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Ulgu1978

Bewertungen

Insgesamt 33 Bewertungen
Bewertung vom 21.09.2024
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Kling, Marc-Uwe

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ausgezeichnet

Ist das unsere Zukunft?
Hat Marc-Uwe Kling der Comedy den Rücken gekehrt? Und wenn ja, kann das funktionieren?
Ich muss zugeben, seine Känguru-Chroniken hatten mich bisher nicht sonderlich überzeugt und ich war gespannt auf dieses neue Buch, das ohne Känguru auskommt.
Meine Skepsis schwand schon nach den ersten Seiten. Das Buch hat mich von Anfang an fasziniert und in seinem Bann gezogen, so dass ich es nicht vor Ende aus der Hand legen konnte.
Nicht nur die Suche nach einem vermissten Mädchen, ein verstörendes Video, keine Hinweise auf den Tatort oder die Tatverdächtigen macht dieses Buch so spannend, sondern auch der Umgang mit den sozialen Medien und was sich daraus entwickeln kann.
Eine Kommissarin, die versucht, ein vermisstes Mädchen zu finden und weitere Straftaten zu verhindern ist nicht neu. Neu ist die verstörende Erkenntnis, was passieren kann, wenn Künstliche Intelligenz und Wahrheit sich vermischen und sich niemand sicher sein kann, ob das, was er sieht, real oder Fake ist.

Bewertung vom 07.09.2024
Im Warten sind wir wundervoll
Inden, Charlotte

Im Warten sind wir wundervoll


sehr gut

Reise in eine ungewisse Zukunft
Ein erfrischendes Cover mit dem Bild einer fröhlichen, jungen Frau, gekleidet im Stil der 50er Jahre macht neugierig auf den Inhalt.
Luise und Elfie - zwei Frauen, zwei Schicksale, so ähnlich und doch ganz unterschiedlich.
Elfie ist auf dem Weg in die USA um, wie ihre Großmutter Luise, dort ihr Glück zu finden. Neben ihr im Flugzeug sitzt der Journalist Stephen, der sich schnell von ihrem Wesen angezogen fühlt und in dem Gespräch mit ihr erfährt, dass sie sich auf dem Weg zu ihrem Verlobten befindet - genauso wie 70 Jahre zuvor ihre Großmutter Luise. Stepen, neugierig geworden, lässt sich während des Fluges über den großen Teich Luises Geschichte erzählen.
Die Erzählung beginnt nicht, wie vermutet, auf dem New Yorker Flughafen, wo sie vergeblich auf ihren Verlobten wartet, sondern im Nachkriegsdeutschland Ende der 1940er Jahre. Sie berichtet von Hunger Kälte, Tod und Trauer, aber auch von dem unbedingten Überlebenswillen Luises und ihrer Familie. Sie beschreibt die erste Begegnung zwischen Luise und Jo, in der er sie als papergirl anheuert und davon, wie sich beide im Laufe der Zeit langsam näher kommen. Er muss schließlich wieder zurück in die USA und Luise darf nicht mit, weil die Army Verbindungen zwischen GIs und Deutschen missbilligt. Bis sich eines Tages ein Zeitfenster auftut, in dem die sogenannten War Brides ihren Verlobten in ein neues Leben in die USA folgen dürfen. Die Heirat muss noch vor Fristablauf erfolgen, sonst müssen die War Brides wieder den Rückweg nach Deutschland antreten. Und nun steht Luise in New York auf dem Flughafen und wartet vergeblich darauf, von ihrem Jo abgeholt zu werden.
Was für eine Geschichte! Nein, es sind sogar zwei Geschichten, die auf verschiedenen Zeitebenen erzählt werden. Denn nicht nur Luise sieht einer ungewissen Zukunft entgegen, sondern auch Elfie.
Schon die ersten Seiten nehmen den Leser gefangen. Und man möchte unbedingt wissen, wie es den beiden jungen Frauen in dem fremden Land ergeht.
Charlotte Inden schafft es mit ihrem flüssigen und unterhaltsamen Schreibstil, den Leser sofort in diese Geschichte mitzunehmen.
Findet Luise ihren Jo und wie ergeht es Elfie, ihrer Enkelin? Es lohnt sich, das herauszufinden.

Bewertung vom 19.08.2024
Die Gräfin
Nelles, Irma

Die Gräfin


ausgezeichnet

Eine Gräfin auf einer Hallig - eine ungewöhnliche Kombination
Das schöne, schlichte Cover mit der einsamen Reiterin im Hintergrund lässt auch Ortsunkundige die Weiten des Wattenmeeres erahnen. Es passt sehr gut zu dieser Geschichte:
Gräfin Reventlow-Criminil ist Eigentümerin der Hallig Südfall und verbringt dort mit ihrem Hausmeister und ihrer Haustochter die Sommermonate. So auch im Jahr 1944 weit abgeschieden von den Kriegswirren und doch gut informiert. Eines Tages entdeckt sie einen verletzten englischen Piloten, der mit seinem Flugzeug im Watt abgestürzt war. Sie bringt ihn auf ihre Hallig und damit sich und ihre Bediensteten in Gefahr, des Hochverrats bezichtigt zu werden. Beide, die Gräfin und der Pilot, misstrauen sich gegenseitig, schließlich befinden sich ihre Länder in einem unerbittlichen Krieg gegeneinander. Trotzdem gewährt die über 80jährige Gräfin dem jungen Piloten Unterschlupf, um seine Verletzungen auszukurieren und um ihn vor den Nazis zu schützen. Währenddessen erinnert sich die Gräfin an ihre eigene Jugendzeit und erzählt in Rückblicken ihre Familiengeschichte.

Diese kurze Episode der Menschlichkeit hat sich tatsächlich in den letzten Kriegsmonaten so oder so ähnlich zugetragen. Nein, keine spannende Geschichte, aber man ist doch gespannt, wie die Begegnung zwischen den beiden Hauptakteuren abläuft. Schaffen sie es, sich einander zu vertrauen?
Dieser relativ kurze Roman ist auch eine Hommage an dieses schöne "Land zwischen den Meeren" und ihre Bewohner, die gelernt haben, sich den Gezeiten und der rauen See anzupassen.

Die Autorin Irma Nelles versteht es, die Landschaft und die Menschen so zu beschreiben, dass man sie förmlich vor Augen sieht: vor allem die gradlinige, unabhängige Gräfin, den wortkargen Kutscher und die loyale Haustochter. Mir wurde beim Lesen einmal wieder bewusst, wie schön unser Norden ist.
Eine schöne Geschichte, die ich sehr genossen habe. Das Buch ist perfekt dafür, nach einem turbulenten Tag zur Ruhe zu kommen. Entspannend wie ein Tag im Liegestuhl mit Blick auf das Meer, um die Gedanken schweifen zu lassen...