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Benutzername: 
PMelittaM
Wohnort: 
Köln

Bewertungen

Insgesamt 532 Bewertungen
Bewertung vom 03.06.2022
Brüder des Windes
Williams, Tad

Brüder des Windes


sehr gut

Die Zida‘ya-Brüder Hakatri und Ineluki folgen der Bitte des menschlichen Prinzen Cormach, die Seinen von einem (Lind)Wurm zu befreien, von dem sich herausstellt, dass er Hidohebhi, der Schwarzwurm, einer der sehr gefährlichen alten Würmer ist. Ineluki tut den Schwur, nicht nach Hause zurückzukehren, bis Hidohebhi vernichtet ist, was nicht nur ihn auf eine schwere Probe stellen wird.

Erzählt wird die Geschichte in Ich-Form von Pamon Kes einem Tinukeda‘ya, die von den Zida‘ya Wechselwesen genannt werden, der der Waffenträger Hakatris ist, und seinen Herrn nicht nur in das gefährliche Abenteuer begleitet, sondern auch mit ihm die Konsequenzen durchsteht, die daraus entstehen. Mir gefällt diese Erzählweise gut, vor allem, weil sie nicht aus Sicht eines der priviligierten Zida‘ya ist, sondern aus der eines bei den meisten weniger Geachteten, der zudem im Laufe der Geschichte auch noch eine neue Sicht auf sich selbst erhält.

Der Roman ist anders als viele andere, denn er hört mit dem Ende der Jagd nach Hidohebhi noch lange nicht auf, fast könnte man meinen, die Geschichte geht danach erst richtig los. Schon vorher gibt es Begegnungen mit anderen Gemeinschaften, was interessant ist, aber erst danach geht das Reisen so richtig los, und man lernt als Leser:in einiges über die einzelnen Kulturen, deren Lebensweisen und Hintergründe, wozu durchaus auch Kritisches gehört.

Die Geschichte spielt, laut Klappentext, tausend Jahre vor dem „Drachenbeinthron“, wer schon öfter in Osten Ard unterwegs war, kennt vielleicht manches schon, bekommt aber eventuell eine neue Perspektive und lernt neue Geschichten und Mythen kennen. Ich selbst habe bisher nur wenige Bücher aus diesem Universum gelesen, finde vieles interessant, was ich hier lese, und freue mich darauf, dem einen oder anderen Namen später noch einmal zu begegnen. Auch für einen Neuling könnte es eine interessante Lektüre sein. Was allerdings fehlt ist eine Art Glossar, dafür ist eine Karte, die den Weg der Charaktere nachvollziehen lässt, vorhanden.

Die Spannung ist in diesem Roman unterschiedlich verteilt, vor allem der erste Teil ist sehr spannend, später lässt die Spannung nach, blitzt aber immer wieder einmal auf. Dennoch finde ich auch den zweiten Teil nicht langweilig, auch er lebt davon, dass man wissen möchte, wie es wohl ausgehen wird. Was aber vielleicht mehr wiegt: Tad Williams kann so schreiben, dass der Leser sich nicht nur dabei, sondern auch mitfühlt, und er kann Charaktere kreieren, die man sich merkt, und die man gerne weiterbegleiten würde.

Tad Williams ist immer lesenswert, und auch dieser Band hat mir wieder einmal Lust darauf gemacht, endlich die mir noch fehlenden Bände aus Osten Ard zu lesen. Er ist aber kein packender Pageturner sondern lässt es in weiten Teilen ruhiger angehen – lesenswert ist er dennoch und gehört in die Bibliothek eines jeden Fans der Osten Ard-Reihe. Empfehlen kann ich ihn aber auch Genrefans, die es nicht durchgehend sehr spannend haben müssen, die „fremde“ Namen und Begriffe nicht abschrecken und die gerne phantasievolle und gut erzählte Fantasy lesen.

Bewertung vom 29.05.2022
Gegen jedes Gebot
Baker, Philea

Gegen jedes Gebot


sehr gut

1874: Alessa Arlington studiert nun am Women‘s Medical College in New York um Ärztin zu werden. Die Frauen dort sind strikten Verhaltensweisen unterworfen, z. B. dürfen sie nicht politisch tätig werden, die Schule fürchtet um ihre Reputation und dass sie bei Kritik geschlossen werden könnte. Als eine nackte, übel zugerichtete Frauenleiche auf den Stufen des Women‘s Medical gefunden wird, kann Alessa nicht anders, als sich einzumischen und ihr Studium in Gefahr zu bringen.

