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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Rita1972
Wohnort: 
Büchel

Bewertungen

Insgesamt 37 Bewertungen
Bewertung vom 19.10.2022
Die Welt kippt
Tschischwitz, Heiko von

Die Welt kippt


sehr gut

Ich bin eigentlich keine Thriller-Leserin, aber das Thema des Romans hat mich natürlich sofort angesprochen, weil es hoch aktuell sowohl auf politischer als auch persönlicher Ebene ist. Wie weit würde man selber gehen und inwieweit rechtfertigt der Zweck die Mittel? Das dunkelrote Cover passt hervorragend zur Thematik des Buches. Der Roman startet furios mit einer unglaublich packende Szene, bei der Umweltaktivist*innen sich vor dem Kanzleramt fest ketten. Danach wird es zunächst aufgrund der vielen Handlungsstränge etwas schwieriger, die Übersicht zu behalten, aber wenn man sich reingelesen hat, fällt es schwer, den Roman aus der Hand zu legen. Nebenher bekommt man auch noch richtig viel Wissen zum Thema Klimakatastrophe vermittelt. Einziger Kritikpunkt von mir: die handelnden Personen bleiben doch recht unscharf und unpersönlich, da hätte ich mir mehr Tiefe erwartet. Trotzdem eine klare Leseempfehlung, alleine schon, weil das Thema so wichtig ist.

Bewertung vom 04.10.2022
Die Stimme meiner Schwester
Vieira Junior, Itamar

Die Stimme meiner Schwester


ausgezeichnet

Dieses Buch war eine Überraschung für mich. Ganz anders als erwartet, aber unglaublich fesselnd. Das Cover ist wunderschön, bunt und passt sehr gut zu dem Roman. Die Geschichte beginnt mit einem Unfall, bei dem sich die Schwestern Bibiana und Belonisia mit einem Messer verletzen, eine der Beiden verliert ihre Zunge und somit ihre Stimme. Das Sprechen übernimmt daraufhin die Andere für sie. Das Buch ist in drei Teile gegliedert, erst am Ende des ersten Teiles erfährt man, welche Schwester die Zunge verloren hat. Das Buch zeigt das Leben der Nachfahren der Sklaven auf einer Fazenda. Schwarze und Indigene leben unter unfassbar harten Umständen zusammen, sie dürfen das Land bestellen, aber nicht besitzen. Ich wusste gar nichts über die Sklaverei und ihre langen Schatten in Brasilien, deshalb war dieses Buch eine absolute Bereicherung für mich. Itamar Vieira Junior ist ein großartiges Debüt gelungen. Ich habe es verschlungen, die Beschreibungen von Personen, Natur und vor allem der Spiritualität auf der Fazenda sind wundervoll und eindringlich. Besonders beeindruckt hat mich seine Empathie für das Schicksal der Frauen, die ihr Leben unter solchen Bedingungen bestreiten müssen.

Bewertung vom 21.09.2022
Lügen über meine Mutter
Dröscher, Daniela

Lügen über meine Mutter


ausgezeichnet

Das Cover des Buches ist auffällig, verrät aber wenig über den Inhalt. Daniela Dröscher ist zu Recht auf der Long List des deutschen Buchpreises. Für mich ist dieses Buch eines der Besten in diesem Jahr. Die Geschichte wird erzählt aus der Perspektive von Ela als Kind und in kurzen Einschüben als Erwachsene. Sie beschreibt ihre Kindheit in einem kleinen Dorf im Hunsrück, die Ehe ihrer Eltern ist toxisch, der Vater macht ihre Mutter für alles verantwortlich. In seinen Augen ist sie zu dick und deshalb nicht vorzeigbar. Die Mutter selbst empfindet sich nicht als zu dick, ist eine kluge und ehrgeizige Frau, die von ihrem Mann immer wieder gebremst und klein gehalten wird. Mich hat die Geschichte sehr aufgewühlt, der Autorin ist es gelungen, die Beziehung sehr eindringlich zu schildern. Gleichzeitig gelingt es ihr die dörflichen Umgebung mit all den engen Grenzen, die es in den 80er Jahren noch gab, hervorragend zu beschreiben. Ich bin ein wenig älter als die Autorin und in einem Dorf in den 80er aufgewachsen, ich habe vieles wieder erkannt. Dieses Buch ist großartig und war für mich ein absolutes Geschenk.

