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Alais

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Insgesamt 190 Bewertungen
Bewertung vom 03.03.2023
Der Donnerstagsmordclub und die verirrte Kugel / Die Mordclub-Serie Bd.3
Osman, Richard

Der Donnerstagsmordclub und die verirrte Kugel / Die Mordclub-Serie Bd.3


sehr gut

Ein schöner Wohlfühlkrimi mit britischem Charme und Biss:
Für mich war dies der erste Band aus der Donnerstagsmordclub-Reihe und ich fühlte mich sofort zuhause. Wie das Cover hat die Erzählung sehr viel Charme, der nur auf den ersten Blick altmodisch wirkt, und ist auch ein klein wenig verrückt. Man gewinnt sie einfach lieb, die so unterschiedlichen Mitglieder dieses außergewöhnlichen Senioren-Clubs und ihren Freundeskreis mit all ihren Besonderheiten, Schrullen und einander ergänzenden Talenten. Wenn verschiedene Menschen zusammenkommen, einander so akzeptieren, wie sie sind, entsteht manchmal aus ihrer Vielfalt heraus etwas Kraftvolles, Magisches und genau von dieser Kraft und Energie lebt der Donnerstagsmordclub, das gefiel mir sehr.
Ermittelt wird in einem lange zurückliegenden Mordfall, doch bald kommt es auch zu einer hochaktuellen Bedrohungslage ... Allgemein empfand ich die Geschichte, obwohl sehr viel passiert, als eher gemütlich, dabei aber stets unterhaltsam und bisweilen sogar zum Brüllen komisch. Der Autor Osman hat ein Talent für Situationskomik und Wortwitz. Nur einige der Teile mit den jüngeren Handlungsfiguren empfand ich als Längen, was vielleicht daran lag, dass mir die Figuren nicht aus den bisherigen Bänden vertraut sind.
Besonders gefiel mir, dass es kein verbissenes Verharren in diversen Schubladen gibt, sondern sowohl die Erzählung als auch die Figuren mit einigen erstaunlichen Entwicklungen verblüffen. Eine schöne Lektüre und sie wird sicher nicht meine einzige Begegnung mit dem Donnerstagsmordclub bleiben!

Bewertung vom 25.02.2023
Das Haus an der Herengracht / Die Magie der kleinen Dinge Bd.2
Burton, Jessie

Das Haus an der Herengracht / Die Magie der kleinen Dinge Bd.2


ausgezeichnet

Ein wunderbares Leseerlebnis
Schon das originelle Cover zog mich magisch an und ich freute mich beim Lesen sehr, viele seiner hübschen Details in der Erzählung wiederzuentdecken (so die Ananas, vor allem aber die Katze!). Wie das Cover gleicht der Inhalt dieses Buches einem Kaleidoskop, voller bunter Details, die liebevoll zusammengesetzt wurden. Die Erzählung entführt in die Stadt Amsterdam einer vergangenen Zeit und erscheint zugleich frisch und modern im Umgang mit den Handlungsfiguren. Die Autorin schreibt ganz wunderbare Sätze, die im Kopf lebendige Bilder entstehen lassen, und sie erschafft eine gefühlvolle Atmosphäre, die einen leichten Zugang zu den Handlungsfiguren bietet.
Alles wirkt beschaulich und dabei auch etwas wundersam. Man erhält Einblick in drei kleine Welten: in die der durch das Schicksal zusammengewürfelten, aber innig miteinander verbundenen Familie der jungen Thea, in die unterkühlte Welt der feinen Gesellschaft Amsterdams und schließlich in die Künstlerwelt des Theaters, aber auch die einer mysteriösen Person, die Thea winzige Geschenke voller Symbolik hinterlässt. Theas Familie in ihrem großen, schönen Haus, das sie sich eigentlich nicht mehr leisten kann, bildet eine bedrohte Idylle, wie eine kleine Insel, die es eigentlich gar nicht geben dürfte. Aus Sorge um Theas Zukunft werden Hochzeitspläne geschmiedet, doch sowohl ihre finanzielle Situation als auch ihre Hautfarbe erschweren diese Aufgabe.
Dass dieser Roman der zweite Band einer zweiteiligen Reihe ist (und zwar der Nachfolger von "Die Magie der kleinen Dinge"), merkte ich tatsächlich erst, als ich nach dem Lesen nach Informationen über die Autorin im Internet suchte. Ich habe nicht das Gefühl, dass mir beim Lesen Hintergrundinformationen aus dem ersten Band gefehlt hätten. Nur vermute ich, dass ich Nelly etwas schneller liebgewonnen hätte, wenn ich sie bereits als junges Mädchen, unüberschattet von den Sorgen um Theas Zukunft, kennengelernt hätte - und ich möchte auf jeden Fall noch den ersten Band lesen, um die Vorgeschichte zu erfahren.
Verlauf und Entwicklung der verschiedenen Charaktere haben mich im Übrigen (größtenteils, nicht jeder Figur gelingt es, über sich hinauszuwachsen) angenehm überrascht. Ein wunderbares Buch, das ohne große Dramatik und Klischees, aber mit sehr viel Liebe zu den Menschen und der Schönheit der Welt eine Geschichte erzählt, die Hoffnung und Mut schenkt.