Aus einer renommierten Brauerei werden 200 Fässer Bier gestohlen und wichtige Fertigungsanlagen zerstört. Henry Cochrane vom New York Police Department (NYPD) bekommt den Fall zugewiesen. Derzeit ist es ihm nicht erlaubt, in Mordfällen zu ermitteln, und als er in den oben genannten Mordfall, gerät, nimmt ihm sein Vorgesetzter Angus Farrell den Fall ab, lässt ihn aber zuarbeiten.

Philea Baker verwebt ihren Kriminalfall wieder mit realen historischen Geschehnissen. Auch in New York nimmt sie sich den schlechtgestellten Gesellschaftsschichten an. Zu dieser Zeit kämpfen Arbeiter und Gewerkschaften für bessere Arbeitsverhältnisse, aber auch Frauenvereinigungen versuchen die gesellschaftliche Situation zu verbessern, wie etwa die Women‘s Christian Temperance Union (WCTU), die sich für Alkoholabstinenz stark macht, da viele Frauen unter ihren alkoholisierten Männern leiden. Beides wird hier einbezogen, daneben aber auch spezielle kriminelle Vereinigungen, die Gangs, und die Schurkengalerie des NYPD, die der Polizei eine große Hilfe bei ihren Ermittlungen ist. Die Autorin hat wieder gut recherchiert, und im Anhang gibt es dieses Mal nicht nur ein interessantes Nachwort (im Vorgängerband hat das noch gefehlt), sondern auch Fotos der einen oder anderen historischen Persönlichkeit, die hier auftritt oder zumindest erwähnt wird.

Alessa gefällt mir in diesem Band nicht ganz so gut wie im Vorgänger, vor allem auf Grund ihres „Liebeslebens“, hier kann ich einiges nicht nachvollziehen. Zwei Dinge waren mir schnell klar, und ich konnte nur den Kopf schütteln, weil vor allem eine Sache schnell geklärt hätte werden können, hätte man sie einfach einmal angesprochen. Die andere passt meiner Meinung nach nicht so recht zu Alessa und scheint mir nur zwecks Dramatik eingebunden worden zu sein. Das hat bei mir aber nicht so recht geklappt, ich fand es eher ärgerlich.

Neben Alessa gibt es einige interessante Charaktere, mir hat mir besonders Cochrane gut gefallen, aber auch z. B. Victoria Woodhull, die tatsächlich gelebt hat, und ich habe mich gefreut, dass zwei Charaktere aus Band 1 wieder dabei sind.

Die Kriminalfälle sind sehr komplex, vielleicht sogar ein bisschen zu komplex und meiner Meinung nach nicht so gut gelungen wie in Band 1. Doch auch hier bietet sich die Möglichkeit, dem Leser zusätzliches Wissen gut verpackt zu vermitteln, wie etwa über das Bierbrauen.

Ganz so gut wie der Vorgängerband hat mir dieser nicht gefallen, doch auch hier gibt es eine gute Verbindung zwischen fiktivem Kriminalfall und historischem Hintergrund. Auf Alessas Liebesverwicklungen hätte ich dagegen gut verzichten können. Ich vergebe 3,5 Sterne, die ich, wo nötig, wieder aufrunde, aber auch eine Leseempfehlung, wobei ich der Meinung bin, man sollte Band 1 kennen, bevor man zu Band 2 greift. Ich freue mich nun auf Band 3, der noch 2022 erscheinen soll.

Bewertung vom 28.05.2022
Zeit der Krähen / Das Lied von Eis und Feuer Bd.7
Martin, George R. R.

Zeit der Krähen / Das Lied von Eis und Feuer Bd.7


ausgezeichnet

Brienne ist auf der Suche nach Sansa Stark, die Eisenmänner nach einem neuen König und Cersei trauert um ihren Vater, hasst Tyrion noch mehr als vorher und hat damit zu tun, Tommen, den neuen König, zu schützen und ihre Regierungsgewalt zu etablieren.

