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Benutzername: 
Julia

Bewertungen

Insgesamt 33 Bewertungen
Bewertung vom 20.07.2024
Eve
Towles, Amor

Eve


sehr gut

Los Angeles in den 30er Jahren

Mit ihrem Freund in New York ist Schluss. Was mit einer Zugfahrt und einem Besuch bei den Eltern in Chicago beginnen sollte, endet für Eve mit einem Abenteuer in das glamouröse Leben Hollywoods der 30er Jahre.
Angekommen in Los Angeles trifft Eve in einem berühmten Hotel einen alten Schauspieler, der ihr wiederum eine Eintrittskarte in die Welt der angesagtesten Sternchen Hollywoods verschafft. Eve lernt Olivia de Haviland kennen, D A S Nachwuchstalent schlecht hin und es entwickelt sich eine besondere Freundschaft.
In vielen kurzen Episoden erzählt Amor Towles von den Begegnungen Eves mit den unterschiedlichsten Persönlichkeiten und den Einfluss, den Eve auf die jeweilige Person hatte. Das alte Hollywood wurde echt interessant und authentisch dargestellt und ich habe nun große Lust, "Vom Winde verweht" zu schauen :) Towles ist ein ganz wunderbarer Erzähler!

Bewertung vom 10.07.2024
Die schönste Version
Thomas, Ruth-Maria

Die schönste Version


ausgezeichnet

In 10 Tagen nach d e m einschneidenden Erlebnis erzählt Jella in Rückblenden ihre Beziehung zu Yannick und weitere traumatische Erlebnisse aus ihrer Vergangenheit.
Jella und Yannick scheinen nach außen wie das Traumpaar schlechthin - was sich in deren eigenen vier Wänden abspielt weiß die Außenwelt nicht.
Ich bin voll und ganz begeistert, wie Ruth-Maria Thomas Jellas grausame Geschichte so intelligent und brillant erzählt hat.
Es geht um das sich Anpassen im Patriarchat, dem sich Verstellen um zu gefallen, für Männer schön sein wollen, Unterwürfigkeit, sich selbst verlieren, Geschehenes runterzuspielen bzw. die Schuld bei sich selbst suchen, die Frage wer nimmt die Rolle des Opfers ein?, der unerschütterliche Halt durch Freundinnen.
Sprachlich herausragend und eine so authentische Charakterdarstellung - große Leseempfehlung!

Bewertung vom 15.09.2023
Ich, Sperling
Hynes, James

Ich, Sperling


sehr gut

„Ich, Sperling“ von James Hynes, ins Deutsche übersetzt von Ute Leibmann, erzählt die Geschichte eines Waisenjungen, der im 4. Jahrhundert n. Chr. Im spanischen Carthago in einem Bordell aufwächst. Zu Beginn hilft er in der Küche aus, wo er auch zu seinem Namen „Sperling“ kommt: seine Ziehmutter Euterpe nennt ihn stets bei diesem Namen. Im Laufe der Jahre wird er dann jedoch ins Obergeschoss des Bordells zu den Betten geführt, um dort mit den „Wölfinnen“ zusammenzuarbeiten.
Der Sperling hat als kleiner Junge keinen anderen Ort außer sein Zuhause kennengelernt und weiß nichts vom Rest der Welt und versteht nicht, was im Alltag des Bordells vor sich geht. Die Erlebnisse des Protagonisten im Laufe seines Lebens sind so schmerzhaft, brutal und herzzerreißend, dass ich beim Lesen oft innehalten musste. Er selbst kann diesen schlimmen Erlebnissen zumindest etwas entfliehen, indem er sich einen Sperling vorstellt, der davonfliegt und alles hinter sich lässt.
Während der Anfang der Geschichte noch recht langsam erzählt wird, so hatte mich aber spätestens die zweite Hälfte der Geschichte vollends gepackt: Die Beschreibungen von Sperlings Leben im Obergeschoss sind lebendig, emotional und einfühlsam, was mich hat das Buch verschlingen lassen.
Ein sprachgewaltiges, sehr gut recherchiertes Meisterwerk! Keine leichte Kost, man sollte sich der brutalen Sprache und Handlung bewusst sein. Trotzdem eine klare Leseempfehlung.