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clematis

Bewertungen

Insgesamt 352 Bewertungen
Bewertung vom 09.09.2025
Der Wind von Yorkshire
Scott, Lia

Der Wind von Yorkshire


sehr gut

Unvollendet


Nach dem frühen Tod seiner Ehefrau zieht Robert Barlow mit seinen drei Töchtern June, Dahlia und Fern zu seiner Schwägerin, Tante Eliza, in die einsamen Hügel von Craven Dale. Der ehemalige Pfarrer findet keinen Trost mehr im Glauben und verdient sich ein wenig Geld als Lehrer und Schriftgelehrter. Während Dahlia hübsche Kleidungsstücke näht und Fern sich mit der Schafzucht auskennt, begleitet June am liebsten ihre Tante Eliza zu den benachbarten Höfen, um der Heilerin und Hebamme zu helfen. Als Dahlia schwer erkrankt, entscheidet sich June, in die nächste Stadt – Bradford – zu gehen und ebenfalls zum gemeinsamen Einkommen beizutragen.

Recht anschaulich stellt Lia Scott ihre Figuren vor und passt ihren Schreibstil der idyllischen Landschaft des nordenglischen Yorkshire an. Malerisch ist das Land, die Leute so unterschiedlich wie nur möglich, denn Dahlia wartet, wie es sich gehört, auf die Hochzeit mit ihrem Verehrer, June ist bedacht darauf, viel zu lernen und Fern, die Jüngste, kann ein rechter Wildfang sein, besonders wenn sie um den Preis für ihre Schafwolle feilscht, was ganz und gar nicht den vorherrschenden Sitten um 1868 entspricht. Es dauert geraume Zeit, bis sich eine Handlung entspinnt und auch jetzt ist die betörende Atmosphäre das vorherrschende Element im Roman. Zu den wesentlichen Figuren gesellt sich irgendwann auch der Ire Franky hinzu, der schwere Schuld auf sich geladen zu haben scheint, so richtig greifbar wird dieses Thema nicht, dennoch erweckt er keinen unsympathischen Eindruck. Am Ende dieses Buches treffen wir mit June in einer gänzlich anderen Welt ein, nämlich in Bradford, wo die Schlote rauchen, der Schmutz den Himmel verdüstert und die Spinnräder und Webrahmen fast nie stillstehen. Dann reißt das mittlerweile spannende Geschehen abrupt ab und der Leser wird vertröstet auf den folgenden Band, das Bisherige bleibt unvollendet.

Ein schöner Start in die Welt zwischen Landleben und Stadtgefüge, sympathische Charaktere und viel Gefühl, leider wird der Roman erst in einigen Monaten komplett. Wer kann, sollte vielleicht warten? Lesenswert ist „Der Wind von Yorkshire“ aber jedenfalls.

Bewertung vom 08.09.2025
Das Mädchen, das schwieg / Kajsa Coren Bd.4 (eBook, ePUB)
Teige, Trude

Das Mädchen, das schwieg / Kajsa Coren Bd.4 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Stumme Sissel

Kajsa arbeitet zurzeit nur eingeschränkt als Journalistin, übersiedelt endlich in das renovierte Häuschen in Losvika und fühlt sich hier auf der westnorwegischen Insel sichtlich wohl. Ihr Mann Karsten ist schon länger vom Polizeidienst freigestellt, nachdem er seinen letzten Einsatz nur knapp überlebt hat. Aber die Ruhe währt nicht lange, Sissel, eine etwa dreißigjährige Nachbarin, wird tot in ihrem Haus aufgefunden. Kaum jemand hatte näheren Kontakt zu ihr, denn sie sprach kein Wort, schrieb nur kurze Notizen in ihre Büchlein. Wenn auch nicht ganz freiwillig, so werden Kajsa und Karsten schnell in den Fall eingebunden.