Auch dieser Band (Band 7 bzw. 1. Teil des 4. Originalbandes) wird wieder aus verschiedenen Perspektiven erzählt, neben Arya, Brienne, Cersei, Jamie, Samwell und Sansa werden in der Kapitelüberschrift zum Teil keine Namen genannt, sondern Beschreibungen, wie „Die Tochter des Kraken“ für Asha Graufreud. Die einzelnen Charaktere befinden sich an verschiedenen Orten und decken einen Teil der verschiedenen Protagonisten der Reihe ab.

Ich mag diese Erzählweise sehr gerne, wie überhaupt die ganze Art, wie der Autor erzählt, sehr ausführlich, aber immer nah an den Charakteren. In diesem Band fehlen zwar einige interessante Protagonisten, wie Danerys oder Tyrion, über letzteren wird wenigstens, wenn auch nichts Gutes, gesprochen, aber das wird sich bestimmt auch wieder ändern. Da viele Handlungsstränge zudem hier noch offen bleiben, kann man gespannt sein, wie es weitergeht (auch wenn man vielleicht die Serie bereits kennt, wie ich, muss man immer damit rechnen, dass die Reihe manches anders erzählt).

Dass dieser Band weniger spannend ist als manch Vorgänger, stört mich persönlich nicht, ich begleite die Charaktere einfach gerne, mag es auch zu erfahren, was zwischendurch passiert und wie sich manches entwickelt.

Im ausführlichen Anhang gibt es ein Personenverzeichnis, mit einigen Hintergrundinformationen über die einzelnen Häuser.

Auch dieser Band hat mir gut gefallen, ich bin durch die Seiten geflogen und hatte interessante Lesestunden – man sollte aber unbedingt die Vorgänger gelesen haben.

Bewertung vom 26.05.2022
Mrs Agatha Christie / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.3
Benedict, Marie

Mrs Agatha Christie / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.3


gut

Im Dezember 1926 verschwindet Agatha Christie für elf Tage spurlos, bis heute ist der Grund nicht geklärt. Marie Benedict bietet in diesem Roman einen Erklärungsversuch.

Erzählt wird abwechselnd in zwei Zeitebenen. In Ich-Form und im Präteritum erzählt Agatha selbst in den mit „Das Manuskript“ betitelten Kapiteln, wie sie 1912 ihren späteren Ehemann Archibald Christie kennenlernt und danach von ihrem Eheleben. Das Geschehen rund um Agathas Verschwinden wird aus Perspektive ihres Ehemannes in Präsens und und der dritten Person erzählt. Archibald, genannt Archie, geriet seinerzeit selbst unter Mordverdacht. Diese Erzählweise finde ich gelungen, auch, weil man sich so zu Anfang gar nicht erklären kann, wie es so weit kommen konnte, im Laufe des „Manuskripts“ dann aber besser versteht.

In einem zweiten Abschnitt wird, nach Auffinden Agathas, die Erklärung geliefert, die Marie Benedict wohl am wahrscheinlichsen hält, und die auch tatsächlich wahr sein könnte. Agathe Christie hat bis zu ihrem Tod selbst keine Erklärung geliefert.

Schon bei „Lady Churchill“ hat mich die Autorin nicht bis zum Ende packen können, und leider ist es mir hier ähnlich ergangen. Zunächst fand ich es noch interessant zu lesen, doch mit der Zeit konnten mich die Figuren nicht mehr packen, und ich fragte mich schnell nach dem Warum. Nicht nach dem Warum Agatha verschwunden ist (das war ja sowieso die Grundfrage) sondern nach dem Warum Agatha und Archie so handeln. Gut, eine Sache wurde erst im zweiten Teil klar, aber das war für mich leider kein Aha-Erlebnis, wie es wohl beabsichtigt ist, eher war ich unzufrieden, weil ich nicht ganz nachvollziehen konnte, was ich da las. Da mich zudem die Charaktere nicht für sich einnehmen konnten, und die Geschichte schließlich auch Längen aufweist, habe ich den Roman am Ende nicht den Lesegenuss gehabt, wie ich ihn erhofft hatte.

Interessant war der Roman trotzdem, zumindest teilweise. Bisher kannte ich zwar die meisten Romane Christies, in meiner Jugend habe ich sie gerne gelesen, aber über ihr Leben wusste ich kaum etwas. Hier habe ich einiges über ihre Herkunft, ihre Sozialisation, ihre erste Ehe und die Anfänge ihres Schreibens erfahren. Auch wenn sicher nicht alles genau so stattgefunden hat, im wesentlichen war es wohl so. Und ich habe Lust bekommen, mal wieder etwas von Christie zu lesen.

