was ich normalerweise mache, weil ich wissen möchte, wie es weitergeht. Doch hier ist die Handlung zwar interessant, aber das Wichtigste ist die Erzählung an sich. Ich fand es sehr schön, mich jeden Abend kurze Zeit mit dem Buch hinzusetzen und in diese eigentümliche Stimmung einzutauchen, die dieses Buch vermittelt.

Bewertung vom 04.04.2016
Die Schneelöwin / Erica Falck & Patrik Hedström Bd.9
Läckberg, Camilla

Die Schneelöwin / Erica Falck & Patrik Hedström Bd.9


ausgezeichnet

Ein neues Buch von Camilla Läckberg. Das heißt für mich: Zimtschnecken backen, Kaffee kochen und mich mental nach Fjällbacka begeben! Es gibt so viele Krimiserien, in denen das Privatleben der Ermittler wichtig ist und sich weiterentwickelt, aber es gibt keine andere Serie, bei der jeder neue Band für mich eine Art Wiedersehen mit alten Freunden darstellt.

Diesmal schreibt Erica Falck an einem neuen Buch. Dafür besucht sie Laila Kowalska regelmäßig im Gefängnis, die wegen Mordes an ihrem Mann 1975 verurteilt wurde. Erica hat das Gefühl, dass niemand Lailas wahre Geschichte kennt und will sie unbedingt herausfinden.

Gleichzeitig erschüttert der Fall der 16-jährigen Victoria Fjällbacka: sie wurde entführt, konnte aber entkommen und starb auf der Flucht. Als offenbar wird, wie grausam der Täter sie zugerichtet hat und über Monate gequält haben muss, sind alle erschüttert, und Patrik Hedström und sein Team wollen den Fall unbedingt aufklären. Da es noch mehr vermisste Mädchen gibt, suchen sie Gemeinsamkeiten und das Motiv des Täters. Normalerweise stört es Patrik, wenn seine Frau Erica sich in seine Arbeit einmischt, aber diesmal kann er jede Hilfe gebrauchen und bald führt die Spur auch zu Laila…

Nachdem ich vom letzten Band etwas enttäuscht war, hat mich "Die Schneelöwin" wieder überzeugt. Hier stimmt die Balance zwischen Ermittlungen und Privatleben sämtlicher Ermittler, die Rückblicke in die Vergangenheit fügen sich harmonisch ins Geschehen ein und die gesamte Atmosphäre ist nicht mehr so angespannt wie im vorherigen Buch. Verglichen mit allen anderen Bänden nimmt der eigentliche Fall hier viel mehr Raum ein als sonst und privat passiert diesmal nicht allzu viel.

Den Fall baut Camilla Läckberg aber wie immer meisterlich auf und fügt am Ende mehrere Handlungsstränge gekonnt zusammen. Ich gebe zu: ihre Bücher sind alle nach demselben Schema geschrieben. Aber auch dieses Buch ist unterhaltsam, spannend, der Leser baut zu den Charakteren eine Beziehung auf – was will man mehr?

Für mich kann diese Serie noch eine Weile so weitergehen…

Bewertung vom 16.09.2015
Straße nach Nirgendwo / Sheridan Grant Bd.2  (Restauflage)
Löwenberg, Nele

Straße nach Nirgendwo / Sheridan Grant Bd.2 (Restauflage)


sehr gut

Am Ende von "Sommer der Wahrheit" setzt sich Sheridan ins Auto und fährt los … und dann war Schluss. Ich dachte: das kann nicht sein; ich muss doch wissen, wie es weitergeht! Ob die Autorin zu diesem Zeitpunkt schon an einen zweiten Band gedacht hatte, weiß ich nicht, aber ich war sehr überrascht, als ich die Ankündigung zu "Straße nach Nirgendwo" gesehen habe und musste natürlich sofort weiterlesen.

Am Ende des ersten Bandes verlässt Sheridan ihre Familie, nachdem (fast) alle Familiengeheimnisse gelüftet worden sind und die ganze Familie sich im Schockzustand befindet, und der zweite Band geht gleich am nächsten Tag weiter: Sheridan ist unterwegs und ihr Bruder läuft Amok, wobei er mehrere Menschen auf der Farm tötet. Die Medien stürzen sich auf das Ereignis und durch Missverständnisse und Sensationsgier wird Sheridan zunächst die Schuld an allem gegeben, wodurch ihr Name im ganzen Land bekannt wird. Nach einiger Zeit schafft sie es unterzutauchen. Sie lebt unter falschem Namen, nimmt schlechtbezahlte Jobs an, lernt wieder mal die falschen Männer kennen und versucht einfach nur, nicht aufzufallen. Doch wer Sheridan kennt, weiß, dass das nicht funktioniert. Immer wieder gerät sie in gefährliche Situationen und muss wieder von vorn anfangen. Und immer noch sucht sie nach Liebe, denn ihre wahre Liebe musste sie in Nebraska zurücklassen…