Eine großartige Atmosphäre, voller Düsternis und scheinbarer Beschaulichkeit, empfängt den Leser im kleinen Dorf, wo jeder jeden kennt. Umso verwunderlicher, dass Sissel allen so fremd ist und aufgrund der Ermittlungen nach und nach unglaubliche Bösartigkeiten ans Tageslicht geraten. Viele lebendige Dialoge führen durchs Geschehen und lassen den Leser teilhaben an Journalistenarbeit, polizeilichen Amtshandlungen und privaten Problemen. Höchst verworrene Zustände können einen schon einmal irreleiten, einen unempfindlichen Magen braucht man, wenn es um häusliche Gewalt oder Missbrauch durch Respektspersonen geht – Achtung - dies passt vielleicht nicht für alle Leser. Geschickt aufgebaut ist auch dieser Kriminalfall, sodass das Rätsel um den wahren Täter lange andauert und bis zum Schluss spannend bleibt.

Auch dieses Mal hat man als Leser große Freude an der Seite von Kajsa, ihre spezielle Menschenkenntnis und ihre bisweilen gefährlichen Alleingänge zeichnen sie wie immer aus. Man darf gespannt sein, was die Fortsetzung bringt.

Bewertung vom 07.09.2025
Als uns die Hoffnung am Leben hielt (eBook, ePUB)
Küpper, Henriette

Als uns die Hoffnung am Leben hielt (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Grubenunglück

Lengede ist Bergbau, alle Männer arbeiten unter Tag, so soll auch Harald endlich erstmals als Kumpel einfahren, obwohl der Großvater einst unten geblieben und der Vater später schwer verletzt worden ist. Dem jungen Mann bleibt aber keine andere Wahl, will er nicht mit der Familientradition brechen. Zum Glück ist auch Marius, sein bester Freund seit Kindertagen, in derselben Partie dabei, wenn es mit dem engen Gitterkorb in die Tiefe geht. Just an diesem Herbsttag passiert ein Unglück.

Auf außerordentlich beeindruckende Weise packt Autorin Henriette Küppers eine wahre Begebenheit in einen atemberaubenden Roman. Tatsächlich hat sich im niedersächsischen Lengede am 24. Oktober 1963 ein Grubenunglück ereignet, aus dem Klärteich 12 haben riesige Wasser- und Schlammmassen die Grube Mathilde geflutet. Wie in der Realität kämpfen auch die Männer aus dem Buch ums Überleben, suchen Halt an Grubenstempeln, klettern auf Erzhaufen, um sich vor dem steigenden Wasser zu schützen oder suchen Zuflucht in einem „Alten Mann“, einem stillgelegten Stollen, den man unter anderen Umständen niemals betreten hätte. Die unvorstellbaren Zustände in den finsteren Stollen schildert Küpper hervorragend, Angst und Hoffnung, Verzweiflung und Zuversicht wechseln einander ab, die Kameraden unterstützen einander so gut es in dieser Situation möglich ist. Die Beklemmung springt durch die fesselnde Schreibweise schnell auf den Leser über, wobei sich jede Stunde, jeder Tag in der Realität genau so abgespielt haben könnte.

Neben den Ereignissen im Bergwerk ist aber auch an der Oberfläche einiges los und wie die beiden „Außenseiter“, eine junge Reporterin und ein italienischer Truppführer der Bergemannschaft ins Geschehen eingebunden werden, ist einfach nur fabelhaft. Jede einzelne Figur in diesem Roman ist derart lebendig dargestellt, dass man sich nicht als Zuseher fühlt, sondern als kleines Rädchen mittendrinnen zwischen eingeschlossenen Bergarbeitern und emsigen Helfern, zwischen bangenden Familienmitgliedern und aufgeregten Reportern.

Die Gratwanderung zwischen realitätsgetreuer Fassung und spannendem Roman ist mehr als gelungen, stets bleiben die Schilderungen eher ruhig und genau deshalb auch so bewegend, dass man sich kaum abwenden kann. Insbesondere Ingos Schicksal unter Tage hat mich sehr berührt, aber auch alle weiteren Methoden, auf Hilfe zu hoffen und zu warten, sind beindruckend. Nicht nur über technische Ausrüstung und Bergegerät erfährt man viel Interessantes, sondern auch über die menschliche Stärke, unter schier ausweglosen Bedingungen die Hoffnung aufrechtzuhalten.