Leider hat der Roman meine Erwartungen nicht ganz erfüllt. Ich habe zwar ein bisschen mehr über eine berühmte Autorin erfahren, und auch die Erzählweise auf zwei Zeitebenen finde ich gelungen, aber der Roman hat Längen, die Charaktere können mich nicht komplett überzeugen, und die Auflösung ist zwar möglich, aber nicht überzeugend erzählt.

Bewertung vom 22.05.2022
Das Gift der Lüge / Die Morde von Edinburgh Bd.2
Parry, Ambrose

Das Gift der Lüge / Die Morde von Edinburgh Bd.2


ausgezeichnet

Edinburgh 1849: Will Raven kehrt nach einem Jahr in Europa als Dr. Simpsons Assistent zurück und stellt fest, dass Sarah mittlerweile Mrs. Banks geworden ist. Er selbst hatte die Beziehung zu ihr abgebrochen, weil er eine Ehe mit einem Dienstmädchen nicht standesgemäß fand. Dennoch müssen beide weiterhin zusammenarbeiten, denn auch Sarah arbeitet noch für Dr. Simpson, allerdings nun in einer anderen Stellung. Als Will zu einem unklaren Fall hinzugezogen wird, wähnt er sich im Begriff, eine neue Krankheit zu entdecken – oder ist es doch ein Mordfall, wie Sarah vermutet?

Band 1 der Reihe hatte ja bereits gut vorgelegt, und auch Band 2 bietet wieder eine gute Mischung aus Kriminalgeschichte und Medizinhistorie, wozu auch gehört, dass einige der Charaktere, allen voran James Young Simpson, historische Persönlichkeiten sind, die tatsächlich Medizingeschichte geschrieben haben. Dazu kommt noch viel Zwischenmenschliches, wie die Beziehung zwischen Sarah und Will, aber auch Gesellschaftskritisches, wie z. B. die Stellung der Frau. So lässt sich Sarah nicht so ohne weiteres in die Rolle drängen, die ihr in jener Zeit als Frau zugeschrieben wird, und sie ist in diesem Band nicht die einzige, die sich dagegen stellt. Sehr gut hat mir in diesem Zusammenhang Sarahs Ehemann, Archie Banks, gefallen, der sie in diesem Bestreben unterstützt.

Will dagegen muss an seiner Meinung feilen, und er bekommt mehr als eine Gelegenheit dazu. Mir hat sehr gut gefallen, wie tief man in die Gedanken- und Gefühlswelt der beiden Hauptcharaktere, aus deren Perspektiven erzählt wird, eintaucht, dazu kommt noch die der Täterin, die man schnell kennenlernt, denn sie erzählt ihre Geschichte selbst in Ich-Form, auch hier kommt einiges gesellschaftskritische zum Tragen. Interessant ist, dass diese Frau auch auf einer realen Person basiert, wie man den historischen Anmerkungen im Anhang entnehmen kann.

Ein großer Pluspunkt ist für mich weiterhin, dass man gut teilhaben kann am Alltag eines Arztes jener Zeit, aber auch an den Grenzen, die ihm aus verschiedenen Gründen gesetzt sind. Will setzt sich über manche dieser Grenzen hinweg, am Ende sogar über eine sehr schwerwiegende. Auch der Fall betrifft wieder das medizinische Thema und bietet zusätzliche Einblicke. Insgesamt habe ich mich in die Zeit zurückversetzt gefühlt, die Atmosphäre stimmt.

Das Ende wirft Fragen nach der Zukunft der Reihe auf, ich hoffe, es wird einen dritten Band geben und bin schon sehr gespannt, was mich dort erwartet.

Auch Band 2 ist wieder atmosphärisch und interessant erzählt, die beiden Hauptcharaktere entwickeln sich fort, und die medizinische Thematik ist gut recherchiert. Ich hoffe sehr auf weitere Bände und vergebe wieder volle Punktzahl und eine Leseempfehlung für Genrefans.