Bewertung vom 18.12.2022
Malen macht glücklich
Runyan, Terry

Malen macht glücklich


ausgezeichnet

Ein Mutmacher-Malbuch mit vielen inspirierenden Malprojekten (und jeder Menge Katzen)

Dieses Buch ist ein kleiner Schatz: ein Malkurs im Buchformat oder eigentlich eher ein freundliches Mutmacher-Buch, das zum Mitmalen einlädt. Und es ist so herrlich farbenfroh, voller Lebensfreude und prallgefüllt mit Katzen, dass ich mich gleich beim ersten Blättern in dieses Buch verliebte und es immer wieder gerne in die Hand nehme.
Neben wertvollen Tipps zur Technik und Ausstattung laden verschiedene Malprojekte zu einer kreativen Reise ein, die einen hervorragenden Rahmen bietet, aber der eigenen Fantasie dabei noch viel Raum zur Entfaltung lässt. Die Autorin erklärt überzeugend, warum sie ein tägliches Üben für wichtig hält, und legt ihre Gedanken und Theorien zum Malen, zur Kreativität im Allgemeinen, zu dem oft wenig hilfreichen inneren Kritiker und zur Perfektion dar. Ihre Meinung zu Letzterer fand ich besonders bemerkenswert:

"Die Vollkommenheit der Unvollkommenheit können wir [...] in der Explosion unserer Kreativität erfahren." (S. 36)

Und tatsächlich wirken viele der Malereien, die sich fröhlich und wild über die Seiten verteilen und dabei mehr Platz beanspruchen als der Text, auf den ersten Blick nicht perfekt und zugleich doch auch wunderhübsch, einzigartig oder einfach nur lustig - das macht natürlich Mut, den inneren Kritiker zum Schweigen zu bringen und sich selbst einfach mal malend auszutoben. Mit den von der Autorin gegebenen Tipps können auch, davon bin ich überzeugt, alle Menschen kreativ etwas Schönes erschaffen.
Mein Fazit: ein Buch, das auf freundschaftliche Weise lehrt, vor allem aber große Freude bereitet und Mut schenkt! Bunte Farben und Katzen sollte man allerdings schon mögen.

Bewertung vom 27.11.2022
Die Bürde der Freiheit
Bergsma, Elke

Die Bürde der Freiheit


sehr gut

Selten hat mich ein historischer Roman so gefesselt wie dieser. Man verfolgt die unterschiedlichen Wege, die die Kinder einer Bauernfamilie in einer Welt einschlagen, die noch unter dem Schock des (wie man heute weiß "Ersten") Weltkriegs steht. Konflikte zwischen älteren mächtigen Männern, die bar jeder Fähigkeit zur Selbstkritik zerstörerische Entscheidungen über andere treffen, und den jüngeren Generationen, die die fatalen Konsequenzen dieser Entscheidungen mitansehen oder selbst tragen müssen; Menschenmassen, die unter dem Deckmantel der "Meinungsfreiheit" das Leben anderer Menschen bedrohen - all dies erinnert nur allzu sehr an unsere Zeit und vielleicht sind es diese Parallelen, die für mich diese Lektüre so spannend machten.
Elke Bergsma gelingt es exzellent, die verschiedenen Charaktere ihren Leserinnen und Lesern nahezubringen, ich fieberte mit, verliebte mich, empfand Abscheu oder Bewunderung, fühlte mit. Manchmal waren mir einzelne Figuren ein wenig zu einseitig dargestellt, ihr Charakter allzu gut oder allzu schlecht. Im Großen und Ganzen aber wird ein differenziertes Bild einer Zeit voller Veränderungen präsentiert. Ich wünschte, ich hätte dieses Buch schon in meiner Schulzeit entdeckt, dann hätte ich mich im Unterricht mehr für diese folgenreiche Phase der deutschen Geschichte interessiert. Und trotz unseres heutigen Wissens, wie diese so hoffnungsvoll begonnene Weimarer Republik endete, ist es kein deprimierender Roman, sondern erinnert daran, dass es auch in finsteren Zeiten stets zarte Pflänzchen der Hoffnung gibt.