Als uns die Hoffnung am Leben hielt ist ein brillanter Roman, der einen da und dort den Atem anhalten lässt, der sich sehr nahe am realen Vorbild des Grubenunglücks von Lengede orientiert und gleichzeitig ausgezeichnete Romanelemente in die Geschichte einbindet. Überaus beeindruckend!

Bewertung vom 05.09.2025
All Better Now (eBook, ePUB)
Shusterman, Neal

All Better Now (eBook, ePUB)


gut

Viren fürs Glück

Nach Corona breitet sich eine neue Pandemie aus, das Crown Royale Virus greift um sich. Verblüfft sind die Genesenen, welche plötzlich erfüllt sind von Glück und Empathie. Ein erstrebenswerter Zustand, oder doch nicht? Die Wirtschaft braucht Kunden auf der Suche nach Neuem, die Politik braucht Wähler, die man leicht beeinflussen und aufwiegeln kann. Was liegt da näher, als nach einem Mittel zu forschen, das diese Glückspandemie beendet?

Im Mittelpunkt dieser utopischen (?) Geschichte stehen Mariel, die mit ihrer Mutter in einem alten Ford Fiesta haust und Ron, der Sohn eines der reichsten Männer der Welt. Wie es der Zufall will, treffen die beiden während der neuartigen Pandemie aufeinander und verspüren eine besondere Zusammengehörigkeit trotz ihrer so unterschiedlichen Herkunft. Zu diesen beiden Perspektiven gesellt sich noch jene einer skrupellosen jungen Frau, die im Auftrag handelt, Wege zu finden, welche Crown Royale eindämmen, um Macht und Gefüge der „alten“ Welt zu erhalten bzw. wiederherzustellen. Wer braucht schließlich lauter Zufriedene, die nichts kaufen und weder auf wirtschaftliche noch auf politische Werbung hören? Zudem ist das Virus nicht ungefährlich, für etliche Kranke sogar tödlich.

Interessante Themenkomplexe, Ethik und Moral, Medizin und Geld, fließen in diesen fast 600 Seiten umfassenden Jugendroman ein, dennoch kann mich die Geschichte nicht so richtig fesseln. Einerseits sind es die Figuren, denen ich nicht wirklich nahe komme, andererseits vermisse ich über weite Strecken Dynamik und Spannung. Möglicherweise kommen diese so spät auf, weil die Pandemie hier nicht auserzählt wird, sondern ein zweiter Band folgen wird?

Eine lesenswerte Grundidee, welche aus meiner Sicht leider nicht ganz optimal umgesetzt wird. Hoffentlich kann sich jüngeres Publikum besser mit den Hauptfiguren identifizieren und mitfiebern. Gerade das letzte Drittel mit einigen offenen Fragen erfüllt diese Erwartungen und weckt Neugierde auf Band 2.

Bewertung vom 05.09.2025
Das Flüstern der Marsch
Keweritsch, Katja

Das Flüstern der Marsch


gut

Frostige Familie

Mona reist in die Marsch, da ihr Opa Karl seinen 80. Geburtstag feiert, aber, anders als sonst, steht nicht Oma Annemie in der Tür. Diese scheint spurlos verschwunden, dennoch misst Karl dieser Tatsache kaum Bedeutung bei. Die gesamte Familie bereitet die geplante Feier vor, so als wäre nichts geschehen. Lediglich Mona begibt sich auf die Suche und dabei viele Jahre zurück.