Bewertung vom 21.05.2022
Die Verschwörer von Kalare / Codex Alera Bd.3
Butcher, Jim

Die Verschwörer von Kalare / Codex Alera Bd.3


ausgezeichnet

„Die Menschen planen, das Schicksal lacht“ (Eingangszitat)

Zwei Jahre sind vergangen seit dem letzten Band. Der Hohe Fürst von Kalare, Kalarus Brencis, startet eine Revolution gegen Gaius Sextus, Erster Fürst Alera Imperias, und lässt sich dabei mit Feinden Aleras ein, die er womöglich nicht in Zaum halten kann.

Der dritte Band der Reihe wird wieder aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Tavi, der immer noch als Hauptcharakter, wenn auch nicht als einziger Protagonist fungiert, wird undercover zur Ersten Aleranischen Legion geschickt, die gerade im Aufbau ist. Von allen Städten wurden Soldaten dorthin geschickt, um eine militärische Truppe zu haben, die dadurch den Frieden im Land wahren soll.

Tavis Verwandte, Isana und Bernard, werden in die Auswirkungen der Revolution verstrickt. Während Isana eine eigene Perspektive erhält, gehört die dritte der Frau an Bernards Seite, Gräfin Amara, die wie Tavi Kursorin ist, und hier eine Menge spannender Szenen erhält – wobei Tavis Szenen noch ein bisschen spannender sein werden.

Spannend, anders kann man den Roman wirklich nicht nennen, wobei es zunächst eher gemächlich beginnt, dann aber zunehmend anzieht, und sich schließlich so steigert, dass man den Roman kaum aus der Hand legen mag, wobei die Perspektivewechsel ein übriges tun. Jim Butcher hat das allerdings nicht auf die Spitze getrieben, so dass oft mehrere Kapitel bei einem Charakter bleiben, spannend ist das schon genug.

In diesem Band erfährt man, endlich möchte ich sagen, obwohl ich es bis dahin gar nicht so sehr vermisst hatte, mehr über Tavi, über seine Eltern, und auch über seine fehlenden Elementarkräfte. Denn, während die Welt, die der Autor hier entwickelt hat, sehr römisch anmutet, gibt es daneben Magie. Die Aleraner, und zwar alle außer Tavi, besitzen Elementarkräfte, die bei guten Elementarwirkern teilweise spektakuläre Auswirkungen haben, die sich vor allem in den Kämpfen gut machen, sich aber auch im täglichen Leben bewähren. Andere Völker, wie die Canim, wolfartige Wesen, haben diese Kräfte nicht, dafür aber andere Fähigkeiten. Dass Tavi trotz seines „Mangels“ seinen Mann steht, zeugt von einem außergewöhnlichen Charakter, er muss eben anders agieren und mehr seinen Kopf einsetzen.

Apropos Kämpfe, davon gibt es einige, aber, die sind nie langweilig, denn Jim Butcher, der sich für Kampfsport begeistert, weiß sie spannend zu inszenieren, und hier kommen zusätzlich die oben beschriebenen Fähigkeiten zum Tragen, die der Autor meisterhaft einbezieht. Selbst ich, die Kämpfe oft langweilig findet, lese hier gebannt.

Tavi ist ein wunderbarer Charakter, den man als Leser:in einfach mögen muss, und dessen Leben man gespannt verfolgt. Auch die anderen Charaktere sind Jim Butcher sehr gut gelungen, sie wirken lebendig und echt und berühren.

Da noch weitere drei Bände folgen werden, ist die Geschichte hier natürlich noch nicht auserzählt, doch es gibt einen gewissen Abschluss – dennoch wird man schnell den nächsten Band lesen wollen.

Band 3 der Reihe fügt sich sehr gut ein, die Geschichte bietet Überraschungen, führt das bisherige Geschehen interessant fort und macht Lust auf Band 4. Ich empfehle die Reihe unbedingt und vergebe natürlich wieder volle Punktzahl.

Bewertung vom 18.05.2022
Der Untertan
Mann, Heinrich

Der Untertan


sehr gut

Diederich Heßling, der Protagonist des Romans, ist der perfekte Untertan, kann aber auch sehr tyrannisch agieren, nach oben buckeln, nach unten treten, das kann er schon als Kind gut, und zusätzlich schafft er es immer wieder, für sich das Beste aus einer Situation herauszuholen. Oh, wie oft ich über ihn den Kopf geschüttelt habe – wie gut, dass das Ganze satirisch gemeint ist – auch wenn es solche Typen wie Heßling sicher gibt, auch heute noch, so hat Heinrich Mann ihn doch sehr überspitzt dargestellt und manch einem seiner Zeitgenossen damit wohl auch einen Spiegel vorgehalten.