Mit "Straße nach Nirgendwo" ist der Autorin wieder ein sehr unterhaltsamer Roman gelungen. Es ist keine große Literatur, einfach nur angenehme Lektüre, die nie langweilig wird. Man darf auf keinen Fall irgendwelche Ähnlichkeiten zu den Krimis der Autorin erwarten, und ich bin der Meinung, dass der zweite Band sehr verwirrend sein muss, wenn man den ersten Band nicht kennt.

Die ganze Atmosphäre in dem Buch ist sehr amerikanisch. Wenn ich es nicht gewusst hätte, hätte ich gedacht, dass das Buch von einem amerikanischen Autor geschrieben wurde. Der Medienrummel ist noch ein bisschen extremer als in Europa und es treten viele typisch amerikanische Charaktere auf, die man hier nicht so finden würde. Etwas genervt haben mich "Amerikanismen" in der Sprache wie "ein paar Dollars" und "er hatte Frühstück" – amerikanische Bücher werden schließlich auch korrekt übersetzt.

Die Handlung ist zwar oft unglaubwürdig und es gibt zu viele Zufälle, aber Sheridan bleibt sich als Charakter treu und das ist für mich das Wichtigste. Man erfährt auch, wie es mit ihrer Familie in Nebraska weitergeht.

Im Gegensatz zum ersten Band werden diesmal mehrere Handlungsstränge zu Ende geführt, aber es gibt Anzeichen dafür, dass Sheridans Geschichte noch nicht zu Ende geschrieben ist…

Bewertung vom 01.09.2015
Worte in meiner Hand
Glasfurd, Guinevere

Worte in meiner Hand


ausgezeichnet

"Worte in meiner Hand" ist ein historischer Roman, der diese Bezeichnung absolut verdient. Im Gegensatz zu vielen anderen historischen Romanen verzichtet er auf jede Effekthascherei und "Action", sondern lebt von seiner Authentizität.

Der Philosoph René Descartes ist sein ganzes Leben lang viel herumgereist. Während seines Aufenthaltes in Amsterdam lernt er Helena Jans van der Strom kennen, die Magd in dem Haus, in dem er zusammen mit seinem Diener zwei Zimmer gemietet hat. Helena kann ein wenig lesen und schreiben, hat aber ansonsten keine Schulbildung. Schon bald holt Descartes die völlig unerfahrene Helena in sein Bett. Doch er geht auch mit ihr spazieren und lässt sich von ihr die Dinge erklären, wie sie sie sieht, was für ihn oft eine völlig neue Sichtweise ist. Trotzdem ist der unüberbrückbare gesellschaftliche Unterschied zwischen ihnen immer spürbar.

Helena wird schwanger. Descartes sorgt dafür, dass sie das Kind bekommen kann, aber er ist nicht für sie da, was Helena nicht verstehen kann. Sie weiß nicht, dass es sein Ansehen zerstören würde, wenn die Wahrheit herauskäme. Später ziehen sie zwar zusammen in ein abgelegenes Haus, aber die Beziehung bleibt schwierig. Seine Tochter liebt Descartes allerdings sehr.

In diesem Buch steht nicht so sehr die Handlung im Mittelpunkt, denn es passiert eigentlich sehr wenig. Wichtiger ist vielmehr die komplizierte Beziehung zwischen Helena und Descartes, die der Leser mit Helenas Augen sieht.

Am Anfang wurde ich beim Lesen etwas ungeduldig. Es passiert so wenig und alles scheint so lange zu dauern. Nachdem ich mich an das langsame Tempo gewöhnt hatte, hat es mir aber gefallen, denn so war das Leben im 17. Jahrhundert nun mal. Das Tempo trägt dazu bei, dass das Buch so authentisch wirkt.

Die Geschichte beruht auf einigen wenigen historischen Fakten; der Rest ist der Fantasie der Autorin entsprungen. Ich hatte aber den Eindruck, dass sie sehr gut recherchiert hat. Auf ihrer Website sagt sie selbst, dass sie zeigen möchte, dass es sich hier nicht um die typische Beziehung eines einflussreichen Mannes zu einer Magd handelt, und möchte, dass der Leser herausfindet, warum sich Descartes zu Helena hingezogen gefühlt hat

Wunderschön geschrieben (und übersetzt!) wird der Leser hier ohne Sensationen und Kostüme allein durch die Atmosphäre in die Vergangenheit versetzt, was nur wenige historische Romane so schaffen.