Aus unterschiedlichen Blickwinkeln – bei Mona in der Ich-Form, bei anderen Personen aus neutraler Erzählersicht – wird diese bedrückende Geschichte erzählt. Zudem gibt es Handlungsstränge in unterschiedlichen Zeitebenen, die besonders am Anfang verwirrend sind, denn die Zusammenhänge sind hier noch unklar. Speziell Freyas Bericht lässt sich sehr lange nicht in die Abfolge der Geschehnisse einordnen und lässt mich über viele Kapitel hin unschlüssig zurück. So findet der Leser einzelne Fragmente einer verstörenden Familiengeschichte vor, die sich nur langsam zu einem Gesamtbild zusammenfügen lassen. Dies und die große Zahl an Figuren sind wohl der Grund dafür, dass man kaum einer Person richtig nahe kommt, so als würde der Roman selbst die frostige Familie und ihre mangelnde Eintracht widerspiegeln. Erst spät kommt die Wende und berührende Szenen lassen den Funken überspringen. Das fulminante Ende kann leider über den eher schwierigen Anfang nicht ganz hinwegtäuschen.

Vielerlei Gedanken zum Thema Frau flicht Katja Keweritsch in diesen Roman ein, spannt den Bogen von rechtlosen minderjährigen Müttern in den 1960er-Jahren über die Abhängigkeit vom Ehemann bis hin zur immer noch selbstverständlichen Doppelbelastung von berufstätigen Müttern in der heutigen Zeit. Auch den Einfluss früherer Generationen auf ihre Nachkommen arbeitet die Autorin geschickt heraus.

Ein ruhiger Roman wie die Marsch, in der er angesiedelt ist, der viel Hintergründiges transportiert. Die Emotionen sind anfangs kühl, ja frostig und brauchen ihre Zeit, um sich zu entfalten. Zum Nachdenken scheint das Marschland wohl bestens geeignet zu sein.

Bewertung vom 05.09.2025
Wolfstal / Luc Verlain Bd.9 (eBook, ePUB)
Oetker, Alexander

Wolfstal / Luc Verlain Bd.9 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Der Schäfer

Ein einsamer, zurückgezogen lebender Schäfer wird im Baskenland tot aufgefunden, Mord steht zweifelsfrei fest. Nach kurzer Zeit der Ermittlungen wissen Luc Verlain und sein Kollege Gilen Etxeberria, dass der Einzelgänger viele Feinde gehabt hat.

Wunderschöne Ausschnitte aus dem Jakobsweg, verführerisch duftende Speisen und ein verwirrender Mordfall, aus diesen Zutaten zaubert Alexander Oetker einen atmosphärischen, spannenden Kriminalfall, den neunten für unseren souveränen Kommissar Verlain. Auch diesmal wird man beim Lesen belohnt mit einem großartigen Potpourri an regionalen Eindrücken, spürt die Leidenschaft des Autors für Land und Leute, welche auch in diesen Band wieder auf überaus gelungene Weise einfließt. Ein Schafhirte, der mit seinem Gewehr die Pilger einschüchtert und eine sonderbare Kollegin an Lucs Seite wecken sofort meine Neugierde an den Ermittlungen zum Tathergang, welche sich als viel komplizierter herausstellen als anfangs angenommen. Es bleibt also durchgehend hochspannend, das Ende ist exzellent und lässt auf eine baldige Fortsetzung hoffen.

Alexander Oetker bleibt seiner Linie treu und verknüpft Lucs Ermittlungen mit so viel Flair, dass die Beschreibungen in schillernden Farben jeden Reiseführer in den Schatten stellen. Auch den neunten Fall mit Verlain habe ich mit großem Vergnügen genossen.

Bewertung vom 04.09.2025
Verschworen / Mörderisches Island Bd.5 (eBook, ePUB)
Ægisdóttir, Eva Björg

Verschworen / Mörderisches Island Bd.5 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Rache?

Elma kehrt aus der Babypause zurück und erwartet einen ruhigen Winter im Polizeidienst. Weit gefehlt, in einem Urlaubshäuschen liegt ein Toter, mit sieben Hieben brutal erstochen. Die Ermittlungen führen zu einem Feriencamp mehr als zwanzig Jahre zuvor. Kann es sich um einen Racheakt handeln?