Das Untertanenhafte ist heute vielleicht nicht mehr so verbreitet wie noch zu Kaiserszeiten, aber sich immer und überall einen Vorteil zu schaffen, auch auf Kosten anderer, gibt es immer noch, wird es wohl zu allen Zeiten geben. So ist Heßling durchaus auch ein Spiegel unabhängig von seiner Zeit. Er lügt wie gedruckt, ist heuchlerisch, aber auch ziemlich feige, Denunzieren ist sein Hobby.

Leicht zu lesen ist der Roman nicht durchgehend, oft muss man sich schon sehr konzentrieren. Für mich gibt es einige Passagen, die mich amüsiert haben, etwa als Heßling während seiner Hochzeitsreise auf seinen Kaiser trifft, und dann nur noch im Sinn hat, diesen zu stalken, wie man heute sagen würde. Andere Passagen ziehen sich sehr und machen das Lesen schwieriger. Dennoch erzählt Mann anschaulich und die Charaktere sind gut ausgebaut, ihre Beschreibungen sehr bildhaft, wenn auch oft nicht sehr vorteilhaft.

Meine Ausgabe beinhaltet einen umfangreichen Anhang, den ich interessant zu lesen fand.

Heinrich Manns Roman ist gute hundert Jahre alt, wirkt aber in manchem immer noch aktuell. Ich hatte amüsante, aber auch angestrengte Lesestunden. „Der Untertan“ gehört meiner Meinung nach zu den Klassikern, die man gelesen haben sollte.

Bewertung vom 17.05.2022
Kurtai der Amazonen (eBook, ePUB)
Hoß, Thorsten

Kurtai der Amazonen (eBook, ePUB)


sehr gut

Ein riesiger Drache holt Ashley Bender ab, damit beim Kurtai der Amazonen nicht nur über sie, sondern auch mit ihr gesprochen werden kann. Ein Teil des Clan der Amazonen folgt ihr, um ihr beizustehen, während der Rest versucht, einen sichere Unterschlupf zu finden, denn eine große Menge Silberdrachen ist auf dem Weg zur Küste, an der der Clan lagert.

Band 4 der Reihe führt die Geschichte unmittelbar fort, und natürlich gibt es wieder allerhand Schwierigkeiten für die Gruppe um die Mannschaft der Sirius7, die immer größer wird und eigentlich nur einen Ort finden möchte, wo sie sich niederlassen kann.

Wie gewohnt gibt es viele kurze Kapitel aus verschiedenen Perspektiven, die man bereits alle kennt, wenn man die Vorgängerbände gelesen hat (wer das nicht hat, bekommt zu Beginn des Romans eine gute Einführung). Dennoch gibt es auch ein paar neue Charaktere, die eine größere Rolle spielen, wie den Drachen Wargiriuns-Aranarich-Deregal-Merac-Argon ,dessen Name nicht nur genauso groß ist wie er selbst, dessen Charakter mich zudem positiv überrascht hat.

In den Zwischenspielen (eine Tradition der Reihe) gibt es verschiedene Handlungsstränge, vorwiegend verschiedene magische, so treffen wir u. a. auf Magister Ingbold, der, während sein früheres Ich, Lektor Ingbold, und Sven sich immer näher kommen, seine eigenen – bösartigen – Fäden zieht. Gegen Ende wird wohl gar ein neuer Erzählstrang eröffnet, der im nächsten Roman eine größere Rolle spielen dürfte, und auf den ich sehr gespannt bin.

Das ist aber nicht das einzige Geschehen, auf dessen Fortgang im nächsten Band man gespannt sein kann, Thorsten Hoß‘ Fantasie scheint unerschöpflich, und er bietet immer wieder unerwartete Wendungen, vor allem auch manche Entwicklung der Charaktere ist kaum vorhersehbar und gut gelungen.

Band 4 der Reihe steht den Vorgängern in nichts nach, ist spannend, bringt die Geschichte interessant voran und eröffnet neue Handlungsstränge, die neugierig machen – ich freue mich auf den nächsten Band!