Bewertung vom 25.11.2022
Die Prophezeiung vom Silbernen Menschenkind
Czepf, Anastasia

Die Prophezeiung vom Silbernen Menschenkind


ausgezeichnet

Norma möchte dem kleinen Straßenkätzchen Rosina ein Zuhause geben – und lernt dabei Xaver kennen, einen offenkundig charmanten, hilfsbereiten und attraktiven Tierfreund. Während ihre beiden Katzen Wilhelmine und Valerio die kleine, traumatisierte Rosina freundlich begrüßen, sind sie jedoch mit dem Auftreten von Xaver in Normas Leben ganz und gar nicht einverstanden …
Was wie der Beginn einer berührenden Liebesgeschichte mit niedlichen Katzen als Sahnehäubchen klingt, ist sicher auch genau das, nur noch sehr viel mehr! Neben der von Menschen wahrgenommenen Wirklichkeit existiert in diesem Roman noch eine den Menschen unbekannte Seite der Welt und gerade die Katzen sind hier keineswegs nur niedliche Statisten, sondern verfügen über übersinnliche Fähigkeiten ... Und nicht nur sie - auch andere Tiere, beispielsweise eine Fliege, spielen eine wichtige Rolle.
Dadurch, dass die Schilderung der Katzen mit einem eindeutig tiefen Verständnis für das Wesen von Katzen erfolgt, wirken sie trotz ihrer besonderen Fähigkeiten sehr realitätsnah und die fantastischen Elemente der Erzählung gar nicht so unglaubwürdig. Welcher Katzenfan hat sich schließlich angesichts des mysteriösen Charakters von Katzen nicht schon einmal gefragt, was wohl alles in ihren klugen kleinen Köpfen vor sich gehen mag? Und was sie so treiben, wenn man gerade mal nicht hinsieht, und warum sie stets so sehr viel mehr zu wissen scheinen, als sie eigentlich wissen können ...
Im Zentrum dieser warmherzigen Erzählung steht eindeutig die Liebe, doch das Buch ist kein reiner Wohlfühlroman. Es nähert sich auch schwierigen und belastenden Themen, allerdings auf sehr behutsame Weise und mit einer Triggerwarnung, die Menschen, die etwas Schlimmes erlebt haben, ermöglicht, vorher zu prüfen, ob es ein Thema anspricht, mit dem sie gerade nicht umgehen können. Dieser rücksichtsvolle Umgang mit den Leserinnen und Lesern gefiel mir ausgesprochen gut.
Sehr gelungen und nicht nur durch die Motive, sondern auch durch die liebevolle Umsetzung passend zur Geschichte fand ich auch die Gestaltung - von einer kleinen gezeichneten Katze, die manchmal am unteren Seitenrand auftaucht, bis hin zu größeren ausdrucksstarken Zeichnungen auf dem Cover und im Inneren des Buches.
Ein zauberhaftes Buch, das mir große Freude bereitet hat!

Bewertung vom 14.11.2022
The Dark
Haughton, Emma

The Dark


ausgezeichnet

Hochspannender Thriller mit einem genial gewählten Setting:
So ungewöhnlich wie das Cover, das einen tollen haptischen Effekt bietet, ist auch das Setting dieses Thrillers: eine Forschungsstation in der Antarktis, in der die britische Ärztin Kate North ihren Dienst antritt. Für Kate, der ich mich gleich sehr nahe fühlte, ist diese Umgebung ganz offensichtlich genauso spannend neu wie für mich als Leserin. In diesem Thriller wird sehr anschaulich beschrieben, wie das Leben und die Gefühlswelt der Mitarbeitenden in dieser eiseskalten, unwirtlichen Umgebung im Winter aussieht – fast ständig in einem Gebäude, das rund um die Uhr von tiefster Finsternis umgeben ist … Vielleicht hat mich das auch deshalb so fasziniert, weil es meine im Vergleich dazu kleineren Sorgen bezüglich Dunkelheit und Kälte des vor uns liegenden Energiesparwinters deutlich relativiert, vor allem aber ist dies der perfekte Ort für gruselig-spannende Geschichten ...
Das Team der Forschungsstation stammt aus verschiedenen Ländern und umfasst eine Reihe ziemlich unterschiedlicher, starker Persönlichkeiten - und schnell stellt sich heraus, dass nicht nur Kate etwas zu verbergen hat ... Leider entfremdete ich mich gerade ihr über viele Seiten hinweg aufgrund ihrer haarsträubenden Naivität und ihres manchmal sehr nervigen und nicht nachvollziehbaren Verhaltens anderen gegenüber - was sich dann jedoch, als sie ihre Stärke fand und sogar über sich hinauswuchs, zum Glück wieder änderte.
Neben dem sich schnell und immer stärker herauskristallisierenden Gefühl eines Bedrohungsszenarios, in dem scheinbar jeder zum Opfer werden, aber auch jeder der Täter sein kann, erzählt der Thriller auch von großen Gefühlen, von Neuanfängen, von Teamgeist in Notsituationen und von einer trotz all der Lebensfeindlichkeit faszinierenden Region - dies alles verfasst in einem sehr ansprechenden Schreibstil.
Atemberaubend spannend und sehr lesenswert!