Zum wiederholten Male nimmt Elma aufwendige Morduntersuchungen auf, teils unterstützt von ihrem Kollegen und Lebenspartner Sævar, der sie in der Elternzeit abgelöst hat und von ihrem Vorgesetzen Hörður, der jedoch durch einen Fahrradunfall mehr eingeschränkt ist als ihm lieb ist. Die besondere Kulisse Islands passt wieder wunderbar zur ruhigen, aber stets packenden Stimmung, viele Gedankengänge müssen überprüft, etliche Personen befragt werden. Zeitsprünge in die Vergangenheit sorgen für Abwechslung und lebhafte Hintergrundinformationen, ein wenig Privates lockert die Ermittlungen bestens auf, ohne zum Störfaktor zu werden. So wird auch der fünfte Fall für Elma zu einem kurzweiligen Abenteuer in Akranes, einem kleinen Hafenstädtchen, wo ja angeblich nichts passiert.

Wenig Blut, dafür umso spannendere Verstrickungen unter den zahlreichen Figuren, eine brillante Fallanalyse und ein frappierendes Ende – beste Voraussetzungen für einen großartigen Kriminalroman. Jetzt steigt natürlich die Spannung, wie es mit Elma und Sævar weitergeht. Uneingeschränkte Empfehlung für Krimibegeisterte, die die Kraft in der Ruhe sehen.

Bewertung vom 03.09.2025
Der Tower (eBook, ePUB)
Menger, Ivar Leon

Der Tower (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Alles ist möglich

Nova-Marie fliegt aus ihrer Wohnung raus, den Job als Galeristin hat sie schon davor verloren, als Influencerin und Babysitterin verdient sie gerade so viel, dass sie noch etwas essen kann. Was für ein Glück, dass just in diesem Moment das Telefon läutet und ihr eine angenehme Stimme mitteilt, dass sie beim Gewinnspiel ausgelost worden ist, der Haupttreffer ist nämlich ein gratis Jahresabo für ein Luxusappartement im hypermodernen Pramtower am Berliner Alexanderplatz.

Von ihren Lieblingsklängen wird Nova im Foyer empfangen, mittels Sprachaufforderung öffnet sich die Tür zur Wohneinheit, der Kühlschrank hält die Lieblingsspeisen bereit und auch der Champagner prickelt bald im Glas. Alles ist möglich, denn die geniale KI Kim liest Novas Wünsche quasi von den Lippen ab und erfüllt einen jeden prompt. Aber ist es das, was Nova wirklich beglückt? Sie erreicht ihren besten Freund nicht mehr und will wieder weg von diesem Luxusturm, doch da hat sich der Goldene Käfig schon wie von selbst geschlossen.

Eine einzigartige beklemmende Atmosphäre erschafft Autor Ivar Leon Menger mit diesem Szenario, Nova ist gefangen zwischen Vertrauen und Erkennen. Schon früh spürt die junge Frau, dass etwas Sonderbares vor sich gehen muss, freut sich aber andererseits, dass ihr neues Luxusdomizil so viel an Komfort und Behaglichkeit bietet. Ist es nicht phantastisch, dass Kim auf Ansage die Fenster verdunkelt oder gar in kürzester Zeit ein köstliches Menü per Speisenaufzug liefert? Die Seiten mit Nova fliegen nur so dahin, die Zeit im unbezahlbaren Turm vergeht im Nu, so fesselnd präsentiert der Autor diese unglaubliche Geschichte. Besonders gelungen ist das Ende mit dem A/B-Test.

Gibt es nicht? Alles Übertreibung? Diese Gedanken schleichen sich mitunter beim Lesen ein, doch wer weiß … was heute noch als Utopie abgetan wird, kann morgen schon Realität sein. Das Thema Künstliche Intelligenz betrifft uns alle, hier zum Glück nur als kurzweilige Unterhaltung. Lesenswert.