Bewertung vom 15.09.2022
Die Freundinnen vom Strandbad - Wogen der Freiheit / Die Müggelsee-Saga Bd.2
Heiland, Julie

Die Freundinnen vom Strandbad - Wogen der Freiheit / Die Müggelsee-Saga Bd.2


ausgezeichnet

Zunächst einmal ist es wichtig zu schreiben, dass es sich um den zweiten und auch letzten Band der Müggelsee-Saga handelt. Es ist von Vorteil den ersten Teil zu kennen, um die Handlung besser verstehen zu können. Die drei Freundinnen vom Strandbad Martha, Clara und Betty sind seit ihrer frühen Jugend miteinander befreundet, entscheiden sich aber für ganz unterschiedliche Lebenswege. Clara flüchtet in den Westen, um ihren Traum verwirklichen zu können, Betty ist verheiratet und versucht irgendwie mit ihrer Ehe, die nicht wirklich Glück ist, klar zu kommen und Martha arbeitet als Journalistin, beginnt aber immer mehr im Untergrund gegen den Staat auf zu begehren.
Der Schreibstil ist flüssig, die handelnden Personen sympathisch und für mich als in der BRD aufgewachsene Frau waren vor allem die historischen Bezüge bzw. das Leben in der DDR sehr spannend zu lesen. Die Zeitsprünge waren vielleicht etwas zu groß, möglicherweise hätte ein drittes Buch der Geschichte gut getan, denn die Entwicklung der drei Frauen hätte sicher noch reichlich Stoff geboten. Aber insgesamt ein schönes Buch, das hält, was das Cover verspricht. Eine unterhaltsame, leichte aber nicht oberflächliche Lektüre.

Bewertung vom 14.09.2022
Die Wunder
Medel, Elena

Die Wunder


sehr gut

Ein schönes Cover, ein faszinierendes Thema und einige spannende Einblicke in die Geschichte Spaniens aus feministischen Sicht. Trotzdem hat das Buch um Großmutter und Enkelin mich nicht so richtig gepackt, was an dem sehr sperrigen Schreibstil liegt. Mir ist es schwer gefallen, mich in den verschiedenen Geschichten zurecht zu finden. Die unterschiedlichen Zeitebenen kombiniert mit den wechselnden Sichtweisen der Frauen, mal wird Marias Geschichte erzählt, mal Alicias, es ist oft verwirrend, da Erinnerungen, Gedanken, Unterhaltungen ineinander fließen und nicht klar abgegrenzt sind. Kein Buch, dass man so nebenbei liest. Vielleicht liegt es ja auch an der Übersetzung. Es ist mit Sicherheit ein wichtiges Buch, für mich allerdings zu schwere Kost, auch wenn es wirklich starke Passagen gibt und die Figuren sehr sensibel beschrieben werden. Ich muss noch ergänzen, dass das Buch mich in den Tagen nachdem ich es gelesen, immer wieder beschäftigt hat, deshalb von mir eine Leseempfehlung mit der Einschränkung, dass man sich auf den Erzählstil und die eher spröde Erzählweise einlassen sollte.

Bewertung vom 14.09.2022
Die Ewigkeit ist ein guter Ort
Noort, Tamar

Die Ewigkeit ist ein guter Ort


ausgezeichnet

Wunderschönes Cover, eine Frau zwischen Himmel und Erde, auf der Suche nach Balance auf einem Seil. Absolut passend zur Geschichte. Elke, angehende Pastorin, leidet plötzlich an Gottdemenz, sie kann keine Gebete oder Texte aus der Bibel mehr vorlesen oder laut aussprechen. Dadurch wird sie komplett aus der Bahn geworfen, schlingert in eine Lebenskrise und sucht nach Gott oder zumindest wieder einem Halt im Leben. Die Protagonistin ist sehr sympathisch, man fühlt mit ihr. Früh ahnt man beim Lesen, dass hinter der Gottdemenz ein nicht aufgearbeitetes Trauma in der Ursprungsfamilie gibt. Ein Trauma, dass zur Sprachlosigkeit auch in den Beziehungen zwischen der Protagonistin und ihren Nächsten geführt hat.Die Autorin findet wundervolle Bilder und Sätze, beschreibt ihre Figuren mit ganz viel Empathie. Absolut empfehlenswertes Debüt!

Bewertung vom 14.09.2022
Violeta
Allende, Isabel

Violeta


ausgezeichnet

Das wunderschöne Cover macht schon Lust auf die Geschichte. Da ich schon immer ein großer Fan von Isabel Allendes Romanen bin, war meine Vorfreude auf ihr neues Buch riesengroß und soviel sei verraten, ich wurde nicht enttäuscht. Violeta schreibt mit 100 Jahren eine Zusammenfassung ihres Lebens für ihren geliebten Enkel. Eingefasst zwischen zwei Pandemien, der spanischen Grippe und Corona wird die Geschichte einer starken Frau und eines Jahrhunderts erzählt. Wie immer schildert Allende ihre Figuren authentisch und liebevoll, vor allem ihre Protagonistin und die Frauen. Sie schafft mit ihren Beschreibungen eine Atmosphäre, so das man von der ersten Seite in den Roman hinein gezogen wird und ihn nicht mehr beiseite legen möchte. Für alle Allende Fans eine absolute Leseempfehlung, für alle, die sie noch nicht kennen ein wirklich gutes Buch, um in ihre Fangemeinde ein zu steigen.