Bewertung vom 30.10.2022
Unsterblich sind nur die anderen
Buchholz, Simone

Unsterblich sind nur die anderen


ausgezeichnet

Geheimnisvoll, künstlerisch und faszinierend:
Dieser Roman sprengt die Genreschubladen und nimmt seine Leserinnen und Leser mit auf eine faszinierende Schiffsreise, an der absolut nichts normal zu sein scheint. Die Autorin wagt viel und verknüpft ihre Reise- und Liebesgeschichte mit mythischen, fantastischen Elementen. Ein magisches Buddelschiff, ein Hotel, das scheinbar nur bei Bedarf existiert und dann wieder im Nichts verschwindet, eine mehr als merkwürdige Besatzung … Gleich auf den ersten Seiten zeigt sich, dass die Geschichte von der Suche zweier Frauen nach drei Männern, die auf eben jenem Schiff, auf dem nun auch die Frauen reisen, verschwunden sind, in eine ziemlich ungewohnte und spannende Richtung führen wird …
Dazu kommt die an einigen Stellen spielerisch-experimentelle oder auch geradezu künstlerisch-anspruchsvolle Form – Kapitel, die zum Ende hin entgleiten, in Satzfetzen münden und schließlich ganz verschwinden, Zeitsprünge und Poesieeinlagen … Und gleichzeitig bewegt sich der Roman sprachlich manchmal im Bereich der Umgangssprache, ganz nah dran am Menschen. Immer gefiel mir das nicht, aber es berührte und bewegte mich, wozu sicherlich auch der Sound der Musik meiner Kindheit, der 80/90er, beitrug, der die Geschichte begleitet. Die Schilderung der Atmosphäre auf dem Schiff, das Rätselhafte und diese Musik trugen dazu bei, dass ich mich beim Lesen ganz entspannt fühlte und gleichzeitig fasziniert, wie in einem Traum – der allerdings auch ein paar sanfte Horrorelemente zu bieten hat.
Ein außergewöhnliches Leseerlebnis!

Bewertung vom 23.10.2022
This Charming Man / The Stranger Times Bd.2
McDonnell, C. K.

This Charming Man / The Stranger Times Bd.2


ausgezeichnet

Wunderbar schräg, very british und erfrischend anders!
Ganz schön uncharmante Vampire treiben in dieser Fortsetzung von „The Stranger Times“ ihr Unwesen – und das, obwohl es sie gar nicht gibt ...
Ich lese Bücher aus Reihen gerne wild durcheinander, aber in diesem Fall rate ich ausnahmsweise dazu, vorher den (ebenfalls wunderbaren) ersten Band zu lesen, um sich mit dem etwas seltsamen Team dieser etwas seltsamen Zeitung vertraut zu machen. Und dann kann man sich einfach nur noch freuen! Denn der Autor bietet wieder pures Lesevergnügen mit Schwarzhumor vom Feinsten und herrlicher Situationskomik.
Seine Erzählung staffiert McDonnell mit einer Reihe teils skurriler, teils völlig unmöglicher, teils abstoßender und zugleich liebenswerter Gestalten aus. Wer Vampire als unwiderstehliche Charmeure liebt, wird allerdings enttäuscht sein, denn hier kommen sie etwas schlecht weg … Dafür leuchten die sympathischeren Seiten des ansonsten als völlig unerträglich dargestellten Zeitungschefs Banecroft wieder herzerwärmend hell auf. Überhaupt habe ich diesen zweiten Band als sehr emotional empfunden – geschrieben mit ganz viel Herz und einer bewundernswerten Fülle verrückter Einfälle.
Edel und wunderbar gruselig präsentiert sich „This charming man“ auch von außen: mit schwarzem Buchschnitt, einem Cover in Schwarz und Lila, auf dem es wieder einige winzige schräge Details wie eine fallende Toilette zu entdecken gibt, und einem praktischen, schwarzen Lesebändchen.
Eine gelungene Fortsetzung – das Warten auf den dritten Band wird schwer, sehr schwer …