Bewertung vom 02.09.2025
Die Töchter von Usedom - Das Geheimnis in den Dünen (eBook, ePUB)
Weber, Jessica

Die Töchter von Usedom - Das Geheimnis in den Dünen (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Alte Konflikte

Zwanzig Jahre sind vergangen, die nächste Generation mit Lore, Paul und Karl ist herangewachsen. Während die Pension Büchner um ein drittes Haus direkt am Strand erweitert wird, tritt Unerwartetes ein und bringt alte Konflikte ans Licht.

Beschwingt wie bereits gewohnt, erzählt Jessica Weber weiter aus dem Leben der Büchners, die mittlerweile auch Michelsens und Pagels sind. Dass jetzt noch Bekannte aus einer gemeinsamen, zwei Jahrzehnte zurückliegenden Zeit auftauchen, damit hat niemand mehr gerechnet. Was zum Wohle aller geheim gehalten worden ist, drängt an die Oberfläche, aber nicht nur die „Alten“, auch die „Jungen“ hüten ihre Geheimnisse. Stimmungsvolle Bilder aus Swinemünde wechseln diesmal ab mit jenen aus einem pulsierenden Berlin, lebendige und detailgetreue Szenen lassen die Zeit um 1890 besonders erlebbar werden.

Spannend und voller Gefühl beschreibt die Autorin die Suche nach den Wurzeln, die nicht immer klar sind und die Angst um eine Zukunft, welche erträumt wird, aber nicht ohne Hürden gelebt werden kann. Turbulente Zeiten stehen der Pension Büchner ins Haus, ich war wieder gebannt dabei und bin schon neugierig, was bei der Rückkehr nach Swinemünde (Band 3) geschehen wird. Die Familie kann doch nichts mehr erschüttern, oder doch? Ich bleib dran … und vergebe vorerst einmal je fünf verdiente Sterne für die ersten beiden Teile der Ostsee-Familiensaga.

Bewertung vom 01.09.2025
Die Töchter von Usedom - Im Sturm der Zeiten (eBook, ePUB)
Weber, Jessica

Die Töchter von Usedom - Im Sturm der Zeiten (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Die Büchner-Frauen

Swinemünde an der Ostsee, 1870: Das Schicksal hat entschieden: Nach einem Unfall bleiben Großmutter Elfriede und die Cousinen Ella und Lina Büchner allein zurück und führen fortan gemeinsam eine kleine Pension, in welcher sie drei Zimmer an Gäste vermieten. Während Lina immer den Kopf in den Wolken hat und vom Theater träumt, ist Ella die bodenständige, die stets das Geschäft vor Augen hat, ja sogar expandieren möchte. Jede der drei Büchner-Frauen hat eigene Träume und Vorstellungen vom Leben, dieses bringt aber manchmal etwas ganz anderes.

Dieser großartige Roman erzählt höchst lebendig von den beiden jungen Fräulein Ella und Lina, die nach dem Tod ihrer Eltern wie Schwestern bei der liebevollen aber doch gestrengen Großmutter aufwachsen. Als der fahrende Zirkus in den Ort kommt, steht für Lina das Leben auf dem Kopf. Und auch Ella muss weitreichende Entscheidungen treffen. Voller Bilder und Emotionen sprüht diese Geschichte, offenbart tiefe Gefühle und weht ab und zu auch einmal eine steife Brise von der Ostsee ins Land. Anfangs wohlbehütet, müssen die Cousinen sich aber bald der mitunter rauen Lebensrealität stellen und mit den Herausforderungen wachsen.

Jessica Weber packt mit viel Liebe zum Detail historische Begebenheiten aus der Kaiserzeit in einen flotten, unterhaltsamen Roman und weckt Neugierde auf mehr rund um die Büchner-Frauen Lina, Ella und Elfriede. Schön, dass die Fortsetzung bereits bereitliegt, denn Band 1 der Ostsee-Familiensaga kann ich schon einmal guten Gewissens empfehlen.