Bewertung vom 02.10.2022
Feuerpanorama
Gerassimow, Sergej

Feuerpanorama


ausgezeichnet

Wie Menschen in Charkiw die russische Invasion erleben - ungeschminkt und berührend erzählt:
Wer lesen möchte, wie Zivilisten in der Ukraine die von Putin initiierten schrecklichen Ereignisse dieses Jahres erlebt haben bzw. weiterhin erleben müssen, dem empfehle ich, zu diesem Kriegstagebuch zu greifen.
Der Autor Gerassimow schildert darin den Alltag und die Erlebnisse seiner Familie in Charkiw in der Kriegszeit. Schnell, unter dem Eindruck der ständigen Bedrohung des eigenen Lebens und des Lebens seiner Lieben und dadurch natürlich auch mit starken Gefühlen geschrieben, ist dieses Buch auch schnell zu lesen. Das tut der Eindrücklichkeit der Schilderung keinen Abbruch, sorgt eher dafür, dass dieses Buch mir ungeschminkt und unverstellt erscheint. So ist dies zwar eine sehr persönliche und zwangsläufig subjektive Schilderung, aber es kommen durchaus auch kritische Punkte zur Sprache wie der Umgang mit Plünderern, den ich zwar verständlich, aber absolut nicht akzeptabel finde. Der Autor schreibt im Übrigen sehr überzeugend gegen Putins „Alle-Ukrainer-sind-Nazis“-Märchen an, und geht auch auf den heiklen Punkt Asow-Regiment ein.
Was mir aber besonders gefiel, ist die menschliche Güte, die aus seinen Zeilen spricht, der geschilderte Zusammenhalt vieler Menschen angesichts der Gefahr. Und vor allem: dass auch die Haustiere nicht vergessen werden. Gerassimow schreibt auf seine berührende Weise über die Freundschaften zwischen Menschen und Tieren und wie auch die Tiere unter dem Krieg leiden.
Sehr lesenswert!

Bewertung vom 18.09.2022
Omi, ich bin jetzt vegan!
Vochezer, Angelique

Omi, ich bin jetzt vegan!


sehr gut

Viele leckere Rezepte aus der Kindheit in einer tierleidfreien Variante, von herzhaft bis süß

Wie viele andere vegane Kochbücher auf diesem Markt wirkt dieses frisch, bunt und sympathisch - zeichnet sich von den anderen jedoch durch eine ganz persönliche Note aus: der liebevollen Beziehung zwischen nicht-veganer Großmutter, die ihre Lieben gerne bekocht, und der Enkelin, die einen neuen, veganen Weg einschlägt, um ihre Migräne zu bekämpfen. Zusammen entwickelten sie vegane Varianten vertrauter Familiengerichte, wobei die Großmutter Kochwissen aus ihrer Jugend einfließen ließ, als Gerichte aus Tieren noch viel zu teuer waren, um bei jeder Mahlzeit auf den Tisch zu kommen.
Die Darstellung der Rezepte und Zutatenlisten ist sehr gelungen und übersichtlich - jeweils mit einem motivierenden, weil appetitanregenden Foto des jeweiligen Gerichts auf der gegenüberliegenden Seite. In den allermeisten Fällen wird auch sorgfältig erklärt und das Kochbuch bietet neben komplizierteren Gerichten erfreulicherweise eine Reihe von Rezepten, die sich auch von unerfahreneren Köchen und Köchinnen (also sogar von mir) leicht nachkochen lassen. Nur an ganz wenigen Stellen hätte ich mir noch idiotensicherere Informationen gewünscht, beispielsweise ob bei dem Gefüllte-Tomaten-Rezept auf S. 78 der Reis vorher gekocht werden sollte. Gewünscht hätte ich mir auch noch ein Zutatenverzeichnis mit Verweis auf die einzelnen Rezepte, so etwas finde ich immer sehr praktisch, wenn man Reste verwerten will und auf der Suche nach einer passenden Rezeptidee ist.
Dafür gefiel mir der einleitende Teil sehr - er ist berührend (persönliche Geschichte), informativ (zum Thema Nährstoffe) und äußerst hilfreich (mit Anleitungen, wie man beispielsweise Löwenzahnhonig oder veganen Parmesan selbst herstellen kann).
Ein wunderbares Kochbuch mit vielen leckeren herzhaften und süßen Rezepten!